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Morondava–Morombe–Tulear

2900 – Morondava – Morombe – Tulear

Diese intensive Tour mit spannenden Erlebnissen in den südwestlichen Küstenregionen entlang des Kanals von Mozambik, ist nur im Geländewagen zu meistern, denn man fährt meist auf schlechten und sandigen Pisten.

 

Auf den 600 km durchfährt man eine abwechslungsreiche Landschaft mit vielfältiger Vegetation in grosser Abgeschiedenheit. In vielen spontanen Begegnungen mit den Einheimischen erfahren wir viel über ihr bescheidenes Leben, aber auch über die Insel Madagaskar im Allgemeinen. Diese harte Überlandstrecke ist während der Trockenzeit zwischen August bis Oktober gut befahrbar.

Morondava, der Ausgangspunkt dieses erlebnisreichen Abenteuers, ist die Hauptstadt des ehemaligen Königreiches der Region Sakalava Menabe. Diese drittgrösste Hafenstadt liegt nördlich der Mündung des gleichnamigen Flusses am Kanal von Mozambik. Der Besuch des lebhaften Marktes im Stadtzentrum lohnt sich, es werden neben den landwirtschaftlichen Produkten der Umgebung auch geräucherte Fische und Garnelen angeboten. Ein Grossteil der Bevölkerung Morondavas gehört entweder der Vezo- oder der Sakalava-Bevölkerungsgruppe an. Diese beiden Küstenvölker sind hauptsächlich Fischer und ihre Einnahmequellen sind eng mit dem Meer verbunden.

In Morondava bieten sich viele Ausflugsmöglichkeiten an, so dass man ein paar Tage Aufenthalt in dieser schönen Stadt einplanen sollte. Ausflugsbeispiele sind: die einmalige und faszinierende “Baobaballee“ mit den beeindruckenden Gräbern der Sakalava-Ethnie, oder die Fahrt bis zum ausgedehnten Trockenwald von Kirindy oder weiter bis zu den Tsingy von Bemaraha, ein verwittertes und zerklüftetes Kalksteingebirge mit Nadelspitzen und mit vielfältiger endemischer Fauna und Flora.

Ab Morondava fahren wir dann Richtung Süden. Rund 80 km von dieser Hafenstadt entfernt liegt das Kleinstädtchen Belo-sur-Mer. Trotz der zeitaufwendigen Überlandfahrt und der schlechten Sandpiste entlang der Küste sind die vielen malerischen Fischerdörfer, gesäumt von Kokospalmen und weissen Sandbänken, atemberaubend schön und man hat einen weiten Ausblick auf den Kanal von Mosambik.

Belo-sur-Mer ist ein sehr beliebter Badeort und ein Zentrum der Schiffsbaukunst, auch ein bedeutender Hafen für Frachter und Segelpirogen in Westmadagaskar, die zwischen den beiden bedeutenden Hafenstädten Tulear und Morondava pendeln. Mit dem Motorboot dauert die Überfahrt von Morondava nach Belo-sur-Mer etwa drei bis vier Stunden.

Die Besucher sind immer wieder beeindruckt von den begabten Vezo-Leuten, die in mühevoller Handarbeit und mit einfachsten Werkzeugen die mächtigen Holzschiffe zimmern. In den 1870er Jahren haben französischen Seeleute aus der Bretagne den Vezo-Fischern beigegebracht, die seetüchtigen und traditionellen Holzfrachtschiffe kunstvoll zu bauen, und so kann der Volkstamm der Vezo (auch bekannt als die Nomaden des Meeres) den Kanal von Mozambik nicht nur mit ihren kleinen Segelbooten souverän befahren, sondern auch mit Frachtenseglern von 30 bis gar 50 Tonnen Volumen.

Dieser wunderbare Badeort mit vorgelagerten Inseln und einmaligen Korallenriffen ist auch ein Paradies für Wassersportler, Schnorchler und Taucher. Dieses schöne Fischerdorf mit geschützter Bucht und mit einer weiten Lagune ist auch für seine Salzproduktion sehr bekannt. Etwas im Hinterland, aber noch ganz in Meeresnähe, liegen die vielen Salinen, deren Meersalz nach Morondava oder nach Tulear mit bauchigen Frachtenseglern verschifft wird.

Der Nationalpark Kirindy Mitea liegt zwischen den beiden Flüssen Maharivo und Lampaolo am Kanal von Mozambik, unweit von Belo-sur-Mer. Dieses Naturschutzgebiet wurde im Jahre 1997 gegründet und im Jahre 2015 wurde es als Ramsar-Gebiet (geschütztes Feuchtgebiet) und als eines der neuen UNESCO-Biosphärenreservate in Madagaskar eingestuft. Der Nationalpark erstreckt sich über mehr als 156’000 Hektaren und umfasst eine Vielzahl von Ökosystemen: Seegebiet mit Stränden, sieben Inseln, Mangroven-, Baobab- und dichter Wald.

Die Anfahrt mit dem Allradfahrzeug durch eine herrliche Dünenlandschaft ab Belo-sur-Mer ist sehr schwierig, deswegen gehört dieser Park zu dem am wenigsten besuchten Park an der Westküste Madagaskars. Es ist auch möglich, diesen interessanten Park mit dem Motorboot oder mit einer Segelpiroge ab dem Dorf Belo-sur-Mer zu besuchen. Wenn man Glück hat, können hier vom Juni bis Dezember die Rosaflamingos sowie andere seltene Wasservögel gesichtet werden. Die Vogelkundler kommen in diesem schönen und abgelegenen Schutzgebiet auf ihre Kosten.

Während der Regenzeit zwischen Dezember und Februar ist es sehr heiss und die Temperatur kann bis auf 40° C steigen. Während der kurzen Regenzeit sind die Reptilien und Amphibien in diesem Park sehr aktiv. Im Park leben auch ein paar Gruppen von Katta-Lemuren. Den Rest des Jahres regnet es sehr wenig, so dass viele Tiere ihren Winterschlaf unter der Erde halten. Der Park ist auch für seine Baobabwälder bekannt. Die fehlenden touristischen Einrichtungen machen den Besuch eher abenteuerlich, deshalb fährt man zum Übernachten besser zurück nach Belo-sur-Mer.

Nach dem erlebnisreichen Besuch im Kirindy Mitea Trockenwald verlassen wir die Küste und fahren ins Landesinnere bis Manja weiter. Dieses Bauerndorf liegt in Luftlinie rund 130 km südlich von Morondava an der Nationalstrasse 9.

Die Fahrt über eine staubige Piste von rund 110 km durch weite Steppen und Grassavannen zwischen Belo-sur-Mer und Manja dauert je nach Zustand der Piste fast einen ganzen Tag. Das Kleinstädtchen Manja liegt an einem Verkehrsknotenpunkt und hier können die Reisenden die authentische Atmosphäre einer Bauernstadt kennen lernen. Die Zeit scheint hier still zu stehen. Unterwegs treffen wir oft auch auf Zebu-Herden der Sakalava-Volksgruppe mit ihren farbenfroh gekleideten Hirten.

Etwa 80 km nach Manja erreichen wir den Fluss Mangoky. Der fruchtbare Schlamm, den der Fluss mitführt, lässt Reis, Zuckerrohr, Mais, Lima Bohnen, Bananen, Baumwolle und noch mehr gedeihen. Wir überqueren den Mangoky-Fluss mit einer alten Floss-Fähre und folgen der flachen Deltaebene bis zur Küstenstadt Morombe. Wörtlich übersetzt bedeutet Morombe „die Stadt mit grossem Strand“. Dieses – früher – wichtige Verwaltungszentrum für die Bewohner der Westküste ist auch ein wesentlicher Zwischenstopp in der Küstenregion zwischen Tulear und Morondava, die vom Rest des Landes weitgehend abgeschnitten ist.

Eine besondere Art von schönen und kurzstämmigen Baobabs ist in diesen abgelegenen Regionen zu finden. Die in den Baobabwäldern lebenden Sakalava und Mikea nutzen die ungewöhnlich dicken Stämme als Wasserreservoir, indem sie diese Affenbrotbäume von oben aushöhlen. Das gespeicherte Wasser in dieser ariden Region ist für diese Ethnie lebenswichtig und hilft den Zebus und den Menschen über die Trockenzeit hinweg. Das Leben im Städtchen verläuft friedlich und langsam (moramora) im Rhythmus von Ebbe und Flut.

Morombe ist von einem langen Korallenriff entlang der Südwestküste geschützt und südlich der Stadt erstreckt sich ein langer, weisser Badestrand bis zum Küstendorf Andavadoaka (wörtlich übersetzt bedeutet der Name des Dorfes “in der Nähe des grossen Felsenlochs“ oder auch “das Dorf am durchlöcherten Gestein“).

Das Dorf Andavadoaka liegt rund 45 km von Morombe entfernt (etwa zwei bis drei Stunden Autofahrt). Hier locken der Besuch der nahen Baobab-Wälder und auch wieder der breite Sandstrand, wie wir ihn in der hübschen Bucht von „Helodrano Fanemotra“ finden.

In diesem grossen Fischerdorf leben auch Angehörige der Vezo-Volksgruppe. Sie gehören zur grossen Mehrheit in der Gegend und als Halbnomaden bewegen sie sich in der Region zwischen Morondava und Tulear und haben einen ausgesprochenen Hang zum Meer, was auch in ihren Riten und ihrer Religion zum Ausdruck kommt. Auf tagelangen Fahrten übers Meer übernachten sie am Strand in ihren selbst gebauten Zelten, die sie aus den Segeln der Auslegerboote und einigen mitgeführten langen Stangen aufbauen. Traditionell sind die Angelschnüre aus den Fasern der Baobabs hergestellt, aber sie benutzen auch moderne Harpunen, Picks, Netze, usw. Die grossen gefangenen Fische werden abends an Holzgestellen getrocknet oder geräuchert. Zurück in ihrem Heimatdorf tauschen sie diese Fische gegen andere Lebensmittel wie Reis, Maniok oder Mais oder auch gegen andere Gegenstände, die sie im Alltag gebrauchen.

Dann durchqueren wir das Land der Volksgruppe der Mikea, ein nicht sesshafter Volkstamm, der in den gleichnamigen Trockenwäldern in der Nähe von Salary ansässig ist. Weit weg von der Zivilisation leben sie noch sehr primitiv in diesem Urwald mit Trocken- und Dornenwald. Sie sind sehr scheu und vermeiden den Kontakt mit der Aussenwelt, so ziehen sie es vor, sich in den dichten undurchdringlichen Dornenwald zurückzuziehen. Sie leben vom Jagen und Sammeln im Dornen- und Trockenwald und ernähren sich von Wurzeln. Zum Beispiel von den gut schmeckenden Yamswurzeln namens “Baboho“, deren Knollen so gross wie ein Oberschenkel ist. Sie sammeln auch Früchte und wilden Honig: alles, was ihnen die Natur liefert. Hier höhlen sie auch die Riesenbaobabs in der unberührten Steppenlandschaft aus und nutzen diese als Wasserbehälter für Notzeiten. Diese stämmigen “Flaschenbäume“ – die sogenannten “Baobab fony“ – wirken noch urweltlicher und unwirklicher als die auffallend schlanken und geradlinigen “Baobab grandidieri“ an der Baobaballee in Morondava.

Die etwa 60 km lange Weiterfahrt über die Sandpiste entlang der Küste mit den smaragdgrünen Lagunen und den weissen Sandstränden führt uns bis zum nächsten Dorf Salary: die faszinierende Dünenlandschaft, das ruhige Meer in allen Blautönen und die Weltabgeschiedenheit mit den riesigen Sanddünnen gehören zum Reiz dieses schönen Badeortes.

Etwa 30 km nördlich der Hafenstadt Tuléar an der Südwestküste befindet sich der berühmte Badeplatz Ifaty. Nach der erlebnisreichen und beeindruckenden Entdeckungsreise ab Morondava können die Sonnenhungrigen und die Strandurlauber hier richtig die Seele baumeln lassen. Auch das Nachbardorf Mangily mit seinen langen Korallenriffen zählt zu den beliebten Gegenden für Taucher und Schnorchler.

Direkt hinter der Küstenstrasse beginnt der Dornenwald, ein botanisch interessantes Gebiet mit verschiedenen Sukkulenten. Die bizarren und vielfältigen Formen der endemischen Pflanzen sind hier einmalig und hier können die Besucher die verschiedenen Baobabarten in dieser Trockenregion bewundern. Hier wachsen auch Aloearten, die bei den Einheimischen als Heilpflanzen sehr beliebt sind, auch als bevorzugte Gesichtsmaske für die Frauen in dieser schwülen Region oder auch Wunden werden damit desinfiziert. Schon von Weitem zu sehen, ragen die langen Didieraceen empor. Die Spitze dieses Dornenbaums weist immer nach Südwesten, so wird er von den Vezo- und Mahafaly-Volksgruppen als “Kompass Baum“ bezeichnet.

Wir verlassen das Fischer- und Touristendorf Ifaty und fahren Richtung Tuléar, auch als „die Stadt der Sonne“ bezeichnet. Diese grösste Hafenstadt an der Westküste liegt nahe der Mündung des langen Fiheranana-Flusses und ist auch ein bedeutendes Handelszentrum. Hier ist das Ende der Nationalstrasse Nr 7 von Antananarivo kommend. Von hier aus können die Reisenden entweder den Binnenflug Richtung Hauptstadt nehmen oder die abwechslungsreise Entdeckungsreise vom “Süden bis zum Hochland“ fortsetzen.

Juli 2021, geschrieben von Michael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Tulear – Fort Dauphin

2400 – Tulear – Fort Dauphin

Nach einem erholsamen Aufenthalt an den feinen Sandstränden um Tulear starten wir unsere Expedition mit einem guten 4×4-Fahrzeug mehr oder weniger entlang der Südküste Madagaskars.


Diese abenteuerliche Autofahrt – teilweise auf der Nationalstrasse 10 – führt uns in ein einzigartiges Trockengebiet im südlichen Teil Madagaskars. Der Lohn durch dieses einmalige Dornenland ist eine unvergessliche Entdeckungsreise durch völlig eine unberührte Wildnis mit bizarrer Vegetation, weissen Stränden und selten besuchten Naturreservaten

Rund 45 km südlich der Stadt Tulear befindet sich das idyllische Fischerdorf Anakao. Sehr praktisch ist die Überfahrt mit dem Motorboot ab der kosmopolitischen Stadt Tulear, ansonsten müssen die Reisegäste einen riesigen Umweg von rund 270 km durch das Hinterland mit dem Geländewagen in Kauf nehmen, da es leider in dieser Gegend keine Brücke über den Onilahy Fluss gibt.

Die zweite Möglichkeit ist eine Fahrt mit dem Geländewagen Richtung Süden auf einer ziemlich guten Piste bis zum malerischen Fischerdorf Sarodrano (wörtlich bedeutet dies auf madagassisch “knapp mit Wasser“). Hier kommt man am interessanten Naturschutzgebiet “Aire Protégée de Tsinjoriake“ vorbei mit Schwerpunkt seltene Sukkulentenpflanzen an der Südwestküste. Hier kommen auch Ornithologen auf ihre Kosten, denn viele endemische Vogelarten sind in dieser südlichen Region zu finden.

Tulear – Fort Dauphin
Auf dem Weg nach Saint Augustin kann man die beeindruckenden Grabstätten der Vezo Volkstämme sehen. Diese sind mit schönen, aufgeschichteten Korallensteinen gebaut und dürfen nur in Begleitung eines Lokalführers aus der Nähe fotografiert werden.

Vier Kilometer des Fischerdorfs liegt direkt auf dem Wendekreis des Steinbocks (Tropique du Capricorne) und in der Flussmündung des Onilahy Flusses das ehemalige Seeräubernest “Saint Augustin“ (oder Anantsono auf madagassisch). Vom 15. bis 17. Jahrhundert war dies ein Ankerplatz für europäische Händler und für berüchtigte Piraten.

Heute zählt das schöne abgelegene Fischerdorf zu einer beliebten Destination wegen der weissen Sandbank, es ist auch ein praktischer Ausgangspunkt für die Überfahrt mit der Fähre „Fiavota“, unter der Bedingung, dass diese in Betrieb ist.

Der beliebte Badeort Anakao (17 km SW von Saint Augustin) ist zwar sehr abgelegen, er verfügt aber über einen breiten weissen Sandstrand und natürlich verschiedene Freizeitmöglichkeiten. Hier kann man erholsame Badetage verbringen und vor den Riffen nahe des paradiesischen Eilands Nosy Ve kommen die Schnorchler und Taucher wirklich auf Ihre Kosten. Im klaren, türkisfarbenen Wasser schwimmen die mehrfarbigen Fische zwischen den vielen Korallen und der Unterwasservegetation umher.

Tulear – Fort Dauphin
Das kleine Eiland Nosy Ve etwa 5 km vor der Küste sowie die Insel Nosy Satrana sind zwei besondere Attraktionen in dieser Gegend. Beide Inseln sind per Boot oder Kanu ab Anakao erreichbar. Nosy Ve ist besonders beliebt wegen der wunderschönen Sandstrände, der einmaligen Tauchgründe, vor allem aber wegen der Brutkolonie der Rotschwanz Tropikvögel (Phaeton rubricauda). Die unbewohnte und “heilige Insel“ ist die einzige Brutstätte für diese Vogelart.

Nosy Satrana liegt etwas weiter südlich von Anakao. Der Boden der Insel ist mit Kalksteinresten aus den versteinerten Eiern von Aepyornis (einer Art von Riesenstrauss) übersät. Auf dieser kleinen Insel liegen auch die geschützten Grabstätten der ehemaligen Könige, deswegen darf man diese Insel nur in Begleitung eines lokalen Führers betreten.


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Auf der Weiterfahrt entlang der Küste nach Beheloka durchquert man zuerst das Territorium der Mahafaly Volksgruppe. Diese Ethnie lebt auf dem riesigen Kalksteinplateau zwischen den beiden Flüssen Menarandra und Onilahy.

Mahafaly bedeutet wörtlich “diejenigen, die glücklich machen“ oder „die vom Verbotenen Land“, was mit dem Wort Fady verbunden ist. Die Mahafaly sind meist Zebuzüchter, ein grosser Teil sind aber auch Bauern an der Südwestküste in der Region von Ampanihy. In dieser ganzjährig trockenen Region leiden sie während der Trockenzeit besonders an Wassermangel, so ernähren sie sich hauptsächlich von Mais, Maniok, Süsskartoffeln, sogar von Kaktusfeigen (Opuntien). Sie bauen auch Bohnen, Hirse und Kürbisse zur Selbstversorgung an.

Tulear – Fort Dauphin
Die Dornenbusch-Wälder mit Euphorbien und Didieraceen, Tamarindenbäumen und den auffallenden Riesenbaobabs wechseln mit gerodeten Grassavannen ab. Unterwegs sieht man oft die dekorative und aufwendige Grabmalkunst der Mahafaly. Diese Grabstätten sind meist Steinquadrate von 10 oder sogar 15 m Seitenlänge. Auf den Gräbern befinden sich auch immer geschnitzte Grabstelen, die „Aloalo“, aber meist auch moderne Grabmalereien, die Szenen aus dem früheren Leben des Verstorbenen darstellen. Die “Aloalo“ sind kunstvoll und traditionell geschnitzte Holzfiguren und Pfähle. Diese Schnitzereien und die Hörner der während der Beerdigungsfeier geschlachteten Zebus schmücken diese viereckigen Grabstätten und zeigen vor allem das Ansehen, den Reichtum und den Status der Verstorbenen.

Der Besuch des Tsimanampetsotsa Nationalparks ist sehr lohnenswert, allein schon wegen der seltenen Flamingos, die besonders während der Regenzeit hier zu finden sind. Bei höchstem Wasserstand ist der See gut 20 km lang und 3 km breit.

An den Ufern des brackigen seichten Sees Tsimanampetsotsa leben auch Enten und viele Wasservögel, die einheimischen Seidenkuckucke oder Couas. Es ist ein wahres Paradies für Vogelbeobachter. Die grünen Algen sind Nahrung für die vielen Krebse, die ihrerseits als Nahrung für die Rosa Flamingos (Phoenicopterus ruber) dienen.

Dieses Naturschutzgebiet gehört zu den zehn ersten Parks in Madagaskars und das Parkbüro befindet sich im Dorf Efoetse. Dieses Naturschutzgebiet liegt ca. 40 km von Anakao entfernt. Es ist am besten mit dem Motorboot von Anakao aus zu erreichen. Im Schutzgebiet östlich des Sees wächst Trockenwald auf Kalkgestein, das von zahlreichen Höhlen durchzogen ist, wo auch einige Katta-Lemuren wohnen.

Tulear – Fort Dauphin
Nach der Parkbesichtigung fahren wir auf einer Sandpiste immer Richtung Süden der Küste entlang. Das heutige Etappenziel ist das charmante Fischerdorf Itampolo. Während der Autofahrt fällt die typische karge Vegetation dieser Gegend auf und gelegentlich trifft man auf eine der typischen Strahlenschildkröten in dieser kargen Landschaft. Die Region gehört noch immer zur Ethnie der Mahafaly. Der Küstenort Itampolo ist wegen seinen grossen Wellen ein beliebtes Ziel für Surfer.

Im weiteren Verlauf auf der Nationalstrasse Nr. 10 fährt man jetzt etwas ins Landesinnere und nach paar Kilometern gelangt man zum nächsten Etappenziel Ampanihy oder “der Ort, wo Fledermäuse leben“. Besonders bekannt ist dieses Kleinstädtchen wegen der Verarbeitung von Mohair-Wolle. Aus dieser schönen, weichen Wolle der hier gezüchteten Ziegen werden die sehr begehrten Mohair-Webteppiche gewebt. Die Wolle wird mit reinen Pflanzenfarben gefärbt, z.B. aus den roten Aloeblüten. Die spezielle Ziegenrasse Angora wurde in den 1970 Jahren hier in Madagaskar eingeführt und die Produktion der Wolle ist die Haupteinnahmequelle der vielen Ziegenzüchter und sichert ihnen ein kleines Einkommen. Bei der mühsamen Verarbeitung dieser Mohair-Wolle zeigen die Weberinnen ihr Talent und ihre Geduld.

Tulear – Fort Dauphin
Ab der Stadt Ampanihy beginnt das Land der Bevölkerungsgruppe der Antandroy oder “der Stamm aus dem Dornenland“. Das Wort “Roy“ bedeutet wörtlich der Dorn und ihr Siedlungsgebiet liegt hauptsächlich an der Südspitze Madagaskars. Jetzt geht es weiter Richtung Beloha und Tsihombe und wir überqueren den Menarandra-Fluss, welcher die Grenze zwischen den beiden Volksgruppen Antandroy und Mahafaly ist. Die Antandroy besitzen grosse Rinderherden, denn sie sind anerkannte Zebuzüchter. Die Leute dieses robusten Stamms erkennt man sofort an ihren langen Speeren und den traditionellen Lendenschürzen. Es sind Nomaden in diesem grossen Trockengebiet und sie ziehen monatelang mit ihren Viehherden durch das Land. Leider leiden sie das ganze Jahr an Wassermangel in diesem kargen und unwirtlichen Gebiet, wo fast nur Dornengestrüpp gedeiht. Sie begraben ihre Verstorbenen ebenso aufwendig wie die Mahafaly und die Hörner der geschlachteten Zebus während des Beerdigungsfestes schmücken ebenfalls die steinernen Grabstätten.

Die Gräber der Antandroy heissen “Fanesy“ in ihrer Dialektsprache oder „der ewige Ruheplatz“. Je grösser und farbenfroher das Grab ist, desto respektierter und verehrter ist der Verstorbene.

Nicht weit von der Südspitze Madagaskars entfernt liegt das charmante Fischerdorf Lavanono, ein kleines Naturparadies für Ökotouristen. Dieser schöne Badeort liegt unweit von Cap Sainte Marie, einer faszinierenden Region mit hohen Sandsteinklippen, mit Miniaturpflanzen, Dornenvegetationen. Das Ganze erinnert an einen Steingarten.

Das Naturreservat von Cap Sainte Marie mit einer Fläche von ca. 17,5 km² liegt rund 43 km südlich von Tsiombe auf einem Hochplateau von 100 bis 150 m über dem Meeresspiegel. Die hier geschützten Strahlenschildkröten (Geochelone radiata) sind wohl die grösste Attraktion an diesem südlichsten Punkt Madagaskars. Die Meeresklippen von mehr als 140 m Länge bilden natürliche Barrieren östlich und westlich des Reservats und hier treffen der Kanal von Mosambik und der Indische Ozean aufeinander.

Tsiombe ist der Ausgangspunkt mehrerer Pisten zu den südlichsten Punkten Madagaskars, dem Cap Sainte Marie sowie dem östlich davon gelegenen Faux Cap.

Faux Cap wurde “falsches Kap“ (Betanty auf madagassisch) genannt, weil die Geografen später feststellten, dass das Cap Sainte Marie noch etwas weiter südlich liegt. Dieser schöne Ort liegt an der Spitze einer Halbinsel, die vom weiten Sanddünnen bedeckt ist, in denen noch Reste der Eierschalen des berühmten ausgestorbenen Riesenvogels (Aepyornis) gefunden werden.

Die hohe Steilküste, die Winde, die hier ohne Unterlass wehen, die faszinierende Landschaft mit der verkrüppelten Vegetation und der einsame Leuchtturm von Cap Sainte Marie bringen die Besucher immer wieder zum Staunen.

Tulear – Fort Dauphin
Wir fahren weiter auf der RN10, die kurz vor Ambovombe (“wo es viele Brunnen gibt“), in die RN 13 mündet. Ambovombe ist der Hauptort der Region Androy. Wir sind immer noch in der regenärmsten Region Madagaskars. Ambovombe gilt als ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in dieser südlichen Region. Ein Rest dieser einst gut ausgebauten Nationalstrasse ist asphaltiert, aber heute nicht mehr in gutem Zustand. Es ist immerhin ein Zeichen, dass die Besucher wieder “die Zivilisation“ erreicht haben. Der Markttag in diesem Hirtenland ist der Montag und die “Dornenleute“ kommen aus den weit abgelegenen Dörfern hierher und kaufen oder verkaufen oder tauschen Zebus oder auch den selbst gesammelten Wildhonig, handgefertigte Hüte, Silberschmuck, Amulette, Speere oder verschiedene Lebensmittel wie Maniok, Mais oder Süsskartoffeln.

Kurz vor Amboasary, 35 km von Ambovombe entfernt, überquert man den langen Fluss Mandrare, die Lebensader des Südens und vom weiten sieht man die schönen Baobabs wenn man die ausgedehnten Sisalplantagen durchquert.

Von Amboasary aus führt eine Abzweigung in nordwestlicher Richtung zum privaten Naturreservat von Berenty, am Ufer des Flusses Mandrare.

Tulear – Fort Dauphin
Der Berenty-Park, ca. 90 km westlich von Fort-Dauphin und mit einer Fläche von etwa 250 Hektaren, wurde bereits im Jahr 1936 von der französischen Familie Heaulme gegründet, aber erst im Jahre 1980 für die Besucher geöffnet. Im Park mit hauptsächlich Trockenwald, aber auch mit grossen Tamarindenbäumen, leben Flughunde und tummeln sich Lemuren wie die Kattas, die Larvensifaka, auch Tanzende Lemuren genannt, die Braunen Lemuren oder die Rotstirnmakis. Für Naturliebhaber ist es ein Vergnügen zu verschiedenen Tages- und Abendzeiten durch den Park zu wandern, mit oder ohne den ortskundigen Führer. Abends, mit einer guten Taschenlampe bewaffnet, kann man die nachtaktiven Lemuren wie die Mausmakis (Microcebus murinus) und die Wieselmakis (Lepilemur leucopus), viele Vogel- und Reptilienarten ausfindig machen. Berenty ist darum ein Paradies für Fotografen, Ornithologen und seit vielen Jahrzehnten auch für Forscher.

In Richtung Fort Dauphin oder Taolagnaro wird jetzt die Landschaft zunehmend abwechslungsreicher und vor allem grüner. Unterwegs kann man fleischfressende Kannenpflanzen, “Bäume der Reisenden“ und verschiedene Baumfrüchte wie Litchis, Mangos und Avocados entdecken. Auch am stetig feuchter werdenden Klima und der grünen Vegetation merkt man, dass die schöne Stadt Fort Dauphin nicht mehr weit ist.

Juni 2021; geschrieben von: Michael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Anakao

2320 – Anakao

Die herrlichen Badestrände von Anakao südlich von Tuléar sind in vielen Teilen noch in ihrer Ursprünglichkeit bewahrt.


Die beiden vorgelagerten Insel Nosy Ve und Nosy Satrana sind ein Paradies für Taucher und Schnorchler, auch für Liebhaber von weissem Sand, türkisblauem Wasser und von vielfältigen farbenfrohen Fischen.

Aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse an der Südwestküste ist der Zugang zu den weit entfernen Dörfern ziemlich schwierig. Man erreicht sie ausschliesslich per Pirogen, Segel- oder Motorboot ab den grossen Ortschaften wie Tulear oder Saint Augustin (Anatsogno auf madagassisch). Über den Landweg muss man gute 240 km über sandige Piste ab Tulear bis Sarodrano und weiter zum Dorf Anakao zurücklegen, also ein riesiger Umweg.

Nach einstündigem Bootstransfer ab dem Hafen von Tulear zeichnet sich nach und nach das Dorf Anakao ab, draussen auf dem Meer sehen wir die schönen bunten Auslegerboote der Vezo-Fischer und schon bald taucht auch der Strand mit dem weissen Sand unter stahlblauem Himmel auf.

Anakao
Der schöne Badeort Anakao mit seinem menschenleeren und feinen Sandstrand verfügt über eine ganze Palette Unterkünfte der verschiedenen Kategorien. Die Reisenden finden hier vielfältige Freizeitmöglichkeiten wie Schnorcheln, Tauchen, Fischen, Bootstouren zu den Nachbarinseln Nosy Ve oder Nosy Satrana, sogar Buckelwalbeobachtung ist zwischen Juli bis September möglich, denn die riesigen Meeressäuger tummeln sich gern hier. Zum guten Service der meisten Strandhotels gehört der Verleih von Taucherbrillen und Schnorchel. Hier ist das Wasser ruhig und von Mai bis September ist die ideale Reisezeit, da die Westküste um diese Jahreszeit im Windschatten liegt und wegen der geringen Niederschläge das Wasser kristallklar ohne Trübungen bleibt. Zwischen den schönen Korallen wimmelt es von zahlreichen bunten Falter-, Clown-, Drücker- und Feuerfischen. Ein echtes Paradies für Taucher und Schnorchler und eine willkommene Kombination für einen erlebnisreichen Madagaskaraufenthalt.


mehr zu PRIORI Reiserouten in unserem Katalog 2021


Früh am Morgen treffen wir die geschickten Vezo auf ihren Auslegerbooten mit dem weissen rechteckigen Segel. Ihre Pirogen haben sie aus ausgehöhlten Baumstämmen gebaut. Im Vergleich zu ihren Nachbarn, die Mahafaly- und die Bara-Stämme im Binnenland haben sie einen besonderen Hang zum Meer und fahren tagelang sehr weit hinaus bis Toliary und Ifaty oder südwärts bis Beheloka. Das Meer betrachten sie als ihre Heimat, ihre Nahrungs- und Einkommensquelle, denn sie ernähren sich ausschliesslich von ihrem Fischfang in der Lagune zwischen Korallenriff und Strand. Die Mehrheit der Fischer lebt nomadisch auf ihren grossen Auslegerbooten, diese werden nachts zu Zelten umgebaut, da sie tagelange weit weg von ihrer Familie ihr Brot verdienen müssen.

Anakao
Die Vezo sind ein sehr einfallsreicher Volkstamm. Sie nutzen auch den Baobab. Er dient traditionell vielen Zwecken in diesen abgelegenen Regionen. Fasern aus dem Stamm werden verwendet, um Seile herzustellen, auch Gegenstände für den Alltag werden damit gebastelt. Sie flechten damit Körbe und Schlingen, fertigen Sonnenhüte und stellen Saiten für Musikinstrumente her. Ihre bescheidenen Hütten werden mit der aufgeschnittenen und wasserdichten Baobabrinde abgedeckt. Ein Charakteristikum des Baobabs ist, dass das Abziehen der Borke den Baum nicht tötet. Solange lediglich die Rinde abgeschält wird, ist das nicht weiter schlimm, denn sie regeneriert sich innerhalb einiger Jahre.

Mit den biegsamen Fasern der Baobabs stellen die Vezo-Fischer auch ihre Angelschnüre her. Die gefangenen Fische müssen sie aufschneiden und in der Sonne trocknen lassen. Abends werden die grossen Fische zuerst gesalzen und am Lagerfeuer auf Holzgestellen geräuchert. Auf den Dorfmärkten im Landesinneren gibt es gute Gelegenheiten für diese Küstenbewohner, die getrockneten Fische zu verkaufen oder gegen andere Produkte oder Lebensmittel einzutauschen, in den abgelegenen Dörfern ist Tauschhandel noch immer üblich.

Anakao
Wer ein paar Tage in Anakao weilt, muss unbedingt die paradiesische Insel Nosy Ve, etwa 5 km gegenüber der Bucht besuchen. Sie sieht wie ein winziges Eiland aus, doch ihr Riff ist ungefähr 4,5 Kilometer lang und 1,8 Kilometer breit. Dieses Naturschutzgebiet mit kristallklarem und grünblauem Wasser ist einmalig und das vorgelagerte Korallenriff ist unvergleichlich schön und fischreich, deswegen ein echtes Naturparadies zum Tauchen und Schnorcheln.

Besonders interessant ist diese unbewohnte Insel für Ornithologen, weil dort eine Kolonie des endemischen Rotschwanz Tropikvogel (Phaethon rubricauda) ungestört lebt und die Insel Nosy Ve die einzige Brutstätte für diese seltene Art ist. Diese Vogelart wird allgemein auch als „Strohschwanz“ bezeichnet, denn ihr schöner, auffälliger Schwanz besteht aus zwei dünnen roten Strängen. Die jungen Tropikvögel sehen versteckt unter den Büschen aus wie kleine, weisse Daunenbälle. Diese Kolonie ist den Wissenschaftlern seit Ende der 1970er Jahre bekannt. Auch die Strahlenschildkröten, die leider heute vom Aussterben bedroht sind, haben ihr Refugium und Brutplatz auf dieser schönen Insel gefunden.

Die Insel Nosy Ve ist vom Dorf Anakao aus mit kleinen Auslegerpirogen der Fischer leicht zu erreichen. Einst war die Insel ein berüchtigter Ort für den Sklavenhandel und auch als Lagerplatz für wichtige Importprodukte, die europäische Schiffe nach Madagaskar brachten.

Im Gegensatz zur grösseren Insel Nosy Ve wächst auf dieser zweiten vorgelagerten Insel Nosy Satrana mehr Vegetationen und die wenigen Bäume spenden wohltuenden Schatten und Kühle. Sie liegt etwa 6 km südlich von Anakao und ist auch mit türkisfarbenem Wasser umgeben, bei Ebbe kann man diese Insel sogar zu Fuss erreichen, also auch ein guter Tipp für passionierte Schnorchler und Taucher. Diese heilige Insel dient der Sakalava-Volksgruppe als geschützte Grabstätte. Als Besonderheit findet man hier Schalenstücke des ausgestorbenen Riesenvogel Aepyornis, auch Madagaskar-Strauss genannt. Diese 500 kg schweren Laufvögel sind vor rund 500 Jahren ausgestorben.

Anakao
Nach herrlichen und erholsamen Badetagen verlässt man Anakao mit schwerem Herzen und fährt mit dem Motorboot nach Tulear zurück und je nach Stand der Gezeiten müssen die Besucher samt Gepäckstücken mit Zebukarren durch die Schlammebene bis zum Anlegerplatz transportiert werden. Auch dies ist ein schönes, unvergessliches Erlebnis auf der Madagaskarreise!

Dezember 2020; geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ifaty

2310 – Ifaty

Wer auf der Suche nach seinem Traumstrand ist, sollte unbedingt den kleinen Küstenort Ifaty an der Südwestküste Madagaskars aufsuchen.


Dieses kleine Fischerdorf liegt entlang der Küste rund 25 km nördlich der Stadt Tulear und ist gut erreichbar über die ausgebaute Nationalstrasse RN9. Ifaty bietet verschiedene Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Bootsausflüge, aber auch verschiedene Wandertouren durch die Dornenlandschaft des tiefen Südens.

Die gut ausgebaute Küstenstrasse ab Tulear nach Ifaty verläuft meistens entlang der Küste zum Kanal von Mozambik, teilweise auch durch den artenreichen Dornenwald. Ein Teil dieser gut asphaltierten RN9 wurde seit 2016 von den Chinesen ausgebaut. Zahlreiche Hotels und Restaurants haben sich im Laufe der Jahre hier auf einem längeren Strandabschnitt angesiedelt.

Ifaty
Ifaty war früher ein kleines und unbedeutendes Fischerdorf nördlich der Stadt Tulear, wegen seiner günstigen Lage, geschützt durch ein Korallenriff. Wegen seines sanft abfallenden Strandes entwickelte es sich zu einem beliebten Erholungsgebiet. Für die botanisch interessierten Reisenden ist der Besuch des Dornenwaldes etwas im Landesinnern ein schönes Erlebnis. Man findet verschiedene Pflanzen, typisch in diesem ariden Gebiet, wie z.B. die Pachypodien, die dicken Baobabs, die Aloen und die dornigen Gebüsche und Sträucher. Die einzigartigen Didieraceen sind kakteenähnlich wirkende Bäume mit wasserspeichernden “Stämmen“, sie dienen den Einheimischen in dieser Region als Kompassbäume. Der Wind kommt nämlich hauptsächlich von Nordwesten aus dem Kanal von Mozambik und die Spitzen dieser dornigen Stämme zeigen immer in Südostrichtung. Die Euphorbien haben holzig dicke Stämme und speichern mehr Wasser als andere Sukkulenten. Wenn man ihre Äste ritzt, quillt eine weisse Flüssigkeit heraus, die bei manchen Arten giftig ist, deswegen gehören diese Sukkulenten zur Gattung der Wolfsmilchgewächse.

Ein holpriges Abenteuer ist eine Tour im Zebukarren durch das Trockengebiet hinter der Küstenpiste. Sukkulenten sind Pflanzen, die die Fähigkeit besitzen, in ihren Blättern und Stämmen über lange Zeit Feuchtigkeit zu speichern. Aufgrund dieser Eigenschaft sind sie für die ethnische Gruppe des Trockenlandes sehr wertvoll, zum Beispiel graben durstige Rinderhirten die Wurzeln einer „Dilochos Fangitsy“ aus und löschen Ihren Durst mit dem darin gespeicherten Wasser. Der Dornenwald bietet eine ganze Reihe von Medizinalpflanzen. Seit Generationen verwenden die Madagassen verschiedene Heilpflanzen in Form von Kräutern, Rinden, Samen, Wurzeln und Blüten für den Eigenbedarf. Diese traditionelle Medizin ist auf der ganzen Insel sehr bekannt und spielt bis heute eine bedeutende Rolle. Sie ist oft die beste und einzige Hilfe bei Krankheiten in den abgelegenen Dörfern, denn die staatlichen Kliniken, Ärzte und Krankenstationen sind für die Landbewohner einfach zu teuer oder schlichtweg aus ihren weit entfernten Dörfern nicht erreichbar.

Ifaty
Auf den Marktständen finden sich immer Heilpflanzen aller Art: diese werden frisch, getrocknet, zermahlen oder eingelegt angeboten. Die verschiedenen Pflanzen haben alle ihre eigene Heilkraft. Sie geben der örtlichen Bevölkerung die Möglichkeit, die verschiedenen Krankheiten zu lindern, Wunden zu heilen, oder Blut zu stillen. Zu diesen wichtigen Heilpflanzen gehören die Aloenarten. Die endemische Aloe in Madagaskar gedeiht besonders im trockenen Süden. Sie ist international bekannt als Heilpflanze und wurde bereits von der Pharmaindustrie entdeckt. Sie gehört zur Familie der Liliengewächse und trägt nach der Regenzeit eine schöne, feuerrote Blüte. Schon lange haben die Einheimischen die wohltuende Heilkraft dieser Medizinalpflanze entdeckt. Sie verwenden das kühle, beruhigende Gel ihrer Blätter zur Behandlung von Verbrennungen und Wunden, es ist auch ein gutes Pflegemittel für die Haut und für die Haare.


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Der Besuch des Dornenwaldes ist besonders eindrucksvoll kurz nach der Regenzeit zwischen April und Juni. Da erlebt der Besucher das Wunder der Natur, eine wahre Explosion an grünen Blättern und vielen verschiedenen Blüten. Leider ist dieses botanische Paradies an vielen Stellen durch die wachsende Bevölkerung schwer bedroht. So ist vor Ort ein privates Reservat entstanden, um den letzten Flecken der Primärwälder mit ihrer einzigartigen Fauna und Flora zu schützen. Wer ein paar Tage an den schönen Stränden von Ifaty weilt, wird sich über einen beeindruckenden Besuch des Reniala Naturreservates freuen. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name “Reniala“ “Mutter des Waldes“, gemeint ist der Baobab oder Affenbrotbaum, denn dieser Riesenbaum ragt aus den anderen Bäumen empor in den Himmel und ist besonders eindrucksvoll.

Dieses rund 60 ha grosse private Schutzgebiet schützt die letzten Areale der Primärwälder im Süden und liegt nicht weit des Mangily Fischerdorfes entfernt. Es wurde im Jahr 2000 als botanischer Garten und gleichzeitig als ornithologischer Park errichtet und beherbergt ein paar typische Baobabarten in dieser Region, darunter ein riesengrosses Exemplar mit rund 13 Metern Umfang. Auch die faszinierende südliche Trockenvegetation mit den artenreichen Sukkulentenpflanzen und Dornengestrüpp sind hier zu entdecken. Es gibt sogar eine spezielle ornithologische Tour im Reniala Park. Wegen der ständigen brütenden Hitze ist es für Vogelkundler sinnvoll, früh am Morgen gegen 5:30 Uhr der Madagaskarhöhlenweihe einen Besuch abzustatten. Ebenso den endemischen Vögeln wie den Sichelschnabelvangas, den Weisskopfvangas oder den Paradiesvögeln.

Ifaty
Die Auffang- und Zuchtstation für die endemischen Strahlenschildkröten (Astrochelys radiata) und die Spinnenschildkröten (Pyxis arachnoides) sind ebenfalls eine Attraktion in diesem Vezo-Fischerdorf, in direkter Nachbarschaft zum Reniala Reservat. “Le village des Tortues“ oder “das Schildkrötendorf“ wurde von nationalen und internationalen Institutionen wegen der Zerstörung ihrer Lebensräume, aber besonders wegen der illegalen Ausfuhr dieser geschützten Reptilien errichtet. Nach dem Aufenthalt in einer Quarantänestation werden die Tiere je nach Alter in Gehegen gepflegt, um später wieder in die freie Natur ausgewildert zu werden.

In der gleichen Richtung auf der RN9 etwa 12 km nördlich von Tulear führt der Weg zu einem “Mangrovenreservat“ oder der “Honko“ im Vezo-Dialekt. In Madagaskar werden leider die Mangroven von den Einheimischen abgeholzt, um Landwirtschaftsfläche und Baumaterial für ihre Hütten zu gewinnen oder das Holz für Zaunpfähle und auch für Brennholz zu verwenden. So wird dieses wichtige und ökologische Hilfsprojekt in enger Zusammenarbeit mit einer belgischen Organisation seit 2008 verwaltet, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Die Luftwurzeln der Mangroven bieten Schutz und Nahrung für zahlreiche Lebewesen wie Wasservögel, Krebse und Garnelen. Etwa 600 ha des Areals wurden von der Bevölkerung wieder aufgeforstet und man kann auf einem etwa zwei Kilometer langen Steg zu Fuss durch die Mangrovenfläche und das Feuchtgebiet gehen. Die Mangrovenwälder spielen eine wichtige Rolle bei der Befestigung der Küsten Madagaskars. Sie wachsen in schlammigen Flussdeltas und im Brack- oder Salzwasser in Lagunen. Auf einer Pirogenfahrt durch die Mangrovengürtel kann man verschiedene Wasservögel wie der jagende kleine Eisvogel, der orange- und blaufarbene Malachiteisvogel (Kingfischer oder auf madagassisch „Vintsy“) oder der Grau- und Mangrovenreiher aus der Nähe sehen.

Ifaty
Interessant sind auch Bootsausflüge zu den umliegenden Vezo-Fischerdörfern. Die Vezo-Ethnien sind halbnomadische Fischer und stammen ursprünglich von den Sakalava- und Antanosy-Volksgruppen in der Region zwischen Tulear und Morondava ab. Die Madagassen sagen: „Der Vezo lebt mit dem Rücken zum Land und dem Gesicht zum Meer“, denn er hat einen ausgesprochenen Hang zum Ozean, seinem Arbeitsplatz und seinem Lebensraum. Sein Boot heisst „Lakana“ auf madagassisch und wird traditionell aus hartem Mangrovenholz ausgehöhlt. Diese mutige Volksgruppe segelt wochenlang mit Auslegerbooten aufs Meer hinaus und campiert auf den unbewohnten Inseln oder in der Nähe der fremden Dörfer. Diese Meeresnomaden fischen tagsüber mit Netzen, Speeren und Reusen und lassen ihren Fang an der Sonne trocknen. Nach ein paar Tagen kehren sie in ihr Heimatdorf oder zum nächsten grossen Markt zurück, verkaufen die getrockneten Fische oder tauschen diese gegen andere Lebensmittel ein.

Der weisse Sandstrand von Ifaty ist ein beliebtes Erholungsgebiet, auch wegen des ganzjährig sonnigen Klimas. Dieser Badeort ist auch eine bedeutende Zwischenstation für die Ruhesuchenden auf der RN9. Viele Strandhotels laden zum Erholen und zum Wassersport ein und das weit draussen liegende Korallenriff und die guten Tauchreviere sind mit dem Motorboot erreichbar. Tauchausrüstungen werden von den vielen Wassersportzentren ausgeliehen, auch Tauchkurse werden angeboten.

In Ifaty kann man auch faszinierende Buckelwalbeobachtungen auf Bootsausflügen erleben. Jedes Jahr zwischen Juli und September ziehen hunderte Buckelwale durch den Indischen Ozean, um nach Partnern zu suchen und um ihre Jungen zu gebären, bevor sie dann wieder in die Antarktis zurückschwimmen. Die Gegend liegt auf ihrer Migrationsroute zu planktonreichen Meeresgründen weiter im Norden. Das faszinierende Schauspiel dieser Meeressäugetiere in dieser Region zu bewundern ist ein Erlebnis des Lebens.

Dezember 2020; geschrieben von Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Tulear-Toliara

2300 – Tulear Stadt

Tulear ist die wichtigste Hafenstadt und Verwaltungshauptstadt der Region an der Südwestküste. Sie liegt am Kanal von Mozambik zwischen dem Fiherenana Fluss und der breiten Flussmündung Onilahy.


Tulear ist auch ein sehr guter Ausgangspunkt zu einigen Badeorten oder auch zu den abenteuerlichen Reiserouten zum „Land der Baobabs“. 

Der Stadtname Toliara sei durch ein sprachliches Missverständnis entstanden. Als ein Seefahrer im 19. Jahrhundert zum ersten Mal an die Südwestküste der Insel kam und nach dem Namen der Bucht und des Fischerdorfs fragte, hatte der Einheimische seine Sprache nicht verstanden und dachte, der Fremde wollte wissen, wo er sein Boot ankern dürfte. So hat der Fischer ihm in seinem Mahafaly-Dialekt geantwortet: „Toly eroa“, was wörtlich bedeutet „Mach es da unten fest“, daraus entstand dann der Name “Toliary“. Die Franzosen nannten die Stadt während der Kolonialzeit in “Tulear“ um. Eine andere Version für die Herkunft des Stadtnames Tulear findet man in der Dialektsprache „Tolya ara“, was auf deutsch bedeutet „durch Riffe geschützt“, denn die südlichen und die nördlichen Küstenabschnitte sind tatsächlich von ausgedehnten Korallenriffen umgeben.

Tulear-Toliara
Tulear gehört auch zur geheimnisvollen Region des “Dornenwaldes“, wo die grünen Kakteen sich wie stachelige Finger in den stahlblauen Himmeln erheben und wo die tapferen und kriegerischen Ethnien ihre kunstvollen „Aloalo“ Holzfiguren und Holzstelen auf den Gräbern errichten. Tulears damalige Geschichte ist mit der Ankunft der ersten Piraten in der südlichen Region eng verbunden, die die Bucht Saint Augustin als beliebter Zufluchtsort ausgewählt hatten. Die Piraten trieben dort Sklavenhandel und Silber und Perlen wurden gegen Fleisch und Obst ausgetauscht. Im 16. und im 17. Jahrhundert, als sie sich zunehmend für Gewürze interessierten, wurde die Saint Augustin-Bucht, südlich der heutigen Stadt Tulear, ein bevorzugter und praktischer Landeplatz, um Vorräte und Exportprodukte zu laden.

Heute gilt die Stadt Tulear ebenfalls als die wichtigste Hafenstadt an der Westküste Madagaskars. Im weitläufigen Stadtzentrum befinden sich die Verwaltungsgebäude, Banken, das Postamt, das Büro von Air Madagaskar und verschiedene Läden. Unter dem grossen schattenspendenden Tamarindenbaum sitzen die Fischverkäufer und auf dem Handwerksmarkt werden die hölzernen Kunsthandwerksprodukte angeboten, dabei sind die Baobabs, die Zebus, die Aloalo Stelen und die Chamäleons sehr beliebte Motive. Das wichtigste Handelszentrum des Südens ist auch ein Ort für den Import und Export verschiedener Produkte wie Baumwolle, Mais, Erdnüsse, Fisch und Meersalz.

Tulear-Toliara
Tulear liegt am Wendekreis des Steinbocks in der trockenen Klimazone der Südwestküste mit sehr geringen Niederschlägen. Bei der kurzen Regenzeit zwischen Januar und März beträgt die mittlere Niederschlagsmenge nicht einmal 344 mm, die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen zwischen 25 und 35° C und wegen des andauernden strahlenden Sonnenscheins bekam Tulear den schönen Spitznamen “die Stadt der Sonne“. Daraus kommt auch der Ausdruck des Mahafaly-Stammes: „Toliary tsy miroro“ wörtlich übersetzt „Toliara schläft nicht“. Bei nur 3 Monaten Regenzeit sind leider die Flüsse und Bäche in der Gegend monatelang ausgetrocknet und die Dorfbewohner haben ständig Schwierigkeiten, sauberes Trinkwasser zu finden, so müssen sie Wasser aus weit entfernten Gegenden holen, wo sich auch ihre Zebuherden und die anderen Tiere aufhalten.


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Die Vezo-, Mahafaly-, Sakalava- und Antandroy-Volksgruppen sind die Küstenbewohner an dieser Südwestküste. Die Vezo leben vorwiegend vom Fischfang und im Vergleich zu den anderen Volksgruppen haben sie einen besonderen Hang zum Meer und fahren sehr gern weit hinaus. Sie sind viel unterwegs auf ihren Pirogen aus ausgehöhlten Baumstämmen, die mit einem Ausleger und einem rechteckigen Segel ausgestattet sind. Sie sind auch Nomaden und tauschen oft mit den anderen Ethnien Fische oder Meeresfrüchte gegen andere Lebensmittel wie Mais, Maniok oder Süsskartoffeln.

Die alten und riesigen Bäume in Madagaskar haben immer eine kulturelle Bedeutung für die Madagassen. Die heiligen Banyan-Bäume von Miary, 17 km nordöstlich von Toliara, gehören in die Mythen- und Legendenwelt in der Umgebung von Tulear. Diese beeindruckenden Feigenbäume mit zahlreichen langen Luftwurzeln werden seit Jahrhunderten von den Einheimischen verehrt und sollen heilende Kräfte haben, so dass die Kranken hierher kommen, um sich Linderung vom Übel zu erbitten. Das Areal um diese Bäume darf nur barfuss und in Begleitung des Lokalguides betreten werden und eine Flasche Rum ist ein willkommenes Geschenk für die Vorfahren und die Geister.

Tulear-Toliara
Das Arboretum von Antsokay rund 14 km südlich von Tulear an der RN7 gehört zu den Hauptattraktionen am Stadtrand und erweist sich als ein interessantes Ausflugziel für die Besucher. Das Schutzgebiet umfasst etwa 50 ha, rund 7 ha davon sind für Botaniker besonders interessant. Der Erdboden in dieser Gegend besteht aus Kalk und Sand, daraus stammt der Name der Region “Antsokay“, was wörtlich übersetzt bedeutet “die Gegend mit Kalkboden“. Ein Teil des Kalksteins stammt aus der Kreidezeit, ist also 100 Millionen Jahre alt, so wurden zahlreiche Fossilien und Knochen des legendären ausgestorbenen Riesenvogel „Aepyornis“ in dieser südlichen Region entdeckt.

Diese wertvollen Funde, auch schöne Exemplare von Mineralien und kulturelle Gegenstände (zum Beispiel Musikinstrumente, Tracht oder Waffen) der hier lebenden Ethnien Vezo, Mahafaly und Antandroy sind im sehenswerten Museum ausgestellt.

Der verstorbene Schweizer Hermann Petignat hat dieses Areal im Jahre 1980 gegründet und die Flora des trockenen Südens erforscht, kultiviert und vermehrt, da viele der über 900 endemischen Pflanzenarten wegen der ständigen Buschfeuer leider vom Aussterben bedroht sind. In diesem regenarmen Klima gedeihen die Dornensträucher, die Didieraceen, die Aloen, die Pachypodien und Gattungen der Wolfsmilchgewächse wie die Euphorbien. Das merkwürdigste Phänomen sind jedoch die klimaangepassten Umwandlungen von kleinen Blättern zu Dornen, was zu einem fast undurchdringlichen Dornendickicht führt.

Sein Sohn Andry Petignat hat das Werk seines Vaters fortgeführt und somit ist der Besuch des Parks ein Muss für jeden botanisch interessierten Reisenden.

All diese Wunderwerke klimatischer Anpassung sind im Arboretum zu finden, so dass Wissenschaftler und Biologen, sowie Tierfreunde und Vogelkundler von diesem Park sehr begeistert sind. Das Gelände verfügt auch über mehrere, sehr schöne Bungalows und eine Übernachtung in den geschmackvoll eingerichteten Zimmern der „Auberge de la Table“ kann man wärmstens empfehlen.

Kurz vor dem Abendessen, wenn es dunkel wird, kann man den kleinsten Primaten der Welt, den niedlichen Mausmaki mit nur etwa 50 Gramm Gewicht, in einer Astgabel der Dornengebüsche mit einer guten Taschenlampe leicht finden. Auch die Tageswandertouren kurz nach Sonnenaufgang erweisen sich wegen der Vogel- Reptilien- und anderen Tierbeobachtungen als interessant.

Tulear-Toliara
Der Besuch des ozeanografischen Museums “Musée de la Mer“ oder „Station Marine“ ist ebenfalls zu empfehlen. Hier hat man einen Überblick über die faszinierende Meereswelt und das Marineleben im Kanal von Mozambik. Auch findet man einen Bericht über den vor Tulear gefangenen Quastenflosser, der bis zu diesem Fund nur als Fossil von den Küsten der Nachbarländer Komoren und Südafrika bekannt war. Das ausgestopfte Tier ist in diesem Meeresmuseum zu bestaunen.

Das ethnologische Museum über die Volksgruppen Mahafaly, Sakalava und Vezo befindet sich nicht weit vom Tourismusbüro am Marktplatz. Die Studenten der Universität von Tulear hatten die gute Idee, einen Bericht über die einzigartigen Kunstwerke, wie die kunstvoll geschnitzten Statuen, Schnitzereien, Musikinstrumente und Masken zu machen. Sie haben auch die Kultur und die Lebensweise der hier lebenden Volksgruppen erforscht. Die traditionelle Musik und der Tanz spielen immer eine grosse Rolle bei jeder Familienzeremonie, wie bei Hochzeiten, Begräbnissen oder bei einer einfachen Dorfversammlung. Die beherrschenden Instrumente im Süden der Insel sind die kastenförmigen Mandolinen oder „Kabosy“ auf madagassisch, die selbst gebastelten Bambusflöten oder „Sodina“ und vor allem die Trommeln oder „Amponga oder auch „Djembe“, sie erklingen fast überall zur rhythmischen Begleitung von Gesang und Melodieinstrumenten.

Diese afrikanischen Einflüsse findet man vor allem in den Küstenregionen bei den Mahafaly-, Bara-, Sakalava-, Vezo- und Antandroy-Ethnien. Diese Südmadagassen sind zähe dunkelhäutige Menschen mit afrikanischen Gesichtszügen, gewohnt an die Härten des Lebens in einer Region, wo nur selten Regen fällt und wo es eine ständige Herausforderung ist, gegen Zebudiebe zu kämpfen und natürlich Wasser und Weideland für die grossen Zebuherden zu finden.

Tulear-Toliara
Tulear ist ein guter Ausgangspunkt für einen Badeurlaub in Ifaty mit den herrlichen Sandstränden und den vielen Wassersportmöglichkeiten oder zum abgeschiedenen und erholsamen Badeort Anakao, ebenfalls ein Paradies für die Taucher und Schnorchler. Von Tulear aus ist auch ein Binnenflug möglich, so gelangt man aus diesem tiefen Süden sehr rasch zurück in die Hauptstadt.

November 2020; geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Isalo – Tulear

2240 – Isalo – Tulear

Heute verabschieden wir uns von der Isalo-Wunderwelt und fahren Richtung Südwestküste bis zum Kanal von Mozambique. Unser heutiges Etappenziel ist die Küstenstadt Tulear, die am Ende der Nationalstrasse RN7 liegt.


Neben der Saphirgräberstadt Ilakaka sind auch die bunt bemalten Mahafaly-Gräber unterwegs zu bestaunen. Die Wandertouren durch den Zombitse-Nationalpark und durch das Arboretum zählen zu den besonderen Ausflügen entlang dieses Streckenabschnitts. Unterwegs erfahren wir viel über die Kulturen, über das Leben und über die Sitten und Bräuche der Bara-, Mahafaly- und Vezo-Volkstämme.

Nach der erlebnisreichen Wandertour durch die trockene Berglandschaft des Isalo Gebirges verlassen wir das kleine Städtchen Ranohira der Bara-Volkstämme und fahren schnurgerade Richtung Südwesten über die gut ausgebaute RN7. Die Luft wird merklich wärmer und feuchter. Nach ein paar Kilometern verändert sich die Landschaft schlagartig: Hinter Ranohira werden die zerklüfteten Berge von Wiesen mit abgeflachten Bergen abgelöst und in den weiten Grassavannen und der Steppenlandschaft wachsen die hohen Büsch- und Kaktuswälder, die in der Regenzeit mit einem kräftigen Grün überzogen sind.

Die endemischen Satrana-Palmen (Bismarkia nobilis) sind sehr widerstandfähig gegen die ständigen Buschbrände in dieser wasserarmen Region. Am Rande der Nationalstrasse gedeihen die schönen, dekorativen Vakaka-Palmen (Pandanus pulcheri) und entlang der wenigen Bachläufe, die das trockene Gebiet durchziehen, wachsen die heimischen Schraubenpalmen.

Isalo – Tulear
Nach 30 km erreichen wir die berühmt-berüchtigte Saphirstadt Ilakaka. Nachdem Zebuhirten im Jahre 1990 bei diesem kleinen Dorf zufälligerweise einen wertvollen “Blauen Stein“ gefunden hatten, brach hier der grosse Saphirrausch aus. Aus der ganzen Region kamen alle, um hier ihr Glück bei der Suche nach diesen teuren Edelsteinen zu machen. Seitdem wuchs das unbedeutende Dorf in rasantem Tempo, sogar fremde Aufkäufer aus Europa, aus Asien und vor allem aus Sri Lanka haben sich in der Saphirstadt angesiedelt. Sehr rasch verbreitete sich die Kunde über die Edelsteinfunde, so dass die Einwohnerzahl seitdem fast jedes Jahr um ca. 10’000 anstieg. Heute leben hier mehr als 60’000 Einwohner. Ilakaka selbst gilt als das wichtigste Saphir-Abbaugebiet von ganz Madagaskar. Schliesslich sind Saphire sehr kostbare Steine, ihr Wert liegt auf Rang 2, gleich nach den Diamanten. Viele Verkaufsbuden, Lehmhütten, Garküchen und einfache Unterkünfte reihen sich beidseits der Nationalstrasse und wenn man einen Blick ins Hinterland wirft, entdeckt man eine Mondlandschaft von Erdhaufen und Löchern, gegraben von tausenden von Schürfern.

Auf dem weiteren Weg immer Richtung Südwestküste, rund 80 km vom Dorf Ilakaka entfernt, erreichen wir den grünen Zombitse Vohibasia Nationalpark. Dieser Trockenwald ist ein sehr interessanter Zwischenstopp für Naturfreunde. Das Schutzgebiet umfasst ein etwa 363 km² grosses Gebiet. Es leidet leider unter der fortschreitenden Entwaldung wegen der traditionellen Bandrodung und auch wegen des Saphirabbaus. Der Nationalpark besteht insgesamt aus drei voneinander isolierten Schutzzonen, die bereits seit 1997 bestehen: das Trockenwaldgebiet von “Zombitse“, was wörtlich “dichter Wald“ bedeutet, das Savannengebiet von “Vohibasia“ (“Hügel der Pistolen“) und schliesslich der Bereich “Isoky Vohimena“. Der WWF setzt auf Ökotourismus und bemüht sich, diesen ursprünglichen Trockenwald vor der Abholzung zu bewahren. Erst im Jahre 2002 wurden die beiden Gebiete Zombitse und Vohibasia gemeinsam als Nationalpark deklariert.

Der Vogelbeobachtung ist eine der Hauptattraktion in diesem Schutzgebiet. Fast 47% aller endemischen Vogelarten Madagaskars, mehr als 80 Arten, lassen sich im Park beobachten: darunter die Appertbülbül (Phyllastrephus apperti), der Madagaskarkauz (Ninox superciliaris), der Riesenseidenkuckuck (Coua Gigas), der Hirtenregenpfeiffer (Charadrius pecuarius) und das Madagaskar-Flughuhn. Bei den Wandertouren während der Tagesdämmerung begleitet uns das fröhliche und vielstimmige Gezwitscher der verschiedenen Vögel und mit Hilfe des ortskundigen Führers sind auch die weissen Larvensifaka oder die Braunen Lemuren anzutreffen. Ein Besuch in diesem abgelegenen Nationalpark ist ein unvergessliches und einzigartiges Naturerlebnis. Die Landschaft des Zombitse-Vohibasia Nationalparks zeichnet sich nicht nur durch ihre Fauna und Flora, sondern auch durch ihre geologische Besonderheit aus. Der Park steht an der geologischen Grenze zwischen dem Kalksteingebirge und dem Massiv aus kieselartigem Sandstein, der aus der Isalo-Formation stammt.

Im Park kommen auch Pflanzenliebhaber auf ihre Kosten. Neben den seltenen Madagaskar-Palmen, den zahlreichen Sukkulenten und der Heilpflanze Aloe Vera lassen sich auch unterschiedliche Orchideen bestaunen. Die riesigen und dickstämmigen Baobabs sieht man schon vom weiten und wegen ihrer eindrucksvollen Erscheinung werden diese Riesenbäume auch die “Verkehrtherum-Bäume“ genannt. Sie sind Wahrzeichen von Madagaskar und an der Südwestküste werden sie in der Nähe der Mahafaly-Gräber gepflanzt und gelten als besonders heilig. Im Schatten dieser “Reniala“ (“Mutter des Waldes“) breitet sich immer eine angenehme Kühle aus und so können wir hier am Mittag unser Picknick geniessen.


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Auf der Insel Madagaskar findet man sechs endemische Baobabarten. Ihre gigantischen Stämme können Unmengen Wasser speichern, sodass die Baobabs bei extremer Trockenheit bis zu drei Jahre ohne Wasser überleben können. Die Einheimischen in den abgelegenen Dörfern benutzen dann diese sogenannten “Flaschenbäume“ als Wasserreservoir und verzehren die schmackhaften und nussartigen Früchte, die sehr reich an Vitamin C sind. Viele Baobabarten sind vielseitig verwendbar: Sie dienen als Rohmaterial für die Herstellung von Seilen, Körben, Hüten und Saiten für Musikinstrumente. Aus den frischen Blättern erhält man schmackhaftes Gemüse und aus den Samen werden wertvolles Öl und herrlich erfrischende Getränke hergestellt.

Isalo – Tulear
Die bunt bemalten Mahafaly-Gräber am Rand der Nationalstrasse stechen sofort in die Augen und unser Fahrer weiss genau Bescheid, welche Grabstätten am Rand der Strasse fotografiert werden dürfen. Die Mahafaly-Volkstämme bedeuten wörtlich “die glücklich Machenden“ oder “die Tabus machen“ oder “aus der verbotenen Gegend“. Die meisten sind Bauern und während der kurzen Regenperiode pflanzen sie hautsächlich Mais, Maniok und Süsskartoffeln in dieser trockenen Gegend an. Wegen des Wassermangels sind sie noch heute Nomaden und bewegen sich von Zeit zu Zeit, je nach der Erntezeit und je nach dem ersten Einsetzen des Regens. Im Gegensatz zu ihren Nachbaren, den Bara-Volkstämmen, ist die Aufzucht von Zebus für die Mahafaly weniger von Bedeutung.

Die Mahafaly-Ethnien sind besonders bekannt für ihre individuellen, bunt bemalten Grabmäler, so dass ihre eindrucksvollen Gräber am Rand der Nationalstrasse immer reges Interesse bei den Reisenden wecken. Es handelt sich um rechteckige grosse Grabstätten, die mit kunstvoll geschnitzten Grabstelen und Holzfiguren oder “Aloalo“ und mit vielen Zebuhörnern geschmückt sind. Die aufwendigen Malereien geben häufig Auskunft über das Leben oder über die Vorlieben des dort Bestatteten, vielleicht auch über seine Träume, denn auf den Grabstätten sind manchmal Bilder von Flugzeugen, Hubschraubern und Schiffen dargestellt.

Im irdischen Leben wohnt der Mahafaly-Volkstamm erstaunlicherweise in ärmlichen und windschiefen Hütten, nach dem Tod errichtet die Familie für den Verstorbenen ein aufwendiges Grabmal, denn das irdische, materielle Leben als Mensch ist für ihn unbedeutend, wichtig ist, dass wenn er stirbt, er auf dem Weg zu einem “gottähnlichen Geisteswesen“ wird, das seine lebenden Nachfahren vor Unglück bewahrt. Bei der Beerdigungsfeier gibt es ein richtig üppiges Festmahl, so dass viele Zebus für die ganze Familie, sogar für das ganze Dorf geschlachtet werden. Die vielen Zebuhörner, die später die Grabstatt des Verstorbenen schmücken, zeigen seinen Rang, sein Ansehen und vor allem seinen Reichtum.

Nach einer grossen Linkskurve taucht endlich am Horizont das Blau des Ozeans auf. Die modernen und fest gebauten Häuser erscheinen nun auch beidseits der Strasse. Rund 17 km nordöstlich von Tulear begrüsst uns vom Weiten ein auffälliger Tafelberg am Eingang der Stadt. Das interessante Arboretum, ein kleines Naturparadies für Botaniker, hat der Schweizer Naturfreund Hermann Petignat im Jahre 1980 gegründet, hier kann man sich einen Einblick auf die artenreichen Sukkulenten, Aloen, Dornensträucher, Didieraeceen und Euphorbien verschaffen, die dem dürren und trockenen Klima im Südwesten Madagaskars ausgesetzt ist.

Es ist nicht mehr weit bis zur Hafenstadt Tulear, ein bedeutendes Handelszentrum am Kanal von Mozambique. Der Stadtname Toliary bedeutet im madagassischen Dialekt: “wo man ankern kann“ oder “wo man das Boot festmachen kann“. In der Kolonialzeit haben die Kolonisten diesen Namen später als Tulear ins Französische übersetzt.

Isalo – Tulear
Tulear selbst hat leider keinen Strand, nur Mangrovensümpfe und Schlick. Nördlich der Stadt befindet sich der berühmte Strand von Ifaty und in rund einer Stunde Bootsfahrt Richtung Süden der Hafenstadt erreicht man die erholsame und wunderschöne Bucht von Sarodrano und Anakao. Beide Badeorte haben feine weisse Sandstrände und sind durch ein ausgedehntes Korallenriff geschützt. Diese Orte sind natürlich auch gute Orte für abwechslungsreiche Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Baden, Surfen. Buckelwalbeobachtungen zwischen Juli bis September sind an dieser Südwestküste ebenfalls möglich. An diesen palmengesäumten Stränden am Kanal von Mozambique erleben wir die glühenden Sonnenuntergänge und geniessen endlich die Ruhe nach einer wochenlangen, erlebnisreichen Tour!

November 2020; geschrieben von  Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Arboretum d’Antsokay Tulear

Einfahrt nach Arboretum d'Antsokay

Wenn man die RN7 von Antananarivo nach Tulear in Madagaskar bereist, lohnt es sich, einen Stopp im Arboretum d’Antsokay, kurz vor Tulear, zu machen.

Das Arboretum d’Antsokay wurde 1980 von dem leidenschaftlichen Schweizer Hobbybotaniker Herman Petignat gegründet und liegt 12 km nördlich von Tulear.

Es bietet über 900 verschiedene Pflanzenarten (mehr als 90% endemische), 34 Vogelarten und mehrere Arten von Reptilien und Säugetieren.

Gelegen ist das Arboretum unweit der Hauptstrasse, in der Region Atsimo-Andrefano. Der Ortsname Antsokay bedeutet auf Madagassisch «Kalk» und der sehr kalkhaltige Lehmboden in dieser Region eignet sich sehr gut für die Produktion von Backsteinen. So kann man bei der Einfahrt von der RN7 in Richtung Arboretum sehen, wie Backsteine direkt neben den Feldern hergestellt werden.

Tulear Arboretum d'Antsokay
Arboretum d’Antsokay Tulear

Das Arboretum ist insgesamt 40 Hektar gross und 4 Hektar davon sind offen für Besucher. Während eines Besuchs im hauseigenen Museum lernt man auch ein bisschen mehr über die Traditionen des Südens und die verschiedenen Sorten von Gestein in Madagaskar.

Bei der Ankunft im Arboretum d’Antsokay und dem dazugehörenden Hotel Auberge de Table wird einem schnell bewusst, dass dieser Ort nicht nur von dem Gründer mit viel Liebe aufgebaut wurde, sondern auch heute noch und das seit fast 40 Jahren, von seinem Sohn Andry Petignat (Autor von Baobabs of the world) und dessen Frau sehr gut weitergeführt wird.

Das Hotel hat 6 sehr schmackhaft eingerichtete Bungalows, die alle ein bisschen für sich liegen. Das Restaurant bietet ein variantenreiches Angebot an Essen, oft mit Zutaten aus dem eigenen Garten. Für die Hotelgäste gibt es am Abend, nach einer empfehlenswerten, geführten Nachtwanderung, die Möglichkeit, vor dem Nachtessen beim Lagerfeuer einen Apero einzunehmen.

Es lohnt sich, einen der beiden Guides des Arboretums für den Rundgang mitzunehmen. Er wird Ihnen sehr Vieles, nicht nur über die Pflanzen- und Tierwelt vor Ort erzählen, sondern auch über die madagassische Kultur.

Flora Arboretum d'Antsokay

Wenn es Ihnen zeitlich möglich ist, sollten Sie unbedingt vor Ort eine Nachtwanderung einplanen. Wer weiss, vielleicht erblicken Sie den Kleinsten innerhalb der Lemuren-Arten, den es gibt, den Mausmaki. Oder einen der vielen schlafenden Vögel. Auch wird der Guide einem viele kleine Insekten zeigen, die am Tag fast nicht zu sehen sind. Eine Nachtwanderung beginnt in der Regel kurz nach Einbruch der Dunkelheit (je nach Jahreszeit zwischen 18:00 und 18.30 Uhr).

Arboretum d'Antsokay Madagaskar Nachtwanderung
Nachtwanderung im Arboretum d’Antsokay Madagaskar

Als Hotelgast haben Sie freien Eintritt ins Arboretum. So können sie ganz alleine und in aller Ruhe schon am frühen Morgen, vor dem Frühstück und bevor die Tagestouristen kommen, einen Spaziergang im Park machen.

Mehr spannendes Wissen zu Madagaskar finden Sie in unserem Reisemagazin!

Möchten Sie selber das Arboretum d’Antsokay besuchen, schreiben Sie uns gerne eine Mail.

Angoraziegen aus Ampanihy

Angoraziegen aus Ampanihy

Ampanihy ist eine kleine Stadt im Südwesten von Madagaskar. Der Name bedeutet «Ort der Fledermäuse».


Nicht viele Touristen finden den Weg nach Ampanihy, aber jene, die das Abenteuer lieben, sollten hier einen Stopp einplanen. Denn hier erhalten sie einem Einblick in ein Handwerk von Madagaskar, das die meisten vorerst mit Madagaskar gar nicht in Verbindung bringen würden.

Restaurant Angora in AmpanihyIn Ampanihy hat man nur ein einfaches Hotel zur Auswahl und im Ortskern gibt es nebst Streetfood bloss ein kleines Restaurant, das jedoch sehr gute lokale Gerichte serviert. Aber nur wegen der Kulinarik reist man eigentlich nicht nach Ampanihy.

Einer der Gründe ist die lokale Produktion von Mohairwolle und die Teppiche, die aus der Wolle geknüpft werden.

Vor über 100 Jahren wurden erstmals Angoraziegen nach Madagaskar eingeführt. Nicht nur die trockene Region von Ampanihy eignete sich sehr gut für diese Ziegenrasse, auch die hier ansässige Ethnie erlaubte das Halten von Ziegen, im Gegensatz zum Hochland, wo Ziegenhaltung als «fady» (Tabu) gilt.

Leider wurden die Angoraziegen sehr schnell mit den lokalen Rassen gekreuzt und so nahm die gute Qualität der Wolle schnell ab und die Produktion wurde eingestellt.

Ein zweiter Versuch fand dann in den 1930er-Jahren statt, indem nochmals reinrassige Angoraziegen nach Madagaskar importiert wurden. Daraus entwickelte sich eine beachtliche Herde und die Tradition des Knüpfens von Teppichen aus Mohairwolle.

Die von Hand geknüpften Teppiche hatten Erfolg und wurden gar ins Ausland verkauft. Eine lokale Kooperative organisierte ab 1949 die Aktivitäten rings um die Teppichweberei. Sie ging allerdings ein und eine private Initiative versuchte, dem Gewerbe neues Leben einzuhauchen. Das gelang ziemlich, bis diese private Initiative auch stockte.

Derweil knüpfen einige lokale Frauen fleissig weiter. Bei Ankunft vor Ort werden Sie schnell von Wiederverkäuferinnen begrüsst, die alle behaupten, dass die Teppiche von ihnen selbst und aus reiner Angorawolle geknüpft seien. Hier lohnt es sich jedoch genauer hinzuschauen und nicht zu schnell zuzuschlagen. Denn die meisten dieser Teppiche sind leider nicht mehr aus reiner Angorawolle, sondern aus Kunststoff oder aus Mischstoffen gefertigt.

Nehmen Sie sich lieber genügend Zeit und besuchen Sie eine der kleinen Familienbetriebe, die immer noch nach alter Tradition arbeiten. Sie können zudem in Ihrem Hotel (oder bei uns) erfragen, wo Sie einen zuverlässigen Kontakt im Ort finden können.

Teppichproduktion in AmpanihyWenn Sie einen dieser Betriebe besuchen, sind Sie nicht verpflichtet etwas zu kaufen, aber eine kleine Spende (Süssigkeiten, Kaffee etc.) wird von den Frauen immer mit grosser Freude und Dank-barkeit entgegengenommen.

Es ist auch möglich einen der Ziegenbauern zu besuchen, um zu sehen, wie eine Angoraziege wirklich aussieht. Die Angoraziegen, die Sie in Ampanihy finden, sind nach Aussagen der Halter die fünfte Generation der Angoraziegen, die importiert wurden. Sie versuchen, die Qualität der Rasse zu erhalten und kleine Familienbetriebe, die ebenfalls auf die Qualität der Wolle achten, kaufen nur bei diesen Ziegenhaltern ein.

Einer dieser kleinen Familienbetriebe wird von Armelle, einer jungen Frau, geleitet. Wir haben Armelle vor Ort besucht und für Sie ein paar Fotos, sowie ein kleines Interview erstellt:

Angorateppich aus AmpanihyArmelle hat sich nach ihrem Studium entschieden, etwas für die Frauen vor Ort zu unternehmen und probiert daher die Teppiche zu vermarkten. Sie nennt Ihre Firma «Tapis Mohair Ampanihy» und verkauft ihre Produkte hauptsachlich über Facebook. Armelle hat auch in Ivato, einem Stadtteil von Antananarivo, einen Show-Room, wo Sie nach Absprache die Teppiche anschauen und auch kaufen können.

Wenn auch Sie Interesse an einem Angorateppich aus Ampanihy haben oder diesen Familienbetrieb besuchen möchten, nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!