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Pousse-Pousse in Antsirabe

 

 

Pousse-Pousse in Antsirabe

Salama aus Antananarivo. Ich heisse Fanasina. Unser heutiges Thema geht um die Rikscha in Antsirabe.

Wenn die Fortbewegungsmittel in Madagaskar ebenso zahlreich sind wie an jedem anderen Ort der Welt, gibt es ein von den Einheimischen sowie von den Reisenden besonders geschätztes Verkehrsmittel: die Rikscha oder „Pousse-Pousse“ oder kurz genannt „posy“.

Durch die Einwanderung von vielen chinesischen Arbeitern in der Hafenstadt Tamatave sind die Rikschas am Anfang des 20. Jahrhunderts hier auf der Insel Madagaskar eingetroffen. Als Relikt der Kolonialzeit bleiben sie eines der bevorzugten und praktischen Transportmittel auf der ganzen Insel auch bei Tag und Nacht.

Antsirabe gilt als die Hauptstadt der Rikscha, sie liegt im Herzen einer der produktivsten Regionen Madagaskars. Die Atmosphäre der Stadt hat eine entspannende Wirkung auf die Besucher. Es gibt durchschnittlich 5‘000 Einheiten dieses Verkehrsmittels in dieser Thermalstadt. Viele Bauern aus den umliegenden Städten kommen hier, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Seit paar Jahren ist dieser Beruf nun reglementiert und jeder Rikscha-Fahrer besitzt sein Rikscha-Papier.

Pousse-Pousse in Antsirabe
Dieses Transportmittel ist sehr beliebt bei Besuchern und Reisenden. Der Rikscha-Fahrer kann bei einem geführten Ausflug die Geschichte der Stadt erzählen, die Hauptattraktionen und die guten Restaurants zeigen und sogar zum interessanten Marktplatz mit den frischen Produkten des Landes fahren. Die Vazaha oder „Touristen“ sind natürlich die beliebten Fahrgäste, aber unterwegs trifft man öfter auch Rikscha, die Kinder zur Schule bringen, oder mit Händlern, die ihre Waren mit der Rikscha ausliefern, als Fahrgästen.

Bei  einer kurzen Stadtrundfahrt ausserhalb der Stadt kann man Mamy’s Miniaturwerkstatt besuchen. Seit 1984 arbeitet er selbständig und fertigt in seiner Werkstatt  Miniatur Pousse-Pousse an. Er spezialisiert sich auf Materialien mit Recycling Produkten, aus einem Telefondraht macht er zum Beispiel die Reifen.

Seine Produkte sind in vielen Hotels in Antsirabe ausgestellt und er freut sich über jeden Besuch. Besonders bei Hochsaison zwischen Juli und Oktober ist in seiner Werkstatt sehr viel los und die Besucher kaufen gern seine Miniatur Pousse-Pousse, Miniatur-Fahrräder oder Miniatur-Motorräder als Mitbringsel für zu Hause.

So liebe Madagaskarreisende, wenn Sie mehr über die Stadt Antsirabe und die interessante Rikschafahrt wissen möchten, können Sie unsere Kollegen im Madagaskarhaus in Basel kontaktieren.

Bis bald auf die facettenreiche Insel!

Antsirabe – Morondava

2800 – Antsirabe – Morondava

Wir nehmen Abschied von der “Stadt der Edelsteine“ und setzen unsere Entdeckungsreise vom Hochland zur Westküste fort.


Unsere heutige Etappe führt uns von Antsirabe zur kleinen malerischen Stadt Morondava, die sich etwa 530 km von Antsirabe entfernt befindet. Wir fahren also von rund 1400 Metern über Meer hinunter zur Meeresküste. Von den Weinbergen um Antsirabe zu den Baobabs im Menabe.

Wir verlassen die Thermalstadt und fahren auf der Nationalstrasse RN 34 Richtung Westen. Ein Teil dieser Nationalstrasse, die Antsirabe mit Morondava verbindet, wurde 1988 neu hergerichtet, so ist der erste Streckenabschnitt bis zum Ort Miandrivazo noch asphaltiert und gut befahrbar. Der weitere Abschnitt ab Miandrivazo bis Mahabo und Befotaka ist allerdings bereits in so schlechtem Zustand, dass wir langsam und vorsichtig fahren müssen. Deswegen dauert die direkte Autofahrt ab Antsirabe nach Morondava etwa 9 Stunden, je nach den Pausen die wir unterwegs einlegen.

Unterwegs erhalten wir einen Eindruck über die Lebensweise der Dorfbewohner. Entlang der Hauptstrasse reihen sich die typischen Hochlandhäuser aus Ziegelsteinen mit farbfrohen Holzbalkonen. Meist sind sie noch mit Gras oder Reisstroh bedeckt. Kleine Epicerien (Kleinkrämerläden), wo fast alle benötigten Lebensmittel verkauft werden, bieten in den Dörfern Grundbedürnisartikel feil. Auch Garküchen, Metzgereien mit frischem, fettem Zebu- und Schweinfleisch und Wurst, liegen direkt an der Strasse. An den Holzbalkonen hängen Maiskolben zum Trocknen und auf dem Hof sind die stärkehaltigen Nutzpflanzen wie Reis, Maniok oder Soja auf Bastmatten zum Trocken ausgelegt.

Antsirabe – Morondava
Dieser Streckenabschnitt bietet viel an landschaftlicher Schönheit. Antsirabe und seine Umgebung sind ein vulkanisches Gebiet und somit sehr fruchtbar. Die grünen Reisfelder gehören wie überall auf dem Hochland zum Landschaftsbild. Auch Obst- und Gemüsefelder prägen die wunderschöne Vulkanlandschaft. Kinder und Frauen sitzen unter ihren Sonnenschirmen am Strassenrand und versuchen die verschiedenen frischen Produkte wie leckere Orangen, süsse Pfirsiche, reife Äpfel und Birne, sowie Tomaten, Zwiebeln, Karotten, Kartoffeln und verschiedene Kräuter den vorbeifahrenden Autofahrern zu verkaufen. Erstaunlich, aber hier in Antsirabe gedeihen Reben und wird Wein gekeltert.

Etwa 22 km westlich von Antsirabe taucht das malerische Dorf Betafo (wörtlich “wo es viele Dächer gibt“) auf. Nach einer Legende sind die Bewohner in diesem kleinen Hochlanddorf Nachkommen der “Vazimbas“, der “Ureinwohner“ Madagaskars, deren Herkunft wissenschaftlich noch nicht geklärt ist. Die breite Strasse führt uns direkt zum kleinen Marktplatz. Der Treffpunkt der Bauern auf diesem bunten Markt findet montags statt, hier verkaufen sie ihre Landwirtschaftsprodukte. Auf den zahlreichen Verkaufsständen sehen wir fast alles, was man im Alltag braucht: frisches Gemüse, Früchte in allen Variationen, Kräuter und Medizinpflanzen, Geflügel und fertig gekochte Gerichte. Aber auch Kleider und Schuhe, Geräte und Werkzeuge.

Am südlichen Rand des Dorfes liegt eine grosser Kirchenbezirk mit einer imposanten Kirche mit zwei Türmen. Es ist die erste Kirche, die die lutherianischen Missionare aus Norwegen Ende des 19. Jahrhunderts bauten.

Lohnenswert ist auch eine kurze Pause am Kratersee Tatamarina einzulegen, von wo aus wir einen herrlichen Blick über die weite Eben haben. Je nach Programm können wir noch die Wasserfälle von Antafofo besichtigen. Diese idyllischen Wasserfälle befinden sich etwa drei Kilometer ausserhalb von Betafo, inmitten einer vulkanischen Landschaft und üppigen Reisfeldern. Erloschene Kraterkegel und durchbrochene Vulkankrater sind zu sehen.


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Antsirabe – Morondava
Nach diesem erlebnisreichen Zwischenstopp setzen wir unsere Reise fort. Plötzlich verändert sich die Landschaft! Wir durchfahren die zentrale Hochebene mit ihrer trockenen Landschaft. Das feuchte, fruchtbare Vulkangebiet des Hochlandes ist weiten Weideflächen in nahezu unbewohnter Hügellandschaft gewichen. Der Boden ist ausgeschwemmt und erodiert, kein Wald wächst darauf. Es sieht eher aus wie eine Grassteppe mit vielen Hügeln durchsetzt. In den kleinen Nebentälern fliessen einigen Flüsschen, hier ist es etwas feuchter und so wird überall, wo möglich, Reis angebaut.

Nachdem wir den nächsten Ort Mandoto erreicht haben, befinden wir uns nicht mehr im Land der Merina- und der Betsileo-Volksgruppen, sondern bereits im Land des Sakalavavolkes. Mandoto bedeutet wörtlich übersetzt “wo es schmutzig ist“. Doch anders als der Name vermutet lässt, verfügt dieser Ort über viele kleine, saubere madagassische „Hotely“.

Trotz der Kargheit der Landschaft ist das Panorama eindrucksvoll. Die Fahrt geht über grasige Bergkuppen; es sind die letzten Ausläufer des Bongolava-Massivs. Reisfelder sehen wir kaum noch, eher wechseln sich hier erodierte Berge mit weiten Graslandschaften ab. Das nächste kleine Dorf auf diesem Streckenabschnitt heisst Dabolava. An einem kleinen Fluss versuchen zahlreiche Goldwäscher, darunter Frauen und auch Kinder, ihr Glück. Dank des vulkanischen Gesteins werden hier das gelbe Edelmetall, aber auch Fossilien und versteinerte Muscheln gefunden. Es ist wirklich eine mühselige Arbeit: Männer und Kinder schaufeln im Fluss den Sand und die Frauen waschen ihn in hölzernen Goldpfannen aus.

Nach 245 km gelangen wir in die nächste, grosse Stadt Miandrivazo (wörtlich übersetzt “ich erwarte eine Frau“). Woher kommt dieser mysteriöse Name? Es gibt unterschiedliche Versionen: Während der Merina-König Radama I. seine Eroberungszüge im frühen 19. Jahrhundert gegen einen Sakalava-König führte, hatte er viele Krieger verloren und machte deshalb aus politischen Gründen die schöne Sakalava-Prinzessin Rasalimo zur seiner 12. Frau, damit der Sakalava-König auf einen Verteidigungskrieg verzichtete. Nach einer anderen Version nahm der machthungrige Radama I. die Prinzessin Rasalimo als Geisel, aber er verliebte sich in sie und heiratete sie schliesslich. Der Sakalava-König machte dann sein Königreich zu einem Teil des Königshauses des Merina-Volkstammes. Radama I. wartete in Miandrivazo auf seine Braut. Darum wurde dieser Ort “Miandrivazo“ genannt.

Schon einige Kilometer vor Miandrivazo wird die Landschaft wieder grün. Überall am Strassenrand wachsen viele Bäume, Bambus und selbst Mangroven. Die Stadt Miandrivazo liegt malerisch am Fusse der Berge am Ufer des Fluss Mahajilo, einem grossen Zufluss des noch viel mächtigeren Tsiribihina. Durch seine Lage in einem Tal zwischen dem Bemaraha-Plateau im Westen und dem Bongolava Massiv im Osten gehört Miandrivazo zu den heissesten Orten Madagaskars. Hier ist auch die beste Zeit, sich die Mittagspause zu gönnen, denn hier finden wir zahlreiche Hotelys und Restaurants.

Antsirabe – Morondava
Miandrivazo ist der Ausgangspunkt für die erlebnisreiche und abenteuerliche Flussfahrt auf dem Tsiribihina-Fluss bis Belo sur Tsiribihina. Diese Fahrt gibt uns die Möglichkeit, in direkten Kontakt mit den Einheimischen zu treten. Tsiribihina heisst wörtlich übersetzt “wo man nicht ins Wasser springt“, da dieser rote Fluss von Krokodilen bewohnt ist! Mit Hilfe der ortskundigen Guides ist die Beobachtung der Krokodile, die sich auf den Sandbänken sonnen, eines der Highlights auf dieser Flussfahrt. Die Landschaft beeindruckt immer wieder: mit dem herrlichen Wasserfall Anosin’ Ampela, den endemischen Heilpflanzen, den Baobabs und mit verschiedenen Plantagen. Die Fahrt durch eine Schlucht mit Grotten – eine riesige Wand aus Felsen mit zahlreichen Höhlen, in denen unzählige Fledermäuse und Flughunde zuhause sind – gehört zum Höhepunkt dieser Expedition. Die Beobachtung von zahlreichen Vögeln, Lemuren, die in den Baumwipfeln herumspringen, macht diese Bootsfahrt noch erlebnisreicher! Zelt mit Moskitoschutz, Taschenlampe und Schlafunterlage sind für den Trip unentbehrlich.

Die folgenden 166 km der Strasse ab Miandrivazo in südlicher Richtung nach Malaimbandy ist leider nicht mehr gut befahrbar. Diese Strasse wurde zwar in den 80er Jahren renoviert, aber die schweren Überschwemmungen während der Regenzeit und die heftigen Zyklone haben sie wiederholt beschädigt. Von Miandrivazo führt die Nationalstrasse entlang des Flusses Mahajilo und zahlreichen kleinen Seen, wie dem See “Malaizohari“ oder “der See, der keine Männer mag“. Wie sein Name schon sagt, dürfen Männer hier nicht schwimmen. Zahlreiche Fischer sollen darin schon umgekommen sein.

Je weiter wir in Richtung Westküste fahren, desto wärmer und feuchter wird die Luft. Wir passieren etliche Brücken und Flussarme, in denen die Kinder der nahegelegenen Dörfer fröhlich spielen und schwimmen. Die Frauen waschen im Fluss die Kleider und erzählen den letzten Tratsch aus dem Dorf. Die Sakalava-Männer fahren mit ihren kleinen Einbäumen auf dem Fluss und versuchen, ihr Abendessen zu fangen. Ein idyllisches Bild, wie so oft in Madagaskar.

Antsirabe – Morondava
Weiter verläuft die Piste durch Mango- und Tabakplantagen. Die Gegend von Marolefo (bedeutet “viele Speere“) und Malaimbady ist sehr bekannt für ihre Tabakplantagen. Die erstklassigen Tabakqualitäten werden ins Ausland exportiert und oder in der Marke Mélia zu madagassischen Zigaretten verarbeitet. Nach ein paar Kilometern Fahrt tauchen schon die ersten Palmenarten wie die Badika-Palmen auf, aber auch die heiligen Tamarindenbäume, deren Früchte sehr reich an Vitamine C sind. Überall am Rand der sandigen Piste gedeihen die Jujubier-Bäume, die die extreme Trockenheit ertragen können und leider die heimische Vegetation verdrängen. Zebus fressen ihre Früchte und verbreiten so die Samen.

Ab dem kleinen Dorf Malaimbandy folgen wir der RN 35 Richtung Morondava. Mailambady heisst so viel „ich mag keine Lügen“. Eine Legende erklärt die Entstehung des Namens von Malaimbandy. Der König Radama I. hörte von der Schönheit eines Mädchens im Westen seines Reiches und beschloss, sie zu heiraten. Der König erklärte ihr, dass er sie zur Frau nehmen wolle, aber das Mädchen war gar nicht begeistert und antwortete ihm ehrlich: „Ich mag keine Lügen!“

Dieser Streckenabschnitt ab Malaimbandy bis Morondava ist wieder asphaltiert. Die Vegetation wechselt erneut, denn die Reste von trockenen Primärwäldern unter dem Schutz des WWF prägen die Landschaft. In Mahabo (bedeutet “heiliger Ort“), der ehemaligen Hauptstadt des Sakalava-Reiches, liegt ein Stausee, der mit Hilfe eines ausgeklügelten Kanalsystems das gesamte Agrarland der Umgebung, die Reisfelder und die Stadt Morondava mit Wasser versorgt.

In diesem kleinen Ort befinden sich die schönsten Königsgräber der Sakalava-Könige. Von Mahabo aus sehen wir schon fast das Meer. Über weite Strecke durchqueren wir ein fruchtbares Agrargebiet mit Zitrus-, Erdnuss-, Tabak- und Zuckerrohrplantagen. Und wir treffen auf die ersten Baobabs, die sich mächtig über die Landschaft erheben – und doch zierlich und schlank wirken. Danach tauchen schon bald die ersten Kokospalmen auf. Direkt am Ortseingang von Morondava heissen uns zwei Baobabs rechts und links der Strasse herzlich willkommen, sie bilden das “Tor von Morondava“.

Endlich gelangen wir in die Hafenstadt Morondava mit einem lebhaften Mark im Stadtzentrum, wo alle landwirtschaftlichen Produkte, die wir unterwegs gesehen haben – auch wilder Honig und gepökelter Fisch – zum Verkauf angeboten werden. Morondava, mitten im “Land der Baobabs“, ist auch Ausgangspunkt für verschiedene erlebnisreiche Ausflüge in die wunderschöne Natur mit endemischen Pflanzen und Tieren und auch, um das geologische Wunder, die “Tsingy von Bemaraha“ zu entdecken.

Januar 2021, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Antsirabe – Ranomafana

2610 – Von Antsirabe nach Ranomafana

Unser heutiges Ziel ist der Nationalpark Ranomafana, der im Südosten Madagaskars liegt und zum riesigen Regenwald von Antsinanana gehört.


Von Antsirabe aus fahren wir auf der RN7 durch das Hochland Richtung Süden bis nach Ambohimahasoa. In Alakamisy-Ambohimaha biegen wir nach Osten ab und nehmen die Nationalstrasse RN45. Die Fahrt auf der immer geteerten Strasse dauert etwa 5 Stunden. Im Dorf Ranomafana erwarten uns herrliche Wanderungen durch den Nationalpark mit seiner vielfältigen Flora und Fauna.

Wir verlassen Antsirabe, die Stadt der Kunsthandwerker und der Edelsteine und fahren bald entlang des Manja-Flusses. Über die welligen Hügel des Hochlandes gibt es viel zu sehen. Wir tauchen ein ins Land des Betsileo-Volksstamms.

Meist ist die Landschaft baumlos und in den Senken finden wir Reisfelder. Je weiter wir nach Süden kommen desto mehr steigen die Reisfelder auch an den Hängen in die Höhe, so wie wir sie aus Südostasien kennen.

Die alten Häuser haben oft Balkone aus Palisander. Früher gab es hier noch ausgedehnte Wälder mit verschiedenen Edelhölzern. Heute wird aus dem Holz meist Holzkohle hergestellt und in die Städte geliefert. Der Wald hat sich zu schütteren Landschaften gewandelt.

Antsirabe – Ranomafana
Auf der weiteren Fahrt nach Süden lohnt sich einen Zwischenstopp in Ambositra (“Stadt der Eunuchen“ oder “wo es viele Rinder gibt“), einer wichtigen Stadt des Volksstammes der Betsileo. Hier finden sich vor allem geschickte Handwerker mit ihrer Holzschnitzerei und den filigranen Einlegearbeiten. Die Holzkünstler sind über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die Kunstfertigkeit der Einheimischen ist in etlichen Ateliers der „Zafimaniry-Kunst“ bestaunen. Ab Ambositra kann man verschiedene Wanderungen oder Trekkings ins Zafimaniry-Gebiet unternehmen. Hier können wir je nach Interesse einige Tage in den Dörfern verbringen. Das Dorf Antoetra ist Ausgangspunkt für Wanderungen zu den Zafimaniry-Dörfern wie Ankidodo, Faliarivo, Fempina oder Tetezandrotra. Der lokale Führer wird uns die Architektur der Zafimaniry-Häuser erklären. An Fenstern und Türen finden wir verschiedene geschnitzte Motive. Während dieses Trekkings müssen wir im Zelt übernachten, denn hier gibt es keine touristische Infrastruktur.


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Wir setzen unsere Reise fort und unterwegs bemerken wir, dass viele Leute – vor allem in den Dörfern – barfuss gehen. Die Madagassen mögen das Barfuss-Gehen, denn es ist praktisch und normal für ihre Arbeit – die meisten Madagassen sind Bauern. Barfuss-Gehen ist kein Zeichen der Armut. Viele Leute gehen barfuss zur Arbeit, auf den Strassen und aufs Feld. Nur sonntags tragen die Leute Schuhe. Es gibt verschiedene madagassische Schuhe wie Kapa (importierte Flip-Flops) und Plastiksandalen (kapa kyranil). Diese Letzte sind die Meistbenutzten auf dem Land. Traditionell ist es an manchen Orten verboten (fady), Schuhe zu tragen, weil die Orte heilig sind, z.B. die Königspaläste (Rovas).

Von Ambositra aus fahren wir wiederum durch Hügellandschaften, die Strecke ist jetzt kurvenreich und schmal. Unterwegs stossen wir immer wieder auf Zebu-Hirten mit ihren Herden aus dem Süden. Die Landschaft verändert sich, die Wälder bestehen aus Eukalyptus, Kiefern und anderen Bäumen, nur die angelegten Reisterrassen bleiben noch zu bewundern. Verschiedene Früchte wie Tapia, Physalis oder Mangos werden unterwegs von Frauen und Kindern angeboten.

Antsirabe – Ranomafana
80 km ab Ambositra erreichen wir das Städtchen Ambohimahasoa. Die meisten Reisenden machen hier einen Zwischenstopp, um das Mittagessen einzunehmen. Entlang der asphaltierten Strasse setzten wir unsere Reise bis Alakamisy-Ambohimaha fort. Hier verlassen wir die RN7 und fahren auf der Nationalstrasse RN45 bis zum Nationalpark und dem gleichnamigen Dorf Ranomafana.

Der Nationalpark von Ranomafana gilt als einer der Höhepunkte auf einer Madagaskar-Reise, nicht nur wegen seines Reichtums an endemische Pflanzen und Tieren, sondern auch wegen der Thermalquelle und der wunderschönen Landschaft. Dieser Park beherbergt einen der letzten Bergnebelwälder der Erde.

Januar 2021, geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Antsirabe – Fianarantsoa

2100 – Antsirabe – Fianarantsoa

Unsere heutige Etappe führt uns nach Fianarantsoa, die Hochlandstadt des Betsileo-Volkstammes.


Diese drittgrösste Volksgruppe Madagaskars hat viel Talent: Reisbauern, Kunsthandwerker, Backsteinhersteller und noch viel mehr. Lassen wir uns diese Multitalente heute entdecken!

Wir verlassen schweren Herzens Antsirabe, die “Stadt der Edelsteine“ und fahren auf der Hauptverbindungstrasse RN7 Richtung Südwestküste weiter. Heute fahren wir rund 245 km bis Fianarantsoa, der Hauptstadt der Betsileo-Volkstämme. Kurvenreich schlängelt sich die Strasse durch Reisfelder, grüne Gebirgszüge und pittoreske Hochlanddörfer.

Dieser Streckenabschnitt zwischen Antsirabe und Fianarantsoa bietet wirklich viel Abwechslung an Landschaften und Leuten. Am Anfang bewundern wir bereits die kunstvoll angelegten Reisfelder, die besten Landschaftsarchitekten und Reisbauern von ganz Madagaskar sind nämlich die Betsileo, sie sind die Spezialisten für die Terrassenkultur auf der ganzen Insel.

Nach ein paar Kilometern durchfahren wir eine schöne Gebirgslandschaft, gesäumt mit Kiefern-, Pinien und Eukalyptuswäldern. Rund 70% des abgeholzten Holzes auf der Insel werden leider fürs Kochen verwendet. Schliesslich benutzt ein Grossteil der Stadt- und auch der Landbewohner in ganz Madagaskar Holzkohle als Brennstoff zum Kochen. Als Nebenberuf sind die meisten Bauern auch als Holzkohlemacher tätig. Zeugen davon sind die weissen Säcke, gefüllt mit Holzkohle am Rand jeder Nationalstrasse, die bereit zum Verkauf sind. Auf Madagaskar sagt man, dass das gekochte Essen mit Holz oder Holzkohle viel besser schmeckt als auf dem Gasherd zubereitet!

Antsirabe – Fianarantsoa
Unterwegs stossen wir öfter auf die schwer beladenen Zebu-Karren. Sie transportieren verschiedene Produkte wie Reis, Gemüse und vor allem Holzkohle in die nächste Stadt. Besonders während der Reisernte müssen sie den Reis und das Reisstroh zum Dorf bringen, deswegen sind diese Karren während der Erntezeit viel unterwegs. Oft müssen die Bauern das Dorf früh verlassen und bilden lange Konvois, da hat ein Bauer einen Grossauftrag ergattert und alle helfen mit, die Ware rechtzeitig abzuliefern. Meistens sind sie zwei bis drei Tage unterwegs, bis sie die Stadt erreichen, so sind mehrere Karren überdacht, damit die Fahrer drinnen übernachten können.

Wir durchfahren auf 1’500 Meter über dem Meeresspiegel Nadelwälder, die einen Geruch nach Kiefern, Eukalyptuswäldern, Pinien und Kräutern verbreiten. Wieder bergab führt die Strasse zum Fluss Mania, der zwei Drittel der Breite Madagaskars durchquert, bevor er in den grossen Tsiribihina-Fluss an der Westküste mündet.

Nach ein paar Kilometern erreichen wir die Stadt Ambositra (wörtlich heisst dies, «wo es viele Rinder gibt»). Links und rechts sehen wir in den Bergen und Tälern zahlreiche Reisterrassen, denn die Betsileo (wörtlich übersetzt die „Fleissigen“, oder „die zu zahlreich, um besiegt zu werden“) sind sehr leistungsfähige Reisbauern. Viele Bauern arbeiten auch sonntags auf dem Feld, die starken Zebus pflügen den ganzen Tag den Boden, die Frauen stehen stundenlang im schlammigen Feld und stecken die Reissetzlinge in Reihen… eine Knochenarbeit!


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Die Betsileo bewohnen hauptsächlich das südliche Hochland und so wie die Merina-Stämme, sind sie auch Nachfahren malaiisch-indonesischer Einwanderer. Beide Kulturen sind sehr ähnlich, denn die Betsileo errichten wie die Merina grosse steinerne Familiengräber und praktizieren auch die Zweite Bestattung (famadihana) während des kühlen Südwinters zwischen Juli und September.

Antsirabe – Fianarantsoa
Die typischen malerischen Betsileo-Dörfer am Fuss der Gebirge oder umgeben von grossen Reisfeldern lassen sich unterwegs immer wieder bestaunen und fotografieren. Diese Volksgruppe wohnt in einfachen traditionellen Backsteinhäusern ohne Schornstein, bei denen der Rauch durch das Fenster oder durch das Strohdach abzieht. Die Farben und Holzbalkone sind den Merina-Häuser sehr ähnlich.

Auf den Holzbalkonen wird Mais zum Trocknen aufgehängt und auf dem Hof wird die stärkeliefernde Nutzpflanze Maniok auf Bastmatten ausgelegt. Auch wenn die Betsileo als “tüchtige Bauern“ bezeichnet werden, reicht die Reisernte für die normalen Bauern leider nicht bis zur nächsten Ernte, so pflanzen sie zusätzlich noch Maniok, Süsskartoffeln, Taro für den Eigenbedarf an. Daneben prägen auch noch endlose Obst- und Gemüsefelder die schöne Landschaft. Die Kinder sitzen am Strassenrand und verkaufen die reifen Früchte je nach Saison: die süss sauren Pok Pok Früchte, die saftigen Mangos, die leckeren Orangen oder die wohl riechenden Passionsfrüchte.

Bei einem Zwischenstopp in Ambositra können wir feststellen, dass die Stadt als das Zentrum für kunstvolle Holzschnitzereien oder Einlegearbeiten aus farbigem Holz gilt. Bei einem Besuch in einer der Kunstwerkstätten erhalten wir Einblick in die fachmännisch geschnitzten Holzarbeiten, alle noch mit traditionellen Methoden gearbeitet. Entlang der Strasse finden wir zahlreiche Geschäfte mit verschiedenen Kunstarbeiten: kleine Figuren, Statuen, Masken, Töpfe, aus verschieden Hölzern. Das Fanorona-Brettspiel ist auch ein schönes Andenken. Man spielt es in Madagaskar fast so häufig wie in Europa das Schachspiel, aber mit ganz anderen Regeln.

Ambositra ist auch Ausgangspunkt für Bergwandertouren zu den Zafimaniry-Volkstämmen, die berühmten Schnitzkünstler in der Region. Diese ethnische Gruppe ist dem Betsileo Stamm nahe verwandt. Ihre hölzernen Hütten, Fenster und Türen sind mit wunderschönen Schnitzereien verziert und ihre geschmackvollen Holzarbeiten erinnern besonders an arabische und afrikanische Länder. Wir können hier den Zafimaniry-Holzschnitzern bei der Arbeit zuschauen und direkt bei ihnen die Souvenirs oder Mitbringsel für zu Hause erstehen. Es ist wirklich bewundernswert, wie mit ganz einfachen Mitteln feine Einlegearbeiten ausgesägt und ineinander gepasst werden. Aus Edel- oder Naturholz werden auch geschmackvolle Statuen, Kerzenhalter oder viele andere Gegenstände hergestellt.

Nach dem Besuch dieser Handwerksstätten bewegen wir uns weiter auf dem Weg nach Süden. Bei der Weiterfahrt erhalten wir wieder einen tollen Ausblick über die ockerfarbenen und braunen Hochlandhäuser zwischen den grünen Reisterrassen: Die meisten Häuser der Betsileo sind aus Lehm oder Ziegel gebaut. Ein Backsteinhaus ist immer noch ein Symbol des Wohlstandes.

Die harte Arbeit der Backsteinarbeiter in der prallen Sonne ist bewundernswert. In der Trockenzeit zwischen Mai und Oktober werden die vielen lehmigen Reisfelder im Hochland zu Backstein-Fabriken umfunktioniert. Gern kann der Fahrer am Strassenrand spontan halten und die Arbeiter fragen, ob wir bei den verschiedenen Arbeitsschritten der Ziegelherstellung zuschauen und auch fotografieren dürfen. Der Ton oder die laterithaltige Erde werden aus dem Reisfeld eimerweise in Haufen gesammelt, dann mit Flusswasser gemischt und in eine hölzerne Pressform gedrückt. Schliesslich werden die geformten Backsteine einer neben dem anderen ausgebreitet und an der Sonne tagelang getrocknet. Nach ein paar Tage wird ein riesiger Backsteinstapel mit Hohlräumen aufgeschichtet und angefeuert. Viele Familien leben das ganze Jahr von diesem Handwerk. Auch eine gute Einnahmsquelle neben dem Reisanbau!

Antsirabe – Fianarantsoa
Etwa 80 km nach Ambositra taucht das schöne Städtchen Ambohimahasoa (wörtlich bedeutet dies “das nützliche Dorf“) auf. Die Strasse führt durch wellige Hügel, durchzogen von reisbebauten Talsenken. Was wir bereits vor Ambositra gesehen haben, wird hier zur eigentlichen poetischen Traumlandschaft, nach jeder Kurve erscheint ein neues Bild, die Gebirgsregion schön terrassiert mit Gemüse oder Früchten und die Reisterrassen in verschiedenen grünen Schattierungen. Diese terrassierten Reisfelder erinnern wirklich an die fremden Landschaften in Indonesien und Malaysia. Dies beweist, dass diese ethnische Gruppe aus dem südostasiatischen Raum kam und die Kunst des Reisterrassenanbaus von dort mitgebracht hat und noch immer sehr gut beherrscht. Tatsache ist, dass diese Gegend wirklich als Reiskammer Madagaskars im Süden gilt.

Endlich kommen wir an unserem heutigen Ziel an: Fianarantsoa (wörtlich übersetzt “wo man das Gute lernt“) ist seit dem 19. Jahrhundert die Hauptstadt des Betsileo-Landes. Das dicht besiedelte Kernland von Fianarantsoa liegt auf einem Hochplateau und erstreckt sich entlang der RN7. Fianarantsoa ist auch der Ausgangspunkt der erlebnisreichen Zugfahrt vom Hochland bis zur Südostküste, eine unvergessliche Reise in die Vergangenheit. Eisenbahn-Romantik pur.

November 2020, geschrieben von Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Antsirabe

2010 – Stadt Antsirabe

Antsirabe, die drittgrösste Stadt Madagaskars, liegt etwa 170 km südlich der Hauptstadt Antananarivo an der Nationalstrasse Nummer 7 (RN 7).


Antsirabe liegt mitten in der Region Vakinankaratra, die derzeit etwa 3 Millionen Menschen beherbergt. Vakinankaratra ist eine der 22 Regionen, in die Madagaskar administrativ aufgeteilt ist.
Antsirabe ist auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt zwischen dem Hochland und der RN 34 Richtung Südwesten nach Miandrivazo und weiter ins „Land der Baobabs“.

Das Herz der Region von Vakinankaratra liegt inmitten eines fruchtbaren Beckens auf etwa 1’500 m über dem Meeresspiegel, umgeben von bis zu 2’300 m hohen Bergen zwischen vier erloschenen Vulkanen. Antsirabe gehört zu den kältesten Regionen des Hochlandes.

Die Stadt Antsirabe wurde um 1872 vom norwegischen Missionar Rosaas gegründet. Aufgrund des kühlen Klimas und der Heilkräfte der Thermalquellen blieben viele Norweger längere Zeit in dieser Stadt. Der Stadtname kommt von den madagassischen Wörtern Any, sira und be (das bedeutet wörtlich “wo es Salz im Überfluss gibt“), wegen des salzhaltigen, gesunden Wassers und wegen der Qualität der Böden und Gewässer, die sehr reich an Mineralsalzen sind. Die Legende erzählt auch, dass damals eine grosse Menge an Steinsalz in der südlichen Region abgebaut wurde.

Wegen der kühlen Bergluft und seiner Thermalquellen wird die Stadt auch das “Vichy Madagaskars“ genannt. Schon im 19. Jahrhundert waren den Merina-Monarchen die heilsame Wirkung der Thermalquellen bekannt, auch die Kolonisten und die Missionare kamen regelmässig zu diesem beliebten Erholungs- und Kurort.

Noch heute sprudelt die warme Thermalquelle in den kleinen See Ranomafana (wörtlich bedeutet es “heisses Wasser“) und zur Zeit geniesst die medizinische Abteilung für rheumatische Erkrankungen oder Leberprobleme in diesem Kur- und Heilzentrum noch immer einen hervorragenden Ruf und die Kuren sind vor allem preiswert.

Symbol dieser “guten alten Zeit“ bleibt das riesige Kolonialhotel “Des Thermes“ nahe der Thermalquelle, gebaut im Jahr 1897. Dieses imposante Hotel diente in den 1950er Jahren als Exilsitz des Königs Mohammed V. aus Marokko. Die breite, mit Jacaranda-Bäumen gesäumten Allee, die schnurgerade zum alten Kolonialbahnhof führt, die Baustile der zahlreichen Kolonialvillen inmitten riesiger Parks, die historischen Bauwerke wie die katholische Kathedrale oder die alten Gebäude der Thermalbäder (beide auch von den norwegischen Missionaren erbaut) künden von der einstigen Bedeutung dieses früheren Kurortes.

Noch heute ist die Hauptstadt der Region Vakinankaratra eine wohlhabende Stadt, schon wegen des fruchtbaren vulkanischen Bodens und wegen der Nähe zur Hauptstadt Antananarivo. Das Wirtschaftsleben beruht auf den hier ansässigen Industriebetrieben, die vielen Leuten Arbeitsplätze bieten. Auf dem Weg zu den beiden Kraterseen Tritriva und Andraikiba liegt die grösste Bierbrauerei des Landes. Das THB (Three Horses Bier) wird nämlich hier gebraut. Die drei roten Pferdeköpfe sind sehr beliebt bei Bierkennern.

Es werden auch Baumwolltücher in Textilfabriken hergestellt, dann gibt es die Zigarettenmanufaktur, die Seifen- und Zementfabrik. Sie alle sind am Stadtrand entlang der Nationalstrasse RN7 Richtung Süden angesiedelt.

Einige milchverarbeitende Betriebe, die Joghurt, Butter, Käse oder Sahne herstellen, befinden sich ebenfalls in dieser Industriestadt. Der bekannten Käserei “chez Betty“ kann man einen Besuch abstatten. Betty ist Schweizerin und vor 45 Jahren für ihre Missionsarbeit mit Kindern und Jugendlichen in Madagaskar eingetroffen. Inzwischen hat sie sich für die Käseherstellung wie Raclette-Käse oder Swiss Mutschli spezialisiert.


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Auf einem Stadtrundgang durch die breiten Avenuen im Stadtzentrum darf man den grossen Monolithen oder die Steinstele mit den “Wappen“ der 18 verschiedenen Ethnien Madagaskars nicht verpassen.

Die sozialen und kulturellen Bräuche und die alltäglichen Aktivitäten jeder dieser Bevölkerungsgruppe unterscheiden sich je nach der Region: die meisten sind Bauern, Viehzüchter oder Hirten an den südlichen Küsten oder im nördlichen Binnenland, die Küstenbewohner sind hauptsächlich Fischer oder Seeleute.

Das übliche und praktische Transportmittel in dieser Thermalstadt ist bis heute die Rikscha geblieben. Das Wort stammt ursprünglich aus dem japanischen Wort „jinrikisha“ und bedeutet wörtlich “von Menschen angetriebenes Fahrzeug“. Die Rikschas wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den Chinesen zuerst in der Hafenstadt Tamatave eingeführt. Während der Kolonialzeit nannten die Franzosen dieses Transportmittel “Pousse-Pousse“, weil das Zweiradgefährt damals von einer Person gezogen und von einer zweiten von hinten geschoben wurde, daher ihr Name wörtlich “schieb, schieb“.

Antsirabe wurde dann im Laufe der Zeit als die “Stadt der Rikschas“ bezeichnet. Tausende von Rikschas verkehren Tag und Nacht durch die Stadt sogar bis in die Vororte, so dass diese leuchtend roten, grünen, blauen Farben der Rikschas mit ihren einfallsreichen Namen und die Fahrgeschicklichkeit der Rikscha-Männer sofort ins Auge stechen.

Die Rikschas sind auch für die Einheimischen ein beliebtes und preiswertes Transportmittel. Jeden Tag fahren die Hausfrauen damit zum Markt, einige Familienväter begeben sich damit zur Arbeit und die vielen Schulkinder nehmen dieses Verkehrsmittel auf ihrem Weg zur Schule.

Die Mineralienfreunde besuchen gerne diese “Stadt der Edelsteine“. Die Umgebung von Antsirabe birgt eine unglaubliche Vielfalt an Schmucksteinen: Rosenquarze, Aquamarine, Rubine, Berylle und vor allem die berühmten Turmaline stammen von hier.

In den umliegenden Bergen werden auch wertvolle Mineralien wie Kristall, Aquamarine, Smaragde und Rubine gefunden. Ein Besuch einer der Steinschleifereien und des Edelsteinmarktes, sowie eine Wandertour und den Besuch der Fundorte im Bergmassiv Mont Ibity kann je nach Interesse der Reisegäste ins Reiseprogramm eingebaut werden. Die Berglandschaft Ibity, ca. 25 km südlich von Antsirabe, ist nicht nur für die Vielfältigkeit der Pflanzenarten bekannt, sondern auch für die seltenen Edelsteine wie Turmalin oder Berylle, die in den Höhlen und Minen geschürft werden.
Kenner können natürlich schöne und seltene Stücke erstehen, als Kugeln, ungeschliffene Stücke oder als fein verarbeitete Schmuckstücke.

In der Werkstatt von Miniature Mamy in der Nähe des Parc de l’Est werden schöne Andenken wie Miniatur-Pousse-Pousse, Mini-Fahrräder oder Motorräder aus Recycling-Produkten wie gebrauchte Getränke- oder Blechdosen, elektrische Geräte, Telefondraht oder Gummireifen angefertigt.

In einem kleinen Betrieb in der Nähe können wir auch live die verschiedenen Herstellungsschritte mitverfolgen, wie aus den groben Zebuhörnern schöne und feine Schmuckstücke wie Haarspangen, Halsketten und andere dekorative Objekte werden. Auch nützliche Utensilien wie Gabel oder Löffel, Schalen, usw. werden hergestellt, sie zeigen den Einfallsreichtum der madagassischen Bastler, denn auf der ganzen Insel wird nichts weggeworfen, alles wird einer neuen Verwendung zugeführt.

Wer samstags in dieser schönen Stadt vorbeikommt, sollte auch den bunten und lebendigen Samstagsmarkt (wörtlich heisst er “Tsenan’Asabotsy“) nicht entgehen lassen!

Es ist der grösste Markt in der Gegend unter freiem Himmel, ein regelmässiger Treffpunkt der Bauern, die ihre Produkte ohne Zwischenhandel an die Käufer zu bringen versuchen, eine malerische Attraktion und ein einmaliges Erlebnis mit unglaublicher Vielfalt an Farben und Gerüchen: ein Gewirr von mehreren hundert Ständen mit Gemüse und Obst, zahlreichen Heilkräutern, diverses Geflügel, Stoffe, Garküchen, kurzum alles, was die Madagassen in ihrem Alltag brauchen. Die Bauern kommen natürlich auch hierher, um die letzten Nachrichten zu tauschen: „inona ny vaovao?“ (wörtlich bedeutet dies: Was gibt’s Neues?), ein Ausdruck der Wissensbegierde. Im Allgemeinen beginnt auch jedes Gespräch mit der madagassischen Grussformel “Vaovao?“

November 2020; geschrieben von Bodo PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Antananarivo-Antsirabe

2000 – Antananarivo – Antsirabe

Heute verlassen wir das Verkehrschaos der Hauptstadt und über die welligen Hügel des Hochlandes bewegen wir uns auf der Nationalstrasse Nr. 7 (RN7) Richtung Antsirabe.

Wir werden einige der Sitten und Bräuche der Merina Volksgruppe kennen lernen, aber auch viel über ihren Alltag am Strassenrand. Dieser südliche Teil Madagaskars ist das ganze Jahr über zu befahren.

Über die welligen Hügel des Hochlands bewegen wir uns in Richtung Süden. Das Klima ist angenehm und die Route bietet eine Vielfalt an landschaftlichen Reizen: wir fahren durch die typische Hochlandlandschaft mit den Lehmziegelhäusern in allen Farbtönen. Sie sind mit Gras oder Reisstroh bedeckt. Die sattgrünen Reisfelder unter stahlblauem Himmel und die sanft auslaufenden Gebirgsketten wechseln sich ab mit Gemüse-, Ananas- oder Maniokfeldern. Ab und zu sieht man auch Eukalyptus- und Kieferwälder entlang der Strasse.

Antananarivo-Antsirabe
Nach ein paar Kilometern gelangen wir zum kleinen Städtchen Ambatofotsy, (wörtlich übersetzt heisst das “am weissen Felsen“). Am Rand des Dorfs überqueren wir eine lange Brücke, hier werden frisch gepflückte Erdbeeren und bunte Blumen den vorbeifahrenden Leuten angeboten. Am Fluss breiten die Frauen ihre Wäsche aus und überall qualmt das Holzfeuer der Lehmziegelburgen, in denen die typischen Ziegel gebrannt werden. Zebus ziehen als Arbeitstiere gemächlich ihre Bahnen durch die Reisfelder.

Der Baustil der Häuser ändert sich laufend in Madagaskar, je nach der Region und je nach dem Baumaterial, das die Bewohner zur Verfügung haben. Die Hochlandarchitektur gibt es in Madagaskar erst seit der Einwanderung der Engländer und Franzosen in Madagaskar. Unterwegs bemerken wir, dass die Hochlandhäuser aus Ziegelsteinen einen rechteckigen Grundriss haben und immer in Nordsüdausrichtung gebaut sind. Dies hat mit der klimatischen Anpassung an Wind und Sonneneinstrahlung zu tun. Die Türen und die Fenster liegen auf der westlichen Längsseite, also wo die Sonnenstrahlen vor dem Sonnenuntergang das Haus durchfluten. Dies entspricht genau dem bekannten madagassischen Spichwort: „Wo die Sonne eintritt, kommt kein Arzt herein“.

Wir begegnen den Häusern in allen Farbtönen von braun über ocker und rosa oder rot, je nach der Farbe der erodierten Erdböden im Hochland. Sie fügen sich daher perfekt in die grüne Landschaft ein. Hier im zentralen Hochland sind die Häuser mit den charakteristischen hölzernen Balkonen meist mit Blechdächern gedeckt.

Antananarivo-Antsirabe
Die madagassische Kultur ist noch weitgehend traditionell und wesentlich vom ländlichen Leben und den religiösen Vorstellungen beeinflusst. Auf der ganzen Insel ist es Sitte, dass die Familie vor dem Hausbau den alten Medizinmann (“Mpanandro“) des Dorfes zur Rate zieht. Er ist befähigt, den günstigen Tag für besondere Ereignisse im Alltag, wie die Grundsteinlegung des Neubaus, eine Heirat, den Bau einer Grabstätte oder das Fest für die zweite Bestattung oder “Famadihana“ zu bestimmen. Der Zeitpunkt richtet sich nach der Stellung des Mondes. Diesen Brauch haben die arabischen Einwanderer eingeführt und er hat besonders mit dem arabischen Mondkalender zu tun.


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Nach ein paar Kilometern erreichen wir die nächste, grosse Stadt Ambatolampy, (das bedeutet wörtlich übersetzt “die Stadt in der Nähe der Felsen“). Ein Zwischenstopp lohnt sich hier für jene, die der Herstellung von Alu-Kochtöpfen zuschauen wollen. Die Arbeiter in der handwerklichen Aluminiumgiesserei zeigen, wie Kochtöpfe, Löffel, Gabeln aus gebrauchtem Aluminium hergestellt werden. Die Alutöpfe sind in ganz unterschiedlichen Grössen in jedem Haushalt zu finden. Da die Familien in Madagaskar recht gross sind, kaufen sie immer die grossen Kochtöpfe (Cocotte oder “vilany“ auf madagassisch) von 32 bis 36 cm Durchmesser.

Das Städtchen Ambatolampy liegt schön am Fusse des Ankaratra-Massivs, dem dritthöchsten Gebirge Madagaskars. Bei der Wald- und Fischzuchtstation “Station Forestière et Piscicole de Manjakatompo“, rund sieben Kilometer von der Stadt entfernt, befindet sich der Ausgangspunkt einer erlebnisreichen Wandertour durch diese Berglandschaft bis zum höchsten Gipfel von Ankaratra, der 2640 m über dem Meeresspiegel liegt. Das ganze Jahr über ist der Gipfel mit Nebel bedeckt, daraus auch der Name “Tsiafajavona“ (wörtlich: wo der Nebel immer bleibt). Der Gipfel ist auch ein heiliger Ort, wohin regelmässig die Schamanen (Ombiasy) und die Naturheilkundigen (Mpisikidy) pilgern und Opferzeremonien abhalten. Die Gegend hat eine sehr reiche Flora, aber der Aufstieg bis zum Gipfel bedingt eine gute Kondition.

Antananarivo-Antsirabe
Wir setzen die Reise weiter fort und bemerken sofort die vielen Verkaufsstände entlang der Nationalstrasse Nr 7. Jedes Dorf zeigt seine handwerklichen Objekte: die herrlichen Hand- und Einkaufstaschen oder Hüte aus Naturmaterialen wie Raphia oder Reisstroh stechen sofort in die Augen, die bunten Miniaturfahrzeuge aus Kiefern und Eukalyptusholz oder aus Bierdosen und die selbst gebastelten kunstvollen Tankfahrzeuge, LKWs oder Allradwagen sind den vorbeifahrenden Autos nachempfunden! Die Auswahl ist sehr gross und diese Kunsthandwerke sind schöne Souvenirs oder Mitbringsel aus Madagaskar.

Unterwegs fallen die grossen Familiengräber des Merina Volksstamms am Rand der Strasse auf, einzeln oder in Gruppen, aber meistens ausserhalb der Dörfer oder Siedlungen.

Merina bedeutet: “die aus dem Hochland, von wo aus man weit sehen kann“. Diese Bevölkerungsgruppe ist zahlenmässig die grösste Ethnie Madagaskars, vom Aussehen her klein und zierlich gebaut im Vergleich zu den anderen Ethnien. Man erkennt sofort ihre indonesisch-malaiische Herkunft.

Ahnenwelt und Gräberkult spielen eine grosse Rolle in der madagassischen Kultur. Die Madagassen glauben, dass die Ahnen bzw. die Vorfahren im Jenseits weiterleben. Meistens ist ihr “zweites Haus“ bzw. ihre Grabstätte in der Nähe ihrer früheren Siedlungen. Die Seele der Verstorbenen lebt weiter und wacht über das Leben ihrer Nachkommen.

Alle Familienangehörigen, Grosseltern, Eltern, Onkel, Tanten, Kinder und Enkelkinder werden im Hochland in einer Familiengruft bestattet, so wie das madagassische Sprichwort sagt: „Lebendig im selben Haus, tot im selben Grab“. Grundsätzlich sollte man sich Gräbern nur mit grösstem Respekt nähern und mit der Genehmigung der Dorfbewohner.

Antananarivo-Antsirabe
Wir sind nicht mehr weit von unserem Etappenziel entfernt und kommen zum nächsten Städtchen Ambohimandroso, ein beliebter Rastplatz für die Fahrer der Taxi-Brousse und der Lastwagen. Wir gehen einfach in eine der vielen Garküchen am Strassenrand oder in ein „Hotely Gasy“. Die Ausstattung ist sehr einfach und rudimentär, aber das Essen ist immer frisch zubereitet, schmeckt gut und wird sehr rasch an die Tische serviert. Die Passagiere der Taxi-Brousse haben ja nur etwa eine halbe Stunde Zeit für ihre Verpflegung. Das Menü steht auf einer Wandtafel geschrieben. Zur grossen Portion Reis stehen immer Huhn, Zebu, Schwein oder Fisch zur Auswahl, also eine grosse Fleischauswahl, entweder mit Tomatensauce oder mit verschiedenen Kochgemüsen serviert.

Nach ein paar Kilometern stellen wir fest, dass der Vorort von Antsirabe zur grössten Gemüsekammer Madagaskars gehört. Der Boden ist sehr fruchtbar, alle Arten von Gemüse wie Karotten, Kartoffeln, weisser Kohl, Blumenkohlen gedeihen hier sehr gut. Das frisch geerntete Gemüse in kleinen Körbchen und die diversen Gemüsestapel am Strassenrand sind eine Augenweide für die Fotografen.

Endlich kommen wir in der kühlen Thermalstadt Antsirabe an, sie ist die Stadt der Superlative: die Stadt der schönen Edelsteine, die Stadt des Wassers, ein reizender Kurort und mit sagenhaften Kraterseen. In der Stadt verkehren viele Rikschas und es gibt zahlreiche Handwerksbetriebe und Kunsthandwerker.

November 2020; geschrieben von Koloina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ampefy-Soavinandriana-Faratsiho-Antsirabe

1120 – Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe

Will man von Ampefy weiter Richtung Süden fahren, kehrt man besser nicht nach Tana zurück, sondern nimmt den direkten Weg über die RN43.

 

Damit sichert man sich eine abwechslungsreiche Fahrt mit wenig Verkehr und kaum Touristen. Die 153 km lange Strecke zwischen Ampefy und Antsirabe ist teilweise asphaltiert, teilweise eine staubige Piste und gehört zu den abenteuerlichen aber auch eindrucksvollen Routen auf der westlichen Seite des Hochlandes von Madagaskar.

Die Landschaft ist spektakulär und sehr vielfältig, denn man findet eine ganze Reihe von Reisebenen, Gemüse- und Obstfelder und Reste von Eukalyptuswäldern…

Die Strecke ist als “Strasse der Ochsenkarren“ bekannt und darum sehr wenig befahren. Lange Zeit war dieser Abschnitt zwischen diesen beiden wichtigen Städten unbefahrbar, da der Zustand der Piste sehr schlecht und mit vielen Schlaglöchern durchsetzt war. In den letzten Jahren wurde glücklicherweise die kurze Strecke zwischen Soavinandriana und Faratsiho (etwa 56 km) erneuert, so dass die zahlreichen, abgelegenen Dörfer nicht mehr vom Rest der Welt abgeschlossen sind.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Die Nationalstrasse 43 führt über weite Hügellandschaften und zeigt viele interessante Facetten des Landlebens: Reisfelder, Zebus und eben auch die vielen selbstgebauten Holzkarren in allerlei Ausführungen begegnen den Reisenden auf dieser ruhigen und erlebnisreichen Fahrt. Die Zebukarren sind besonders während der Reisernte unterwegs und sind Wahrzeichen der Insel. Sie sind die üblichen Transportmittel für Waren zwischen den vielen weit auseinander liegenden Dörfern. Für die Bauern der Region sind die Ochsenkarren noch immer wichtige Arbeitsinstrumente. Die harten Pisten beschädigen aber die robusten Gefährte immer wieder.

Unterwegs sieht man oft Werkstätten für die Herstellung oder für die Reparatur dieser Karren und am Strassenrand stehen oft Hütten von Schmieden, welche die Reifen der Karren, die Ackergeräte oder die vielen Fahrräder reparieren.

In diesen abgelegenen Orten entlang der Strasse der Ochsenkarre sind natürlich viele auf den Beinen: die Schüler, die den Reisenden freundlich zuwinken, die korbbepackten Frauen auf dem Weg zur Feldarbeit, oder auch die spielenden Kinder beim Zebu-Hüten … viele Fotomotive sind garantiert!

Die Stadt Soavinandriana erreicht man nach ein paar Kilometern. Die ländliche Stadt hat mehr als 120 Ortsteile, jedes Viertel hat zwischen 100 und 600 Menschen und insgesamt leben im Kleinstädtchen mehr als 50’000 Einwohner.

Während der Königszeit mussten sich die Jungen ab 18 Jahren der Armee anschliessen.

Das Motto des Königs in dieser Region war “Hunger ist mein Feind“, so hat der König den Jungen damals befohlen, an den Bewässerungsarbeiten der weit verstreuten Reisfelder mitzuarbeiten. Er war von dieser Idee sehr begeistert, weil er die Reisproduktion steigern konnte und so bekam die Stadt den Namen “Soavinandriana“, was wörtlich bedeutet “die Stadt, die vom König bzw. von den Adligen begnadigt ist“.

Der Markttag findet hier jeden Montag statt, hier gönnt man sich dann auch eine kurz Fotopause gönnen: Auf dem Marktplatz sieht man viele Produkte aus den umliegenden Dörfern: das frische Gemüse wie Karotten, Kartoffeln, Kürbis, Bohnen, Soja usw. Es wird auch verschiedener Spinat, Chinakohl und Kresse auf den bunten Markständen angeboten.


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Ausser diesen vielen Gemüsearten wird hier auch der „Coffea Arabica Elita“ angepflanzt. Dieser Kaffeestrauch wächst auf etwa 1’800 m über dem Meeresspiegel. Er stammt aus Afrika und gilt als einer der besten und aromatischsten Kaffees Madagaskars.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Der 56 km lange Streckenabschnitt zwischen Soavinandriana und Faratsiho ist asphaltiert und gut zu befahren, ab dem Kleinstädtchen Faratsiho fängt leider die staubige und holprige Piste bis zur Einmündung in die RN7 an, sie ist darum nur mit dem Geländewagen zu bewältigen.

Nassreisanbau dominiert die Landschaft in der Region von Ambohibary Sambaina. Ambohibary bedeutet “das Dorf mit viel Reis“ und der Name trifft zu, denn dieses grosse Dorf ist von weiten Reisfeldern umgeben. Die Madagassen sind ja schliesslich die Meister im Anbau dieses Grundnahrungsmittels und der Reis hat eine grosse kulturelle Bedeutung auf der ganzen Insel. Man merkt auch auf der gesamten Strecke, dass die typischen Hochlandhäuser eine identische Architektur haben: meistens ein einstöckiges Haus aus Lehm oder Backsteinen, gedeckt mit Blech oder Ziegeln. Auf der Frontseite liegt die bunte Veranda, die sofort in die Augen sticht. Traditionell werden die Häuser immer in Nord-Süd-Richtung gebaut.

Die schönen Häuser in den kleinen Weilern sind im Nachmittagslicht so dekorativ, dass auch Nichtprofis gute Fotos schiessen können. Vielleicht spricht der Fahrer spontan mit einer Familie, so dass die Reisenden ein Haus betreten können und einen Einblick erhalten in die recht bescheidenen Räume mit gestampftem Lehmboden und mit selbstgeflochtenen Reisstrohmatten.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Endlich sieht man vom weitem die Stadt Antsirabe, wortwörtlich heisst das “wo es viel Salz gibt“. Antsirabe wurde einst von norwegischen Missionaren gegründet. Die Stadt ist bekannt als die kühlste Stadt auf der ganzen Insel, eine willkommene Abwechslung für die Reisenden, nach der beeindruckenden Entdeckungsreise durch die heisse Vulkanlandschaft.

Die “Stadt des heissen Wassers“ ist auch bekannt als “die Stadt der Rikschas“. Bei einem Sparziergang durch die breite Avenue werden die Besucher von einem Heer von Pousse Pousse-Fahrern angesprochen, die voller Enthusiasmus versuchen, sie für eine Stadtrundfahrt mit einem dieser Gefährte zu überreden. Antsirabe liegt im Herzen einer der produktivsten Regionen im Hochland und die Atmosphäre der Stadt hat wirklich eine entspannende Wirkung auf die Seele.

August 2020; geschrieben von Michaël
PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Bahnhof Antsirabe Madagaskar / Gare Antsirabe Madagascar / Railway station Antsirabe Madagascar

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

1968 war Madagaskar eben (1960) unabhängig geworden. Der französische Einfluss war noch allerorts sichtbar. Was hat sich seither geändert?
Ein Reiseführer beschreibt die Route von Tananarive (wie Antananarivo damals genannt wurde) nach Antsirabe.

Quelle: Madagascar: Les guides bleus, 1968 (pages 163 – 172)

VON TANANARIVE NACH ANTSIRABE

Eisenbahn: 159 km nur von Tananarive nach Antsirabé, Linie beschrieben auf S. 115: – Transud-Busse bieten täglich ausser sonntags zu jeder Schienenbus-Ankunft (Micheline)  in Antsirabé Anschlussverbindungen nach Fianarantsoa (Gesamtfahrzeit in 13 h: 3 h 25 von Tananarive nach Antsirabé und 9 h 15 von Antsirabé nach Fianarantsoa).

Strasse: 416 km über die R.I.G. Nr. 7, geteert auf der gesamten Strecke, d.h. 170 km bis Antsirabe, 245 km bis Ambositra, 357 km bis Ambohimahasoa.

Diese Strecke wird auf ihrer gesamten Länge von Pullman-Betsileo-Bussen (in 13 bis 14 Stunden, 4 Kurse pro Woche in jede Richtung) und von Nord-Süd-Taxis (in 10 bis 11 Stunden) bedient.

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Fahrt mit dem Auto

Man verlässt Tananarive durch den Hubert-Garbit-Tunnel (S. 137) und nimmt an der Kreuzung von Befelatanana (vor dem Deich des Kriegerdenkmals) die Strasse, die durch den Vorort Soanierana führt („gute Antwort“, in Erinnerung an die Antwort des Volkes, als Radama es bat, den dort abgehaltenen Freitagsmarkt seit der Regentschaft Andrianampoinimerinas nach Ambohitsorohitra, „dem Dorf der Lerchen“, zu verlegen). Man folgt der Bahnlinie und kurz nach dem Bahnhof Soanierana (ursprüngliche  Endstation der Bahnlinie Tananarive-Côte E) überquert man diese, dann den Ikopa, einen Nebenfluss des Betsiboka-Flusses (der bei Majunga in den Kanal von Mosambik mündet) auf einer Stahlbetonbrücke von der aus man die Eisenbahnbrücke sehen kann.

Km 3: Tanjombato, ein kleines und lebhaftes Dorf, wo viele Händler ihre Stände auf beiden Seiten der Strasse aufgebaut haben; die Strasse steigt jetzt etwas an und durchquert ein Tal. Beim Km 8 hat man eine schöne Aussicht auf Tananarive, dann verläuft die Strasse durch eine kahle Region.

Km 11,5: Die Strasse durchschneidet einen Hügel (man beachte die rote Farbe der Erde = Laterit), hinter dem eine ziemlich scharfe Kurve verläuft; die Landschaft ist mit vielen roten strohgedeckten Häusern übersät.

Km 14,5: Auf einem Hügel das Grab einer Adelsfamilie, umgeben von einer Palisade.

RN7_Madagaskar
RN7_Madagaskar

Km 16: Man fährt unter der Eisenbahnlinie durch in der Nähe des kleinen Bahnhofs von Anjomakely, und fährt einen Hügel hoch, den die Eisenbahnlinie in einem Tunnel unterfährt, so dass man sie links von der Strasse bald wiederfindet. Jetzt steigt man ins Tal des Sisaony hinab, ein Nebenfluss des I’lkopa, den man in der Nähe des Dorfes Ambatofotsy (22 km) überquert; hier befindet sich auch die Kreuzung der Strassen, die links nach Andramasina und rechts nach Fenoarivo führen (S. 159) Diese Strasse führt dann weiter nach Arivonimamo und nach lmerintsiatosika (S. 159).

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Variante von Ambatofotsy nach Beheniy, über Andramasina (dieser Umweg verlängert die Reise um etwa zehn Kilometer auf einer unbefestigten Nebenstrasse; er wird dem langsam Reisenden empfohlen, da er so die Wasserfälle von Sisaony sehen kann).

Von Ambatofotsy (heute wohl Tsiafahy) führt die Strasse das Tal des Sisaony hinauf und durchquert das kleine Dorf Ankorona (9 km von Ambatofotsy entfernt);

Km 17: Andramasina (Unterkunftsmöglichkeit, Post, Krankenhaus mit Arzt) S.P. Die Fälle des Sisaony sind ganz in der Nähe. Ein kleiner Wald, in dem mehrere Picknick-Kioske aufgestellt sind, beherrscht das Tal, der Fluss an dessen Ufer man feine Sandstrände findet breitet sich hier aus; auf einem  Hügels liegt ein grosses Grab der ehemaligen Adligen des Dorfes im Schatten von heiligen Platanen und anderer dichter Vegetation. Von Andramasina nach Behenjy führt die Strasse (etwa 15 km) durch das Dorf Antsorindrana und überquert die Eisenbahnlinie und den Fluss Andromba, bevor sie wieder auf die Hauptstrasse trifft.

Der Hauptstrasse entlang finden wir unweit von Ambatofotsy auf der rechten Seite einen Sumpf, der von einem Berg überragt wird. Hier kann man alte Gräber sehen.

Hochland_Madagaskar
Hochland_Madagaskar

Km 23,5: Rechts führt ein Weg zu einer Waldstation; unmittelbar danach sieht man einen Hügel vor sich, dann links einen Steinbruch. Etwa 1 km weiter lässt man ein kleines  Bambusdickicht links liegen, die Strasse steigt an und erreicht das kleine Dorf (26 km) Ambalavao; die Strasse steigt weiter an.

Bald darauf entdeckt man in der Ferne das Ankaratra-Massiv (S. 174) und durchquert junge Eukalyptuswälder.

Km 28,5: Ein Pfad führt rechts hinunter ins Andromba-Tal, wo sich ein kleiner Sandstrand befindet. Die Strasse führt wieder abwärts, und der Fluss ist bald auf der rechten Seite zu sehen.

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Km 30: Tsinjony, ein kleiner Weiler, nach dem man unter einer Stahlbetonbrücke der Antsirabé-Eisenbahn hindurchfährt. Die Strasse führt wieder hinauf in ein kahles Gebiet, wo man hier und da einige Eukalyptuswäldchen und Steinhaufen sehen kann, die an riesige Kieselsteine erinnern. Bald sieht man im Tal wieder die Eisenbahnlinie, die man auf einer Brücke überquert; dann nähern wir uns grossen Felsen und überqueren bei (ca. 33 km) Amboasary das “lächelnde“ Tal von Andromba, dem man ein Stück weit folgt: Wasserfälle, auf der linken Seite. Wir steigen wieder hinauf, um (39 km) einen Pass zu erreichen. Drüben überqueret man nochmals den Fluss. Nachdem man ein Tälchen mit schönen Farben überquert hat, geht es hinunter nach (43 km) Behenjy (Eisenbahn, S. 116; Postamt), ein malerisches Dorf und gut bewässerter Ort. Nach Osten führt eine Strasse nach (ca. 15 km) Andramasina, nach Westen eine (ca. 40 km) nach Imerintsiatosika (S. 159) und Arivonimamo. Nicht weit von Behenjy, auf dem Berg Iharanandriana, findet man Ruinen von Hova-Militäranlagen.

Die Strasse verlässt das Andromba-Tal und man erreicht eine Hochebene, die mit einigen Eukalyptuswäldern bepflanzt ist. Im Hintergrund erkennt man wiederum das Ankaratra-Gebirge.

Km 23: Ein Bach wird überquert und bald fährt man wieder unter einer Eisenbahnbrücke hindurch, die Strasse führt wieder ins Amdromba-Tal hinunter, das in der Nähe des Bahnhofs von (55 km) Andriambilany überquert wird: langsamer werden. Eine Nebenstrasse führt rechts nach (5 km) Manjakatompo (S. 173). Das Tal ist mit Reisfeldern bebaut, und der Flusslauf, mit einigen Stromschnellen (68 km), verläuft in einer sehr schönen Landschaft.

Km 68: Die Strasse führt bergan und durch wunderschöne Eukalyptuswälder, bevor sie hinunter nach Ambatolampy führt.

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Ambatolampy (Eisenbahn, S. 116; Hotel/Restaurant: Au Rendez-vous des Pêcheurs, Tel. 4; Le Marseillais, Tel. 5), 10.000 Einwohner, S.P. wichtiges Fremdenverkehrszentrum (Beschreibung von Ambatolampy und Umgebung siehe S. 173).

Tsinjoarivo Madagaskar MadagascarEin Umweg auf der linken Seite ermöglicht es eiligen Reisenden, die Stadt zu umfahren. Auf diesem Umweg zweigt links eine Nebenstrasse ab, die nach (46 km) Tsinjoarivo (S. 174) führt.

Wenn wir Ambatolampy verlassen, fahren wir rechts am Musterbauernhof der kanadischen Brüder vorbei, und dann steigt die Strasse etwa 5 km lang leicht an in einer hügeligen Landschaft, in den Mulden liegen Reisfelder. Dann erreichen wir ein riesiges Plateau, das gerade wieder aufgeforstet wird.

Km 88: Ambohimandroso (Eisenbahn, S. 116), ein Dorf, ein Eisenbahndorf und wo samstags ein wichtiger Markt abgehalten wird; auf der rechten Strassenseite sind einige Stelzenhäuser zu sehen. Fährt man auf der weiten Hochebene weiter, hat man von Zeit zu Zeit schöne Ausblicke auf das Ankaratra-Massiv. Auf der linken Seite schlängelt sich der Fluss Onive durch die Landschaft.

Km 110: Sehr gefährliche Kurve, in deren Mitte sich eine schmale Brücke über die Eisenbahn befindet.

Km 111: Ilempona, Kreuzung, von der aus eine Strasse ostwärts nach (3 km) Antanifosty abzweigt. (Übernachtungsmöglichkeit, Post, Krankenhaus mit Arzt, S.P.; zwischen diesen beiden Dörfern liegt der Zusammenfluss von Ilempona und Onive).

Diese beiden Flüsse münden in den Mangoro, ein Fluss, der zwischen Mahanoro und Nosy-Varika in den Indischen Ozean mündet: Die Strasse folgt also mehr oder weniger der Wasserscheide, denn der Sisaony und der Andromba, die kurz vor Ambatolampy angetroffen wurden, sind im Gegenteil Teil des Ikopa-Betsiboka-Systems, das nach Majunga entwässert wird.

Unterwegs in der Region Ambatolampy
Unterwegs Ambatolampy – Tsinjoarivo

Km 112: Die Strasse führt durch einen Mimosenwald, der Ende Juni blüht; kurz darauf trifft man auf eine weitere gefährliche Brücke. Reisfelder und Mimosenwälder wechseln sich ab, dann verengt sich die Hochebene zum immer engeren Ilempona-Tal, durch das man hinauffährt.

Km 121: Das Tal wird tiefer und die Strasse folgt dem mit Stromschnellen durchsetzten Fluss; einige Plattaus sind mit Reisfeldern besetzt. Wir überqueren den Ilempona bei (122 km) Andavabato, einem Weiler, von dem aus sich die Strasse in zahlreichen Kurven auf die Sambaina-Hochebene hinaufschlängelt. Über zwei unbewachte Bahnübergänge wird ab Kilometer 133,9 die Bahn nacheinander überquert; nach dem zweiten zweigt eine Strasse auf der rechten Seite nach (47 km) Faratsiho, S. 174, ab.

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Km 135: Sambaina (Eisenbahn, S. 117; Übernachtungsmöglichkeit, Post, Spital mit Arzt); etwa 5 km von Sambaina entfernt trifft man auf die ersten weissen Häuser des Betsileo-Landes: Es handelt sich in der Tat um eine Übergangsregion zwischen Imerina- und Betsileo-Land, da letzteres erst jenseits von Antsirabé beginnt.

Km 157: Andranomanelatra, ein sehr malerisches Dorf mit weissen Häusern: die Strasse ist von Indochina-Kiefern gesäumt, die dem Ganzen viel Charakter verleihen.

Km 164: Bahnübergang, Flugplatz, zuerst links, dann rechts, die Abzweigungen nach (53 km) Faratsiho und nach (36 km) Zarazafy.

Km 166: Strasse zum Andranobe-See (S. 180); die erste Quelle von Antsirabé ist in einer Mulde zu sehen (kleiner Kiosk, links), dann verläuft die Strasse entlang einem von Indochina-Kiefern gesäumten Reitweg: Dies ist die Grenze des Ost-Parks, wo man nach Antsirabé einfährt.

Km 170: Antsirabé (Eisenbahn, S. 117), 27.000 Einwohner, Hauptort der Präfektur Vakinankaratra, Kurort und Haupttouristenzentrum des Hochlandes. (Siehe S. 176 für eine Beschreibung der Stadt und ihrer Umgebung).

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

PRIORI, die Reiseorganisation für Madagaskar www.madagaskarhaus.ch

Madagaskars Fortbewegungsmittel – Das „Pousse Pousse“

Pousse-Pousse-Transport-Ziehwagen-Madagaskar-PRIORI-Reisen

Pousse Pousse sind madagassische Zieh-Rikschas mit überdachten Sitzbänken, meist bunt bemalt und mit einfallsreichen Namen benannt.

Antsirabe im Hochland Madagaskars ist die Hauptstadt der Pousse Pousse. 3000 dieser Gefährte finden sich hier, dazu rund zwanzig Werkstätten, die sich auf den Bau der Pousse-Pousse spezialisiert haben.

Jedes Pousse Pousse erhält von der Stadtverwaltung ein Nummernschild, der laufende und ziehende „Fahrer“ muss zu Beginn seiner Tätigkeit beweisen, dass er sich unfallfrei im oft hektischen Verkehrsgewühl bewegen kann.

Die Pousse-Pousse-Fahrer verstehen die Welt nicht, wenn „reiche“ Europäer es vorziehen, zu Fuss durch die Stadt zu laufen, anstatt sich bequem ziehen zu lassen. Werden doch selbst kleine Schulmädchen damit zur Schule gebracht.

Madagaskar-PoussePousse-Antsirabe

Pousse Pousse Madagaskar