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Fianarantsoa – Isalo

2200 – Fianarantsoa – Isalo

Das südliche Hochland intensiv erleben, die Hügelzüge, die terrassierten Reisfelder, die mystischen Gesteinsformationen.


Im südlichen Madagaskar wird uns dies alles beeindrucken, daneben der Besuch der verschiedenen Handwerksstätten wie die Papiermanufaktur, die Seidenweberei, ein Weinkeller. Wir werden von Lemuren, Chamäleons und den freundlichen Hochlandbewohnern begleitet, wenn wir diese südliche Region zwischen Fianarantsoa und Ranohira gemächlich durchreisen und dabei mehr von den Geschichten, den Sitten und der Kultur der Betsileo- und Bara-Volksstämme kennen lernen.

Wir verlassen die Stadt Fianarantsoa mit ihren zahlreichen Treppen und Kirchen. Die Hauptstadt des Betsileo-Landes ist so wie die Hauptstadt Antananarivo auf drei Ebenen erbaut. Wir durchfahren die kurvige Landschaft in ihren Rot-, Grün- und Brauntönen bis zum kleinen, idyllischen Ort Ambalavao. Dieses Kleinstädtchen ist genau 55 km von Fianarantsoa entfernt und markiert den Übergang vom Hochland, das Land mit den kunstvoll terrassierten Reisfeldern und dem Land der nomadisierenden Bara-Volkstämme im Süden. Diese leben hauptsächlich von der Zebuzucht.

Charakteristisch in Ambalavao ist auch die Hochlandarchitektur mit den zweistöckigen Häusern aus Backsteinen mit ihren schön verarbeiteten Balkonen.

Wir besuchen die Papierwerkstatt in der Stadtmitte. Dort wird das schöne und bunte “Blumenpapier“ nach den alten Traditionen der Küstenbewohner oder der Antaimoro-Volksgruppe, die aus einem arabischen Land stammen, manuell angefertigt. Die Rinde des wild wachsenden Maulbeerbaumgewächses “Avoha“ ist der Rohstoff für dieses naturfarbene Papier.

Den interessanten und grossen Mittwochsmarkt in Ambalavao darf man nicht verpassen.

Die Bauern und die Handwerker aus den Nachbardörfern kommen früh am Morgen hierher und bringen ihre Produkte auf den Markt. Die Frauen verarbeiten die Cocons der gezüchteten oder wilden Raupen zu feinen und edlen Seidentüchern “Lamba Landy“. Diese werden als Überwurf auf den Schultern getragen. Mit den roten Leichentüchern oder “Lambamena“ werden die Verstorbenen eingewickelt.

Der Zebumarkt am Stadtrand gehört ebenfalls zu den Attraktionen in diesem kleinen Städtchen. Zahlreiche Zebuzüchter und Hirten von nah und fern treiben ihre fetten Buckelrinder auf den Auktionsplatz, wo die Tiere versteigert werden. Ein buntes Treiben von Hirten, Händlern und Tieren herrscht dann auf dem grossen Markt.

Fianarantsoa – Isalo
Weitere 13 Kilometer südlich von Ambalavao liegt der Anja Park. Es handelt sich hier um ein trockenes Waldgebiet von 8 ha zwischen beeindruckenden Granitfelsen und malerischen Dörfern.

Die Gruppen von Katta-Lemuren, die von Baum zu Baum springen, sind mit ihren langen schwarz-weissen Schwänzen unverkennbar. Grüne Chamäleons, Meister der Tarnung, und viele endemische Vögel lassen sich hier entdecken.


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Östlich von Ambalavao liegt der Nationalpark von Andringitra, der zweithöchste Berg Madagaskars. Von Ambalavao fahren wir auf einer Piste durch das zentrale Hochland bis zum Parkeingang. Mit Hilfe von lokalen Guides und Träger queren wir von Norden nach Süden dieses spektakuläre Bergmassiv.

Die Trekkingtour durch dieses Bergmassiv ist zweifellos bestimmt für Bergliebhaber.  An der Grenze der fleissigen Betsileo als Reisanbauer und den zähen Bara als Zebuzüchter durchwandern wir abgelegene Dörfer und weitläufige Täler, in denen Reis und Maniok angebaut wird. Wir können den höchsten zugänglichen Gipfel Madagaskars erklimmen: der 2568 Meter hohe Pic Boby oder Pic Imarivolanitra (dies bedeutet wörtlich “nahe am Himmel“). Oben bieten sich uns auf 360 Grad atemberaubende Ausblicke als Belohnung für den Aufstieg.

Nach den langen Fussmärschen durch grünen Wald, vorbei an rauschenden Wasserfällen, können wir uns in einem natürlichen Schwimmbad erfrischen. Beim Sonnenuntergang geniessen wir die absolute Ruhe und die Weite. Abends erholen wir uns am Lagerfeuer und geniessen die madagassische Spezialität, die uns unser Guide aus frischen Zutaten zaubert. Vor dem Schlafengehen erzählt er nochmals einiges über die Sitten und Bräuche der verschiedenen Ethnien in Madagaskar.

Fianarantsoa – Isalo
Eine der bemerkenswertesten und eindrucksvollsten Traditionen der Ahnenverehrung auf der ganzen Insel ist das Famadihana-Fest oder die sogenannte “Totenumbettung“ im Hochland, genauer gesagt bei der Merina- und Betsileo-Volksgruppe.

Es geht hier um ein Freudenfest, ein Wiedertreffen mit den Vorfahren. Im Abstand von drei bis fünf Jahren werden während des Südwinters (zwischen Juli und September) die Verstorbenen oder was von ihnen übrig geblieben ist (Knochen oder auch der Staub) aus dem Familiengrab geholt, wieder in ein neues Seidentuch eingewickelt und schliesslich, nach langer Zwiesprache mit den Verstorbenen, wieder ins Grab zurück gelegt, alles von Musikanten und Tanzgruppen begleitet.

Möglich ist auch, dass ein Mitglied der Familie vor ein paar Jahren in einer anderen Region begraben wurde. Bei diesen “Feiern der Leichenwende“ werden dann seine sterblichen Überreste in der Familiengruft mit einem freudvollen und fröhlichen Ereignis bestattet, denn nach der madagassischen wichtigsten Lebensauffassung gehören die Lebenden und die Toten immer zusammen „Velona iray trano, maty iray fasana“ oder „lebend im selben Haus, tot im selben Grab“. Dieser Brauch drückt das Symbol der langen Zusammengehörig­keit der madagassischen Familie aus.

In der traditionellen Vorstellungswelt der Madagassen bleiben sie durch diese Bestattungsriten in Kontakt mit den Ahnen, die Vorfahren werden als Vermittler zwischen Gott und den Lebenden betrachtet und beschützen jahrelang die Nachfahren mit diesem Ahnenkult.

Ähnlich wie beim Begräbnis opfert die Familie mehrere Zebus bei dieser zweiten Bestattung. Eingeladen zu diesem rauschenden Familienfest sind die Verwandten, die Freunde, die Nachbarn, sogar das ganze Dorf. Ein immenser Aufwand für die Familienmitglieder, bei dem der Geldbeutel der Familie zu diesem Zeitpunkt eine grosse Rolle spielt. Jeder Eingeladene bekommt einen grossen Teller Reis mit fettigem Fleisch “Vary be menaka“ und die Männer trinken bei dieser Gelegenheit ausgiebig selbstgebrannten Rum aus Zuckerrohr, den “Toaka gasy“.

Die Astrologie ist auf der ganzen Insel weit verbreitet. Die Wahrsager oder Schamanen haben ihr überliefertes Wissen von den arabischen Einwanderern geerbt, so werden sie vor jeder Zeremonie von der Familie konsultiert, wann der geeignete Zeitpunkt für die Totenfeste ist.

Fianarantsoa – Isalo
Nach diesem erlebnisreichen Aufenthalt im Nationalpark von Andringitra fahren wir weiter Richtung Süden. Die grünen Reisfelder verschwinden und die unendliche Steppe oder Savanne mit vereinzelten Büschen und Bäumen taucht auf. Das “Tor zum Süden“,  zwei markante Granitfelsen links und rechts der Nationalstrasse Nr. 7 begrüssen uns. Ab hier beginnt die karge und wasserarme Südregion, sie ist extrem dünn besiedelt. Zebuherden weiden auf den kargen Graslandschaften und die Rinderhirten hüten ihr Vieh, immer auf der Hut vor Rinderdieben. Die Berg- und Felsenlandschaften werden von weiten Grassavannen abgelöst, die sich bis zum weiten Horizont erstrecken.

Bevor wir die Stadt Ihosy erreichen, sehen wir schon vom weiten und mitten in dieser Wildwestlandschaft die spektakuläre, rundliche Felsenformation, ein schöner Inselberg, der den Namen “Bischofshut“ trägt. Für Botaniker ist er hochinteressant, wegen der Sukkulentenpflanzen wie die Aloen, die Euphorbien und die Pachypodien, die auf diesem trockenen Granitfelsen gut gedeihen.

Nach 200 km von Fianarantsoa entfernt treffen wir in der Stadt Ihosy ein, die Hauptstadt der Bara-Ethnie. Dieser Volkstamm lebt hauptsächlich von der Zebuzucht in den Trockengebieten an den südlichen Ausläufern des Hochlandes. Die Verehrung der Zebus ist bei keiner anderen Volksgruppe so stark ausgeprägt. Ein Bara ohne Zebus wird nicht als ein “wichtiger oder geschätzter Mann“ betrachtet.

Die Zebuherde ist Symbol für Reichtum, Stärke, Tüchtigkeit und Wagemut, natürlich ist sie auch eine gute Einnahmequelle für die Familie. Das Stehlen von Zebu war früher für den Bara-Bräutigam eine Mutprobe, für seine zukünftige Frau war das ein Zeichen, dass dieser mutige Mann sie später gut beschützen werde und keinerlei Furcht kannte. Diese Tradition wird heute nicht mehr durchgeführt, denn dieser Brauch führte damals zu massivem Viehdiebstahl und war sogar zu einem nationalen Problem geworden.

Während der Trockenzeit ist es immer sehr schwierig für die Bara, genug Futter und Wasser für ihre Zebuherden zu finden, so müssen die Hirten ihr Dorf in der kargen Graslandschaft verlassen und tagelang die Rinderherden treiben, bis sie einen grossen Weideplatz in der Nähe eines Flusses finden. Deswegen zählt diese Bevölkerungsgruppe zu den Halbnomaden. Durch das Abbrennen des trockenen Grases sorgen sie beim Einsetzen des ersten Regens zwar für frisches, saftig nachwachsendes Gras, doch diese Methode zerstört die letzten Bäume und die Felder. Im Süden ist dies leider der Hauptgrund der Brandrodung.

Fianarantsoa – Isalo
Ihosy, die Hauptstadt der Bara-Volkstämme, liegt in der Nähe des gleichnamigen Flusses. Ihosy bedeutet “Seil“, so windet sich auch das Flussbett in dieser Region. Ihosy ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt: Hier zweigen die RN27 Richtung Osten auf die abenteuerliche Piste nach Farafangana und die RN13 bis hinunter zum Indischen Ozean nach Tolagnaro (Fort Dauphin) ab.

Wir befahren den letzten Streckenabschnitt unserer heutigen Etappe zwischen Ihosy und Ranohira. Diese 90 km lange Strecke führt uns durch die Hochebene von Horombe, eine unendliche baumlose Graslandschaft, auch hier eine Viehweide für die Bara-Nomaden. Die Strasse verläuft schnurgerade bis zum Isalo-Gebirge.

Endlich kommen wir in Ranohira an, dieses Städtchen ist der Ausgangspunkt für viele Wandertouren im Isalo Nationalpark. Langsam und gemächlich erkunden wir dieses Sandsteinmassiv aus der geologischen Jurazeit mit unterschiedlichen Landschaftsformen, geprägt durch Höhlen, Schluchten und Grotten. Es ist wirklich ein ideales Gebiet für Wander- und Trekkingtouren mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen.

Juli 2021; geschrieben von Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ambalavao und Umgebung

2210 – Ambalavao und Umgebung

Ambalavao befindet sich im Südosten der Region „Haute Matsiatra“ und liegt 57 km südlich von Fianarantsoa.


In Ambalavao kann man sehr gut
verweilen, schon wegen des Viehmarkts an jedem Mittwoch, der interessanten Ateliers für Kunsthandwerk und des grossen Anja Parks mit den Katta-Lemuren und den zahlreichen Reptilien und Vögeln.

Ambalavao bedeutet wörtlich “die neue Stadt oder der neue Stall“, denn hier ist das Zentrum des Zebuhandels in dieser südlichen Region von Madagaskar. Die Rinderhirten treiben ihre Zebus tagelang vom Süden her über die Berge bis zu dieser grossen Stadt. Tausende von Zebus werden wochenlang zu diesem bedeutendsten Viehmarkt an der Grenze des Hochlandes getrieben und bleiben in der Umgebung von Ambalavao montags und/oder dienstags. Am Mittwochsmarkt werden dann die fetten Buckelrinder verkauft, in LKWs verladen und in die Schlachthöfe von Fianarantsoa oder bis zur Hauptstadt Antananarivo transportiert. Eine ganz besondere Stimmung prägt diese Szenerie am Stadtrand von Ambalavao. Auf diesem grossen Marktplatz werden die prächtigen Zebus mit schönen Höckerformen von den Interessierten genau angeschaut und dann ersteigert, dazwischen rennen die Kälber herum. Am Ende dieses grossen Getümmels ist auf eine Anhöhe über dem Maktplatz der richtige Ort, um die Sonne untergehen zu sehen.

Das Zebu ist das Wahrzeichen der Stadt Ambalavao, auf dem Wappen befindet sich ein Zebukopf mit langen Hörnern, Symbol des Wohlstandes, des Reichtums und der Kraft. Tatsächlich ist das Zebu Mittelpunkt der madagassischen Kultur auf der ganzen Insel. Es hilft den Bauern bei der Feldarbeit, besonders denjenigen, die das ganze Jahr vom Ackerbau leben. Auch der wertvolle Zebudung wird im Reisfeld verteilt, bevor die Zebus das Feld weich stampfen. In der madagassischen Kultur spielen diese “Buckelrinder“ eine äusserst wichtige Rolle, denn bei der Beerdigung oder beim Famadihana-Fest werden immer eines oder mehrere Zebus zu Ehren der Vorfahren und der Lebenden geopfert. Anschliessend kommen die schönen Zebuhörner auf die Grabstätte und zieren das bunte Grabmal der Volkstämme im Süden Madagaskars.

Ambalavao und Umgebung
Die Häuser im Kolonialstil in der Stadtmitte von Ambalavao sind recht stattlich mit den schön gearbeiteten und bunt bemalten Balkonen. Die Architektur der Hochlandhäuser ist eine der Kuriositäten in dieser Stadt, sie sind erbaut teils aus Ziegeln, teils aus Natursteinen.

Nicht weit von der Hauptstrasse entfernt, auf dem Gelände des Hotels “les Bougainvilliers“ ist die Werkstatt für das berühmte “Blumenpapier“ angesiedelt. Der Antaimoro-Volksstamm, der an der Südostküste zwischen Manakara und Farafangana siedelt, hat diese Tradition eingeführt. “Antaimoro“ bedeutet wörtlich “die von der Küste“, oder auch “die Küstenbewohner“. Sie stammen aus dem Golf von Persien und haben die Kunst der Papierherstellung vor rund 500 Jahren mitgebracht. Sie waren die erste Ethnie, die lesen und schreiben konnte. Die Antaimoro verfügten schon seit langem über ihre eigenen Schriftzeichen, das “Sorabe“. Diese Schrift gehört zum wertvollsten Kulturgut Madagaskars, deswegen gelten sie seit Jahrhunderten als die besonders gebildete Bevölkerungsgruppe. Wertvolle Schriften und heilige Bücher wurden auf dem speziellen Papier der Antaimoro von diesen arabischen Einwanderern niedergeschrieben.


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Das Antaimoro-Papier wird traditionell aus der Borke des wild wachsenden Avoha-Baumes (ein Maulbeerbaumgewächs) hergestellt, der im trockenen Süden gedeiht. Die Rinde wird stundenlang gekocht, gewaschen und anschliessend mit Holzhämmern geklopft. Mit dem breiigen Teig wird dann das naturfarbene Papier hergestellt, das später mit frischen und bunten Blumen verziert wird, wobei viel Fantasie und Geschick bei der Wahl der Motive und der Farben an den Tag gelegt werden. Aus diesem schön verarbeiteten “Blumenpapier“ entstehen Andenken und Dekorationsgegenstände wie Lampenschirme, Schreibunterlagen, Papierbögen, Postenkarten.

Ambalavao und Umgebung
Die Seidenweberei ist in der Stadt Ambalavao auch sehr berühmt. Mit Seidentüchern wurden früher Herkunft und sozialer Status in der Gesellschaft markiert. Der Besucher kann sich in der kleinen Werkstatt im Stadtzentrum einen Einblick in die Verarbeitung der Seidenkokons verschaffen. Die Seide aus Ambalavao besitzt eine Spitzenqualität, denn die speziellen Raupen leben auf den Maulbeerbäumen “Avoha“, dieselben Bäume, die auch das Rohmaterial für das Papier Antaimoro liefern. Aus den Kokons wird der besonders feine Faden gesponnen und daraus entstehen dann die Seidentücher. Als traditionelle Tracht oder bei besonderen Zeremonien wird das feine und edle Seidentuch oder auf madagassisch “Lamba Landy“ von den Frauen und Männern als Überwurf über die Schulter getragen. Das kostbare Seidentuch ist bestimmt für die Lebenden sowie auch für die Verstorbenen. Bei vielen Ethnien in Madagaskar werden die Leichen bei der Bestattung in dieses kostbare Seidentuch oder „Lambamena“ gehüllt.

Bei jedem grossen Familienfest wird natürlich auch gern Wein getrunken. Die französischen Missionare haben hier im Süden den Anbau von Rebhainen während der Kolonialzeit eingeführt. Das französische Weingut „Soavita“ ist seit 1973 einer der grössten und bekanntesten Weinproduzenten in dieser südlichen Region. Weiss- und Rotweine von einfacher bis mittlerer Qualität werden für den einheimischen Markt produziert. Die Trauben werden während der Regenzeit im Januar oder Februar geerntet und die Besucher sind zu einer Weinprobe herzlich eingeladen.

Ambalavao und Umgebung
Naturliebhaber kommen natürlich auch auf ihre Kosten, denn der Anja Park, 13 km südlich von Ambalavao ist die Hauptattraktion in dieser Gegend. Dieser 30 ha grosse Park wurde von der einheimischen Bevölkerung im Jahre 2001 gegründet. Mehrere Gruppen von Katta-Lemuren, genannt auch “die Makis von Madagaskar“, leben in diesem Waldgebiet. Durch ihre auffällige Färbung, mit ihren langen, buschigen, schwarz-weiss geringelten Schwänzen und wegen ihrer relativen Häufigkeit gehören sie zu den populärsten Lemuren von ganz Madagaskar. Diese tagaktiven und neugierigen Lemuren sind an ein Leben auf dem Boden angepasst. Die Sonnenanbeter sind besonders im Trockenwald leicht zu finden, wenn sie sich in den Bäumen der Sonne zuwenden und so ihre Körper aufwärmen. Zwischen den riesigen Granitfelsen gedeihen endemische und seltenen Sukkulenten, Euphorbien und Orchideen, die typisch sind in dieser Trockenregion. In der Nähe sonnen oder tummeln sich auf den Felsenbrocken zahlreiche Reptilien wie Eidechsen, Skinke oder Leguane. Vielleicht trifft man auf dem Rundgang auch auf ein paar Chamäleons oder gefahrlose Schlangen.

Das Besteigen der Felsen ist lohnend schon wegen des fantastischen Rundumblicks über die eindrucksvolle Graslandschaft mit den rundlichen Felsen, sowie die umliegenden Dörfer mit den Weideflächen. Hier erfahren die Besucher auch mehr über die Geschichte der Betsileo-Volksgruppe. Zwischen den Granitblöcken befinden sich auch Grotten, in denen sich die Ureinwohner Madagaskars aufhielten, man findet auch eine ehemalige Grabstätte der Betsileo. Sie haben im 19. Jahrhundert gegen die feindlichen Bara im Süden und die herrschsüchtigen Merina im Norden gekämpft und hier Unterschlupf gefunden, weil sie unter der Herrschaft der Merina-Armee nicht leben wollten. Das damalige grösste Dorf in der Region, gleichzeitig auch der Sitz des letzten Betsileo-Königs, lag in der Region von Ifandana, 18 km von der Stadt Ambalavao entfernt. Seine Truppe wurde leider niedergemacht und nach der Sitte der siegreichen Merina durfte das Dorf nie mehr wiederaufgebaut werden, so entstand eine neue Siedlung nicht weit von Ambalavao und von daher stammt der Name Ambalavao, wörtlich übersetzt “die neue Stadt“.

Ein paar Kilometer nach Ambalavao fährt man auf der Nationalstrasse RN7 zwischen zwei imposanten Felsblöcken hindurch, diese bezeichnen die Grenze zwischen dem Hochland und den Weiten des “Grossen Südens“ und vom weitem sieht man schon die Ausläufer des Andringitra Massivs, das zweithöchste Gebirge Madagaskars. Dieser eindrucksvolle Nationalpark ist natürlich auch ein Besuch wert!

Juli 2021; geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch