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Basler Ziegelsteine in Madagaskar

Wenn Dachziegel eine Reise tun

Wie gelangten Basler Ziegelsteine von Indien nach Madagaskar?

(Franz Stadelmann 1993)  Der Aargauer Historiker Rudolf Fischer fand in Madagaskar Dachziegel aus dem letzten Jahrhundert, hergestellt in einer indischen Ziegelei der Basler Mission.

Rudolf Fischer mit historischem Ziegelstein der Basler Mission in MadagaskarRudolf Fischer mit historischem Ziegelstein der Basler Mission in Madagaskar

Rudolf Fischer erkannte die Ziegelsteine sofort, als er die Umgebung des alten Leuchtturms auf der winzigen Insel Nosy Tanikely im Nordwesten Madagaskars durchstreifte. Hunderte von Basler Ziegeln lagen säuberlich gestapelt neben dem baufälligen Haus des Leuchtturmwächters. Auf den ockerroten Falzziegeln war die Jahreszahl 1865 eingebrannt und daneben stand unverkennbar: Basel Mission Tile Works.

«Das ist insofern ein besonders bemerkenswerter Fund, als die Ziegel aus dem ersten ordentlichen Produktionsjahr der ersten Basler Missionsziegelei in Jeppoo (bei Mangalore) stammen», sagt der Historiker Fischer, der sich vor Jahren eingehend mit der Basler Missionsindustrie in Indien beschäftigt hatte und 1978 an der Universität Zürich über dieses Thema promovierte.

Die Basler Missionstechniker unterhielten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts etliche Textilfabriken und Ziegeleien in Südindien und führten dort das Know-how der gewellten Falzziegel ein, die schnell einen reissenden Absatz fanden. Die ineinander verharkten Ziegel, millionenfach auf Schweizer Dächern zu sehen, wurden bald schon in ganz Indien vermarktet. Ein Teil davon gelangte auch in weitere Länder des Indischen Ozeans. «Dass derartige Ziegel bis nach Ostafrika verschifft wurden, ist belegt», sagt Fischer, «bislang war mir jedoch unbekannt, dass es sie sogar in Madagaskar gibt. Tatsächlich bestanden während Jahrhunderten intensive Handelsbeziehungen zwischen Indien und Ostafrika, insbesondere Zansibar wirkte als Drehscheibe und wichtiger Umschlagplatz. Ich vermute, dass diese Ziegel via Ostafrika nach Madagaskar gelangten.» Andere Funde dieser Ziegel sind – bislang – in Madagaskar nicht bekannt Wie sie allerdings dorthin gelangten, bleibt unklar. Erlitt einer der Segelfrachter Schiffbruch an den Gestaden der Pfefferinsel? Und wenn, dann stellt sich die Frage, wohin er unterwegs war.

Industrie der Basler Mission
Ab 1834 begann sich das Missionskomitee der (späteren) Basler Missionsgesellschaft in Afrika und auch in Indien zu engagieren und dort vor allem in Mangalore an der Südwestküste. Nebst der eigentlichen Aufgabe der Missionierung wurden als Mittel der Arbeitsbeschaffung zahlreiche Unternehmen gegründet. Mit unterschiedlichem Erfolg: Die Fabrikation von Schwarzwälder-Uhren schlug fehl, ebenso wie die Seidenzucht und die Herstellung von Kokosnussöl. Der erste erfolgreiche Missionsbetrieb war die Buchdruckerei in Mangalore. Der eigentliche industrielle Durchbruch gelang jedoch ab 1870 mit den Webereibetrieben und Ziegelfabriken, obwohl auch sie in der Folge etlichen Schwankungen unterlagen.

Der erste Brennofen der Basler Missionare entstand 1864 in Mangalore und dies hatte eine grosse Breitenwirkung zur Folge : 1902 gab es dort 18 Ziegeleien, zehn Jahre später waren es bereits 30. Die meisten standen unter indischer Leitung. Die Missionsgesellschaft selber hatte in Mangalore zwei Fabriken in Betrieb und fünf weitere in Südindien. Ab 1881 gelangten auch Dampfmaschinen in den Einsatz. Jede der sieben Ziegeleien beschäftigte hundert bis vierhundert Leute und produzierte zwischen einer und vier Millionen Ziegel pro Jahr.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges gingen die Fabrikationsbetriebe der Basler Mission in britisch-indische Hände über. Doch zum Teil existieren sie bis heute und produzieren teilweise noch auf den alten Maschinen der Basler Mission.

Dieser Artikel, verfasst von Franz Stadelmann, erschien am 6. Mai 1993 in der Aargauer Zeitung

siehe auch: Ziegelherstellung der Basler Mission in Südindien 

Nosy Tanikely

1940 – Nosy Tanikely

Vor dem herrlichen Sandstrand breitet sich klares Wasser wie ein blauer Teppich aus.


Diese Nebeninsel von Nosy Be ist ein wahres Schnorchel- und Tauchparadies mit glasklarem türkisfarbenem Wasser, mit gut erhaltenem Korallenriff unmittelbar vor dem feinen weissen Sandstrand.

Nosy Tanikely liegt rund sieben Kilometer von Andoany (Hell Ville), der Hafenstadt der Hauptinsel Nosy Be oder auch vom lebhaften Fischerdorf Ambatoloaka entfernt. Von dort fahren regelmässig Ausflugsboote zu den traumhaften Stränden südlich der Parfüminsel.

Tanikely auf Madagassisch oder “Tanihely“ im Sakalava-Dialekt bedeutet wörtlich “die kleine Insel. Die Insel ist ein Naturschutzgebiet und gehört seit September 2011 zu den kleinsten Marineparks Madagaskars mit nur rund 200 ha Fläche. Das klare Wasser rund um dieses wunderschöne Marine Schutzgebiet ist ein absolutes Paradies für Schnorchler und Taucher. Rund um die Insel sieht man die einzigartige Meeresflora und -fauna. In dieser Traumwelt wimmelt es von tropischen, bunten Fischen wie die Feuerfische, aber auch Grossfische und viele Krabben oder Lobster. Selbst beim Schnorcheln sieht man die schönen Seesterne und die verschiedenen Korallen lassen einem staunen. Mit etwas Glück kann man auch grosse Meeresschildkröten lautlos dahingleiten sehen.

Dank der klaren und ruhigen Unterwasserwelt kommen auch Anfänger, die noch nie geschnorchelt haben oder getaucht sind, wirklich auf ihre Kosten. Auch die vorgelagerten Riffe mit ihren Fischschwärmen sind ein ideales Gebiet zum Tauchen und Schnorcheln. Die Unterwasserwelt steht unter strengem Naturschutz, so sind Fischen und Harpunieren natürlich strikt verboten, damit die natürliche Vielfalt erhalten bleibt.

Nosy Tanikely
Auch von der Nachbarinsel Nosy Komba (wörtlich die Lemureninsel) kann man diese Schnorchel- und Tauchinsel in wenigen Minuten erreichen. Daher kommen Leute gern mit dem Boot als Tagesausflügler nach Nosy Tanikely. Ein typisches Ausflugsprogramm sieht dann so aus: nach dem Frühstück besuchen die Reisegäste die possierlichen Mohrenmakis in der Nähe des Fischerdorfs auf Nosy Komba, gegen 10 Uhr verlassen sie Nosy Komba und fahren mit dem Motorboot weiter nach Nosy Tanikely. Gegen Mittag nehmen sie das Picknick am Strand ein und tauchen oder schnorcheln den ganzen Nachmittag, bevor sie nach Nosy Be zurückfahren. Das reichliche Picknick wird unter schattenspendenden Bäumen serviert und gehört zum Highlight dieser Exkursion. Hier können die Gäste die schmackhaften madagassischen Grilladen kennenlernen. Die Köche zaubern aus den frisch gefangenen Fischen, Krabben, Langusten oder Garnelen vielfältige Gerichte mit frischen Gewürzen.


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Nosy Tanikely
Ausser einem Leuchtturm gibt es auf dieser unbewohnten Insel keine weitere Infrastruktur. Der historische Leuchtturm steht, wie auf der Nachbarinsel Nosy Iranja, in der Mitte von Nosy Tanikely. Er wurde im Jahr 1908 auf dem 47 Meter hohen Hügel erbaut. Von hier aus hat man einen Panoramablick über die vorgelagerte Insel Nosy Be und die Schönheit der Inselwelt. Bei der kurzen Wanderung zu diesem Leuchtturm trifft man meist ein paar Gruppen von tagaktiven Lemuren. In der Nähe des Leuchtturms stehen auch grosse Bäume, die ein beliebter Schlafplatz zahlreicher Flughunde sind.

Historisch interessant ist, dass auf Nosy Tanikely Ziegelsteine gefunden wurden, die in Indien hergestellt worden waren und zwar von einem Unternehmen der Basler Mission.

Bei Ebbe können die Gäste die schöne Insel zu Fuss umrunden und die Sehenswürdigkeit am Strand entdecken.

Mit seinen hervorragenden Schnorchelgründen und seinem weissen Sandstrand eignet sich diese idyllische Insel Nosy Tanikely für die Sonnenhungrigen. Deswegen gehört sie unter den vielen Nebeninseln rund um Nosy Be zu der am meisten besuchten Insel.

November 2020, geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch