Mahajanga Madagaskar

1740 – Stadt Mahajanga und Umgebung

Die Hafenstadt Mahajanga an der Nordwestküste Madagaskars liegt 620 km von Antananarivo entfernt am Kanal von Mosambik.

Mahajanga ist am schnellsten mit dem Flugzeug an Antananarivo zu erreichen. Von der Parfüminsel Nosy Be aus kann man Mahajanga mit dem Schiff erreichen und von der Nordspitze der Insel gelangt man über die RN6 in die Blumenstadt mit dem warmen, trockenen Westküstenklima.

Der Stadtname Mahajanga (auf Französisch Majunga) stammt aus dem arabischen Wort “Mji Angaya“, wörtlich übersetzt bedeutet dies die Blumenstadt. Die zweite Version berichtet über die Geschichte des damaligen Sakalavakönigs Andriamandisoarivo im 18. Jahrhundert, der an einer unbekannten Krankheit litt und glücklicherweise an diesem Ort geheilt wurde. Seither heisst die Stadt “Maha Janga“ und gemäss dem Dialekt des hier lebenden Sakalava-Stamms heisst dies “das, was gesund macht“.

Der einst kleine Fischerhafen wurde seit der Ankunft der vielen Einwanderer ein reges Handelszentrum von indischen und arabischen Kaufleuten. Sie tauschten Geschirr, Stoffe und Werkzeuge gegen Häute, Edelsteine und Gold. Der gute Hafen war ideal für die Ausfuhr von Gewürzen, Edelsteinen, Reis und verschiedenen Lebensmitteln und auch für die Einfuhr von kostbaren Perlen, Waffen und Gewehren aus den Nachbarinseln Komoren, Mauritius und La Réunion. Auch der Sklavenhandel war ein blühendes Geschäft der arabischen Seefahrer an der Nordwestküste. Die Gastfreundschaft der Einheimischen ermutigte viele von ihnen, Madagaskar zu ihrer neuen Heimat zu machen.

Mahajanga Madagaskar
Da die beiden langen Flüssen Ikopa und Betsiboka aus dem Hochland reichlich Schlamm mit sich führten, wurde das Umland rund um diese Hafenstadt fruchtbar, so entwickelte sich Mahajanga während der Kolonialzeit zu einem wichtigen Wirtschaftszentrum. Grosse Reisanbaugebiete, sowie ausgedehnte Baumwoll-, Tabak-, Mais- und Zuckerrohrplantagen entstanden in der Nähe der Stadt Marovoay und der Mündungsebene des Betsiboka. Mahajanga wurde später eine recht blühende Stadt, so dass auch viele Geschäftsleute aus Nordindien (die sogenannten “Karana“) und Komorer aus den komorischen Nachbarinseln im Laufe der Jahre sich in dieser wichtigen Hafenstadt ansiedelten.

Heute verkehren immer noch viele Handelsschiffe zwischen Mahajanga und den Inseln Komoren und Mayotte, auch aus Afrika und Europa sowie aus Asien. Mahajanga ist die grösste Hafenstadt an der Westküste Madagaskars und von dort werden gefrorenes Fleisch wie auch Frischware, sowie die landwirtschaftlichen Produkte des Nordens zu den anderen Hafenstädten der Insel verschifft.

Wegen dieses einstigen und langjährigen Handelsknotenpunktes ist Mahajanga eine bunte und internationale Stadt geworden. Die komorisch-arabischen und indischen sowie die Swahili Einflüsse aus Afrika sind überall immer noch spürbar. Viele Kolonialgebäude haben schöne Türen mit geschnitzten Motiven. Fremde “Dhaus“, meistens aus Arabien, liegen immer noch im Hafen, viele Moscheen von indischen Händlern und von den vielen eingewanderten Komorern überragen die Gebäude in den Quartieren und der lebhafte und lärmende Markt mit buntem Gemüse und Obst erinnert in vielen Stadtteilen an afrikanische Länder.

Aus diesen mannigfaltigen Gründen gilt Mahajanga als eine multikulturelle und kosmopolitische Stadt. Die Sakalava-Ethnie, wörtlich übersetzt das „Volk aus den langen Tälern“ an der Nordwestküste, zeigt im Aussehen deutlich afrikanische Züge und lebt hauptsächlich von der Landwirtschaft und der traditionellen Viehzucht im Binnenland. Viele Küstenbewohner leben vom Fischfang oder sind Seefahrer.


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Mahajanga Madagaskar
Bei einer Fahrt oder einem Bummel durch das Stadtzentrum hat man einen guten Überblick über die Architektur der Häuser im indischen Stil und die vielen Gebäude, die aus der Kolonialzeit stammen, wie das auffallende Rathaus (Hôtel de Ville), das alte Postamt, die eindrucksvolle katholische Kathedrale, die vielen Hotels und Restaurants, die verschiedenen Kaufhäuser und zahlreichen Moscheen. Die Stadt ist extrem weitläufig, so ist es empfehlenswert, bei der andauernden Hitze ein gelbes Tuk-Tuk zu besteigen. Seit wenigen Jahren sind nämlich die “Pousse Pousse“, die von Menschen gezogenen “Rikschas“ durch das öffentliche Verkehrsmittel “Tuk Tuk“ verdrängt worden. Bei diesen dreirädrigen Motor-Rikschas sitzt der Fahrer vorne in einer Kabine. Das planengedeckte Gefährt wird durch einen Motorradmotor angetrieben und wie bei einem Motoroller mit einer Lenkstange gesteuert.

Die Altstadt liegt im Bereich des Hafens und dort herrscht den ganzen Tag ein reger Betrieb, sobald ein Schiff, ein Ruderboot oder ein Segelfrachter anlegt und die Hafenarbeiter die Waren löschen oder in die Schiffe laden. Hier kann man sich die Zeit vertreiben und spazieren gehen und die besondere Stimmung des Hafenlebens auf sich wirken lassen. Schon vor Sonnenuntergang treffen sich die Einheimischen, die Besucher aus der Hauptstadt sowie die fremden Reisenden am breiten Strand von Amborovy (“Plage du Grand Pavois“) oder an den traumhaften, weitläufigen Sandstränden von Antsanitia, die zum Sonnen, Baden und Relaxen einladen. Hier lassen sich die Besucher in den zahlreichen Garküchen die verschiedenen madagassischen Spezialitäten schmecken. Der Hafengeruch vermischt sich mit den duftenden gebratenen Fleischspiessen (oder „Brochettes) von Zebus, Fisch, Garnelen. Erwähnenswert sind die scharf gewürzten Speisen und Beignets mit Pili Pili Sauce und die wohlschmeckenden Gerichte mit „Curry“ und Gelbwurzel, die durch die Kultur der seit über 100 Jahren hier lebenden Inder stark geprägt ist.

Bemerkenswert ist die gelbe Gesichtsmaske, die die Frauen in der Stadt sowie auf dem Land tagsüber tragen, eine Schönheitspflege, die zugleich vor der brütenden Hitze schützt.

Mahajanga Madagaskar
Etwa 20 km nördlich von Mahajanga / Majunga liegt in Abgeschiedenheit ein langer Sandstrand mit schönen einladenden Unterkünften: das Antsanitia Resort, ein Geheimtipp für Sonnenanbeter, hier findet man tropisches Flair pur.

Nicht weit vom Geschäftszentrum und mit Blick aufs Meer steht der imposante Baobab von Mahajanga. Dieser auffällige Riesenbaum ist das Wahrzeichen von Mahajanga und ist wohl die schönste Attraktion der Stadt. Der heilige Affenbrotbaum “Adansonia digitata“ imponiert durch den enormen Umfang seines Stammes und mit einem geschätzten Alter von 800 bis 1000 Jahren steht mitten in einem Strassenkreisel. Auch er ist ein Einwanderer: der Digitata ist die einzige Art, die nicht endemisch ist, sondern aus Ostafrika stammt.

Auf dem Universitätsgelände Ambondrona, nordöstlich des Zentrums, liegt das Museum Akiba. Dieses Museum informiert über die lange Geschichte der Region, über die Kultur der Volksgruppe der Sakalava und über die eigenartige Natur der Region. Hier kann man die Fossilien und Knochen der einst hier lebenden Dinosaurier betrachten. Auch die Informationen über die Pflanzen und die Geologie der „roten Insel“ mit dem allgegenwärtigen blutroten Lateritboden und besonders über die interessanten Sehenswürdigkeiten rund um Mahajanga darf man nicht versäumen.

Mahajanga Madagaskar
Ungefähr drei Kilometer nördlich des Flughafens befindet sich der „Cirque Rouge“, ein ca. 40 ha grosses Gebiet mit aussergewöhnlichen Sedimentformationen, wo der Wind und der Regen eine Art Canyon mit bizarrer Farbgebung geschaffen hat. Ein Besuch dieser Sedimentformationen aus Kalk und Sandstein, in dem einst Dinosaurier lebten, ist empfehlenswert schon wegen dem eindrucksvollen Farbenspiel bei Sonnenuntergang. Dieser Halbtagsausflug sollte man am Nachmittag unternehmen, wenn die untergehende Sonne das farbige, bizarr geformte Gestein in verschiedenen Rottönen und mit vielen Canyons und Säulen anstrahlt, ein einmaliges Farbenspiel! Aus den verschiedenfarbigen Sandsorten zaubern die Einheimischen schöne Bilder oder Landschaft in Flaschen – ein schönes Mitbringsel für zu Hause.

Ein Teich namens Mangatsa ausserhalb der Stadt ist ebenfalls eine lokale Attraktion. Er liegt auch auf dem Weg zum Flughafen, so lässt sich dieser Ausflug gut mit dem Besuch des Cirque Rouge kombinieren. Im Wasser schwimmen grossen Karpfen und andere Süsswasserfische, die gefüttert werden können. Doch Fischen und Schwimmen sind hier Tabu oder “fady“, da die Einheimischen eine Ehrfurcht vor den “heiligen Fischen“ haben und diese als die Reinkarnationen ihrer Vorfahren betrachten. In der Umgebung wachsen auch heilige Bäume und der ortskundige Führer berichtet den Besuchern gern über die vielfältige Kultur der Sakalava-Bevölkerungsgruppe. Dieser Teich hat für die örtlichen Bewohner eine grosse Bedeutung. für unvoreingenommene Besucher etwas weniger.

Die Blumenstadt Mahajanga zählt zu den besten Urlaubszielen mit seinem trockenen und heissen Klima und ist ein guter Ausgangspunkt für verschiedenen Ausflugsmöglichkeiten: endlose und ruhige Strände für Urlauber, schöne Trockenwaldreservate mit Baobabwälder, riesige Grotten mit beeindruckenden Tropfsteinen und der einzigartige Nationalpark Tsingy de Namoroka mit spektakulären Karstformationen und spitzen Felsennadeln. Ein besonderes Erlebnis für abenteuerlustige Reisende.

Oktober 2020, geschrieben von: Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

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