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Vatomandry – Mahanoro

2680 – Vatomandry – Mahanoro

Die mittlere Ostküste von Madagaskar ist etwas schwierig zu bereisen. Strasse und Wasserwege lösen sich ab. Vatomandry ist ein vergessener Ort an der Ostküste von Madagaskar. Fischerdorf, Durchgangsdorf, Ort für Markt und Handel.


Von der Hauptstadt Antananarivo fährt man 220 km auf der kurvigen RN 2 bis Antsapanana, wo es täglich einen grossen Früchte- und Handwerksmarkt gibt. Da findet man exotische Früchte wie chinesische Litschis, Kokosnüsse, Zimt, typische Bananen, Sternfrüchte, Ananas. Dort biegt die RN 11a nach Vatomandry (55 km) ab.

Vatomandry liegt etwa 150 Kilometer südlich der Hafenstadt Tamatave und liegt auf einem Landstreifen zwischen dem Meer im Osten und dem Pangalanes-Kanal im Westen. Das Dorf war schon immer ein Reiseziel der Madagassen vom Hochland, denn es ist ein ruhiges Dorf und der nächstgelegene Ort am Meer, nur 300 km von der Hauptstadt Antananarivo entfernt.

Vatomandry ist ein freundliches Fischerdorf an der Ostküste Madagaskars. Der ursprüngliche Name von Vatomandry ist “Añalambahy“ und besteht aus zwei Wörtern: “Ala“ (Wald) und “Vahy“ (Lianen), wörtlich bedeutet dies “im Wald, wo es viele Lianen gibt“. Das Wort beschreibt den dichten Tropenwald an der Ostküste von Madagaskar von damals.

Nach der Legende wurde das Dorf im 17. Jahrhundert von einem König namens „i Mandry“ gegründet. Als er die zwei kleinen steinernen Inseln etwa 100 Meter vor der Küste sah, sagte er, dass diese Steine i Mandry gehörten „Vaton’i Mandry“. (“Vato“ oder Stein und “Mandry“ Name des Königs.

Im Betsimisaraka-Dialekt bedeutet das Wort “Mandry“ auch schlafen, so gibt es auch Leute, die die Stadt “schlafende Felsen“ nennen.


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Vatomandry – Mahanoro
Ursprünglich waren die „Tsitambala“ (“nicht in einem Zaun eingeschlossen“) oder die “Tsikoa“ (die, die nicht stürzen“) eine eigene ethnische Gruppe, die im Süden der Hafenstadt Toamasina lebten. Nach der Vereinigung von Ratsimilaho (einer der Könige der Betsimisaraka) und Nachfahren des Piraten Thomas White wurden sie zur ethnischen Gruppe der Betsimisaraka gezählt, bekamen aber den Namen “Betanimena“ (“viel rote Erde“).

Das Dorf ist das Ziel der vier bis fünf tägigen Trekkingtour von Anosibe An’ala bis Antanambao Manampotsy (ca. 45 km südwestlich von Vatomadry). Diese Trekkingtour wird nur von PRIORI organisiert. Sie erlaubt den Besuchern, die Sitten, die Kultur und das tägliche Leben kennen zu lernen und auch einen engen Kontakt mit den Bewohnern der ethnischen Gruppe der Betsimisaraka zu erleben. Die schmalen Wege, auf denen man auf dieser Tour geht, führen zu abgelegenen Dörfern weit entfernt von der Zivilisation.

Rund 70 km südlich von Vatomandry liegt das Dorf Mahanoro. Die Strasse RN 11a ist zwar asphaltiert, ist aber wegen des Regens mit vielen Schlaglöchern gespickt.

Der Name besteht aus „maha“ (wer kann) und „noro“ (magisches Wort), er wurde als “Vorzeichen des Glücks“ bei der Beschneidungszeremonie der Knaben verwendet.

Im Dialekt bedeutet Mahanoro auch „Mahasalamana“ (was dich heilen lässt). Auf einem Hügel, etwa einen Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, nach der grossen Brücke über den Pangalanes-Kanal, befindet sich eine Quelle, die niemals austrocknet. Nach mündlicher Überlieferung werden die Kranken durch das Trinken aus dieser Quelle geheilt. Wenn man Zeit hat für ein kurzen Spaziergang, lohnt es sich, zu diesem Aussichtpunk zu wandern. Von hier hat man einen Blick auf den Indischen Ozean und in die Umgebung.

Vatomandry – Mahanoro
Mahanoro ist ein friedliches und nettes Dorf, es beschreibt perfekt das tägliche Leben der Bewohner der Ostküste und hat einen sehr farbenfrohen und lebhaften täglichen Markt. Die frisch gefangenen „Bichika“ (bichiques) oder “Vily Olitra“ kann man in einem Restaurant am Meer geniessen: die nur einen Zentimeter langen Jungfische sind eine kulinarische Spezialität der Region.

Farbenfrohe Kunsthandwerks-Artikel werden von den Betsimisaraka mit Sorgfalt hergestellt. Es sind Produkte aus Rafia, Rabane, Steinen und Holz. Matten, Körbe, Hüte, Handtaschen, Sandalen, Dekorationsgegenstände: madagassische Handwerkskunst nimmt viele Formen an.

Mahanoro ist auch der End- oder Startpunkt einer interessanten Bootsfahrt auf dem teilweise natürlichen, teilweise künstlichen Kanal von Pangalanes bis Mananjary. Auf dieser Tour kann man unterwegs Vanilleplantagen oder Fischerdörfer besuchen und das Alltagsleben der Leute beobachten.

Vatomandry – Mahanoro
Der erste Tag der Fahrt über den Pangalanes-Kanal endet im Dorf Nosy Varika. Dieses Dorf liegt zwischen Kanal und Ozean. Hier gibt es sehr viele Tabu (Fady), vor allem darf man keine Lemuren essen. Der Ort war früher von Regenwald bedeckt, aber je mehr Menschen hierher kamen, desto mehr wurde die Natur zerstört. Heute kann man den richtigen Regenwald erst etwa 100 km im Landesinnern finden.

Das Dorf ist der Zielpunkt einer Trekkingtour vom Hochland bis zur Ostküste Madagaskar. Während dieser Tour durchquert man den Regenwald von Marolambo, wo sich mit dem Sakaleona der höchste Wasserfall von Madagaskar mit ca. 120 m Höhe befindet. Man marschiert durch viele Dörfer, trifft und diskutiert mit den Bewohnern und zum Schluss gibt es eine Fahrt in einem Unimog und einem Motorboot.

In Nosy Varika kann man jeden Morgen den Markt besuchen, man kann eine Pirogenfahrt bis zum Indischen Ozean machen und hier das Picknick einnehmen. In Nosy Varika kann man den lokalen Frauenverein (VNM oder Vehivavy Nosy Varika Miray) besuchen, der eine kleine Weberei für Raphiafasern betreibt. Die Frauen stellen Säcke, Hüte und andere Sachen her,

Januar 2021, geschrieben von Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Mananjary

2660 – Mananjary

Nach Mananjary gelangt man von Fianarantsoa aus über Ranomafana und weiter auf der RN25 bis an die Küste des Indischen Ozeans.


Die Stadt liegt am südlichen Ende des noch schiffbaren Teils der langen Wasserstrasse “Kanal von Pangalanes“.

Dieses ruhige Hafenstädtchen, in Luftlinie rund 110 km nördlich der grossen Stadt Manakara, ist das Zentrum des Kaffee-, Vanille-, Nelken- und Pfefferanbaus entlang der Südostküste.

Ursprünglich hiess diese Stadt Masindrano, wörtlich übersetzt bedeutet dies “das Heilige Wasser“. Während der Besetzung durch den Merina-Volksstamm aus Antananarivo bekam die Stadt den Namen Mananjara-ville oder die Stadt, die viel Glück bringt, später wurde sie in Mananjary umbenannt.

Hier lebt die ethnische Volksgruppe der Antambahoaka. Dieser Name kommt von zwei Wörtern: Das erste Wort “Tanana“ heisst das Dorf oder die Stadt und das zweite Wort “Vahoaka“ bedeutet das Volk, wörtlich übersetzt bedeutet dies also “die Stadt, die dem Volk gehört“.
Eine andere Erklärung des Namens entspringt einer Legende des ehemaligen Königs „Ratiambahoaka“ oder “derjenige, der während seiner Regierungszeit von seinem Volk geschätzt wird“. Vom Namen dieses geliebten und respektierten Königs stammt der Name des Volkstamms Antambahoaka.

Die Antambahoaka-Volksgruppe ist eine der kleinsten Ethnien in Madagaskar und siedelt an der Südostküste rund um die Region von Mananjary. Es sind Nachfahren arabischer Herkunft, die zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert von Mekka nach Madagaskar ausgewandert sind. Zeuge davon ist eine Skulptur aus weissem Seifenstein, nicht weit vom Fischerdorf Ambohitsara (wörtlich bedeutet dies “das schöne Dorf“) am Ufer des Süsswasserkanals, rund 50 km von Mananjary entfernt. Der inzwischen grau verwitterte Stein stellt einen kleinen weissen Elefanten dar und sei – so eine der Legenden – von muslimischen Pilgern aus Mekka mitgebracht worden.

Dieses einzigartige Denkmal hat bei den Einheimischen unterschiedliche Namen: “Vato Lambo“ (“steinernes Wildschwein“) oder “Vato masina“ (“heiliger Stein“). Auf alle Fälle verehren die Antambahoaka diesen Stein und betrachten ihn als heilig. Dieser Volkstamm betreibt wie viele andere bis heute einen Ahnenkult: Es werden Opfer gereicht, beispielsweise einen Hahn oder Geschenke für die Vorfahren wie Honig oder Rum. Dieses geschützte Areal mit der heiligen Steinskulptur ist von schönen Drachenbäumen umgeben und der Besuch ist nur in Begleitung eines Lokalguides oder eines Dorfvertreters möglich.

Mananjary
Eine ganz besondere Tradition dieses Antambahoaka-Volkstamms ist das kollektive Beschneidungsfest oder “Sambatra“. Es wurde eingeführt von Zafi Raminia, dem Stammvater der Antambahoaka, der im 12. Jahrhundert aus Mekka nach Madagaskar eingewandert sei. Diese grosse und gemeinsame Beschneidungszeremonie findet in Mananjary alle sieben Jahre statt und kann wochenlang dauern. Es ist ein Freudenfest und ein wichtiges Ereignis, bei dem die seit der letzten Feier geborenen Antambahoaka-Knaben alle beschnitten werden.
“Sambatra“ bedeutet auf madagassisch soviel wie “selig“ oder “glücklich“. Und während dieser kollektiven Knabenbeschneidung, die von traditionellen Tänzen und Gesängen unterbrochen wird, werden viele Zebus geopfert. Das benötigte heilige Wasser wird aus dem breiten Mananjary Fluss geschöpft und zwar dort, wo sich das Süsswasser mit dem Meerwasser mischt. Dieses dient dann der Wundreinigung der Beschnittenen. Nach dieser rituellen Zeremonie sind die Familien froh, dass ihre Söhne jetzt als Erwachsene in der Gesellschaft akzeptiert sind.


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Bei der Antambahoaka-Volksgruppe sind neugeborene Zwillingskinder oder “Zaza kambana“ unerwünscht, ja sie werden abgelehnt, denn sie gelten als Tabu oder “fady“. Die Eltern glauben, sie seien Unheilbringer oder Unglücksboten. Viele dieser unschuldigen Babys wurden früher kurz nach der Geburt einfach ausgesetzt oder gleich getötet.
Heute ist es möglich, diese Zwillinge Adoptionsstellen oder Sozialprojekten in Mananjary zu übergeben. Viele werden dann von Familien aus europäischen Ländern adoptiert. Inzwischen behalten die meisten Familien ein Baby und das andere wird von einem Projekt aufgenommen und betreut. Einige Familie wagen es inzwischen sogar, diese Taburegeln zu brechen und behalten beide Zwillinge.

Mananjary
Der Kanal von Pangalanes wurde während der Kolonialzeit erbaut. Ende der 1940erJahre hatten die französischen Kolonialherren Flussläufe, Binnenseen und Lagunen in eine schiffbare Wasserstrasse verwandelt. Heute sind hier viele malerische Fischerdörfchen angesiedelt. Eine Bootstour auf diesem Kanal von Pangalanes, der Hauptverkehrsader zwischen den kleinen Dörfern an der Ostküste, ist ein aussergewöhnliches Erlebnis. Hier entfaltet sich die madagassische Landidylle und während der Bootsfahrt kann man das bescheidene Landleben der Küstenbewohner kennen lernen: die Kinder planschen und spielen gern im Süsswasser der Seen, ihre Mütter waschen ihre Kleider oder bereiten das Essen am Ufer, gesäumt von Elefantenohren (Typhonodorum lindleyanum) und Seerosen. Die Fischer versuchen ihr Glück mit Netzen und Reusen in den fischreichen Seen und Flüssen, denn der Fischfang ist eine wichtige Nahrungsgrundlage entlang dem Kanal, der sich rund 650 km der Küste entlang zieht.

Die fruchtbare Region rund um Mananjary mit ihrem feucht warmen Klima, ist bis heute ein wichtiges Anbaugebiet für die verschiedenen Exportprodukte Madagaskars. Im Laufe der Jahre hat die Stadt leider an wirtschaftlicher Bedeutung verloren, da der Hafen ausser Betrieb gesetzt wurde und die Gewürze von dort nicht mehr verschifft werden können. So bringt die lokale Bevölkerung ihre Anbauprodukte wie Gewürze, Kaffee, Litschis (zwischen Dezember und Januar), Brennholz und Baumaterialien mit ihren Einbäumen zu jenen Dorfmärkten entlang der Ostküste, von wo sie dann auf dem Landweg weitertransportiert werden.

Mananjary
Von der Stadt Mananjary aus ist es möglich, eine achtstündige Bootstour bis zum 120 km entfernten idyllischen Fischerdorf Nosy Varika zu unternehmen. Bei den vielen Zwischenstopps unterwegs besteht die Möglichkeit, Dörfer und lokale Märkte der Antambahoaka-, Antaimoro- und Betsimisaraka-Volksgruppen zu besuchen und mehr über die Kultur, die Sitten und Bräuche dieser Ethnien zu erfahren. Das Leben in den kleinen Dörfern ist beschaulich, die Landbewohner sind freundlich, auch neugierig, denn in diesen abgelegenen Regionen kommen selten “Vazaha“ (Fremde) vorbei und dies stellt für die Einheimischen eine willkommene Abwechslung dar.

Dezember 2020, geschrieben von Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch