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Tulear – Fort Dauphin

2400 – Tulear – Fort Dauphin

Nach einem erholsamen Aufenthalt an den feinen Sandstränden um Tulear starten wir unsere Expedition mit einem guten 4×4-Fahrzeug mehr oder weniger entlang der Südküste Madagaskars.


Diese abenteuerliche Autofahrt – teilweise auf der Nationalstrasse 10 – führt uns in ein einzigartiges Trockengebiet im südlichen Teil Madagaskars. Der Lohn durch dieses einmalige Dornenland ist eine unvergessliche Entdeckungsreise durch völlig eine unberührte Wildnis mit bizarrer Vegetation, weissen Stränden und selten besuchten Naturreservaten

Rund 45 km südlich der Stadt Tulear befindet sich das idyllische Fischerdorf Anakao. Sehr praktisch ist die Überfahrt mit dem Motorboot ab der kosmopolitischen Stadt Tulear, ansonsten müssen die Reisegäste einen riesigen Umweg von rund 270 km durch das Hinterland mit dem Geländewagen in Kauf nehmen, da es leider in dieser Gegend keine Brücke über den Onilahy Fluss gibt.

Die zweite Möglichkeit ist eine Fahrt mit dem Geländewagen Richtung Süden auf einer ziemlich guten Piste bis zum malerischen Fischerdorf Sarodrano (wörtlich bedeutet dies auf madagassisch “knapp mit Wasser“). Hier kommt man am interessanten Naturschutzgebiet “Aire Protégée de Tsinjoriake“ vorbei mit Schwerpunkt seltene Sukkulentenpflanzen an der Südwestküste. Hier kommen auch Ornithologen auf ihre Kosten, denn viele endemische Vogelarten sind in dieser südlichen Region zu finden.

Tulear – Fort Dauphin
Auf dem Weg nach Saint Augustin kann man die beeindruckenden Grabstätten der Vezo Volkstämme sehen. Diese sind mit schönen, aufgeschichteten Korallensteinen gebaut und dürfen nur in Begleitung eines Lokalführers aus der Nähe fotografiert werden.

Vier Kilometer des Fischerdorfs liegt direkt auf dem Wendekreis des Steinbocks (Tropique du Capricorne) und in der Flussmündung des Onilahy Flusses das ehemalige Seeräubernest “Saint Augustin“ (oder Anantsono auf madagassisch). Vom 15. bis 17. Jahrhundert war dies ein Ankerplatz für europäische Händler und für berüchtigte Piraten.

Heute zählt das schöne abgelegene Fischerdorf zu einer beliebten Destination wegen der weissen Sandbank, es ist auch ein praktischer Ausgangspunkt für die Überfahrt mit der Fähre „Fiavota“, unter der Bedingung, dass diese in Betrieb ist.

Der beliebte Badeort Anakao (17 km SW von Saint Augustin) ist zwar sehr abgelegen, er verfügt aber über einen breiten weissen Sandstrand und natürlich verschiedene Freizeitmöglichkeiten. Hier kann man erholsame Badetage verbringen und vor den Riffen nahe des paradiesischen Eilands Nosy Ve kommen die Schnorchler und Taucher wirklich auf Ihre Kosten. Im klaren, türkisfarbenen Wasser schwimmen die mehrfarbigen Fische zwischen den vielen Korallen und der Unterwasservegetation umher.

Tulear – Fort Dauphin
Das kleine Eiland Nosy Ve etwa 5 km vor der Küste sowie die Insel Nosy Satrana sind zwei besondere Attraktionen in dieser Gegend. Beide Inseln sind per Boot oder Kanu ab Anakao erreichbar. Nosy Ve ist besonders beliebt wegen der wunderschönen Sandstrände, der einmaligen Tauchgründe, vor allem aber wegen der Brutkolonie der Rotschwanz Tropikvögel (Phaeton rubricauda). Die unbewohnte und “heilige Insel“ ist die einzige Brutstätte für diese Vogelart.

Nosy Satrana liegt etwas weiter südlich von Anakao. Der Boden der Insel ist mit Kalksteinresten aus den versteinerten Eiern von Aepyornis (einer Art von Riesenstrauss) übersät. Auf dieser kleinen Insel liegen auch die geschützten Grabstätten der ehemaligen Könige, deswegen darf man diese Insel nur in Begleitung eines lokalen Führers betreten.


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Auf der Weiterfahrt entlang der Küste nach Beheloka durchquert man zuerst das Territorium der Mahafaly Volksgruppe. Diese Ethnie lebt auf dem riesigen Kalksteinplateau zwischen den beiden Flüssen Menarandra und Onilahy.

Mahafaly bedeutet wörtlich “diejenigen, die glücklich machen“ oder „die vom Verbotenen Land“, was mit dem Wort Fady verbunden ist. Die Mahafaly sind meist Zebuzüchter, ein grosser Teil sind aber auch Bauern an der Südwestküste in der Region von Ampanihy. In dieser ganzjährig trockenen Region leiden sie während der Trockenzeit besonders an Wassermangel, so ernähren sie sich hauptsächlich von Mais, Maniok, Süsskartoffeln, sogar von Kaktusfeigen (Opuntien). Sie bauen auch Bohnen, Hirse und Kürbisse zur Selbstversorgung an.

Tulear – Fort Dauphin
Die Dornenbusch-Wälder mit Euphorbien und Didieraceen, Tamarindenbäumen und den auffallenden Riesenbaobabs wechseln mit gerodeten Grassavannen ab. Unterwegs sieht man oft die dekorative und aufwendige Grabmalkunst der Mahafaly. Diese Grabstätten sind meist Steinquadrate von 10 oder sogar 15 m Seitenlänge. Auf den Gräbern befinden sich auch immer geschnitzte Grabstelen, die „Aloalo“, aber meist auch moderne Grabmalereien, die Szenen aus dem früheren Leben des Verstorbenen darstellen. Die “Aloalo“ sind kunstvoll und traditionell geschnitzte Holzfiguren und Pfähle. Diese Schnitzereien und die Hörner der während der Beerdigungsfeier geschlachteten Zebus schmücken diese viereckigen Grabstätten und zeigen vor allem das Ansehen, den Reichtum und den Status der Verstorbenen.

Der Besuch des Tsimanampetsotsa Nationalparks ist sehr lohnenswert, allein schon wegen der seltenen Flamingos, die besonders während der Regenzeit hier zu finden sind. Bei höchstem Wasserstand ist der See gut 20 km lang und 3 km breit.

An den Ufern des brackigen seichten Sees Tsimanampetsotsa leben auch Enten und viele Wasservögel, die einheimischen Seidenkuckucke oder Couas. Es ist ein wahres Paradies für Vogelbeobachter. Die grünen Algen sind Nahrung für die vielen Krebse, die ihrerseits als Nahrung für die Rosa Flamingos (Phoenicopterus ruber) dienen.

Dieses Naturschutzgebiet gehört zu den zehn ersten Parks in Madagaskars und das Parkbüro befindet sich im Dorf Efoetse. Dieses Naturschutzgebiet liegt ca. 40 km von Anakao entfernt. Es ist am besten mit dem Motorboot von Anakao aus zu erreichen. Im Schutzgebiet östlich des Sees wächst Trockenwald auf Kalkgestein, das von zahlreichen Höhlen durchzogen ist, wo auch einige Katta-Lemuren wohnen.

Tulear – Fort Dauphin
Nach der Parkbesichtigung fahren wir auf einer Sandpiste immer Richtung Süden der Küste entlang. Das heutige Etappenziel ist das charmante Fischerdorf Itampolo. Während der Autofahrt fällt die typische karge Vegetation dieser Gegend auf und gelegentlich trifft man auf eine der typischen Strahlenschildkröten in dieser kargen Landschaft. Die Region gehört noch immer zur Ethnie der Mahafaly. Der Küstenort Itampolo ist wegen seinen grossen Wellen ein beliebtes Ziel für Surfer.

Im weiteren Verlauf auf der Nationalstrasse Nr. 10 fährt man jetzt etwas ins Landesinnere und nach paar Kilometern gelangt man zum nächsten Etappenziel Ampanihy oder “der Ort, wo Fledermäuse leben“. Besonders bekannt ist dieses Kleinstädtchen wegen der Verarbeitung von Mohair-Wolle. Aus dieser schönen, weichen Wolle der hier gezüchteten Ziegen werden die sehr begehrten Mohair-Webteppiche gewebt. Die Wolle wird mit reinen Pflanzenfarben gefärbt, z.B. aus den roten Aloeblüten. Die spezielle Ziegenrasse Angora wurde in den 1970 Jahren hier in Madagaskar eingeführt und die Produktion der Wolle ist die Haupteinnahmequelle der vielen Ziegenzüchter und sichert ihnen ein kleines Einkommen. Bei der mühsamen Verarbeitung dieser Mohair-Wolle zeigen die Weberinnen ihr Talent und ihre Geduld.

Tulear – Fort Dauphin
Ab der Stadt Ampanihy beginnt das Land der Bevölkerungsgruppe der Antandroy oder “der Stamm aus dem Dornenland“. Das Wort “Roy“ bedeutet wörtlich der Dorn und ihr Siedlungsgebiet liegt hauptsächlich an der Südspitze Madagaskars. Jetzt geht es weiter Richtung Beloha und Tsihombe und wir überqueren den Menarandra-Fluss, welcher die Grenze zwischen den beiden Volksgruppen Antandroy und Mahafaly ist. Die Antandroy besitzen grosse Rinderherden, denn sie sind anerkannte Zebuzüchter. Die Leute dieses robusten Stamms erkennt man sofort an ihren langen Speeren und den traditionellen Lendenschürzen. Es sind Nomaden in diesem grossen Trockengebiet und sie ziehen monatelang mit ihren Viehherden durch das Land. Leider leiden sie das ganze Jahr an Wassermangel in diesem kargen und unwirtlichen Gebiet, wo fast nur Dornengestrüpp gedeiht. Sie begraben ihre Verstorbenen ebenso aufwendig wie die Mahafaly und die Hörner der geschlachteten Zebus während des Beerdigungsfestes schmücken ebenfalls die steinernen Grabstätten.

Die Gräber der Antandroy heissen “Fanesy“ in ihrer Dialektsprache oder „der ewige Ruheplatz“. Je grösser und farbenfroher das Grab ist, desto respektierter und verehrter ist der Verstorbene.

Nicht weit von der Südspitze Madagaskars entfernt liegt das charmante Fischerdorf Lavanono, ein kleines Naturparadies für Ökotouristen. Dieser schöne Badeort liegt unweit von Cap Sainte Marie, einer faszinierenden Region mit hohen Sandsteinklippen, mit Miniaturpflanzen, Dornenvegetationen. Das Ganze erinnert an einen Steingarten.

Das Naturreservat von Cap Sainte Marie mit einer Fläche von ca. 17,5 km² liegt rund 43 km südlich von Tsiombe auf einem Hochplateau von 100 bis 150 m über dem Meeresspiegel. Die hier geschützten Strahlenschildkröten (Geochelone radiata) sind wohl die grösste Attraktion an diesem südlichsten Punkt Madagaskars. Die Meeresklippen von mehr als 140 m Länge bilden natürliche Barrieren östlich und westlich des Reservats und hier treffen der Kanal von Mosambik und der Indische Ozean aufeinander.

Tsiombe ist der Ausgangspunkt mehrerer Pisten zu den südlichsten Punkten Madagaskars, dem Cap Sainte Marie sowie dem östlich davon gelegenen Faux Cap.

Faux Cap wurde “falsches Kap“ (Betanty auf madagassisch) genannt, weil die Geografen später feststellten, dass das Cap Sainte Marie noch etwas weiter südlich liegt. Dieser schöne Ort liegt an der Spitze einer Halbinsel, die vom weiten Sanddünnen bedeckt ist, in denen noch Reste der Eierschalen des berühmten ausgestorbenen Riesenvogels (Aepyornis) gefunden werden.

Die hohe Steilküste, die Winde, die hier ohne Unterlass wehen, die faszinierende Landschaft mit der verkrüppelten Vegetation und der einsame Leuchtturm von Cap Sainte Marie bringen die Besucher immer wieder zum Staunen.

Tulear – Fort Dauphin
Wir fahren weiter auf der RN10, die kurz vor Ambovombe (“wo es viele Brunnen gibt“), in die RN 13 mündet. Ambovombe ist der Hauptort der Region Androy. Wir sind immer noch in der regenärmsten Region Madagaskars. Ambovombe gilt als ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in dieser südlichen Region. Ein Rest dieser einst gut ausgebauten Nationalstrasse ist asphaltiert, aber heute nicht mehr in gutem Zustand. Es ist immerhin ein Zeichen, dass die Besucher wieder “die Zivilisation“ erreicht haben. Der Markttag in diesem Hirtenland ist der Montag und die “Dornenleute“ kommen aus den weit abgelegenen Dörfern hierher und kaufen oder verkaufen oder tauschen Zebus oder auch den selbst gesammelten Wildhonig, handgefertigte Hüte, Silberschmuck, Amulette, Speere oder verschiedene Lebensmittel wie Maniok, Mais oder Süsskartoffeln.

Kurz vor Amboasary, 35 km von Ambovombe entfernt, überquert man den langen Fluss Mandrare, die Lebensader des Südens und vom weiten sieht man die schönen Baobabs wenn man die ausgedehnten Sisalplantagen durchquert.

Von Amboasary aus führt eine Abzweigung in nordwestlicher Richtung zum privaten Naturreservat von Berenty, am Ufer des Flusses Mandrare.

Tulear – Fort Dauphin
Der Berenty-Park, ca. 90 km westlich von Fort-Dauphin und mit einer Fläche von etwa 250 Hektaren, wurde bereits im Jahr 1936 von der französischen Familie Heaulme gegründet, aber erst im Jahre 1980 für die Besucher geöffnet. Im Park mit hauptsächlich Trockenwald, aber auch mit grossen Tamarindenbäumen, leben Flughunde und tummeln sich Lemuren wie die Kattas, die Larvensifaka, auch Tanzende Lemuren genannt, die Braunen Lemuren oder die Rotstirnmakis. Für Naturliebhaber ist es ein Vergnügen zu verschiedenen Tages- und Abendzeiten durch den Park zu wandern, mit oder ohne den ortskundigen Führer. Abends, mit einer guten Taschenlampe bewaffnet, kann man die nachtaktiven Lemuren wie die Mausmakis (Microcebus murinus) und die Wieselmakis (Lepilemur leucopus), viele Vogel- und Reptilienarten ausfindig machen. Berenty ist darum ein Paradies für Fotografen, Ornithologen und seit vielen Jahrzehnten auch für Forscher.

In Richtung Fort Dauphin oder Taolagnaro wird jetzt die Landschaft zunehmend abwechslungsreicher und vor allem grüner. Unterwegs kann man fleischfressende Kannenpflanzen, “Bäume der Reisenden“ und verschiedene Baumfrüchte wie Litchis, Mangos und Avocados entdecken. Auch am stetig feuchter werdenden Klima und der grünen Vegetation merkt man, dass die schöne Stadt Fort Dauphin nicht mehr weit ist.

Juni 2021; geschrieben von: Michael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Isalo – Tulear

2240 – Isalo – Tulear

Heute verabschieden wir uns von der Isalo-Wunderwelt und fahren Richtung Südwestküste bis zum Kanal von Mozambique. Unser heutiges Etappenziel ist die Küstenstadt Tulear, die am Ende der Nationalstrasse RN7 liegt.


Neben der Saphirgräberstadt Ilakaka sind auch die bunt bemalten Mahafaly-Gräber unterwegs zu bestaunen. Die Wandertouren durch den Zombitse-Nationalpark und durch das Arboretum zählen zu den besonderen Ausflügen entlang dieses Streckenabschnitts. Unterwegs erfahren wir viel über die Kulturen, über das Leben und über die Sitten und Bräuche der Bara-, Mahafaly- und Vezo-Volkstämme.

Nach der erlebnisreichen Wandertour durch die trockene Berglandschaft des Isalo Gebirges verlassen wir das kleine Städtchen Ranohira der Bara-Volkstämme und fahren schnurgerade Richtung Südwesten über die gut ausgebaute RN7. Die Luft wird merklich wärmer und feuchter. Nach ein paar Kilometern verändert sich die Landschaft schlagartig: Hinter Ranohira werden die zerklüfteten Berge von Wiesen mit abgeflachten Bergen abgelöst und in den weiten Grassavannen und der Steppenlandschaft wachsen die hohen Büsch- und Kaktuswälder, die in der Regenzeit mit einem kräftigen Grün überzogen sind.

Die endemischen Satrana-Palmen (Bismarkia nobilis) sind sehr widerstandfähig gegen die ständigen Buschbrände in dieser wasserarmen Region. Am Rande der Nationalstrasse gedeihen die schönen, dekorativen Vakaka-Palmen (Pandanus pulcheri) und entlang der wenigen Bachläufe, die das trockene Gebiet durchziehen, wachsen die heimischen Schraubenpalmen.

Isalo – Tulear
Nach 30 km erreichen wir die berühmt-berüchtigte Saphirstadt Ilakaka. Nachdem Zebuhirten im Jahre 1990 bei diesem kleinen Dorf zufälligerweise einen wertvollen “Blauen Stein“ gefunden hatten, brach hier der grosse Saphirrausch aus. Aus der ganzen Region kamen alle, um hier ihr Glück bei der Suche nach diesen teuren Edelsteinen zu machen. Seitdem wuchs das unbedeutende Dorf in rasantem Tempo, sogar fremde Aufkäufer aus Europa, aus Asien und vor allem aus Sri Lanka haben sich in der Saphirstadt angesiedelt. Sehr rasch verbreitete sich die Kunde über die Edelsteinfunde, so dass die Einwohnerzahl seitdem fast jedes Jahr um ca. 10’000 anstieg. Heute leben hier mehr als 60’000 Einwohner. Ilakaka selbst gilt als das wichtigste Saphir-Abbaugebiet von ganz Madagaskar. Schliesslich sind Saphire sehr kostbare Steine, ihr Wert liegt auf Rang 2, gleich nach den Diamanten. Viele Verkaufsbuden, Lehmhütten, Garküchen und einfache Unterkünfte reihen sich beidseits der Nationalstrasse und wenn man einen Blick ins Hinterland wirft, entdeckt man eine Mondlandschaft von Erdhaufen und Löchern, gegraben von tausenden von Schürfern.

Auf dem weiteren Weg immer Richtung Südwestküste, rund 80 km vom Dorf Ilakaka entfernt, erreichen wir den grünen Zombitse Vohibasia Nationalpark. Dieser Trockenwald ist ein sehr interessanter Zwischenstopp für Naturfreunde. Das Schutzgebiet umfasst ein etwa 363 km² grosses Gebiet. Es leidet leider unter der fortschreitenden Entwaldung wegen der traditionellen Bandrodung und auch wegen des Saphirabbaus. Der Nationalpark besteht insgesamt aus drei voneinander isolierten Schutzzonen, die bereits seit 1997 bestehen: das Trockenwaldgebiet von “Zombitse“, was wörtlich “dichter Wald“ bedeutet, das Savannengebiet von “Vohibasia“ (“Hügel der Pistolen“) und schliesslich der Bereich “Isoky Vohimena“. Der WWF setzt auf Ökotourismus und bemüht sich, diesen ursprünglichen Trockenwald vor der Abholzung zu bewahren. Erst im Jahre 2002 wurden die beiden Gebiete Zombitse und Vohibasia gemeinsam als Nationalpark deklariert.

Der Vogelbeobachtung ist eine der Hauptattraktion in diesem Schutzgebiet. Fast 47% aller endemischen Vogelarten Madagaskars, mehr als 80 Arten, lassen sich im Park beobachten: darunter die Appertbülbül (Phyllastrephus apperti), der Madagaskarkauz (Ninox superciliaris), der Riesenseidenkuckuck (Coua Gigas), der Hirtenregenpfeiffer (Charadrius pecuarius) und das Madagaskar-Flughuhn. Bei den Wandertouren während der Tagesdämmerung begleitet uns das fröhliche und vielstimmige Gezwitscher der verschiedenen Vögel und mit Hilfe des ortskundigen Führers sind auch die weissen Larvensifaka oder die Braunen Lemuren anzutreffen. Ein Besuch in diesem abgelegenen Nationalpark ist ein unvergessliches und einzigartiges Naturerlebnis. Die Landschaft des Zombitse-Vohibasia Nationalparks zeichnet sich nicht nur durch ihre Fauna und Flora, sondern auch durch ihre geologische Besonderheit aus. Der Park steht an der geologischen Grenze zwischen dem Kalksteingebirge und dem Massiv aus kieselartigem Sandstein, der aus der Isalo-Formation stammt.

Im Park kommen auch Pflanzenliebhaber auf ihre Kosten. Neben den seltenen Madagaskar-Palmen, den zahlreichen Sukkulenten und der Heilpflanze Aloe Vera lassen sich auch unterschiedliche Orchideen bestaunen. Die riesigen und dickstämmigen Baobabs sieht man schon vom weiten und wegen ihrer eindrucksvollen Erscheinung werden diese Riesenbäume auch die “Verkehrtherum-Bäume“ genannt. Sie sind Wahrzeichen von Madagaskar und an der Südwestküste werden sie in der Nähe der Mahafaly-Gräber gepflanzt und gelten als besonders heilig. Im Schatten dieser “Reniala“ (“Mutter des Waldes“) breitet sich immer eine angenehme Kühle aus und so können wir hier am Mittag unser Picknick geniessen.


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Auf der Insel Madagaskar findet man sechs endemische Baobabarten. Ihre gigantischen Stämme können Unmengen Wasser speichern, sodass die Baobabs bei extremer Trockenheit bis zu drei Jahre ohne Wasser überleben können. Die Einheimischen in den abgelegenen Dörfern benutzen dann diese sogenannten “Flaschenbäume“ als Wasserreservoir und verzehren die schmackhaften und nussartigen Früchte, die sehr reich an Vitamin C sind. Viele Baobabarten sind vielseitig verwendbar: Sie dienen als Rohmaterial für die Herstellung von Seilen, Körben, Hüten und Saiten für Musikinstrumente. Aus den frischen Blättern erhält man schmackhaftes Gemüse und aus den Samen werden wertvolles Öl und herrlich erfrischende Getränke hergestellt.

Isalo – Tulear
Die bunt bemalten Mahafaly-Gräber am Rand der Nationalstrasse stechen sofort in die Augen und unser Fahrer weiss genau Bescheid, welche Grabstätten am Rand der Strasse fotografiert werden dürfen. Die Mahafaly-Volkstämme bedeuten wörtlich “die glücklich Machenden“ oder “die Tabus machen“ oder “aus der verbotenen Gegend“. Die meisten sind Bauern und während der kurzen Regenperiode pflanzen sie hautsächlich Mais, Maniok und Süsskartoffeln in dieser trockenen Gegend an. Wegen des Wassermangels sind sie noch heute Nomaden und bewegen sich von Zeit zu Zeit, je nach der Erntezeit und je nach dem ersten Einsetzen des Regens. Im Gegensatz zu ihren Nachbaren, den Bara-Volkstämmen, ist die Aufzucht von Zebus für die Mahafaly weniger von Bedeutung.

Die Mahafaly-Ethnien sind besonders bekannt für ihre individuellen, bunt bemalten Grabmäler, so dass ihre eindrucksvollen Gräber am Rand der Nationalstrasse immer reges Interesse bei den Reisenden wecken. Es handelt sich um rechteckige grosse Grabstätten, die mit kunstvoll geschnitzten Grabstelen und Holzfiguren oder “Aloalo“ und mit vielen Zebuhörnern geschmückt sind. Die aufwendigen Malereien geben häufig Auskunft über das Leben oder über die Vorlieben des dort Bestatteten, vielleicht auch über seine Träume, denn auf den Grabstätten sind manchmal Bilder von Flugzeugen, Hubschraubern und Schiffen dargestellt.

Im irdischen Leben wohnt der Mahafaly-Volkstamm erstaunlicherweise in ärmlichen und windschiefen Hütten, nach dem Tod errichtet die Familie für den Verstorbenen ein aufwendiges Grabmal, denn das irdische, materielle Leben als Mensch ist für ihn unbedeutend, wichtig ist, dass wenn er stirbt, er auf dem Weg zu einem “gottähnlichen Geisteswesen“ wird, das seine lebenden Nachfahren vor Unglück bewahrt. Bei der Beerdigungsfeier gibt es ein richtig üppiges Festmahl, so dass viele Zebus für die ganze Familie, sogar für das ganze Dorf geschlachtet werden. Die vielen Zebuhörner, die später die Grabstatt des Verstorbenen schmücken, zeigen seinen Rang, sein Ansehen und vor allem seinen Reichtum.

Nach einer grossen Linkskurve taucht endlich am Horizont das Blau des Ozeans auf. Die modernen und fest gebauten Häuser erscheinen nun auch beidseits der Strasse. Rund 17 km nordöstlich von Tulear begrüsst uns vom Weiten ein auffälliger Tafelberg am Eingang der Stadt. Das interessante Arboretum, ein kleines Naturparadies für Botaniker, hat der Schweizer Naturfreund Hermann Petignat im Jahre 1980 gegründet, hier kann man sich einen Einblick auf die artenreichen Sukkulenten, Aloen, Dornensträucher, Didieraeceen und Euphorbien verschaffen, die dem dürren und trockenen Klima im Südwesten Madagaskars ausgesetzt ist.

Es ist nicht mehr weit bis zur Hafenstadt Tulear, ein bedeutendes Handelszentrum am Kanal von Mozambique. Der Stadtname Toliary bedeutet im madagassischen Dialekt: “wo man ankern kann“ oder “wo man das Boot festmachen kann“. In der Kolonialzeit haben die Kolonisten diesen Namen später als Tulear ins Französische übersetzt.

Isalo – Tulear
Tulear selbst hat leider keinen Strand, nur Mangrovensümpfe und Schlick. Nördlich der Stadt befindet sich der berühmte Strand von Ifaty und in rund einer Stunde Bootsfahrt Richtung Süden der Hafenstadt erreicht man die erholsame und wunderschöne Bucht von Sarodrano und Anakao. Beide Badeorte haben feine weisse Sandstrände und sind durch ein ausgedehntes Korallenriff geschützt. Diese Orte sind natürlich auch gute Orte für abwechslungsreiche Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Baden, Surfen. Buckelwalbeobachtungen zwischen Juli bis September sind an dieser Südwestküste ebenfalls möglich. An diesen palmengesäumten Stränden am Kanal von Mozambique erleben wir die glühenden Sonnenuntergänge und geniessen endlich die Ruhe nach einer wochenlangen, erlebnisreichen Tour!

November 2020; geschrieben von  Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel