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Isalo – Tulear

2240 – Isalo – Tulear

Heute verabschieden wir uns von der Isalo-Wunderwelt und fahren Richtung Südwestküste bis zum Kanal von Mozambique. Unser heutiges Etappenziel ist die Küstenstadt Tulear, die am Ende der Nationalstrasse RN7 liegt.


Neben der Saphirgräberstadt Ilakaka sind auch die bunt bemalten Mahafaly-Gräber unterwegs zu bestaunen. Die Wandertouren durch den Zombitse-Nationalpark und durch das Arboretum zählen zu den besonderen Ausflügen entlang dieses Streckenabschnitts. Unterwegs erfahren wir viel über die Kulturen, über das Leben und über die Sitten und Bräuche der Bara-, Mahafaly- und Vezo-Volkstämme.

Nach der erlebnisreichen Wandertour durch die trockene Berglandschaft des Isalo Gebirges verlassen wir das kleine Städtchen Ranohira der Bara-Volkstämme und fahren schnurgerade Richtung Südwesten über die gut ausgebaute RN7. Die Luft wird merklich wärmer und feuchter. Nach ein paar Kilometern verändert sich die Landschaft schlagartig: Hinter Ranohira werden die zerklüfteten Berge von Wiesen mit abgeflachten Bergen abgelöst und in den weiten Grassavannen und der Steppenlandschaft wachsen die hohen Büsch- und Kaktuswälder, die in der Regenzeit mit einem kräftigen Grün überzogen sind.

Die endemischen Satrana-Palmen (Bismarkia nobilis) sind sehr widerstandfähig gegen die ständigen Buschbrände in dieser wasserarmen Region. Am Rande der Nationalstrasse gedeihen die schönen, dekorativen Vakaka-Palmen (Pandanus pulcheri) und entlang der wenigen Bachläufe, die das trockene Gebiet durchziehen, wachsen die heimischen Schraubenpalmen.

Isalo – Tulear
Nach 30 km erreichen wir die berühmt-berüchtigte Saphirstadt Ilakaka. Nachdem Zebuhirten im Jahre 1990 bei diesem kleinen Dorf zufälligerweise einen wertvollen “Blauen Stein“ gefunden hatten, brach hier der grosse Saphirrausch aus. Aus der ganzen Region kamen alle, um hier ihr Glück bei der Suche nach diesen teuren Edelsteinen zu machen. Seitdem wuchs das unbedeutende Dorf in rasantem Tempo, sogar fremde Aufkäufer aus Europa, aus Asien und vor allem aus Sri Lanka haben sich in der Saphirstadt angesiedelt. Sehr rasch verbreitete sich die Kunde über die Edelsteinfunde, so dass die Einwohnerzahl seitdem fast jedes Jahr um ca. 10’000 anstieg. Heute leben hier mehr als 60’000 Einwohner. Ilakaka selbst gilt als das wichtigste Saphir-Abbaugebiet von ganz Madagaskar. Schliesslich sind Saphire sehr kostbare Steine, ihr Wert liegt auf Rang 2, gleich nach den Diamanten. Viele Verkaufsbuden, Lehmhütten, Garküchen und einfache Unterkünfte reihen sich beidseits der Nationalstrasse und wenn man einen Blick ins Hinterland wirft, entdeckt man eine Mondlandschaft von Erdhaufen und Löchern, gegraben von tausenden von Schürfern.

Auf dem weiteren Weg immer Richtung Südwestküste, rund 80 km vom Dorf Ilakaka entfernt, erreichen wir den grünen Zombitse Vohibasia Nationalpark. Dieser Trockenwald ist ein sehr interessanter Zwischenstopp für Naturfreunde. Das Schutzgebiet umfasst ein etwa 363 km² grosses Gebiet. Es leidet leider unter der fortschreitenden Entwaldung wegen der traditionellen Bandrodung und auch wegen des Saphirabbaus. Der Nationalpark besteht insgesamt aus drei voneinander isolierten Schutzzonen, die bereits seit 1997 bestehen: das Trockenwaldgebiet von “Zombitse“, was wörtlich “dichter Wald“ bedeutet, das Savannengebiet von “Vohibasia“ (“Hügel der Pistolen“) und schliesslich der Bereich “Isoky Vohimena“. Der WWF setzt auf Ökotourismus und bemüht sich, diesen ursprünglichen Trockenwald vor der Abholzung zu bewahren. Erst im Jahre 2002 wurden die beiden Gebiete Zombitse und Vohibasia gemeinsam als Nationalpark deklariert.

Der Vogelbeobachtung ist eine der Hauptattraktion in diesem Schutzgebiet. Fast 47% aller endemischen Vogelarten Madagaskars, mehr als 80 Arten, lassen sich im Park beobachten: darunter die Appertbülbül (Phyllastrephus apperti), der Madagaskarkauz (Ninox superciliaris), der Riesenseidenkuckuck (Coua Gigas), der Hirtenregenpfeiffer (Charadrius pecuarius) und das Madagaskar-Flughuhn. Bei den Wandertouren während der Tagesdämmerung begleitet uns das fröhliche und vielstimmige Gezwitscher der verschiedenen Vögel und mit Hilfe des ortskundigen Führers sind auch die weissen Larvensifaka oder die Braunen Lemuren anzutreffen. Ein Besuch in diesem abgelegenen Nationalpark ist ein unvergessliches und einzigartiges Naturerlebnis. Die Landschaft des Zombitse-Vohibasia Nationalparks zeichnet sich nicht nur durch ihre Fauna und Flora, sondern auch durch ihre geologische Besonderheit aus. Der Park steht an der geologischen Grenze zwischen dem Kalksteingebirge und dem Massiv aus kieselartigem Sandstein, der aus der Isalo-Formation stammt.

Im Park kommen auch Pflanzenliebhaber auf ihre Kosten. Neben den seltenen Madagaskar-Palmen, den zahlreichen Sukkulenten und der Heilpflanze Aloe Vera lassen sich auch unterschiedliche Orchideen bestaunen. Die riesigen und dickstämmigen Baobabs sieht man schon vom weiten und wegen ihrer eindrucksvollen Erscheinung werden diese Riesenbäume auch die “Verkehrtherum-Bäume“ genannt. Sie sind Wahrzeichen von Madagaskar und an der Südwestküste werden sie in der Nähe der Mahafaly-Gräber gepflanzt und gelten als besonders heilig. Im Schatten dieser “Reniala“ (“Mutter des Waldes“) breitet sich immer eine angenehme Kühle aus und so können wir hier am Mittag unser Picknick geniessen.


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Auf der Insel Madagaskar findet man sechs endemische Baobabarten. Ihre gigantischen Stämme können Unmengen Wasser speichern, sodass die Baobabs bei extremer Trockenheit bis zu drei Jahre ohne Wasser überleben können. Die Einheimischen in den abgelegenen Dörfern benutzen dann diese sogenannten “Flaschenbäume“ als Wasserreservoir und verzehren die schmackhaften und nussartigen Früchte, die sehr reich an Vitamin C sind. Viele Baobabarten sind vielseitig verwendbar: Sie dienen als Rohmaterial für die Herstellung von Seilen, Körben, Hüten und Saiten für Musikinstrumente. Aus den frischen Blättern erhält man schmackhaftes Gemüse und aus den Samen werden wertvolles Öl und herrlich erfrischende Getränke hergestellt.

Isalo – Tulear
Die bunt bemalten Mahafaly-Gräber am Rand der Nationalstrasse stechen sofort in die Augen und unser Fahrer weiss genau Bescheid, welche Grabstätten am Rand der Strasse fotografiert werden dürfen. Die Mahafaly-Volkstämme bedeuten wörtlich “die glücklich Machenden“ oder “die Tabus machen“ oder “aus der verbotenen Gegend“. Die meisten sind Bauern und während der kurzen Regenperiode pflanzen sie hautsächlich Mais, Maniok und Süsskartoffeln in dieser trockenen Gegend an. Wegen des Wassermangels sind sie noch heute Nomaden und bewegen sich von Zeit zu Zeit, je nach der Erntezeit und je nach dem ersten Einsetzen des Regens. Im Gegensatz zu ihren Nachbaren, den Bara-Volkstämmen, ist die Aufzucht von Zebus für die Mahafaly weniger von Bedeutung.

Die Mahafaly-Ethnien sind besonders bekannt für ihre individuellen, bunt bemalten Grabmäler, so dass ihre eindrucksvollen Gräber am Rand der Nationalstrasse immer reges Interesse bei den Reisenden wecken. Es handelt sich um rechteckige grosse Grabstätten, die mit kunstvoll geschnitzten Grabstelen und Holzfiguren oder “Aloalo“ und mit vielen Zebuhörnern geschmückt sind. Die aufwendigen Malereien geben häufig Auskunft über das Leben oder über die Vorlieben des dort Bestatteten, vielleicht auch über seine Träume, denn auf den Grabstätten sind manchmal Bilder von Flugzeugen, Hubschraubern und Schiffen dargestellt.

Im irdischen Leben wohnt der Mahafaly-Volkstamm erstaunlicherweise in ärmlichen und windschiefen Hütten, nach dem Tod errichtet die Familie für den Verstorbenen ein aufwendiges Grabmal, denn das irdische, materielle Leben als Mensch ist für ihn unbedeutend, wichtig ist, dass wenn er stirbt, er auf dem Weg zu einem “gottähnlichen Geisteswesen“ wird, das seine lebenden Nachfahren vor Unglück bewahrt. Bei der Beerdigungsfeier gibt es ein richtig üppiges Festmahl, so dass viele Zebus für die ganze Familie, sogar für das ganze Dorf geschlachtet werden. Die vielen Zebuhörner, die später die Grabstatt des Verstorbenen schmücken, zeigen seinen Rang, sein Ansehen und vor allem seinen Reichtum.

Nach einer grossen Linkskurve taucht endlich am Horizont das Blau des Ozeans auf. Die modernen und fest gebauten Häuser erscheinen nun auch beidseits der Strasse. Rund 17 km nordöstlich von Tulear begrüsst uns vom Weiten ein auffälliger Tafelberg am Eingang der Stadt. Das interessante Arboretum, ein kleines Naturparadies für Botaniker, hat der Schweizer Naturfreund Hermann Petignat im Jahre 1980 gegründet, hier kann man sich einen Einblick auf die artenreichen Sukkulenten, Aloen, Dornensträucher, Didieraeceen und Euphorbien verschaffen, die dem dürren und trockenen Klima im Südwesten Madagaskars ausgesetzt ist.

Es ist nicht mehr weit bis zur Hafenstadt Tulear, ein bedeutendes Handelszentrum am Kanal von Mozambique. Der Stadtname Toliary bedeutet im madagassischen Dialekt: “wo man ankern kann“ oder “wo man das Boot festmachen kann“. In der Kolonialzeit haben die Kolonisten diesen Namen später als Tulear ins Französische übersetzt.

Isalo – Tulear
Tulear selbst hat leider keinen Strand, nur Mangrovensümpfe und Schlick. Nördlich der Stadt befindet sich der berühmte Strand von Ifaty und in rund einer Stunde Bootsfahrt Richtung Süden der Hafenstadt erreicht man die erholsame und wunderschöne Bucht von Sarodrano und Anakao. Beide Badeorte haben feine weisse Sandstrände und sind durch ein ausgedehntes Korallenriff geschützt. Diese Orte sind natürlich auch gute Orte für abwechslungsreiche Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Baden, Surfen. Buckelwalbeobachtungen zwischen Juli bis September sind an dieser Südwestküste ebenfalls möglich. An diesen palmengesäumten Stränden am Kanal von Mozambique erleben wir die glühenden Sonnenuntergänge und geniessen endlich die Ruhe nach einer wochenlangen, erlebnisreichen Tour!

November 2020; geschrieben von  Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Nosy Be

1910 – Die Insel Nosy Be

Nosy Be ist der touristische Hotspot in Madagaskar, mit allen Licht- und Schattenseiten

 

Nach einer langen Madagaskarreise ist man reif für diese erholsame Parfüminsel: „Pures Inselfeeling“!
Nosy Be ist 325 km2 gross: zu gross, um klein zu sein und zu klein, um gross zu sein. Die Vulkaninsel hat etwa die Fläche von München oder etwas mehr als jene des Kantons Schaffhausen. 

Die Insel Nosy Be ist per Boot ab dem nahen Festland oder aber per Flugzeug ab Diego Suarez oder auch ab der Hauptstadt Antananarivo erreichbar. Viele Reisende bevorzugen die Überfahrt mit dem Fährschiff ab dem Kleinstädtchen Ankify (ca. 15 km nördlich von Ambanja).

Nosy Be ist die Insel vor der Insel: also eine kleine Insel in Sichtweite von der Hauptinsel Madagaskar.

Nosy Be, die “Perle im Kanal von Mozambik“, liegt nur etwa 10 km von der Nordwestküste des Festlandes entfernt. Die Abfahrtszeit der Fähre oder des Schnellbootes hängt jeweils von den Gezeiten ab. Die Bootsfahrt bis zur Insel ist vormittags bei Ebbe eher möglich, da das Meereswasser nachmittags unruhig ist. Unterwegs trifft man öfter die Einbäume der einheimischen Sakalava-Fischer, die an ihren kleinen Netzen herumnesteln und auswerfen.

“Nosy“ heisst auf Madagassisch “die Insel“ und das Wort “be“ bedeutet “gross“ oder “viel“. Tatsächlich ist Nosy Be mit einer Fläche von 325 km² die grösste Nebeninsel Madagaskars. Rund um die Hauptinsel liegen die Nachbarinseln Nosy Komba, Nosy Tanikely, Nosy Sakatia, Nosy Iranja oder Nosy Mitsio: Schnorcheln, Tauchen, Hochseefischen, Windsurfen, kurze Wandertouren durch die üppige Vegetation oder einfach relaxen und faulenzen sind die verschiedenen Freizeitmöglichkeiten bei den Tagesausflügen auf diese traumhaften Inseln.

Nosy Be
Im 16. Jahrhundert war Nosy Be ein bevorzugter Schlupfwinkel der Piraten im Indischen Ozean, denn hier fanden sie alles was sie brauchten: Trinkwasser, fruchtbaren Boden, Lebensmittel und Holz zur Reparatur ihrer Schiffe. Im 19. Jahrhundert wurde die Insel zum Zufluchtsort des Sakalava-Volkstamms aus der Region Mahajanga (Nordwestküste Madagaskars) während des Verteidigungskriegs gegen die Armee des Merina-Königs Radama I. aus dem Hochland. Gegen diese vielen Angriffe bat die junge Königin Tsiomeko von der Insel Nosy Be im Jahre 1840 Kapitän Passot um Hilfe und so wurde die Insel Nosy Be unter französischen Schutz gestellt. Ein Jahr später kolonisierte der Gouverneur de Hell. Die Insel wurde zur Produktionsstätte für die wichtigen Exportprodukte wie Vanille, Gewürznelken, Pfeffer, Zuckerrohr und die Essenz der Ylang-Ylang Blüte. Gouverneur Hell vergrösserte auch die Hafenstadt im Süden der Insel. So wurde der Hafen und das Verwaltungszentrum der Insel in Hell Ville umbenannt. Schon während der Kolonialzeit wurde Nosy Be zum wichtigsten Plantagenanbaugebiet im Norden von Madagaskar.

Sicherlich kennen fast alle deutsch sprechenden Leute das berühmte Lied „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord.“ Text und Musik stammen von einem russischen Soldatenlied aus der Zeit, als die Russen einen Krieg gegen die Japaner in den Jahren 1904/1905 führten. Die russische Kriegsflotte – auf ihrem langen Weg von der Ostsee nach Ostasien – fand Unterschlupf in einer versteckten Bucht an der Nordwestküste Madagaskars und wartete vergeblich auf ein Kohleversorgungs­schiff. Über 100 Soldaten starben an Typhus und nicht an der Pest, wie es im Lied erzählt wird. Im Friedhof von Hell Ville befinden sich noch heute Gräber von russischen Soldaten. Auch in Andoany gibt es noch einen Friedhof aus dieser Zeit. Mehr als 100 Jahren später heisst die versteckte Bucht an der Nordwestküste Madagaskars noch immer “die russische Bucht“ oder “La Baie des Russes“.

Nosy Be
Die tropische Insel Nosy Be mit vulkanischem Ursprung hat landschaftlich sehr viel zu bieten: Grüner Regenwald, fruchtbares Land mit üppiger Vegetation und exotische Früchte, geschützte Buchten, menschenleere Palmenstrände und ein strahlend blauer Himmel. Zwischen August und Dezember ist die Reifezeit der leckeren Mangos und das ganze Jahr werden süsse Bananen und saftige Papayas auf der Insel geerntet. Die Insel hat weite, ebene Flächen, auf denen seit vielen Jahrzehnten Kaffee-, Vanille- und Ylang Ylang-Plantagen gepflegt werden.

Die Ylang Ylang-Pflanze (Cananga Odorata), die aus den Philippinen stammt, führten die Kolonialherren auf dieser tropischen Insel ein. Viele der Ylang Ylang-Felder liegen auf dem Weg zum Flughafen und bereits nach der Landung riechen die Besucher den süsslichen, aromatischen Duft dieser schönen gelben Blüten. Diese “Parfüm-Pflanze“ gedeiht sehr gut auf der vulkanischen Insel mit dem feucht warmen Klima. Der Baum mit knorrig verschlungenen Ästen darf nicht mehr als zwei Meter hoch wachsen, damit die Blütenernte ohne Leiter erfolgen kann. Das ganze Jahr über sieht man Sakalava-Frauen in den Feldern, wie sie sternförmige Blüten bei Sonnenaufgang ernten, aus denen eine Essenz als unentbehrlicher Grundstoff für die Parfümindustrie gewonnen wird. Madagaskar exportiert die beste Qualität dieses teuren ätherischen Ylang-Öls, hauptsächlich nach Frankreich und nach Amerika. Nicht umsonst hat Nosy Be den schönen Spitznamen “die Insel der Düfte“. Die teure Essenz der Ylang Ylang-Blüten hat den Bewohnern einen ungewöhnlich hohen Lebensstandard gebracht. Diese devisenbringenden Exporte haben leider auch ihre negativen Seiten und Auswirkun­gen auf das Leben der Einheimischen, die man nicht unterschätzen darf.

Nosy Be
Bei einer eindrucksvollen Rundfahrt um die Insel ist der Besuch einer Parfümdestilliere etwa einen Kilometer nördlich des Hafens lohnenswert. Die Inselbewohner mischen ihr Haaröl mit der wertvollen Ylang Ylang-Essenz. Sie wird auch zur Behandlung von Rheumatismus und für einige Hautkrankheiten verwendet. Dieses hochwertige Öl ist auch ein schönes Mitbringsel jeder Madagaskarreise.


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Der Tier- und Pflanzenpark Lemurialand liegt inmitten von Ylang Ylang-Feldern und unweit einer Destillerie. Bei einem Besuch von fast drei Stunden sieht man nicht nur das Destillieren von Ylang Ylang-Blüten, sondern gewinnt auch einen kurzen Überblick über die endemischen Tiere und die Pflanzenwelt Madagaskars.

Der Park beherbergt einige Lemurenarten, auch Reptilien wie Chamäleons, Krokodile, Schildkröten, Eidechsen und gleicht einem kleinen zoologischen Garten. Auch die Botanik und die Vielfalt der endemischen Sukkulenten und andere Pflanzen in Madagaskar ist gut vertreten. Ebenso wird hier die Herstellung einiger traditioneller Handwerksgegenstände wie Korbwaren, Matten oder Dekorationen aus Vetiverwurzeln wird hier gezeigt. Ein Rum-Museum erklärt die Verarbeitung von Zuckerrohr.

Nosy Be
Nicht weit des grossen Dorfs Dzamandzary an der Westküste von Nosy Be sieht man riesige Zuckerrohrplantagen. Der Name dieses Dorfes stand dem berühmten Rum Dzama Pate. Rum – oder eigentlich einfach Rohalkohol – wird hier und in zwei weiteren Regionen Madagaskars produziert. Besonders in den Monaten Mai und Juni blühen die auffallend weissen Federbüschel der Zuckerrohrpflanzen. Die Zuckerrohrpflanze wächst sehr rasch und braucht keine besondere Pflege. Die Fabrik produziert Zucker und Rohalkohol.  Daraus entstehen weisser und brauner Rum in unterschiedlichen Qualitätsstufen.

Von Djamanjary führt die Strasse bis zur höchsten Erhebung von Nosy Be, dem Mont Passot mit 239 m über dem Meeresspiegel. Oben auf der Bergkuppe hat man einen fantastischen Blick und ein umfassendes Bild von den Schönheiten der Insel, über die Westküste, die heiligen Kraterseen, die nahe gelegenen Nachbarinseln und bei schönem Wetter sogar auf das grosse Festland. Die Ausblicke sind traumhaft und die Beobachtung des Sonnenuntergangs mit seiner ganzen Schönheit vom Gipfel ist einzigartig. Die grünen Farben der Kraterseen unterscheiden sich je nach der Wassertiefe. Fischen und Baden sind in diesen heiligen Seen verboten. Es wäre auch gefährlich, denn sie sind von Krokodilen bevölkert. Die Sakalava-Bevölkerung betrachten diese Reptilien als die Verkörperung der Totengeister.

Der Hafen und die Hauptstadt Hell Ville oder Andoany auf madagassisch liegen im Süden der Insel und der Flughafen Fascene ist rund acht Kilometer entfernt. Die zerfallenen Prunkbauten im Stadtzentrum von Hell Ville sind noch Zeugen der einstigen Aktivitäten der französischen Kolonialzeit. Viele der Kolonialvillen sind inzwischen renoviert worden. Auf einem Spaziergang durch die Markthalle des „Bazary Be“ bekommt man einen Eindruck vom Alltagsleben der Sakalava-Bevölkerung. Die Verkaufsstände sind schön bunt mit den zahlreichen Gemüsesorten, den tropischen Früchten, den frischen und geräucherten Fischen, Garnelen und Tintenfischen. Reis, Gemüse und viele Lebensmittel kommen mit dem Schiff vom Festland und wegen den Transportkosten sind die Produkte doppelt teuer. Die Reisenden kaufen hier die frischen Gewürze wie Vanille, Zimt, Pfeffer, Muskatnüsse als Mitbringsel für die Lieben zu Hause. Entlang der Hauptstrasse bis zum Hafen erhält man abends viele Eindrücke über die Lebensweise der Insulaner. Am Strand werden gegrillte Zebu- oder Fisch-Brochettes mit scharf gewürzten Mangos oder Papaya (Spezialität der Insel) angeboten.

Eine Wandertour durch den Nationalpark von Lokobe ist ein besonderes Erlebnis für Naturfreunde. Dieses Reservat erstreckt sich über 740 ha und liegt auf etwa 450 m Meereshöhe. Es befindet sich östlich der Hauptstadt Andoany (Hell Ville) auf einer Halbinsel und ist per Boot oder mit einer Piroge vom Dorf Ambatozavavy aus erreichbar. Bei der Pirogenfahrt erläutert der lokale Reiseführer die Besonderheiten und die Vielfalt des Mangrovenwaldes an diesem Küstenabschnitt. Die dreistündigen Wanderungen beginnen an der Anlegestelle des Boots. Zusammen mit der Lemureninsel Nosy Komba gehört dieser Primärwald zum Refugium der Mohrenmakis (Eulemur Macaco). Auch die nachtaktiven Wieselmakis, ein paar Chamäleons, darunter die Pantherchamäleons, die Erdchamäleons und die Boa madagascariensis sind hier in ihrem natürlichen Habitat anzutreffen. Dieses Naturschutzgebiet besteht aus Tieflandregenwald, wo man noch einige gigantische Bäume wie den “Ramy-Baum“ bewundern kann.

Nosy Be
Im Jahre 2012 wurde eine Vereinigung der Tauchschulen und Bootsvermieter auf Nosy Be gegründet. Schwerpunkt und Ziel dieser Vereinigung sind in erster Linie der Schutz der Unterwasserwelt und der Korallenriffe, auch die korrekte Abwicklung und Sicherheit der Ausflüge zu den verschiedenen Ausflugszielen. Die vielen kleinen Inseln rund um Nosy Be sind denn auch ein wahres Paradies für Wassersportler. Zwischen den märchenhaft schönen Korallengärten schwimmen faszinierende Meeresbewohner wie Walhaie, Buckelwale, Delphine, Mantas und die ganze Vielfalt der tropischen Meere. Vor allem sind dabei die Meeresschildkröten ein Highlight, eine einzigartige Erfahrung, die man nicht verpassen sollte!

Auch die Strände von Orangea Plage bei Ambaro und Andilana sind weitere Traumorte für Sonnenhungrige. An diesen Badeorten gibt es eine reiche Auswahl an Unterkünften der verschiedenen Kategorien, vom gehobenen Hotel bis zum kleinen Gasthaus. Auf der Speisekarte stehen viele Spezialitäten mit Meeresfrüchten: frisch gefangene Fische, Krabben, Garnelen, Hummer, Langusten, Tintenfisch.

Je nach Interesse und je nach Reiseprogramm können die Reisegäste ihre Madagaskarreise ab der Insel Nosy Be starten. Hier können die Gäste in aller Ruhe die Entdeckungstouren vorbereiten. Oder sie können die Parfüminsel Nosy Be als erholsamen Badeabschluss ihrer Reise planen, um die vielen Reiseeindrücke zu verarbeiten, die sie auf der Madagaskarreise gesammelt haben.

Oktober 2020, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker Madagaskarhaus Basel

Majunga – Antsohihy

1800 – Mahajanga – Antsohihy

Die 450 km lange Autofahrt von Mahajanga nach Antsohihy pendelt zwischen Mangroven und Savannen mit weiten Horizonten.
 

Um zur Nordspitze von Madagaskar zu gelangen, müssen wir von Mahajanga aus 160 km nach Osten bis zum Kleinstädtchen Ambondromamy fahren. Dieser Ort ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, hierher strömen die Bewohner der Umgebung, um ihre Produkte aller Art zu verkaufen oder auch Lebensmittel für den Alltag einzukaufen. Der Markttag ist immer auch ein grosses Sozialereignis während der Woche in diesen abgelegenen Gegenden, wo sich die Familien mit den Bekannten oder mit den Nachbarn über die Tagesaktualitäten unterhalten. Von hier aus führt die Nationalstrasse 6 Richtung Norden weiter. (Die RN4 hingegen führt von hier aus zurück aufs Hochland nach Antananarivo.)

Bei der Fahrt auf der Nationalstrasse Nr. 6 zeigt sich dieses Nordgebiet in seiner ganzen Vielfältigkeit mitweitläufigen Savannen,  einigen Bäumen oder auch mit den Reis- und Maniokfeldern.

Majunga – Antsohihy
Nach 85 Kilometern erreichen wir die Stadt Mampikony, eine Stadt inmitten eines feuchten, grünen und fruchtbaren Tals, sehr bekannt als die Stadt des Zwiebelanbaus im Norden. Während der Erntezeit werden die Zwiebeln überall auf Dächern, am Rand der Strasse oder vor den Häusern in der Sonne getrocknet.

Zwiebel heisst „tongolo“, dieses Wort stammt wahrscheinlich aus dem Swahili-Wort „Kitunguu“. Zwiebeln wurden in Madagaskar im 15. Jahrhundert von den arabischen Händlern eingeführt und nehmen seither eine wichtige Rolle in der madagassischen Küche ein.

Es sind vor allem die Sorten “Noflaye-“ und “Menakely-Zwiebeln“ (oder Rote Zwiebeln), die hier angebaut werden. Diese beiden Sorten werden seit den 1930er Jahren in dieser Region angebaut, sie schmecken gut und sind bei den Einheimischen sehr beliebt.

In Madagaskar gibt es noch weitere Sorten. Die grosse rote Zwiebel wird „tongolon i Egypta“ genannt, in Anlehnung an die Geschichte in der Bibel, wo die Sklavenarbeiter während der Pharaonen-Zeit bei der schweren Arbeit viele Zwiebeln gegessen haben sollen.

Knoblauch bedeutet auf madagassisch „Tongolo gasy“, wörtlich bedeutet dies “madagassische Zwiebel“.

Zwiebeln werden neben den frischen Tomaten überall auf den vielen Märkten verkauft und sind die beliebteste Zutat für eine madagassische Sauce.

In fast allen Garküchen und Essenständen in Madagaskar (Hotely gasy auf madagassisch) werden die Zebu-, Schwein- und Hühnergerichte oder der Fisch immer mit Zwiebeln und Tomatensauce zubereitet und serviert. Beide Zutaten kosten nicht viel, werden überall verkauft und sind einfach und schnell zubereitet. Zwiebeln werden auch roh gegessen und sind eine wichtige Zutat für den Salat, gemischt mit Ingwer und grünen Kräutern.

Die Zwiebel hat auch viele therapeutische Eigenschaften: Sie ist das wichtigste Heilmittel gegen Grippe und Husten (gemischt mit Honig) und sehr wirksam gegen Insekten- und Mückenstiche. Sie wird auch in der Schönheitspflege eingesetzt und wirkt gegen Haarausfall.


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Majunga – Antsohihy
Von Mampikony geht die Fahrt weiter durch eine weite und fruchtbare Ebene und nach 82 km erreichen wir die Stadt mit dem Doppelnamen Port Bergé auf französisch und Boriziny auf madagassisch. Beide Namen sind noch immer gebräuchlich. Für die Betsimisaraka-Männer ist das “boriziny“ ein kurzstieliges und langes Messer, das sie bei der Feldarbeit und beim Holzfällen häufig benutzen.

Rund um die Stadt Port Bergé liegen grosse Reis-, Mais-, Baumwoll- und Tabakfelder. Diese Produkte gedeihen sehr gut in diesem trockenwarmen Klima.

Tabak wurde im 17. Jahrhundert von den portugiesischen Seefahrern nach Madagaskar eingeführt. Die grossen Tabakfarmen (meist Familienbetriebe) im Nordwesten der Insel befinden sich hier in der Region Mampikony. Man findet sie aber auch im mittleren Westen rund um Miandrivazo.

Vor der Kolonialzeit rauchten die Sakalava und die Tsimihety nicht, da sie die Zigaretten noch nicht kannten. Sie kauten damals einen speziellen lokalen Tabak gemischt mit Holzasche und somit reich an Pottasche.

Der Bezirk Boriziny ist von einem sanften grünen Tal umgeben. Diese Ebene wird von drei langen Flüssen bewässert und zwar vom Sofia mit 456 km, dem Anjombony mit 320 km und letztendlich dem Bemarivo mit 280 km. Dank des reichlichen Wassers werden Reis, Maniok, Mais, Kartoffeln, Erdnüsse, Bohnen angebaut, vor allem für den Eigenbedarf.

Rund um der Region Port Bergé ist der Tsimihety-Volkstamm angesiedelt. Tsimihety bedeutet wörtlich “jene, die sich die Haare nicht schneiden“. Zum Schutz gegen die Merina hatten sie im 19. Jahrhundert eine enge Verbindung mit der französischen Kolonialmacht geschlossen. Trotzdem haben sie ihren festen Glauben an die Naturgötter bewahrt. Während der Königszeit wollte sich diese Volksgruppe von den Merina-Truppen nicht unterwerfen lassen, als diese Armee des Königs Radama I. vom Hochland aus das Gebiet an der Nordwestküste erobern wollte. Es war damals Sitte, dass die Männer ihr Haar schneiden, wenn das Volk um den König trauerte. Doch als der herrschsüchtige Merina-König Radama I starb, weigerten sie sich, diese alte Sitte zu befolgen. Sie liessen ihr Haar wachsen, um ihren Widerstand und ihre Eigenmächtigkeit gegenüber der dominanten Merina-Ethnie zu zeigen.

Man sagt, dass die Tsimihety Nachkommen seien von europäischen Piraten, die an den Küsten Madagaskars landeten. Sie galten immer schon als ein besonders selbständiger Stamm, der sich auch nicht von den anderen ethnischen Gruppen wie den “Sakalava“ im Norden und den “Betsimisaraka“ im Osten vereinnahmen lassen wollte. Die Tsimihety zählen zu den grössten Reisbauern und Viehzüchter, da ihr Siedlungsgebiet im nördlichen Binnenland sehr fruchtbar ist.

Majunga – Antsohihy
Erwähnenswert ist, dass der madagassische Staatspräsident der ersten Republik zwischen 1970 bis 1972 der Sozialdemokrat Philibert Tsiranana ein Tsimihety war. Madagaskar orientierte sich im Jahre 1960 nach der Unabhängigkeit immer noch stark an der Kolonialmacht Frankreich, da viele Franzosen das Land noch nicht verlassen hatten und noch Ansprüche auf Macht und Besitz auf der Insel stellten.

Das Umland von Port-Bergé wie Mandritsara, Antsohihy, Befandriana und Bealanana begrenzen das Territorium dieser Volksgruppe. Im Vergleich zu anderen Volksgruppen sind die Tsimihety-Hirten sehr bekannt für ihre nomadischen Wanderbewegungen.

Die Landschaft ist von einer relativ trockenen Vegetation mit den typischen Bismarck-Palmen (Bismarckia Nobilis und auf madagassisch Satrana) geprägt. Ihre Blätter werden, so wie bei den Ravinala (Baum der Reisenden), zum Hausbau und für Dächer benutzt.

Grosse Kapok- und Mangobäume säumen den Weg entlang der Nationalstrasse Nr. 6.

Die schönen und dekorativen “Raphiapalmen“ (Raphia farifinera), auch Bastpalmen genannt, wachsen auch in dieser nördlichen Region. Raphia ist eigentlich eines der madagassischen Wörter, die Eingang in die deutsche Sprache gefunden hat. Von den jungen noch nicht entfalteten Blättern dieser riesigen Palmen gewinnt man den Bast. Die Bastfasern werden von den Frauen an der Küste gesammelt und dann versponnen, geflochten oder verwoben, ein wichtiges Material für die üblichen Flechtarbeiten wie Strohhüte, Körbe oder Untersetzer, die später auch mit Naturfarben gefärbt werden.

Bei der Weiterfahrt auf der Nationalstrasse 6 Richtung Nordosten überqueren wir die lange Brücke über den Sofia-Fluss und nach rund zwei Stunden erreichen wir das Kleinstädtchen Antsohihy, 122 km von Boriziny entfernt.

Der Stadtname Antsohihy heisst wörtlich wo viele “Sohihy Bäume“ wachsen. Die Baumart „Sohihy“ (Adina microcephala-Rubiacées) wuchs früher sehr häufig in dieser Gegend und die Tsimihety und Sakalava Fischer stellten damit schöne Boote her.

Majunga – Antsohihy
Die Namen der verschiedenen Ortschaften in Madagaskar beschreiben die Eigenschaften oder die Einzigartigkeit der Orte. In der Stadt Antsohihy heisst zum Beispiel ein Viertel Ambalakida. Im Tsimihety- Dialekt heisst “Kida“ Banane, denn in dieser Wohngegend wachsen viele Bananenstauden.

Ein anderer Stadtteil heisst “Ankiririky“, dieser Name kommt vom Wort „mikiririky“, dieses madagassische Verb bedeutet „fliessen“ denn ein langer Fluss durchquert dieses kleine Dorf.

Von Antsohihy gelangt man auch an die Nordwestküste bis Analalava, ein schöner und abgeschiedener Ort zum Entspannen fernab allen Trubels. Das ruhige Dorf liegt 75 km westlich von Antsohihy, sehr idyllisch an der Loza-Flussmündung.

Die schlechte Piste ist nur mit Geländewagen während der Trockenzeit befahrbar. Die Reisenden können auch eine zweite Reisevariante wählen, indem sie die schöne und entspannende Bootsfahrt auf dem Fluss “Loza“ und entlang von photogenen Mangrovensümpfen bis zum Dorf Analalava nehmen.
Analalava war vor hundert Jahren eine sehr wichtige Stadt und wurde in einem Zug mit Mahajanga oder Diégo-Suarez genannt. Heute weht eine melancholische Nostalgie durch den abseits gelegenen Ort. Er wurde Opfer von verschobenen Verkehrswegen.

Dieses Ausflugziel führt zu neuen Abenteuern auf die vorgelagerten Inseln, von denen die berühmte Insel Nosy Lava (ein ehemaliger Gefängnisstandort) am interessantesten ist.

November 2020, geschrieben von Michael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Nationalpark von Ankarafantsika

1720 – Nationalpark von Ankarafantsika

Dieser Nationalpark befindet sich 420 km nordwestlich der Hauptstadt Antananarivo und 115 km östlich der Hafenstadt Majunga (Mahajanga) in der Region Boeny.


Der Park gehört zu den ältesten Naturschutzgebieten Madagaskars und ist erreichbar über die gut ausgebaute Nationalstrasse RN 4. Um dieses interessante Naturreservat besser zu erkunden, sollte man hier mindestens zwei Tage einplanen.

Die Anreise aus Antananarivo zur Westküstenstadt Mahajanga oder zum Nationalpark Ankarafantsika ist gut über die Strasse zu bewältigen, am besten mit einem Stopp im Dorf Maevatanana um die brütende Hitze bei dieser langen Autofahrt zu meiden. Es gibt auch eine Flugverbindung zwischen der Hauptstadt und der Hafenstadt Mahajanga, was die Anreise zum Naturreservat etwas angenehmer macht.

Der Ankarafantsika Nationalpark (was wörtlich übersetzt “die Berge mit Dornen“ heisst) liegt auf etwa 75-390 m über dem Meeresspiegel. Das Naturschutzgebiet wurde bereits im Jahre 1927 eingerichtet. Erst 2002 bekam es den offiziellen Status eines Nationalparks. Ankarafantsika gehört zu den am meisten besuchten Naturschutzgebieten an der Nordwestküste.

Der Park liegt zwischen den beiden Flüssen Betsiboka an der Westseite und Mahajamba an die Ostseite. Das ca. 135’000 ha grosse Trockenwaldgebiet wird durch die Nationalstrasse 4 in zwei Gebiete geteilt. Er besteht aus ausgedehnten Trockenwäldern, Schluchten, Seen, Savannenlandschaften mit heissem Klima und beherbergt einen enormen Artenreichtum. Bemerkenswert sind die Flüsse, die aus dem Hochland kommen und sich während der Regenzeit zwischen Dezember und März zu reissenden Strömen wandeln.

Nationalpark von Ankarafantsika
Mehrere Wanderwege mit unterschiedlichen Schwerpunkten und verschiedenen Schwierigkeitsstufen, je nach Interesse und Kondition der Besucher, zeigen den Park in seiner ganzen Vielfalt und seiner beeindruckenden Schönheit.

Dieses Schutzgebiet ist besonders bekannt wegen der hier ansässigen Zuchtstation für bedrohte Landschildkröten.

In der Forststation Ampijoroa am Parkeingang des Ankarafantsika Parks gibt es das Projekt „Angonoka“ (Astrochelys yniphora), auf Deutsch Schnabelbrustschildkröte wegen ihres auffällig langen Vorsatzes am unteren Brustpanzer. Dieses Zucht- und Forschungszentrum kümmert sich um diese vom Aussterben bedrohten, endemischen Reptilien, die nur in diesem kleinen geschützten Gebiet im Nordwesten vorkommen.

Die Gründe des rasanten Rückgangs dieser seltenen Tiere sind einerseits die massive Brandrodung und die Abholzung der Trockenwälder, andererseits werden die Schildkröteneier von den wilden Buschschweinen aufgespürt und gefressen, ausserdem sehen einige Madagassen die Schildkröten traditionell als Delikatesse an. Das grösste Problem ist aber, dass einige Schildkrötenarten, vor allem die sehr seltenen „Angonoka“, für sehr hohe Preise auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Dieses Projekt wird glücklicherweise vom WWF und vom Wildlife Preservation Trust seit 1986 unterstützt.

Nach der Aufzucht werden die geschützten Tiere in den weit entfernt gelegen Nationalpark Baie de Baly am Kanal von Mosambik, 150 km südwestlich von Mahajanga, in ihren natürlichen Lebensraum gebracht. Vermutlich tummeln sich dort nur noch geschätzte hundert dieser Exemplare in freier Wildbahn. Auch die seltenen Flachrückenschildkröten (Pyxis planicauda) und die Madagaskar-Schienenschildröte (Erymnochelys madagascariensis) werden hier in Ampijoroa vom Aussterben bewahrt.


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Nationalpark von Ankarafantsika
Die hier lebenden Sakalava-Volksgruppen werden in die Naturschutzarbeit aktiv eingebunden. Schüler der umliegenden Schulen pflanzen während der Regenzeit Bäume. Die Erwachsenen legen am Rande des Parks Feuerschutzschneisen an oder sie werden durch die Naturführer bei verschiedenen Ausbildungen des Madagaskar Nationalparks für den Naturschutz sensibilisiert.

In der Forststation Ampijoroa befindet sich der “See Ravelobe“, benannt nach einem berühmten Räuber. Ein Rundgang zum See ist besonders bei Vogelkundlern beliebt, er führt zu einem Aussichtspunkt mit eindrucksvollem Rundblick. Dieser kleine See wird nämlich von zahlreichen endemischen Watvögeln, Reihern und vor allem vom Madagaskar-Fischadler (Haliaeetus vociferoides) auf madagassisch “Ankoay“ aufgesucht.

Die Ankoay sind die grössten Raubvögel in Madagaskar und dieser See ist für ihn einer der wichtigsten Lebensräume. Süsswasserfische sind ihre Hauptnahrung. Weit oben über dem See thronend beobachten sie die „Tilapia Fische“ unter der Wasseroberfläche, stürzen sich hinunter und fangen sie mit ihren langen und scharfen Krallen. Ein einmaliges Naturschauspiel! Als Raubtiere fangen sie auch Krabben und kleine Vögel, wenn die Fische nicht genügen.

Nationalpark von Ankarafantsika
Der Lac Ravelobe ist auch bekannt wegen der hier lebenden Nilkrokodile (Crocodylus niloticus madagascariensis). Diese endemischen Riesenkrokodile mit bis zu neun Metern Länge gelten als heilig für die Sakalava-Volkstämme. Es ist Fady oder Tabu diese Reptilien zu jagen, so können sie in diesem Schutzgebiet ungestört leben und sich vermehren. Im sicheren Boot und in Begleitung eines ortskundigen Führers kann man den am Ufer in der Sonne dösenden Echsen ziemlich nahekommen! Auch Chamäleons sowie Erdchamäleons (Brookesia), Skinke, Tagesgeckos, Schlangen etc. sind weitere Bewohner dieses Naturparks. Wegen der starken kulturellen und spirituellen Bedeutung des Sees gelten in diesem Naturpark viele Tabus.

Auf den zahlreichen Rundwegen im Nationalpark von Ankarafantsika lernt man auch die interessante Vogelwelt dieses Naturschutzgebiets kennen. Für die Ornithologen ist der Park ein reiches Revier für Vogelbeobachtungen. Rund 130 Vogelarten sind hier im Park vertreten. Darunter findet man Bienenfresser, Drongos und Paradiesschnäpper, die in diesem Naturschutzgebiet ungestört leben. Die blattlose Vegetationsperiode des Trockenwaldes von Mai bis Oktober eignet sich besonders für die Vogelbeobachtung, um die versteckt lebenden Couas, die schönen Seidenkuckucke oder die endemischen Rotvangas (Schetba rufa) zu entdecken.

Nationalpark von Ankarafantsika
Die madagassische Erzählkunst oder die Märchen berichten auf besondere Art über viele Tiere. Die Lokalführer an der Nordwestküste erzählen den Besuchern gerne die spannende Geschichte des schwarzen Vogels, dem auffälligen Trauerdrongo, genannt auch der Gabelschwanzdrongo. Unverwechselbar ist das Aussehen dieses Vogels mit dem schönen Haarschopf und dem gegabelten Schwanz, wie sein Name andeutet.

Dieser Vogel kommt überall im Trocken-, sowie auch im Regenwald vor. Er ist nicht scheu, aber vor allem ist er ein ausgezeichneter Stimmennachahmer. Vor vielen Jahrhunderten kamen die Seeräuber in die Nähe des Dorfes Maroantsetra an der Nordostküste Madagaskars, um die Dörfer zu plündern und um Gefangene zu machen. Als die Dorfbewohner hörten, dass sich die Piratentrupps näherten, flohen sie sofort in den Dschungel. Doch eine Frau mit ihrem kleinen Kind konnte nicht mithalten und versteckte sich im nächsten Dickicht. Gerade als die Piraten an ihnen vorbeieilten, weinte das Baby. Die Seeräuber drehten sich zum Geräusch um, sahen aber nur einen Drongo auf einer Baumkrone, der gerade das weinende Baby nachahmte. So dachten die Seefahrer, dass sie in die Irre geführt wurden. Sie gaben ihr Unternehmen auf und kehrten zu ihren Booten zurück. Seither wird der Drongo in diesem Dorf verehrt und es ist in der Region tabu oder Fady, diesen schönen Vogel zu töten.

Eine Wandertour durch das Trockenwaldgebiet ist aufgrund seiner biologischen Vielfalt und wegen seiner leichten Begehbarkeit sehr zu empfehlen. Im Schutzgebiet gibt es gut ausgeschilderte Lehrpfade und die ausgebildeten Führer sprechen französisch und/oder englisch.

Zahlreiche Lemurenarten, wie die roten Coquereli-Sifakas (auch tanzenden Lemuren genannt) siedeln am Parkeingang und begrüssen die Besucher. Die heimischen nachtaktiven goldbraunen Mausmaki (Microcebus ravelobensis) und der seltene Mongozmakis (Eulemur mongoz) sind im Park auch gut zu beobachten.

Nationalpark von Ankarafantsika
Dieses nordwestliche Gebiet wird wegen seiner lang andauernden Trockenperiode Trockenwaldzone genannt, da die meisten Bäume ihre Blätter abwerfen und einige Lemuren wie die Fettschwanzmakis für einige Monate ihren sogenannten Trockenschlaf halten. Bei der Tageswanderung durch den Park entdecken die Naturfreunde und die botanisch Interessierten neben Lemuren, Reptilien und Vögel auch schöne Lianen, riesige Baobabs und zahlreiche Palmen und endemische Sukkulentenpflanzen.

Leider ist das Hotelangebot besonders in der Hochsaison sehr beschränkt. Der Nationalpark bietet einfache Bungalows und Campingmöglichkeiten mit befestigten und überdachten Zeltplätzen an.

Oktober 2020, gschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Spezialreservat von Ambohitantely

1710 – Das Spezialreservat von Ambohitantely

Das Spezialreservat von Ambohitantely, rund 140 km nordwestlich der Hauptstadt, ist unser heutiges Reiseziel.

Man sollte sehr früh am Morgen aufbrechen, erstens um dem Verkehrs-Chaos zu entgehen und zweitens um die brütende Hitze auf den schönen Wandertouren durch den Park zu meiden. Eine interessante Entdeckungsreise fernab üblicher Routen!

Zügig geht die Autofahrt von Antananarivo auf der RN4 Richtung Nordwesten. Nach etwa 100 km (ca. 2 Stunden Autofahrtzeit) ab der Hauptstadt gelangt man in die Bezirkshauptstadt Ankazobe, dies bedeutet wörtlich “wo grosse Bäume wachsen“. Dieses Örtchen hat seinen Namen aus jener Zeit, als hier noch ein riesiger Trockenwald das Hochlandes des Westens beherrschte. Von Ankazobe geht die Fahrt 30 km weiter durch den dünn besiedelten Westteil der Insel mit weiten Grasflächen, dann biegt man nach rechts ab bis zur Forststation “Manankazo“. Ein Grossteil der Freiflächen wurde mit Pinien, Eukalyptus, Zypressen und anderen fremden Baumarten aufgeforstet. In vielen Regionen von Madagaskar werden verschiedene Bäume regelmässig auf Eigeninitiative von Gemeinden, von verschiedenen ökologischen Hilfsprojekten und von Madagaskar National Parks während der Regenzeit (zwischen Dezember und März) gepflanzt.

Es ist heiss und ziemlich trocken geworden und neben dem spürbar veränderten Klima fällt auch die sich verändernde Landwirtschaft auf: trockene Weidelandschaften mit weiten und sanft gewellten Grasflächen werden bis zum Reservat von Ambohitantely durchquert. Das Reservat von Ambohitantely bedeutet “der Ort mit Honig“, denn in den Trockenwäldern dieses Spezialreservates wurde früher wilder Honig gesammelt.

Spezialreservat von Ambohitantely
Das etwa 5’600 ha grosse Spezialreservat liegt zwischen 1300 m und 1650 m über dem Meeresspiegel. Eingebettet in die Hügellandschaft des Hochlandes finden wir Steppen und Savannen. Ein Rest von Urwald von etwa 1’800 ha steht unter striktem Naturschutz, denn in diesem ursprünglichen Teil des Trockenwaldes wachsen seltene Orchideen und wertvolle Edelhölzer wie Palisander und Ebenholz und in den tiefer gelegenen Teilen des Reservates gedeihen die endemischen, winterharten Madagaskar Königspalmen “Dypsis decipiens“, typisch in dieser Region. Das Spezialreservat wirkt daher wie eine dunkelgrüne Oase, wo sich die tagaktiven Braunen Lemuren, die nachtaktiven Wollmakis, die scheuen Mausmakis und zahlreiche Vogelarten tummeln.

Tierliebhaber kommen hier im Reservat auf ihre Kosten, denn die ortskundigen Guides führen die Reisenden durch das unerschlossene Gelände und freuen sich, den Besuchern die zahlreichen Reptilien z.B. die gut getarnten Chamäleons zu zeigen.
Insgesamt gibt es über 50 bekannte Chamäleonarten auf Madagaskar, das Wort Chamäleon ist ein griechisches Wort, wörtlich heisst dies “Erd-Löwe“. Die Einheimischen nennen diese Kriechtiere “Tanalahy“ im Hochland oder “Tarondro“ im Norden. Die verschiedenen Arten kommen auch ganz verschieden daher: mal mit kantigem Kopf, mit Helm, mit Nasenlappen oder mit Hörnern auf der Nase.

Von den vielen Reptilien auf der ganzen Insel sind die Chamäleons wohl die beliebtesten, nicht nur wegen der bunten Farben, sondern auch, weil man sie in der Natur leicht beobachten und in die Hand nehmen kann. Diese “Meister der Tarnung“ sind tagaktiv und ernähren sich von Insekten wie Heuschrecken, Fliegen und anderen Kleintieren. Sobald ein Beutetier entdeckt ist, wird es mit beiden Augen angepeilt, dann öffnet sich langsam das Maul und plötzlich schnellt die lange Schleuderzunge hervor. Ein faszinierendes Spektakel, das sich im Bruchteil einer Sekunde abspielt, so dass das menschliche Auge diesem Vorgang nicht folgen kann, es ist auch ziemlich schwierig zu fotografieren.
Die Augen können unabhängig voneinander bewegt werden, so kann beispielweise das linke Auge nach hinten schauen, während das rechte nach vorne starrt. Auf diese Weise behalten die Tiere den Überblick über die Umgebung, auch ohne den Kopf auffällig bewegen zu müssen. Dieses Verhalten ist sehr wichtig, denn das Leben im Geäst ist für sie sehr gefährlich.
Die Einheimischen fürchten diese Tiere und weigern sich, sie anzufassen (ausser der Lokalguide natürlich). Trotzdem sind die Leute von diesen sich unabhängig voneinander bewegenden Augen nach vorne und nach hinten oder nach links und nach rechts fasziniert und haben daraus einen bekannten Spruch gemacht: “Handle wie ein Chamäleon, blicke mit einem Auge in die Vergangenheit und mit dem anderen in die Zukunft“.

Neben der Färbung, die sie sehr gut an ihre Umgebung anpassen können, tarnen sie sich auch durch die Art ihrer Fortbewegung. Meistens setzen sie im Schneckentempo einen Fuss vor den anderen und schaukeln merkwürdig vor und zurück. Dieses Verhalten ist der Bewegung von Ästen und Blätter im Wind sehr ähnlich und erschwert es den Feinden, die Chamäleons zu entdecken. Dieses typische Verhalten der Chamäleons entspricht auch der madagassischen Lebensweise: “Mach es wie das Chamäleon, zwei Schritte vorwärts und einen Schritt zurück“.

Dieses Reptil, das die Eigenschaft hat, ständig die Farben zu wechseln, ist auch ein charakteristisches Merkmal für Leute, die ihr Verhalten, die Laune oder auch die Meinung schnell und häufig wechseln. Deshalb wird dieser einzigartige Charakter der Chamäleons in den madagassischen Sprichwörtern und Reden häufig benutzt.
Die Chamäleons sind meist standorttreu, ein Glück für die lokalen Führer, denn so können sie leicht gefunden werden, meistens in kleinen Gebüschen am Waldrand oder auch in der Nähe von Dorfsiedlungen, wo sie häufig ihr Futter finden können.
Viele fleischfressende Raubvögel gehören leider zu ihren grossen Feinden und neben den Vögeln werden sie oft auch von der Boa, einer Würgeschlange, gefressen.

Das winzige Brookesia wird auch als Stummelschwanzchamäleon oder als Zwergchamäleon bezeichnet. Diese Arten haben keine grosse Farbwechselmöglichkeit, denn sie haben unscheinbare braune Farben. Da sie auf dem Boden unter welkenden Blättern und trockenem Laub leben, sind sie sehr gut getarnt und werden deshalb auch als Erdchamäleons bezeichnet.

Spezialreservat von Ambohitantely
Auch die verschiedenen Geckos gehören zu den attraktiven Tieren in diesem Reservat. Die speziellen Haftzellen an den Fingern und Zehen ermöglicht es ihnen, sich unter Blättern oder an der Zimmerdecke festzuhalten, wo sie stundenlang auf Ihre Beute wie Mücken oder andere kleine Insekten lauern. Der farbenprächtige und tagaktive Phelsuma Madagascariensis hat eine leuchtend grüne Farbe mit blutroten Flecken auf Kopf und Rücken. Sie liegen auf den grossen Blättern oder den Baumstämmen, um sich zu sonnen und lecken den Pflanzensaft verschiedener Baumarten.

Auf einer Abendwanderung durch dieses Naturschutzgebiet kann man viele nachtaktive Tiere entdecken. Berühmt wegen ihrer Seltenheit und ihres Aussehens mit den überdimensionalen Köpfen und den flachen Schwänzen sind die Plattschwanzgeckos (Uroplatus), auch als Flachkopfgecko bekannt. Tatsächlich können sie sich mit ihrem flachen Körper, ihrer Kopfform und mit ihrem blattartigen Schwanz ganz perfekt an die Farben der Baumstämme anpassen. Die graugrünen Blattschwanzgeckos, aber auch die nachtaktiven Lemuren können dank ihren grossen glänzenden Augen mit einer guten Taschenlampe leicht entdeckt werden.


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Die Braunen Lemuren Eulemur Fulvus Rufus streifen in grossen Gruppen von ca. 5 bis 15 Tieren im Wald umher und fressen Blätter, Blüten sowie Früchte des Trockenwaldes.
Sie sind früh am Morgen leicht zu finden, wenn sie von Baum zu Baum springen und auf Futtersuche sind.

Der nachtaktive “Avahi Laniger“ oder Wollmaki ist ein blattfressender Lemur. Im Gegensatz zu den anderen Nachtlemuren schlafen sie als Familiengruppen in Astgabeln. Sie haben einen auffälligen weissen Streifen an der Innenseite der Oberschenkel. Mit einer guten Taschenlampe finden die Lokalguides ihre roten Augen, wenn diese in der Dunkelheit leuchten.

Der braune Mausmaki (Micocebus Rufus) gehört zu den kleinsten Primaten auf der ganzen Welt. Er wiegt maximal 50 gr und misst ca.15 cm einschliesslich des verhältnismässig langen Schwanzes. Die  grossen Augen weisen auf die nächtliche Lebensweise hin und als Nachttiere leben die Mausmaki in Nestern und Baumhöhlen. Sie fressen sowohl Früchte als auch Insekten, mit Vorliebe die wilden Früchte oder die süssen Beeren im Wald. Leider werden ihre Lebensräume mehr und mehr durch menschliche Eingriffe wie Abholzung und Brandrodung zerstört.

Spezialreservat von Ambohitantely
Ambohitantely wurde seit 1996 von Madagaskar Nationalpark als Spezialreservat ausgewiesen und eigentlich ist dieses Reservat mehr für Wissenschaftler und Spezialisten geeignet, aber in Betracht der überschaubaren Grösse und des landschaftlichen Reizes ist es auch für Touristen einen Besuch wert. Dieses Naturschutzgebiet dient auch als Schulungsstätte für Forscher und für Biologie-Studenten.

Jedes der über 50 zugänglichen Naturschutzgebiete Madagaskars hat mehrere Wanderwege und Touren mit unterschiedlicher Dauer und Schwierigkeitsgraden. Sie können gegen Bezahlung einer Eintrittsgebühr besucht werden. Ein lokaler Parkführer muss obligatorisch angeheuert werden, er kennt das Gebiet, die Tiere, die endemische Flora sowie die Medizinpflanzen. Je nach Interesse und Kondition der Reisenden schlägt der Führer den Besuchern verschiedene Rundwege durch das Reservat vor.
Leider verfügt dieses Spezialreservat von Ambohitantely über keinerlei touristische Infrastruktur. Es finden sich lediglich Campingmöglichkeiten, aber die Ausrüstung sowie Proviant und Trinkwasser müssen selbst mitgebracht werden.

Nach dem erlebnisreichen Aufenthalt in diesem Spezialreservat kann man die Reise Richtung Nordwesten zum Nationalpark von Ankarafantsika fortsetzen: Innerhalb dieses dichten Trockenwaldes mit vielen langen Lianen gibt es eine ganze Reihe von gekennzeichneten Wanderwegen, deren Länge und Schwierigkeitsgrade unterschiedlich sind, es ist aber auch ein schönes Naturschutzgebiet – zum Staunen!

Oktober 2020; geschrieben von: Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Mantasoa

1210 – Mantasoa

Mantasoa ist eine Oase der Erholung, aber auch der Anfang der madagassischen Industrialisierung.

 

In Mantasoa gibt hier einige Hotels, die zum Verweilen einladen und der weitverzweigte See lädt ein zu vielen Freizeitbeschäftigungen.

Viele Reisende, aber auch betuchte Städter aus Tana möchten der lärmenden Stadt entfliehen, einige ruhige Tage in einem Vorort von Antananarivo verbringen und die Kulissen von Madagaskar sehen. Mantasoa gehört zu einem dieser idyllischen Orte. Die viel befahrene RN2 führt in östlicher Richtung. Sie ist die Hauptverbindungstrasse nach Tamatave, der grössten Hafenstadt Madagaskars.
Heute fahren wir aber nur rund 70 km auf dieser Nationalstrasse und zweigen beim grossen Dorf Manjakandriana nach Süden ab auf eine holprige Piste bis zum verzweigten Stausee (ca. 15 km).

Bis zur Ortschaft Mantasoa mit ca. 15’000 Einwohnern fahren wir durch malerische Dörfer, über Hügel und durch Täler und gelangen zum Mantasoa-See. In den Tälern befinden sich Reis- und Gemüsefelder und die grasbewachsenen Hänge bieten den Zebus Nahrung. Die Erhabenheit der Landschaft an sich macht diese Region mit Aufforstungsflächen mit Eukalypten und Kiefern zu einem beliebten Ausflugsziel im Hochland sowohl für die Touristen wie auch für die Stadtbewohner.

Mantasoa
Die Legende erzählt, dass der Name „Mantasoa“ von dem madagassischen Spruch „ny manta no mahasoa an’ireto sakafo ireto” stammt. “Manta“ heisst auf madagassisch roh, ungekocht und “soa“ bedeutet gut und schmackhaft, insgesamt bedeutet dieser lange Ausdruck “das Essen sollte man besser roh verzehren“. Die Geschichte erzählt nämlich von den schlechten Arbeitsbedingungen der Madagassen während der Kolonialzeit. Die Zwangsarbeiter hatten nicht einmal die Gelegenheit oder auch die Möglichkeit, das Essen richtig vorzubereiten, und mussten die Nahrung roh essen.

Die zweite mündliche Überlieferung berichtet, dass der Name „Mantasoa“ aus der Königszeit stammt. Die starken Männer im Dorf mussten grosse und hohe Mauer rund um den Hügel Andohariana errichten, um die Adligen vor den Feinden oder den Plünderern zu schützen. Diese mächtige Mauer heisst auf madagassisch “Manda soa“ oder auf Deutsch “schöne Festung“ und im Laufe der Zeit hat sich die Phonetik / die Aussprache in „Mantasoa“ verwandelt.

Mantasoa
Die interessante Geschichte dieser Ortschaft beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts während der Königszeit der Königin Ranavalona I. Sie beauftragte den Franzosen Jean Laborde, der in ihrer Gunst stand, einen grossen Industriekomplex zu errichten. Dieser 27-jährige Franzose war ursprünglich auf Schatzsuche in Mozambique unterwegs und im Jahre 1832 als Schiffbrüchiger an die Küste Madagaskars gespült worden.


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Ca. 20’000 Sklaven und Zwangsarbeiter mussten am Bau dieser ersten Industriestadt in Madagaskar ab dem Jahre 1837 teilnehmen, um dann hier Schwerter und andere Waffen wie Gewehre oder Kanonen, aber auch Schiesspulver herzustellen. Dieser geniale Ingenieur entwickelte in dieser Zeit auch Wasserleitungen, Blitzableiter… praktisch alles, was ein blühendes Land im 19. Jahrhundert benötigte. Seine Initiative und sein Erfinderreichtum waren äusserst erstaunlich, so lag dort um diese Zeit eine grosse Industrieanlage mit eisenverarbeitenden Betrieben wie Schmieden und Sägewerke und vieles andere mehr…

Nach fast einem Vierteljahrhundert musste dieser geniale Konstrukteur nach einem Komplott gegen die Königin Ranavalona I. im Jahre 1857 aus Mantasoa flüchten und das Land verlassen. So wurden die Teile des Industriekomplexes in den Fluten versenkt. Die erste Industrialisierung Madagaskars war dann abrupt beendet. Von der gigantischen Industrieanlage zeugen zurzeit nur noch wenige verfallene Steinbauten.

Heute kann man aber immer noch auf den Spuren von Jean Laborde wandeln. Einige historische Relikte wie zum Beispiel die Ruine des Hochofens und das ehemalige Wohnhaus von Jean Laborde (jetzt Informationszentrum und Museum) gehören zu den Hauptattraktionen des grossen Dorfes Mantasoa.

Auch die noch in heutiger Zeit in Madagaskar gebräuchlichen Zebu-Karren mit ihren wuchtigen Holzrädern, entstammen wohl den Konstruktionsplänen von Laborde.

Mantasoa
Der Mantasoa-See wurde im Jahre 1936 wieder neu aufgestaut, um den Ikopa-Flusse zu regulieren und die Betsimitatatra- Ebene, den Reisspeicher der Stadt Antananarivo zu bewässern. Ebenso wurde die Wasserkraft für die Stromgewinnung in Mandraka genutzt. Mit einer Fläche von ca. 2’000 ha und mit einer durchschnittlichen Tiefe von 8 bis 12 m hat der See die Form einer Hand mit ihren Fingern und ist von einem riesigen Wald hauptsächlich mit Eukalypten und Pinien umgeben.

Ganz besonders besuchenswert ist die kleine Kirche Santa Lucia, die etwas versteckt und bescheiden im Wald liegt. Ein idyllischer Ort für eine Hochzeit! Oder einfach eine besinnliche Stelle in romatischer Natur. Ein Spaziergang zu diesem Kirchlein lohnt sich bestimmt.

Zurzeit gilt der Ort Mantasoa nicht nur als historisch interessant, sondern ist auch sehr beliebt als idyllisches Naherholungsgebiet und Wochenendresort mit vielfältigen Wassersportmöglichkeiten.

Der See verleiht der Region ein neues Image, hat einen unvergesslichen Charme und ist ein Treffpunkt für Wassersportler, denn Tretboote, Wasserski, Bootsfahrten werden auf diesem weitverzweigten See ausgeübt. Eine Radtour oder eine Wanderung ins umliegende Gebirge lädt zum Verweilen ein und man schätzt die Schönheit der Region.

August 2020; Geschrieben von  Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel
Modifié Februar 2024 / FST

Ampefy-Soavinandriana-Faratsiho-Antsirabe

1120 – Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe

Will man von Ampefy weiter Richtung Süden fahren, kehrt man besser nicht nach Tana zurück, sondern nimmt den direkten Weg über die RN43.

 

Damit sichert man sich eine abwechslungsreiche Fahrt mit wenig Verkehr und kaum Touristen. Die 153 km lange Strecke zwischen Ampefy und Antsirabe ist teilweise asphaltiert, teilweise eine staubige Piste und gehört zu den abenteuerlichen aber auch eindrucksvollen Routen auf der westlichen Seite des Hochlandes von Madagaskar.

Die Landschaft ist spektakulär und sehr vielfältig, denn man findet eine ganze Reihe von Reisebenen, Gemüse- und Obstfelder und Reste von Eukalyptuswäldern…

Die Strecke ist als “Strasse der Ochsenkarren“ bekannt und darum sehr wenig befahren. Lange Zeit war dieser Abschnitt zwischen diesen beiden wichtigen Städten unbefahrbar, da der Zustand der Piste sehr schlecht und mit vielen Schlaglöchern durchsetzt war. In den letzten Jahren wurde glücklicherweise die kurze Strecke zwischen Soavinandriana und Faratsiho (etwa 56 km) erneuert, so dass die zahlreichen, abgelegenen Dörfer nicht mehr vom Rest der Welt abgeschlossen sind.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Die Nationalstrasse 43 führt über weite Hügellandschaften und zeigt viele interessante Facetten des Landlebens: Reisfelder, Zebus und eben auch die vielen selbstgebauten Holzkarren in allerlei Ausführungen begegnen den Reisenden auf dieser ruhigen und erlebnisreichen Fahrt. Die Zebukarren sind besonders während der Reisernte unterwegs und sind Wahrzeichen der Insel. Sie sind die üblichen Transportmittel für Waren zwischen den vielen weit auseinander liegenden Dörfern. Für die Bauern der Region sind die Ochsenkarren noch immer wichtige Arbeitsinstrumente. Die harten Pisten beschädigen aber die robusten Gefährte immer wieder.

Unterwegs sieht man oft Werkstätten für die Herstellung oder für die Reparatur dieser Karren und am Strassenrand stehen oft Hütten von Schmieden, welche die Reifen der Karren, die Ackergeräte oder die vielen Fahrräder reparieren.

In diesen abgelegenen Orten entlang der Strasse der Ochsenkarre sind natürlich viele auf den Beinen: die Schüler, die den Reisenden freundlich zuwinken, die korbbepackten Frauen auf dem Weg zur Feldarbeit, oder auch die spielenden Kinder beim Zebu-Hüten … viele Fotomotive sind garantiert!

Die Stadt Soavinandriana erreicht man nach ein paar Kilometern. Die ländliche Stadt hat mehr als 120 Ortsteile, jedes Viertel hat zwischen 100 und 600 Menschen und insgesamt leben im Kleinstädtchen mehr als 50’000 Einwohner.

Während der Königszeit mussten sich die Jungen ab 18 Jahren der Armee anschliessen.

Das Motto des Königs in dieser Region war “Hunger ist mein Feind“, so hat der König den Jungen damals befohlen, an den Bewässerungsarbeiten der weit verstreuten Reisfelder mitzuarbeiten. Er war von dieser Idee sehr begeistert, weil er die Reisproduktion steigern konnte und so bekam die Stadt den Namen “Soavinandriana“, was wörtlich bedeutet “die Stadt, die vom König bzw. von den Adligen begnadigt ist“.

Der Markttag findet hier jeden Montag statt, hier gönnt man sich dann auch eine kurz Fotopause gönnen: Auf dem Marktplatz sieht man viele Produkte aus den umliegenden Dörfern: das frische Gemüse wie Karotten, Kartoffeln, Kürbis, Bohnen, Soja usw. Es wird auch verschiedener Spinat, Chinakohl und Kresse auf den bunten Markständen angeboten.


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Ausser diesen vielen Gemüsearten wird hier auch der „Coffea Arabica Elita“ angepflanzt. Dieser Kaffeestrauch wächst auf etwa 1’800 m über dem Meeresspiegel. Er stammt aus Afrika und gilt als einer der besten und aromatischsten Kaffees Madagaskars.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Der 56 km lange Streckenabschnitt zwischen Soavinandriana und Faratsiho ist asphaltiert und gut zu befahren, ab dem Kleinstädtchen Faratsiho fängt leider die staubige und holprige Piste bis zur Einmündung in die RN7 an, sie ist darum nur mit dem Geländewagen zu bewältigen.

Nassreisanbau dominiert die Landschaft in der Region von Ambohibary Sambaina. Ambohibary bedeutet “das Dorf mit viel Reis“ und der Name trifft zu, denn dieses grosse Dorf ist von weiten Reisfeldern umgeben. Die Madagassen sind ja schliesslich die Meister im Anbau dieses Grundnahrungsmittels und der Reis hat eine grosse kulturelle Bedeutung auf der ganzen Insel. Man merkt auch auf der gesamten Strecke, dass die typischen Hochlandhäuser eine identische Architektur haben: meistens ein einstöckiges Haus aus Lehm oder Backsteinen, gedeckt mit Blech oder Ziegeln. Auf der Frontseite liegt die bunte Veranda, die sofort in die Augen sticht. Traditionell werden die Häuser immer in Nord-Süd-Richtung gebaut.

Die schönen Häuser in den kleinen Weilern sind im Nachmittagslicht so dekorativ, dass auch Nichtprofis gute Fotos schiessen können. Vielleicht spricht der Fahrer spontan mit einer Familie, so dass die Reisenden ein Haus betreten können und einen Einblick erhalten in die recht bescheidenen Räume mit gestampftem Lehmboden und mit selbstgeflochtenen Reisstrohmatten.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Endlich sieht man vom weitem die Stadt Antsirabe, wortwörtlich heisst das “wo es viel Salz gibt“. Antsirabe wurde einst von norwegischen Missionaren gegründet. Die Stadt ist bekannt als die kühlste Stadt auf der ganzen Insel, eine willkommene Abwechslung für die Reisenden, nach der beeindruckenden Entdeckungsreise durch die heisse Vulkanlandschaft.

Die “Stadt des heissen Wassers“ ist auch bekannt als “die Stadt der Rikschas“. Bei einem Sparziergang durch die breite Avenue werden die Besucher von einem Heer von Pousse Pousse-Fahrern angesprochen, die voller Enthusiasmus versuchen, sie für eine Stadtrundfahrt mit einem dieser Gefährte zu überreden. Antsirabe liegt im Herzen einer der produktivsten Regionen im Hochland und die Atmosphäre der Stadt hat wirklich eine entspannende Wirkung auf die Seele.

August 2020; geschrieben von Michaël
PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Mozea Akiba Museum Mahajanga

Mozea Akiba Museum in Mahajanga, Madagaskar

Das Mozea Akiba Museum der Universität in Mahajanga an der Nordwestküste von Madagaskar greift Regionalgeschichte auf und vermittelt zudem erdgeschichtliche Fakten

Madagaskar hat nur wenige Museen und kaum welche, die ihren Namen wirklich verdienen. In der Küstenstadt Mahajanga, die auch Majunga oder Mahajunga geschrieben wird, unterhält die dortige Universität ein kleines Museum, das bestimmt einen Besuch lohnt.

Das Museum blickt weit zurück in die Urgeschichte, als Dinosaurier in der Region lebten und eine der gefundenen Arten wurde sogar in Ehrung der Stadt mit Majungasaurus atops benannt. Nicht weit von Mahajanga entfernt befindet sich im Ort Berivotra in einer Sedimentschicht eine grosse Ansammlung an gut erhaltenen Dinosaurierknochen. Versteinerte Knochen sind im Museum zu finden, wie auch versteinertes Holz.

Madagaskar ist eine geologische Perle mit vielfältigem Vorkommen an Edelsteinen und Halbedelsteinen. Nicht nur Geologen fasziniert der alte Teil von Gondwanaland, sondern auch Händler aus aller Welt. In der Gegend um Mahajanga finden sich begehrte Abbaustellen. Das Museum berichtet davon und macht die Besucher aufmerksam auf die verborgenen Schätze des Bodens. Auch das bei Weitem noch nicht erforschte Höhlensystem von Anjohibe, ein weitverzweigtes Netz an unterirdischen Schluchten, Kathedralen und Ablagerungen, findet im Museum Erwähnung.

Über die Geologie führt das Museum in die Geschichte der Region und in ihre kulturelle Dimension. Mahajanga stand immer im Focus des transmaritimen Handels im westlichen Indischen Ozean. Daraus entstanden Handelsposten und gar Städte mit swahilisch-arabischem Flair. So erinnert die Altstadt von Mahajanga mit ihren schweren Holztüren, verziert mit Schnitzereien und Metallknöpfen an Zanzibar. Diese Episode von ein paar hundert Jahren ist noch nicht aufgearbeitet.

Das Mozea Akiba Museum gibt ethnologische Einblicke in die Volksgruppe der Sakalava, der vorherrschenden Ethnie der Region. Diese musste sich aber vor 200 Jahren dem Volk der Merina aus dem Hochland unterwerfen. Das Museum zeigt historische Fotos von Merina-Festungen entlang der Westküste.

Dieses Universitätsmuseum ist das einzige Museum in Mahajanga und versucht daher, die Region ganz breit zu betrachten. Museumsdidaktik ist in Madagaskar noch ein kleines Wort. Zudem ist das Budget schmal und daher muss der Anspruch an Unterhalt und Präsentation tiefer geschraubt werden. Doch der Ort auf dem Gelände der Universität wird gern von Schulklassen besucht. Für viele Schüler und Schülerinnen öffnet das Museum ein neues Fenster zu Ihrer Umwelt.

Während Ihres Besuchs der Küstenstadt Mahajanga können sie gerne das Mozea Akiba Museum besuchen. Die Infotexte sind in französischer Sprache geschrieben.

Schuhmanufaktur in Madagaskar

Schuhmanufaktur in Madagaskar

Erfahrene Schuhmacher fertigen Schuhe in der Schuhmanufaktur in Madagaskar an

In Madagaskar fand ein junger Unternehmer nicht jene Schuhe für sich, die er sich wünschte. Nun stellt er sie selber her. Seine Schuhfabrik mitten in der Hauptstadt Antananarivo ist ein Zimmer gross, beschäftigt aber vier Leute. Alles erfahrene Schuhmacher.

Madagaskar hat eine lange Tradition in der Herstellung von Schuhen. Es gab sogar noch bis in die 1980er-Jahre eine Schuhfabrik des tschechischen Herstellers Bata. Nur ein einziger etwas grösserer Betrieb hat überlebt und ein paar einzelne Schuhmacher, die auf Bestellung Schuhe anfertigen. Oft Luxusmodelle aus Krokodilleder in der Höhe eines Jahresgehalts eines Lehrers. Derweil wird der Markt überschwemmt mit billigem Schuhwerk aus China, oft Plastikware.

Zu sagen ist, dass auch heute noch die Mehrheit der Landbevölkerung barfuss geht. Falls auf dem Land jemand Schuhe trägt, dann sind es meist Plastiksandalen ‘made in China’ oder selbstgefertigte Sandalen aus Autoreifen. Dabei verfügt Madagaskar mit seinem Reichtum an Rindern über ausgesprochen gutes Leder. Das madagassische Zebuleder ist auf dem Weltmarkt gefragt und wird exportiert, so auch nach Italien, um Schuhe herzustellen.

Gegen den Trend der Importware produziert Mparany Ratsimbazafy mit einem kleinen Team zwar auch Schuhe nach Mass und dies mit Maschinen des letzten Jahrhunderts. Doch seine Preise sind erschwinglich.

‘Ich produziere meine Schuhe so, wie ich es für mich selbst wünsche. Qualität und Handwerk sind mir wichtig’, sagt er stolz und hat daher seine Marke ‘Liberty’ genannt.

Der Betriebsökonom arbeitete nach seinem Studium in verschiedenen Branchen und traf dann – Zufall – einen ehemaligen Schuhmacher der alten Bata-Fabrik. Mit einer Minimalinvestition begannen sie 2015, Schuhe herzustellen: viel Handarbeit, betagte Maschinen, aber mit der Qualität von hochwertigem Leder und Meisterhänden. Ein paar Schuhe anzufertigen dauert normalerweise etwa eine Woche bis zur Lieferung. Potentielle Kunden finden das Atelier kaum im Gewirr der innerstädtischen Gassen von Antananarivo. Natürlich wäre ein richtiger Showroom an einem frequentierten Ort ein gravierender Vorteil. Doch derweil begnügt sich der Schuhfabrikant mit einer Holzwand, die das Atelier von der Schuhausstellung trennt.

Der Firmenchef Mparany agiert als Unternehmer, Arbeitgeber, Webmaster, Verkäufer. Multitasking gehört für den 30-Jährigen zum Alltag. Mparany Ratsimbazafy wurde als junger Start-up-Unternehmer bereits ausgezeichnet – in Konkurrenz zu 34 anderen Kandidaten.

Im Rahmen eines Aufenthalts mit PRIORI können Sie die Schuhmanufaktur in Madagaskar zu Beginn Ihrer Reise besuchen. Auf Wunsch fertigt das Mikrounternehmen auch Schuhe nach Mass für Sie an. Am Ende Ihrer Reise sind die Schuhe fertig: ‘vita gasy’ (in Madagaskar hergestellt).

Wäsche waschen in Madagaskar

Wäsche waschen in Madagaskar

Wie wäscht man eigentlich Wäsche in Madagaskar?

Eine Reise durch Madagaskar verursacht Schweiss und Staub. Also Wäsche. In so gut wie allen Hotels kann man seine Wäsche zur Reinigung geben. Allerdings sind dazu meist zwei Nächte Aufenthalt nötig. Am Abend ankommen und morgens seine gewaschenen Kleider entgegennehmen geht nicht.

Zwei Tipps sind wichtig:

Nehmen Sie Waschmittel in Tubenform mit für Ihre Handwäsche. Die Kleider sind ja meist einfach verschwitzt und nur etwas staubig. Am Abend handgewaschen sind sie morgens trocken. Im Hotelzimmer. Ein mitgebrachter (aufblasbarer) Kleiderbügel erleichtert den Trocknungsvorgang. Auf dem Hochland wird im Juli ein Hemd über Nacht kaum trocken, im Oktober hingegen schon.

Bei einem Aufenthalt von zwei Nächten im gleichen Hotel ist es so gut wie immer möglich, seine Wäsche abzugeben und vor der Weiterreise wieder in Empfang zu nehmen. Draussen im Land hat so gut wie keines der Hotels eine Waschmaschine oder gar einen Tumbler. Gewaschen wird von Hand und getrocknet wird die Wäsche an der Sonne und im Wind.

Das Waschen der Kleider ist in den Hotels relativ teuer und die Wäscherinnen kriegen nur einen mageren Anteil davon. Daher mag es sein, dass die Waschfrau Ihnen die Wäsche direkt übergeben will und das Geld gleich einkassieren möchte. In Umgehung der Hotelverwaltung ergibt dies auch die Möglichkeit einer Preisreduktion. Seien Sie hier gnädig mit der Waschfrau und bezahlen Sie, was sie verlangt.

Bedenken Sie auch, dass an vielen Orten Wasser ein kostbares Gut und Seife teuer ist.

Gehen Sie davon aus, dass Sie sowieso zuviel Kleider für Ihre Tour durch Madagaskar mitnehmen. Für einen Mann reichen zwei oder drei Hemden, die unterwegs gewaschen werden. Eine Frau mag zwar etwas mehr Kleidung veranschlagen, aber tatsächlich mit etwas Waschplanung auch mit weniger Kleidervolumen auskommen. Gut zu wissen ist, dass in Madagaskar die Kleidungsvorschriften sehr locker sind.

Die Kleiderwahl hängt natürlich von der Jahreszeit und der Reiseroute ab.

Die Jahreszeiten sind gegenläufig zu den europäischen. Im Juli ist es kalt und im Januar sehr heiss.

In Madagaskar sind drei Höhenlagen zu beachten:

Meereshöhe, Hochland und alpine Zonen. Im Juli ist es auf Meereshöhe tagsüber um die 20 Grad warm, auf dem Hochland (Antananarivo – Fianarantsoa) um die 10-15 Grad und in alpinen Regionen (Pic Boby) auf Nullgradniveau. Nachts jeweils 10 bis 15 Grad kälter. Im Januar hingegen bewegen sich die Temperaturen überall 10 und mehr Grad höher. Im Januar ist auf Meereshöhe mit 35 Grad und mehr zu rechnen. Die Temperaturschwankungen tagsüber werden von Reisenden oft übersehen und führen zu Erkrankungen. Ein typischer Tag im August in Antananarivo beginnt morgens um 7 Uhr mit 18 Grad, mittags mit 24 Grad und um 17 Uhr mit 25 Grad. Sobald aber die Sonne um 17 Uhr 30 untergeht, fällt die Temperatur schnell auf 15 Grad. Um 20 Uhr mag es dann empfindlich kalt sein — und man ist noch im T-Shirt. Entscheidend ist immer, ob und wie stark es windet.

Was krank macht ist meist nicht die Tagestemperatur, sondern der Wind, respektive der Durchzug. Die Häuser sind meist nicht „windgeschützt“ gebaut. Im Auto neigt man zu Frischluft = Durchzug.

Typischerweise erkälten sich viele Reisende auf dem Rückflug: sie steigen mit leichter Kleidung ins Flugzeug und während des zehnstündigen Fluges führt die Dauerventilation zur Erkältung.


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