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Zebu in Madagaskar

Weidende Zebus gehören zum typischen Landschaftsbild Madagaskars.

Das Zebu ist sogar das heimliche Wahrzeichen unserer Insel.

Das Zebu wird als Buckelrind bezeichnet, auf madagassisch “omby“. Ostafrikanische Einwanderer sollen vor vielen Jahrhunderten Buckelrinder nach Madagaskar eingeführt haben. Eine andere Legende erzählt, dass die madagassischen Zebus von den “heiligen Kühen“ aus Indien abstammen würden.

Grundsätzlich werden hier in Madagaskar die Zebus in traditioneller Art gehalten. Also in extensiver Weidewirtschaft. Im Hochland oder an der Süd- und Ostküste bringen junge Männer die Zebus tagsüber zum Weiden. Die frei weidenden Zebus gehören also überall auf der Insel zum typischen Landschaftsbild. Fast jeder Bauer in ganz Madagaskar hält sich ein paar Buckelrinder.

Die Viehzucht spielt eine sehr wichtige Rolle im Alltagsleben der Madagassen. Das Zebu ist ein wichtiger Fleischlieferant, aber ein schwacher Milchproduzent. Die Tiere dienen als Zugtiere für die mühsame Ackerbestellung und für die schwere Arbeit auf dem Reisfeld. Die Bauer nutzen sie auch als Transportmittel zwischen den abgelegenen Dörfern mit Schotterpisten. Sie transportieren das ganze Jahr über die Ernten, Viehfutter, Dünger oder die verschiedenen Produkte und Lebensmittel zum Dorf oder zum Markt.

Das Rind steht in vielen Regionen im Mittelpunkt der madagassischen Kultur. Besonders im Süden Madagaskars ist das Zebu ein Symbol des Wohlstandes. Dort ist ein Mann nur dann ein Mann, wenn er Rinder besitzt. In einigen Regionen war es traditionellerweise üblich, dass ein junger Mann Zebus stehlen musste, um sich als Mann zu beweisen und somit heiratsfähig zu sein.

Die Zebus in Madagaskar sind auch ein bevorzugtes Opfertier für bestimmte Anlässe: bei der Grundsteinlegung eines Neubaus oder einer Grabstätte, bei einer Hochzeit, bei der Beerdigung, beim Famadihana-Fest (also dem Totenfest).

Sogar die nationale Fussballmannschaft Madagaskars hat Zebuhörner als Emblem. Damit sind die Fussballer ziemlich erfolgreich.

Neben der endemischen Fauna und Flora gehören Zebus auch zu den Highlights einer Madagaskarreise. Für Fragen zu ihrer nächsten Madagaskarreise, kontaktieren sie uns bitte. Herzliche Grüsse aus Antananarivo!

Ambositra und die Zafimaniry

2110 – Ambositra und die Zafimaniry Ethnien

Ambositra liegt etwa 1’280 m über dem Meeresspiegel im zentralen Hochland und ist 260 km von der Hauptstadt Antananarivo entfernt.


In fast allen Regionen Madagaskars hat das Zebu eine kulturelle und eine wirtschaftliche Bedeutung. Aber besonders bei der Betsileo-Volksgruppe ist das Buckelrind Symbol für Reichtum, Tüchtigkeit und Wagemut, auch eine Versicherung gegen Hunger oder Notzeiten. Lohnenswert ist es, einen Abstecher zu den Zafimaniry-Dörfern zu machen, denn ihre Häuser aus Edelhölzern mit den verschiedenen Ornamenten sind einmalig.

Ambositra bedeutet wörtlich übersetzt “wo es viele Rinder gibt, oder wo die Zebus kastriert sind“. Die Insel Madagaskar gehört zu den viehreichsten Ländern im afrikanischen Raum und hier im Betsileo-Land hat die Kultur der Zebuhaltung einen spürbaren Zusammenhang mit der Rinderzucht auf dem nahen afrikanischen Kontinent. Das Zebu wird als Buckelrind bezeichnet (Bos taurus inidicus) (auf madagassisch “omby“) und ist von den ostafrikanischen Einwanderern bzw. den Bantu-Leuten vor vielen Jahrhunderten nach Madagaskar eingeführt worden. Noch heute stammen die Bezeichnungen für Fellfarbe, Hörnerstellung und Tierhaltung aus Wörtern der Bantusprachen. Eine andere Legende erzählt, dass die madagassischen Zebus von den “heiligen Kühen“ aus Indien abstammen.

Das Zebu ist das wichtigste Tier aller Volksgruppen in Madagaskar. Die frei weidenden Zebus gehören zum typischen Landschaftsbild überall auf der Insel. Fast jeder Bauer in ganz Madagaskar hält sich ein paar Buckelrinder. Die Viehzucht spielt wirklich eine unverzichtbare Rolle im Alltagsleben. Die Tiere dienen in erster Linie als Freund der Menschen, auch als wichtiges Arbeitstier. Als Zugtiere für die mühsame Ackerbestellung müssen sie die schwere Arbeit auf dem Reisfeld verrichten: den Pflug, die Egge, die schweren Zebukarren ziehen oder die Reisfelder weich stampfen. Die Karren sind die üblichen und praktischen Transportmittel zwischen den abgelegenen Dörfern mit Schotterpisten. Sie transportieren das ganze Jahr über Ernte, Viehfutter, Dünger oder die verschiedenen Produkte und Lebensmittel zum Dorf oder zum Markt. Sie sind sogar Transportmittel für die Familienangehörigen oder für die Kranken in den entlegenen Dörfern, denn die Taxi Brousse fahren nicht überall hin.

Das Rind ist zweifellos auch der Mittelpunkt der madagassischen Kultur in vielen Regionen. Besonders im Süden Madagaskars ist das Zebu ein Symbol des Wohlstandes. Je grösser die Herde ist, desto höher ist das Ansehen der Familie. Die Anzahl der Tiere zählt in erster Linie für die Madagassen, erst in zweiter Linie kommen die Rasse der Zebus, ihre Grösse, ihre Farben, ihre Höckerform und natürlich auch ihre Zeichnungen. Für die soziale Verbindung dient das Zebu in der Region von Tulear als Brautgeld. So wie bei den Massai-Hirten in den ostafrikanischen Ländern, sind die Zebus in Madagaskar auch ein bevorzugtes Opfertier für bestimmte Anlässe: bei der Grundsteinlegung eines Neubaus oder einer Grabstätte, bei einer Hochzeit, bei der Beerdigung, beim Famadihana-Fest (Totenfest). Das damit verbundene Gemeinschaftsmahl gehört zu Sitte und Brauch bei diesen Familienzeremonien. Die Zebus werden dann als Opfer geschlachtet und ihr Blut verbindet die Lebenden mit den verstorbenen Vorfahren.


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Im Süden Madagaskars beim Bara Volkstamm war es traditionellerweise üblich, dass ein junger Mann erst heiratsfähig war, wenn er es schaffte, ein paar Zebus zu stehlen. Diese Sitte wurde dann als eine Kraftprobe bezeichnet, denn für diesen Volkstamm galt: “ein Mann ohne Herde ist kein Mann“. Diese Tradition wird heute nicht mehr praktiziert, denn dieser Brauch führte damals zu massivem Viehdiebstahl und wurde zu einem nationalen Problem.

Das Zebu ist natürlich ein wichtiger Fleischlieferant, doch es ist hier in Madagaskar nur ein schwacher Milchproduzent im Vergleich zu den europäischen Kühen. Die grossen Viehherden im Süden und im Westen beliefern die Hauptstadt, aber auch ganz Madagaskar mit Fleisch. Herden von mehreren hundert Tieren bewegen sich wochenlang vom Süden bis ins Hochland. Heute wird der Transport meist durch Lastwagentransporte abgelöst. Das Fleisch der frei laufenden Zebus schmeckt ausgezeichnet und wird zum Teil von der Nachbarinsel Mauritius und den Komoren importiert. Das Zebufleisch ist der Hauptbestandteil für das typische madagassische Nationalgericht „Romazava“. Es geht hier um einen beliebten Eintopf gemischt mit verschiedenem Grünzeug (Wasserkresse, Chinakohl usw.) in öliger Sauce mit Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer. Ein Gaumenschmaus für Feinschmecker! Anderswo wird das Fell der Zebus zu Leder verarbeitet oder als Rohmaterial verkauft. Aus den Hörnern werden Schmuck oder Gebrauchsgegenstände hergestellt.

Die Betsileo-Volksgruppen in der Umgebung von Ambositra und im südlichen Hochland praktizieren auch heute noch “das Savika“, auf Deutsch „Stierkampf“. Es handelt sich hier um ein Ritual des “Mannwerdens“: eine gefährliche Mutprobe für die jungen Männer. Mit blossen Händen versuchen sie die stürmischen Stiere zu zähmen. Sie schlingen sich um den Hals oder auf den Buckel der Zeburinder, halten sich dort eine Zeit lang fest oder lassen sich mitschleifen. Wem dies gelingt, der gewinnt die feurigen Blicke der zuschauenden Mädels, denn Zebu symbolisieren bei diesem populären Volksfest Kraft, Stärke und vor allem Mut. Schliesslich bedeutet “Betsileo“ wörtlich“ zu zahlreich, um besiegt zu werden“ oder“ die Unbesiegbaren“. Diese Ethnie stammt so wie die Merina-Volksgruppe aus dem malaiisch-indonesischen Raum, dies ist erkennbar an ihrem glatten Haar und ihren asiatischen Gesichtszügen und sicherlich haben sie die Art des Reisanbaus von ihren Vorfahren mitgebracht.

Die zweite Bedeutung von Betsileo ist“ fleissig“. Zeugen davon sind die riesigen Reisterrassen auf perfekt gestalteten Etagen an den Hängen über den Dörfern. Eine Palette von Grüntönen prägen das Bild der Landschaft zwischen Ambositra und Fianarantsoa. Nicht umsonst werden sie als die “besten Reisbauern“ aller Volksgruppen bezeichnet. Der Reisanbau bestimmt den Lebensrhythmus der gesamten Bevölkerung. Schon über Jahrhunderte haben sie mit ungeheurem Arbeitsaufwand ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem für ihre Terrassenfelder angelegt. Berghänge wurden durch Terrassierungen und Bewässerung in Reisterrassen umgewandelt, Sumpf- und Wasserreis sind dann überall in kleinen Parzellen im Tal zu sehen. Reis ist natürlich auch ein Symbol des Wohlstandes in Madagaskar, wer viel Reis besitzt, hat überall einen hohen sozialen Status, denn der Reis ist teuer und die Reisernte deckt leider nicht für alle den Eigenbedarf für das ganze Jahr.

Ambositra ist eine ruhige kleine Stadt mit einem reichen Samstagsmarkt. An den zahlreichen Verkaufsständen sieht man auf diesem bunten Markt fast alles, was man im Alltag braucht: frisches Gemüse, Früchte in allen Variationen, Kräuter und Medizinpflanzen, Geflügel und Garküchen. Er ist auch ein Treffpunkt für die Bauern, um ihre Landwirtschaftsprodukte zu verkaufen. Die Dorfbewohner in der Umgebung müssen das Dorf kurz nach Sonnenaufgang verlassen, denn gegen Mittag müssen die Käufer und die Verkäufer wieder zu Fuss ins Dorf zurückkehren.

Wer früh nachmittags in Ambositra eintrifft, hat noch genügend Zeit, den sehenswerten Königspalast “Rova Tompon’Anarana“ in Begleitung eines ortskundigen Lokalführer zu besuchen. Dieser ehemalige Sitz des Betsileo-Königs liegt auf einem Hügel etwas ausserhalb der Stadt. Zu Fuss erreicht man dem Rova-Hügel in rund einer Stunde. Unterwegs hat man die Gelegenheit, die traditionell roten Lehmhäuser zu bewundern und den Alltag der Betsileo Bauern kennen zu lernen. Die Hochlandhäuser fügen sich perfekt in die grüne Landschaft ein und bilden einen leuchtenden Kontrast zu den umliegenden grünen Reisterrassen. Die zwei Königshäuser und das Grab des Königs sind interessante Sehenswürdigkeiten. Als Belohnung nach diesem abwechslungsreichen Marsch erhält man auf dem Hügel einen fantastischen Ausblick auf die umliegenden Dörfer und Reisfelder, schöne Fotos sind garantiert.

Ambositra und die Zafimaniry
Der Besuch von Antoetra, dem Zentrum der Holzschnitzkunst des Zafimaniry Stammes südlich von Ambositra erweist sich ebenfalls als interessant. Ausgangspunkt für den Besuch ihrer Siedlungsgebiete ist das Städtchen Ivato Centre auf rund 1’900 m über dem Meeresspiegel. Der Schotterweg über 25 km führt zum kleinen Dorf am Waldrand. Der Ursprung des Zafimaniry Volkstamms ist bis heute unklar. Eine Legende erzählt, dass sie Nachfahren von frühen arabischen Einwanderern sind. Zeugen davon sind ihre Gesichtszüge und ihre Holzschnitzkunst an Fenstern und Türen. Ihre geschmackvollen Holzarbeiten erinnern besonders an arabische und afrikanische Länder. Die zweite Version der mündlichen Überlieferung erzählt, dass sie ursprünglich von der Betsileo-Volksgruppe abstammen, die im 19. Jahrhundert vor der Merina-Königin Ranavalona I in die Wälder flohen, da sie frei sein und nicht als Sklaven arbeiten wollten.

Seit 2003 schafft dieser begabte Volkstamm einzigartige Holzschnitzkunst, eine Tradition, die zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO zählt. Jedes Dorf hat natürlich seine eigenen Schnitzarbeiten, aber der Stil und die Motive bleiben die Gleichen und diese Handwerkskunst wird von Generation zu Generation weitergegeben. Die gastfreundlichen Zafimaniry zeigen den Besuchern gern ihre raffinierten Kunstwerke und die verschiedenen Handwerksprodukte wie Statuen, Schachfiguren, Kästchen. Auch zahlreiche Gegenstände des täglichen Lebens werden hergestellt wie Löffel, riesige Töpfe, alles aus Holz und manuell verarbeitet. Heutzutage wohnen mehr als zehntausend Zafimaniry-Seelen in den traditionellen Holzhäusern rund um Ambositra.

Ambositra und die Zafimaniry
Sie sind auch bekannt als sehr begabte Architekten, sie bauen merkwürdigerweise ihre Häuser ohne Nägel und Schrauben, alles wird gesteckt und geschickt ineinandergefügt. Ihre Hütten und Häuser werden ausschliesslich aus Natur-, sogar aus Edelholz gebaut. Fenster, Türen und Giebel sind oft mit auffälligen und traditionellen Motiven verziert, Tische und Stühle sind mit orientalischen Ornamenten versehen. Sie holen all ihre Ressourcen aus den tiefen Wäldern heraus: den leckeren wilden Honig, Holz zum Bauen, zum Schnitzen, und zum Heizen, natürlich auch die wertvollen Heilpflanzen gegen die üblichen Krankheiten.

Eine Wandertour durch ein Dorf dieses einzigartigen Volkstamms kann zwar ermüdend sein, aber es ist ein eindrückliches Naturerlebnis und die zahlreichen Begegnungen mit den Zafimanirys gehören zu den unvergesslichen Highlights für die Besucher.

Juli 2021, geschrieben von: Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ambalavao und Umgebung

2210 – Ambalavao und Umgebung

Ambalavao befindet sich im Südosten der Region „Haute Matsiatra“ und liegt 57 km südlich von Fianarantsoa.


In Ambalavao kann man sehr gut
verweilen, schon wegen des Viehmarkts an jedem Mittwoch, der interessanten Ateliers für Kunsthandwerk und des grossen Anja Parks mit den Katta-Lemuren und den zahlreichen Reptilien und Vögeln.

Ambalavao bedeutet wörtlich “die neue Stadt oder der neue Stall“, denn hier ist das Zentrum des Zebuhandels in dieser südlichen Region von Madagaskar. Die Rinderhirten treiben ihre Zebus tagelang vom Süden her über die Berge bis zu dieser grossen Stadt. Tausende von Zebus werden wochenlang zu diesem bedeutendsten Viehmarkt an der Grenze des Hochlandes getrieben und bleiben in der Umgebung von Ambalavao montags und/oder dienstags. Am Mittwochsmarkt werden dann die fetten Buckelrinder verkauft, in LKWs verladen und in die Schlachthöfe von Fianarantsoa oder bis zur Hauptstadt Antananarivo transportiert. Eine ganz besondere Stimmung prägt diese Szenerie am Stadtrand von Ambalavao. Auf diesem grossen Marktplatz werden die prächtigen Zebus mit schönen Höckerformen von den Interessierten genau angeschaut und dann ersteigert, dazwischen rennen die Kälber herum. Am Ende dieses grossen Getümmels ist auf eine Anhöhe über dem Maktplatz der richtige Ort, um die Sonne untergehen zu sehen.

Das Zebu ist das Wahrzeichen der Stadt Ambalavao, auf dem Wappen befindet sich ein Zebukopf mit langen Hörnern, Symbol des Wohlstandes, des Reichtums und der Kraft. Tatsächlich ist das Zebu Mittelpunkt der madagassischen Kultur auf der ganzen Insel. Es hilft den Bauern bei der Feldarbeit, besonders denjenigen, die das ganze Jahr vom Ackerbau leben. Auch der wertvolle Zebudung wird im Reisfeld verteilt, bevor die Zebus das Feld weich stampfen. In der madagassischen Kultur spielen diese “Buckelrinder“ eine äusserst wichtige Rolle, denn bei der Beerdigung oder beim Famadihana-Fest werden immer eines oder mehrere Zebus zu Ehren der Vorfahren und der Lebenden geopfert. Anschliessend kommen die schönen Zebuhörner auf die Grabstätte und zieren das bunte Grabmal der Volkstämme im Süden Madagaskars.

Ambalavao und Umgebung
Die Häuser im Kolonialstil in der Stadtmitte von Ambalavao sind recht stattlich mit den schön gearbeiteten und bunt bemalten Balkonen. Die Architektur der Hochlandhäuser ist eine der Kuriositäten in dieser Stadt, sie sind erbaut teils aus Ziegeln, teils aus Natursteinen.

Nicht weit von der Hauptstrasse entfernt, auf dem Gelände des Hotels “les Bougainvilliers“ ist die Werkstatt für das berühmte “Blumenpapier“ angesiedelt. Der Antaimoro-Volksstamm, der an der Südostküste zwischen Manakara und Farafangana siedelt, hat diese Tradition eingeführt. “Antaimoro“ bedeutet wörtlich “die von der Küste“, oder auch “die Küstenbewohner“. Sie stammen aus dem Golf von Persien und haben die Kunst der Papierherstellung vor rund 500 Jahren mitgebracht. Sie waren die erste Ethnie, die lesen und schreiben konnte. Die Antaimoro verfügten schon seit langem über ihre eigenen Schriftzeichen, das “Sorabe“. Diese Schrift gehört zum wertvollsten Kulturgut Madagaskars, deswegen gelten sie seit Jahrhunderten als die besonders gebildete Bevölkerungsgruppe. Wertvolle Schriften und heilige Bücher wurden auf dem speziellen Papier der Antaimoro von diesen arabischen Einwanderern niedergeschrieben.


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Das Antaimoro-Papier wird traditionell aus der Borke des wild wachsenden Avoha-Baumes (ein Maulbeerbaumgewächs) hergestellt, der im trockenen Süden gedeiht. Die Rinde wird stundenlang gekocht, gewaschen und anschliessend mit Holzhämmern geklopft. Mit dem breiigen Teig wird dann das naturfarbene Papier hergestellt, das später mit frischen und bunten Blumen verziert wird, wobei viel Fantasie und Geschick bei der Wahl der Motive und der Farben an den Tag gelegt werden. Aus diesem schön verarbeiteten “Blumenpapier“ entstehen Andenken und Dekorationsgegenstände wie Lampenschirme, Schreibunterlagen, Papierbögen, Postenkarten.

Ambalavao und Umgebung
Die Seidenweberei ist in der Stadt Ambalavao auch sehr berühmt. Mit Seidentüchern wurden früher Herkunft und sozialer Status in der Gesellschaft markiert. Der Besucher kann sich in der kleinen Werkstatt im Stadtzentrum einen Einblick in die Verarbeitung der Seidenkokons verschaffen. Die Seide aus Ambalavao besitzt eine Spitzenqualität, denn die speziellen Raupen leben auf den Maulbeerbäumen “Avoha“, dieselben Bäume, die auch das Rohmaterial für das Papier Antaimoro liefern. Aus den Kokons wird der besonders feine Faden gesponnen und daraus entstehen dann die Seidentücher. Als traditionelle Tracht oder bei besonderen Zeremonien wird das feine und edle Seidentuch oder auf madagassisch “Lamba Landy“ von den Frauen und Männern als Überwurf über die Schulter getragen. Das kostbare Seidentuch ist bestimmt für die Lebenden sowie auch für die Verstorbenen. Bei vielen Ethnien in Madagaskar werden die Leichen bei der Bestattung in dieses kostbare Seidentuch oder „Lambamena“ gehüllt.

Bei jedem grossen Familienfest wird natürlich auch gern Wein getrunken. Die französischen Missionare haben hier im Süden den Anbau von Rebhainen während der Kolonialzeit eingeführt. Das französische Weingut „Soavita“ ist seit 1973 einer der grössten und bekanntesten Weinproduzenten in dieser südlichen Region. Weiss- und Rotweine von einfacher bis mittlerer Qualität werden für den einheimischen Markt produziert. Die Trauben werden während der Regenzeit im Januar oder Februar geerntet und die Besucher sind zu einer Weinprobe herzlich eingeladen.

Ambalavao und Umgebung
Naturliebhaber kommen natürlich auch auf ihre Kosten, denn der Anja Park, 13 km südlich von Ambalavao ist die Hauptattraktion in dieser Gegend. Dieser 30 ha grosse Park wurde von der einheimischen Bevölkerung im Jahre 2001 gegründet. Mehrere Gruppen von Katta-Lemuren, genannt auch “die Makis von Madagaskar“, leben in diesem Waldgebiet. Durch ihre auffällige Färbung, mit ihren langen, buschigen, schwarz-weiss geringelten Schwänzen und wegen ihrer relativen Häufigkeit gehören sie zu den populärsten Lemuren von ganz Madagaskar. Diese tagaktiven und neugierigen Lemuren sind an ein Leben auf dem Boden angepasst. Die Sonnenanbeter sind besonders im Trockenwald leicht zu finden, wenn sie sich in den Bäumen der Sonne zuwenden und so ihre Körper aufwärmen. Zwischen den riesigen Granitfelsen gedeihen endemische und seltenen Sukkulenten, Euphorbien und Orchideen, die typisch sind in dieser Trockenregion. In der Nähe sonnen oder tummeln sich auf den Felsenbrocken zahlreiche Reptilien wie Eidechsen, Skinke oder Leguane. Vielleicht trifft man auf dem Rundgang auch auf ein paar Chamäleons oder gefahrlose Schlangen.

Das Besteigen der Felsen ist lohnend schon wegen des fantastischen Rundumblicks über die eindrucksvolle Graslandschaft mit den rundlichen Felsen, sowie die umliegenden Dörfer mit den Weideflächen. Hier erfahren die Besucher auch mehr über die Geschichte der Betsileo-Volksgruppe. Zwischen den Granitblöcken befinden sich auch Grotten, in denen sich die Ureinwohner Madagaskars aufhielten, man findet auch eine ehemalige Grabstätte der Betsileo. Sie haben im 19. Jahrhundert gegen die feindlichen Bara im Süden und die herrschsüchtigen Merina im Norden gekämpft und hier Unterschlupf gefunden, weil sie unter der Herrschaft der Merina-Armee nicht leben wollten. Das damalige grösste Dorf in der Region, gleichzeitig auch der Sitz des letzten Betsileo-Königs, lag in der Region von Ifandana, 18 km von der Stadt Ambalavao entfernt. Seine Truppe wurde leider niedergemacht und nach der Sitte der siegreichen Merina durfte das Dorf nie mehr wiederaufgebaut werden, so entstand eine neue Siedlung nicht weit von Ambalavao und von daher stammt der Name Ambalavao, wörtlich übersetzt “die neue Stadt“.

Ein paar Kilometer nach Ambalavao fährt man auf der Nationalstrasse RN7 zwischen zwei imposanten Felsblöcken hindurch, diese bezeichnen die Grenze zwischen dem Hochland und den Weiten des “Grossen Südens“ und vom weitem sieht man schon die Ausläufer des Andringitra Massivs, das zweithöchste Gebirge Madagaskars. Dieser eindrucksvolle Nationalpark ist natürlich auch ein Besuch wert!

Juli 2021; geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Tsiroanomandidy

Alle Madagassen kennen den Namen Tsiroanomandidy. Selber dort gewesen sind die allerwenigsten. Doch als Zentrum des Viehhandels ist die Stadt in ganz Madagaskar bekannt.

Der Name der Stadt bedeutet ‘hier regiert nur einer’ und geht 200 Jahre zurück, als in einer Entscheidungsschlacht die Hochland-Merina gegen die Küsten-Sakalava gewannen. Damit dehnte sich das Merinagebiet von Antananarivo bis in die Steppengebiete des Westens aus. Es entstand Tsiroanomandidy als Grenzstadt, Aussenposten und Pfeiler der Hochlandkultur.

Natürlich setzte sich auch die katholische Kirche fest und Tsiro wurde gar Bischofssitz. Die Kathedrale dazu erschien immer wie ein zu grosser Kittel auf schmächtigem Körper. Die Stadt hatte ein paar Tausend Einwohner, meist arme Zuzügler aus dem Hochland auf der Suche nach Glück und Reichtum.

Doch das Hinterland war reich: trotz Trockenzeiten und karger Weide fanden Viehherden immer Futter. Tsiroanomandidy wurde zu einem der drei wichtigsten Viehmärkte. Die Stadt wuchs und wurde gar zur Hauptstadt der Region Bongolava. Der Boom der letzten 10 oder 20 Jahren hat die Stadt verändert. Ganze Quartiere sind entstanden, mehrstöckige Häuser und plötzlich erscheint die Kathedrale nicht mehr unangebracht gross. Trotzdem ist Tsiroanomandidy Grenzstadt geblieben. Und Sackgasse: die Piste nach Maintirano wird nur von wenigen risikofreudigen Taxi-Brousse-Fahrern bedient.

Die gravierende Unsicherheit der wenig besiedelten Westgebiete macht sich auch im Bongolava breit. Es zirkulieren zuviele Waffen, es gibt zuviele Käufer für gestohlenes Vieh. Nur wenige wagen sich hinaus in die Prärien voll wogendem strohblondem Gras. Nur die Viehhirten harren mit ihren Herden aus, stets in Angst vor Diebesbanden.

Die Region wird von Flüssen durchzogen, hat aber wenig Gewinn davon. Hingegen existieren ein paar Gunstzonen, wo arbeitssame Bauern Reis, Maniok und Mais anpflanzen. Reis ist gar so wichtig, dass im Wappen der Region Bongolava zwei Reishalme gleichwertig neben zwei Zebuköpfen stehen.

Tsiroanomandidy ist seltsam auf sich selbst konzentriert. Besucher werden zwar bemerkt, aber in Ruhe gelassen. Leben und leben lassen, scheint die Devise zu sein.

Tsiroanomandidy

Madagaskars Kühe – Zebus

Die zweifellos wichtigsten Nutztiere Madagaskars sind die Zebus oder Buckelrinder. Rund 10 Millionen dieser stattlichen Tiere leben auf der Insel Madagaskar.

Madagaskar Zebu Rind KuhFür die Madagassen sind Zebus nicht nur Fleisch- und Milchlieferanten, sondern auch Zugtiere für die typischen Ochsenkarren aus Holz oder für Handpflüge, die bis heute genutzt werden, um Felder zu bestellen.

Daneben spielen die Tiere in Madagaskar auch kulturell eine wichtige Rolle: Bei wichtigen oder besonderen Anlässen werden die Rinder als Opfer geschlachtet. Bei einigen madagassischen Volksstämmen, wie den viehzüchtenden Bara beispielsweise, bilden sie die Lebensgrundlage. Ein Mann ohne Herde ist kein Mann, die Zebuherde ist Zeichen von Reichtum und die Versicherung gegen Hunger und Durst.

Zebukarren-Piste-MadagaskarGleichzeitig gibt es Zebudiebe, Dahalo genannt, die zu Helden werden, wenn sie Herden stehlen und dabei ihr Leben lassen. Dieser traditionelle Viehraub hat sich seit einer Generation gewandelt: heute sind vor allem im tiefen Süden Madagaskars – bitterarm und unwirtlich – Banden unterwegs, die sich nicht mehr allein mit dem Viehdiebstahl begnügen und auch andere Überfälle planen.

Zebu-Madagaskar_PRIORI-Reisen_ZOBDie Organisation Zebu Overseas Board (ZOB) in Antsirabe unterstützt Bauern aus der Region, damit sie sich mit einem kleinen Mikrokredit ein Zebu, eine Milchkuh oder ein Schwein kaufen können. Das ZOB finanziert diese Tiere vor – indem es Menschen findet, die diese Tiere kaufen und sie für die Bauern zur Verfügung stellen. Die Bauern können die Kosten dann im Laufe von 1 bis 2 Jahren zurückzahlen. Von diesem Geld wird erneut ein Tier finanziert. Für Madagaskar-Reisende ist dies eine interessante Möglichkeit, Freunden oder Familienmitgliedern etwas Besonderes zu schenken und damit gleichzeitig einer madagassischen Familie eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Die erworbenen Tiere können getauft, und auch auf einer Reise besucht werden.