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Verkehrsmittel in Madagaskar

Salama ô !

Ich möchte Ihnen heute die wichtigsten Verkehrsmittel hier in Madagaskar vorstellen.

Hier in der Hauptstadt Antananarivo haben wir ein dichtes Netz an Stadtbussen. Damit sind Kleinbusse gemeint, die bis zu 30 Passagiere mitnehmen können. Wir nennen diese Fahrzeuge „Taxi Be“, übersetzt „grosses Taxi“. Angestellte, Schüler, Studenten und Verkäufer sind auf dieses Verkehrsmittel angewiesen. Trotz dem ständigen Stau – besonders im Stadtzentrum – ist ein Taxi Be sehr praktisch und nicht teuer. Die Abfahrtszeit ist sehr flexibel, es gibt keine festen Fahrpläne. Das Taxi Be fährt, wenn es voll ist.

Wer es eilig hat oder viele Waren oder Gepäckstücke mit dabei hat, fährt gern mit einem privaten „Taxi“. Die beigefarbenen Taxi warten meistens in der Nähe der Hotels, am Flughafen oder am Marktplatz. Es gibt keine festen Preise und den Fahrpreis sollte man zu Beginn der Fahrt aushandeln.

Das Taxi-Brousse oder Buschtaxi gehört zu den wichtigsten öffentlichen Verkehrsmitteln im ganzen Land. Die Taxi-Brousse verbinden die grosse Stadt mit den anderen Teilen des Landes, sie fahren sogar über die schlechten Pisten bis zu den abgelegenen Dörfern. Sie fahren meistens unpünktlich. Auf dem Dach werden die Gepäckstücke, die Getreidesäcke und die verschiedenen Lebensmittel oder sogar Fahrräder gebunden.

In den grossen Städten Madagaskars wie Antsirabe, Tamatave oder Tulear sind die Pousse Pousse oder „Rikscha“ und die Cyclo- Pousse oder Fahrradrikscha ein beliebtes und praktisches Verkehrsmittel. Die schöne Thermalstadt Antsirabe kann man sehr angenehm mit einer Rikscha erkunden.

Natürlich spielt auch die Eisenbahn eine wichtige Rolle hier in Madagaskar. Die FCE-Linie verbindet Fianarantsoa, die Hauptstadt der Betsileo mit der Stadt Manakara am Indischen Ozean. Die Fahrt mit der grünen Dschungelbahn zählt zu den einmaligen und abenteuerlichen Erlebnissen während einer Reise in Madagaskar.

Eine gemütliche Bootsfahrt auf dem Kanal von Pangalanes an der Ostküste oder auf dem langen Tsiribihina Fluss mit seiner abwechslungsreichen Landschaft ist sicher ein Schwerpunkt einer Madagaskarreise. Für die Einwohner hingegen ist es alltäglich, sich mit einer Piroge auf dem Wasser zu bewegen.

Möchten Sie mehr Informationen zu Madagaskar haben, dann kontaktieren Sie uns bitte!

Wir sind hier in Antananarivo, dem Herzen von Madagaskar. Veloma.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress

2600 – Zugfahrt ab Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress

Eine nostalgische Reise in die Vergangenheit. Die altersschwache Lokomotive der FCE fährt die etwa 163 km lange Zugstrecke auf den rostigen Meterspurgleisen vom Hochland bis zur regenfeuchten Ostküste Madagaskars am Indischen Ozean.


Einen Fotoapparat mit genügend Speicherplatz und vollem Akku muss man unbedingt mitnehmen, um die schöne und abwechslungsreiche Landschaft, all die Szenen an den Stationen und die verschiedenen Volksgruppen entlang dieser Zugstrecke zu fotografieren! Hier erleben Sie die Seele Madagaskars mit seinen Bewohnern im Sinne des Wortes “hautnah“.

Die Eisenbahnlinie FCE (Fianarantsoa-Côte Est) verbindet zweimal in der Woche die Verwaltungsstadt Fianarantsoa mit der Küstenstadt Manakara an der Südostküste der Insel und entsprechend zweimal zurück. Sie spielt eine unverzichtbare Rolle für die Land- sowie für die Stadtbewohner zwischen diesen beiden Regionen. Diese 163 km lange Bahnlinie mit 57 Tunneln und 67 Brücken wurde während der Kolonialzeit von 1926 bis 1936 gebaut.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress
Der langwierige und gefährliche Bau dauerte insgesamt 10 Jahre. Praktisch während der ganzen Bauzeit waren rund 5000 Männer, meist Zwangsarbeiter, beschäftigt. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen, der unvermeidlichen Malaria-Krankheit und der mangelnden Versorgung starben leider mehrere tausend Arbeiter. Der ursprüngliche Zweck für die Franzosen beim Bau dieser Bahnlinie lag darin, die lokalen Produkte wie Kaffee, Kakao, Vanille, Pfeffer und die wertvollen Edelhölzer möglichst rasch zur Küstenstadt Manakara zu transportieren. Von dort aus wurden diese Exportwaren mit Schiffen zur florierenden Hafenstadt Tamatave weitertransportiert. Seit jener Zeit ist der sogenannte “Zug des Lebens“ in Betrieb und transportiert auch Kranke oder schwangere Frauen in die nächst grössere Ortschaft mit Krankenhaus und Entbindungsstation.

Die einzige alte Diesellok, die noch verkehrt, ist sehr reparaturbedürftig. Einige grün gestrichene Waggons kommen aus der Schweiz und die meisten rostigen Schwellen und Schienen sind Spenden aus der Schweiz oder sind Kriegsabgaben von Deutschland an Frankreich nach dem 1. Weltkrieg. Der Zug spielt noch immer eine grosse Rolle für die Bauern in dieser weitläufigen Region, denn die Zugstrecke ist die einzige Verkehrsverbindung für die von der Aussenwelt abgeschiedenen Dörfer. Die hier lebenden Merina-, Betsileo-, Tanala-, Betsimisaraka- und Antaimoro-Bauern sind von dieser Zugverbindung abhängig, denn dies ist die einzige Möglichkeit, ihre Waren in die nächsten grösseren Orte zu transportieren und zu verkaufen. Bemerkenswert ist der grosse Andrang der Landbewohner bei den Stopps an allen kleinen Bahnhofstationen. Dies beansprucht einen grossen Zeitaufwand für das Ein- und Aussteigen der Passagiere, das Umladen von Warenkartons und grossen Mengen an Produkten in Säcken, Kisten oder Körben. So wird die planmässige 10 Stunden Zugfahrt nicht immer eingehalten, aber hier hat es niemand wirklich eilig und auch die Reisegäste haben inzwischen das Motto “moramora in Madagaskar“ gut gelernt.


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Um die lange Schlange am Ticketschalter – besonders in der Hochsaison – zu vermeiden, ist es immer empfehlenswert, die Plätze und die Tickets im Voraus zu buchen. Für die erlebnisreiche Zugfahrt ab dem Hochland bucht man am besten einen Sitzplatz auf der linken Seite wegen der atemberaubenden Aussicht auf der Bergstrecke im Regenwald.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress
Mit lautem Hupen und Pfeifsignal setzt sich die alte Diesellok im Bahnhof von Fianarantsoa auf 1100 m Meereshöhe in Bewegung und fährt durch die dichten, frühmorgendlichen Nebelschwaden von Fianarantsoa. Die 2. Klasse-Waggons sind mit Passagieren und ihren riesigen Gepäckstücken bereits gut gefüllt. Der Zug schlängelt sich im Schneckentempo durch das weite Hochland mit den Reisfeldern in verschiedenen Grüntönen und durch die einzige Teeplantage Madagaskars. Der sehr begehrte Sahambavy Tee wird hier seit den 1970er-Jahren angebaut. Jährlich werden in der nahegelegenen Teefabrik rund 500 Tonnen Tee produziert und 80% davon werden ins Ausland exportiert.

Nach gut 25 Kilometern verlässt der Zug das Hochland und gleitet in gemächlichem Tempo hinab Richtung Ostküste. An jedem der Bahnhöfe warten die vielen Dorfbewohner sehnsüchtig auf den Zug, die Kinder schauen neugierig die Passagiere an und die fliegenden Händler bieten den Passagieren die verschiedenen Produkte der Region während der Zwischenstopps an: die süssen Mais- oder Bananenkuchen, eingewickelt in Bananenblätter, die knallroten Flusskrebse aus dem nahen Regenwald, die gebratenen Maniokstücke und Süsskartoffeln, die gegrillten Würstchen, die fritierten Hähnchen und die verschiedenen Saisonfrüchte, wie die diversen Bananensorten (ganzjährig), Mangos (Oktober-November), Litschees (November- Dezember), Avocados (Februar- April), Mandarinen und Orangen (Juni – August), Jackfrucht und wilde Goyaven (kurz nach der Regenzeit ab Februar bis Mai). Diese zahlreichen tropischen Früchte gedeihen sehr gut in dieser fruchtbaren und feuchtwarmen Region an Madagaskars Ostküste.

Ab dem Bahnhof Ranomena fängt der lange, steile Abstieg durch die abwechslungsreiche grüne Landschaft an. Der Zug fährt durch den dichten Bergregenwald und die Hügel, bedeckt mit den dekorativen Ravinala (Bäume der Reisenden). Die Aussicht auf die Berglandschaft, die beeindruckenden Wasserfälle, die zahlreichen Flüsse und kleinen Seen sind sehr spektakulär. Auf der weiteren Fahrt durchfährt die Bahn den längsten Tunnel mit 1072 Metern.

Nach ein paar Kilometern durchfahren wir das Siedlungsgebiet der “Tanala-Volksgruppe“, wörtlich bedeutet dies “der Volkstamm aus dem Regenwald“. Früher galten sie als die kleinste Bevölkerungsgruppe Madagaskars und waren bekannt, von den Produkten aus dem Wald zu leben, denn hier fanden sie alles, was sie im Alltag brauchten. Sie leben noch heute vom Honigsammeln, vom Holzfällen, vom Kaffee- und Reisanbau und vom Fischfang in den klaren Gebirgsflüssen. Dank des Artenreichtums im Urwald und seiner vielen medizinisch wirksamen Pflanzen haben die Tanala-Volksgruppen ein sehr grosses Wissen in Naturheilkunde gesammelt.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress
Nicht weit vom Bahnof in Andrambovato Bahnhof (auf Deutsch “am Fuss der Felsen“) liegt eine hohen Granitkuppe, von der der Name dieses malerischen Dorfes stammt. Dieses kleine Bergbauerndorf ist auch der Ausgangspunkt von Trekkingtouren durch den Primärwald mit schönen Kaskaden und durch idyllische Tanala-Dörfer. Das Donnern des spektakulären Wasserfalls von Mandriampotsy hören wir schon vom Weiten.

Langsam nähert sich der Zug dem grossen Bananenanbaugebiet auf dieser Bahnstrecke. Dieses Gebiet versorgt das ganze Jahr über die Region rund um die Stadt Fianarantsoa mit diesen leckeren Früchten. Viele Tonnen der grünen Bananenstauden liegen auf den Bahnsteigen und warten auf die nächste Transportgelegenheit. Diese Gegend ist auch bekannt für seinen Ingweranbau. Zwischen den Monaten Mai bis August wird dieses Gewürz geerntet und in vielen Gegenden rund um Fianarantsoa oder Manakara preiswert verkauft.

Meistens hält der Zug wegen der Mittagspause am Bahnhof Manampatrana wesentlich länger. Es ist ein grösserer Ort und hier werden auch viele Produkte ein- und ausgeladen. So ergibt sich für die Gäste die interessante Möglichkeit, den Bahnhof mit dem umliegenden Dorf zu erkunden und zu fotografieren. Dieser Ort liegt günstig im Zentrum der Kaffeeproduktion an der Südostküste der Insel, so muss man einfach die Gelegenheit nutzen und den starken und aromatischen Kaffee dieser Region probieren. Dies ist ein “Muss“ für passionierten Kaffeetrinker, denn er schmeckt wirklich köstlich. Bei dieser Gelegenheit kann man sich auch die Beine vertreten und das Mittagsessen in einem kleinen “Hotely“ oder in einer typischen madagassischen Garküche am Rand des Bahnhofs geniessen und sich natürlich mit den Einheimischen unterhalten. Dabei lernt man viel über ihren Alltag, ihre Sitten und Bräuche. Die Fotografen kommen voll auf ihre Kosten.

In den nächsten Bahnhöfen von Ionilahy, Mahabako und Fenomby dauern die Zwischenstopps wegen des Umladens auch etwas länger. Das Landschaftsbild in der Gegend ist von bunten, kleinen Obstplantagen geprägt und diese fruchtbare Gegend gilt als eine der grössten “Obstkammern“ Madagaskars. Die Bahnstrecke folgt dem Lauf des langen Faraony-Flusses und bietet wunderbare Panoramablicke Richtung Küstenebene. Viele Landbewohner nutzen den Fluss, um ihre Waren mit der Piroge zum nächstgelegenen Dorf zu transportieren. Er bewässert auch die Reiskulturen und die verschiedenen Obst- und Gemüsefelder in dieser Gegend.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress
Ab dem Bahnhof Sahasinaka ändert sich die Landschaft schlagartig, das Klima hat sich verändert, wir merken schon die salzige Meeresluft, es ist warm und schwül geworden. Diese kleine Bahnstation hat ihr eigener Charme wegen des auffälligen bunten Marktes und den vielen Essbuden am Strassenrand. Jeden Donnerstag findet hier der grosse Markttag statt. Die zahlreichen Verkaufsstände sind voll mit tropischen Früchten, vor allem die Litschis, die süss und rot am Ende des Jahres in dieser Gegend geerntet werden. Auch Süsswasserfische vom Fluss Faraony werden reichlich auf dem Fischmarkt angeboten.

Kurz nach dem Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die letzte Bahnstation von Antsaka, wo die Küstenebene beginnt. Die Bahnlinie durchfährt jetzt die letzten paar Kilometer geradlinig und die Asphaltstrasse RN12 verläuft parallel zur Bahnstrecke. Das Bahngleis kreuzt die Piste des Flugplatzes von Manakara und die ersten Kokospalmen verkünden den Passagieren, dass sie bald in der Küstenstadt Manakara eintreffen, hier ist das Land der Antaimoro- und Antesaka-Volksgruppen. Wir spüren endlich die angenehme und frische Meeresluft des nahen Indischen Ozeans. Am Endbahnhof Manakara warten ungeduldig die Rikschafahrer und die Autochauffeure auf die müden Fahrgäste.

Diese eindrucksvolle Bahnfahrt mit dem Dschungelexpress ist ein Highlight jeder Madagaskarreise, zwar fährt er “moramora“, bzw. “langsam“ oder “immer mit der Ruhe“, aber diese erlebnisreiche Zugfahrt verspricht jedem eine authentische Begegnung mit den Einheimischen.

Dezember 2020, geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra

1220 – Ambatondrazaka und der Alaotra-See

Die Stadt Ambatondrazaka ist ab Moramanga sowohl mit der Eisenbahn als auch mit dem Geländewagen zu erreichen.


In Ambatondrazaka werden wir wieder andere Volkstämme der Nordostküste der Insel mit ihren interessanten Sitten und Bräuche kennenlernen. Die Landbevölkerung setzt sich hauptsächlich aus den Stämmen der Sihanaka und Bezanozano zusammen.


Der Alaotra-See liegt etwa 320 km nordöstlich von Antananarivo. Um diese interessante Region zu erreichen, fährt man auf der asphaltierten Nationalstrasse Nummer 2 (RN2) nach Osten bis Moramanga. Ab hier nimmt man die Nationalstrasse 44, die bald zu einer holprigen Piste wird. Eine gute Alternative wäre die 122 km lange Zugstrecke mit 12 Bahnhöfen, natürlich unter der Bedingung, dass der Zug fährt. Auf dieser abwechslungsreichen Fahrt wechselt die karge Hügellandschaft mit den grünen Ausläufern des Regenwaldreservates ab.

Auf der Südseite des Alaotra Sees, umgeben von sanften Anhöhen, liegt der Hauptort Ambatondrazaka. Vom “Erben des Hörens“ erfährt man, dass der einstige Sihanaka König Andriambololona mit dem ursprünglichen hier lebenden Stamm der Vazimba gekämpft hatte. Sein Sohn Razaka war kinderlos und entschied, die Kinder seiner Schwester zu adoptieren. Vor seinen Verwandten und allen Stadtbewohnern hielt er einen Eid, dass er sich um das Wohl dieser Adoptivkinder kümmern würde.

Zum Andenken liess er einen grossen Gedenkstein “Vato“ im Dorf errichten und so heisst die Stadt noch heute Ambatondrazaka (was wörtlich “Gedenkstein von Razaka“ bedeutet).

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Der Bau der Eisenbahnlinie in diese Region begann im Jahre 1914 und seit 1923 pendelt regelmässig eine altersschwache Lokomotive zwischen Moramanga und Ambatondrazaka. Hier erlebt man pure Landschaft und echte Leute. Die Dorfbewohner an allen Bahnhöfen versorgen die Fahrgäste mit frisch zubereiteten Beignets und Obst und der Kontakt mit den einheimischen Mitreisenden ist im wahrsten Sinn des Wortes “hautnah“.

Ambatondrazaka liegt günstig am Endpunkt der Bahnlinie MLA (Moramanga – Lac Alaotra), es ist auch das Verwaltungszentrum der ganzen Region am See Alaotra.

Die grossen Reisfelder rund um die Stadt liegen an der Westseite des Sees. Nicht umsonst ist dieses wohlhabende Städtchen die wichtigste Reiskammer der ganzen Insel.

Die Häuser am Rand der Hauptstrasse aus der Kolonialzeit, der bunte Markt mit den reichhaltigen Ständen und die eindrucksvolle Kathedrale stechen sofort ins Auge und verleihen der Stadt eine gemütliche Ausstrahlung.

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Die ethnische Gruppe Sihanaka bewohnt die fruchtbare Region rund um den See. Sie hat mit dem Volkstamm der Merina viel gemeinsam. Die Sümpfe wurden in grosse Reisfelder umgewandelt. Deswegen ist ihr Name die Sihanaka (wörtlich übersetzt heisst es “die aus dem Sumpf“ oder „diejenigen, die durch die Sümpfe wandern“). Sie leben in der Nähe des Quellgebiets des Mangoro Flusses und leben vom Reisanbau, vom Fischfang und der Geflügelzucht.

Die Bezanozano Volksstämme sind mit der Sihanaka Volksgruppe eng verwandt und besiedeln auch die Region rund um die Alaotra See. Der Name bedeutet wörtlich übersetzt “viele kleine Zöpfe“ und er beschreibt die Frisur der Frauen, die sich das Haar zu kleinen Knoten rund um den Kopf flechten.

Beide Volkstämme sind bekannt für das Tanztheater Milaloa und das Kabary (Redekunst). Sie können sich stundenlang in einer sehr blumigen Sprache, ausgeschmückt mit vielen Redewendungen unterhalten. Dieses Kabary ist bis heute eine wichtige kommunikative Funktion im Alltag der Einheimischen und bei jeder Familienzeremonie.

Sie werden auch als brandrodende Bauern bezeichnet und pflanzen gern Trockenreis an den Berghängen und Hanglagen. Sein Wasser erhält der Reis nur vom Regen. Mais und Yamswurzeln gehören auch zu den Nutzpflanzen in dieser regenreichen Region.

Während die traditionell hier lebenden Bezanozano und Sihanaka die riesige Senke des Alaotra-Grabens in natürlich verträglichem Masse mit Sumpfreisanbau, Viehhaltung und Fischfang nutzten, führten die französischen Kolonialherren den Nassreisanbau ein und begannen etwa um 1922 mit der extensiven Kultivierung. Auch Tabak, Maniok und Erdnüsse wurden angebaut.

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Wegen ca. 80.000 ha Reiskulturen rund um den Alaotra See gehört die Region zum bedeutendsten Reisanbaugebiet von ganz Madagaskar. Reis ist auf der ganzen Insel das Grundnahrungsmittel der Madagassen, sie konsumieren durchschnittlich 135 kg pro Jahr pro Person. Sie fühlen sich erst gesättigt, wenn sie Reis gegessen haben. Unerwartete Gäste sind immer willkommen und es heisst dann: „manasa hihinam-bary“, was wörtlich heisst „komm rein und iss Reis mit uns“.

Es gibt sehr viele Reissorten auf der ganzen Insel. Meistens werden die weissen Reissorten in den Regionen bevorzugt gepflanzt, der braunrote Reis wird jedoch als Reissuppe früh am Morgen sehr geschätzt, der ovale Duftreis riecht und schmeckt sehr gut. Zu jeder Mahlzeit werden verschiedene Beilagen wie Spinat, Eintöpfe mit Gemüse oder Fleisch serviert.

Ein wesentlicher Reiz der Gegend um den Lac Alaotra ist die Abgeschiedenheit.

Der See ist ein Naturdenkmal und birgt eine Unzahl kaum erforschter Lebensformen, auch wenn er unter den Folgen von Erosionsschäden (Lavaka), Überdüngung, Wasserentnahme und Waldverlust leidet. Darum ist er aufgrund der dort lebenden Wasservögel und Lemuren zum Ramsar-Schutzgebiet erklärt worden.

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Zu den Hauptattraktionen in dieser Gegend gehört das Camp Bandro, 30 km nördlich von Ambatondrazaka, gegründet von „Madagascar Wildlife Conservation“ (MWC). Hier ist die beste Option, um die dämmerungsaktiven Bambuslemuren ganz aus der Nähe zu beobachten. Da sie vor Sonnenaufgang, so gegen vier Uhr auf Futtersuche sind, bekommt man diese endemischen Tiere am besten auf einer Pirogenfahrt durch die Schilfinseln zu Gesicht.

Der Alaotra-Bambuslemur oder „Hapalemur Alaotrensis“ oder “Bandro“ auf madagassisch ist eine mittelgroße Lemurenart mit graubraunem Fell, die ihr Refugium am Ufer des Lac Alaotra gefunden hat. Sie verbringen ihr Leben in den Sümpfen mit Papyrus und ernähren sich hauptsächlich vom endemischen Schilf oder “Zetra“. Dieser possierliche Primat lebt zwischen den Schilfinseln und kann nicht schwimmen, so haben die Parkwächter kleine Brücken zwischen den Verbreitungsgebieten dieser Bambuslemuren gebaut, um der drohenden Inzucht vorzubeugen.

Nordöstlich des Camps Bandro befindet sich der Nationalpark von Zahamena rund 70 km im Nordosten von Ambatondrazaka. Er liegt 400 bis 1600 m über dem Meeresspiegel entlang des Ostufers des Lac Alaotra.

Der 66’400 ha grosse Nationalpark steht seit 1927 unter Schutz und gehört zum Ostenregenwald mit Orchideen, Palmen, Pandanus und vielen Baumarten.

Dieser Park ist auch ein Naturlebensraum für Lemuren, darunter der grösste Lemur von Madagaskar, der Indri Indri. Auch der Diademsifaka hat hier sein Refugium gefunden. Zahlreiche endemische Vögel wie die Rote Eule und der seltene Schlangenadler, aber auch viele Amphibienarten sind hier anzutreffen.

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Die Nationalstrasse Nr 44 von Ambatondrazaka bis Imerimandroso ist eine 53 km lange, staubige Piste. Diese rund eineinhalbstündige Autofahrt bietet einen Blick auf die einstöckigen Hochlandhäuser mit den schön verzierten Balkonen.

Nach der Stadt Imerimandroso gelangt man zum Dorf Antanandava, das am Ausgangspunkt des berühmten Schmugglerpfades zum Indischen Ozean liegt. Vor dem Strassenbau und der Eisenbahnverbindung war dies die übliche Route für die Schmuggelprodukte aus den Nachbarinseln La Réunion und Mauritius, die ins Hochland gebracht werden sollten.

Eine 6-tägige Trekkingtour mit vielen Flussdurchquerungen auf dem Schmugglerpfad ist für Abenteurergäste sehr interessant, um die natürliche Schönheit der Region von Alaotra kombiniert mit der Ostküste zu entdecken. Die Strecke vom Hochland bis zur Ostküste ist ca. 85 km lang und schliesst den Besuch des Zahamena-Nationalparks ein, um damit die Vielfältigkeit des Regenwaldreservates mit seiner Fauna und Flora kennen zu lernen.

Der Ausgangspunkt dieses Fussmarsches ist das kleine Dorf Antanandava, rund 70 km von Ambatondrazaka entfernt. Auf der Trekkingtour kommt man zu einer Anhöhe mit schönem Panoramablick, von dem man den weiten Blick über den grossen See hat. Schwerpunkte dieser Trekkingtour sind auch die verschiedenen Landschaftsformen und die Entdeckung der aromatischen Gewürze wie Nelken und die wertvollen Heilpflanzen unterwegs. Dazu wird man die Gastfreundschaft der Einheimischen abseits der ausgetretenen Pfade kennenlernen. Endpunkt dieser erlebnisreichen Trekkingtour ist das Dorf Vavatenina auf der Höhe von Mahambo an der Nordküste, ein schöner Badeplatz mit vorgelagertem Riff und auch ein beliebter Ort für die Wellenreiter. Von Mahambo kann man die Reise mit einer Bootsfahrt bis zur nahen, grünen Tropeninsel Sainte Marie fortsetzten. Badeurlaub und Inselfeeling pur erwartet dort die Reisegäste!

August 2020
Geschrieben von: Michaël PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Die Eisenbahnlinie FCE in Madagaskar

Eisenbahn FCE in Madagaskar

Die Eisenbahnlinie FCE (Fianarantsoa-Cote-Est Railway) verbindet die Hochlandstadt Fianarantsoa mit der Küstenstadt Manakara

Schon 1896, ganz zu Beginn der Kolonialzeit der Franzosen, hat man über die Planung dieser Bahn gesprochen. Von 1926 bis 1936 wurde sie dann mit erheblichem Aufwand gebaut. So sollen zeitweise 5‘000 Zwangsarbeiter an der Arbeit beteiligt gewesen und mehrere Tausend bei den Bauarbeiten ums Leben gekommen sein. Es ist eine Bahnstrecke in Meter-Spur. Mit 67 Brücken und 48 Tunneln und gut 163 Kilometern Länge, wurde die Bahn gleichzeitig mit dem Hafen von Manakara eingeweiht. Damit war, für damalige Verhältnisse, eine leistungsfähige Verbindung von der Ostküste ins Hochland entstanden.

Heute entspricht die Bahn nicht mehr den Vorstellungen einer „westlich“ modernen Eisenbahn. Die Einheimischen sprechen somit auch etwas ironisch von ihrem TGV (Train à Grandes Vibrations). Die Dieselloks stammen noch aus der Anfängerzeit dieser Bahnlinie. Das Wagenmaterial wurde mehrmals ausgetauscht. Viele Wagen stammen aus der Schweiz, so z. B. von der Brünigbahn, der Chemin de fer Yverdon-St. Croix oder den Berner Oberland-Bahnen. Für uns verströmen diese Wagen einen Duft von Nostalgie, denn sie stammen alle aus den 60er-Jahren. Hier erhalten sie einen neuen Anstrich und werden auch im Innern etwas restauriert und sind somit noch gut erhalten.

Für die Einheimischen ist diese Bahn sehr wichtig, ist sie doch die einzige Verkehrsverbindung in ihrer Region. Die Strasse vom Hochland über Ranomafana nach Manakara verläuft, in Luftlinie gesehen, 30 Kilometer nördlich der Bahnlinie.

Die Bahnstrecke verläuft, gemäss bahntechnischen Bedingungen, mit einer möglichst ausgeglichenen Steigung in vielen Windungen in einem schwierigen Gelände. An einigen Stellen wird die maximale Steigung ausgereizt und der Zug hat dann Mühe diese Stellen zu passieren. Erst unten in der Küstenebene verläuft sie zum Teil eben und schnurgerade.

Aus Mangel an Rollmaterial verkehrt der Zug nur noch zweimal wöchentlich in jeder Richtung.

Die Abfahrtszeit, sei es in Fianarantsoa oder in Manakara, ist immer auf 7 Uhr angesetzt. Ob diese eingehalten werden kann, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Oft ist die Lok noch in Reparatur oder der Zug muss noch in die richtige Formation rangiert werden. Nach Fahrplan würde die Fahrt etwa 10 Stunden dauern. Aber die Halte an den 16 Zwischenstationen dauern immer etwas länger als geplant. Da müssen Waren aus- und eingeladen werden oder man wartet noch auf einen Patienten, der dringend transportiert werden muss oder …

Neben der wundervollen Aussicht während der Fahrt (am besten man besetzt bei einer Talfahrt einen Platz auf der, in Fahrtrichtung gesehen, linken Seite), sind die Halte an den Stationen ganz besonders interessant. Die halbe Dorfbevölkerung ist dann anwesend und versucht alles zu verkaufen, was Haus und Hof hergibt.

Meist wird es spät am Abend bis man am Endbahnhof ankommt.

Die Eisenbahnstrecke vom Hochland zur Küste steht im Zentrum unserer Reise „Bahnwanderung entlang der Dschungelbahn“. Wir wollen einem Teil des Schienenstrangs folgen. Zu Fuss und so vom Hochland bis zur Küstenebene gelangen. Zum Schluss fahren wir dann mit dem Zug zurück und erleben die Strecken nochmals vom Zug aus.

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Die Eisenbahn in Madagaskar

Die Eisenbahn in Madagaskar: Chemin de fer , Madagascar
 

Eisenbahn in Madagaskar: Streckenverläufe Zuverlässigkeit und Geschichte

1984 fuhren noch vier Passagierzüge von Antananarivo nach Antsirabe. Seit vielen Jahren kein einziger mehr. Damals verkehrten noch drei tägliche Personenzüge von der Hauptstadt nach Tamatave. Die 370 km lange Fahrt dauerte um die neun Stunden und war bezüglich Zuverlässigkeit auf ziemlich hohem Niveau. Heute kann man als Passagier nicht mehr mit der Eisenbahn von Antananarivo nach Tamatave reisen.

1901 begann die Kolonialmacht Frankreich mit dem Eisenbahnbau in Madagaskar. Es entstand ein Netz von 850 Kilometern. Mit der Unabhängigkeit 1960 erbte Madagaskar ein funktionierendes und intaktes Eisenbahnsystem, bestehend aus zwei unabhängigen Netzen in Meterspur. Einerseits von der Hauptstadt gegen Süden nach Antsirabe und andererseits an die Ostküste zum Hafen Tamatave und mit einer Seitenlinie zum Reisgebiet um Ambatondrazaka.

In den bitteren 1980er Jahren und den unstabilen 1990er Jahren degradierten die Bahnstrukturen dramatisch. Gleichzeitig wurden die Frequenzen reduziert oder gar eingestellt.

Um die Jahrhundertwende war die staatliche Eisenbahngesellschaft „Réseau National des Chemins de Fer Malagasy“ (RNCFM) bankrott. Der Staat privatisierte das Nordnetz, betreibt aber weiterhin das Südnetz. Auf dem Nordnetz kümmert sich Madarail um den Betrieb und interessiert sich primär für den lukrativen Frachtverkehr des Bergbaus. Dafür wurden auch neue Schienenstränge verlegt. Der Personenverkehr ist zweitrangig. Trotzdem verkehren noch Passagierzüge, oft in gemischter Form mit Frachtverkehr. Der Fahrplan ist ziemlich verlässlich, jedenfalls bezüglich der Abfahrtszeit.

Eisenbahn in Madagaskar: Madarail MadagascarDie Südbahn von Fianarantsoa nach Manakara hingegen hangelt sich tagtäglich am Abgrund vorbei. Die Fianarantsoa-Côte Est (FCE) hat nur noch eine fahrtüchtige Lokomotive, die aber sehr oft „en panne“ ist. Der Fahrplan ist bis auf wenige Fahrten pro Woche ausgedünnt. Die Südbahn wird zuweilen als Dschungel-Express bezeichnet und dies ist eher sarkastisch zu verstehen. Für die Bevölkerung spielt die 160 km lange Linie aber weiterhin eine grosse Rolle. Der Bau dieser Linie begann 1926 und war das schwierigste Bahnbauprojekt, das Frankreich je in seinen Kolonien durchführte. Brücken, Tunnels und unstabiles Gelände waren technische Herausforderungen. Der Unterhalt der Linie ist aus Budgetgründen nur mangelhaft. Zudem verursachen Zyklone regelmässig erhebliche Schäden.

Entlang aller Schienennetze führen Strassen, in die in den letzten 20-30 Jahren erheblich investiert wurde. Das bedeutet nicht, dass sie gut sind, aber der Löwenanteil an Gütern und Personen wird heutzutage auf der Strasse transportiert. Trotzdem bedienen die Eisenbahnen heute noch Dörfer, die auf dem Strassenweg nicht oder sehr schlecht erreichbar sind.

Abgesehen von diesen zwei Bahnnetzen finden sich auf Madagaskar auch an weiteren Orten Spuren von Eisenbahnen. Die frühere Zuckerbahn auf der Insel Nosy Be transportierte mit zwei Dampflokomotiven auf 25 km Zuckerrohr zur Fabrik und Zucker zum Hafen. Der Betrieb wurde in den 1980er Jahren eingestellt. In Diégo-Suarez gab es zu frühen Kolonialzeiten eine Schmalspurbahn, die als Stadttram funktionierte. Der Bau einer Stichbahn südlich von Tulear hingegen wurde nie beendet. Sie war für den Abtransport von Kohle geplant worden.

 

Eisenbahn in Madagaskar: Fahrplan von PRIORI Reisen
Fahrplan für die Eisenbahn in Madagaskar

Madagaskar per Eisenbahn erkunden – Dschungel-Express hautnah

Dschungel Express Madagaskar Eisenbahn

Madagaskars Eisenbahn-Netz ist auch heute noch in Teilstücken befahrbar. Für Reisende sind diese Touren einzigartig und ein ganz besonderes, authentisches Erlebnis. PRIORI kann Ihnen alle Infos rund um die möglichen Bahnfahrten in Madagaskar geben – Fahrpläne, Tickets und Reiseprogramme.

Die Strecke des FCE-Dschungel-Express von Fianarantsoa bis Manakara wurde während der französischen Kolonialzeit bis 1936 errichtet. Auf 163 Kilometern schlängeln sich die eingleisigen Schienen 1100 Höhenmeter durch den feucht-grünen Dschungel hinab zur Ostküste. Die Bahn der madagassischen Gesellschaft FCE überquert dabei 47 Brücken und durchfährt 48 Tunnel. Für Reisende bieten sich auf der Fahrt wunderschöne Ausblicke und tiefe Einblicke in kleine Dörfer und das Leben der Menschen, die den Zug hauptsächlich als Transportmittel für Waren benutzen. Viele der Orte auf der Strecke sind durch Straßen nicht erreichbar. Geduld und Ausdauer sind jedoch gefragt, denn wann der Zug das Meer erreicht ist nie ganz sicher. 

Impressionen liefert die SWR-Reportage Eisenbahn-Romantik zu Madagaskars Dschungel-Express.