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Fandriana Sakaleona-Trekking

2120 – Fandriana – Sakaleona-Trekking

Das Kleinstädtchen Fandriana, knapp 50 Kilometer nordöstlich der Stadt Ambositra, gehört zum Betsileo-Land.


Von der Nationalstrasse RN7 fahren wir Richtung Nordosten bis zur Stadt Fandriana, auf halbem Weg liegt das interessante Seidenweberinnendorf Sandrandahy. Von Fandriana aus geht es dann weiter bis zum Sakaleona Wasserfall, dem höchsten und beeindrucktesten Wasserfall von ganz Madagaskar.

Die Stadt “Fandriana“ bedeutet wörtlich “das Bett“ oder „wo man schläft“. Die Legende erzählt die merkwürdige Geschichte der Antaimoro-Volkstämme, die tagelange aus den südöstlichen Regionen Madagaskars bis zum Hochland durchwanderten. Als sie müde in der Stadt Fandriana eintrafen, fanden sie endlich eine Schlafgelegenheit in diesem schönen Ort und so nannten sie die Stadt “Fandriana“.

Sie liegt auf rund 1400 m über dem Meeresspiegel und die schöne Architektur der Häuser sticht sofort in die Augen.

Das Dorf Sandrandahy liegt an der Strasse nach Fandriana. Das verschlafene Dorf liegt 28 km von der Stadt Ambositra entfernt und in dieser Gemeinde gibt es eine öffentliche Schule, ein einfaches Krankenhaus, eine Kirche und einen kleinen Marktplatz.
Das Motto in diesem Dorf drückt den Fleiss der Dorfbewohner aus: “ny miasa ro voky“, dies bedeutet wörtlich “wer arbeitet, bekommt etwas zu essen“. Die Bauern leben wie auf dem ganzen Hochland vom Reis- und Gemüseanbau, vom Züchten von Zebus, daneben wird das Kunsthandwerk der Seidenweberei gepflegt.

Die Frauen sammeln die Kokons der Seidenraupen “Borocera madagascariensis“ in den Tapia-Wäldern und verarbeiten die Seide später zu schönen Seidenschals. Ihr Leben war schon immer mit der Wildseide verbunden und in der Seidenweberei stecken viele Stunden Arbeit, Geduld und Erfahrung, denn vor dem Spinnen müssen die Kokons gekocht und gewässert werden.

Die meisten Mädchen beherrschen schon im Alter von etwa sieben Jahren die verschiedenen Arbeitsschritte, denn die Seidenweberei ist ein kulturelles Erbe in dieser südlichen Region.


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Die Seide war seit der Königszeit ein fester Bestandteil des madagassischen Lebens. Sie wird bunt bemalt, wenn es sich um ein Brautgeschenk handelt und ist rot oder naturfarben, wenn sie für die Toten bestimmt ist. Kleider aus kunstvoller Seide werden bei Familienfesten immer gern getragen und es ist Sitte bei den Madagassen, dass die Toten in Seidentücher oder „Lambamena“ gewickelt werden, bevor sie in der Familiengrabstätte bestattet werden.

Fandriana Sakaleona-Trekking
Im kleinen Ort Ambodivoara nordwestlich von Fandriana hat man die Gelegenheit, dem traditionellen Destillierprozess für den selbst gebrannten“ Toaka Gasy “ (madagassischer Rum) zuzuschauen. Hier soll der beste selbstgebrannte Rum aus dieser Region hergestellt werden, meinen die Bewohner. Die Einheimischen trinken diesen Schnaps gern, denn Alkoholismus ist leider ein weitverbreitetes Problem auf der ganzen Insel. Am Anfang des Jahres 2020 hat die madagassische Nationalversammlung ein Abgeordnetengesetz erlassen, indem das Selbstbrennen dieser „Toaka Gasy“ auf der ganzen Insel fortan legal sein soll.

Von der Stadt Fandriana aus besteht die Möglichkeit, eine rund achttägige Trekkingtour (je nach Wetterverhältnissen) vom Hochland bis zum höchsten Wasserfall Madagaskars und weiter bis zur Südostküste nach Nosy Varika zu unternehmen.

PRIORI organisiert diese abenteuerliche Trekkingtour während der Trockenzeit in den Monaten August bis November. Die Tour beginnt in Fandriana und muss von einem Lokalguide begleitet werden, den man im Büro des Nationalparks von Marolambo anheuern muss.

Zusammen mit dem Trekking Team (der ortskundige Lokalguide, die Gepäckträger und der Koch), alles in Obhut des deutsch sprechenden Guides von PRIORI, geht die Tour quer durch das Regenwaldgebiet von Marolambo.

Unser erfahrener Guide kennt sich sehr gut aus mit der Fauna und Flora und so können die Reisenden die unglaubliche Artenvielfalt dieser Region erforschen und verschiedene Nutz- und Heilpflanzen in diesem Nationalpark kennen lernen.

Mit etwas Glück sieht man auch viele endemische Tiere: Lemuren, Chamäleons und Vögel haben in diesem Urwaldparadies ihr Refugium gefunden.

Weit weg von der Zivilisation kommen wir immer wieder an abgelegenen Dörfern oder Weilern vorbei und erleben neben der einmaligen Landschaft auch das Alltagsleben der Betsileo, die Sitten und Bräuche, aber vor allem die Offenherzigkeit der Dorfbewohner.

Fandriana Sakaleona-Trekking
Unterwegs müssen mehrmals Flüsse über- oder durchquert werden. An einigen Stellen dienen dicke, umgestürzte Bäume als Brücke für die Überquerung des Flusses oder die Reisenden müssen an die andere Seite des Flusses waten. In einer Waldlichtung, auf einer Wiese oder am Flussufer wird gezeltet, bei Gelegenheit kann man auch in einer bescheidenen Hütte oder als Gast bei einer Familie übernachten.

Am Rand des östlichen Teils des Regenwaldgebiets haben wir fast die Hälfte der Trekkingtour geschafft und kommen am 4. Tag zum Sakaleona-Felsen, der 200 Meter über dem Talboden liegt. Wir klettern über Bäume und Felsen, um die Oberkante des Wasserfalls zu sehen. Dann gilt es, den steilen Pfad hinunter zu klettern. In der Nähe eines Dorfes überwinden wir Steine und Abgründe, bis wir am Fusse des beeindruckenden Sakaleona-Wasserfalls ankommen.

Das Spektakel ist wirklich atemberaubend, denn mit einer gewaltigen Kraft stürzen die Wassermassen die Klippe herunter. Dieses unvergessliche Naturschauspiel ist der Höhepunkt dieser Reise!

Die Einheimischen nennen die grosse Kaskade Wasserfall des Königs Andriavarogny.

Dieser König hatte einst Pech, denn unglücklicherweise war er mit seiner Piroge in diesen Wasserfall geraten, als er seine Geliebte unten in einem Tal der Betsimisaraka Region besuchen wollte.

Dienstags ist Markttag im Dorf Antanambao (wörtlich übersetzt bedeutet dies “das neue Dorf“). Dies ist ein einmaliges Erlebnis, denn überall blüht das pure Leben auf kleinstem Raum, es gibt fast kein Durchkommen durch die Hauptgasse, aber es ist eine willkommene Abwechslung für die Abenteurer, besonders für die Träger, die hier die Gelegenheit haben, in einem „Hotely gasy“ ihr Mittagessen einzunehmen. Wer mag, kann sich natürlich auch bei den kleinen Garküchen am Strassenrand die madagassischen Menüs schmecken lassen: “Hena omby saosy“ (oder Zebufleisch mit Tomatensauce), “Akoho rony“ (Poulet Stückchen-Eintopf mit Knoblauch und Ingwer) die Auswahl in diesem abgelegenem Dorf ist meistens nicht sehr gross.

Ein paar Dörfer weiter nehmen wir schweren Herzens Abschied vom freundlichen Lokalführer und den tapferen Trägern. Sie haben uns während der vergangenen sieben Tage begleitet und auf schwierigen Wegen unsere grossen Rücksäcke, den Proviant und die ganze Zeltausrüstung getragen. Der deutsch sprechende Guide von PRIORI begleitet die Reisegruppe weiter für die nächsten zwei Tage bis Nosy Varika.

Fandriana Sakaleona-Trekking
Den letzten Teil auf dieser langen Trekkingtour fahren wir mit einem alten Unimog. Nur dieses Fahrzeug kann die schlechte Piste auf diesem letzten Streckenabschnitt bewältigen, denn oft besteht die Piste nur aus zwei knietiefen Wasserrinnen. Der Chauffeur meistert die Strecke aber mit Bravour, so dass wir während der ganzen Strecke nicht stecken bleiben.

Am 9. Tag geniessen wir die ruhige Fahrt mit einem lokalen Motorboot auf dem Sakaleona Fluss und später auf dem langen Pangalanes Kanal bis zu unserem nächsten Ziel Nosy Varika.

Es ist eine ruhige Fahrt, auf der wir etwas vor uns hindösen und die vielen Reiseeindrücke der letzten Tage verarbeiten.

Juli 2021, geschrieben von: Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Vatomandry – Mahanoro

2680 – Vatomandry – Mahanoro

Die mittlere Ostküste von Madagaskar ist etwas schwierig zu bereisen. Strasse und Wasserwege lösen sich ab. Vatomandry ist ein vergessener Ort an der Ostküste von Madagaskar. Fischerdorf, Durchgangsdorf, Ort für Markt und Handel.


Von der Hauptstadt Antananarivo fährt man 220 km auf der kurvigen RN 2 bis Antsapanana, wo es täglich einen grossen Früchte- und Handwerksmarkt gibt. Da findet man exotische Früchte wie chinesische Litschis, Kokosnüsse, Zimt, typische Bananen, Sternfrüchte, Ananas. Dort biegt die RN 11a nach Vatomandry (55 km) ab.

Vatomandry liegt etwa 150 Kilometer südlich der Hafenstadt Tamatave und liegt auf einem Landstreifen zwischen dem Meer im Osten und dem Pangalanes-Kanal im Westen. Das Dorf war schon immer ein Reiseziel der Madagassen vom Hochland, denn es ist ein ruhiges Dorf und der nächstgelegene Ort am Meer, nur 300 km von der Hauptstadt Antananarivo entfernt.

Vatomandry ist ein freundliches Fischerdorf an der Ostküste Madagaskars. Der ursprüngliche Name von Vatomandry ist “Añalambahy“ und besteht aus zwei Wörtern: “Ala“ (Wald) und “Vahy“ (Lianen), wörtlich bedeutet dies “im Wald, wo es viele Lianen gibt“. Das Wort beschreibt den dichten Tropenwald an der Ostküste von Madagaskar von damals.

Nach der Legende wurde das Dorf im 17. Jahrhundert von einem König namens „i Mandry“ gegründet. Als er die zwei kleinen steinernen Inseln etwa 100 Meter vor der Küste sah, sagte er, dass diese Steine i Mandry gehörten „Vaton’i Mandry“. (“Vato“ oder Stein und “Mandry“ Name des Königs.

Im Betsimisaraka-Dialekt bedeutet das Wort “Mandry“ auch schlafen, so gibt es auch Leute, die die Stadt “schlafende Felsen“ nennen.


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Vatomandry – Mahanoro
Ursprünglich waren die „Tsitambala“ (“nicht in einem Zaun eingeschlossen“) oder die “Tsikoa“ (die, die nicht stürzen“) eine eigene ethnische Gruppe, die im Süden der Hafenstadt Toamasina lebten. Nach der Vereinigung von Ratsimilaho (einer der Könige der Betsimisaraka) und Nachfahren des Piraten Thomas White wurden sie zur ethnischen Gruppe der Betsimisaraka gezählt, bekamen aber den Namen “Betanimena“ (“viel rote Erde“).

Das Dorf ist das Ziel der vier bis fünf tägigen Trekkingtour von Anosibe An’ala bis Antanambao Manampotsy (ca. 45 km südwestlich von Vatomadry). Diese Trekkingtour wird nur von PRIORI organisiert. Sie erlaubt den Besuchern, die Sitten, die Kultur und das tägliche Leben kennen zu lernen und auch einen engen Kontakt mit den Bewohnern der ethnischen Gruppe der Betsimisaraka zu erleben. Die schmalen Wege, auf denen man auf dieser Tour geht, führen zu abgelegenen Dörfern weit entfernt von der Zivilisation.

Rund 70 km südlich von Vatomandry liegt das Dorf Mahanoro. Die Strasse RN 11a ist zwar asphaltiert, ist aber wegen des Regens mit vielen Schlaglöchern gespickt.

Der Name besteht aus „maha“ (wer kann) und „noro“ (magisches Wort), er wurde als “Vorzeichen des Glücks“ bei der Beschneidungszeremonie der Knaben verwendet.

Im Dialekt bedeutet Mahanoro auch „Mahasalamana“ (was dich heilen lässt). Auf einem Hügel, etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, nach der grossen Brücke über den Pangalanes-Kanal, befindet sich eine Quelle, die niemals austrocknet. Nach mündlicher Überlieferung werden die Kranken durch das Trinken aus dieser Quelle geheilt. Wenn man Zeit hat für ein kurzen Spaziergang, lohnt es sich, zu diesem Aussichtpunk zu wandern. Von hier hat man einen Blick auf den Indischen Ozean und in die Umgebung.

Vatomandry – Mahanoro
Mahanoro ist ein friedliches und nettes Dorf, es beschreibt perfekt das tägliche Leben der Bewohner der Ostküste und hat einen sehr farbenfrohen und lebhaften täglichen Markt. Die frisch gefangenen „Bichika“ (bichiques) oder “Vily Olitra“ kann man in einem Restaurant am Meer geniessen: die nur einen Zentimeter langen Jungfische sind eine kulinarische Spezialität der Region.

Farbenfrohe Kunsthandwerks-Artikel werden von den Betsimisaraka mit Sorgfalt hergestellt. Es sind Produkte aus Rafia, Rabane, Steinen und Holz. Matten, Körbe, Hüte, Handtaschen, Sandalen, Dekorationsgegenstände: madagassische Handwerkskunst nimmt viele Formen an.

Mahanoro ist auch der End- oder Startpunkt einer interessanten Bootsfahrt auf dem teilweise natürlichen, teilweise künstlichen Kanal von Pangalanes bis Mananjary. Auf dieser Tour kann man unterwegs Vanilleplantagen oder Fischerdörfer besuchen und das Alltagsleben der Leute beobachten.

Vatomandry – Mahanoro
Der erste Tag der Fahrt über den Pangalanes-Kanal endet im Dorf Nosy Varika. Dieses Dorf liegt zwischen Kanal und Ozean. Hier gibt es sehr viele Tabu (Fady), vor allem darf man keine Lemuren essen. Der Ort war früher von Regenwald bedeckt, aber je mehr Menschen hierher kamen, desto mehr wurde die Natur zerstört. Heute kann man den richtigen Regenwald erst etwa 100 km im Landesinnern finden.

Das Dorf ist der Zielpunkt einer Trekkingtour vom Hochland bis zur Ostküste Madagaskar. Während dieser Tour durchquert man den Regenwald von Marolambo, wo sich mit dem Sakaleona der höchste Wasserfall von Madagaskar mit ca. 120 m Höhe befindet. Man marschiert durch viele Dörfer, trifft und diskutiert mit den Bewohnern und zum Schluss gibt es eine Fahrt in einem Unimog und einem Motorboot.

In Nosy Varika kann man jeden Morgen den Markt besuchen, man kann eine Pirogenfahrt bis zum Indischen Ozean machen und hier das Picknick einnehmen. In Nosy Varika kann man den lokalen Frauenverein (VNM oder Vehivavy Nosy Varika Miray) besuchen, der eine kleine Weberei für Raphiafasern betreibt. Die Frauen stellen Säcke, Hüte und andere Sachen her,

Januar 2021, geschrieben von Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch