Die madagassischen Vornamen

Die madagassischen Vornamen sind symbolische Begleiter der Kinder in ihre Zukunft.
Die madagassischen Vornamen sind symbolische Begleiter der Kinder in ihre Zukunft.

Die madagassischen Vornamen

Wie in allen Ländern auf der ganzen Welt wählen die Madagassen die Nachnamen ihrer Babies entweder vor oder während der Schwangerschaft. In Madagaskar soll die Bedeutung eines Vornamens für die Zukunft des Kindes entscheidend sein. Der Vorname soll eine positive Bedeutung haben und den Lebensweg des Kindes positiv beeinflussen.

Jedes Kind trägt verschiedene Vornamen, dieser spiegelt den Wunsch der Eltern oder sollte den Charakter des Kinds beschreiben. Hery bedeutet zum Beispiel die Kraft oder die Stärke, Aina heisst das Leben, Mbinina heisst glücklich sein. Faly bedeutet freudig, glücklich, Mirana heisst lächelnd, freundlich, fröhlich.

Die Bedeutung der madagassischen Vornamen kann von Region zu Region variieren. Eine Liste mit den Vornamen und ihrer Bedeutung finden Sie hier. Im Hochland (Antananarivo und Fianarantsoa) beginnen die Vornamen meistens mit dem Präfix Andrian-, dies ist eine Kurzform von Andriana, was königlich nahestehende Personen bezeichnet. Die meisten madagassischen Vornamen beginnen mit dem Präfix Ra-. Der Familienname Rafidy bedeutet zum Beispiel Herr, der auserwählt ist. Rampanarivo heisst jemand, der im Überfluss besitzt oder der Reiche.
Es gibt Vornamen, die sowohl für Mädchen als auch für Jungs benutzt werden.

Die madagassischen Vornamen
Die Mädchen und Frauennamen bezeichnen meistens Naturelemente, Blumen oder Schmuckstücke, oder könnten auch die Schönheit des Mädchens beschreiben. Voahirana bedeutet die Seerose, Vololona oder Fanja bedeutet die Knospe, die Blüte, die Blume. Sahondra heisst die Blüte der Aloe, Hanitra heisst der Duft, das Parfüm. Voahangy ist die Perle und Meva bedeutet himmlisch schön sein.

Die Eltern geben ihren kleinen Buben meistens Vornamen mit positivem Charakter: Lahatra bedeutet das Schicksal, Fanantenana heisst die Hoffnung, Tolotra bedeutet Geschenk vom Gott. Tahiana ist der Gesegnete und Andry ist die Stütze oder die Säule in der Familie.

In Madagaskar wählen die Eltern den Namen ihres Kindes nach verschiedenen Gesichtspunkten aus.
In Madagaskar wählen die Eltern den Namen ihres Kindes nach verschiedenen Gesichtspunkten aus.

Wenn das Geschlecht des Babys vor der Geburt unbekannt ist, geben die Eltern gemischte Vornamen, die gleichzeitig für Buben und für Mädchen gelten. Nirina bedeutet ein Wunschkind, Mamy ist süss lieb und nett, Hasina heisst heilig, eingeweiht sein. Fanomezana bedeutet die Gabe, die Spende, das Geschenk.

Der Vorname könnte auch den Rang in der Familie widerspiegeln: Dimby oder Solofo bedeutet der Sohn oder der Nachfolger. Rahely heisst die Nachfolgerin oder der Nachwuchs. Naivo bedeutet der zweite Sohn oder derjenige, der in der Mitte geboren ist. Raivo ist dann die zweite Tochter oder das Mädchen, das in der Mitte geboren ist. Benja heisst der Benjamin oder der jüngste Sohn. Fara ist die letzte Tochter in der Familie.

Die madagassischen Vornamen
Viele Vornamen beschreiben auch das Schicksal des Kindes, also je nach dem Sternzeichnen und der Astrologie zur Zeit der Geburt. Wenn das Kind unter einem sehr glücklichen Sternzeichen geboren ist, trägt es den Namen Mahery (die Kraft), Andrianina bedeutet wörtlich der Adlige, den man lobt oder vergöttert. Manjary heisst erfolgreich sein, Nomenjanahary heisst Gabe von Gott, Njaka bedeutet der Herrscher. Rindra bringt Harmonie und Frieden in der Familie, Tsilavina heisst akzeptiert und anerkannt.

Die kleinen Kinder zwischen 1 bis 5 Jahre bekommen zu Hause meistens einen Spitznamen oder einen Kosenamen. Peta wird öfter gebraucht, wenn das Kind eine Plattnase hat, oder auch Piso, wenn das Baby sich wie eine kleine Katze verhält. Sobald das Kind in die Schule geht, verliert es diesen Kosenamen und wird fortan mit dem richtigen Vornamen – wie im Geburtsschein vermerkt – gerufen.

Wenn das Baby zur Welt kommt, nennen die Eltern es bereits nach seinem richtigen Namen. Falls das Baby frühzeitig geboren bzw. die Mutter eine Fehlgeburt hat, nennt man den Fötus zazarano (Wasserkind).

In Madagaskar soll der Name das Schicksal des Kindes positiv beeinflussen.
In Madagaskar soll der Name das Schicksal des Kindes positiv beeinflussen.

Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben französische Gewohnheiten und Lebensstil Einfluss auf das madagassische Leben genommen. Damals gaben die meisten Küstenbewohner ihren Kindern englische oder französische Vornamen. Diese gemischten Namen haben auch mit der Ankunft der Missionare und dem ersten Bau der Missionsschulen an der Küste zu tun. So wurden viele Kinder an der Küste zum Beispiel als David John genannt.

Am 26. Juni 1960 wurde Madagaskar zur unabhängigen Republik, zu dieser Zeit orientierte sich Madagaskar stark an Frankreich, da noch zahlreiche Franzosen im Land lebten. Damals gaben die Eltern ihren Kindern gern zwei verschiedene Vornamen: einen französischen und einen madagassischen Vornamen. Viele Eltern glaubten um diese Zeit, dass Madagaskar unabhängig geworden sei. Mit Kindern mit madagassischen Vornamen wollten sie den Franzosen beweisen, dass sie ihren eigenen Weg gehen wollten.

Die madagassischen Vornamen
Die Religion spielt auch eine grosse Rolle bei den Namen. Viele katholische Kinder werden mit französischen Vornamen getauft. Es kommt auch vor, dass einige französische Vornamen einfach madagassisch adaptiert werden. Nehmen wir das Beispiel des Vornamens Emile, der Mil“ hier in Madagaskar geworden ist, der französische Vorname Paul wird madegassisiert als Paoly oder Rapaoly. Aus dem französischen Vornamen François wurde Rafransoa.

Es kommt vor, dass die Eltern ihr Kind nach einem wichtigen Ereignis nennen. Mädchen, die während des schlimmen Zyklons Cynthia im Jahre 1981 zur Welt kamen, wurden von ihren Eltern ebenfalls Cynthia genannt. Es kann auch sein, dass ein Bube im Monat Januar geboren wird und dann auch den Vornamen Janvier erhält. Auf dem Land, wenn das Baby während der Reisernte zur Welt kommt., erhält es oft den Namen Ravokatra.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg waren Zehntausende madagassische Soldaten im Einsatz. Sie gaben den deutschen Truppen einen besonderen Spitznamen. Die Deutschen trugen Regenstiefel (oder „rainboats“ in englisch), so wurden die Deutschen später Rainiboto genannt und dieser Spitzname gilt bis jetzt noch für die Deutschen in Madagaskar.

Die Franzosen wurden auch als Renimalala bezeichnet, wörtlich übersetzt bedeutet dies die liebe Mutter, eigentlich ein Spottname für die französischen Kolonialherren, die uns lange kolonialisiert haben.

Mein kompletter Vor- und Nachname ist Bodomanga ANDRIANTEFIARINESY, Bodo bedeutet kleines Mädchen, Manga heisst blau und in dem langen Familiennamen steht das Wort Tefy. Auf deutsch bedeutet dieses Verb schmieden. Mit etwas Phantasie könnte man mich also als königliche Schmiedin bezeichnen..

Juli 2021, geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo

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