Ifaty

2310 – Ifaty

Wer auf der Suche nach seinem Traumstrand ist, sollte unbedingt den kleinen Küstenort Ifaty an der Südwestküste Madagaskars aufsuchen.


Dieses kleine Fischerdorf liegt entlang der Küste rund 25 km nördlich der Stadt Tulear und ist gut erreichbar über die ausgebaute Nationalstrasse RN9. Ifaty bietet verschiedene Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Bootsausflüge, aber auch verschiedene Wandertouren durch die Dornenlandschaft des tiefen Südens.

Die gut ausgebaute Küstenstrasse ab Tulear nach Ifaty verläuft meistens entlang der Küste zum Kanal von Mozambik, teilweise auch durch den artenreichen Dornenwald. Ein Teil dieser gut asphaltierten RN9 wurde seit 2016 von den Chinesen ausgebaut. Zahlreiche Hotels und Restaurants haben sich im Laufe der Jahre hier auf einem längeren Strandabschnitt angesiedelt.

Ifaty
Ifaty war früher ein kleines und unbedeutendes Fischerdorf nördlich der Stadt Tulear, wegen seiner günstigen Lage, geschützt durch ein Korallenriff. Wegen seines sanft abfallenden Strandes entwickelte es sich zu einem beliebten Erholungsgebiet. Für die botanisch interessierten Reisenden ist der Besuch des Dornenwaldes etwas im Landesinnern ein schönes Erlebnis. Man findet verschiedene Pflanzen, typisch in diesem ariden Gebiet, wie z.B. die Pachypodien, die dicken Baobabs, die Aloen und die dornigen Gebüsche und Sträucher. Die einzigartigen Didieraceen sind kakteenähnlich wirkende Bäume mit wasserspeichernden “Stämmen“, sie dienen den Einheimischen in dieser Region als Kompassbäume. Der Wind kommt nämlich hauptsächlich von Nordwesten aus dem Kanal von Mozambik und die Spitzen dieser dornigen Stämme zeigen immer in Südostrichtung. Die Euphorbien haben holzig dicke Stämme und speichern mehr Wasser als andere Sukkulenten. Wenn man ihre Äste ritzt, quillt eine weisse Flüssigkeit heraus, die bei manchen Arten giftig ist, deswegen gehören diese Sukkulenten zur Gattung der Wolfsmilchgewächse.

Ein holpriges Abenteuer ist eine Tour im Zebukarren durch das Trockengebiet hinter der Küstenpiste. Sukkulenten sind Pflanzen, die die Fähigkeit besitzen, in ihren Blättern und Stämmen über lange Zeit Feuchtigkeit zu speichern. Aufgrund dieser Eigenschaft sind sie für die ethnische Gruppe des Trockenlandes sehr wertvoll, zum Beispiel graben durstige Rinderhirten die Wurzeln einer „Dilochos Fangitsy“ aus und löschen Ihren Durst mit dem darin gespeicherten Wasser. Der Dornenwald bietet eine ganze Reihe von Medizinalpflanzen. Seit Generationen verwenden die Madagassen verschiedene Heilpflanzen in Form von Kräutern, Rinden, Samen, Wurzeln und Blüten für den Eigenbedarf. Diese traditionelle Medizin ist auf der ganzen Insel sehr bekannt und spielt bis heute eine bedeutende Rolle. Sie ist oft die beste und einzige Hilfe bei Krankheiten in den abgelegenen Dörfern, denn die staatlichen Kliniken, Ärzte und Krankenstationen sind für die Landbewohner einfach zu teuer oder schlichtweg aus ihren weit entfernten Dörfern nicht erreichbar.

Ifaty
Auf den Marktständen finden sich immer Heilpflanzen aller Art: diese werden frisch, getrocknet, zermahlen oder eingelegt angeboten. Die verschiedenen Pflanzen haben alle ihre eigene Heilkraft. Sie geben der örtlichen Bevölkerung die Möglichkeit, die verschiedenen Krankheiten zu lindern, Wunden zu heilen, oder Blut zu stillen. Zu diesen wichtigen Heilpflanzen gehören die Aloenarten. Die endemische Aloe in Madagaskar gedeiht besonders im trockenen Süden. Sie ist international bekannt als Heilpflanze und wurde bereits von der Pharmaindustrie entdeckt. Sie gehört zur Familie der Liliengewächse und trägt nach der Regenzeit eine schöne, feuerrote Blüte. Schon lange haben die Einheimischen die wohltuende Heilkraft dieser Medizinalpflanze entdeckt. Sie verwenden das kühle, beruhigende Gel ihrer Blätter zur Behandlung von Verbrennungen und Wunden, es ist auch ein gutes Pflegemittel für die Haut und für die Haare.


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Der Besuch des Dornenwaldes ist besonders eindrucksvoll kurz nach der Regenzeit zwischen April und Juni. Da erlebt der Besucher das Wunder der Natur, eine wahre Explosion an grünen Blättern und vielen verschiedenen Blüten. Leider ist dieses botanische Paradies an vielen Stellen durch die wachsende Bevölkerung schwer bedroht. So ist vor Ort ein privates Reservat entstanden, um den letzten Flecken der Primärwälder mit ihrer einzigartigen Fauna und Flora zu schützen. Wer ein paar Tage an den schönen Stränden von Ifaty weilt, wird sich über einen beeindruckenden Besuch des Reniala Naturreservates freuen. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name “Reniala“ “Mutter des Waldes“, gemeint ist der Baobab oder Affenbrotbaum, denn dieser Riesenbaum ragt aus den anderen Bäumen empor in den Himmel und ist besonders eindrucksvoll.

Dieses rund 60 ha grosse private Schutzgebiet schützt die letzten Areale der Primärwälder im Süden und liegt nicht weit des Mangily Fischerdorfes entfernt. Es wurde im Jahr 2000 als botanischer Garten und gleichzeitig als ornithologischer Park errichtet und beherbergt ein paar typische Baobabarten in dieser Region, darunter ein riesengrosses Exemplar mit rund 13 Metern Umfang. Auch die faszinierende südliche Trockenvegetation mit den artenreichen Sukkulentenpflanzen und Dornengestrüpp sind hier zu entdecken. Es gibt sogar eine spezielle ornithologische Tour im Reniala Park. Wegen der ständigen brütenden Hitze ist es für Vogelkundler sinnvoll, früh am Morgen gegen 5:30 Uhr der Madagaskarhöhlenweihe einen Besuch abzustatten. Ebenso den endemischen Vögeln wie den Sichelschnabelvangas, den Weisskopfvangas oder den Paradiesvögeln.

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Die Auffang- und Zuchtstation für die endemischen Strahlenschildkröten (Astrochelys radiata) und die Spinnenschildkröten (Pyxis arachnoides) sind ebenfalls eine Attraktion in diesem Vezo-Fischerdorf, in direkter Nachbarschaft zum Reniala Reservat. “Le village des Tortues“ oder “das Schildkrötendorf“ wurde von nationalen und internationalen Institutionen wegen der Zerstörung ihrer Lebensräume, aber besonders wegen der illegalen Ausfuhr dieser geschützten Reptilien errichtet. Nach dem Aufenthalt in einer Quarantänestation werden die Tiere je nach Alter in Gehegen gepflegt, um später wieder in die freie Natur ausgewildert zu werden.

In der gleichen Richtung auf der RN9 etwa 12 km nördlich von Tulear führt der Weg zu einem “Mangrovenreservat“ oder der “Honko“ im Vezo-Dialekt. In Madagaskar werden leider die Mangroven von den Einheimischen abgeholzt, um Landwirtschaftsfläche und Baumaterial für ihre Hütten zu gewinnen oder das Holz für Zaunpfähle und auch für Brennholz zu verwenden. So wird dieses wichtige und ökologische Hilfsprojekt in enger Zusammenarbeit mit einer belgischen Organisation seit 2008 verwaltet, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Die Luftwurzeln der Mangroven bieten Schutz und Nahrung für zahlreiche Lebewesen wie Wasservögel, Krebse und Garnelen. Etwa 600 ha des Areals wurden von der Bevölkerung wieder aufgeforstet und man kann auf einem etwa zwei Kilometer langen Steg zu Fuss durch die Mangrovenfläche und das Feuchtgebiet gehen. Die Mangrovenwälder spielen eine wichtige Rolle bei der Befestigung der Küsten Madagaskars. Sie wachsen in schlammigen Flussdeltas und im Brack- oder Salzwasser in Lagunen. Auf einer Pirogenfahrt durch die Mangrovengürtel kann man verschiedene Wasservögel wie der jagende kleine Eisvogel, der orange- und blaufarbene Malachiteisvogel (Kingfischer oder auf madagassisch „Vintsy“) oder der Grau- und Mangrovenreiher aus der Nähe sehen.

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Interessant sind auch Bootsausflüge zu den umliegenden Vezo-Fischerdörfern. Die Vezo-Ethnien sind halbnomadische Fischer und stammen ursprünglich von den Sakalava- und Antanosy-Volksgruppen in der Region zwischen Tulear und Morondava ab. Die Madagassen sagen: „Der Vezo lebt mit dem Rücken zum Land und dem Gesicht zum Meer“, denn er hat einen ausgesprochenen Hang zum Ozean, seinem Arbeitsplatz und seinem Lebensraum. Sein Boot heisst „Lakana“ auf madagassisch und wird traditionell aus hartem Mangrovenholz ausgehöhlt. Diese mutige Volksgruppe segelt wochenlang mit Auslegerbooten aufs Meer hinaus und campiert auf den unbewohnten Inseln oder in der Nähe der fremden Dörfer. Diese Meeresnomaden fischen tagsüber mit Netzen, Speeren und Reusen und lassen ihren Fang an der Sonne trocknen. Nach ein paar Tagen kehren sie in ihr Heimatdorf oder zum nächsten grossen Markt zurück, verkaufen die getrockneten Fische oder tauschen diese gegen andere Lebensmittel ein.

Der weisse Sandstrand von Ifaty ist ein beliebtes Erholungsgebiet, auch wegen des ganzjährig sonnigen Klimas. Dieser Badeort ist auch eine bedeutende Zwischenstation für die Ruhesuchenden auf der RN9. Viele Strandhotels laden zum Erholen und zum Wassersport ein und das weit draussen liegende Korallenriff und die guten Tauchreviere sind mit dem Motorboot erreichbar. Tauchausrüstungen werden von den vielen Wassersportzentren ausgeliehen, auch Tauchkurse werden angeboten.

In Ifaty kann man auch faszinierende Buckelwalbeobachtungen auf Bootsausflügen erleben. Jedes Jahr zwischen Juli und September ziehen hunderte Buckelwale durch den Indischen Ozean, um nach Partnern zu suchen und um ihre Jungen zu gebären, bevor sie dann wieder in die Antarktis zurückschwimmen. Die Gegend liegt auf ihrer Migrationsroute zu planktonreichen Meeresgründen weiter im Norden. Das faszinierende Schauspiel dieser Meeressäugetiere in dieser Region zu bewundern ist ein Erlebnis des Lebens.

Dezember 2020; geschrieben von Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

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