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Taxi-Brousse in Madagaskar

Taxi-Brousse in Madagaskar

So gut wie alle Dörfer sind in Madagaskar mit Verkehrsmitteln erreichbar.  Das mag die Piroge (Einbaum) sein, ein Fahrzeug oder für ein Dutzend Städte auch das Flugzeug.

Taxi-Brousse Madagaskar
Taxi-Brousse Madagaskar: RN2 zwischen Antananarivo und Tamatave / Toamasina

Taxi-Brousse ist die madagassische Version von öffentlichem Verkehr.  Auf viel frequentierten Routen transportieren diese Sammeltaxis Personen und ihr Gepäck transportiert. Auf Zubringerstrassen – oft holprige Naturpisten – nimmt der Anteil der Fracht deutlich zu. In diesen Gefährten des Mischtransports zu reisen, ist eine Herausforderung. Aber Alltag für die lokale Bevölkerung.

Auf Sicherheit und Fahrzeugzustand zu achten, ist sekundär. Auch Fahrplan und Reisezeit sind approximative Grössen. Pannen sind häufig und Unfälle schrecklich.
In abgelegenen Regionen mit schlechten Pisten sind die Fahrzeuge sehr oft nur noch behelfsmässige Schrottkisten. Dafür fahren sie zwangsweise langsamer.
Auf vielbefahrenen Strassen ist die Fahrzeugqualität besser – dafür wird gefahren wie auf dem Hockenheimring. Alkohol am Steuer ist ein landesweites Problem.

Für die Lokalbevölkerung ist das Taxi-Brousse meist das einzige zur Verfügung stehende Verkehrsmittel und relativ teuer.

Auf der Strecke Antananarivo – Moramanga – Brickaville – Tamatave / Toamasina verkehren Boeing. Dies ist die örtliche Bezeichnung für Reisebusse. Ein Boeing fasst 50 und mehr Passagiere und ist billiger als die üblichen Kleinbusse mit rund 20 Passagieren.

Madagaskar mit Taxi-Brousse zu bereisen ist abenteuerlich, ungemütlich und gefährlich. Wer nicht einen sehr hohen Spirit an Flexibilität und Zeittoleranz mitbringt, sollte auf diese Art des Reisens verzichten.

Die Fahrpreise sind Ende 2021 so:
Wechselkurs: 10 000 Ariary sind rund etwa 2,2 Euro (2,3 CHF)

Sud et Sud – est

Primus / Start Terminus / Endstation Tarifs en Ariary
Antananarivo Ambositra 24 000
Antananarivo Fianarantsoa 35 000
Antananarivo Fandriana 25 000
Antananarivo Ihosy 45 000
Antananarivo Ambalavao 40 000
Antananarivo Toliara 80 000
Antananarivo Vangaindrano 65 000
Antananarivo Manakara 50 000
Antananarivo Vohipeno 55 000
Antananarivo Mananjary 40 000
Antananarivo Fort Dauphin 120 000
Antananarivo Farafangana 55 000
Antananarivo Morondava 50 000
Antananarivo Miandrivazo 32 000
Antananarivo Belo Tsiribihina 75 000
Antananarivo Bekily 70 000
Antananarivo Bekitro 80 000

 

Nord

Primus Terminus Tarifs en Ariary
Antananarivo Ambanja 70 000
Antananarivo Ambilobe 80 000
Antananarivo Antsohihy 55 000
Antananarivo Bealanana 80 000
Antananarivo Befandriana 65 000
Antananarivo Diego 100 000
Antananarivo Mampikony 45 000
Antananarivo Mandritsara 80 000
Antananarivo Port-Bergé 50 000
Antananarivo Ambato Boeny 45 000
Antananarivo Ambondromamy 30 000
Antananarivo Maevatanana 25 000
Antananarivo Majunga 50 000
Antananarivo Marovoay 45 000
Antananarivo Sambava 120 000


Est

Primus Terminus Tarifs en Ariary
Antananarivo Brickaville 30 000
Antananarivo Brickaville en Boeing 20 000
Antananarivo Tamatave 30 000
Antananarivo Tamatave en Boeing 20 000
Antananarivo Fenerive Est 50 000
Antananarivo Vatomandry 20 000
Antananarivo Mahanoro 30 000

 

Nord – Est

Primus Terminus Tarifs en Ariary
Antananarivo Ambatondrazaka 30 000
Antananarivo Tanambe 30 000
Antananarivo Andilamena 45 000
Antananarivo Brieville 40 000
Ambatondrazaka Toamasina 35 000
Tanambe Toamasina 40 000

 

Fandriana Sakaleona-Trekking

2120 – Fandriana – Sakaleona-Trekking

Das Kleinstädtchen Fandriana, knapp 50 Kilometer nordöstlich der Stadt Ambositra, gehört zum Betsileo-Land.


Von der Nationalstrasse RN7 fahren wir Richtung Nordosten bis zur Stadt Fandriana, auf halbem Weg liegt das interessante Seidenweberinnendorf Sandrandahy. Von Fandriana aus geht es dann weiter bis zum Sakaleona Wasserfall, dem höchsten und beeindrucktesten Wasserfall von ganz Madagaskar.

Die Stadt “Fandriana“ bedeutet wörtlich “das Bett“ oder „wo man schläft“. Die Legende erzählt die merkwürdige Geschichte der Antaimoro-Volkstämme, die tagelange aus den südöstlichen Regionen Madagaskars bis zum Hochland durchwanderten. Als sie müde in der Stadt Fandriana eintrafen, fanden sie endlich eine Schlafgelegenheit in diesem schönen Ort und so nannten sie die Stadt “Fandriana“.

Sie liegt auf rund 1400 m über dem Meeresspiegel und die schöne Architektur der Häuser sticht sofort in die Augen.

Das Dorf Sandrandahy liegt an der Strasse nach Fandriana. Das verschlafene Dorf liegt 28 km von der Stadt Ambositra entfernt und in dieser Gemeinde gibt es eine öffentliche Schule, ein einfaches Krankenhaus, eine Kirche und einen kleinen Marktplatz.
Das Motto in diesem Dorf drückt den Fleiss der Dorfbewohner aus: “ny miasa ro voky“, dies bedeutet wörtlich “wer arbeitet, bekommt etwas zu essen“. Die Bauern leben wie auf dem ganzen Hochland vom Reis- und Gemüseanbau, vom Züchten von Zebus, daneben wird das Kunsthandwerk der Seidenweberei gepflegt.

Die Frauen sammeln die Kokons der Seidenraupen “Borocera madagascariensis“ in den Tapia-Wäldern und verarbeiten die Seide später zu schönen Seidenschals. Ihr Leben war schon immer mit der Wildseide verbunden und in der Seidenweberei stecken viele Stunden Arbeit, Geduld und Erfahrung, denn vor dem Spinnen müssen die Kokons gekocht und gewässert werden.

Die meisten Mädchen beherrschen schon im Alter von etwa sieben Jahren die verschiedenen Arbeitsschritte, denn die Seidenweberei ist ein kulturelles Erbe in dieser südlichen Region.


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Die Seide war seit der Königszeit ein fester Bestandteil des madagassischen Lebens. Sie wird bunt bemalt, wenn es sich um ein Brautgeschenk handelt und ist rot oder naturfarben, wenn sie für die Toten bestimmt ist. Kleider aus kunstvoller Seide werden bei Familienfesten immer gern getragen und es ist Sitte bei den Madagassen, dass die Toten in Seidentücher oder „Lambamena“ gewickelt werden, bevor sie in der Familiengrabstätte bestattet werden.

Fandriana Sakaleona-Trekking
Im kleinen Ort Ambodivoara nordwestlich von Fandriana hat man die Gelegenheit, dem traditionellen Destillierprozess für den selbst gebrannten“ Toaka Gasy “ (madagassischer Rum) zuzuschauen. Hier soll der beste selbstgebrannte Rum aus dieser Region hergestellt werden, meinen die Bewohner. Die Einheimischen trinken diesen Schnaps gern, denn Alkoholismus ist leider ein weitverbreitetes Problem auf der ganzen Insel. Am Anfang des Jahres 2020 hat die madagassische Nationalversammlung ein Abgeordnetengesetz erlassen, indem das Selbstbrennen dieser „Toaka Gasy“ auf der ganzen Insel fortan legal sein soll.

Von der Stadt Fandriana aus besteht die Möglichkeit, eine rund achttägige Trekkingtour (je nach Wetterverhältnissen) vom Hochland bis zum höchsten Wasserfall Madagaskars und weiter bis zur Südostküste nach Nosy Varika zu unternehmen.

PRIORI organisiert diese abenteuerliche Trekkingtour während der Trockenzeit in den Monaten August bis November. Die Tour beginnt in Fandriana und muss von einem Lokalguide begleitet werden, den man im Büro des Nationalparks von Marolambo anheuern muss.

Zusammen mit dem Trekking Team (der ortskundige Lokalguide, die Gepäckträger und der Koch), alles in Obhut des deutsch sprechenden Guides von PRIORI, geht die Tour quer durch das Regenwaldgebiet von Marolambo.

Unser erfahrener Guide kennt sich sehr gut aus mit der Fauna und Flora und so können die Reisenden die unglaubliche Artenvielfalt dieser Region erforschen und verschiedene Nutz- und Heilpflanzen in diesem Nationalpark kennen lernen.

Mit etwas Glück sieht man auch viele endemische Tiere: Lemuren, Chamäleons und Vögel haben in diesem Urwaldparadies ihr Refugium gefunden.

Weit weg von der Zivilisation kommen wir immer wieder an abgelegenen Dörfern oder Weilern vorbei und erleben neben der einmaligen Landschaft auch das Alltagsleben der Betsileo, die Sitten und Bräuche, aber vor allem die Offenherzigkeit der Dorfbewohner.

Fandriana Sakaleona-Trekking
Unterwegs müssen mehrmals Flüsse über- oder durchquert werden. An einigen Stellen dienen dicke, umgestürzte Bäume als Brücke für die Überquerung des Flusses oder die Reisenden müssen an die andere Seite des Flusses waten. In einer Waldlichtung, auf einer Wiese oder am Flussufer wird gezeltet, bei Gelegenheit kann man auch in einer bescheidenen Hütte oder als Gast bei einer Familie übernachten.

Am Rand des östlichen Teils des Regenwaldgebiets haben wir fast die Hälfte der Trekkingtour geschafft und kommen am 4. Tag zum Sakaleona-Felsen, der 200 Meter über dem Talboden liegt. Wir klettern über Bäume und Felsen, um die Oberkante des Wasserfalls zu sehen. Dann gilt es, den steilen Pfad hinunter zu klettern. In der Nähe eines Dorfes überwinden wir Steine und Abgründe, bis wir am Fusse des beeindruckenden Sakaleona-Wasserfalls ankommen.

Das Spektakel ist wirklich atemberaubend, denn mit einer gewaltigen Kraft stürzen die Wassermassen die Klippe herunter. Dieses unvergessliche Naturschauspiel ist der Höhepunkt dieser Reise!

Die Einheimischen nennen die grosse Kaskade Wasserfall des Königs Andriavarogny.

Dieser König hatte einst Pech, denn unglücklicherweise war er mit seiner Piroge in diesen Wasserfall geraten, als er seine Geliebte unten in einem Tal der Betsimisaraka Region besuchen wollte.

Dienstags ist Markttag im Dorf Antanambao (wörtlich übersetzt bedeutet dies “das neue Dorf“). Dies ist ein einmaliges Erlebnis, denn überall blüht das pure Leben auf kleinstem Raum, es gibt fast kein Durchkommen durch die Hauptgasse, aber es ist eine willkommene Abwechslung für die Abenteurer, besonders für die Träger, die hier die Gelegenheit haben, in einem „Hotely gasy“ ihr Mittagessen einzunehmen. Wer mag, kann sich natürlich auch bei den kleinen Garküchen am Strassenrand die madagassischen Menüs schmecken lassen: “Hena omby saosy“ (oder Zebufleisch mit Tomatensauce), “Akoho rony“ (Poulet Stückchen-Eintopf mit Knoblauch und Ingwer) die Auswahl in diesem abgelegenem Dorf ist meistens nicht sehr gross.

Ein paar Dörfer weiter nehmen wir schweren Herzens Abschied vom freundlichen Lokalführer und den tapferen Trägern. Sie haben uns während der vergangenen sieben Tage begleitet und auf schwierigen Wegen unsere grossen Rücksäcke, den Proviant und die ganze Zeltausrüstung getragen. Der deutsch sprechende Guide von PRIORI begleitet die Reisegruppe weiter für die nächsten zwei Tage bis Nosy Varika.

Fandriana Sakaleona-Trekking
Den letzten Teil auf dieser langen Trekkingtour fahren wir mit einem alten Unimog. Nur dieses Fahrzeug kann die schlechte Piste auf diesem letzten Streckenabschnitt bewältigen, denn oft besteht die Piste nur aus zwei knietiefen Wasserrinnen. Der Chauffeur meistert die Strecke aber mit Bravour, so dass wir während der ganzen Strecke nicht stecken bleiben.

Am 9. Tag geniessen wir die ruhige Fahrt mit einem lokalen Motorboot auf dem Sakaleona Fluss und später auf dem langen Pangalanes Kanal bis zu unserem nächsten Ziel Nosy Varika.

Es ist eine ruhige Fahrt, auf der wir etwas vor uns hindösen und die vielen Reiseeindrücke der letzten Tage verarbeiten.

Juli 2021, geschrieben von: Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel