Fort Dauphin und Umgebung

2710 – Fort Dauphin und Umgebung

Die Stadt Fort Dauphin liegt auf einer Halbinsel in der Region von Anosy im Südosten Madagaskars.


Mit dem Flugzeug ab Antananarivo oder ab Tuléar ist Fort Dauphin leicht erreichbar. Mühsamer ist die Erreichbarkeit über die Strasse, denn die Nationalstrassen nach Fort Dauphin sind alle in sehr schlechtem Zustand. Die Lage dieser schönen Stadt lädt zu einem Besuch ein: sie ist von drei Seiten vom Meer und von zahlreichen wunderschönen Stränden umgeben.

Neben Diego Suarez, ganz im Norden, ist auch Fort Dauphin, ganz im Süden, eine reizvolle Stadt. In diesem Gebiet herrscht wegen des Meereswindes und der umliegenden Gebirgsketten ein angenehmes Klima mit genügend Niederschlag. Daher ist Fort Dauphin ein beliebter Besuchsort, sowohl für Gäste aus dem Ausland wie auch für die Madagassen selbst.

Der ursprüngliche Name dieser schönen Stadt ist Toalagnaro oder Tolanaro. Aber seit dem ersten Kolonialversuch der Franzosen im Jahre 1642 trägt die Stadt den Kolonialnamen Fort Dauphin: Im Auftrag der Ostindiengesellschaft, auf Madagaskar eine Kolonie zu gründen, hatten die Franzosen zuerst in der Bucht von Ste. Luce, die etwa 50 km nördlich von Fort Dauphin liegt, geankert. Nach wenigen Monaten waren einige Franzosen an Malaria gestorben und sie entschieden sich, zur Bucht Tolanaro umzuziehen. Heute ist Sainte Luce (Ste. Luce) ein traumhafter Badestrand mit weissem Sand.

Fort Dauphin und Umgebung
Die neue grosse Bucht lag für die Franzosen sehr günstig, denn der ständige Wind vom Meer verhinderte die Ausbreitung der Malaria. So errichteten sie eine Festung auf der strategisch günstigen, felsigen Halbinsel. Die Siedlung nannten sie Fort Dauphin zu Ehren des französischen Thronfolgers und späteren Königs Ludwig XIV. Dieser erste Kolonisierungsversuch scheiterte jedoch, denn die Franzosen jagten Sklaven und verkauften sie nach Mauritius. Deswegen wurden sie von den Einheimischen massakriert und verjagt.


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Bereits 1674 kehrten die Kolonisten zurück und versuchten zunächst, eine gute Beziehung mit der hier lebenden Antanosy-Volksgruppe aufzubauen. Nach und nach nahmen die Franzosen jedoch das Land der Antanosy in Besitz und verkauften die einheimische Bevölkerung wiederum als Sklaven nach Mauritius. Der Konflikt war vorprogrammiert. Die Einheimischen töteten viele Kolonisten und versuchten, ihre Festung zu stürmen. Die Überlebenden flohen hinter die befestigten Mauern, bis sie endlich mit dem Segelschiff „Blanc Pigeon“ flüchten konnten.

Später wurde Fort Dauphin ein beliebter Stützpunkt von Piraten, die Schiffe auf den Handelswegen nach Indien überfielen. Die Seeleute konnten sich in der Region leicht mit Lebensmitteln eindecken. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich Fort Dauphin rasant zu einer bedeutenden Stadt, vor allem wegen den zahlreichen Sisalplantagen. Im Jahr 1975 erhielt die kleine Kolonialstadt ihren madagassischen Namen Tolagnaro, Tôlanaro oder Taolanaro zurück. Der Kolonialname ist aber auch heute noch sehr populär.

Fort Dauphin und Umgebung
In Tolanaro lebt der Volkstamm der Antanosy, was wörtlich übersetzt “die auf der Insel leben“ heisst. Das Volk Antanosy kam ursprünglich aus der Gegend von Bezaha bei Tuléar. Es hatte seinen angestammten Ort verlassen, um der Herrschaft des Volksstammes der Merina zu entgehen. Ein Teil der Antanosy sind aber auch Nachfahren der afrikanischen oder melanesischen Einwanderer. Deswegen zeigen ihre Bräuche starke arabische Einflüsse und sie haben Kenntnisse über die Astrologie und die Naturmedizin. Heute leben sie vom Fischfang, der Rinderzucht und der Landwirtschaft wie dem Maniok- und Reisanbau. Wie alle Ethnien in Madagaskar haben auch die Antanosy ihre eigenen Sitten und Bräuche: eine sichtbare Tradition ist für sie zum Beispiel, dass die Männer nur Zebus als Brautgeld für die Frauen schenken dürfen. Es ist für sie auch normal, dass die Männer mehrere Frauen haben.

Die Ruinen des Forts haben die lokalen Behörden in Fort Dauphin inspiriert, ein historisches Museum zu gründen. Wer sich für die Geschichte der Stadt interessiert ist, sollte also unbedingt das Museum Anosy im “Fort Flacourt“ besuchen. Im Museum wird die Geschichte und Kultur des Volksstammes Antanosy, sowie die Geschichte des Forts, welches 1643 unter Gouverneur Flacourt gegründet wurde, erklärt.

Landschaftlich hat die ursprünglich vulkanische Bucht viel zu bieten. Beim Stadtrundgang bewundert man die grüne Bergkette im Hintergrund. Wegen des fruchtbaren Umlandes besitzt Tolanaro einen lebendigen und reich mit Gemüse und Obst gefüllten Markt. Auf den bunten und farbfrohen Märkten “Bazaribe“ und “Bazarikely“ findet man verschiedene Verkaufsstände mit reifen und frischen Mangos, Ananas, Papayas, Kokosnüsse, Jackfrüchte, Litschis, Orangen, Mandarinen, Bananen. Fort Dauphin ist wirklich ein wahres Früchte-Paradies!

Fort Dauphin ist Ausgangspunkt zu zahlreichen Ausflugszielen in der näheren Umgebung.

Neben der Ruine der militärischen Festung während der Kolonialzeit, die bis heute noch in der Bucht von Fort Dauphin zur Besichtigung einlädt, hat diese ehemalige Kolonialstadt eher wenige spektakuläre Sehenswürdigkeiten. Besuchenswert ist das “Fort der Portugiesen“ auf der Ilôt Portugais, die sich etwa 10 km südwestlich von Fort Dauphin befindet. Der historische Ort ist per Boot oder per Piroge mit den Fischern entlang des Sees „Vinanibe“ erreichbar. Vor den Franzosen versuchten zunächst die Portugiesen hier eine befestigte Siedlung zu errichten. Diese Festung ist das älteste von Europäern erbaute Gebäude Madagaskars. Auf der kleinen Insel befinden sich viele Gräber der ersten Portugiesen, die hier in Fort Dauphin um 1504 ankamen. Die Ruine des Forts, auch “Tranovato“ genannt (was wörtlich „Haus aus Stein“ heisst), zeugt noch heute von der damaligen Anwesenheit der Portugiesen. Heute leben auf der Insel einige einheimische Familien mit ihren Rinderherden.

Die Domaine de la cascade, ein etwa 9 km westlich vom Stadtzentrum Fort Dauphins entfernt liegender privater Naturpark, ist berühmt für seine Obstplantage. Die üppige Vegetation, die Baumschule und besonders ein idyllischer Wasserfall machen diesen Naturpark zu einem kleinen Paradies. Hier hat man die Auswahl, ob man eine Wanderung durch den privaten Park unternimmt oder einfach ein erfrischendes Bad nimmt.

Sehenswert ist auch der bis auf 529 m über dem Meeresspiegel aufsteigende Hausberg, Pic Saint Louis. Dieser liegt etwa zwei Kilometer ausserhalb der Stadt in Antanifotsy. Es ist sinnvoll, die Wanderung in den frühen Morgenstunden in Angriff zu nehmen, um die Mittagshitze bergauf zu vermeiden. Beim Aufstieg auf den Pic Saint Louis kann man die berühmten “Ravinala“ oder “Ravenala madagascariensis“, den “Baum der Reisenden“, sowie andere in Madagaskar endemische Pflanzen, wie Aloen und Orchideen bewundern. Der ca. 90-minütige Aufstieg wird belohnt mit einem grossartigen Rundblick auf die Stadt, das Fischerdorf Evatraha und über die Bucht von Lokaro.

Bedingt zu empfehlen ist der Besuch des botanische Gartens Saiady. Er wird vor allem botanisch interessierte Reisenden interessieren. Diese private Naturanlage erstreckt sich über einen Hügel mit etwa 35 ha Fläche auf der RN 12a etwa 10 km nördlich der Stadt. Die artenreiche Vegetation des südlichen Madagaskars, wie der Baum der Reisenden, Palmen, Orchideen, Nepenthes madagascariensis (fleischfressende Kannenpflanzen), Pachypodien, Palisander, Bambus, Baobabs, Didieraceen, die Pflanzen des Trockenwaldes, gedeihen hier in der wenig gepflegten Gartenanlage. Daneben tummeln sich hier im Freien auch verschiedene Lemuren wie Sifakas, Varis, Makis, und Katta. Auch Krokodile, kleinere Reptilien und Vögel kann man hier beobachten.

Eine Wandertour durch das Nahampoana Reservat ist ein wunderschönes Erlebnis für Naturfreunde. Dieses etwa sieben Kilometer vom Stadtzentrum liegende Reservat wurde im Jahr 1990 gegründet. Auf einem etwa 50 ha grossen Gelände tummeln sich zahlreiche Lemuren, Reptilien, darunter sogar Schildkröten und viele Vogelarten. Beim Besuch lernt man natürlich auch die vielfältige Vegetation des Südens kennen. Ein Tagesausflug zum privaten Reservat von Nahampoana ist sehr lohnend, es ist jedoch auch möglich, eine Nachtwanderung durch das Reservat zu unternehmen.

Die Stadt verfügt über einige schöne weisse Strände mit zahlreichen luxuriösen Hotels. Die schönsten Strände findet man am Ende der Schiffswrackbucht und in der “Baie de Gallion“ oder “Galionsbucht“, die aus zwei Traumstränden besteht: der Filao-Strand und die grünbewachsene Baie de Libanona. Die Wassersportler, wegen des starken Wellengangs besonders die Surfer, kommen hier auf ihre Kosten.

Fort Dauphin und Umgebung
Einen schönen Tagesausflug auf dem beschaulichen Süsswasserkanal nördlich der Stadt kann man jedem Reisenden empfehlen. Am Ende des Kanals und der riesigen Schiffswrackbucht liegt das malerische Fischerdorf Evatraha (was wörtlich übersetzt “beinahe Insel“ heisst), von wo sich ein über 10 km langer, weisser Sandstrand bis Toliara erstreckt. Dieser paradiesische und ruhige Ort mit natürlichen Pools und Süsswasserkanälen lädt zum Baden und Schnorcheln ein. Von Evatraha aus wandert man auf schmalen Pfaden durch hügeliges Waldgebiet und nach einem Kilometer erreicht man die riesige Bucht von Lokaro. Die Halbinsel von Lokaro – mit ihren natürlichen Kanälen und Lagunen – bietet sich zum Baden an. In den einsamen Buchten in der Umgebung befinden sich zahlreiche kleine Fischerdörfer, wo man die Lebensweise, die Sitten und Bräuche des Antanosy-Volkstammes kennenlernt.

Am Rand der Hafenstrasse „Avenue de Maréchal Foch“ liegen ein paar Geschäfte und Souvenirländen, hier findet man die Mitbringsel für die Lieben zu Hause. Die Einheimischen stellen verschiedene Produkte aus Sisal her, wie Hüte, Gürtel, Taschen, und kleine Hausdekorationen. Die Gegend um Fort Dauphin ist besonders bekannt für ihre riesigen Sisal-Plantagen und es gibt eine grosse Fabrik zur Verarbeitung dieses natürlichen Materials. Die Sisal-Pflanze gehört zu den Agaven und stammt ursprünglich aus Mexiko. Sie wurde von den Franzosen nach Madagaskar gebracht und hier angebaut.

Die Ruhesuchenden kommen in dieser kleinen, abgelegenen Stadt am “Ende der Welt“ wirklich auf ihre Kosten. Neben den langen schönen und weissen Stränden und den verschiedenen Buchten, umgeben von grünen Palmen und üppiger Vegetation, bietet Fort Dauphin verschiedene Ausflüge zu den unterschiedlichen Nationalparks an, um die artenreiche Fauna und Flora des trockenen Südens Madagaskars zu entdecken.

Januar 2021, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

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