Antsohihy-Ambanja

1820 – Antsohihy-Ambanja und Umgebung

Rings um Ambanja liegt ein fruchtbares Anbaugebiet mit grossen Kakao-, Ylang Ylang-Plantagen und vielen Gewürzfeldern. Quasi im Windschatten des höchsten Gebirges von Madagaskar.


Wir verlassen die Stadt Antsohihy und setzen die Reise entlang dem nordwestlichen Küstenverlauf auf der Nationalstrasse Nummer 6 fort. Die Vegetation wird immer üppiger und das Klima feuchtwarm, wenn wir uns der Region nicht weit des Tsaratanàna Bergmassivs nähern. “Maromokotro“ heisst der Gipfel dieses höchsten Berges von Madagaskar mit 2’876 m über dem Meeresspiegel. Die Berge sind oft durch vulkanische Tätigkeit entstanden, teilweise bestehen sie aber auch aus Granitformationen und die Tier- und Pflanzenwelt ist deswegen in dieser Region sehr vielfältig.

Antsohihy-Ambanja
Die Sakalava-Bevölkerungsgruppe oder „diejenigen der langen Täler“ leben in der Region zwischen Antsohihy und Ambanja und ihr Königreich erstreckt sich entlang der gesamten Westküste am Kanal von Mozambik. Die Sakalava zählen zu den grössten Ethnien in Madagaskar.

Entlang dieser westlichen Küstenebenen wachsen die Mangroven. Mangrovenwälder gelten als die kohlenstoffreichsten in den Tropen und wachsen in schlammigen Flussdeltas, Buchten, Lagunen, häufig auch in Brack- und Salzwasser. Entlang der Westküste Madagaskar befinden sich eine der längsten Mangrovenwälder des Indischen Ozeans.

Die Küstenbewohner benutzen diese hartholzigen Sträucher/Bäume mit luftatmenden Stelzwurzeln als Brennstoff. Die jungen Bäume werden von den Fischern zu Pirogen (Einbäume) ausgehöhlt. Das ältere Mangrovenholz wird für den Hausbau oder für Zäune verwendet. Der Mangrovenwald gehört auch zum Lebensraum mehrerer Meerestiere wie Fische, Krabben, Krevetten. Also spielen die Mangroven eine grosse Rolle für die Küstenbewohner.

Wichtige Wirkstoffe in den Mangrovenblättern sind der lokalen Bevölkerung seit alters her bekannt. Diese zählen zu den wichtigen Heilpflanzen gegen Magen- und Bauchschmerzen, Gelbfieber, ja sogar gegen Müdigkeit in Madagaskar. Auf allen Märkten auf der Insel, ob in der Stadt oder auf dem Land, werden diese Medizinpflanzen verkauft, denn viele Leute können sich die teuren Medikamente in den Apotheken nicht leisten.

Antsohihy-Ambanja 
Die Bootsfahrt ab Antsohihy auf dem langen Fluss Loza führt nach rund 75 km zum Dorf Analalava, dann Weiterfahrt mit dem Boot zum Sahamalaza-Reservat. Dieses Naturschutzgebiet wurde am 19. März 2007 errichtet und besteht aus drei verschiedenen Biotopen: Landschaften mit dichten, trockenen Wäldern, Küstenlandschaften mit Mangroven und die Sahamalaza-Bucht. Dieser Meeresnationalpark bedeckt fast 12’000 Hektar mit feinen Sandinseln und verschiedenen Korallenformationen.

Der Nationalpark Sahamalaza-Radama Insel liegt zwischen den Buchten Narinda und Mahajamba im Süden und wird begrenzt von den Buchten Ampasindava und Nosy Be im Norden. Es beherbergt bemerkenswerte und endemische Vogelarten wie der heilige Ibis (Therskiornis bernieri), den Madagaskaradler (Haliaeetus vociferoides) und den Flughund (Pteropus rufus). In diesem Nationalpark befindet sich das Projekt von AEECL, eine Vereinigung von 32 europäischen zoologischen Gärten und Universitäten zur Erforschung und Erhaltung von Madagaskars bedrohten Lemurenarten.


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Der Ankarafa-Wald liegt auch im Sahamalaza-Schutzgebiet und diesen Park erreicht man nach mehrstündiger Bootsfahrt vom Dorf Analalava aus. Nach einem zweistündigen Fussmarsch ins Innere der Halbinsel erreicht man das Refugium der verschiedenen Lemurenarten, die nur in dieser Region vorkommen.
Dieses Reservat ist ein Schutzgebiet für die vom Aussterben bedrohten “Blauäugigen Mohrenmakis“ oder auf Englisch “Sclater’s Makis“ (Eulemur macaco flavifrons) oder “Akomba Manga Maso“ auf madagassisch, der “Sahamalaza-Wieselmakis“ (Lepilemur sahamalazensis) und der “Mauslemuren von Sambirano” (Micricrocebus sambiranensis). Die grünen Schildkröten und die Rifffische gehören zur seltenen Meeresfauna rund um den Radama-Archipel.

Das Städtchen Maromandia liegt auf halbem Weg zwischen Antsohihy und Ambanja.
Es liegt günstig an einer Flussmündung und ist umgeben von fruchtbaren Feldern mit Nutzpflanzen wie Kaffee, Kakao, Reis und Gemüse. An der Meeresbucht westlich der Stadt Ambanja liegt die bekannte Bucht von Ampasindava oder die “Bucht der Russen“, ein Versteck von russischen Kriegsschiffen, die während des russisch-japanischen Kriegs zwischen 1904 und 1905 auf dem Weg in den Kampf mit Japan waren. Ein Grossteil der Mannschaft verstarb damals an Typhus, nicht an der Pest, wie das berühmte deutsche Lied „wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“ von dieser Tragödie erzählt.

Schon im 12. Jahrhundert sind in diese westlichen Buchten arabische Händler eingewandert.
Eine Ruine der ältesten Moschee zeugt davon, dass viele Moslems sich einst hier angesiedelten. Die Sakalava hier im Hinterland leben von der Landwirtschaft oder sind Zebuhirten und die Küstenbewohner leben vom Fischfang. Mehrere vorgelagerte Inseln wie “Nosy Valiha“, “Nosy Berafia“ oder “Nosy Antanimora“ liegen vor dieser gut geschützten “Russische Bucht“.

Antsohihy-Ambanja 
Nach rund zwei Stunden Autofahrt erreichen wir die hübsche Stadt Ambanja. Der ursprüngliche Name dieser Stadt hiess „Ambodimanga“, wörtlich bedeutet dies „wo viele Mangobäume wachsen“. Während der Kolonialzeit entdeckten die Franzosen eine Ablagerung in der Region um Sambirano, die zur Herstellung von Schiesspulver brauchbar war (Schiesspulver heisst “Vanja“ auf madagassisch). Von nun an nannten die Einheimischen die Stadt Ambanja, was so viel heisst wie “der Ort mit viel Schiesspulver“.

Ambanja liegt in flachem Gelände und ist ideal für Fahrräder. Der breite Fluss Sambirano bietet viele Fotomotive. Sambirano ist auch die Lebensader und eine grosse Attraktion in diesem fruchtbaren Gebiet.

Rund um Ambanja liegt das grösste Anbaugebiet an der Mündung des Fluss Sambirano. Französische Siedler erkannten die Qualität des speziellen Bodens rund um diese Stadt und bewirtschafteten viele Jahre weitläufige Plantagen mit Kakaobäumen. Die Kakaobohnen waren von ausgezeichneter Qualität und zählen noch heute zu den Besten der Welt. Jedes Jahr wird tonnenweise Kakao ins Ausland, besonders nach Frankreich, exportiert. Schokolade ist ein Kolonialprodukt und hat in Madagaskar keine alte Verankerung in der lokalen Gastronomie. Doch die neue Tendenz der „Nouvelle Cuisine“ in den teuren Restaurants in der Hauptstadt hat auch Anhänger gewonnen. Die Köche erfinden immer neue Kombinationen mit anderen Gewürzen für ihre verschiedenen Gerichte und Desserts.

Madagaskar hat auch seine eigene Schokoladenproduktion: Die Firma «Chocolaterie Robert S.A.» in Antananarivo produziert seit 1940 hochwertige Schokolade. Dazu gibt es noch ein paar wenige kleine Schokoladenmanufakturen.

In dieser Region mit üppiger Vegetation gedeihen die verschiedensten Gewürze wie Pfeffer, Ingwer, Vanille, Kaffee und auch die Parfümpflanze Ylang Ylang. Die Ylang Ylang-Pflanze oder “cananga odorata“ ist ein tropische Duftpflanze und gehört zur Familie der Annonaceae. Die Pflanze stammt aus den Philippinen und wird wegen ihrer essenzhaltigen Blüten in der Region von Ambanja und Nosy Be kultiviert.

Aus den frisch geernteten gelben Blüten wird das Ylang-Öl mit seinem intensiven Duft extrahiert. Dieses ist weltweit ein unentbehrlicher Grundstoff in der Parfümindustrie.

Antsohihy-Ambanja 
Rund 18 Kilometer westlich von Ambanja liegt am Kanal von Mosambik das Kleinstädtchen Ankify. Eine geteerte Strasse führt zum Hafen von Ankify, dem Ausganspunkt und der Anlegestelle für die Bootsfahrt auf die Parfüminsel Nosy Be. Dieser schöne und erholsame Badeort gilt als die bekannteste und touristisch am besten erschlossene Insel Madagaskars, sowohl für die Gäste aus dem Ausland wie auch für die Madagassen selbst.

November 2020, geschrieben von Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

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