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Isalo – Tulear

2240 – Isalo – Tulear

Heute verabschieden wir uns von der Isalo-Wunderwelt und fahren Richtung Südwestküste bis zum Kanal von Mozambique. Unser heutiges Etappenziel ist die Küstenstadt Tulear, die am Ende der Nationalstrasse RN7 liegt.


Neben der Saphirgräberstadt Ilakaka sind auch die bunt bemalten Mahafaly-Gräber unterwegs zu bestaunen. Die Wandertouren durch den Zombitse-Nationalpark und durch das Arboretum zählen zu den besonderen Ausflügen entlang dieses Streckenabschnitts. Unterwegs erfahren wir viel über die Kulturen, über das Leben und über die Sitten und Bräuche der Bara-, Mahafaly- und Vezo-Volkstämme.

Nach der erlebnisreichen Wandertour durch die trockene Berglandschaft des Isalo Gebirges verlassen wir das kleine Städtchen Ranohira der Bara-Volkstämme und fahren schnurgerade Richtung Südwesten über die gut ausgebaute RN7. Die Luft wird merklich wärmer und feuchter. Nach ein paar Kilometern verändert sich die Landschaft schlagartig: Hinter Ranohira werden die zerklüfteten Berge von Wiesen mit abgeflachten Bergen abgelöst und in den weiten Grassavannen und der Steppenlandschaft wachsen die hohen Büsch- und Kaktuswälder, die in der Regenzeit mit einem kräftigen Grün überzogen sind.

Die endemischen Satrana-Palmen (Bismarkia nobilis) sind sehr widerstandfähig gegen die ständigen Buschbrände in dieser wasserarmen Region. Am Rande der Nationalstrasse gedeihen die schönen, dekorativen Vakaka-Palmen (Pandanus pulcheri) und entlang der wenigen Bachläufe, die das trockene Gebiet durchziehen, wachsen die heimischen Schraubenpalmen.

Isalo – Tulear
Nach 30 km erreichen wir die berühmt-berüchtigte Saphirstadt Ilakaka. Nachdem Zebuhirten im Jahre 1990 bei diesem kleinen Dorf zufälligerweise einen wertvollen “Blauen Stein“ gefunden hatten, brach hier der grosse Saphirrausch aus. Aus der ganzen Region kamen alle, um hier ihr Glück bei der Suche nach diesen teuren Edelsteinen zu machen. Seitdem wuchs das unbedeutende Dorf in rasantem Tempo, sogar fremde Aufkäufer aus Europa, aus Asien und vor allem aus Sri Lanka haben sich in der Saphirstadt angesiedelt. Sehr rasch verbreitete sich die Kunde über die Edelsteinfunde, so dass die Einwohnerzahl seitdem fast jedes Jahr um ca. 10’000 anstieg. Heute leben hier mehr als 60’000 Einwohner. Ilakaka selbst gilt als das wichtigste Saphir-Abbaugebiet von ganz Madagaskar. Schliesslich sind Saphire sehr kostbare Steine, ihr Wert liegt auf Rang 2, gleich nach den Diamanten. Viele Verkaufsbuden, Lehmhütten, Garküchen und einfache Unterkünfte reihen sich beidseits der Nationalstrasse und wenn man einen Blick ins Hinterland wirft, entdeckt man eine Mondlandschaft von Erdhaufen und Löchern, gegraben von tausenden von Schürfern.

Auf dem weiteren Weg immer Richtung Südwestküste, rund 80 km vom Dorf Ilakaka entfernt, erreichen wir den grünen Zombitse Vohibasia Nationalpark. Dieser Trockenwald ist ein sehr interessanter Zwischenstopp für Naturfreunde. Das Schutzgebiet umfasst ein etwa 363 km² grosses Gebiet. Es leidet leider unter der fortschreitenden Entwaldung wegen der traditionellen Bandrodung und auch wegen des Saphirabbaus. Der Nationalpark besteht insgesamt aus drei voneinander isolierten Schutzzonen, die bereits seit 1997 bestehen: das Trockenwaldgebiet von “Zombitse“, was wörtlich “dichter Wald“ bedeutet, das Savannengebiet von “Vohibasia“ (“Hügel der Pistolen“) und schliesslich der Bereich “Isoky Vohimena“. Der WWF setzt auf Ökotourismus und bemüht sich, diesen ursprünglichen Trockenwald vor der Abholzung zu bewahren. Erst im Jahre 2002 wurden die beiden Gebiete Zombitse und Vohibasia gemeinsam als Nationalpark deklariert.

Der Vogelbeobachtung ist eine der Hauptattraktion in diesem Schutzgebiet. Fast 47% aller endemischen Vogelarten Madagaskars, mehr als 80 Arten, lassen sich im Park beobachten: darunter die Appertbülbül (Phyllastrephus apperti), der Madagaskarkauz (Ninox superciliaris), der Riesenseidenkuckuck (Coua Gigas), der Hirtenregenpfeiffer (Charadrius pecuarius) und das Madagaskar-Flughuhn. Bei den Wandertouren während der Tagesdämmerung begleitet uns das fröhliche und vielstimmige Gezwitscher der verschiedenen Vögel und mit Hilfe des ortskundigen Führers sind auch die weissen Larvensifaka oder die Braunen Lemuren anzutreffen. Ein Besuch in diesem abgelegenen Nationalpark ist ein unvergessliches und einzigartiges Naturerlebnis. Die Landschaft des Zombitse-Vohibasia Nationalparks zeichnet sich nicht nur durch ihre Fauna und Flora, sondern auch durch ihre geologische Besonderheit aus. Der Park steht an der geologischen Grenze zwischen dem Kalksteingebirge und dem Massiv aus kieselartigem Sandstein, der aus der Isalo-Formation stammt.

Im Park kommen auch Pflanzenliebhaber auf ihre Kosten. Neben den seltenen Madagaskar-Palmen, den zahlreichen Sukkulenten und der Heilpflanze Aloe Vera lassen sich auch unterschiedliche Orchideen bestaunen. Die riesigen und dickstämmigen Baobabs sieht man schon vom weiten und wegen ihrer eindrucksvollen Erscheinung werden diese Riesenbäume auch die “Verkehrtherum-Bäume“ genannt. Sie sind Wahrzeichen von Madagaskar und an der Südwestküste werden sie in der Nähe der Mahafaly-Gräber gepflanzt und gelten als besonders heilig. Im Schatten dieser “Reniala“ (“Mutter des Waldes“) breitet sich immer eine angenehme Kühle aus und so können wir hier am Mittag unser Picknick geniessen.


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Auf der Insel Madagaskar findet man sechs endemische Baobabarten. Ihre gigantischen Stämme können Unmengen Wasser speichern, sodass die Baobabs bei extremer Trockenheit bis zu drei Jahre ohne Wasser überleben können. Die Einheimischen in den abgelegenen Dörfern benutzen dann diese sogenannten “Flaschenbäume“ als Wasserreservoir und verzehren die schmackhaften und nussartigen Früchte, die sehr reich an Vitamin C sind. Viele Baobabarten sind vielseitig verwendbar: Sie dienen als Rohmaterial für die Herstellung von Seilen, Körben, Hüten und Saiten für Musikinstrumente. Aus den frischen Blättern erhält man schmackhaftes Gemüse und aus den Samen werden wertvolles Öl und herrlich erfrischende Getränke hergestellt.

Isalo – Tulear
Die bunt bemalten Mahafaly-Gräber am Rand der Nationalstrasse stechen sofort in die Augen und unser Fahrer weiss genau Bescheid, welche Grabstätten am Rand der Strasse fotografiert werden dürfen. Die Mahafaly-Volkstämme bedeuten wörtlich “die glücklich Machenden“ oder “die Tabus machen“ oder “aus der verbotenen Gegend“. Die meisten sind Bauern und während der kurzen Regenperiode pflanzen sie hautsächlich Mais, Maniok und Süsskartoffeln in dieser trockenen Gegend an. Wegen des Wassermangels sind sie noch heute Nomaden und bewegen sich von Zeit zu Zeit, je nach der Erntezeit und je nach dem ersten Einsetzen des Regens. Im Gegensatz zu ihren Nachbaren, den Bara-Volkstämmen, ist die Aufzucht von Zebus für die Mahafaly weniger von Bedeutung.

Die Mahafaly-Ethnien sind besonders bekannt für ihre individuellen, bunt bemalten Grabmäler, so dass ihre eindrucksvollen Gräber am Rand der Nationalstrasse immer reges Interesse bei den Reisenden wecken. Es handelt sich um rechteckige grosse Grabstätten, die mit kunstvoll geschnitzten Grabstelen und Holzfiguren oder “Aloalo“ und mit vielen Zebuhörnern geschmückt sind. Die aufwendigen Malereien geben häufig Auskunft über das Leben oder über die Vorlieben des dort Bestatteten, vielleicht auch über seine Träume, denn auf den Grabstätten sind manchmal Bilder von Flugzeugen, Hubschraubern und Schiffen dargestellt.

Im irdischen Leben wohnt der Mahafaly-Volkstamm erstaunlicherweise in ärmlichen und windschiefen Hütten, nach dem Tod errichtet die Familie für den Verstorbenen ein aufwendiges Grabmal, denn das irdische, materielle Leben als Mensch ist für ihn unbedeutend, wichtig ist, dass wenn er stirbt, er auf dem Weg zu einem “gottähnlichen Geisteswesen“ wird, das seine lebenden Nachfahren vor Unglück bewahrt. Bei der Beerdigungsfeier gibt es ein richtig üppiges Festmahl, so dass viele Zebus für die ganze Familie, sogar für das ganze Dorf geschlachtet werden. Die vielen Zebuhörner, die später die Grabstatt des Verstorbenen schmücken, zeigen seinen Rang, sein Ansehen und vor allem seinen Reichtum.

Nach einer grossen Linkskurve taucht endlich am Horizont das Blau des Ozeans auf. Die modernen und fest gebauten Häuser erscheinen nun auch beidseits der Strasse. Rund 17 km nordöstlich von Tulear begrüsst uns vom Weiten ein auffälliger Tafelberg am Eingang der Stadt. Das interessante Arboretum, ein kleines Naturparadies für Botaniker, hat der Schweizer Naturfreund Hermann Petignat im Jahre 1980 gegründet, hier kann man sich einen Einblick auf die artenreichen Sukkulenten, Aloen, Dornensträucher, Didieraeceen und Euphorbien verschaffen, die dem dürren und trockenen Klima im Südwesten Madagaskars ausgesetzt ist.

Es ist nicht mehr weit bis zur Hafenstadt Tulear, ein bedeutendes Handelszentrum am Kanal von Mozambique. Der Stadtname Toliary bedeutet im madagassischen Dialekt: “wo man ankern kann“ oder “wo man das Boot festmachen kann“. In der Kolonialzeit haben die Kolonisten diesen Namen später als Tulear ins Französische übersetzt.

Isalo – Tulear
Tulear selbst hat leider keinen Strand, nur Mangrovensümpfe und Schlick. Nördlich der Stadt befindet sich der berühmte Strand von Ifaty und in rund einer Stunde Bootsfahrt Richtung Süden der Hafenstadt erreicht man die erholsame und wunderschöne Bucht von Sarodrano und Anakao. Beide Badeorte haben feine weisse Sandstrände und sind durch ein ausgedehntes Korallenriff geschützt. Diese Orte sind natürlich auch gute Orte für abwechslungsreiche Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Baden, Surfen. Buckelwalbeobachtungen zwischen Juli bis September sind an dieser Südwestküste ebenfalls möglich. An diesen palmengesäumten Stränden am Kanal von Mozambique erleben wir die glühenden Sonnenuntergänge und geniessen endlich die Ruhe nach einer wochenlangen, erlebnisreichen Tour!

November 2020; geschrieben von  Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Nationalpark Isalo

2230 – Nationalpark Isalo

Der Nationalpark Isalo zieht Reisende und Naturliebhaber in seinen Bann wegen der wunderbaren Schluchten, Gewässern und der vielfältigen Fauna und Flora.


Der Nationalpark Isalo liegt rund 250 km nordöstlich der Küstenstadt Tulear am Kanal von Mozambique und etwa 680 km südwestlich der Hauptstadt Madagaskars und gilt als eine der bedeutendsten Zwischenstationen und ein landschaftlicher Höhepunkt für alle Reisenden auf der gut ausgebauten RN7.

Das Isalo-Gebirge erstreckt sich südlich des Hochlands über das Plateau von Ihorombe und hat eine Länge von rund 100 km. Das ganze Gebiet ist bereits im Jahre 1962 als Nationalpark deklariert worden und umfasst etwa 81’500 Hektar erodiertes Sandsteinmassiv. Der sehr fotogene Nationalpark besticht durch seine einzigartigen Sandsteinformationen und die vielfältige und eigene Pflanzenwelt.

Der ortskundige Reiseführer des Parks erklärt gerne die interessante Herkunft des Namens Isalo. Der portugiesische Einwanderer namens Salomon kurz genannt “Salo“ ist in dieser Region im 16. Jahrhundert eingetroffen und verheiratete sich mit der Häuptlingstochter des dortigen Bara-Volkstamms. Aus dieser Ehe wurde später ein mächtiger Stamm und die Gegend wurde “Berge des Salos“ genannt. Beweis für diese Geschichte ist eine mehrtägige abenteuerliche Trekkingtour zur “Grotte der Portugiesen“. Diese Höhle im weichen Sandstein wurde von den Portugiesen gegraben.

Die Landbewohner in Isalo erzählen eine zweite Version über die Entstehung dieser “Portugiesengrotte“ in den westlichen Ausläufern des Isalo Gebirges. Sie meinen die Ureinwohner in Madagaskar, die sogenannten „Vazimba“ hätten hier Unterschlupf gefunden, nachdem sie sich gezwungen sahen, sich vor den herandrängenden östlichen und westlichen Ethnien des Landes zurückziehen.

Der Weg zu dieser ehemaligen portugiesischen Ansiedlung ist sehr eindrucksvoll aber auch anstrengend, denn Auf- und Abstiege mit Höhenunterschieden von 400 bis 500 m sind zu bewältigen. Diese historische und gleichzeitig archäologische Trekkingtour ist daher nur für Abenteuerlustige zu empfehlen, sie werden aber belohnt mit einer grandiosen Landschaft, der einmalige Pflanzenwelt des Isalo Gebirges und die völlige Unberührtheit der Natur.

Nationalpark Isalo
Ausgangspunkt aller Ausflugsziele ist das Dorf Ranohira. Wörtlich bedeutet dies “Wasser der Lemuren“, denn in den Schluchten, Bächen, Quellen und Oasen dieser trockenen Gebirgsmassive haben die darin lebenden Lemuren ein Refugium gefunden. Ranohira liegt inmitten der Savannenlandschaft an der Grenze des Parks und ist somit ideal gelegen.
Der Nationalpark von Isalo gilt als der meistbesuchte Park entlang der Nationalstrasse RN7 im Süden der Insel. Er ist auch der einzige Park, der nicht nur zu Fuss, sondern auch mit dem Geländewagen zu erkunden ist. Das Betreten des Parks ist nur mit den lokalen Führern erlaubt und der Eintritt sowie die Führergebühr wird wie in allen anderen Naturparks und Reservaten im Parkbüro einkassiert. Bemerkenswert in diesem Nationalpark sind die gut gekennzeichneten Wanderwege, die in Bezug auf Dauer und Schwierigkeitsgrade unterschiedlich sind.

Es ist immer empfehlenswert, sehr früh am Morgen aufzubrechen, um die Anstiege in der prallen Sonne zu vermeiden. Trockene Savannen prägen im Allgemein die Landschaft von Isalo und 40% des Gebirgsmassives sind von Trockenwäldern bedeckt. Die Regenfälle setzen normalerweise im Monat Oktober ein und dauern bis in den Monat März an. Den Rest des Jahres hindurch herrscht trockenes und schwüles Wetter, also müssen die Besucher bei allen Wandertouren genügend Trinkwasser, Sonnencreme und eine Kopfbedeckung mitnehmen.


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Wie kaum eine Gegend in Madagaskar ist Isalo zum Wandern geeignet. Die Lokalguides vor Ort können verschiedene Rundwege von 2 bis 3 Stunden, halb- oder ganztägige Wandertouren, je nach Interesse der Reisegäste anbieten. Im Vergleich zu den anderen Ausflugszielen ist die abwechslungsreiche „Namaza Wandertour“ mit leichter Schwierigkeitsstufe sehr zu empfehlen. Vom Dorf Ranohira bis zum Parkplatz dauert der Transfer mit dem Geländewagen etwa eine halbe Stunde. Sie liegt wunderbar abgeschieden an einer kleinen Oase und an einem spärlichen Trockenwald. In der Nähe des Rast- und Campingplatzes halten sich Gruppen der tagaktiven Lemuren auf: die schönen Kattas mit ihrem schwarz-weiss geringelten Schwanz, die flinken Larvensifakas und die grunzenden Rotstirnmakis. Auch verschiedene Vögel, Schmetterlinge und Eidechsen lassen sich hier finden.

Nationalpark Isalo
Der Rastplatz Namaza ist der Startpunkt für verschiedene Ausflugsziele. Die Wandertouren dauern 2 bis 3 Stunden, gehen an schönen Felsformationen vorbei und führen durch mehrere Flussbetten bis man zur üppigen und grünen Seite der Oase gelangt. Entweder nimmt man den Weg zur beliebten “Nymphenkaskade“ oder den Abstecher zum erfrischenden “schwarzen und blauen Schwimmbad“.

Die Route zur “Cascade des Nymphes“ ist ein sehr beliebter Wanderweg, schon wegen der kühlen Schatten in dieser Oase und der üppigen grünen Seite des Parks mit dichter Vegetation, dazu das gelb-orangefarbene Sandsteinmassiv unter dem blauen Himmel. Der “Nymphen Wasserfall“ speist einen kristallklaren Bach, der seinen Weg zwischen den Schluchten, Felsen und Sandbänken sucht und schliesslich in die beiden Schwimmbecken „schwarzer Pool“ und „blauer Pool“ fällt, deren Tiefe des Wassers sich voneinander unterscheiden. Über Felsen und Sandbänke überquert man den kleinen Bach und Fluss und plötzlich springt das Quellwasser ins blau schimmernde Wasserbecken, ein paar Minuten später schiesst das Wasser weiter in den nächsten “schwarzen Pool“. Er liegt im Schatten eines Felsüberhangs, darum auch der Name mit der dunklen Farbe. Das Rauschen der zahlreichen Wasserfälle begleitet die Besucher während dieser eindrucksvollen Wandertour. Der Weg ist zwar glitschig aber am Ende wird die Anstrengung mit diesen beiden einladenden Naturpools belohnt. Dieser Teil von Isalo wird als Süsswasserspeicher der Region bezeichnet. Früher haben die hier fallenden Regen tiefe Schluchten und Canyons gegraben, so dass diese von zahlreichen Flüssen durchzogen sind.

Zweifellos gehört auch das “natürliche Schwimmbad“ zur grossen und am meisten besuchten Attraktion in dieser Felsenlandschaft. Man fährt zunächst etwa fünf Kilometer auf einer Piste bis zu einem Parkplatz westlich von Ranohira. Der Wanderweg führt später durch landschaftlich schöne Sandsteinformationen und einmalige Felslandschaften zu einer Oase, wo sich das ganze Jahr über klares, frisches Quellwasser in einer tiefen Senke sammelt.
Dieses “Piscine Naturelle“ liegt wunderschön umringt von Schraubenpalmen und das Wasserbecken im Felsen wird das ganze Jahr über mit frischem Wasser versorgt.
Nach einer warmen Trekkingtour kann man hier ein erfrischendes Bad nehmen und im Schatten dieses idyllischen Flecks wird das Picknick-Mittagessen serviert.

Nationalpark Isalo
Der Park ist extrem vielseitig mit seiner Trockenvegetation: verschiedene Arten von Pachypodien (oder Dickfüsse), Zwergbaobabs, Aloen, Euphorbien, Didieraceen, sie alle haben sich gut dem heissen und trockenen Klima in dieser Landesregion angepasst. Typisch für diese endemischen Sukkulenten-Pflanzen ist ihre Fähigkeit, lange Trockenperioden zu überstehen, weil die Pflanze in den Fasern ihres kugeligen Rumpfes Wasser speichern können. In den Flusstälern und den Oasen gedeiht auch eine prachtvolle tropische Feuchtvegetation wie Palmen, Schraubenpalmen oder verschiedenartigen Farne. Unterwegs sieht man oben in den Felswänden die heiligen Grabhöhlen der Bara-Vorfahren.

Trotz der trockenen Savannenlandschaft beherbergt der Park zahlreiche endemische Tiere. Natur- und Tierliebhaber mit ein bisschen Abenteuerlust kommen hier voll auf ihre Kosten, denn neben der vielfältigen trockenen Vegetation tummeln sich hier die “Weissen Sifakas“ und die Rotstirnmakis in ihrer natürlichen Umgebung. Die Familie der Kattas springt von Baum zu Baum, sie sind mit ihren langen schwarz-weiss geringelten Schwänzen unverkennbar. Auch kleine endemische Felsreptilien fühlen sich im Isalo-Nationalpark wohl. Die ortskundigen Reisführer sind auch in der Lage, die getarnten Geckos sowie die braunen Chamäleons und die ungiftigen Schlangen zu finden. Um die Wanderung von diesem „Naturpool“ noch etwas zu erweitern, ist der etwa zweistündige Wanderweg “Crest Trail“ zu empfehlen, der als Rundweg von der Route abzweigt. Vom Aussichtspunkt auf der Bergkuppe aus sieht man weite Felsenformationen und die endlose Savanne mit dem Tapia Wald. Von hier aus lassen sich faszinierende Landschaftsbilder machen.

Nationalpark Isalo
Wer noch Zeit und Musse hat, kann gern am nächsten Tag weiter zum “Tal der Affen“ und zum “Tal der Ratten“ weitergehen. Zuerst fährt man aber wieder mit dem Geländewagen etwa 16 km von Ranohira in nördlicher Richtung bis zum Eingang des Parks. Beide Canyons befinden sich direkt am Fusse des bizarren Sandsteinmassivs und liegen auf dem gleichen Weg, der parallel zu den Flanken des Gebirgsmassivs verläuft. Nach rund drei Stunden Wanderzeit kommt man zum “Tal der Lemuren“. Ein Bach schlängelt sich über die zahlreichen Klippen gesäumt mit endemischen Schraubenpalmen oder “Pandanus“. Frühmorgens kommen zwischen den steil aufragenden Felswänden grosse Familiengruppen von Kattas und tanzenden Sifaka an einen kleinen Wasserfall zum Trinken. Damals hätte gern ein Merina-König aus dem Hochland in dieser Schlucht gebadet, musste dann aber darauf verzichten, als er eine Gruppe von Lemuren entdeckte. Er meinte, dass das Wasser nur für die Lemuren geeignet wäre, nicht für die Menschen. So entstand damals der Name des Dorfes “Lemuren-Schlucht“ oder Ranohira auf madagassisch.

Die Tagestour zum “Tal der Lemuren“ kann man sehr gut mit der zweiten Wandertour in den Canyon des Rats (Ratten-Schlucht) kombinieren, weil beide Schluchten nicht weit voneinander liegen. Der spärliche Trockenwald ist besonders interessant für Tierliebhaber, ein kleiner, fliessender Bach ist ein Refugium für die endemischen Eisvögel, Paradiesschnäpper, Felsendrosseln und auch für seltene Froscharten. Der Pfad entlang der Savanne und der bizarren Felsformationen mit Canyons und Höhlen ist von endemischen Sukkulenten-Pflanzen wie die blassrote Aloe, die Elefantenfussgewächse, Tapia-Bäumen und Palmen gesäumt.

Nationalpark Isalo
Bei diesen erlebnisreichen Wandertouren wirkt die Landschaft wie aus einer anderen Welt. Der Nationalpark besteht aus unzähligen kleinen und grossen Tafelbergen, die aus vielfarbigen Gesteinsschichten in fantastischen Formen zusammengesetzt sind. Je nach Sonneneinstrahlung ändern sich die Farben des Gesteins. Die bizarre Ausgestaltung der unterschiedlichen Gesteinsschichten mit Sand und Kalk gelten als “Markenzeichen“ des Isalo-Nationalparks. Im Laufe der Jahrhunderte sind die verschiedenen Landschaften durch Erosion entstanden und die erodierten Felsgebilde erhielten später von den Einheimischen bildhafte Bezeichnungen.

Nicht weit vom Luxushotel Relais de La Reine liegt etwa 12 km südwestlich von Ranohira ein Felsenloch, genannt “das Fenster von Isalo“. Es ist eine Felsformation, die wegen ihrer Gestalt als “Fenster“ bezeichnet wird. Es ist ein besonderes Erlebnis, am späten Nachmittag zu dieser dreieckigen Felsenöffnung zu fahren, durch die die Sonne, kurz bevor sie untergeht, mit ihren letzten Strahlen erscheint.

Bei der Weiterfahrt nach Tulear, sieht man links der Nationalstrasse RN7 einen steil aufragenden Felsen, die einst die Fantasie der Landbewohner anregte. Sie behaupteten, dass es sich um “die Königin von Isalo“ handelte, eine Naturskulptur geformt vom Wind und Regen, die tatsächlich einer sitzenden Königin mit Krone ähnelt.

Nationalpark Isalo
Das geologische Museum oder „Isalo Interpretaion Center“ liegt ausserhalb Ranohira, nicht weit vom Fenster entfernt. Das Gebäude gehört ebenfalls zum Nationalpark und der Besuch ist für die Besucher kostenlos. Die kleine Ausstellung berichtet über die Entstehungsgeschichte dieser beeindruckenden Sandsteinformationen mit Bildern über die Tafelberge und die zahlreichen Fossilien, auch über die Sitten und Bräuche der Bara-Ethnien und natürlich über die Geschichte des Nationalparks. Eine Theorie erzählt, dass das Gestein während der geologischen “Jurazeit“ entstanden ist und der Erosionsprozess im Laufe der Jahrtausende die bizarren und unglaublichen Felsskulpturen und Schluchten geformt hat. In dieser Berglandschaft mit zerklüfteten Schluchten aber auch mit Graslandschaften als Weidegebiete leben hauptsächlich die Bara-Volkstämme. Diese Nomaden leben von der Zebuzucht. Sie treiben ihre Herden über die endlos erscheinenden Grasebenen.

Die Abgeschiedenheit dieses Nationalparks macht den Reiz dieses Ortes aus. Ganz besonders bei den Zeltübernachtungen unter dem funkelnden südlichen Sternenhimmel ist das ein einmaliges Gefühl. Wer “das Kreuz des Südens“ noch nie gesehen hat, kann es in dieser südlichen Region Madagaskars betrachten!

November 2020; geschrieben von Bodo PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch