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Das typische madagassische Frühstück

A 1600 – das typische madagassische Frühstück

Der morgendliche Reis war früher überall üblich und ist es noch bei ganz vielen Familien in Madagaskar.


Der Reis oder “Vary“ auf madagassisch spielt eine wichtige Rolle in der madagassischen Küche. Er ist das unverzichtbare Grundnahrungsmittel der Madagassen, denn Reis ist sozusagen das Zentrum des Lebens und wird 3-mal am Tag in grossen Mengen gegessen: morgens, mittags und abends.

Die Angehörigen der Volksgruppe der Betsileo sind die Meister im Anbau dieses Grundnahrungsmittel, das aber auch in den meisten anderen Regionen der Insel angebaut wird. “Reis essen“ bedeutet in der madagassischen Sprache “sich satt essen“ und gesättigt fühlt sich jeder Madagasse, der ein Teller “Bergreis“ vor sich hat. Reis wird zu jedem Essen serviert und nimmt meist auch das Hauptvolumen auf dem Teller ein. Dazu kann man verschiedene “Laoka“ oder Zutaten bestellen: Gemüse, Blattgemüse …mit oder ohne Fleischstückchen.

Das typische madagassische Frühstück
Die Madagassen fühlen sich wohl, auch im Ausland, wenn sie zu jeder Mahlzeit Reis bekommen. Wenn sie ins Restaurant gehen, ist Reis meist erste Wahl, besonders bei den Männern. Im Gegensatz zu den Europäern, wo Reis lediglich als Beilage dient, ist Reis das Hauptgericht der Madagassen. 80% der Stadt- und Landbewohner in Madagaskar essen gern Reis zum Frühstück. Auf der ganzen Insel wachsen ungefähr ein Dutzend verschiedene Reissorten, aber der “Rote Reis“ oder auf madagassisch “vary gasy“ oder “vary botry“ ist für die morgendliche Reissuppe sehr geschätzt und schmeckt hervorragend.

Gegen 4 Uhr in der Früh zieht schon der Rauch aus dem Dach der kleinen Ziegelhäuser. Die Madagassen sind Frühaufsteher und bereiten um diese Zeit bereits das Frühstück für die ganze Familie zu. Wenn der Hahn kräht sind die Bauern schon auf den Beinen. Die typische Aufgabe der Kinder im Dorf besteht darin, Brennholz zu sammeln, Wasser im Fluss oder aus der Quelle zu holen. Die Frauen und Kinder müssen dann mit Muskelkraft den Reis im Mörser mit dem Stampfer von den Spelzen trennen.

Das typische madagassische Frühstück
Beim Frühstück wird schnell ein grosser Topf Reissuppe (auf madagassisch “vary sosoa“) gekocht, denn das ist sehr bekömmlich und leicht zu zubereiten. Der Reis wird auf offenem Herdfeuer ohne Zutaten ganz weichgekocht. Für ca. 450g Reis braucht man ca. 2 Liter Wasser. Die grossen Teller werden später mit diesem pappigen Reis gefüllt, jedem Familienangehörigen gereicht und je nach Möglichkeit wird Omelette, Spinat, Gemüse oder Fleisch dazu serviert. Manchmal kochen die Frauen auch grünen Spinat zu dieser Reissuppe, diese heisst dann “vary amin‘anana“. Sehr beliebt für diese spezielle Mischung sind auch Chinakohl, Wasserkresse, Blätter von Süsskartoffeln oder verschiedene Blattgemüse, gemischt mit Tomaten, Zwiebel, Knoblauch, Ingwer und Schnittlauch. Sobald alle Zutaten gut gewaschen und klein geschnitten sind, lässt man genügend Öl in einem Topf erhitzen und darin werden dann die Blätter frittiert und zur gekochten Reissuppe gegeben. Nach paar Minuten wird diese leckere “Reissuppe mit Blättern“ auf dem Teller serviert. Wer es sich leisten kann, isst diese spezielle Reisbrühe mit Hühnchen, Schweine- oder Zebufleisch oder auch mit kleinen roten Süsswasser-Krevetten. Mit vollem Bauch gehen dann die Männer auf die Feldarbeit und die Kinder machen sich fröhlich auf den weiten Weg zur Schule.

Das typische madagassische Frühstück
Die eiligen Angestellten und Studenten frühstücken gern in den kleinen Garküchen am Strassenrand oder auf dem Markt (Hotely gasy). Diese bieten den Kunden verschiedene leckere Gerichte an, die sehr preiswert sind. Für viele Frauen und Bäuerinnen ist der Verkauf von Essen oft die einzige und sichere Einnahmequelle, so findet man überall an jeder Ecke in den Grossstädten Strassenköchinnen. Diese üblichen Essenstände werden generell als “Gargottes“ bezeichnet. Hier ist das Essen sehr einfach, mehr quantitativ als qualitativ und auf eine gefällige Präsentation auf dem Teller legt man keinen Wert, trotzdem ist das immer frisch zubereitete Essen schmackhaft und vor allem schnell serviert und preisgünstig, denn die meisten Kunden haben es immer eilig. Viele Madagassen essen in diesen Essenbuden lieber stehend weil es an Plätzen fehlt, “Vary mitsangana“ bedeutet dies auf madagassisch und diese Gewohnheit ist besonders üblich in der Nähe der Taxibrousse-Haltestelle oder am Rand der zahlreichen Marktstände.

Das Frühstück bzw. die Reissuppe mit Beilage kostet in diesen “Hotely Gasy“ zwischen 1000 und 1500 Ariary. Als Beilage steht in diesen kleinen madagassischen Hotely zur Wahl geräucherte Wurst oder frittierter Fisch. Die madagassische “Saosisy“ ist eine sehr grobe Bratwurst aus Schweinefleisch, die auf madagassische Art mit Speckstückchen gespickt ist.

Das typische madagassische Frühstück
Das Wort “Mofo“ bedeutet in Madagaskar Brotstange, Brötchen oder Gebäck. Viele Familien, besonders im städtischen Umfeld, haben früh am Morgen nicht so viel Zeit zur Verfügung, so holen sie sich schnell ein paar “Mofo gasy“ (hausgemachte süsse Reiskuchen oder rundes Fladenbrot) in den Schnellimbissbuden. In einem Plastikkessel werden Reismehl, Zucker und Hefe mit Wasser vermischt, mit einer Schöpfkelle giesst der Koch kleine Portionen bei mittlerer Hitze in ein spezielles Blech mit runden Vertiefungen aus Aluminium, das direkt auf dem Kochfeuer liegt. Die Reiskuchen werden gewendet, wenn sie goldbraun gebacken sind. Jede Region hat natürlich ihre Spezialität, um ihr Fladenbrot schmackhafter zu machen, so werden sie an der Nordostküste mit Kokosmilch oder Milch verfeinert und werden dann “Mokary“ genannt.

Das typische madagassische Frühstück
Die Kunden können überall zusehen, wie die Köchin hantiert und die kleinen Köstlichkeiten zubereitet. “Mofo baolina“ sind kinderfaustgrosse Teigballen aus Mehl, Milch und Zucker, die in heissem Öl goldbraun gebraten werden. Ein sehr beliebtes Frühstück besonders für die Kinder oder als Zwischenverpflegung ist auch das “Mofo Makasaoka“. Hartes Brot wird klein geschnitten und mit gesüsstem Reismehl vermischt und auch wieder in heissem Öl frittiert. “Mofo ravina“ oder “Koba ravina“ ist eher eine Spezialität aus der tropischen Ostküste, wo die Bananenstauden prächtig gedeihen. Die süssen reifen Bananen werden zuerst mit einem Löffel zu Brei zerdrückt, dazu kommt etwas Weiss- oder Reismehl und dieser Bananenbrei wird zusammengerührt und eventuell Backpulver dazugeben. Diese Mischung wird später auf ein gewaschenes Bananenblatt gestrichen, nach Belieben kann man dem Teig gehackte Erdnüsse beigeben und diese Mischung dann ins Bananenblatt einwickeln, so dass eine faustgrosse Portion entsteht. Das ganze Päckchen wird in einen Kochtopf mit kochendem Wasser gelegt und etwa 45 Minuten gegart. Diese lokalen und frischen Leckereien werden auch auf der Zugfahrt zwischen Fianarantsoa und Manakara angeboten. Eine Portion “Koba ravina“ und der Magen ist satt.

Die Kochstellen der Garküchen stehen günstig am Strassenrand oder an Gehwegen, wo viele Fussgänger vorbeikommen. Hier werden natürlich auch heisse Getränke wie Kaffee, Milch, Kakao oder Tee angeboten. Die Preise sind erschwinglich und das Geschirr meist auch sauber. Die Frauen machen dann jeden Morgen ein gutes Geschäft und die Kunden und Kundinnen sparen Zeit auf dem Weg zur Arbeit oder zur Schule. Die Kochstellen der Verkäuferinnen stehen meistens mehrere nebeneinander, sind aber keine Konkurrenten, eher Freundinnen und sie helfen sich auch aus.

Das typische madagassische Frühstück
In der Stadt essen viele Madagassen auch gern Obst zum Frühstück. Bananen von der Ostküste oder verschiedene Früchte aus dem fruchtbaren Antsirabe und aus den verschiedenen Regionen werden regelmässig ins Hochland geliefert. Auf den Märkten oder am Strassenrand wird Obst auf Häufchen geschichtet angeboten. Die Auswahl ist je nach Saison grösser oder kleiner: saftige Ananas und Orangen, leckere Mangos und Avocados und süsse Papayas und Litschis…

Juni 2021; geschrieben von: Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch


siehe auch unsere Beiträge:

Kulinarik in Madagaskar

Das typisch madagassische Frühstück

Speisekarten in Madagaskar

Essen in Madagaskar

Streetfood Madagaskar

ebenso wie unseren Blog  Madagaskar: Gastronomie und Restaurants mit zahlreichen Speisekarten von Restaurants unterschiedlichen Stils und Qualität.


Madagassische Reisküchlein – Mofo Gasy selber machen

Die Reisküchlein Mofo Gasy, übersetzt etwa „Strassenbrot“, kann man in Madagaskar an jeder Ecke kaufen.

Schon früh morgens stehen die Madagassen an den kleinen Ständen an und essen ein, zwei dieser kleinen goldbraun ausgebackenen Brötchen zu einem Schluck süßen Kaffee. Noch warm und direkt aus den extra in Madagaskar gefertigten gusseisernen Mofo Gasy-Pfannen, oder auch kalt als kleine Süßigkeit zwischendurch sind Mofo Gasy überall im Land sehr beliebt.

Zubereitet werden die runden Küchlein aus Reismehl, Wasser, Zucker und etwas Hefe. Teils werden sie mit Kokos oder Honig verfeinert.

Wer sich an dieser typisch Madagassischen Köstlichkeit versuchen möchte kann sich an diesem Mofo Gasy-Rezept versuchen:

 Zutaten für etwa 30 Mofo-Gasy Küchlein:

– 1 Tasse Mehl
– 0,75 Tasse Reismehl
– 1 Teelöffel Hefe
– 1,75 Tassen Wasser
– 0,5 Teelöffel Zucker + 0,3 Tasse Zucker
– optional: 0,25 Teelöffel Vanille-Extrakt, 1 Teelöffel Kondensmilch, 1 Teelöffel Honig

Sie brauchen eine Mofo-Gasy Pfanne – oder eine Aebleskiver-Pfanne (gibt es online zu bestellen).

Zubereitung:

– Hefe mit etwas Wasser und 0,5 Teelöffel Zucker vermischen in einer Tasse. 7 Minuten ziehen lassen (so lange, bis sich Schaum bildet).
– Reismehl und restliches Wasser mischen und gut verrühren.
– Hefewasser zur Mischung hinzugeben, gut verrühren.
– Die Mischung eine Stunde an einem warmen Platz ziehen lassen (z.B. im Backofen bei 50 Grad).
– Anschließend den Zucker (1/3 Tasse) und evtl. Kondensmilch, Vanille, Honig hinzugeben und mischen.
– Nun bei mittlerer Hitze die Pfännchen der Aebleskiver-Pfanne füllen. Die Küchlein wenden, wenn sie am Rand goldbraun werden.
– Die Mofo Gasy sind fertig wenn sie goldbraun gebacken sind. Dies geht ziemlich schnell.

Guten Appetit!

Als Inspiration zeigen Ihnen madagassische Kinder, wie sie (fast echte) Mofo Gasy backen: