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Coronaimpfung in Madagaskar

Das PRIORI-Team wurde Mitte Juni geiCoronaimpfung in Madagaskarmpft. 
Es dauerte lange, bis die Staatsführung von Madagaskar von ihrem eigenentwickelten Sirup abkam und die Hilfe des UNO-Covax-Programms akzeptierte.

Seit Mai wird geimpft. Vorerst das Gesundheitspersonal. Dann weitere Personen in gefährdeten Bereichen. Seit Juni nun auch ‚die Allgemeinheit‘. Die Impfdosen reichen nicht für alle. Doch es ist ein Anfang in Madagaskar.

Lesen Sie dazu unseren ausführlichen Bericht zur Impfung im Vaccinodrome

Madagaskar Covid Impfung
Madagaskar Covid Impfung gemacht. Impfausweis erhalten.

Vanille in Madagaskar

A 100 Vanille

Vanille Madagaskar SAVA PRIORI Reisen

 

Schon immer haben die Gewürze die Welt bewegt und ihretwegen wurden Kriege geführt oder Kontinent entdeckt. Die Insel Madagaskar ist schon lange für seine kostbare Vanille berühmt. Nach Safran zählt dieses Gewürz nämlich zu den teuersten der Welt. Ca. 50% der heutigen weltweit produzierten Vanille kommt aus Madagaskar. Auch die benachbarten Inseln La Réunion, die Komoren und Mauritius produzieren etwas Vanille. Die Vanille aus Madagaskar trägt den Qualitäts-Markennamen “Bourbon Vanille“. Dieses duftende “schwarze Gold“ gehört zu den wertvollsten Exportprodukten von Madagaskar und ist ein Stimulans für Gaumen und Gesundheit.

Vanille in Madagaskar
Ursprünglich stammt die Vanillepflanze aus dem tropischen Mexiko. Erst mit der Entdeckung der “Neuen Welt“ und durch die spanische Landeroberung im Jahr 1510 wurde dieses wertvolle Gewürz in ganz Europa bekannt. Neben Gold und Edelsteine haben die Spanier auch zwei exotischen Pflanzen, den Kakao und ein unbekanntes Gewürz “Vanilla“ von den langen Entdeckungsreisen mitgebracht. Hier in Europa wurden sie dann in vielen Botanischen Gärten angepflanzt. Wegen ihrer Kostbarkeit gehörten sie bald in allen europäischen Herrscherhäusern zu den beliebten aromatischen Gewürzen.

Ab dem 1604 wurde die Vanille nach Frankreich importiert, wo man dieses duftende Gewürz für die Zubereitung von Kaffee und Schokolade verwendete. Später im Jahr 1846 wurde die Mexiko-Vanille in Frankreich monopolisiert. Leider gelang es aber nicht, aus den Blüten die Stängel zu gewinnen, denn zur Bestäubung dieser Orchidee werden spezielle Bienen oder Kolibris benötigt.

 Durch die Franzosen fand die Vanille-Pflanze den Weg nach La Réunion und wurde auf dieser Insel angebaut (Insel Bourbon). Hier entwickelte der Sklave Edmond Albis eine manuelle Bestäubungsmethode.

Bauern haben die Vanille aus der Nachbarinsel La Réunion anfangs des 20. Jahrhundert wegen des steigenden Weltmarkbedarfs in den Nordteil Madagaskars eingeführt und schon bald gehörten die französischen Kolonien La Réunion, Komoren und natürlich Madagaskar zu den wichtigsten Vanilleproduzenten.

Vanille in Madagaskar
Tüchtige Geschäftsleute aus China sind im Laufe der Zeit zu sogenannten “Vanille-Baronen“ geworden und haben die SAVA-Region zum wichtigen Produktionsstandort gemacht. Eine Zeit lang lieferte die grosse Insel etwa 80% des Weltmarktbedarfs an Vanille. Total wurden rund 60 Vanillearten registriert. Nur fünf Arten davon kommen auf Madagaskar vor und nur drei sind Kulturpflanzen geworden.

Die bekannteste und kostbarste Art ist die “echte Vanille“ (Vanilla planifolia), die eben aus den mexikanischen Tropen stammt. In Europa, aber auch in anderen Ländern wird diese echte Vanille “Bourbon-Vanille“ genannt. Nur Madagaskar und die Inseln La Réunion, die Komoren und Mauritius dürfen mit diesem Namen werben. Aufgrund ihres intensiven und harmonischen Aromas ist die Bourbon-Vanille die beliebteste Vanillesorte der Europäer. Die mit Vanille gewürzten Süss-Speisen wurden schon zur Zeit von Elisabeth I. sehr geschätzt. Auch die moderne Küche verwendet Vanille noch auf verschiedene Weisen, auch zur Zubereitung von Fleisch- und Fischgerichten.

Die Kletterpflanze aus der Familie der “Orchidaceae“ gedeiht hervorragend an der Nordostküste Madagaskars mit dem feucht-warmen Klima und den enormen Niederschlagsmengen. Dieses landwirtschaftliche Anbaugebiet nennt man die SAVA Region. Der Name leitet sich von den Anfangsbuchstaben der vier regionalen Städte ab: Sambava, Andapa, Vohemar und Antalaha. In diesem fruchtbaren grünen Dreieck des nordöstlichen Teils von Madagaskar wächst ein Grossteil der Weltproduktion an Vanille, neben anderen Exportgütern wie Pfeffer, Gewürznelken etc. PRIORI organisiert natürlich Besuche auf diese Vanilleplantagen, besonders während der Erntezeit ab dem Monat Juli. Man kann hier die traditionelle Bestäubungsmethode oder die komplizierte Verarbeitung miterleben.

Vanille in Madagaskar
Das Umland von SAVA ist durch die Plantagenwirtschaft geprägt. Auf kleineren und grösseren Feldern klettern die Ranken dieser aromatischen Orchideenarten an Bäumen oder an Stützpflanzen empor. Das Hauptanbaugebiet von Vanille liegt um die Vanillestadt Sambava. Diese wurde auch als “Welthauptstadt der Vanille“ bezeichnet. Dreiviertel der weltweit verkauften Vanille werden in dieser Vanillestadt produziert. Dieses “schwarze Gold“ ist so kostbar, dass es zur ersten Einnahmequelle der Stadt- und Dorfbewohner in dieser Region geworden ist. Die Vanilleproduktion bringt seit langem eine Menge Devisen ins Land. Die Ausfuhrmenge liegt um die 2000 Tonnen pro Jahr.

Die Vanilleproduktion ist leider nicht mehr so gut wie einst. Grund sind die Zerstörungen durch die häufigen Wirbelstürme aus dem Indischen Ozean während der Regenzeit in den Monaten Januar bis April. Besonders die Stadt Antalaha litt in den letzten Jahren unter diesen klimatischen Bedingungen. Im Jahre 2004 zerstörte ein Zyklon viele Plantagen, doch die Bauern liessen sich von diesen jährlichen Katastrophen nicht unterkriegen und pflanzten die Plantagen im folgenden Jahr wieder neu an, denn schliesslich geht es um viel Geld. Die Produkte werden ab dem kleinen Exporthafen Antalaha nach der Hafenstadt Tamatave (Toamasina) oder direkt nach Europa, nach den Vereinigten Staaten und nach Japan verschifft.

Vanille in Madagaskar
Die Vanille ist eine starkwüchsige Kletterpflanze mit langen grünen fleischigen Trieben. Die Blätter sind dickfleischig bis 5 cm breit und parallelnervig. Die Blütezeit beginnt, sobald die Regenzeit einsetzt, also zwischen Oktober und Dezember. Während der Bestäubungszeit müssen alle Blüten in den grossen Vanilleplantagen einzeln und vorsichtig von Hand bestäubt werden, denn in Madagaskar sind die natürlichen Bestäuberinsekten nicht heimisch. Nach dem Bestäuben wachsen dann die grünen Schoten heran. Sobald sie eine gewisse Grösse haben, werden die wertvollen Schoten auch bereits mit Einritzungen durch den Plantagenbesitzer gekennzeichnet. Die Arbeitsgänge von der Ernte bis zum Export dauern mehrere Wochen und verlangen einen präzisen Arbeitsablauf. Die frisch geernteten grünen Vanilleschoten werden während 1 bis 3 Minuten (je nach Grösse der Schoten) in 60 bis 70 Grad heissem Wasser gebrüht. Darauf werden sie abwechselnd ca. 3 Stunden an der Sonne und im Schatten zum Trocknen ausgelegt. In der Nacht werden sie dann in grosse Tücher oder dicke Decken zum “Ausschwitzen“ gepackt. Nach diesem mehrmaligen Einpacken und Trocknen an der Sonne erhalten die Vanilleschoten endlich die typische braunschwarze Färbung und entwickeln den süsslichen wunderbaren Vanilleduft. Der in ihnen enthaltene Milchsaft hat sich in dieser Zeit durch Gärung in eine dunkle intensiv duftende Masse verwandelt. Diese verschiedenen Prozessschritte werden von den Arbeitern streng überwacht, um eine falsche Fermentation zu verhindern.

Während der Erntezeit zwischen Juli bis Oktober liegen in jedem Dorf entlang der Vanilleküste die langen braunen Vanillen-Schote zum Trocknen, entweder auf einfachen Strohmatten oder auf langen Rosten. Auf keinen Fall sollten die Vanilleschoten nass werden!

Nur die schönen und die duftenden Vanillestängel, die nach der monatelangen Verarbeitung nicht beschädigt sind, gehen in den Verkauf. Die Qualität dieser teuren und kostbaren Gewürze hängt natürlich vom mühevollen und komplizierten Trocknungs- und Fermentationsverfahren ab. Ihres überragenden Aromas wegen hat die Vanille ihre Bedeutung auf dem Weltmarkt gewonnen. Synthetisches Vanillin (zum Beispiel im Coca Cola-Getränk) ist nicht vergleichbar mit dem Aroma der natürlichen Vanille.

Vanille in Madagaskar
In der Likörindustrie wird die Vanille unter anderem bei Kakao- und Kaffeelikören verwendet. Sie ist aber überall in der Nahrungsmittelindustrie verbreitet. Auch bei uns in Madagaskar verleiht sie den madagassischen Gerichten neue Geschmacks- und Geruchsnoten, steigern den Appetit und fördern die Verdauung. Die Madagassen nutzen gerne Vanille bei der Zubereitung ihrer Gerichte. Vanillesosse auf Zebu oder Rindfleisch schmeckt hervorragend, das Gewürz eignet sich natürlich auch für Dessert wie Kuchen oder für Obstsalat. Vanillezucker mit den zahlreichen schwarzen Pünktchen im Zucker ist auch sehr beliebt in den Bäckereien und Konditoreien. Wichtige Abnehmer der Vanille sind auch die Schokoladen- und die Parfumindustrie.

Der eingelegte Rum mit Vanille wird als Aperitif sehr geschätzt. Die Zubereitung ist sehr einfach: die Vanillestange flach drücken, längs aufschneiden oder teilen, dann in eine Flasche oder in ein grosses Gefäss geben und den Rum darüber giessen. Diese Mischung sollte man mindestens 2 bis 3 Monate ziehen lassen – je länger, desto besser. Nach Belieben kann man natürlich weitere Gewürze wie Zimt oder Ingwer benutzen oder auch weitere Zutaten wie frische Früchte. Sehr beliebt sind vor allem die süssen Litschis, Mangos oder Ananas.

Vanille in Madagaskar
Überall auf den Lokalmärkten und in den Supermärkten findet man die teuren Vanillestängel aus Madagaskar mit dem süsslichen Aromas zum Verkauf. Meist werden sie als kleine Bündel oder in Plastiksäcken angeboten. Ein Kilo Spitzenqualität dieser “Königin der Gewürze“ kostet etwa 1.000.000 Ariary (rund 220 Euro). Sie zeichnet sich durch ihre besondere Farbe, Dicke und Länge aus. Je nach Qualität kann man die Vanillestangen bei guten Lagerbedingungen bis zu 2 Jahre aufbewahren.

Juni 2021, geschrieben von Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Das typische madagassische Frühstück

A 1600 – das typische madagassische Frühstück

Der morgendliche Reis war früher überall üblich und ist es noch bei ganz vielen Familien in Madagaskar.


Der Reis oder “Vary“ auf madagassisch spielt eine wichtige Rolle in der madagassischen Küche. Er ist das unverzichtbare Grundnahrungsmittel der Madagassen, denn Reis ist sozusagen das Zentrum des Lebens und wird 3-mal am Tag in grossen Mengen gegessen: morgens, mittags und abends.

Die Angehörigen der Volksgruppe der Betsileo sind die Meister im Anbau dieses Grundnahrungsmittel, das aber auch in den meisten anderen Regionen der Insel angebaut wird. “Reis essen“ bedeutet in der madagassischen Sprache “sich satt essen“ und gesättigt fühlt sich jeder Madagasse, der ein Teller “Bergreis“ vor sich hat. Reis wird zu jedem Essen serviert und nimmt meist auch das Hauptvolumen auf dem Teller ein. Dazu kann man verschiedene “Laoka“ oder Zutaten bestellen: Gemüse, Blattgemüse …mit oder ohne Fleischstückchen.

Das typische madagassische Frühstück
Die Madagassen fühlen sich wohl, auch im Ausland, wenn sie zu jeder Mahlzeit Reis bekommen. Wenn sie ins Restaurant gehen, ist Reis meist erste Wahl, besonders bei den Männern. Im Gegensatz zu den Europäern, wo Reis lediglich als Beilage dient, ist Reis das Hauptgericht der Madagassen. 80% der Stadt- und Landbewohner in Madagaskar essen gern Reis zum Frühstück. Auf der ganzen Insel wachsen ungefähr ein Dutzend verschiedene Reissorten, aber der “Rote Reis“ oder auf madagassisch “vary gasy“ oder “vary botry“ ist für die morgendliche Reissuppe sehr geschätzt und schmeckt hervorragend.

Gegen 4 Uhr in der Früh zieht schon der Rauch aus dem Dach der kleinen Ziegelhäuser. Die Madagassen sind Frühaufsteher und bereiten um diese Zeit bereits das Frühstück für die ganze Familie zu. Wenn der Hahn kräht sind die Bauern schon auf den Beinen. Die typische Aufgabe der Kinder im Dorf besteht darin, Brennholz zu sammeln, Wasser im Fluss oder aus der Quelle zu holen. Die Frauen und Kinder müssen dann mit Muskelkraft den Reis im Mörser mit dem Stampfer von den Spelzen trennen.

Das typische madagassische Frühstück
Beim Frühstück wird schnell ein grosser Topf Reissuppe (auf madagassisch “vary sosoa“) gekocht, denn das ist sehr bekömmlich und leicht zu zubereiten. Der Reis wird auf offenem Herdfeuer ohne Zutaten ganz weichgekocht. Für ca. 450g Reis braucht man ca. 2 Liter Wasser. Die grossen Teller werden später mit diesem pappigen Reis gefüllt, jedem Familienangehörigen gereicht und je nach Möglichkeit wird Omelette, Spinat, Gemüse oder Fleisch dazu serviert. Manchmal kochen die Frauen auch grünen Spinat zu dieser Reissuppe, diese heisst dann “vary amin‘anana“. Sehr beliebt für diese spezielle Mischung sind auch Chinakohl, Wasserkresse, Blätter von Süsskartoffeln oder verschiedene Blattgemüse, gemischt mit Tomaten, Zwiebel, Knoblauch, Ingwer und Schnittlauch. Sobald alle Zutaten gut gewaschen und klein geschnitten sind, lässt man genügend Öl in einem Topf erhitzen und darin werden dann die Blätter frittiert und zur gekochten Reissuppe gegeben. Nach paar Minuten wird diese leckere “Reissuppe mit Blättern“ auf dem Teller serviert. Wer es sich leisten kann, isst diese spezielle Reisbrühe mit Hühnchen, Schweine- oder Zebufleisch oder auch mit kleinen roten Süsswasser-Krevetten. Mit vollem Bauch gehen dann die Männer auf die Feldarbeit und die Kinder machen sich fröhlich auf den weiten Weg zur Schule.

Das typische madagassische Frühstück
Die eiligen Angestellten und Studenten frühstücken gern in den kleinen Garküchen am Strassenrand oder auf dem Markt (Hotely gasy). Diese bieten den Kunden verschiedene leckere Gerichte an, die sehr preiswert sind. Für viele Frauen und Bäuerinnen ist der Verkauf von Essen oft die einzige und sichere Einnahmequelle, so findet man überall an jeder Ecke in den Grossstädten Strassenköchinnen. Diese üblichen Essenstände werden generell als “Gargottes“ bezeichnet. Hier ist das Essen sehr einfach, mehr quantitativ als qualitativ und auf eine gefällige Präsentation auf dem Teller legt man keinen Wert, trotzdem ist das immer frisch zubereitete Essen schmackhaft und vor allem schnell serviert und preisgünstig, denn die meisten Kunden haben es immer eilig. Viele Madagassen essen in diesen Essenbuden lieber stehend weil es an Plätzen fehlt, “Vary mitsangana“ bedeutet dies auf madagassisch und diese Gewohnheit ist besonders üblich in der Nähe der Taxibrousse-Haltestelle oder am Rand der zahlreichen Marktstände.

Das Frühstück bzw. die Reissuppe mit Beilage kostet in diesen “Hotely Gasy“ zwischen 1000 und 1500 Ariary. Als Beilage steht in diesen kleinen madagassischen Hotely zur Wahl geräucherte Wurst oder frittierter Fisch. Die madagassische “Saosisy“ ist eine sehr grobe Bratwurst aus Schweinefleisch, die auf madagassische Art mit Speckstückchen gespickt ist.

Das typische madagassische Frühstück
Das Wort “Mofo“ bedeutet in Madagaskar Brotstange, Brötchen oder Gebäck. Viele Familien, besonders im städtischen Umfeld, haben früh am Morgen nicht so viel Zeit zur Verfügung, so holen sie sich schnell ein paar “Mofo gasy“ (hausgemachte süsse Reiskuchen oder rundes Fladenbrot) in den Schnellimbissbuden. In einem Plastikkessel werden Reismehl, Zucker und Hefe mit Wasser vermischt, mit einer Schöpfkelle giesst der Koch kleine Portionen bei mittlerer Hitze in ein spezielles Blech mit runden Vertiefungen aus Aluminium, das direkt auf dem Kochfeuer liegt. Die Reiskuchen werden gewendet, wenn sie goldbraun gebacken sind. Jede Region hat natürlich ihre Spezialität, um ihr Fladenbrot schmackhafter zu machen, so werden sie an der Nordostküste mit Kokosmilch oder Milch verfeinert und werden dann “Mokary“ genannt.

Das typische madagassische Frühstück
Die Kunden können überall zusehen, wie die Köchin hantiert und die kleinen Köstlichkeiten zubereitet. “Mofo baolina“ sind kinderfaustgrosse Teigballen aus Mehl, Milch und Zucker, die in heissem Öl goldbraun gebraten werden. Ein sehr beliebtes Frühstück besonders für die Kinder oder als Zwischenverpflegung ist auch das “Mofo Makasaoka“. Hartes Brot wird klein geschnitten und mit gesüsstem Reismehl vermischt und auch wieder in heissem Öl frittiert. “Mofo ravina“ oder “Koba ravina“ ist eher eine Spezialität aus der tropischen Ostküste, wo die Bananenstauden prächtig gedeihen. Die süssen reifen Bananen werden zuerst mit einem Löffel zu Brei zerdrückt, dazu kommt etwas Weiss- oder Reismehl und dieser Bananenbrei wird zusammengerührt und eventuell Backpulver dazugeben. Diese Mischung wird später auf ein gewaschenes Bananenblatt gestrichen, nach Belieben kann man dem Teig gehackte Erdnüsse beigeben und diese Mischung dann ins Bananenblatt einwickeln, so dass eine faustgrosse Portion entsteht. Das ganze Päckchen wird in einen Kochtopf mit kochendem Wasser gelegt und etwa 45 Minuten gegart. Diese lokalen und frischen Leckereien werden auch auf der Zugfahrt zwischen Fianarantsoa und Manakara angeboten. Eine Portion “Koba ravina“ und der Magen ist satt.

Die Kochstellen der Garküchen stehen günstig am Strassenrand oder an Gehwegen, wo viele Fussgänger vorbeikommen. Hier werden natürlich auch heisse Getränke wie Kaffee, Milch, Kakao oder Tee angeboten. Die Preise sind erschwinglich und das Geschirr meist auch sauber. Die Frauen machen dann jeden Morgen ein gutes Geschäft und die Kunden und Kundinnen sparen Zeit auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule. Die Kochstellen der Verkäuferinnen stehen meistens mehrere nebeneinander, sind aber keine Konkurrenten, eher Freundinnen und sie helfen sich auch aus.

Das typische madagassische Frühstück
In der Stadt essen viele Madagassen auch gern Obst zum Frühstück. Bananen von der Ostküste oder verschiedene Früchte aus dem fruchtbaren Antsirabe und aus den verschiedenen Regionen werden regelmässig ins Hochland geliefert. Auf den Märkten oder am Strassenrand wird Obst auf Häufchen geschichtet angeboten. Die Auswahl ist je nach Saison grösser oder kleiner: saftige Ananas und Orangen, leckere Mangos und Avocados und süsse Papayas und Litschis…

Juni 2021; geschrieben von: Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch


siehe auch unsere Beiträge:

Kulinarik in Madagaskar

Das typisch madagassische Frühstück

Speisekarten in Madagaskar

Essen in Madagaskar

Streetfood Madagaskar

ebenso wie unseren Blog  Madagaskar: Gastronomie und Restaurants mit zahlreichen Speisekarten von Restaurants unterschiedlichen Stils und Qualität.


Tulear – Fort Dauphin

2400 – Tulear – Fort Dauphin

Nach einem erholsamen Aufenthalt an den feinen Sandstränden um Tulear starten wir unsere Expedition mit einem guten 4×4-Fahrzeug mehr oder weniger entlang der Südküste Madagaskars.


Diese abenteuerliche Autofahrt – teilweise auf der Nationalstrasse 10 – führt uns in ein einzigartiges Trockengebiet im südlichen Teil Madagaskars. Der Lohn durch dieses einmalige Dornenland ist eine unvergessliche Entdeckungsreise durch völlig eine unberührte Wildnis mit bizarrer Vegetation, weissen Stränden und selten besuchten Naturreservaten

Rund 45 km südlich der Stadt Tulear befindet sich das idyllische Fischerdorf Anakao. Sehr praktisch ist die Überfahrt mit dem Motorboot ab der kosmopolitischen Stadt Tulear, ansonsten müssen die Reisegäste einen riesigen Umweg von rund 270 km durch das Hinterland mit dem Geländewagen in Kauf nehmen, da es leider in dieser Gegend keine Brücke über den Onilahy Fluss gibt.

Die zweite Möglichkeit ist eine Fahrt mit dem Geländewagen Richtung Süden auf einer ziemlich guten Piste bis zum malerischen Fischerdorf Sarodrano (wörtlich bedeutet dies auf madagassisch “knapp mit Wasser“). Hier kommt man am interessanten Naturschutzgebiet “Aire Protégée de Tsinjoriake“ vorbei mit Schwerpunkt seltene Sukkulentenpflanzen an der Südwestküste. Hier kommen auch Ornithologen auf ihre Kosten, denn viele endemische Vogelarten sind in dieser südlichen Region zu finden.

Tulear – Fort Dauphin
Auf dem Weg nach Saint Augustin kann man die beeindruckenden Grabstätten der Vezo Volkstämme sehen. Diese sind mit schönen, aufgeschichteten Korallensteinen gebaut und dürfen nur in Begleitung eines Lokalführers aus der Nähe fotografiert werden.

Vier Kilometer des Fischerdorfs liegt direkt auf dem Wendekreis des Steinbocks (Tropique du Capricorne) und in der Flussmündung des Onilahy Flusses das ehemalige Seeräubernest “Saint Augustin“ (oder Anantsono auf madagassisch). Vom 15. bis 17. Jahrhundert war dies ein Ankerplatz für europäische Händler und für berüchtigte Piraten.

Heute zählt das schöne abgelegene Fischerdorf zu einer beliebten Destination wegen der weissen Sandbank, es ist auch ein praktischer Ausgangspunkt für die Überfahrt mit der Fähre „Fiavota“, unter der Bedingung, dass diese in Betrieb ist.

Der beliebte Badeort Anakao (17 km SW von Saint Augustin) ist zwar sehr abgelegen, er verfügt aber über einen breiten weissen Sandstrand und natürlich verschiedene Freizeitmöglichkeiten. Hier kann man erholsame Badetage verbringen und vor den Riffen nahe des paradiesischen Eilands Nosy Ve kommen die Schnorchler und Taucher wirklich auf Ihre Kosten. Im klaren, türkisfarbenen Wasser schwimmen die mehrfarbigen Fische zwischen den vielen Korallen und der Unterwasservegetation umher.

Tulear – Fort Dauphin
Das kleine Eiland Nosy Ve etwa 5 km vor der Küste sowie die Insel Nosy Satrana sind zwei besondere Attraktionen in dieser Gegend. Beide Inseln sind per Boot oder Kanu ab Anakao erreichbar. Nosy Ve ist besonders beliebt wegen der wunderschönen Sandstrände, der einmaligen Tauchgründe, vor allem aber wegen der Brutkolonie der Rotschwanz Tropikvögel (Phaeton rubricauda). Die unbewohnte und “heilige Insel“ ist die einzige Brutstätte für diese Vogelart.

Nosy Satrana liegt etwas weiter südlich von Anakao. Der Boden der Insel ist mit Kalksteinresten aus den versteinerten Eiern von Aepyornis (einer Art von Riesenstrauss) übersät. Auf dieser kleinen Insel liegen auch die geschützten Grabstätten der ehemaligen Könige, deswegen darf man diese Insel nur in Begleitung eines lokalen Führers betreten.


mehr zu PRIORI Reiserouten in unserem Katalog 2021


Auf der Weiterfahrt entlang der Küste nach Beheloka durchquert man zuerst das Territorium der Mahafaly Volksgruppe. Diese Ethnie lebt auf dem riesigen Kalksteinplateau zwischen den beiden Flüssen Menarandra und Onilahy.

Mahafaly bedeutet wörtlich “diejenigen, die glücklich machen“ oder „die vom Verbotenen Land“, was mit dem Wort Fady verbunden ist. Die Mahafaly sind meist Zebuzüchter, ein grosser Teil sind aber auch Bauern an der Südwestküste in der Region von Ampanihy. In dieser ganzjährig trockenen Region leiden sie während der Trockenzeit besonders an Wassermangel, so ernähren sie sich hauptsächlich von Mais, Maniok, Süsskartoffeln, sogar von Kaktusfeigen (Opuntien). Sie bauen auch Bohnen, Hirse und Kürbisse zur Selbstversorgung an.

Tulear – Fort Dauphin
Die Dornenbusch-Wälder mit Euphorbien und Didieraceen, Tamarindenbäumen und den auffallenden Riesenbaobabs wechseln mit gerodeten Grassavannen ab. Unterwegs sieht man oft die dekorative und aufwendige Grabmalkunst der Mahafaly. Diese Grabstätten sind meist Steinquadrate von 10 oder sogar 15 m Seitenlänge. Auf den Gräbern befinden sich auch immer geschnitzte Grabstelen, die „Aloalo“, aber meist auch moderne Grabmalereien, die Szenen aus dem früheren Leben des Verstorbenen darstellen. Die “Aloalo“ sind kunstvoll und traditionell geschnitzte Holzfiguren und Pfähle. Diese Schnitzereien und die Hörner der während der Beerdigungsfeier geschlachteten Zebus schmücken diese viereckigen Grabstätten und zeigen vor allem das Ansehen, den Reichtum und den Status der Verstorbenen.

Der Besuch des Tsimanampetsotsa Nationalparks ist sehr lohnenswert, allein schon wegen der seltenen Flamingos, die besonders während der Regenzeit hier zu finden sind. Bei höchstem Wasserstand ist der See gut 20 km lang und 3 km breit.

An den Ufern des brackigen seichten Sees Tsimanampetsotsa leben auch Enten und viele Wasservögel, die einheimischen Seidenkuckucke oder Couas. Es ist ein wahres Paradies für Vogelbeobachter. Die grünen Algen sind Nahrung für die vielen Krebse, die ihrerseits als Nahrung für die Rosa Flamingos (Phoenicopterus ruber) dienen.

Dieses Naturschutzgebiet gehört zu den zehn ersten Parks in Madagaskars und das Parkbüro befindet sich im Dorf Efoetse. Dieses Naturschutzgebiet liegt ca. 40 km von Anakao entfernt. Es ist am besten mit dem Motorboot von Anakao aus zu erreichen. Im Schutzgebiet östlich des Sees wächst Trockenwald auf Kalkgestein, das von zahlreichen Höhlen durchzogen ist, wo auch einige Katta-Lemuren wohnen.

Tulear – Fort Dauphin
Nach der Parkbesichtigung fahren wir auf einer Sandpiste immer Richtung Süden der Küste entlang. Das heutige Etappenziel ist das charmante Fischerdorf Itampolo. Während der Autofahrt fällt die typische karge Vegetation dieser Gegend auf und gelegentlich trifft man auf eine der typischen Strahlenschildkröten in dieser kargen Landschaft. Die Region gehört noch immer zur Ethnie der Mahafaly. Der Küstenort Itampolo ist wegen seinen grossen Wellen ein beliebtes Ziel für Surfer.

Im weiteren Verlauf auf der Nationalstrasse Nr. 10 fährt man jetzt etwas ins Landesinnere und nach paar Kilometern gelangt man zum nächsten Etappenziel Ampanihy oder “der Ort, wo Fledermäuse leben“. Besonders bekannt ist dieses Kleinstädtchen wegen der Verarbeitung von Mohair-Wolle. Aus dieser schönen, weichen Wolle der hier gezüchteten Ziegen werden die sehr begehrten Mohair-Webteppiche gewebt. Die Wolle wird mit reinen Pflanzenfarben gefärbt, z.B. aus den roten Aloeblüten. Die spezielle Ziegenrasse Angora wurde in den 1970 Jahren hier in Madagaskar eingeführt und die Produktion der Wolle ist die Haupteinnahmequelle der vielen Ziegenzüchter und sichert ihnen ein kleines Einkommen. Bei der mühsamen Verarbeitung dieser Mohair-Wolle zeigen die Weberinnen ihr Talent und ihre Geduld.

Tulear – Fort Dauphin
Ab der Stadt Ampanihy beginnt das Land der Bevölkerungsgruppe der Antandroy oder “der Stamm aus dem Dornenland“. Das Wort “Roy“ bedeutet wörtlich der Dorn und ihr Siedlungsgebiet liegt hauptsächlich an der Südspitze Madagaskars. Jetzt geht es weiter Richtung Beloha und Tsihombe und wir überqueren den Menarandra-Fluss, welcher die Grenze zwischen den beiden Volksgruppen Antandroy und Mahafaly ist. Die Antandroy besitzen grosse Rinderherden, denn sie sind anerkannte Zebuzüchter. Die Leute dieses robusten Stamms erkennt man sofort an ihren langen Speeren und den traditionellen Lendenschürzen. Es sind Nomaden in diesem grossen Trockengebiet und sie ziehen monatelang mit ihren Viehherden durch das Land. Leider leiden sie das ganze Jahr an Wassermangel in diesem kargen und unwirtlichen Gebiet, wo fast nur Dornengestrüpp gedeiht. Sie begraben ihre Verstorbenen ebenso aufwendig wie die Mahafaly und die Hörner der geschlachteten Zebus während des Beerdigungsfestes schmücken ebenfalls die steinernen Grabstätten.

Die Gräber der Antandroy heissen “Fanesy“ in ihrer Dialektsprache oder „der ewige Ruheplatz“. Je grösser und farbenfroher das Grab ist, desto respektierter und verehrter ist der Verstorbene.

Nicht weit von der Südspitze Madagaskars entfernt liegt das charmante Fischerdorf Lavanono, ein kleines Naturparadies für Ökotouristen. Dieser schöne Badeort liegt unweit von Cap Sainte Marie, einer faszinierenden Region mit hohen Sandsteinklippen, mit Miniaturpflanzen, Dornenvegetationen. Das Ganze erinnert an einen Steingarten.

Das Naturreservat von Cap Sainte Marie mit einer Fläche von ca. 17,5 km² liegt rund 43 km südlich von Tsiombe auf einem Hochplateau von 100 bis 150 m über dem Meeresspiegel. Die hier geschützten Strahlenschildkröten (Geochelone radiata) sind wohl die grösste Attraktion an diesem südlichsten Punkt Madagaskars. Die Meeresklippen von mehr als 140 m Länge bilden natürliche Barrieren östlich und westlich des Reservats und hier treffen der Kanal von Mosambik und der Indische Ozean aufeinander.

Tsiombe ist der Ausgangspunkt mehrerer Pisten zu den südlichsten Punkten Madagaskars, dem Cap Sainte Marie sowie dem östlich davon gelegenen Faux Cap.

Faux Cap wurde “falsches Kap“ (Betanty auf madagassisch) genannt, weil die Geografen später feststellten, dass das Cap Sainte Marie noch etwas weiter südlich liegt. Dieser schöne Ort liegt an der Spitze einer Halbinsel, die vom weiten Sanddünnen bedeckt ist, in denen noch Reste der Eierschalen des berühmten ausgestorbenen Riesenvogels (Aepyornis) gefunden werden.

Die hohe Steilküste, die Winde, die hier ohne Unterlass wehen, die faszinierende Landschaft mit der verkrüppelten Vegetation und der einsame Leuchtturm von Cap Sainte Marie bringen die Besucher immer wieder zum Staunen.

Tulear – Fort Dauphin
Wir fahren weiter auf der RN10, die kurz vor Ambovombe (“wo es viele Brunnen gibt“), in die RN 13 mündet. Ambovombe ist der Hauptort der Region Androy. Wir sind immer noch in der regenärmsten Region Madagaskars. Ambovombe gilt als ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in dieser südlichen Region. Ein Rest dieser einst gut ausgebauten Nationalstrasse ist asphaltiert, aber heute nicht mehr in gutem Zustand. Es ist immerhin ein Zeichen, dass die Besucher wieder “die Zivilisation“ erreicht haben. Der Markttag in diesem Hirtenland ist der Montag und die “Dornenleute“ kommen aus den weit abgelegenen Dörfern hierher und kaufen oder verkaufen oder tauschen Zebus oder auch den selbst gesammelten Wildhonig, handgefertigte Hüte, Silberschmuck, Amulette, Speere oder verschiedene Lebensmittel wie Maniok, Mais oder Süsskartoffeln.

Kurz vor Amboasary, 35 km von Ambovombe entfernt, überquert man den langen Fluss Mandrare, die Lebensader des Südens und vom weiten sieht man die schönen Baobabs wenn man die ausgedehnten Sisalplantagen durchquert.

Von Amboasary aus führt eine Abzweigung in nordwestlicher Richtung zum privaten Naturreservat von Berenty, am Ufer des Flusses Mandrare.

Tulear – Fort Dauphin
Der Berenty-Park, ca. 90 km westlich von Fort-Dauphin und mit einer Fläche von etwa 250 Hektaren, wurde bereits im Jahr 1936 von der französischen Familie Heaulme gegründet, aber erst im Jahre 1980 für die Besucher geöffnet. Im Park mit hauptsächlich Trockenwald, aber auch mit grossen Tamarindenbäumen, leben Flughunde und tummeln sich Lemuren wie die Kattas, die Larvensifaka, auch Tanzende Lemuren genannt, die Braunen Lemuren oder die Rotstirnmakis. Für Naturliebhaber ist es ein Vergnügen zu verschiedenen Tages- und Abendzeiten durch den Park zu wandern, mit oder ohne den ortskundigen Führer. Abends, mit einer guten Taschenlampe bewaffnet, kann man die nachtaktiven Lemuren wie die Mausmakis (Microcebus murinus) und die Wieselmakis (Lepilemur leucopus), viele Vogel- und Reptilienarten ausfindig machen. Berenty ist darum ein Paradies für Fotografen, Ornithologen und seit vielen Jahrzehnten auch für Forscher.

In Richtung Fort Dauphin oder Taolagnaro wird jetzt die Landschaft zunehmend abwechslungsreicher und vor allem grüner. Unterwegs kann man fleischfressende Kannenpflanzen, “Bäume der Reisenden“ und verschiedene Baumfrüchte wie Litchis, Mangos und Avocados entdecken. Auch am stetig feuchter werdenden Klima und der grünen Vegetation merkt man, dass die schöne Stadt Fort Dauphin nicht mehr weit ist.

Juni 2021; geschrieben von: Michael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

PRIORI TV

PRIORI TV

Blickpunkte aus Madagaskar

In kurzen Videoaufnahmen zeigen wir das alltägliche Madagaskar. Momentaufnahmen, die das tagtägliche Leben in Madagaskar dokumentieren. Kleine Einblicke, die gerade nicht die üblichen Hochglanzbilder abbilden. Madagaskar ist vielfältig und überraschend. Licht und Schatten liegen eng nebeneinander.


PRIORI TV Babobab in Madagaskar

Salama aus Madagaskar, ich heisse Bodo Andriantefiarinesy und begrüsse Sie herzlich im Land der Baobabs.

Es gibt 6 endemische Sorten von Baobabs in Madagaskar. Sie wachsen nirgendwo auf dem afrikanischen Kontinent. Aber die einzige Baobabart von Afrika hat es auch nach Madagaskar geschafft. In Mahajunga steht der afrikanische Baobab seit Jahrhunderten stolz am Rande des Meeres.

Diese Riesenbäume haben verschiedene Namen wie zum Beispiel Affenbrotbaum, da die Lemuren in Madagaskar ihre sauren Früchte gern fressen.
Viele Mythen und Legenden drehen sich um diesen berühmten Baum wegen seines aussergewöhnlichen Aussehens, als ob die Wurzeln nach oben stehen würden. Daher wird er auch als  der „Verkehrtherum-Baum“ oder als „Kopf nach unten Baum“ bezeichnet.

Auf Madagaskar wird diese Sukkulentenpflanze häufig “Flaschenbaum“ genannt. In ihrem dickstämmigen Stamm kann sie Regenwasser speichern und problemlos eine jahrelange Trockenzeit in den ariden Regionen Madagaskars ohne Regen überleben.
Die weltbekannte und geradlinie „Baobaballee“ mit den über 800 Jahre alten – endemischen – Baobabs liegt rund 20 km von Morondava entfernt und ist ein Wahrzeichen von unserem Heimatland Madagaskar.

So, liebe Madagaskar Reisende, wir laden Sie ein, dieses eindrucksvolle Naturwunder auf unserer Insel zu entdecken. Baobabs finden sich im Norden, im Westen und im Süden.
Gern helfen wir Ihnen bei der Reiseplanung Ihrer Madagaskarreise. Also zögern Sie nicht, unsere Kollegen im Madagaskarhaus in Basel zu kontaktieren.
Veloma aus Madagaskar und bis bald auf der Insel Madagaskar


PRIORI TV Antananarivo

Die Avenue de l’Indépendance in Antananarivo Madagaskar, am 11. Juni 2021

Die Avenue führt vom Bahnhof mitten in die Stadt hinein. Sie ist quasi der Ku’damm von Berlin oder die Bahnhofstrasse von Zürich. Heute Freitag 11. Juni zeigt sie sich wieder belebt. Corona hat etwas an Schrecken verloren, zudem gibt es jetzt Impfungen.
Jetzt Mitte Juni denken die Leute auf dieser Meereshöhe von 1250 müM bereits an den Winter. Abends und morgens frieren sie. Tagsüber sind es aber immer noch immer gut über 20 Grad, nachts fallen die Temperaturen derzeit auf unter 10 Grad. Also kalt. Der Südwinter hat begonnen..
mehr Infos dazu bei PRIORI www.madagaskarhaus.ch


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Fanasina von PRIORI Reisen in Antananarivo berichtet über die Knabenbeschneidung. Ein wichtiges Kulturelement in Madagaskar.

Antananarivo Madagaskar am 3. Juni 2021. Unser Heimatland Madagaskar ist eine grosse Insel reich an verschiedenen Sitten und Gebräuchen. Dazu gehört auch die Beschneidung oder „Famorana“ auf madagassisch.
Die Beschneidung ist eine ganz wichtige Rituelle für die Madagassen. Die Buben zwischen 3 bis 5 Jahren (also bevor sie in die Schule gehen) werden von den Ärzten oder von einem Medizinmann beschnitten. Nach der Beschneidung werden die Buben als Jungen betrachtet und nur die beschnittenen Jungen dürfen im Familiengrab bestattet werden, sofern sie in jungen Jahren sterben sollten. Die Mädchen werden nicht beschnitten.

Jedes Jahrs zu Beginn der Winterzeit, also zwischen den Monaten von Juli bis September, findet das Beschneidungsfest statt. Alle Familienmitglieder, Verwandten und enge Freunde sind dazu herzlich eingeladen.

Hier in der Hauptstadt Antananarivo werden die Buben meistens modern in den Krankenhäusern oder in einer Klinik mit „circoncision à l’americaine“ beschnitten. Jedes Jahr organisieren auch private Vereine und verschiedene Projekte kollektive und kostenlose Beschneidungen in den Wohnvierteln.
In den kleinen abgelegenen Dörfern und an der Küste werden die Buben „traditionell“ beschnitten. Dabei gibt es mehrere Fadys oder Tabus, die die Familie respektieren muss.

An der Südostküste Madagaskars, in der Stadt Mananjary wird dieses Ritual mit kollektiven und grossen Festen alle 7 oder 8 Jahre abgehalten. Die Antaimoro und Antaisaka Bevölkerungsgruppe nennen dieses Beschneidungsfest „Sambatra“, wörtlich übersetzt bedeutet dies „das fröhliche Fest “.

Wenn Sie weitere Informationen über unsere Kultur haben möchten, sind sie hier auf unserer facettenreichen Insel Madagaskar herzlich willkommen. Gern können Sie uns PRIORI in Antananarivo direkt oder unsere Kollegen im PRIORI Madagaskarhaus in Basel kontaktieren.


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Antananarivo Madagaskar am 31. Mai 2021. Auf dem belebten Platz entlang der Avenue de l’Indépendance – vergleichbar mit der Pariser Avenue des Champs-Élysées  oder der Zürcher Bahnhofstrasse – herrscht normalerweise reger Verkehr: Autos und Fussgänger, ambulante Verkäufer und Taxis. Corona hat die oft etwas chaotische Situation beruhigt.

Der Blick geht auf die Kreuzung beim berühmten Le Glacier, ein Restaurant mit beliebter Diskothek und stark frequentiertem Nightclub, der mit seiner Live-Musik Musiker und Gäste scharenweise anlockt.

Die Hauptarterie in Antananarivo führt frontal auf den markanten Hauptbahnhof zu.  Eine Flaniermeile ist sie nicht.

An diesem Montag, dem 31. Mai 2021 ist es ruhig. Der Präsident hat in seiner üblichen Fernsehansprache einige Covid-Beschränkungen aufgehoben. So auch das Lockdown am Wochenende und die Reisebeschränkungen innerhalb Madagaskars. Tsaradia (Air Madagascar) nimmt die Binnenflüge wieder auf. Fernflüge bleiben weiterhin untersagt.

Auf dem Platz vor dem Bahnof steht der Kilometerstein 0 (zéro). Ab dieser Markierung werden alle Strassendistanzen auf der ganzen Insel gemessen. Kaum jemand beachtet diesen borne kilométrique, der etwas verloren am stabilen Eisengitter steht, das den mächtigen Bahnhof abschirmt. Er ist – wie alle Kilometersteine in Madagaskar – weiss mit einer roten Kappe. Doch Zeit, Abgase und Schmutz haben den Kilometerstein eher zu einem graubraunen Steinstummel werden lassen.
Trotzdem: er ist das Zentrum der grossen Insel Madagaskars. Strassenmässig jedenfalls.


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Masoala Nationalpark

1670 – Masoala Nationalpark

Die Stadt Maroantsetra liegt idyllisch am Nordende der Bucht von Antongil und ist der ideale Ausgangspunkt für eine Exkursion zum nahegelegenen Inselnaturreservat Nosy Mangabe oder für Trekkingtouren und Expeditionen in den dichten Regenwald von Masoala.


Dieses Naturschutzgebiet von Masoala ist auch in Europa bekannt dank der Eröffnung der Masoala-Regenwaldhalle im Zürcher-Zoo im Jahre 2003. 

An der Nordostküste der Insel Madagaskar gelegen, mit enormen Niederschlagsmengen ausgestattet und mit einem feuchtwarmen Klima ist die Masoala Halbinsel ein spektakuläres Tropenparadies in Madagaskar. Dieser beeindruckende Regenwald wurde von der UNESCO als Weltnaturerbe unter Naturschutz gestellt. Der Park, gegründet im Jahr 1997 umfasst neben der Halbinsel auch 100 km² Meeresgebiet sowie die nahegelegene Insel Nosy Mangabe. Die höchste Erhebung auf der Halbinsel reicht bis in eine Höhe von rund 1300 m über dem Meeresspiegel.

Masoala Nationalpark
Die Insel Nosy Mangabe liegt nur etwa fünf Kilometer von der Stadt Maronatsetra entfernt und ist auch nur etwa 5 km2 gross. Ein Besuch beginnt immer mit einer Bootsfahrt ab Maroantsetra, begleitet durch einen einheimischen Lokalführer. Normalerweise bleiben die Reisenden nur ein oder zwei Tage auf der Insel. Übernachten kann man nur im Zelt. Oder man macht einen Tagesausflug zur Insel in Sichtweite von Maroantsetra.

Der eigentliche Masoala-Park ist das grösste noch verbliebene Stück Regenwald im Nordosten Madagaskars. Ein Besuch in diesem beeindruckenden Naturreservat gibt dem botanisch Interessierten Einblick in eine grosse Pflanzenvielfalt.

Es ist die regenreichste Gegend Madagaskars und die beste Reisezeit ist die “Trockenperiode“ zwischen September und Dezember, da es in der Regel in dieser Zeit weniger regnet. Der Regen fällt dann meist nachts oder in kurzen heftigen Schauern und die Temperaturen sind auch erträglicher. Mit diesen reichhaltigen Niederschlagsmengen ist diese Halbinsel tropisch, mit Küstenregenwald bedeckt, aber auch mit Bergregenwald und dieses interessante Naturschutzgebiet hat eine sehr reiche endemische Tier- und Pflanzenwelt.

Die Roten Varis (Varecia variegata rubra) mit einem Gewicht von etwa vier Kilo gehören zu den grössten Lemuren in diesem Urwald. Sie sind tagaktiv und leben in Familiengruppen. Sie markieren ihr Territorium im Wald mit dem Sekret ihrer Drüsen oder rufen die Nachbargruppen früh am Morgen mit ihren lautstarken Schreien. Diese Varis sind besonders aktiv nach Sonnenaufgang und kurz vor dem Sonnenuntergang und ernähren sich als reine Vegetarier von den wilden Früchten im Wald, aber auch von Blüten, Nektar und Blättern. Als “Nestbaumlemur“ baut das Weibchen aus Ästen, Blättern und Moosen ein spezielles Nest auf einem hohen Baum, wo sie ihre Babies während der ersten drei Wochen nach der Geburt unterbringen. So wie die Katzen transportiert die Mutter die kleinen Lemuren im Maul. Normalerweise kommen zwei bis drei Junge zur Welt. Die schwarz-weisse Form der Varis lebt auf der Insel Nosy Mangabe.


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Die winzigen und niedlichen Braunen Mausmakis kommen auch in diesem faszinierenden Wald vor. Sie haben eine Körpergrösse von ca. 8 cm und ihr Körpergewicht liegt zw. 30 und 55 Gramm. Während des Südwinters verbraucht dieser weltweit kleinste Primat das im Schwanz angereicherte Körperfett. Die Braunen Mausmakis sind nachtaktiv und fressen gern süsse Früchte wie die wilden Goyaven, Blüten und Sprossen von besonderen Pflanzen im Wald. Sie sind aber auch Insektenfresser. Im Gegensatz zu den tagaktiven Lemuren leben sie nicht in Gruppen und schlafen tagsüber in Baumhöhlen oder in unbewohnten Vogelnestern. Wegen ihrer geringen Körpergrösse sind die fleischfressenden Raubvögel wie Eulen, Falken, Adler die Feinde der scheuen Mausmakis. Auch die Fossa, die Ringelschwanzmungos (Galidia elegans), die Schleichkatzen, sowie die nachtaktiven Schlangen wie die Madagaskar Hundskopfboa zählen zu den gefährlichen Raubtieren im Wald.

Masoala Nationalpark
Tierfreunde können sich an den verschiedenen Reptilien wie Geckos, Plattschwanzgeckos, Chamäleons, Schlangen aber auch an zahlreichen Vögeln und Froscharten erfreuen. Einige Bewohner dieses beeindruckenden Regenwaldes geben sich bei der Tarnung die grösste Mühe: Gottesanbeterinnen und Stabheuschrecken imitieren perfekt trockenes Laub und Blätter und nur die geübten Augen der Lokalführer können sie im dichten Gebüsch entdecken. Manche Froscharten sind so gefärbt, dass sie kaum vom Untergrund zu unterscheiden sind. Winzige Erdchamäleons der Gattung “Brookesia“ bewohnen auch die feuchten Laubschichten am Boden des Regenwaldes und sind in Form und Farbe ihrem Lebensraum verblüffend angepasst. Im Gegensatz zu diesen gut getarnten Reptilien fallen einige Tiere mit ihren leuchtenden Farben extrem auf. Dazu zählen die bunten Tausendfüssler, die Skolopender oder die giftgrünen Tagesgeckos. Borstenigel oder Tenrek sind nachtaktiv und häufig in der Nähe der Siedlungen, Dörfer und Hotels zu finden.

Mehr als 100 Vogelarten haben die Wissenschaftler hier im Masoala entdeckt. Der seltene und endemische Schlangenhabicht (Eutriorchis astur) und der Madagaskar Schlangenadler wurden bei der Gründung des Parks im Jahre 1997 wieder gefunden. Hier im Masoala Regenwald kann man die endemische rote Madagaskareule (tyto soumagnei) beobachten, wenn man Glück hat. Die lauten Seidenkuckucke, die endemischen Vangas oder die schwarzen Vasa Papageien gehören auch zu den typischen Vogelarten im Masoala Reservat.

Der bunte und schöne Madagaskar-Fliegenschnäpper schwirrt auf der Jagd nach Insekten im dichten Gehölz umher. Am Flussufer sitzt der blauschimmernde madagassische Malachiteisvogel (“Vintsy“ auf madagassisch). Er ist ein sehr schöner und putziger Fischvogel, der geduldig auf die nächste Beute wartet. Der seltene Fischadler kreist um die Baumkronen oder in den Uferzonen. Der farbenprächtige Nektarvogel oder “Soimanga“ labt am Blütensaft eines blühenden Gebüschs.

Masoala Nationalpark
Der Park umfasst verschiedene Lebensräume wie Regenwald in diversen Höhenlagen, Mangroven und vor der Küste erstrecken sich riesige Korallenriffe. Im Innern ist Masoala gebirgig und dicht bewaldet. Steile Abhänge gehen über in vielfältige Küsten- und Mangrovenwälder, Sandküsten oder bizarre Felsenformationen. Die Fülle an Pflanzen- und Baumarten ist erstaunlich gross in dieser Region und jedes Jahr entdecken die Botaniker neue Sorten von endemischen Arten. Erwähnenswert sind zum Beispiel die vielen Farne, wie die Vogelnestfarne mit ihren langen Blättern, die in ihrem Herzen eine Art Nest bildet. Die Geweihfarne, die in den Astgabeln von Bäumen wachsen oder die schön dekorativen Baumfarne, eine Aufsitzerpflanze, die eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit und kühles Klima brauchen. Dann die endemische Fleischfressende Pflanze („Nepenthes Masoalensis“), die am Ende der Blattstiele eine Kannenfalle bildet, welche Insekten anlockt. Daher ihr schöner Name Kannenpflanze.  Man findet auch viele Orchideen (Stern von Madagaskar) und zahlreiche Palmenarten wachsen in diesem Feuchtgebiet sehr üppig. Auch Bäume mit Brett- oder Stelzwurzeln wachsen prächtig und diese können mehrere Meter breit oder hoch werden.

Die Korallenriffe in den drei Meeresreservaten Masoalas sind einzigartige Schnorchel- und Tauchgründe in dieser Region. Eine besondere Attraktion an der Antongil-Bucht ist die Walbeobachtung. Jeweils von Juli bis September halten sich hier diese im Meer lebenden Säugetiere mit ihren neugeborenen Jungen auf. Auch Delfine, insgesamt 22 verschiedene Arten, halten sich das ganze Jahr in den Küstengewässern Madagaskars und im Marinepark von Tampolo auf. An versteckten Orten kann man auch Dugongs oder Seekühe finden.

In der Umgebung des Dorfe Tampolo befinden sich die meisten Unterkünfte am Rand des Regenwaldreservates. Dies ist ein guter und beliebter Startpunkt für Exkursionen und Wandertouren in diesem faszinierenden Urwald.

Etwas ganz Besonderes und Abenteuerliches ist das rund 132 Kilometer lange und abwechslungsreiche Masoala Trekking. Es verbindet die Stadt Maroantsetra an der Bucht von Antongil mit Antalaha an der Ostküste. Diese Trekkingtour zählt zu den mühsamsten, aber auch schönsten Unternehmungen für Abenteuerlustige. Beim Durchqueren der zahlreichen Bäche und Flüsse müssen die Reisegäste auf den glitschigen und rutschigen Wegen gut aufpassen, aber der hilfreiche Führer sowie die freundlichen Gepäckträger sind immer dabei und sie kennen die Furten für das Überqueren der Flüsse. Auch die gemächliche Pirogenfahrt zum Abschluss des Trekkings auf dem Onive Fluss, das Treffen mit den gastfreundlichen Dorfbewohnern und die lachenden und neugierigen Kinder auf diesem langen Fussmarsch gehören zu den besonderen und unvergesslichen Erlebnissen auf diesem einmaligen Abenteuer.

Mai 2021, geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Berenty: Naturpark und Privatreservat in Madagaskar

2721 – Berenty – Naturpark in Madagaskar

Der Naturpark Berenty liegt wie ein Juwel inmitten der endlosen Sisalplantagen im flachen Tal des Mandrare-Flusses.


Ganz im Südosten Madagaskars gelegen findet sich Fort Dauphin, mit und ohne Bindestrich geschrieben und auch Tolagnaro, Tôlan̈aro und Taolanaro genannt.

Das Volk der Anosy lebte im eigenen Rhythmus in der regenreichen Buchten- und Lagunenzone. Doch vor 520 Jahren landeten oder eher strandeten portugiesische Seefahrer und versuchten sich zu behaupten. Ihr Steinhaus, eine Art kleines Fort, ist heute noch erhalten und ist das älteste Steinhaus Madagaskars. 1642 landeten dann Siedler aus Frankreich, die Fort Dauphin auf einem dominanten Felsensporn gründeten. Die Siedlung wurde 30 Jahre später wieder aufgegeben.

Doch seither ist Fort Dauphin ein fester Punkt in der madagassisch-französischen Hassliebe. Mit der Invasion Frankreichs 1895 setzte sich die französische Macht endgültig in Fort Dauphin fest.

Zu kolonialen Zeiten blieb Fort Dauphin eine Kleinstadt mit einer Militärgarnison, die sich auf der Felsennase mit der alten Festung der Siedler von 1642 befand.

Die französische Kolonialfamilie de Heaulme drückte der schläfrigen Stadt ab den 1930er Jahren ihren Stempel auf: die Produktion von Sisal war damals rentabel und Fort Dauphin verfügte über einen kleinen Naturhafen. Die geschäftige Familie de Heaulme eröffnete bald die ersten Hotels und Restaurants. Jean de Heaulme war in den 70er und 80er Jahren eindeutig der ‚König von Androy‘: ein kolonialer Patron mit allen Vor- und Nachteilen. Vielleicht daher geriet er auch öfters in Konflikt mit der madagassischen Zentralregierung unter Diktator Ratsiraka.
Seine Nachkommen scheinen hingegen derweil Mühe zu haben, das Imperium weiterzuführen.

Andere kamen und gingen. So der schwedische ex-Diplomat Åkesson – der im riesigen Mandrare Gebiet eine weithin sichtbare Betontafel errichten liess mit der Inschrift:  Alles, was Ihr hier seht, gehört Åkesson.


Carl Gustaf Bertil Åkesson

Carl Gustav Bertil Åkesson, war schwedischer Diplomat in Paris, wurde dann Geschäftsmann in Kamerun und ab 1970 war er schliesslich in Madagaskar aktiv. Er war Konsul von Malta in Madagascar, doch in erster Linie war er ein gewiefter Geschäftsmann mit Sinn für lukrative Geschäfte. Es erstaunt, dass der weit vernetzte Businessmann mit Sinn für gesellschaftliche Auftritte ‚im Netz‘ so gut wie keine Spuren hinterlassen hat.

Sein Erbe, ein Konglomerat an madagassischen Unternehmen (oft mit Sitz in Frankreich) ging an die Kinder. Sohn Bertil verweist bei der Vermarktung seiner Kakaofrüchte und der Schokolade gern auf die Familientradition, ohne jedoch Details zu nennen.
Einer der Söhne – Karl Bertil Åkesson – wurde schwedischer Konsul in Madagaskar, eine Tochter, Elsa Åkesson, ist Künstlerin und Bertil Akesson wandte sich der Schokolade zu. Tochter Danie Åkesson amtet in Madagaskar als Hororarkonsulin von Malta, wie schon der Vater.
Alle Åkesson sind irgendwie ins Familienimperium eingebunden.


Fort Dauphin geriet schlagartig in den Radar von etlichen Spekulanten und Bergbauunternehmen, als in der Region seltene Erden entdeckt wurden. Das kanadische Minenunternehmen Rio Tinto erhielt den Zuschlag und verschaffte der Stadt einen neuen Entwicklungsschub. Der Abbau von Titaneisenerz brachte dem Ort Arbeitsplätze, einen neuen Seehafen und etwas Internationalität. Heute ist Fort Dauphin wohl die sauberste Stadt Madagaskars.

Nur wenige Autominuten ausserhalb der Stadt ist von den Zeichen der Moderne kaum etwas zu sehen. Die Landschaft ist dreigeteilt: Meer, Küstenstreifen, Hügelberge. Wer nach Westen fährt, erlebt ein weltweit seltenes Phänomen: von Fort Dauphin herkommend steigt die Strasse einem niedrigen Passhügel hoch. Links und rechts grüne tropische Landschaft. Kaum hat man die Kuppe des Passes überquert, eröffnet sich eine trockene, dornenbewehrte Gestrüpplandschaft. Die Klimafalte ist bemerkenswert: Fort Dauphin liegt im Einflussbereich der fast ganzjährigen Ostküstenregen. Die Klimafalte hingegen führt hin zur trockenen, den Südwinden unterliegenden Landschaft des tiefen Südens Madagaskars.

Hier führt der Mandrare-Fluss die Wasser der Südost-Hügelwelt zum Meer. Doch meist ist der Fluss trocken.  Die Anwohner graben Schächte in sein breites Kieselbett, um an spärliches Wasser zu gelangen. Der Mandrare mäandriert in einem weitflächigen Tal. Es erschien den französischen Siedlern der 1930er Jahre als idealer Ort, um Sisal anzupflanzen. Heute noch ergiessen sich die Sisalpflanzen wie stramme Soldaten bis in den fernen Horizont in Reih und Glied.

Eine der Familien – de Heaulme – war ebenfalls mit Sisal-Plantagen tätig und hatte die Inspiration, einen Teil in Naturzustand zu belassen. So entstand Berenty.


siehe auch den Beitrag
Berenty: Reservat


Basler Ziegelsteine in Madagaskar

Wenn Dachziegel eine Reise tun

Wie gelangten Basler Ziegelsteine von Indien nach Madagaskar?

(Franz Stadelmann 1993)  Der Aargauer Historiker Rudolf Fischer fand in Madagaskar Dachziegel aus dem letzten Jahrhundert, hergestellt in einer indischen Ziegelei der Basler Mission.

Rudolf Fischer mit historischem Ziegelstein der Basler Mission in MadagaskarRudolf Fischer mit historischem Ziegelstein der Basler Mission in Madagaskar

Rudolf Fischer erkannte die Ziegelsteine sofort, als er die Umgebung des alten Leuchtturms auf der winzigen Insel Nosy Tanikely im Nordwesten Madagaskars durchstreifte. Hunderte von Basler Ziegeln lagen säuberlich gestapelt neben dem baufälligen Haus des Leuchtturmwächters. Auf den ockerroten Falzziegeln war die Jahreszahl 1865 eingebrannt und daneben stand unverkennbar: Basel Mission Tile Works.

«Das ist insofern ein besonders bemerkenswerter Fund, als die Ziegel aus dem ersten ordentlichen Produktionsjahr der ersten Basler Missionsziegelei in Jeppoo (bei Mangalore) stammen», sagt der Historiker Fischer, der sich vor Jahren eingehend mit der Basler Missionsindustrie in Indien beschäftigt hatte und 1978 an der Universität Zürich über dieses Thema promovierte.

Die Basler Missionstechniker unterhielten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts etliche Textilfabriken und Ziegeleien in Südindien und führten dort das Know-how der gewellten Falzziegel ein, die schnell einen reissenden Absatz fanden. Die ineinander verharkten Ziegel, millionenfach auf Schweizer Dächern zu sehen, wurden bald schon in ganz Indien vermarktet. Ein Teil davon gelangte auch in weitere Länder des Indischen Ozeans. «Dass derartige Ziegel bis nach Ostafrika verschifft wurden, ist belegt», sagt Fischer, «bislang war mir jedoch unbekannt, dass es sie sogar in Madagaskar gibt. Tatsächlich bestanden während Jahrhunderten intensive Handelsbeziehungen zwischen Indien und Ostafrika, insbesondere Zansibar wirkte als Drehscheibe und wichtiger Umschlagplatz. Ich vermute, dass diese Ziegel via Ostafrika nach Madagaskar gelangten.» Andere Funde dieser Ziegel sind – bislang – in Madagaskar nicht bekannt Wie sie allerdings dorthin gelangten, bleibt unklar. Erlitt einer der Segelfrachter Schiffbruch an den Gestaden der Pfefferinsel? Und wenn, dann stellt sich die Frage, wohin er unterwegs war.

Industrie der Basler Mission
Ab 1834 begann sich das Missionskomitee der (späteren) Basler Missionsgesellschaft in Afrika und auch in Indien zu engagieren und dort vor allem in Mangalore an der Südwestküste. Nebst der eigentlichen Aufgabe der Missionierung wurden als Mittel der Arbeitsbeschaffung zahlreiche Unternehmen gegründet. Mit unterschiedlichem Erfolg: Die Fabrikation von Schwarzwälder-Uhren schlug fehl, ebenso wie die Seidenzucht und die Herstellung von Kokosnussöl. Der erste erfolgreiche Missionsbetrieb war die Buchdruckerei in Mangalore. Der eigentliche industrielle Durchbruch gelang jedoch ab 1870 mit den Webereibetrieben und Ziegelfabriken, obwohl auch sie in der Folge etlichen Schwankungen unterlagen.

Der erste Brennofen der Basler Missionare entstand 1864 in Mangalore und dies hatte eine grosse Breitenwirkung zur Folge : 1902 gab es dort 18 Ziegeleien, zehn Jahre später waren es bereits 30. Die meisten standen unter indischer Leitung. Die Missionsgesellschaft selber hatte in Mangalore zwei Fabriken in Betrieb und fünf weitere in Südindien. Ab 1881 gelangten auch Dampfmaschinen in den Einsatz. Jede der sieben Ziegeleien beschäftigte hundert bis vierhundert Leute und produzierte zwischen einer und vier Millionen Ziegel pro Jahr.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges gingen die Fabrikationsbetriebe der Basler Mission in britisch-indische Hände über. Doch zum Teil existieren sie bis heute und produzieren teilweise noch auf den alten Maschinen der Basler Mission.

Dieser Artikel, verfasst von Franz Stadelmann, erschien am 6. Mai 1993 in der Aargauer Zeitung

siehe auch: Ziegelherstellung der Basler Mission in Südindien 

Vohemar

1630 – Vohemar

Im Nordosten von Madagaskar verbirgt sich das historische Landstädtchen Vohemar.


Das Hafenstädtchen Vohemar gehört zur Region SAVA. Von Sambava aus fährt man auf der Nationalstrasse 5a zunächst ein Stück nach Westen durch hügeliges Gelände und dann durch die bergige Landschaft des fruchtbaren Hinterlands nach Norden. Die Piste von Ambilobe bis Vohemar, die RN 5a, hat unter den vielen Wirbelstürmen aus dem Indischen Ozean stark gelitten und erfordert deswegen viel Zeit. Diese Piste mit tiefen Schlaglöchern ist in einem so erbärmlichen Zustand, dass sie während der Regenzeit fast unpassierbar ist. Und selbst in der Trockenzeit beansprucht sie viele Stunden Fahrzeit. 

Der Stadtname Vohemar (oder Iharana auf madagassisch) stammt aus den beiden Wörtern “Vohitra“ auf deutsch Siedlungen und “Maro“ oder viel, also wörtlich übersetzt bedeutet dieses zusammengesetzte Wort “die grosse Siedlung mit vielen kleinen Dörfern“. Die idyllische Hafenstadt liegt an der Küste, geschützt durch Korallenriffe und damit “zyklonsicher“. Deswegen wird ein Grossteil der Exportprodukte über dieses Kleinstädtchen verschifft (Vanille aus Sambava und Antalaha, Reis aus Andapa und Zebus aus den Trockengebieten rund um Vohemar). Der regionale Handelshafen stellt den Seeverkehr mit den wichtigsten Häfen Madagaskars einschliesslich Toamasina, aber auch mit dem Ausland wie der Nachbarinsel La Réunion und den Inseln der Komoren sicher.

Effektiv ist Vohemar der einzige Tiefseehafen der Nordostküste. Die weitaus grössere Stadt Sambava verfügt über keinen Hafen und in Antalaha gibt es zwar eine Hafenmole, aber dort können nur die in der Region gebauten Holzschiffe anlegen. Diese motorbetriebenen Frachter können zwar 20 bis 50 Tonnen transportieren, haben aber nur einen geringen Tiefgang. Grössere Meeresschiffe hingegen können ihre Fracht nur in Vohemar löschen. Dort befindet sich auch das Treibstofflager der Region.

Vohemar
Die wichtige Küstenstadt Vohemar an der Nordostküste zeichnet sich vor allem durch das trockene Klima aus. Die Region ist auch bekannt für die Zebuzucht, was den Bezirk zur reichsten Region an Nutztieren macht. Dieses Siedlungsgebiet gehört den Volksgruppen Betsimisaraka, Sakalava und Tsimihety. Rund um dieses Kleinstädtchen gibt es grosse Vanille-, Nelken-, Zimt-, Kaffee-, Mais-, Erdnuss- und Kokosplantagen, wobei die Vanille die Haupteinkommensquelle der hier lebenden Bevölkerungsgruppe ist.

Die Tsimihety (der Volkstamm, der sich die Haare nicht schneidet) sind anteilmässig die grösste Volksgruppe in dieser entlegenen nördlichen Region. Sie sind bekannt für ihre grossen Wanderbewegungen als Viehzüchter. Im Gegensatz zu den anderen Ethnien gelten sie als “Individualisten“ und möchten immer ein freies Leben führen. Die Sakalava (oder diejenigen, die im langen Tal wohnen), die ebenfalls in dieser Region wohnen, sind Nachfahren von arabischen und ostafrikanischen Einwanderern, deswegen ihr Hang zum Ritual der Blutbruderschaft, zur Ahnenverehrung und zu den heiligen Reliquien. Sie sind hervorragende Viehzüchter und halten sich grosse Rinderherden. Die Betsimisaraka (oder die vielen, die sich nicht trennen lassen) sind die drittgrösste Volksgruppe an der Ostküste nördlich und südlich der Hafenstadt Toamasina. Diese Ethnie ist aus dem Zusammenschluss verschiedener Volksgruppen entstanden. Sie leben hauptsächlich vom Fischfang und vom Reis- und Gewürzanbau. Sie pflegen auch viele uralte Rituale und glauben an Naturgeister.


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Neben den erwähnten ethnischen Gruppen, die hauptsächlich von der Landwirtschaft im Binnenland und vom Fischfang an der Küste leben, gibt es auch Geschäftsleute aus der Sava Region und viele Chinesen, die von der Verschiffung der Exportprodukte wie Vanille und Gewürze leben. Leider werden von hier aus seit vielen Jahren und immer noch illegal Edel- und Rosenhölzer nach China verschifft.

Der Besuch des Lac Andranotsara (oder Lac Vert) ist eine besondere Attraktion ausserhalb der Stadt. Er liegt ca. 10 km südlich der Stadt Vohemar, inmitten von malerischen Dörfern und einer weiten, sanft hügeligen Landschaft, wo die Zebus den ganzen Tag weiden. Der ortskundige Führer begleitet die Besucher und zeigt ihnen den Weg entlang der Graspiste des Flughafens von Iharana und bis zum See. Der Lac Andranotsara ist nur durch einen schmalen Streifen Land vom Indischen Ozean getrennt. 70 m oberhalb dieses heiligen Sees hat man einen faszinierenden Blick auf die umliegende Landschaft, aber auch auf die wechselnden Farben des Sees: mal ein eindrucksvolles Türkisgrün bei Sonnenschein und mal dunkelgrün schimmerndes Wasser, wenn das Wetter bewölkt ist. Es wird gesagt, dass der Ursprung dieses sattgrünen Sees auf die Vermischung von Süss- und Salzwasser zurückzuführen sei.

Dieser heilige See spielt im Glauben der Einheimischen eine grosse Rolle, so wie der Antanavo See ca. 50 km von Diego Suarez entfernt. Hier leben viele Krokodile, die als Reinkarnation der Vorfahren der hier Lebenden verehrt und respektiert werden. Der Legende nach soll hier einst ein grosses Dorf gestanden haben und im Ozean, nahe dieses Dorfes, habe ein siebenköpfiges Monster gelebt. Dieses riesige Ungeheuer hätte einmal mit den Fischern heftig gestritten und so ging es wütend ins Dorf und unter seinem riesigen Gewicht versank das ganze Dorf in der Tiefe. Während eines grossen Unwetters füllte sich dann die entstandene Senke mit Wasser und die Dorfbewohner verwandelten sich in Krokodile. Seit diesem Zwischenfall sind viele Tabus in und um diesen Grünen See zu beachten. Der Besuch dieses Sees ist nur in Begleitung von Einheimischen möglich. Gelegentlich werden zu Ehren der Krokodile Zebus auf einer Sandbank geopfert, ebenso werden hier regelmässig Ahnenverehrungen sowie Heilungszeremonien abgehalten.

Vohemar
Etwa 80 km westlich von Vohemar liegt das Daraina Reservat. Die NGO Fanamby verwaltet und schützt dieses Waldgebiet in der Region von Loky Manambato. Hier befindet sich ein Refugium der sehr seltenen Goldkronensifakas (oder Propithecus tatersalli), aber es ist auch die Heimat verschiedener endemischer Reptilien und Vögel. Beste Saison für den Besuch dieses Naturschutzgebietes ist während der Trockenzeit zwischen Mai und November. Das Camp Tatersalli liegt etwa sechs Kilometer nordöstlich dieses Schutzgebietes und hat einfache Zeltbungalows mit einem kleinen Restaurant, wo Gerichte mit lokalen Produkten und Kokosmilch zubereitet werden.

Einige Unterkünfte in Vohemar haben einen schönen Meeresblick auf die weite Bucht. Hier herrscht Beschaulichkeit und Ruhe an einem schönen haifischsicheren Strand. Die Restaurants bieten ihre kulinarischen Highlights an mit Spezialitäten aus den edlen Vanilleschoten und bereiten madagassische Spezialitäten mit der sehr beliebten Kokosnuss-Sauce.

Von Vohemar nach Sambava durchfährt man auf 150 km ein Trockengebiet mit savannenartigen Grasflächen. Nicht weit von der Vanillestadt Sambava erstrecken sich die endlosen Kokosplantagen, die sich entlang der weitläufigen Sandstrände Richtung Süden hinziehen. Von Sambava aus startet auch die abenteuerliche und anstrengende Trekkingtour durch den Marojejy Nationalpark.

März 2021, geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Grotten von Belobaka

1760 – Grotten von Belobaka

Die Grotten von Belobaka liegen östlich der Hafenstadt Mahajanga in der Region von Boeny und sind einzigartige geologische Formationen.


Das Höhlensystem von Belobaka liegt in der Nähe der Mahamavo-Hochebene. Eine aussergewöhnliche und abenteuerliche Tour voller spannender Erlebnisse erwartet uns bei der Erkundigung dieser Grotten in einer abgelegenen Felsenregion.

Von Mahajanga fährt man auf der Nationalstrasse Nr. 4 Richtung Antananarivo. Die Vororte werden durch Savannen und Palmen abgelöst. Nach rund zehn Kilometern nimmt man die Abzweigung Richtung den Grotten von Belobaka. Diese Höhlen liegen etwas abseits der bekannten Reiserouten. Das ganze Jahr herrscht hier zwar trockenes Westküstenklima mit durchschnittlich über 30° C. Doch diese mysteriösen Versteinerungen kann man wegen der schlechten Piste nur während der Trockenzeit zwischen April und November besuchen.

Früher hiess die Gemeinde Andavakabe, wörtlich übersetzt bedeutet dies “in der Nähe des grossen Lochs bzw. der tiefen Grotte“. In dieser Region wurde früher auf riesigen Feldern Tabak angepflanzt, daher ist der Dorfname heute im Sakalava-Dialekt Belobaka, “die Region mit viel Tabak“. Die Belobaka-Höhlen stammen aus der paläozänen Zeit. Dieser Kalkstein ist um die 65 Millionen Jahre alt und damit jünger im Vergleich zu den massiven und spektakulären, auch sehr bekannten Karstformationen der Tsingy von Bemaraha, Tsingy von Ankarana oder Tsingy von Namoroka, die ca. 160 Millionen Jahre alt sind. Diese drei letzterwähnten Tsingy sind viel schwieriger zu erreichen als die Belobaka-Grotten.

Grotten von Belobaka
Während einer Expeditionsreise zwischen 1911 und 1912 haben Höhlenforscher die Belobaka-Grotten entdeckt und dabei einige Überreste von Subfossilen gefunden, darunter den “Pachylemur insignis“. Dieser gehört zu der Gattung einer ausgestorbenen riesigen Lemurenart, die zur Lemuridae-Familie gehörte. Diese einzigartige und endemische Lemurenart ist dem schwarz-weissen Vari an der Nordostküste der Insel sehr ähnlich.

Jahre später, zwischen 2003 und 2012, haben ein französisch-madagassisches MAPPM-Team bei mehreren Fundstellen wiederum Ausgrabungen durchgeführt. Dabei wurden weitere paläontologische Fossilen von Nagetieren (Nesomyidae), Primaten (Archaeolemuridae, Megaladapidae, “Palaeopropithecus kelyus“) und auch Fossilien von Zwergflusspferden “Hippopotamus laloumena“ mit einem Alter von 18’000 Jahren entdeckt. Diese werden seither im bekannten AKIBA-Mozea an der Universität von Mahajanga aufbewahrt. Dieses interessante Naturkundemuseum beherbergt Exponate, Fossilien und Berichte über die endemische Artenvielfalt der Pflanzen- und Tierwelt der Nordküste, natürlich auch viele Dokumente über die Geschichte, Sitten und Bräuche der früheren Sakalava-Reiche und der hier angesiedelten Sakalava-Volkstämme.


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Die Ethnie der Sakalava bewohnt das extrem weitläufige Siedlungsgebiet der gesamten Nord- und Südwestküste Madagaskars und bedeckt etwa einen Viertel der Gesamtfläche der ganzen Insel. Das Gebiet reicht von Tulear an der Südwestspitze bis Morondava und weiter bis Mahajanga und Ambanja im Norden. Die Bezeichnung “Sakalava“ bedeutet “die aus dem langen Tal“. Wie die anderen Volksgruppen in Madagaskar haben die Sakalava ebenfalls eine reiche Kultur und einen tiefen Ahnenkult. Die Verehrung der heiligen Reliquien, der “Trance-Zustand“ sowie das Ritual der Blutsbrüderschaft sind afrikanischen Sitten und Bräuchen sehr ähnlich. Die Gräber der ehemaligen Könige unweit von Mahajanga-Stadt gelten als besonders heilig und tabu (fady). Man darf sie nur in Begleitung eines Lokalguides betreten.

Grotten von Belobaka
Die Höhlenforscher haben insgesamt sieben verschiedenen Höhlen mit Stalaktiten und Stalagmiten in diesem Kalkgebiet entdeckt. Bei einer Wanderung durch das Höhlensystem hat man einen geologischen Überblick der Kalksteinformationen dieser Grotten. Die meisten Höhlen erfüllen die Funktion von Kultstätten, denn die grosse Volksgruppe betrachtet sie als heilige Orte oder “Zomba“ im Sakalava-Dialekt. Dieses Wort bezeichnet sowohl den gerufenen Geist als auch das Medium und die Zeremonie selbst. Die Familien opfern dabei ein oder mehrere Zebus und während diesem regelmässigen Ritual teilen sie ihren Ahnen und Vorfahren ihre Sorgen und Nöte mit und bitten um Abhilfe. Ebenso flehen sie darum,  sich für die Belange der Lebenden einzusetzen (für Segen, für Gesundheit, für die Kinder).

Für die Reisenden ist es sehr wichtig zu wissen, dass diese bestimmten Fady (Tabus) auch für sie gelten. Sie müssen diese heiligen Orte immer in Begleitung von Einheimischen besuchen, die den Ort und die Wege, sowie die Regeln sehr gut kennen. Meistens müssen sie das traditionelle Kleidungstück der Küstenbewohner, ein spezielles Tuch oder “Lamba“, um die Hüften tragen und barfuss den heiligen Platz betreten.

Die erste Höhle in Belobaka ist ca. 15m tief und gilt als ein heiliger und mystischer Ort, so dass man sich dieser sakralen Grotte nur barfuss nähern darf. Nicht weit vom Eingang der Grotte befindet sich der Opferplatz, hier rufen die Madagassen die Seelen der “Razana“ oder der Vorfahren, die sich um das Wohlergehen ihrer Nachkommen kümmern. Schamanen und Medizinmänner übernehmen die Aufgabe, den richtigen Zeitpunkt und die erforderlichen Festlichkeiten zu bestimmen.

Grotten von Belobaka
Die zweite Grotte ist ziemlich breit und hat die Form einer Kathedrale.
Die dritte wird von den Einheimischen als die Grotte von “Tarzan“ genannt, wegen der vielen Wurzeln, die hier von der Decke in den Boden wachsen, um Wasser zu finden.
Die vierte heisst die “Weibliche Grotte“, die fünfte hat einen den Namen “Grotte der Krokodile“, die sechste ist die männliche Grotte und letztendlich die siebte ist die “Grotte der Baobabs“, die von lokalen Steinbearbeitern gefunden wurde.

Die Erkundung dieser sieben Grotten dauert insgesamt etwa zwei Stunden, immer in Begleitung eines ortsansässigen Führers und die Mitnahme einer guten Taschenlampe ist zwingend erforderlich.

Die Grotten von Belobaka sind nicht zu verwechseln mit den Grotten von Anjohibe. Die Grotten von Belobaka sind rund 11 Kilometer von Mahajanga entfernt und in einem Tagesausflug sehr gut zu besichtigen.
Die eindrücklicheren Höhlen von Anjohibe hingegen liegen rund 60 Kilometer auf Naturpisten nordöstlich von Mahajanga und benötigen eine oder zwei Übernachtungen vor Ort.

Februar 2021, geschrieben von Mickael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch