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Ambanja – Diego Suarez

1830 – Ambanja – Diego Suarez

Schweren Herzens verlassen wir das Kleinstädtchen Ambanja und fahren auf der Nationalstrasse 6 bis zur Hafenstadt Antsiranana (Diego Suarez) an der Nordspitze Madagaskars.


Diese Reiseroute ist besonders abwechslungsreich, denn die Insel zeigt viele ihrer Gesichter auf engem Raum: dazu zählen das Sonderreservat von Ankarana mit seinen spektakulären, grauen Karstformationen, die rotgefärbten Tsingy Rouge und der grüne Bergnebelwald von Montagne d’Ambre mit seinen Kaskaden und Kraterseen.

Wegen seiner schönen Lage in einem fruchtbaren Agrargebiet mit vielen Ausflugsmöglichkeiten und wegen seines milden Klimas an der Nordwestküste ist das interessante Kleinstädtchen Ambanja (wörtlich bedeutet dies “die Stadt mit Kanonenpulver“) ein paar Tage Aufenthalt wert. Heute verlassen wir dieses Zentrum des Kakaoanbaus und fahren auf der Nationalstrasse bis zur Nordspitze der Insel weiter. Wer seinen Badeurlaub auf der berühmten Parfüminsel Nosy Be verbringen will, fährt 25 km westlich von Ambanja bis Ankify weiter. Dieses grosse Dorf ist der Ausgangspunkt der Bootsfahrt zu den beliebten Urlaubsorten auf Nosy Be. Die Abfahrtszeit des Motorbootes oder der Fähre in diesem kleinen Hafen hängt hauptsächlich von den Gezeiten ab.

Nach ca. 100 km ab Ambanja Richtung Norden erreichen wir die nächste geschäftige Stadt in dieser Nordwestregion. Durch die intensive Bewässerung am Delta des Mahavavy Flusses gehört Ambilobe zu einem fruchtbaren Anbaugebiet mit riesigen Plantagen: die Parfümpflanze Ylang Ylang, verschiedene Obst- und viele Gemüsesorten gedeihen hier sehr gut, ausserdem stammt der Grossteil der Zuckerproduktion Madagaskars aus dieser Region. Die madagassische Zuckerfirma SIRAMA war lange Zeit der wichtigste Arbeitgeber.

Die Stadt Ambilobe bedeutet wortwörtlich “wo man häufig den „Bilo“ tanzt“. Bilo ist ein typischer Freudentanz der Antakarana-Volksgruppe, die an die Wiedergeburt und die Reinkarnationen der Ahnen in Form verschiedener Lebewesen glaubt, egal ob Pflanzen oder Tiere, wie Krokodile oder Lemuren. Hier siedelt eine grosse muslimische Gemeinde, Nachfahren von arabischen Einwanderern. Deswegen gilt dieses hübsche Städtchen als das kulturelle Zentrum der Ethnie der Antakarana und gleichzeitig der Sitz der Nachfahren der Antakarana-Könige. Der 2017 verstorbene ehemalige Staatspräsident Dr. Zafy Albert stammte aus einer angesehenen Antakarana-Familie aus der Stadt Ambilobe.

Ambanja – Diego Suarez
Von hier zweigt auch die schlammige Piste RN 5a in Richtung Ostküste bis Vohemar ab und für die Reisenden gilt der Ort als ein wichtiger Zwischenstopp auf der Strecke nach Antsiranana. Ambilobe ist auch Ausgangspunkt für die interessanten Ausflugsziele zum Ankarana-Reservat oder zum Bergregenwald von Montagne d’Ambre.


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Etwa 20 km von Ambilobe entfernt befindet sich der Eingang zum Ankarana Naturreservat am Rand der Nationalstrasse 6. In diesem faszinierenden Trockenwald wächst die seltene und endemische „Euphorbia ankarensis“, ein Wolfsmilchgewächs mit stacheligem Stamm und rosa Blüten. Auch viele Schraubenpalmen, Feigenbäume und viele Sukkulentenpflanzen wie Pachypodien, Baobabs, usw. gedeihen sehr gut in dieser abgelegenen ökologischen Nische zwischen den Tälern, Schluchten und Canyons der Karstformationen. Hier kann man mehrtägigen Wanderungen durch die einmalige Felsenlandschaft mit erodierten Kalknadeln (Tsingy) unternehmen.

Antakarana bedeutet wörtlich das Volk aus dem “Gebiet mit spitzen Kalksteinnadeln“. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich zwischen Antsiranana und der Region um das Tsaratanana-Gebirge. Sie sind mit Ihren Nachbarn, der Sakalava-Ethnie eng verwandt. Die Antakarana-Küstenbewohner leben als Fischer und jene im Binnenland sind Viehzüchter oder Bauern.

Ambanja – Diego Suarez
Nach einem erlebnisreichen Aufenthalt im Ankarana Schutzgebiet setzen wir die Autofahrt fort und nach einer Stunde erreichen wir das grosse Dorf Anivorano. Es liegt am Fusse des Nationalparks von Montagne d’Ambre und etwa 75 km südlich von Antsiranana. Anivorano bedeutet wörtlich übersetzt „in der Mitte des Gewässers“. Jeden Dienstag findet in diesem Dorf der lebhafte und reichhaltige Wochenmarkt statt.

Etwa 4 km östlich der RN 6 liegt eine besondere Attraktion dieses Dorfes, und zwar der heilige See “Antanavo“, dessen Entstehung in ähnlicher Form auch über andere Seen auf der Insel Sainte Marie oder in Vohemar an der Nordostküste Madagaskars erzählt wird. Mündlich wird eine Geschichte eines durstigen und erschöpften Zauberers überliefert, der vor langer Zeit zum Dorf kam. Da er fremd war und unheimlich wirkte, weigerten sich die Dorfbewohner, ihm Wasser zu geben. Eine alte Frau am Rand des Dorfes hatte jedoch Mitleid mit ihm und gab ihm Trinkwasser. Überrascht von dieser gastfreundlichen Geste, gab er seiner Retterin und ihrer Familie den Rat, das Dorf sofort zu verlassen. Weil es die unhöflichen Leute abgelehnt hatten, ihm einen Schluck Wasser zu geben, würde er ihnen mehr davon geben. Es begann also in der folgenden Nacht heftig zu regnen und wo das Dorf lag, senkte sich die Erde, und das ganze Regenwasser sammelte sich dort. Das ganze Dorf mit allen Bewohnern versank im See und diese verwandelten sich in Krokodile. Die Frau siedelte später mit ihrer Familie nahe am See im heutigen Dorf Anivorano und glaubte, dass die Krokodile die Reinkarnationen ihren Ahnen seien, so opferte sie den Raubtieren von nun an Zebus. Als Beweis für die Blutverwandtschaft zwischen Menschen und Krokodilen gilt, dass die Fischer an diesem heiligen See nie von diesen Tieren angefallen wurden. Gegen eine geringe Gebühr und in Begleitung eines Lokalführers ist es möglich, diesen See Antanavo zu besuchen.

Ambanja – Diego Suarez
Die nächste Sehenswürdigkeit liegt 23 km nördlich von Anivorano. Vom Dorf Sadjoavato zweigt eine schlechte Piste (nur befahrbar in der trockenen Zeit) ab, sie führt zum nächsten Dorf Ankarongana. Hier beginnen die Fusspfade, die z.T. durch Flussläufe führen, bis zum Spezialreservat von Analamerana, deswegen ist dieses Naturschutzgebiet nur sehr schwer zugänglich. Landschaftlich ist es aber sehr interessant, da es in der Übergangszone zwischen der feuchtwarmen Regenwaldlandschaft und der Trockenwaldvegetation an der Küste liegt. Dieses abenteuerliche Ausflugsziel hat aber viel zu bieten: Seen, Höhlen und ein höher liegendes bewaldetes Gebiet, sehr reich an Tier- und Pflanzenarten und mit einem fantastischen Panoramablick auf den Indischen Ozean. Das Reservat ist auch sehr bekannt wegen der hier lebenden und sehr bedrohten Perrieri-Sifakas (Propithecus Perrieri). Daneben haben hier auch andere Lemurenarten und zahlreiche Vögel, sowie Reptilien und Amphibien ein Refugium gefunden.

Ein sehenswertes Highlight auf dieser Nordroute sind auch die „Tsingy Rouge“, die rot gefärbten Gesteinsformationen. Rund 16 km ab der RN 6 führt eine schwierige Piste (nur mit Allradfahrzeug befahrbar) bis zu dieser weiteren geologischen Attraktion in der Nähe des Fischerdorfs Irodo. Anders als die anderen Tsingy unterscheiden sie sich in den Farben der Steinnadeln. Sie bestehen aus feinem Sandstein mit rotgefärbtem Laterit und sind erst spät am Anfang des 20. Jahrhundert entdeckt worden, da diese geologische Formation durch die allgegenwärtige Brandrodung oder “Tavy“ entstanden ist. Sie sind durch die ständige Erosion in dieser Gegend bedroht.

Zurück auf der Nationalstrasse fahren wir Richtung Norden und nehmen die Abzweigung zum Dorf Joffreville (Ambohitra auf madagassisch). Joffreville wurde im Jahr 1902 von den Franzosen errichtet . Das Dorf liegt auf rund 1200 m ü. M. und war ein begehrter Erholungsort für die französischen Militärs und Administratoren im brütend-heissen Diego Suarez. Joffreville wurde bald auch zum Erholungsort der französischen Legionäre. In den herrschaftlichen Villen liessen es sich die Franzosen während der Kolonialzeit gut gehen und eingewanderte Bauern aus der Nachbarinsel La Réunion siedelten hier gern an und pflanzten verschiedene Gemüsesorten und tropisches Obst an.

Ambanja – Diego Suarez
Wenige Kilometer südlich von diesem kleinen Dorf liegt die Grenze des Bergnebelwaldes von Montagne d’Ambre oder “die Bernsteinberge“. Der ca. 18’200 ha grosse Park umfasst das Gebiet eines vulkanisch entstandenen Gebirges in einer Höhe zwischen 800 m bis 1’475 m. Die beeindruckenden Wasserfälle, die kreisrunden Kraterseen, der vielfältige “Botanische Weg“ durch das dichte und artenreiche Waldgebiet zählen zu den faszinierenden landschaftlichen Schönheiten des Naturparks, deshalb gehört es auch zu den am meisten besuchten und beliebtesten Attraktionen in dieser Region.

Nach diesem erlebnisreichen Aufenthalt mit den vielen anderen interessanten Ausflugszielen entlang der Nationalstrasse 6 erreichen wir endlich die Hafenstadt Antsiranana, wörtlich bedeutet dies “der grosse Hafen“. Die Franzosen nannten diese schöne Hafenstadt mit internationalem Flair “Diego Suarez“, zu Ehren des Portugiesen Diego Diaz, der am 10. August 1500 offiziell die Insel Madagaskar an dieser Nordspitze der Insel betrat. Die Stadt wird heutzutage noch immer kurz Diego genannt. Die verschiedenen madagassischen Bevölkerungsgruppen, die Einwanderer aus Europa, aus Indien und den Nachbarinseln tragen zur schönen Atmosphäre in dieser Hafenstadt mit buntem Völkergemisch bei. Dazu tragen auch die Nachkommen der ehemaligen senegalesischen Schützen der Kolonialarmee bei und jene der somalischen Hafenarbeiter.

November 2020, geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Tsingy – bizarre Kalkfelsen in Madagaskar

Madagaskar Tsingy Ankarana Nationalpark PRIORI Reisen

Die Tsingy in Madagaskar sind einzigartige Landschaften. An drei Stellen kommen die spitzen Kalksteinnadeln in Madagaskar vor und bieten Reisenden einmalige Wander- und Fotoerlebnisse:

  • Die Tsingy von Namoroka – dieses Gebiet in West-Madagsakar  ist sehr abgelegen und wird nur wenig besucht
  • Die Tsingy von Bemaraha – bis zu 40 Meter hohe Felsen, durchbrochen von Schluchten und Höhlen im Westen Madagaskars
  • Die Tsingy von Ankarana – sehr eindrückliche Landschaft im Norden der Insel mit bis zu 20 Meter hohen scharfkantigen Skulpturen

Die Kalkfelsenwelt der Tsingy ist durch Wind und Wasser so bizarr ausgewaschen, dass die UNESCO sie zum Weltnaturerbe erklärte. Die Formationen entstanden aus riesigen Korallenbänken, die aus dem Meer herausgehoben wurden. Eingestreut in die Tsingy-Landschaften liegen auch unberührte Inselwälder und kleine Seen.

Das Wort TSINGY bedeutet auf Madagassisch wortwörtlich „auf Zehenspitzen laufen“. Damit wird auf die messerscharfen Kanten Bezug genommen, die die Kalksteine haben. Feste Schuhe und lange Hosen sind für dieses Terrain auf jeden Fall zu empfehlen.

Unterwegs mit PRIORI in den Tsingy von Ankarana – ein kleiner Einblick:

Es gibt auch die roten Tsingy in Madagaskar. Diese Landschaft ist jedoch nicht mit den drei großen Tsingy-Gebieten zu Vergleichen. Die roten Tsingy südlich von Diego Suarez sind Laterit- und Sandsteinböden, die durch Wind und Wasser so erodiert sind, dass sich mannshohe, turmartige Kathredralen gebildet haben:

Tsingy Rouge Madagakar rote Tsingy Nationalpark