Andasibe – Pangalanes

1320 – Andasibe – Kanal von Pangalanes – Akanin’ny Nofy – Tamatave

Unsere heutige Etappe führt uns in Madagaskar vom Nationalpark Andasibe an die Ostküste und den Pangalanes-Kanal, der etwas im Landesinneren parallel dazu verläuft.


Es bestehen zwei Möglichkeiten, die Reise zur Hafenstadt durchzuführen. Entweder fährt man über die gut ausgebaute RN2 direkt bis Tamatave oder man nimmt den holprigen Abstecher nach Manambato, dem Ausgangspunkt einer erlebnisreichen Bootsfahrt auf dem Pangalanes-Kanal. Diese zweite Option kann man jedem Reisenden empfehlen.

Andasibe – Pangalanes
Unterwegs auf der kurvenreiche Nationalstrasse RN2 erlebt man die grüne und bewaldete Landschaft der Ostküste Madagaskars. Seit Andasibe haben sich Strasse und Bahnlinie getrennt und kreuzen sich noch einmal im Kleinstädtchen Brickaville, nicht weit vor der Abzweigung nach Manambato.

Es wird merklich wärmer und die Luft feuchter auf der Fahrt Richtung Ostküste. Die hiesige Gebirgskette beschert fast das ganze Jahr üppigen Regen, so dass alle erdenklichen tropischen Früchte wie die Jackfrucht-, Litschi-, Mangobäume und viele Bananenstauden im feuchtwarmen Klima gut gedeihen.

Selbstverständlich kann man auch eine kurze Fotopause in einem der schönen Obstdörfer am Rand der Nationalstrasse einschalten. Die Dorfbewohner leben hier hauptsächlich vom Obstverkauf. Entlang der Strasse erstreckt sich somit ein bunter Markt mit allen verschiedenen exotischen Früchten wie Wassermelonen, Stachelannonen (Korossol), Zimtapfel, Rambutan (chinesische Litschis), … die in Hülle und Fülle angeboten werden.

Andasibe – Pangalanes
Auf den nächsten Kilometern treffen wir immer häufiger auf ausgedehnte Zuckerrohr-, Kaffee-, und Orangenfelder. Die letzten sieben Kilometer bis zu See Rasoabe ist dann eine holprige Piste. Manambato ist ein idealer Rückzugsort mit feinem, weissem Sandstrand, um ein paar Tage fernab der Welt zu entspannen. Diese Ortschaft ist auch der Ausgangspunkt für eine Bootsfahrt auf dem Kanal von Pangalanes, ein wunderbares Erlebnis und eine einmalige Gelegenheit, die Ostküste Madagaskars und die gastfreundlichen Betsimisaraka Volkstämme mit ihren Sitten und Gebräuchen besser kennen zu lernen.

 Der Pangalanes-Kanal eignet sich für unvergessliche Bootstouren, ein abwechslungsreiches Erlebnis entlang schmaler Kanäle und zahlreicher Seen und abseits der Touristenströme. Die Schönheit der Natur der östlichen Küstenregion lässt sich am einfachsten auf dieser Wasserstrasse erleben, die oft nur durch eine Sanddüne vom Indischen Ozean getrennt ist.

Sie führt oft durch natürliche Seen und Nebenarme der Flüsse und verläuft auf einer Länge von ca. 600 km von Foulpointe im Norden bis Farafangana im Süden entlang der Küste des Indischen Ozeans. Er gehört somit zu den längsten Wasserstrassen der Welt. Während der Kolonialzeit veranlasste Generalgouverneur Joseph Gallieni zwischen 1896 und 1904, diese natürlich entstandenen Lagunen und Flussläufe entlang der Ostküste zu einem Kanal zu verbinden. Dieser schiffbare Kanal diente dann während der restlichen Kolonialzeit als Transportweg für die landwirtschaftlichen Exportprodukte wie Pfeffer, Vanille, Kaffee bis zum Seehafen Tamatave.

Andasibe – Pangalanes
Nach wie vor spielt der Kanal heutzutage als Lebensader der Einheimischen eine kaum zu unterschätzende Rolle und zwar um ihre Erzeugnisse auf den nächsten Markt zu bringen. Besonders die Bauern und die Fischer transportieren Lebensmittel sowie Marktgüter wie Holzkohle, Bambus, Baumaterial auf ihren Einbäumen zu den nächsten Dörfern oder sogar bis zur weiten Grossstadt.

Ab der RN2 erreicht man das heutige Ziel mit dem bemerkenswerten und berechtigten Namen Akanin’ny Nofy (das Nest der Träume) nach rund einer halben Stunde. Dort befinden sich mehrere Hotels: herzlich willkommen oder “Tonga Soa“ auf madagassisch! Den Besuchern begegnen die Leute mit gewinnender Herzlichkeit und laden ein, ihr traditionelles dörfliche Leben kennen zu lernen.

Die Hotels von Akanin’ny Nofy liegen in Sichtweite am Westufer des bekannten Sees Farihy Ampitabe. Die Bungalows gebaut mit lokalem Baumaterial und mit schönem Blick über den ruhigen See sind wirklich einladend. Sie passen sehr gut zum feuchtwarmen Klima des Landes.

Andasibe – Pangalanes
Ein einzigartig privat angelegtes Naturparadies verbirgt sich auf einer bewaldeten paradiesisch kleinen Halbinsel. Hier findet man endemische Tiere und Pflanzen, Palmen, Orchideen, Sukkulenten, sowie die verschiedenen, für diese Region typischen Gewürze, wie die Vanille, Pfeffer, Gewürznelken oder Zimt.

Der Besuch dieses privaten Reservates zählt zu den grössten Attraktionen in der Gegend. Auf einer geführten Rundwanderung durch den Sekundärwald trifft man die geschützten Lemuren wie die Larvensifakas, die Varis (Varecia) und die braunen Rotstirmakis, die sich auf diesem ca. 50 ha grossen Gebiet im Freien tummeln. Sie sind nicht mehr menschenscheu, so kann man sie problemlos von sehr nahe fotografieren.

Neben Lemuren kann man hier auch zahlreiche Insekten, Chamäleons und andere Reptilien und Frösche finden. Sehenswert sind auch der Sukkulentengarten, die artenreichen und endemischen Palmen, seltene Pflanzen in den Küstenwäldern und typisch für diese feuchtwarme Region.

Am Abend besteht die Möglichkeit, mit dem Boot zur Lemureninsel Aye Aye zu fahren. Hier bekommt man das einzigartige und seltene nachtaktive Fingertier zu Gesicht. Ein schwarzer Geist in tiefschwarzer Nacht…

Besonders bei der Fütterungszeit bietet sich eine gute Möglichkeit zum Fotografieren. Dieser merkwürdige Lemur verdeutlicht noch einmal die Einzigartigkeit der madagassischen Fauna: den extrem langen und dünnen Mittelfinger benutzt er, um Larven aus Bäumen zu holen oder das Fleisch der Kokosnüsse heraus zu kratzen.

Den Halbtagsausflug zu den kleinen Gewässern im Hinterland darf man auch nicht versäumen. Die Ufer der kleinen Teiche sind mit den endemischen „Nepenthes madagascariensis“ überwuchert.

Diese Pflanzen mit kannenförmigen Blattkelchen, in denen sich eine Flüssigkeit befindet, warten darauf, dass Insekten in die duftende Kanne fallen. Daher kommt der merkwürdige deutsche Name: fleischfressende Kannenpflanzen.

An den warmen Nachmittagen ist es auch Zeit, eine kurze Pirogenfahrt oder eine Wandertour zum nächst gelegenen Fischerdorf zu unternehmen. Dies ist eine einmalige Gelegenheit, den Alltag des heimischen Betsimisaraka Volkstamms (die vielen, die sich nie trennen), besser kennen zu lernen.

Nach dem eindrucksvollen Aufenthalt in diesem Naturparadies begeben wir uns wieder aufs Wasser, begrüsst diesmal von den schönen dekorativen “Bäumen der Reisenden“ (Ravenala) am Ufersaum.

Man kann den madagassischen Alltag auf dieser Bootstour miterleben. Entlang des Kanals liegen zahlreiche malerische Fischerdörfer.

Man trifft häufig die Fischer auf ihren Einbäumen, sie versuchen ihr Glück mit Angeln, Netzen oder Reusen, denn Fisch und Flusskrebse zählen zu den beliebten Delikatessen auf der ganzen Insel. Die Frauen waschen lachend die Wäsche am Flussufer, wo auch häufig die schönen typischen “Elefantenohren“ (Xanthosoma sagittifolium) stehen. Die Kinder plantschen im Wasser und winken den Reisenden freundlich zu.

Die Wasserstrasse bis zur Hafenstadt Tamatave verläuft zwischen den Lagunen des Pangalanes-Kanals links und den Sandbänken und Buchten des Indischen Ozeans rechts.

Andasibe – Pangalanes
Die Bootsfahrt dauert etwa 2h30 und unterwegs trifft man oft auf Lastkähne, Flösse oder Einbäume, die Güter und Waren wie Obst, Holzkohle, Brennstoffe, Baumaterial und Produkte aus dem Hinterland wie Kaffee, Gewürznelken, Zimt zur Verschiffung in die Hafenstadt transportieren.

Einen Besuch des Gewürzmarktes in Tamatave sollte man sich nicht entgehen lassen, denn Madagaskar ist die Insel der Gewürze und der tropischen Früchte. Das Essen gehört auch zur Kultur der Madagassen. Sie mischen ihre eigenen Menus mit den eingeführten Gewürzen. Kosmopolitisch wie die Bevölkerung, so ist auch die madagassische Küche. Die Spezialitäten in den Restaurants richten sich nach dem europäischen Geschmack: Zebufleischspeisen mit Sosse aus roten Chili-Schoten oder „Pilipili“, Fisch mit Vanille-Sosse, Hühnchen mit Knoblauch und Ingwer, Schweinefleisch mit Bambara-Erdnüssen gemischt mit Curry Sosse … die Liste ist lang!

Oktober 2020, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

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