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Tulear – Fort Dauphin

2400 – Tulear – Fort Dauphin

Nach einem erholsamen Aufenthalt an den feinen Sandstränden um Tulear starten wir unsere Expedition mit einem guten 4×4-Fahrzeug mehr oder weniger entlang der Südküste Madagaskars.


Diese abenteuerliche Autofahrt – teilweise auf der Nationalstrasse 10 – führt uns in ein einzigartiges Trockengebiet im südlichen Teil Madagaskars. Der Lohn durch dieses einmalige Dornenland ist eine unvergessliche Entdeckungsreise durch völlig eine unberührte Wildnis mit bizarrer Vegetation, weissen Stränden und selten besuchten Naturreservaten

Rund 45 km südlich der Stadt Tulear befindet sich das idyllische Fischerdorf Anakao. Sehr praktisch ist die Überfahrt mit dem Motorboot ab der kosmopolitischen Stadt Tulear, ansonsten müssen die Reisegäste einen riesigen Umweg von rund 270 km durch das Hinterland mit dem Geländewagen in Kauf nehmen, da es leider in dieser Gegend keine Brücke über den Onilahy Fluss gibt.

Die zweite Möglichkeit ist eine Fahrt mit dem Geländewagen Richtung Süden auf einer ziemlich guten Piste bis zum malerischen Fischerdorf Sarodrano (wörtlich bedeutet dies auf madagassisch “knapp mit Wasser“). Hier kommt man am interessanten Naturschutzgebiet “Aire Protégée de Tsinjoriake“ vorbei mit Schwerpunkt seltene Sukkulentenpflanzen an der Südwestküste. Hier kommen auch Ornithologen auf ihre Kosten, denn viele endemische Vogelarten sind in dieser südlichen Region zu finden.

Tulear – Fort Dauphin
Auf dem Weg nach Saint Augustin kann man die beeindruckenden Grabstätten der Vezo Volkstämme sehen. Diese sind mit schönen, aufgeschichteten Korallensteinen gebaut und dürfen nur in Begleitung eines Lokalführers aus der Nähe fotografiert werden.

Vier Kilometer des Fischerdorfs liegt direkt auf dem Wendekreis des Steinbocks (Tropique du Capricorne) und in der Flussmündung des Onilahy Flusses das ehemalige Seeräubernest “Saint Augustin“ (oder Anantsono auf madagassisch). Vom 15. bis 17. Jahrhundert war dies ein Ankerplatz für europäische Händler und für berüchtigte Piraten.

Heute zählt das schöne abgelegene Fischerdorf zu einer beliebten Destination wegen der weissen Sandbank, es ist auch ein praktischer Ausgangspunkt für die Überfahrt mit der Fähre „Fiavota“, unter der Bedingung, dass diese in Betrieb ist.

Der beliebte Badeort Anakao (17 km SW von Saint Augustin) ist zwar sehr abgelegen, er verfügt aber über einen breiten weissen Sandstrand und natürlich verschiedene Freizeitmöglichkeiten. Hier kann man erholsame Badetage verbringen und vor den Riffen nahe des paradiesischen Eilands Nosy Ve kommen die Schnorchler und Taucher wirklich auf Ihre Kosten. Im klaren, türkisfarbenen Wasser schwimmen die mehrfarbigen Fische zwischen den vielen Korallen und der Unterwasservegetation umher.

Tulear – Fort Dauphin
Das kleine Eiland Nosy Ve etwa 5 km vor der Küste sowie die Insel Nosy Satrana sind zwei besondere Attraktionen in dieser Gegend. Beide Inseln sind per Boot oder Kanu ab Anakao erreichbar. Nosy Ve ist besonders beliebt wegen der wunderschönen Sandstrände, der einmaligen Tauchgründe, vor allem aber wegen der Brutkolonie der Rotschwanz Tropikvögel (Phaeton rubricauda). Die unbewohnte und “heilige Insel“ ist die einzige Brutstätte für diese Vogelart.

Nosy Satrana liegt etwas weiter südlich von Anakao. Der Boden der Insel ist mit Kalksteinresten aus den versteinerten Eiern von Aepyornis (einer Art von Riesenstrauss) übersät. Auf dieser kleinen Insel liegen auch die geschützten Grabstätten der ehemaligen Könige, deswegen darf man diese Insel nur in Begleitung eines lokalen Führers betreten.


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Auf der Weiterfahrt entlang der Küste nach Beheloka durchquert man zuerst das Territorium der Mahafaly Volksgruppe. Diese Ethnie lebt auf dem riesigen Kalksteinplateau zwischen den beiden Flüssen Menarandra und Onilahy.

Mahafaly bedeutet wörtlich “diejenigen, die glücklich machen“ oder „die vom Verbotenen Land“, was mit dem Wort Fady verbunden ist. Die Mahafaly sind meist Zebuzüchter, ein grosser Teil sind aber auch Bauern an der Südwestküste in der Region von Ampanihy. In dieser ganzjährig trockenen Region leiden sie während der Trockenzeit besonders an Wassermangel, so ernähren sie sich hauptsächlich von Mais, Maniok, Süsskartoffeln, sogar von Kaktusfeigen (Opuntien). Sie bauen auch Bohnen, Hirse und Kürbisse zur Selbstversorgung an.

Tulear – Fort Dauphin
Die Dornenbusch-Wälder mit Euphorbien und Didieraceen, Tamarindenbäumen und den auffallenden Riesenbaobabs wechseln mit gerodeten Grassavannen ab. Unterwegs sieht man oft die dekorative und aufwendige Grabmalkunst der Mahafaly. Diese Grabstätten sind meist Steinquadrate von 10 oder sogar 15 m Seitenlänge. Auf den Gräbern befinden sich auch immer geschnitzte Grabstelen, die „Aloalo“, aber meist auch moderne Grabmalereien, die Szenen aus dem früheren Leben des Verstorbenen darstellen. Die “Aloalo“ sind kunstvoll und traditionell geschnitzte Holzfiguren und Pfähle. Diese Schnitzereien und die Hörner der während der Beerdigungsfeier geschlachteten Zebus schmücken diese viereckigen Grabstätten und zeigen vor allem das Ansehen, den Reichtum und den Status der Verstorbenen.

Der Besuch des Tsimanampetsotsa Nationalparks ist sehr lohnenswert, allein schon wegen der seltenen Flamingos, die besonders während der Regenzeit hier zu finden sind. Bei höchstem Wasserstand ist der See gut 20 km lang und 3 km breit.

An den Ufern des brackigen seichten Sees Tsimanampetsotsa leben auch Enten und viele Wasservögel, die einheimischen Seidenkuckucke oder Couas. Es ist ein wahres Paradies für Vogelbeobachter. Die grünen Algen sind Nahrung für die vielen Krebse, die ihrerseits als Nahrung für die Rosa Flamingos (Phoenicopterus ruber) dienen.

Dieses Naturschutzgebiet gehört zu den zehn ersten Parks in Madagaskars und das Parkbüro befindet sich im Dorf Efoetse. Dieses Naturschutzgebiet liegt ca. 40 km von Anakao entfernt. Es ist am besten mit dem Motorboot von Anakao aus zu erreichen. Im Schutzgebiet östlich des Sees wächst Trockenwald auf Kalkgestein, das von zahlreichen Höhlen durchzogen ist, wo auch einige Katta-Lemuren wohnen.

Tulear – Fort Dauphin
Nach der Parkbesichtigung fahren wir auf einer Sandpiste immer Richtung Süden der Küste entlang. Das heutige Etappenziel ist das charmante Fischerdorf Itampolo. Während der Autofahrt fällt die typische karge Vegetation dieser Gegend auf und gelegentlich trifft man auf eine der typischen Strahlenschildkröten in dieser kargen Landschaft. Die Region gehört noch immer zur Ethnie der Mahafaly. Der Küstenort Itampolo ist wegen seinen grossen Wellen ein beliebtes Ziel für Surfer.

Im weiteren Verlauf auf der Nationalstrasse Nr. 10 fährt man jetzt etwas ins Landesinnere und nach paar Kilometern gelangt man zum nächsten Etappenziel Ampanihy oder “der Ort, wo Fledermäuse leben“. Besonders bekannt ist dieses Kleinstädtchen wegen der Verarbeitung von Mohair-Wolle. Aus dieser schönen, weichen Wolle der hier gezüchteten Ziegen werden die sehr begehrten Mohair-Webteppiche gewebt. Die Wolle wird mit reinen Pflanzenfarben gefärbt, z.B. aus den roten Aloeblüten. Die spezielle Ziegenrasse Angora wurde in den 1970 Jahren hier in Madagaskar eingeführt und die Produktion der Wolle ist die Haupteinnahmequelle der vielen Ziegenzüchter und sichert ihnen ein kleines Einkommen. Bei der mühsamen Verarbeitung dieser Mohair-Wolle zeigen die Weberinnen ihr Talent und ihre Geduld.

Tulear – Fort Dauphin
Ab der Stadt Ampanihy beginnt das Land der Bevölkerungsgruppe der Antandroy oder “der Stamm aus dem Dornenland“. Das Wort “Roy“ bedeutet wörtlich der Dorn und ihr Siedlungsgebiet liegt hauptsächlich an der Südspitze Madagaskars. Jetzt geht es weiter Richtung Beloha und Tsihombe und wir überqueren den Menarandra-Fluss, welcher die Grenze zwischen den beiden Volksgruppen Antandroy und Mahafaly ist. Die Antandroy besitzen grosse Rinderherden, denn sie sind anerkannte Zebuzüchter. Die Leute dieses robusten Stamms erkennt man sofort an ihren langen Speeren und den traditionellen Lendenschürzen. Es sind Nomaden in diesem grossen Trockengebiet und sie ziehen monatelang mit ihren Viehherden durch das Land. Leider leiden sie das ganze Jahr an Wassermangel in diesem kargen und unwirtlichen Gebiet, wo fast nur Dornengestrüpp gedeiht. Sie begraben ihre Verstorbenen ebenso aufwendig wie die Mahafaly und die Hörner der geschlachteten Zebus während des Beerdigungsfestes schmücken ebenfalls die steinernen Grabstätten.

Die Gräber der Antandroy heissen “Fanesy“ in ihrer Dialektsprache oder „der ewige Ruheplatz“. Je grösser und farbenfroher das Grab ist, desto respektierter und verehrter ist der Verstorbene.

Nicht weit von der Südspitze Madagaskars entfernt liegt das charmante Fischerdorf Lavanono, ein kleines Naturparadies für Ökotouristen. Dieser schöne Badeort liegt unweit von Cap Sainte Marie, einer faszinierenden Region mit hohen Sandsteinklippen, mit Miniaturpflanzen, Dornenvegetationen. Das Ganze erinnert an einen Steingarten.

Das Naturreservat von Cap Sainte Marie mit einer Fläche von ca. 17,5 km² liegt rund 43 km südlich von Tsiombe auf einem Hochplateau von 100 bis 150 m über dem Meeresspiegel. Die hier geschützten Strahlenschildkröten (Geochelone radiata) sind wohl die grösste Attraktion an diesem südlichsten Punkt Madagaskars. Die Meeresklippen von mehr als 140 m Länge bilden natürliche Barrieren östlich und westlich des Reservats und hier treffen der Kanal von Mosambik und der Indische Ozean aufeinander.

Tsiombe ist der Ausgangspunkt mehrerer Pisten zu den südlichsten Punkten Madagaskars, dem Cap Sainte Marie sowie dem östlich davon gelegenen Faux Cap.

Faux Cap wurde “falsches Kap“ (Betanty auf madagassisch) genannt, weil die Geografen später feststellten, dass das Cap Sainte Marie noch etwas weiter südlich liegt. Dieser schöne Ort liegt an der Spitze einer Halbinsel, die vom weiten Sanddünnen bedeckt ist, in denen noch Reste der Eierschalen des berühmten ausgestorbenen Riesenvogels (Aepyornis) gefunden werden.

Die hohe Steilküste, die Winde, die hier ohne Unterlass wehen, die faszinierende Landschaft mit der verkrüppelten Vegetation und der einsame Leuchtturm von Cap Sainte Marie bringen die Besucher immer wieder zum Staunen.

Tulear – Fort Dauphin
Wir fahren weiter auf der RN10, die kurz vor Ambovombe (“wo es viele Brunnen gibt“), in die RN 13 mündet. Ambovombe ist der Hauptort der Region Androy. Wir sind immer noch in der regenärmsten Region Madagaskars. Ambovombe gilt als ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in dieser südlichen Region. Ein Rest dieser einst gut ausgebauten Nationalstrasse ist asphaltiert, aber heute nicht mehr in gutem Zustand. Es ist immerhin ein Zeichen, dass die Besucher wieder “die Zivilisation“ erreicht haben. Der Markttag in diesem Hirtenland ist der Montag und die “Dornenleute“ kommen aus den weit abgelegenen Dörfern hierher und kaufen oder verkaufen oder tauschen Zebus oder auch den selbst gesammelten Wildhonig, handgefertigte Hüte, Silberschmuck, Amulette, Speere oder verschiedene Lebensmittel wie Maniok, Mais oder Süsskartoffeln.

Kurz vor Amboasary, 35 km von Ambovombe entfernt, überquert man den langen Fluss Mandrare, die Lebensader des Südens und vom weiten sieht man die schönen Baobabs wenn man die ausgedehnten Sisalplantagen durchquert.

Von Amboasary aus führt eine Abzweigung in nordwestlicher Richtung zum privaten Naturreservat von Berenty, am Ufer des Flusses Mandrare.

Tulear – Fort Dauphin
Der Berenty-Park, ca. 90 km westlich von Fort-Dauphin und mit einer Fläche von etwa 250 Hektaren, wurde bereits im Jahr 1936 von der französischen Familie Heaulme gegründet, aber erst im Jahre 1980 für die Besucher geöffnet. Im Park mit hauptsächlich Trockenwald, aber auch mit grossen Tamarindenbäumen, leben Flughunde und tummeln sich Lemuren wie die Kattas, die Larvensifaka, auch Tanzende Lemuren genannt, die Braunen Lemuren oder die Rotstirnmakis. Für Naturliebhaber ist es ein Vergnügen zu verschiedenen Tages- und Abendzeiten durch den Park zu wandern, mit oder ohne den ortskundigen Führer. Abends, mit einer guten Taschenlampe bewaffnet, kann man die nachtaktiven Lemuren wie die Mausmakis (Microcebus murinus) und die Wieselmakis (Lepilemur leucopus), viele Vogel- und Reptilienarten ausfindig machen. Berenty ist darum ein Paradies für Fotografen, Ornithologen und seit vielen Jahrzehnten auch für Forscher.

In Richtung Fort Dauphin oder Taolagnaro wird jetzt die Landschaft zunehmend abwechslungsreicher und vor allem grüner. Unterwegs kann man fleischfressende Kannenpflanzen, “Bäume der Reisenden“ und verschiedene Baumfrüchte wie Litchis, Mangos und Avocados entdecken. Auch am stetig feuchter werdenden Klima und der grünen Vegetation merkt man, dass die schöne Stadt Fort Dauphin nicht mehr weit ist.

Juni 2021; geschrieben von: Michael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Anakao

2320 – Anakao

Die herrlichen Badestrände von Anakao südlich von Tuléar sind in vielen Teilen noch in ihrer Ursprünglichkeit bewahrt.


Die beiden vorgelagerten Insel Nosy Ve und Nosy Satrana sind ein Paradies für Taucher und Schnorchler, auch für Liebhaber von weissem Sand, türkisblauem Wasser und von vielfältigen farbenfrohen Fischen.

Aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse an der Südwestküste ist der Zugang zu den weit entfernen Dörfern ziemlich schwierig. Man erreicht sie ausschliesslich per Pirogen, Segel- oder Motorboot ab den grossen Ortschaften wie Tulear oder Saint Augustin (Anatsogno auf madagassisch). Über den Landweg muss man gute 240 km über sandige Piste ab Tulear bis Sarodrano und weiter zum Dorf Anakao zurücklegen, also ein riesiger Umweg.

Nach einstündigem Bootstransfer ab dem Hafen von Tulear zeichnet sich nach und nach das Dorf Anakao ab, draussen auf dem Meer sehen wir die schönen bunten Auslegerboote der Vezo-Fischer und schon bald taucht auch der Strand mit dem weissen Sand unter stahlblauem Himmel auf.

Anakao
Der schöne Badeort Anakao mit seinem menschenleeren und feinen Sandstrand verfügt über eine ganze Palette Unterkünfte der verschiedenen Kategorien. Die Reisenden finden hier vielfältige Freizeitmöglichkeiten wie Schnorcheln, Tauchen, Fischen, Bootstouren zu den Nachbarinseln Nosy Ve oder Nosy Satrana, sogar Buckelwalbeobachtung ist zwischen Juli bis September möglich, denn die riesigen Meeressäuger tummeln sich gern hier. Zum guten Service der meisten Strandhotels gehört der Verleih von Taucherbrillen und Schnorchel. Hier ist das Wasser ruhig und von Mai bis September ist die ideale Reisezeit, da die Westküste um diese Jahreszeit im Windschatten liegt und wegen der geringen Niederschläge das Wasser kristallklar ohne Trübungen bleibt. Zwischen den schönen Korallen wimmelt es von zahlreichen bunten Falter-, Clown-, Drücker- und Feuerfischen. Ein echtes Paradies für Taucher und Schnorchler und eine willkommene Kombination für einen erlebnisreichen Madagaskaraufenthalt.


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Früh am Morgen treffen wir die geschickten Vezo auf ihren Auslegerbooten mit dem weissen rechteckigen Segel. Ihre Pirogen haben sie aus ausgehöhlten Baumstämmen gebaut. Im Vergleich zu ihren Nachbarn, die Mahafaly- und die Bara-Stämme im Binnenland haben sie einen besonderen Hang zum Meer und fahren tagelang sehr weit hinaus bis Toliary und Ifaty oder südwärts bis Beheloka. Das Meer betrachten sie als ihre Heimat, ihre Nahrungs- und Einkommensquelle, denn sie ernähren sich ausschliesslich von ihrem Fischfang in der Lagune zwischen Korallenriff und Strand. Die Mehrheit der Fischer lebt nomadisch auf ihren grossen Auslegerbooten, diese werden nachts zu Zelten umgebaut, da sie tagelange weit weg von ihrer Familie ihr Brot verdienen müssen.

Anakao
Die Vezo sind ein sehr einfallsreicher Volkstamm. Sie nutzen auch den Baobab. Er dient traditionell vielen Zwecken in diesen abgelegenen Regionen. Fasern aus dem Stamm werden verwendet, um Seile herzustellen, auch Gegenstände für den Alltag werden damit gebastelt. Sie flechten damit Körbe und Schlingen, fertigen Sonnenhüte und stellen Saiten für Musikinstrumente her. Ihre bescheidenen Hütten werden mit der aufgeschnittenen und wasserdichten Baobabrinde abgedeckt. Ein Charakteristikum des Baobabs ist, dass das Abziehen der Borke den Baum nicht tötet. Solange lediglich die Rinde abgeschält wird, ist das nicht weiter schlimm, denn sie regeneriert sich innerhalb einiger Jahre.

Mit den biegsamen Fasern der Baobabs stellen die Vezo-Fischer auch ihre Angelschnüre her. Die gefangenen Fische müssen sie aufschneiden und in der Sonne trocknen lassen. Abends werden die grossen Fische zuerst gesalzen und am Lagerfeuer auf Holzgestellen geräuchert. Auf den Dorfmärkten im Landesinneren gibt es gute Gelegenheiten für diese Küstenbewohner, die getrockneten Fische zu verkaufen oder gegen andere Produkte oder Lebensmittel einzutauschen, in den abgelegenen Dörfern ist Tauschhandel noch immer üblich.

Anakao
Wer ein paar Tage in Anakao weilt, muss unbedingt die paradiesische Insel Nosy Ve, etwa 5 km gegenüber der Bucht besuchen. Sie sieht wie ein winziges Eiland aus, doch ihr Riff ist ungefähr 4,5 Kilometer lang und 1,8 Kilometer breit. Dieses Naturschutzgebiet mit kristallklarem und grünblauem Wasser ist einmalig und das vorgelagerte Korallenriff ist unvergleichlich schön und fischreich, deswegen ein echtes Naturparadies zum Tauchen und Schnorcheln.

Besonders interessant ist diese unbewohnte Insel für Ornithologen, weil dort eine Kolonie des endemischen Rotschwanz Tropikvogel (Phaethon rubricauda) ungestört lebt und die Insel Nosy Ve die einzige Brutstätte für diese seltene Art ist. Diese Vogelart wird allgemein auch als „Strohschwanz“ bezeichnet, denn ihr schöner, auffälliger Schwanz besteht aus zwei dünnen roten Strängen. Die jungen Tropikvögel sehen versteckt unter den Büschen aus wie kleine, weisse Daunenbälle. Diese Kolonie ist den Wissenschaftlern seit Ende der 1970er Jahre bekannt. Auch die Strahlenschildkröten, die leider heute vom Aussterben bedroht sind, haben ihr Refugium und Brutplatz auf dieser schönen Insel gefunden.

Die Insel Nosy Ve ist vom Dorf Anakao aus mit kleinen Auslegerpirogen der Fischer leicht zu erreichen. Einst war die Insel ein berüchtigter Ort für den Sklavenhandel und auch als Lagerplatz für wichtige Importprodukte, die europäische Schiffe nach Madagaskar brachten.

Im Gegensatz zur grösseren Insel Nosy Ve wächst auf dieser zweiten vorgelagerten Insel Nosy Satrana mehr Vegetationen und die wenigen Bäume spenden wohltuenden Schatten und Kühle. Sie liegt etwa 6 km südlich von Anakao und ist auch mit türkisfarbenem Wasser umgeben, bei Ebbe kann man diese Insel sogar zu Fuss erreichen, also auch ein guter Tipp für passionierte Schnorchler und Taucher. Diese heilige Insel dient der Sakalava-Volksgruppe als geschützte Grabstätte. Als Besonderheit findet man hier Schalenstücke des ausgestorbenen Riesenvogel Aepyornis, auch Madagaskar-Strauss genannt. Diese 500 kg schweren Laufvögel sind vor rund 500 Jahren ausgestorben.

Anakao
Nach herrlichen und erholsamen Badetagen verlässt man Anakao mit schwerem Herzen und fährt mit dem Motorboot nach Tulear zurück und je nach Stand der Gezeiten müssen die Besucher samt Gepäckstücken mit Zebukarren durch die Schlammebene bis zum Anlegerplatz transportiert werden. Auch dies ist ein schönes, unvergessliches Erlebnis auf der Madagaskarreise!

Dezember 2020; geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch