Diego Suarez Antsiranana

1860 – Diego Suarez (Antsiranana) Stadt und Umgebung

Die Bucht von Diego Suarez ist die zweitgrösste der Welt nach der von Rio de Janeiro.

Die Stadt Diego Suarez liegt an der Nordspitze Madagaskars und ist entweder mit dem Flugzeug oder auf dem Landweg über die Asphaltstrasse RN6 erreichbar. Diese grosse Hafenstadt bietet etliche Ausflugsmöglichkeiten und ist ein Paradies für Wassersportler.

Die Herkunft des Stadtnamens Diego Suarez soll auf portugiesische Seefahrer zurückführen. Die zwei Portugiesen Diego Diaz und Fernando Suarez landeten als erste Europäer am 10. August 1500 unfreiwillig in Madagaskar. Das ursprüngliche Reiseziel dieser Seemänner war Indien, doch ein heftiger Wirbelsturm beendete ihre Seereise an der Nordspitze der Insel Madagaskar. Aus den beiden Namen Diego und Suarez soll der Name der Stadt entstanden sein.

Im Verlauf des 16. Jahrhunderts erkannten die Piraten und die europäischen Seemächte den strategischen Wert dieser schönen Bucht und um diese Zeit begann auch die goldene Zeit der Piraterie in Madagaskar. Diese Periode ist mit der Geschichte der Piratenrepublik “Libertalia“ im 17. Jahrhundert verbunden. Die Bucht von Diego galt damals als die Piratenrepublik Libertalia, eine sagenhafte, aber auch utopische Republik, wo Gleichheit und Solidarität unter den Seeräubern geherrscht haben soll.

Diego Suarez Antsiranana
Im Auftrag des Generalgouverneurs Joseph Gallieni vergrösserte Colonel Joffre am Anfang der 20. Jahrhundert die Hafenanlage Diego Suarez, so wurde diese Stadt während der Kolonialzeit eine wichtige Handelsbasis. Und ebenso Militärstützpunkt. Bemerkenswert in dieser grossen Stadt sind die breiten Strassen, die schönen Kolonialgebäude, die imposanten Steinhäuser, eine Mischung aus arabischer Altstadt und europäischer Kolonialarchitektur, die sich von allen anderen Städten auf der ganzen Insel unterscheidet. Während der Kolonialzeit wurden viele französische Fremdenlegionäre hier angesiedelt. In den 1960er-Jahren sorgte auch die französische Militärbasis dafür, dass sich die Infrastruktur in und um die Stadt gut entwickelte. Erst ab 1972, also 12 Jahre nach der Unabhängigkeit, rückten die letzten französischen Truppen aus Diego Suarez ab und 1975 wurde die Stadt in Antsiranana umbenannt. Bis heute bleibt aber der abgekürzte Spitzname Diego sehr beliebt und geläufig.

Antsiranana bedeutet wörtlich übersetzt “der grosse Hafen“. Sie ist der drittgrösste Hafen Madagaskars nach Tamatave an der Nordostküste und Mahajanga an der Nordwestküste der Insel. Heute dient der Hafen der Küstenschifffahrt, um landwirtschaftliche Produkte und Meeresfrüchte von der Nordküste nach anderen Küstenstädten Madagaskars wie Toamasina (Tamatave), Nosy Be, Mahajanga zu bringen.


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Im Laufe der Jahre ist sie eine kosmopolitische Stadt geworden. Neben der hier lebenden Antakarana sind andere Ethnien wie Merina, Sakalava, Antanosy in die Stadt eingewandert. Auch viele Geschäftsleute aus den Inseln der Komoren, aus Indien, aus Europa und aus China haben sich hier angesiedelt. Wegen dieses aussergewöhnlich bunten Völkergemischs gehört die Stadt Antsiranana bis heute zu der am dichtesten besiedelten Region im Norden. Ein grosser Teil der hier lebenden Antakarana sind islamischen Glaubens, so ist die Stadt Zentrum einer grossen muslimischen Gemeinde im Norden von Madagaskar.

In dieser kosmopolitischen Stadt schlendern die Antakarana-Frauen über den Markt mit ihren bunten Tüchern oder „Lamba oany“. Sie halten hier ein kleines Schwätzchen mit ihren Nachbarn aus den Komoren in ihren langen weissen Dschellabas.

Auf dem grossen Marktplatz finden wir viele Heilkräuter und Medizinpflanzen, zahlreiche Gemüsesorten, verschiedene Früchte sowie frische und getrocknete Meeresfrüchte.

Diego Suarez Antsiranana
Der nördliche Stadtteil am Hafen ist ein guter Ausgangspunkt, um zum Stadtzentrum mit den grossen Verwaltungsgebäuden, den zahlreichen Geschäften und den verschiedenen Hotels und Restaurants zu gelangen. An der Rue Richelieu liegt die Ruine des ehemaligen Luxushotels “Hotel des Marines“, Goldsucher und Edelsteinjäger haben hier einst Ihr Geld ausgegeben. Eine Statue zu Ehren von Maréchal Joffre liegt nicht weit vom Hafen, von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Bucht.

Eine Autofahrt von Diego aus Richtung Osten führt nach der ersten Kurve zur schönen Bucht mit Diegos Zuckerhut. Wegen seiner einzigartigen, kreisrunden Form haben die Franzosen diesen Vulkankegel “Pain de Sucre“ genannt. Er ist das Wahrzeichen der Stadt geworden. Angehörige der Königsfamilie aus Diego Suarez fahren mit der Piroge zu diesem heiligen Zuckerhut oder auf madagassisch „Nosy Lonjo“ und halten dort gelegentlich rituelle Zeremonien ab. Die „Vazahas“ oder Fremden und die anderen Ethnien dürfen diese “Tabu Insel“ nicht betreten, da sie königliche Gräber beherbergt.

Die weitere Fahrt verläuft durch eine trockene Savannenlandschaft und vom Weiten sieht man schon die typischen Baobabs des Nordens (Adansonia suarezensis). Nach rund sieben Kilometern erkennt man bereits den “Berg der Franzosen“ oder “Montagne des Français“, der bis auf ca. 450 m über Meeresspiegel ansteigt. Viele französische Soldaten sind hier ums Leben gekommen, als sie im Jahre 1942 gegen die englischen Truppen gekämpft haben, daher die Bezeichnung: “Berg der Franzosen“. Die Wanderung zu diesem Felsabhang mit Grotten und Höhlen führt durch interessante Trockenwaldvegetation mit Sukkulenten wie Pachypodien, Euphorbien, Aloen und Dornengebüsch. Unterwegs stösst man auf einige Exemplare der schönen Baobabs typisch im Norden der Insel: die extrem seltenen Adansonia Suarezensis.

Heute ist der Montagne des Français ein beliebtes Ausflugsziel für Botaniker und für Kletterer. Der Aufstieg ist zwar ermüdend, aber man wird mit einem atemberaubenden Ausblick auf den Zuckerhut, auf die vielen Buchten und auf die umliegende Landschaft mit Baobabs belohnt.

Diego Suarez Antsiranana
Sehr reizvoll gelegen ist der berühmte Strand von Ramena (die “rote Prinzessin“), ca. 20 km östlich der Hafenstadt Diego Suarez. Dieses grosse Fischerdorf ist ein beliebter Erholung- und Badeort der Einheimischen und der Besucher. Die Fischer erzählen hier gern viele Geschichte über die Wildwestatmosphäre, auch über die Fremdenlegion während der Kolonialzeit, die ihre Wochenenden regelmässig an diesem ruhigen Strand verbracht haben.

Der weisse und feine Sandstrand wird von schattenspendenden Kokospalmen, von zahlreichen Fischerhütten, verschiedenen Restaurants und hübschen Wochenend- und Strandhäuser der wohlhabenden Stadtbewohner gesäumt. Das Fischerdorf Ramena ist sehr beliebt an Feiertagen. Auch Bootsexkursionen zu den naheliegenden Buchten sind beliebt. Ramena ist ein idealer Ausgangspunkt zum Wind- und Kitesurfen, sowie für Bootstouren zum “Smaragdmeer“ oder “Mer d’Emeraude“.

Einer der beliebtesten Bootsausflüge ab dem Ramena-Strand ist das Smaragdmeer. Diese Bucht ist wegen eines dichten Korallenriffs vor Haien geschützt und ist einer der schönsten Tauchplätze in der Umgebung. Schneeweisser Sand reflektiert das fast ganzjährige Sonnenlicht in allen Türkis- und Smaragdtönen in der flachen Lagune, die gegen die Wucht der Wellen, zusätzlich durch die vielen vorgelagerten Inseln Nosy Diego, Nosy Lava, Nosy Suarez und Nosy Antalibe geschützt ist.

Ein Tagesausflug mit Geländewagen ab Ramena Richtung Cap Miné (vermintes Cap) ist ebenfalls ein schönes Ausflugsziel für Ruhesuchende. Diese abenteuerliche Autofahrt auf einer Sandpiste geht zu den drei idyllischen Buchten “Les trois Baies“ am Indischen Ozean. Zuerst geht es entlang der ersten Bucht “Baie des Dunes“, dann weiter zur nächsten attraktiven Bucht der Wildtauben “Baie des Pigeons“ und schliesslich gelangt man zur “Bucht der Sakalava“. Diese letzte Bucht ist das ganze Jahr windig und daher ein bevorzugter Ort für Windsurfer.

Diese drei menschenleeren Buchten mit feinem, weissem Sandstrand laden zum Entspannen, Baden, Schnorcheln und (Wind-) Surfen oder einfach zum Faulenzen ein. Man muss ausreichend Trinkwasser, Sonnenschutz und Proviant mitnehmen.

Diego Suarez Antsiranana
Nördlich der Stadt, ca. 30 km von Diego Suarez entfernt, liegt auf einem vieleckigen Felsblock eine alte Befestigungsanlage namens Windsor Castle. Der 391 m über dem Kanal von Mosambik gelegene Aussichtspunkt an der Nordspitze der Insel war eine gute Festung der französischen Marinesoldaten und der englischen Truppen während der Kolonialzeit.

Und wer wirklich an den nördlichsten Punkt Madagaskars fahren will, kann dies mit einem Geländewagen machen und zum Cap d’Ambre (auf madagassisch Tanjona Babaomby) fahren. Die Abenteuerpiste ist so rauh wie die unbewohnte Landschaft. Aber dort am Cap d’Ambre hält seit 1900 ein Leuchtturm einsame Wache. Wind und Hitze setzten dem wackeren Hirten des Nordens aber so zu, dass er 2007 durch einen neuen, 32 Meter hohen Leuchtturm ersetzt wurde.

Kurzum: mit seinem warmen Klima, mit seinen zahlreichen Ausflugszielen und mit seinen unvergleichlichen feinen Sandstränden ist diese ehemalige Kolonialstadt Diego Suarez einen Urlaub wert.

Oktober 2020; geschrieben von: Koloina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

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