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Taxi-Brousse in Madagaskar

Taxi-Brousse in Madagaskar

So gut wie alle Dörfer sind in Madagaskar mit Verkehrsmitteln erreichbar.  Das mag die Piroge (Einbaum) sein, ein Fahrzeug oder für ein Dutzend Städte auch das Flugzeug.

Taxi-Brousse Madagaskar
Taxi-Brousse Madagaskar: RN2 zwischen Antananarivo und Tamatave / Toamasina

Taxi-Brousse ist die madagassische Version von öffentlichem Verkehr.  Auf viel frequentierten Routen transportieren diese Sammeltaxis Personen und ihr Gepäck transportiert. Auf Zubringerstrassen – oft holprige Naturpisten – nimmt der Anteil der Fracht deutlich zu. In diesen Gefährten des Mischtransports zu reisen, ist eine Herausforderung. Aber Alltag für die lokale Bevölkerung.

Auf Sicherheit und Fahrzeugzustand zu achten, ist sekundär. Auch Fahrplan und Reisezeit sind approximative Grössen. Pannen sind häufig und Unfälle schrecklich.
In abgelegenen Regionen mit schlechten Pisten sind die Fahrzeuge sehr oft nur noch behelfsmässige Schrottkisten. Dafür fahren sie zwangsweise langsamer.
Auf vielbefahrenen Strassen ist die Fahrzeugqualität besser – dafür wird gefahren wie auf dem Hockenheimring. Alkohol am Steuer ist ein landesweites Problem.

Für die Lokalbevölkerung ist das Taxi-Brousse meist das einzige zur Verfügung stehende Verkehrsmittel und relativ teuer.

Auf der Strecke Antananarivo – Moramanga – Brickaville – Tamatave / Toamasina verkehren Boeing. Dies ist die örtliche Bezeichnung für Reisebusse. Ein Boeing fasst 50 und mehr Passagiere und ist billiger als die üblichen Kleinbusse mit rund 20 Passagieren.

Madagaskar mit Taxi-Brousse zu bereisen ist abenteuerlich, ungemütlich und gefährlich. Wer nicht einen sehr hohen Spirit an Flexibilität und Zeittoleranz mitbringt, sollte auf diese Art des Reisens verzichten.

Die Fahrpreise sind Ende 2021 so:
Wechselkurs: 10 000 Ariary sind rund etwa 2,2 Euro (2,3 CHF)

Sud et Sud – est

Primus / Start Terminus / Endstation Tarifs en Ariary
Antananarivo Ambositra 24 000
Antananarivo Fianarantsoa 35 000
Antananarivo Fandriana 25 000
Antananarivo Ihosy 45 000
Antananarivo Ambalavao 40 000
Antananarivo Toliara 80 000
Antananarivo Vangaindrano 65 000
Antananarivo Manakara 50 000
Antananarivo Vohipeno 55 000
Antananarivo Mananjary 40 000
Antananarivo Fort Dauphin 120 000
Antananarivo Farafangana 55 000
Antananarivo Morondava 50 000
Antananarivo Miandrivazo 32 000
Antananarivo Belo Tsiribihina 75 000
Antananarivo Bekily 70 000
Antananarivo Bekitro 80 000

 

Nord

Primus Terminus Tarifs en Ariary
Antananarivo Ambanja 70 000
Antananarivo Ambilobe 80 000
Antananarivo Antsohihy 55 000
Antananarivo Bealanana 80 000
Antananarivo Befandriana 65 000
Antananarivo Diego 100 000
Antananarivo Mampikony 45 000
Antananarivo Mandritsara 80 000
Antananarivo Port-Bergé 50 000
Antananarivo Ambato Boeny 45 000
Antananarivo Ambondromamy 30 000
Antananarivo Maevatanana 25 000
Antananarivo Majunga 50 000
Antananarivo Marovoay 45 000
Antananarivo Sambava 120 000


Est

Primus Terminus Tarifs en Ariary
Antananarivo Brickaville 30 000
Antananarivo Brickaville en Boeing 20 000
Antananarivo Tamatave 30 000
Antananarivo Tamatave en Boeing 20 000
Antananarivo Fenerive Est 50 000
Antananarivo Vatomandry 20 000
Antananarivo Mahanoro 30 000

 

Nord – Est

Primus Terminus Tarifs en Ariary
Antananarivo Ambatondrazaka 30 000
Antananarivo Tanambe 30 000
Antananarivo Andilamena 45 000
Antananarivo Brieville 40 000
Ambatondrazaka Toamasina 35 000
Tanambe Toamasina 40 000

 

Antsohihy-Ambanja

1820 – Antsohihy-Ambanja und Umgebung

Rings um Ambanja liegt ein fruchtbares Anbaugebiet mit grossen Kakao-, Ylang Ylang-Plantagen und vielen Gewürzfeldern. Quasi im Windschatten des höchsten Gebirges von Madagaskar.


Wir verlassen die Stadt Antsohihy und setzen die Reise entlang dem nordwestlichen Küstenverlauf auf der Nationalstrasse Nummer 6 fort. Die Vegetation wird immer üppiger und das Klima feuchtwarm, wenn wir uns der Region nicht weit des Tsaratanàna Bergmassivs nähern. “Maromokotro“ heisst der Gipfel dieses höchsten Berges von Madagaskar mit 2’876 m über dem Meeresspiegel. Die Berge sind oft durch vulkanische Tätigkeit entstanden, teilweise bestehen sie aber auch aus Granitformationen und die Tier- und Pflanzenwelt ist deswegen in dieser Region sehr vielfältig.

Antsohihy-Ambanja
Die Sakalava-Bevölkerungsgruppe oder „diejenigen der langen Täler“ leben in der Region zwischen Antsohihy und Ambanja und ihr Königreich erstreckt sich entlang der gesamten Westküste am Kanal von Mozambik. Die Sakalava zählen zu den grössten Ethnien in Madagaskar.

Entlang dieser westlichen Küstenebenen wachsen die Mangroven. Mangrovenwälder gelten als die kohlenstoffreichsten in den Tropen und wachsen in schlammigen Flussdeltas, Buchten, Lagunen, häufig auch in Brack- und Salzwasser. Entlang der Westküste Madagaskar befinden sich eine der längsten Mangrovenwälder des Indischen Ozeans.

Die Küstenbewohner benutzen diese hartholzigen Sträucher/Bäume mit luftatmenden Stelzwurzeln als Brennstoff. Die jungen Bäume werden von den Fischern zu Pirogen (Einbäume) ausgehöhlt. Das ältere Mangrovenholz wird für den Hausbau oder für Zäune verwendet. Der Mangrovenwald gehört auch zum Lebensraum mehrerer Meerestiere wie Fische, Krabben, Krevetten. Also spielen die Mangroven eine grosse Rolle für die Küstenbewohner.

Wichtige Wirkstoffe in den Mangrovenblättern sind der lokalen Bevölkerung seit alters her bekannt. Diese zählen zu den wichtigen Heilpflanzen gegen Magen- und Bauchschmerzen, Gelbfieber, ja sogar gegen Müdigkeit in Madagaskar. Auf allen Märkten auf der Insel, ob in der Stadt oder auf dem Land, werden diese Medizinpflanzen verkauft, denn viele Leute können sich die teuren Medikamente in den Apotheken nicht leisten.

Antsohihy-Ambanja 
Die Bootsfahrt ab Antsohihy auf dem langen Fluss Loza führt nach rund 75 km zum Dorf Analalava, dann Weiterfahrt mit dem Boot zum Sahamalaza-Reservat. Dieses Naturschutzgebiet wurde am 19. März 2007 errichtet und besteht aus drei verschiedenen Biotopen: Landschaften mit dichten, trockenen Wäldern, Küstenlandschaften mit Mangroven und die Sahamalaza-Bucht. Dieser Meeresnationalpark bedeckt fast 12’000 Hektar mit feinen Sandinseln und verschiedenen Korallenformationen.

Der Nationalpark Sahamalaza-Radama Insel liegt zwischen den Buchten Narinda und Mahajamba im Süden und wird begrenzt von den Buchten Ampasindava und Nosy Be im Norden. Es beherbergt bemerkenswerte und endemische Vogelarten wie der heilige Ibis (Therskiornis bernieri), den Madagaskaradler (Haliaeetus vociferoides) und den Flughund (Pteropus rufus). In diesem Nationalpark befindet sich das Projekt von AEECL, eine Vereinigung von 32 europäischen zoologischen Gärten und Universitäten zur Erforschung und Erhaltung von Madagaskars bedrohten Lemurenarten.


mehr zu PRIORI Reiserouten in unserem Katalog 2021


Der Ankarafa-Wald liegt auch im Sahamalaza-Schutzgebiet und diesen Park erreicht man nach mehrstündiger Bootsfahrt vom Dorf Analalava aus. Nach einem zweistündigen Fussmarsch ins Innere der Halbinsel erreicht man das Refugium der verschiedenen Lemurenarten, die nur in dieser Region vorkommen.
Dieses Reservat ist ein Schutzgebiet für die vom Aussterben bedrohten “Blauäugigen Mohrenmakis“ oder auf Englisch “Sclater’s Makis“ (Eulemur macaco flavifrons) oder “Akomba Manga Maso“ auf madagassisch, der “Sahamalaza-Wieselmakis“ (Lepilemur sahamalazensis) und der “Mauslemuren von Sambirano” (Micricrocebus sambiranensis). Die grünen Schildkröten und die Rifffische gehören zur seltenen Meeresfauna rund um den Radama-Archipel.

Das Städtchen Maromandia liegt auf halbem Weg zwischen Antsohihy und Ambanja.
Es liegt günstig an einer Flussmündung und ist umgeben von fruchtbaren Feldern mit Nutzpflanzen wie Kaffee, Kakao, Reis und Gemüse. An der Meeresbucht westlich der Stadt Ambanja liegt die bekannte Bucht von Ampasindava oder die “Bucht der Russen“, ein Versteck von russischen Kriegsschiffen, die während des russisch-japanischen Kriegs zwischen 1904 und 1905 auf dem Weg in den Kampf mit Japan waren. Ein Grossteil der Mannschaft verstarb damals an Typhus, nicht an der Pest, wie das berühmte deutsche Lied „wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“ von dieser Tragödie erzählt.

Schon im 12. Jahrhundert sind in diese westlichen Buchten arabische Händler eingewandert.
Eine Ruine der ältesten Moschee zeugt davon, dass viele Moslems sich einst hier angesiedelten. Die Sakalava hier im Hinterland leben von der Landwirtschaft oder sind Zebuhirten und die Küstenbewohner leben vom Fischfang. Mehrere vorgelagerte Inseln wie “Nosy Valiha“, “Nosy Berafia“ oder “Nosy Antanimora“ liegen vor dieser gut geschützten “Russische Bucht“.

Antsohihy-Ambanja 
Nach rund zwei Stunden Autofahrt erreichen wir die hübsche Stadt Ambanja. Der ursprüngliche Name dieser Stadt hiess „Ambodimanga“, wörtlich bedeutet dies „wo viele Mangobäume wachsen“. Während der Kolonialzeit entdeckten die Franzosen eine Ablagerung in der Region um Sambirano, die zur Herstellung von Schiesspulver brauchbar war (Schiesspulver heisst “Vanja“ auf madagassisch). Von nun an nannten die Einheimischen die Stadt Ambanja, was so viel heisst wie “der Ort mit viel Schiesspulver“.

Ambanja liegt in flachem Gelände und ist ideal für Fahrräder. Der breite Fluss Sambirano bietet viele Fotomotive. Sambirano ist auch die Lebensader und eine grosse Attraktion in diesem fruchtbaren Gebiet.

Rund um Ambanja liegt das grösste Anbaugebiet an der Mündung des Fluss Sambirano. Französische Siedler erkannten die Qualität des speziellen Bodens rund um diese Stadt und bewirtschafteten viele Jahre weitläufige Plantagen mit Kakaobäumen. Die Kakaobohnen waren von ausgezeichneter Qualität und zählen noch heute zu den Besten der Welt. Jedes Jahr wird tonnenweise Kakao ins Ausland, besonders nach Frankreich, exportiert. Schokolade ist ein Kolonialprodukt und hat in Madagaskar keine alte Verankerung in der lokalen Gastronomie. Doch die neue Tendenz der „Nouvelle Cuisine“ in den teuren Restaurants in der Hauptstadt hat auch Anhänger gewonnen. Die Köche erfinden immer neue Kombinationen mit anderen Gewürzen für ihre verschiedenen Gerichte und Desserts.

Madagaskar hat auch seine eigene Schokoladenproduktion: Die Firma «Chocolaterie Robert S.A.» in Antananarivo produziert seit 1940 hochwertige Schokolade. Dazu gibt es noch ein paar wenige kleine Schokoladenmanufakturen.

In dieser Region mit üppiger Vegetation gedeihen die verschiedensten Gewürze wie Pfeffer, Ingwer, Vanille, Kaffee und auch die Parfümpflanze Ylang Ylang. Die Ylang Ylang-Pflanze oder “cananga odorata“ ist ein tropische Duftpflanze und gehört zur Familie der Annonaceae. Die Pflanze stammt aus den Philippinen und wird wegen ihrer essenzhaltigen Blüten in der Region von Ambanja und Nosy Be kultiviert.

Aus den frisch geernteten gelben Blüten wird das Ylang-Öl mit seinem intensiven Duft extrahiert. Dieses ist weltweit ein unentbehrlicher Grundstoff in der Parfümindustrie.

Antsohihy-Ambanja 
Rund 18 Kilometer westlich von Ambanja liegt am Kanal von Mosambik das Kleinstädtchen Ankify. Eine geteerte Strasse führt zum Hafen von Ankify, dem Ausganspunkt und der Anlegestelle für die Bootsfahrt auf die Parfüminsel Nosy Be. Dieser schöne und erholsame Badeort gilt als die bekannteste und touristisch am besten erschlossene Insel Madagaskars, sowohl für die Gäste aus dem Ausland wie auch für die Madagassen selbst.

November 2020, geschrieben von Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ambanja – Diego Suarez

1830 – Ambanja – Diego Suarez

Schweren Herzens verlassen wir das Kleinstädtchen Ambanja und fahren auf der Nationalstrasse 6 bis zur Hafenstadt Antsiranana (Diego Suarez) an der Nordspitze Madagaskars.


Diese Reiseroute ist besonders abwechslungsreich, denn die Insel zeigt viele ihrer Gesichter auf engem Raum: dazu zählen das Sonderreservat von Ankarana mit seinen spektakulären, grauen Karstformationen, die rotgefärbten Tsingy Rouge und der grüne Bergnebelwald von Montagne d’Ambre mit seinen Kaskaden und Kraterseen.

Wegen seiner schönen Lage in einem fruchtbaren Agrargebiet mit vielen Ausflugsmöglichkeiten und wegen seines milden Klimas an der Nordwestküste ist das interessante Kleinstädtchen Ambanja (wörtlich bedeutet dies “die Stadt mit Kanonenpulver“) ein paar Tage Aufenthalt wert. Heute verlassen wir dieses Zentrum des Kakaoanbaus und fahren auf der Nationalstrasse bis zur Nordspitze der Insel weiter. Wer seinen Badeurlaub auf der berühmten Parfüminsel Nosy Be verbringen will, fährt 25 km westlich von Ambanja bis Ankify weiter. Dieses grosse Dorf ist der Ausgangspunkt der Bootsfahrt zu den beliebten Urlaubsorten auf Nosy Be. Die Abfahrtszeit des Motorbootes oder der Fähre in diesem kleinen Hafen hängt hauptsächlich von den Gezeiten ab.

Nach ca. 100 km ab Ambanja Richtung Norden erreichen wir die nächste geschäftige Stadt in dieser Nordwestregion. Durch die intensive Bewässerung am Delta des Mahavavy Flusses gehört Ambilobe zu einem fruchtbaren Anbaugebiet mit riesigen Plantagen: die Parfümpflanze Ylang Ylang, verschiedene Obst- und viele Gemüsesorten gedeihen hier sehr gut, ausserdem stammt der Grossteil der Zuckerproduktion Madagaskars aus dieser Region. Die madagassische Zuckerfirma SIRAMA war lange Zeit der wichtigste Arbeitgeber.

Die Stadt Ambilobe bedeutet wortwörtlich “wo man häufig den „Bilo“ tanzt“. Bilo ist ein typischer Freudentanz der Antakarana-Volksgruppe, die an die Wiedergeburt und die Reinkarnationen der Ahnen in Form verschiedener Lebewesen glaubt, egal ob Pflanzen oder Tiere, wie Krokodile oder Lemuren. Hier siedelt eine grosse muslimische Gemeinde, Nachfahren von arabischen Einwanderern. Deswegen gilt dieses hübsche Städtchen als das kulturelle Zentrum der Ethnie der Antakarana und gleichzeitig der Sitz der Nachfahren der Antakarana-Könige. Der 2017 verstorbene ehemalige Staatspräsident Dr. Zafy Albert stammte aus einer angesehenen Antakarana-Familie aus der Stadt Ambilobe.

Ambanja – Diego Suarez
Von hier zweigt auch die schlammige Piste RN 5a in Richtung Ostküste bis Vohemar ab und für die Reisenden gilt der Ort als ein wichtiger Zwischenstopp auf der Strecke nach Antsiranana. Ambilobe ist auch Ausgangspunkt für die interessanten Ausflugsziele zum Ankarana-Reservat oder zum Bergregenwald von Montagne d’Ambre.


mehr zu PRIORI Reiserouten in unserem Katalog 2021


Etwa 20 km von Ambilobe entfernt befindet sich der Eingang zum Ankarana Naturreservat am Rand der Nationalstrasse 6. In diesem faszinierenden Trockenwald wächst die seltene und endemische „Euphorbia ankarensis“, ein Wolfsmilchgewächs mit stacheligem Stamm und rosa Blüten. Auch viele Schraubenpalmen, Feigenbäume und viele Sukkulentenpflanzen wie Pachypodien, Baobabs, usw. gedeihen sehr gut in dieser abgelegenen ökologischen Nische zwischen den Tälern, Schluchten und Canyons der Karstformationen. Hier kann man mehrtägigen Wanderungen durch die einmalige Felsenlandschaft mit erodierten Kalknadeln (Tsingy) unternehmen.

Antakarana bedeutet wörtlich das Volk aus dem “Gebiet mit spitzen Kalksteinnadeln“. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich zwischen Antsiranana und der Region um das Tsaratanana-Gebirge. Sie sind mit Ihren Nachbarn, der Sakalava-Ethnie eng verwandt. Die Antakarana-Küstenbewohner leben als Fischer und jene im Binnenland sind Viehzüchter oder Bauern.

Ambanja – Diego Suarez
Nach einem erlebnisreichen Aufenthalt im Ankarana Schutzgebiet setzen wir die Autofahrt fort und nach einer Stunde erreichen wir das grosse Dorf Anivorano. Es liegt am Fusse des Nationalparks von Montagne d’Ambre und etwa 75 km südlich von Antsiranana. Anivorano bedeutet wörtlich übersetzt „in der Mitte des Gewässers“. Jeden Dienstag findet in diesem Dorf der lebhafte und reichhaltige Wochenmarkt statt.

Etwa 4 km östlich der RN 6 liegt eine besondere Attraktion dieses Dorfes, und zwar der heilige See “Antanavo“, dessen Entstehung in ähnlicher Form auch über andere Seen auf der Insel Sainte Marie oder in Vohemar an der Nordostküste Madagaskars erzählt wird. Mündlich wird eine Geschichte eines durstigen und erschöpften Zauberers überliefert, der vor langer Zeit zum Dorf kam. Da er fremd war und unheimlich wirkte, weigerten sich die Dorfbewohner, ihm Wasser zu geben. Eine alte Frau am Rand des Dorfes hatte jedoch Mitleid mit ihm und gab ihm Trinkwasser. Überrascht von dieser gastfreundlichen Geste, gab er seiner Retterin und ihrer Familie den Rat, das Dorf sofort zu verlassen. Weil es die unhöflichen Leute abgelehnt hatten, ihm einen Schluck Wasser zu geben, würde er ihnen mehr davon geben. Es begann also in der folgenden Nacht heftig zu regnen und wo das Dorf lag, senkte sich die Erde, und das ganze Regenwasser sammelte sich dort. Das ganze Dorf mit allen Bewohnern versank im See und diese verwandelten sich in Krokodile. Die Frau siedelte später mit ihrer Familie nahe am See im heutigen Dorf Anivorano und glaubte, dass die Krokodile die Reinkarnationen ihren Ahnen seien, so opferte sie den Raubtieren von nun an Zebus. Als Beweis für die Blutverwandtschaft zwischen Menschen und Krokodilen gilt, dass die Fischer an diesem heiligen See nie von diesen Tieren angefallen wurden. Gegen eine geringe Gebühr und in Begleitung eines Lokalführers ist es möglich, diesen See Antanavo zu besuchen.

Ambanja – Diego Suarez
Die nächste Sehenswürdigkeit liegt 23 km nördlich von Anivorano. Vom Dorf Sadjoavato zweigt eine schlechte Piste (nur befahrbar in der trockenen Zeit) ab, sie führt zum nächsten Dorf Ankarongana. Hier beginnen die Fusspfade, die z.T. durch Flussläufe führen, bis zum Spezialreservat von Analamerana, deswegen ist dieses Naturschutzgebiet nur sehr schwer zugänglich. Landschaftlich ist es aber sehr interessant, da es in der Übergangszone zwischen der feuchtwarmen Regenwaldlandschaft und der Trockenwaldvegetation an der Küste liegt. Dieses abenteuerliche Ausflugsziel hat aber viel zu bieten: Seen, Höhlen und ein höher liegendes bewaldetes Gebiet, sehr reich an Tier- und Pflanzenarten und mit einem fantastischen Panoramablick auf den Indischen Ozean. Das Reservat ist auch sehr bekannt wegen der hier lebenden und sehr bedrohten Perrieri-Sifakas (Propithecus Perrieri). Daneben haben hier auch andere Lemurenarten und zahlreiche Vögel, sowie Reptilien und Amphibien ein Refugium gefunden.

Ein sehenswertes Highlight auf dieser Nordroute sind auch die „Tsingy Rouge“, die rot gefärbten Gesteinsformationen. Rund 16 km ab der RN 6 führt eine schwierige Piste (nur mit Allradfahrzeug befahrbar) bis zu dieser weiteren geologischen Attraktion in der Nähe des Fischerdorfs Irodo. Anders als die anderen Tsingy unterscheiden sie sich in den Farben der Steinnadeln. Sie bestehen aus feinem Sandstein mit rotgefärbtem Laterit und sind erst spät am Anfang des 20. Jahrhundert entdeckt worden, da diese geologische Formation durch die allgegenwärtige Brandrodung oder “Tavy“ entstanden ist. Sie sind durch die ständige Erosion in dieser Gegend bedroht.

Zurück auf der Nationalstrasse fahren wir Richtung Norden und nehmen die Abzweigung zum Dorf Joffreville (Ambohitra auf madagassisch). Joffreville wurde im Jahr 1902 von den Franzosen errichtet . Das Dorf liegt auf rund 1200 m ü. M. und war ein begehrter Erholungsort für die französischen Militärs und Administratoren im brütend-heissen Diego Suarez. Joffreville wurde bald auch zum Erholungsort der französischen Legionäre. In den herrschaftlichen Villen liessen es sich die Franzosen während der Kolonialzeit gut gehen und eingewanderte Bauern aus der Nachbarinsel La Réunion siedelten hier gern an und pflanzten verschiedene Gemüsesorten und tropisches Obst an.

Ambanja – Diego Suarez
Wenige Kilometer südlich von diesem kleinen Dorf liegt die Grenze des Bergnebelwaldes von Montagne d’Ambre oder “die Bernsteinberge“. Der ca. 18’200 ha grosse Park umfasst das Gebiet eines vulkanisch entstandenen Gebirges in einer Höhe zwischen 800 m bis 1’475 m. Die beeindruckenden Wasserfälle, die kreisrunden Kraterseen, der vielfältige “Botanische Weg“ durch das dichte und artenreiche Waldgebiet zählen zu den faszinierenden landschaftlichen Schönheiten des Naturparks, deshalb gehört es auch zu den am meisten besuchten und beliebtesten Attraktionen in dieser Region.

Nach diesem erlebnisreichen Aufenthalt mit den vielen anderen interessanten Ausflugszielen entlang der Nationalstrasse 6 erreichen wir endlich die Hafenstadt Antsiranana, wörtlich bedeutet dies “der grosse Hafen“. Die Franzosen nannten diese schöne Hafenstadt mit internationalem Flair “Diego Suarez“, zu Ehren des Portugiesen Diego Diaz, der am 10. August 1500 offiziell die Insel Madagaskar an dieser Nordspitze der Insel betrat. Die Stadt wird heutzutage noch immer kurz Diego genannt. Die verschiedenen madagassischen Bevölkerungsgruppen, die Einwanderer aus Europa, aus Indien und den Nachbarinseln tragen zur schönen Atmosphäre in dieser Hafenstadt mit buntem Völkergemisch bei. Dazu tragen auch die Nachkommen der ehemaligen senegalesischen Schützen der Kolonialarmee bei und jene der somalischen Hafenarbeiter.

November 2020, geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch