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Sakay gasy

Salama eee, heute möchte ich unser typisches, madagassisches Piment vorstellen. Es wird „sakay gasy“ genannt. Also übersetzt madagassische Chili. Im südlichen Afrika sagen die Leute Piri-Piri oder Pilipili zu ihren scharfen Chili-Saucen. Wir nennen unsere „Sakay“.

Wir Madagassen verzehren gern scharfe Chili beim Essen. Egal was man im Restaurant oder in den Essbuden bestellt, dazu wird immer scharfes Piment serviert. Aber getrennt vom Essen. So kann man selber entscheiden, wie scharf das Essen sein soll. Übrigens, wir Madagassen lieben piccante!

Also kommt mit dem Essen auch ein kleines Glas mit Sakay. Oder der Behälter steht schon auf dem Tisch zusammen mit Salz und Pfeffer. Sakay ist ein extrem scharfer Dip aus Chili in Öl. Sakay passt immer. Ob zu Snacks wie Sambos, das sind gefüllte Teigtaschen mit gehacktem Fleisch und Zwiebeln. Ob zu Brochettes, zu Steak mit Salat oder ob zu warmer Suppe. Sakay gasy ist das Allerweltsgewürz in Madagaskar.

Es gibt natürlich viele Rezepte zu Sakay und viele Zubereitungsarten.

Eine der beliebtesten Pimente ist ein scharfer, roter Chili-Dip, den wir „Pilokely“ nennen. Die kleinen, grünen Schoten nehmen vor der Ernte eine leuchtend rote Farbe an. Die getrockneten Schoten kann man überall auf Madagaskar auf Märkten kaufen.

Es gibt auch das scharfe „Tsilanindimilahy“ mit grossen, roten oder gelben Chilischoten. Der Name Tsilanindimilahy bedeutet „was nicht einmal von 5 Männern verzehrt werden kann“. Wir in Madagaskar verwenden gern einen Brei aus kleingehackten Tsilanindimilahy- und Pilokely-Schoten mit Ingwer, Knoblauch und Öl bei verschiedenen Speisen wie zum Beispiel „Rogay“. Rogay ist eine Art Tomatensalat.

Als Beilage zum Essen ist auch das „Sakay maitso“, das „grüne Piment“, sehr schmackhaft. Es wird mit gehacktem Zebu-Fleisch mit Ingwer, Knoblauch, Tomaten und mit etwas Pfeiffer sautiert. Es schmeckt nicht sehr scharf.

Die Gastronomie in Madagaskar ist sehr variationsreich. Möchten Sie eine kulinarische Reise durch Madagaskar machen? Möchten Sie „sakay gasy“ mal ausprobieren? Zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren. Wir kümmern uns um Sie!

Bis bald und veloma!

PRIORI TV

PRIORI TV

Blickpunkte aus Madagaskar

In kurzen Videoaufnahmen zeigen wir das alltägliche Madagaskar. Momentaufnahmen, die das tagtägliche Leben in Madagaskar dokumentieren. Kleine Einblicke, die gerade nicht die üblichen Hochglanzbilder abbilden. Madagaskar ist vielfältig und überraschend. Licht und Schatten liegen eng nebeneinander.


PRIORI TV Babobab in Madagaskar

Salama aus Madagaskar, ich heisse Bodo Andriantefiarinesy und begrüsse Sie herzlich im Land der Baobabs.

Es gibt 6 endemische Sorten von Baobabs in Madagaskar. Sie wachsen nirgendwo auf dem afrikanischen Kontinent. Aber die einzige Baobabart von Afrika hat es auch nach Madagaskar geschafft. In Mahajunga steht der afrikanische Baobab seit Jahrhunderten stolz am Rande des Meeres.

Diese Riesenbäume haben verschiedene Namen wie zum Beispiel Affenbrotbaum, da die Lemuren in Madagaskar ihre sauren Früchte gern fressen.
Viele Mythen und Legenden drehen sich um diesen berühmten Baum wegen seines aussergewöhnlichen Aussehens, als ob die Wurzeln nach oben stehen würden. Daher wird er auch als  der „Verkehrtherum-Baum“ oder als „Kopf nach unten Baum“ bezeichnet.

Auf Madagaskar wird diese Sukkulentenpflanze häufig “Flaschenbaum“ genannt. In ihrem dickstämmigen Stamm kann sie Regenwasser speichern und problemlos eine jahrelange Trockenzeit in den ariden Regionen Madagaskars ohne Regen überleben.
Die weltbekannte und geradlinie „Baobaballee“ mit den über 800 Jahre alten – endemischen – Baobabs liegt rund 20 km von Morondava entfernt und ist ein Wahrzeichen von unserem Heimatland Madagaskar.

So, liebe Madagaskar Reisende, wir laden Sie ein, dieses eindrucksvolle Naturwunder auf unserer Insel zu entdecken. Baobabs finden sich im Norden, im Westen und im Süden.
Gern helfen wir Ihnen bei der Reiseplanung Ihrer Madagaskarreise. Also zögern Sie nicht, unsere Kollegen im Madagaskarhaus in Basel zu kontaktieren.
Veloma aus Madagaskar und bis bald auf der Insel Madagaskar


PRIORI TV Antananarivo

Die Avenue de l’Indépendance in Antananarivo Madagaskar, am 11. Juni 2021

Die Avenue führt vom Bahnhof mitten in die Stadt hinein. Sie ist quasi der Ku’damm von Berlin oder die Bahnhofstrasse von Zürich. Heute Freitag 11. Juni zeigt sie sich wieder belebt. Corona hat etwas an Schrecken verloren, zudem gibt es jetzt Impfungen.
Jetzt Mitte Juni denken die Leute auf dieser Meereshöhe von 1250 müM bereits an den Winter. Abends und morgens frieren sie. Tagsüber sind es aber immer noch immer gut über 20 Grad, nachts fallen die Temperaturen derzeit auf unter 10 Grad. Also kalt. Der Südwinter hat begonnen..
mehr Infos dazu bei PRIORI www.madagaskarhaus.ch


PRIORI TV Antananarivo

Fanasina von PRIORI Reisen in Antananarivo berichtet über die Knabenbeschneidung. Ein wichtiges Kulturelement in Madagaskar.

Antananarivo Madagaskar am 3. Juni 2021. Unser Heimatland Madagaskar ist eine grosse Insel reich an verschiedenen Sitten und Gebräuchen. Dazu gehört auch die Beschneidung oder „Famorana“ auf madagassisch.
Die Beschneidung ist eine ganz wichtige Rituelle für die Madagassen. Die Buben zwischen 3 bis 5 Jahren (also bevor sie in die Schule gehen) werden von den Ärzten oder von einem Medizinmann beschnitten. Nach der Beschneidung werden die Buben als Jungen betrachtet und nur die beschnittenen Jungen dürfen im Familiengrab bestattet werden, sofern sie in jungen Jahren sterben sollten. Die Mädchen werden nicht beschnitten.

Jedes Jahrs zu Beginn der Winterzeit, also zwischen den Monaten von Juli bis September, findet das Beschneidungsfest statt. Alle Familienmitglieder, Verwandten und enge Freunde sind dazu herzlich eingeladen.

Hier in der Hauptstadt Antananarivo werden die Buben meistens modern in den Krankenhäusern oder in einer Klinik mit „circoncision à l’americaine“ beschnitten. Jedes Jahr organisieren auch private Vereine und verschiedene Projekte kollektive und kostenlose Beschneidungen in den Wohnvierteln.
In den kleinen abgelegenen Dörfern und an der Küste werden die Buben „traditionell“ beschnitten. Dabei gibt es mehrere Fadys oder Tabus, die die Familie respektieren muss.

An der Südostküste Madagaskars, in der Stadt Mananjary wird dieses Ritual mit kollektiven und grossen Festen alle 7 oder 8 Jahre abgehalten. Die Antaimoro und Antaisaka Bevölkerungsgruppe nennen dieses Beschneidungsfest „Sambatra“, wörtlich übersetzt bedeutet dies „das fröhliche Fest “.

Wenn Sie weitere Informationen über unsere Kultur haben möchten, sind sie hier auf unserer facettenreichen Insel Madagaskar herzlich willkommen. Gern können Sie uns PRIORI in Antananarivo direkt oder unsere Kollegen im PRIORI Madagaskarhaus in Basel kontaktieren.


PRIORI TV Antananarivo

Antananarivo Madagaskar am 31. Mai 2021. Auf dem belebten Platz entlang der Avenue de l’Indépendance – vergleichbar mit der Pariser Avenue des Champs-Élysées  oder der Zürcher Bahnhofstrasse – herrscht normalerweise reger Verkehr: Autos und Fussgänger, ambulante Verkäufer und Taxis. Corona hat die oft etwas chaotische Situation beruhigt.

Der Blick geht auf die Kreuzung beim berühmten Le Glacier, ein Restaurant mit beliebter Diskothek und stark frequentiertem Nightclub, der mit seiner Live-Musik Musiker und Gäste scharenweise anlockt.

Die Hauptarterie in Antananarivo führt frontal auf den markanten Hauptbahnhof zu.  Eine Flaniermeile ist sie nicht.

An diesem Montag, dem 31. Mai 2021 ist es ruhig. Der Präsident hat in seiner üblichen Fernsehansprache einige Covid-Beschränkungen aufgehoben. So auch das Lockdown am Wochenende und die Reisebeschränkungen innerhalb Madagaskars. Tsaradia (Air Madagascar) nimmt die Binnenflüge wieder auf. Fernflüge bleiben weiterhin untersagt.

Auf dem Platz vor dem Bahnof steht der Kilometerstein 0 (zéro). Ab dieser Markierung werden alle Strassendistanzen auf der ganzen Insel gemessen. Kaum jemand beachtet diesen borne kilométrique, der etwas verloren am stabilen Eisengitter steht, das den mächtigen Bahnhof abschirmt. Er ist – wie alle Kilometersteine in Madagaskar – weiss mit einer roten Kappe. Doch Zeit, Abgase und Schmutz haben den Kilometerstein eher zu einem graubraunen Steinstummel werden lassen.
Trotzdem: er ist das Zentrum der grossen Insel Madagaskars. Strassenmässig jedenfalls.


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Basler Ziegelsteine in Madagaskar

Wenn Dachziegel eine Reise tun

Wie gelangten Basler Ziegelsteine von Indien nach Madagaskar?

(Franz Stadelmann 1993)  Der Aargauer Historiker Rudolf Fischer fand in Madagaskar Dachziegel aus dem letzten Jahrhundert, hergestellt in einer indischen Ziegelei der Basler Mission.

Rudolf Fischer mit historischem Ziegelstein der Basler Mission in MadagaskarRudolf Fischer mit historischem Ziegelstein der Basler Mission in Madagaskar

Rudolf Fischer erkannte die Ziegelsteine sofort, als er die Umgebung des alten Leuchtturms auf der winzigen Insel Nosy Tanikely im Nordwesten Madagaskars durchstreifte. Hunderte von Basler Ziegeln lagen säuberlich gestapelt neben dem baufälligen Haus des Leuchtturmwächters. Auf den ockerroten Falzziegeln war die Jahreszahl 1865 eingebrannt und daneben stand unverkennbar: Basel Mission Tile Works.

«Das ist insofern ein besonders bemerkenswerter Fund, als die Ziegel aus dem ersten ordentlichen Produktionsjahr der ersten Basler Missionsziegelei in Jeppoo (bei Mangalore) stammen», sagt der Historiker Fischer, der sich vor Jahren eingehend mit der Basler Missionsindustrie in Indien beschäftigt hatte und 1978 an der Universität Zürich über dieses Thema promovierte.

Die Basler Missionstechniker unterhielten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts etliche Textilfabriken und Ziegeleien in Südindien und führten dort das Know-how der gewellten Falzziegel ein, die schnell einen reissenden Absatz fanden. Die ineinander verharkten Ziegel, millionenfach auf Schweizer Dächern zu sehen, wurden bald schon in ganz Indien vermarktet. Ein Teil davon gelangte auch in weitere Länder des Indischen Ozeans. «Dass derartige Ziegel bis nach Ostafrika verschifft wurden, ist belegt», sagt Fischer, «bislang war mir jedoch unbekannt, dass es sie sogar in Madagaskar gibt. Tatsächlich bestanden während Jahrhunderten intensive Handelsbeziehungen zwischen Indien und Ostafrika, insbesondere Zansibar wirkte als Drehscheibe und wichtiger Umschlagplatz. Ich vermute, dass diese Ziegel via Ostafrika nach Madagaskar gelangten.» Andere Funde dieser Ziegel sind – bislang – in Madagaskar nicht bekannt Wie sie allerdings dorthin gelangten, bleibt unklar. Erlitt einer der Segelfrachter Schiffbruch an den Gestaden der Pfefferinsel? Und wenn, dann stellt sich die Frage, wohin er unterwegs war.

Industrie der Basler Mission
Ab 1834 begann sich das Missionskomitee der (späteren) Basler Missionsgesellschaft in Afrika und auch in Indien zu engagieren und dort vor allem in Mangalore an der Südwestküste. Nebst der eigentlichen Aufgabe der Missionierung wurden als Mittel der Arbeitsbeschaffung zahlreiche Unternehmen gegründet. Mit unterschiedlichem Erfolg: Die Fabrikation von Schwarzwälder-Uhren schlug fehl, ebenso wie die Seidenzucht und die Herstellung von Kokosnussöl. Der erste erfolgreiche Missionsbetrieb war die Buchdruckerei in Mangalore. Der eigentliche industrielle Durchbruch gelang jedoch ab 1870 mit den Webereibetrieben und Ziegelfabriken, obwohl auch sie in der Folge etlichen Schwankungen unterlagen.

Der erste Brennofen der Basler Missionare entstand 1864 in Mangalore und dies hatte eine grosse Breitenwirkung zur Folge : 1902 gab es dort 18 Ziegeleien, zehn Jahre später waren es bereits 30. Die meisten standen unter indischer Leitung. Die Missionsgesellschaft selber hatte in Mangalore zwei Fabriken in Betrieb und fünf weitere in Südindien. Ab 1881 gelangten auch Dampfmaschinen in den Einsatz. Jede der sieben Ziegeleien beschäftigte hundert bis vierhundert Leute und produzierte zwischen einer und vier Millionen Ziegel pro Jahr.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges gingen die Fabrikationsbetriebe der Basler Mission in britisch-indische Hände über. Doch zum Teil existieren sie bis heute und produzieren teilweise noch auf den alten Maschinen der Basler Mission.

Dieser Artikel, verfasst von Franz Stadelmann, erschien am 6. Mai 1993 in der Aargauer Zeitung

siehe auch: Ziegelherstellung der Basler Mission in Südindien 

SAVA

1600 – SAVA

Im Nordosten von Madagaskar befindet sich die Region SAVA. Diese Bezeichnung ist eine Abkürzung der vier wichtigen Städte der Zone: Sambava, Antalaha, Vohémar und Andapa.

SAVA ist ebenfalls der Name der Region. SAVA war früher Teil der ehemaligen Provinz Diego-Suarez (Antsiranana). Die administrative Aufteilung Madagaskars in sechs Provinzen wurde in den Nuller-Jahren in 22 Regionen umgewandelt. 2021 wurde eine Region in zwei gesplittet: seit August 2021 ist Madagaskar administrativ also in 23 Regionen unterteilt. 

Die Region SAVA ist fruchtbar und verfügt über genügend Niederschläge. Das Klima eignet sich hervorragend für den Anbau von Vanille. Daher wird insbesondere Antalaha als Welthauptstadt der Vanille bezeichnet. Doch auch Sambava und Andapa und in geringerem Mass auch Vohémar pflanzen Vanille an. In Vohémar nimmt die Viehzucht jedoch ein grösseres Gewicht ein. (Der kolonialfranzösische Ortsname Vohémar wurde in den nationalistischen Zeiten der 1980er Jahre in Iharana umgetauft. Dies hat sich aber nicht durchgesetzt.)

SAVA ist etwas über 25’000 km2 gross und wird von knapp zwei Millionen Leuten (2020) bewohnt. Im Süden gehört die Masoala-Halbinsel dazu und im Westen begrenzt das Tsaratanana-Gebirgsmassiv die Region. Im Tsaratanana-Gebirge erhebt sich der Maromokotro auf 2876 m ü. M. und ist damit der höchste Berg von Madagaskar.

SAVA ist mit Fahrzeugen nur über die RN 5a erreichbar. Die RN 5a führt von Ambilobe über 170 km nach Vohémar: eine abenteuerliche Naturpiste.

Schiffstransport spielt eine gewisse Rolle zwischen dem internationalen Hafen von Tamatave (Toamasina) und Antalaha. Doch die Umfahrung der Masoala-Halbinsel ist sehr risikoreich. Sambava hat keinen Hafen. In Vohémar wird Treibstoff angeliefert.

Nosy Komba

1920 – Nosy Komba

Klein und charmant: Nosy Komba liegt zwischen Hauptmadagaskar und Nosy Be.


Die Überfahrt zur idyllischen Insel namens Nosy Komba (oder auch Nosy Ambariovato) ist sowohl vom Hafen Hell Ville auf der Insel Nosy Be als auch vom Hafen Ankify auf dem Festland (Hauptmadagaskar) möglich. Ein lohnendes Reiseziel für jene, die dem Massentourismus der Hauptinsel Nosy Be ausweichen möchten.

Westlich und östlich des Dorfes Ampangorinana, das an der Nordspitze der Insel liegt, dehnen sich zwei Strände aus, die durch schwarze Felsen voneinander getrennt sind. Bereits in den siebziger Jahren entschied die Sakalava-Volksgruppe, auf dieser Insel die Mohrenmakis regelmässig mit Bananen und anderen Früchten zu füttern und so an die Dorfbewohner zu gewöhnen. Bekannt wurde später die Insel durch die hier lebenden zahmen Lemuren, die nur hier im Nordwesten Madagaskars vorkommen. Am Ortsausgang dieses Fischerdorfs haben die Dorfbewohner einen Garten angelegt, in dem nun diese freilebenden Lemuren auf die Besucher und deren Bananen regelrecht warten. So springen die Tiere sogar auf die Schultern der Besucher, und man kann sie aus unmittelbarer Nähe betrachten und fotografieren.

Von den pechschwarzen Männchen und den fuchsbraunen Weibchen kommt der schöne Name “Lemureninsel“ oder Nosy Komba im Sakalava-Dialekt. Diese Lemurenart weist unter allen Lemuren den deutlichsten Geschlechtsunterschied in der Färbung auf. Da die Männchen einfarbig schwarz sind, entstand daraus der deutsche Name Mohrenmakis (Eulemur Macaco). Im Gegensatz dazu haben die Weibchen ein schön auffallendes rotbraunes Fell mit weissen Ohrbüscheln. Seit langer Zeit ist es auf dieser Insel Tabu (Fady), diese tagaktiven Lemuren zu jagen, so dass eine grosse Population auf Nosy Komba und in der Nähe des Dorfs Ankify auf dem Festland existiert. Jedes Jahr im August bekommen die Weibchen Nachwuchs. Sie fressen gerne süsse Früchte, Blätter, Rinde oder Blüten von bestimmten endemischen Bäumen auf Nosy Komba.

Nosy Komba
Am Ufer, unweit der Bootsanlegestelle, verkaufen die Frauen die selbst genähten Handarbeiten wie Tischdecken, Vorhänge, Bettdecken mit wunderschönen handgemachten Richelieu-Stickereien. Verschiedene Holzschnitzereien und handgeschnitzte Modellkanus, sowie die wohlriechenden Gewürze wie Vanille, Gewürznelken Pfeffer, Zimt werden hier den vielen Tagesausflüglern angeboten.


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Nosy Komba ist ein Kraterkegel aus Lavagestein, also ein kreisrunder 621 Meter hoch aus dem Meer ragender Vulkan. Der zweite Name dieser Insel ist Nosy Ambariovato, wörtlich bedeutet dies im örtlichen Dialekt: “die von Lavafelsen umschlossene Insel“. Dieser gleichmässige Vulkankegel liegt in Sichtweite zwischen der grossen Insel Nosy Be und dem madagassischen Festland.

Vom Fischerdorf aus verläuft ein Weg durch Ylang Ylang-Felder (diese Pflanze dient der Parfümherstellung), Ananas- und Bananen-Pflanzungen bis auf den Gipfel des erloschenen Vulkans. Auf dieser interessanten Wandertour kann man auch verschiedene Reptilien wie Chamäleons und Schlangen in den Gebüschen finden. Der Aufstieg nimmt je nach Kondition der Besucher etwa zwei Stunden in Anspruch, so ist es ratsam, bereits am frühen Morgen aufzubrechen, die Aussicht vom Gipfel ist aber unvergesslich schön!

Nosy Komba
Die Dorfbewohner von Nosy Komba behandeln ihre Magenschmerzen, Rheuma, Durchfall und viele andere Krankheiten mit Heilpflanzen, die auf der Insel gedeihen. Sie verwenden meistens die Blätter oder die Wurzeln von Pflanzen, die normalerweise als Tee eingenommen werden.

Rund um die Insel, abseits der lärmenden Zivilisation, befinden sich viele weitere schöne Buchten, die auch über schöne Korallenriffe verfügen. Mangels Pisten oder Strassen sind diese nur mit Booten oder mit Pirogen von den Nachbardörfern aus erreichbar.

Mittlerweile gibt es am Strand von Anjiabe im Südwesten der Insel einige einfache Gästehäuser, ein paar Strandbungalows und ein erstklassiges Luxushotel. Um die ruhigen und erholsamen Momente dieses kleinen Paradieses richtig zu geniessen, ist mindestens eine Übernachtung in einem guten Hotel empfehlenswert. Aus den frisch gefangenen Fischen, Langusten und Krabben und mit den Gewürzen der Insel zaubert der Koch leckere Gerichte. Die Auswahl ist ausgesprochen reichhaltig: gebratener Fisch mit grüner Pfeffer-Sosse, gekochte Krabben mit frischem Ingwer und Knoblauch oder Crevetten nach madagassischer Art mit Vanillesauce.

Nosy Komba
Im Übrigen leben viele der Fischer und die Landbewohner der Insel “von der Hand in den Mund“, das Meer und die Insel liefern das ganze Jahr über genügend Lebensmittel und die Möglichkeiten, auf dieser Insel ohne Strasse und ohne Autos Geld auszugeben, sind sehr beschränkt.

November 2020, geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Schulsystem in Madagaskar

Schulsystem in Madagaskar

Das Schulsystem ist ein sehr komplexes Thema in Madagaskar. So scheint, es, dass wir in Madagaskar, jedes Mal, wenn die Regierung wechselt, auch das Schulsystem ändern. Jedes neubesetzte Ministerium möchte etwas Neues mitbringen und am Schluss kommen wir immer wieder an den Startpunkt…

Bei der Allgemeinbildung ist das Bildungsministerium der Hauptverantwortliche des Schul- und Hochschulwesens, die einzelnen Aufgaben werden jedoch hierarchisch verteilt.

Dabei können unterschieden werden:

Das «DREN» (Direction régionale de l’Education National) oder eine Abteilung des Bildungsministeriums, die die Bildungspolitik des Staates unter Berücksichtigung der Besonderheiten jeder Region festlegt.

Das «CISCO» (Circonscription Scolaire), welches sich in jedem Distrikt befindet und die Aufgabe hat, den reibungslosen Ablauf des Bildungsprozesses sicherzustellen.

Die «ZAP» (Zone d’Administration Pédagogique). Die Hauptaufgaben der ZAP-Chefs betreffen Ausbildung, Bildungsaufsicht, Überwachung und Bewertung der Arbeit von Schulleitern und Lehrern in ihren jeweiligen Gemeinden.

Während der ersten Republik in Madagaskar, in der Zeit von 1960–1972, wurde das französische Schulsystem übernommen und alles wurde auf Französisch gelehrt. In der zweiten Republik jedoch, in der Zeit des Sozialismus, wurde die madagassische Sprache in allem Bereich benutzt. So wurden alle Schulfächer ab dann in Madagassisch gelehrt.

Seit dieser Zeit beginnen die Kinder in Madagaskar die Schule mit dem 6. Lebensjahr und fangen dann mit dem sogenannten «T1» («T» = die Abkürzung von «Taona», was «Schuljahr» bedeutet) an.

Am Ende der Grund-, Realschul- oder Gymnasialzeit müssen die Kinder in Madagaskar eine staatliche Prüfung bestehen. Alle Schulen müssen also die folgende Reihenfolge: T1, T2, T3, T4, T5 (Prüfung), T6, T7, T8, T9 (Prüfung), T10, T11, T12 (Prüfung) einhalten. An der Universität kann man nach zwei Jahren Studium das «DUEL» (Diplôme Universitaire elementaire) erhalten, dann die Lizenz, den Master und das Doktorat.

Ab 1991 wurde der Unterricht und das Studium in Madagaskar gleichzeitig auf Madagassisch und Französisch durchgeführt.

Bei der neuerlichen Änderung der Unterrichtssprache auf Französisch, verwendete man die folgenden Begriffe:  Klasse 11ème, 10ème, 9ème, 8ème, 7ème (Prüfung), 6ème, 5ème, 4ème, 3ème (Prüfung), 2nde, 1ère, Terminal (littéraire und scientifique) (Prüfung), dann Universität.

Seit der Reform von 2007/2008, spricht man über CP1, CP2, CE, CM1, CM2 für die Grundschule. Eine Änderung ab der Realschule erfolgte nicht.

Die oben beschriebenen Informationen sind die Basis des Schulsystems in Madagaskar. Aber die Schulen in Madagaskar setzen sich aus öffentlichen und privaten Schulen zusammen.

Bei der öffentlichen Schule verhält sich alles wie beschrieben, neu eingeführt ab 2011 wurde jedoch die einjährige Vorschule. Das heisst, statt mit 6 Jahren, beginnen die Kinder die Schule bereits mit 5 Jahren.

Die private Schule in Madagaskar beinhaltet beispielsweise religiöse Schulen sowie die normalen Privatschulen.

Die Schule in Madagaskar ist in vier Teilbereiche gegliedert, die, je nach Alter und Niveau unterteilt sind: Kindergarten und Vorschule dauern mindestens ein Jahr. Hier finden sich Kinder ab dem Alter von 2 Jahren. Das Ziel dieser Einrichtungen ist es, den Kindern Kontakte zu Gleichaltrigen zu ermöglichen und sich für soziale und pädagogische Aktivitäten zu öffnen. Die Vorschule bereitet das Kind auf die Grundschulbildung vor.

Schulen, die einen Kindergarten integriert haben, können die Kinder schon ab 2 Jahren besuchen. Dort ist die Reihenfolge der Schuljahre: «petite section», «moyenne section», «grande section», 11ème usw.

Bei der katholischen Schule beispielsweise müssen die Kinder am Anfang des Schuljahres 4 Jahre alt sein und beginnen dann mit der Vorschulklasse von 12ème.

Im Primar- oder Grundschulbereich unterrichtet man die Kinder ab dem 4. Lebensjahr, je nach Art der Schule. Es erfolgt koedukativer Unterricht, das heisst, Jungen und Mädchen lernen in einer Klasse gemeinsam. In diesem Jahr (2020) ist der Schulbesuch kostenlos (ausser Schulmaterialen) für öffentliche Schulen und hat 5 Stufen. Er endet mit dem Erhalt des « CEPE » (Certificat d’Études Primaires et Élémentaires).

Mittel- oder Realschule: Alle Schüler, die das Zertifikat für Grundschulbildung (CEPE) erhalten und die Aufnahmeprüfung für die sechste Klasse bestanden haben, dürfen sich an weiterführenden, öffentlichen Schulen einschreiben. Für den Besuch der privaten Schulen braucht man nur das CEPE.

Wenn man vier Schuljahre mit Erfolg absolviert hat, erhält man das «BEPC» (Brevet d´Étude du Premier Cycle de l’Enseignement Secondaire).

Ab der Realschule lernen die Kinder vor allem theoretisch, ausser im Fach Sport. Sie müssen dabei die Lektionen nur lernen und wiederholen können.

Als Fächer haben sie: Geschichte und Geographie, Mathematik, Chemische Physik, die Wissenschaft von Leben und Erde, Madagassisch, Französisch und andere Sprachen wie Englisch, Deutsch oder Spanisch.

Das Fach Sport ist ab der Realschule obligatorisch und jeder Schüler muss kollektiven und individuellen Sport treiben. Es wird bezeichnet mit EPS = Education Physique et Sportive.

Das Lycée oder Gymnasium besuchen Schüler vom zweiten (2nde) bis zum letzten Schuljahr (3 Schuljahre) und dort werden sie auf das Abitur vorbereitet.

Die öffentlichen Schulen in diesem Niveau steht dabei allen Schülern offen, die das BEPC vorweisen können und die Aufnahmeprüfung für die zweite Klasse bestanden haben.

Für eine private Schule braucht man nur das BEPC.

Die Eintrittsmöglichkeit an die Universität (private oder öffentliche) wird durch eine Aufnahmeprüfung geregelt, denn die Anzahl der Eintritte hängt von der Aufnahmekapazität der jeweiligen Universität ab.

Seit der Reform benutzen alle Universitäten das System «LMD» (oder Lizenz, Master, Doktorat) für ihr Diplom. Wenn man nun also unter drei Jahren an der Uni studiert, erhält man kein Diplom mehr.

Auch muss man nach jedem Semester eine Prüfung absolvieren und bestehen, um in die nächste Stufe zu kommen.

Der Besuch der Universität ist also nur für Jugendlich möglich, die sehr viel Geduld haben und gut gestellt sind, denn man muss mindestens 12 Jahren des Lebens hierfür investieren.

So muss also der Staat, alle Schulverantwortlichen und besonders die Eltern alles was nötig ist machen, um die Jugendlichen zu ermutigen, diesen langen Ausbildungsweg anzustreben.

Auf Madagassisch sagt man immer „Ny Fianarana no lova tsara indrindra“ oder „Lernen ist das beste Erbe“.

Oktober 2020, geschrieben von Micahel PRIORI Antananarivo

Tamatave-Sainte Marie

1400 – Tamatave – Sainte Marie

Heute verabschieden wir uns von Tamatave, der „Stadt der Rikschas“ und fahren über die Nationalstrasse RN5 Richtung Norden, um dann mit einem Boot zu unserem nächsten Urlaubsziel an der Nordostküste, auf die tropische Pirateninsel Sainte Marie überzusetzen.


Wenn man nicht so viel Zeit zur Verfügung hat, ist es auch möglich, den Flug ab der Hafenstadt Tamatave direkt zur Tropeninsel Sainte Marie zu nehmen.

In Tamatave, der grössten Hafenstadt von Madagaskar, schlendern wir noch einmal durch den Gewürzmarkt und schnuppern die Düfte Madagaskars: die verschiedenen gut riechenden Pfeffersorten, die duftende Vanille, aromatischen Zimt und Nelken, die alle als Exportprodukte gelten, sind nur einige der hier verkauften Schätze.

Wir sind im Land, wo der Pfeffer wächst und Madagaskar ist für sein pfeffriges Gewürz weltbekannt. Der Pfeffer aus Madagaskar sticht heraus, weil er eine körnige Schärfe mit mildem Abgang verbindet. In der Nähe der Dörfer klettert diese Pflanze an Stützbäumen hoch. Der grüne Pfeffer wird kurz vor der Vollreife gepflückt und dann getrocknet, so kann man ihn lange Zeit als schwarzen Pfeffer aufbewahren. Zur Gewinnung von grünem Pfeffer werden die ausgewachsenen grünen Beeren in Salzlauge eingelegt, um das Braunwerden zu verhindern. In fast jedem madagassischen Rezept wird dieses Gewürz verwendet: Rindfleisch, Fisch, Krabbe oder Ente mit grüner Pfeffer-Sosse stehen meistens auf der Speisekarte!

Auch der wild wachsende Urwaldpfeffer, auf madagassisch “Voantsiperifery“, wächst ausschliesslich auf der Insel, der rosa Pfeffer oder “Baie Rose“ gehört auch zu den wichtigen Exportprodukten nach Europa und in alle Welt.

Tamatave-Sainte Marie
Wir brechen früh am Morgen mit dem Kollektivtaxi oder mit unserem individuellen Mietwagen auf, um einen Teil des Küstenabschnitts entlang der nördlichen Ostküste zu durchfahren. Die Nationalstrasse Nr. 5 ist schon seit ein paar Jahren nach den vielen Wirbelstürmen nicht mehr in gutem Zustand. Zum Glück wird jedes Jahr ein Stück dieses Streckenabschnitts erneuert. Je nach der Länge der Fotopausen, die wir unterwegs einlegen, müssen wir rund drei Stunden Autofahrt rechnen, bis wir das Dorf Mahambo erreichen.

Unterwegs entlang der Küste fahren wir durch zahlreiche Dörfer der Betsimisaraka Volkstämme. Grün ist die dominante Farbe dieser Landschaft – und natürlich das Silberblau des Indischen Ozeans.

Am Rand der Strasse wachsen die grünen Bananenstauden, die exotischen Früchte wie die Litschi-, die Jackfrucht und die Brotfruchtbäume. Der Boden ist wirklich fruchtbar!

Diese Ethnie ist die wichtigste Volksgruppe an der Ostküste. Ihre luftigen Palmhütten sind mit den Palmfasern der Ravinala oder aus dicken Rohren des Bambus gebaut.

Der Ravinala oder “Baum der Reisenden“ gedeiht häufig in dieser regenreichen Region und die fächerartige Anordnung der Blätter ist ausgesprochen dekorativ.

Der Bambus ist weit verbreitet und wächst rasch in der Nähe von bewohnten Orten oder als Sekundärvegetation in den Waldlichtungen oder am Rand der gerodeten Waldflächen.

Diese Pflanze ist sehr nützlich auf der ganzen Insel, denn sie liefert Material für die Häuser und für Baugerüste. Auf dem Feld wird der Bambus von den Bauern als Wasserleitung benutzt, die Einheimischen bauen damit Flösse für den Transport von Lebensmitteln auf den Flüssen und Kanälen und sie stellen daraus Gegenstände des alltäglichen Lebens wie Möbel, Körbe, Matten, Fallen, Fischreusen und sogar Musikinstrumente wie „Valiha“ (eine Art Bambuszither) oder Flöten her. Nicht zuletzt sind die jungen Schösslinge des Bambus eine schmackhafte Nahrung der Bambuslemuren im Regenwald.

Auf den Höfen spielen unzählige Kinder und schauen neugierig den vorbeifahrenden Autos zu. Die Frauen waschen die Wäsche am Flussufer, die Männer arbeiten auf dem Feld oder hüten das Vieh. Typisch und fotogen sind auch die an der Sonne ausgelegten Bastmatten, auf denen Pfeffer oder Gewürznelken getrocknet werden.

Tamatave-Sainte Marie
Nach etwa 60 km erreichen wir Foulpointe. Die Autofahrt über die Asphaltstrasse dauert etwa 1,5 bis 2 Stunden. Dieses Städtchen ist ein beliebter Ausflugsort der Stadtbewohner aus Tamatave und natürlich auch ein idyllischer Badeort und eine wichtige Durchgangstation für die Reisenden, die ihren Badeurlaub auf der Insel Sainte Marie verbringen wollen. Grund dafür ist sicherlich der weisse kilometerlange Sandstrand. Das vorgelagerte Korallenriff schützt vor den gefährlichen Haien und vor der gewaltigen Brandung. Das Riff lädt ein zum Tauchen und Schnorcheln.

Etwa drei Kilometer nordwestlich des Städtchens liegt etwas erhöht das Fort Manda. Ein Besuch dieser Befestigungsanlage lohnt sich, hier kann man die Geschichte ab dem 17. Jahrhundert mitverfolgen. Manda bedeutet auf madagassisch Festung.

Seeräuber waren nämlich hier im Indischen Ozean zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert aktiv, als die Handelsschiffe auf der damaligen “Gewürzroute“ hier an der Ostküste Madagaskars vorbeisegelten. Zu den berüchtigsten Piratennestern und Schlupfwinkel im Indischen Ozean gehörten die Städte Tamatave, Foulpointe und vor allem die Insel Sainte Marie mit ihren versteckten Buchten. (Dazu vernehmen Sie mehr beim Besuch in unserem Piratenmuseum in Antananarivo.)

Als Gegenwehr zu den Piraten errichteten die Engländer mit Hilfe der Einheimischen das Fort in Foulpointe anfangs des 17. Jahrhunderts.

Im Jahre 1817 wurde die Festung zum Hauptquartier des Merina Königs RADAMA I vom Hochland. Er liess die dicken Mauern mit einer Mischung aus Korallensand, Eiern und Steinen weiter befestigen, als er die Ostküste für sein Königreich eroberte und sich gegen die Betsimisaraka-Truppen behaupten musste.

Die Piraten hatten damals das Dorf “Hopeful Point“ getauft, aus diesen beiden Wörtern wurde der Name Foulpointe oder Mahavelona auf madagassisch. Auf einer geführten Wanderung durch die Mauerruinen werden wir noch mehr über die Geschichte dieses eindrucksvollen Forts Manda mit seinen zahlreichen Geheimgängen erfahren.


Besuchen Sie unser Piratenmuseum in Antananarivo


Von dem höchsten Punkte der Ruine aus haben wir einen wunderschönen Panoramablick über die Küste des Indischen Ozeans und die umliegenden Dörfer.

Tamatave-Sainte Marie
Wir fahren auf der Nationalstrasse RN5 Richtung Norden weiter. Nach etwa 35 km taucht das nächste grosses Dorf Mahambo auf. Unterwegs sehen wir von weitem die Fischer mit ihren Auslegerbooten. Viele Betsimisaraka entlang der Meeresküste ernähren sich von Fischen, die sie in der Lagune zwischen Korallenriff und Strand fangen. Jeden Tag riskieren sie ihr Leben, wenn sie mit ihren kleinen Einbäumen die tosende Brandung durchqueren. Garnelen, Sardinen, Makrelen oder Thunfische werden am Strand oder auf Dorfmärkten angeboten. Die grossen Fische werden aufgeschnitten, gesalzen und am Dorfrand auf Holzgestellen getrocknet oder geräuchert, um den Fisch lange aufbewahren zu können.

Von Mahambo verkehrt das derzeit grösste Fährschiff nach Sainte Marie. Ein Katamaran, der um die 100 Passagiere fasst und flugzeugähnlichen Komfort bietet.

Er pendelt täglich je nach den Wetterbedingungen zwischen dem Festland und der Tropeninsel hin und her. Zwischen den Monaten Juli bis September besteht die Möglichkeit, dass man auf der Bootsfahrt Buckelwalen oder Delphinen begegnet. Ein unvergessliches Naturschauspiel, wenn man diese Ozeanriesen aus der Nähe bewundern kann. Sie ziehen bis zur Ostküste von Sainte Marie, um sich dort zu paaren.

Nach rund drei Stunden Bootsfahrt gelangen wir zum Inselparadies. Die Silhouette von Pirogen mit Fischern verschmilzt mit dem Blaugrün von Himmel und Ozean. Die schöne Tropeninsel Sainte Marie begrüsst uns mit seiner Ruhe und der Ursprünglichkeit der Natur.

Oktober 2020, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Andasibe – Pangalanes

1320 – Andasibe – Kanal von Pangalanes – Akanin’ny Nofy – Tamatave

Unsere heutige Etappe führt uns in Madagaskar vom Nationalpark Andasibe an die Ostküste und den Pangalanes-Kanal, der etwas im Landesinneren parallel dazu verläuft.


Es bestehen zwei Möglichkeiten, die Reise zur Hafenstadt durchzuführen. Entweder fährt man über die gut ausgebaute RN2 direkt bis Tamatave oder man nimmt den holprigen Abstecher nach Manambato, dem Ausgangspunkt einer erlebnisreichen Bootsfahrt auf dem Pangalanes-Kanal. Diese zweite Option kann man jedem Reisenden empfehlen.

Andasibe – Pangalanes
Unterwegs auf der kurvenreiche Nationalstrasse RN2 erlebt man die grüne und bewaldete Landschaft der Ostküste Madagaskars. Seit Andasibe haben sich Strasse und Bahnlinie getrennt und kreuzen sich noch einmal im Kleinstädtchen Brickaville, nicht weit vor der Abzweigung nach Manambato.

Es wird merklich wärmer und die Luft feuchter auf der Fahrt Richtung Ostküste. Die hiesige Gebirgskette beschert fast das ganze Jahr üppigen Regen, so dass alle erdenklichen tropischen Früchte wie die Jackfrucht-, Litschi-, Mangobäume und viele Bananenstauden im feuchtwarmen Klima gut gedeihen.

Selbstverständlich kann man auch eine kurze Fotopause in einem der schönen Obstdörfer am Rand der Nationalstrasse einschalten. Die Dorfbewohner leben hier hauptsächlich vom Obstverkauf. Entlang der Strasse erstreckt sich somit ein bunter Markt mit allen verschiedenen exotischen Früchten wie Wassermelonen, Stachelannonen (Korossol), Zimtapfel, Rambutan (chinesische Litschis), … die in Hülle und Fülle angeboten werden.

Andasibe – Pangalanes
Auf den nächsten Kilometern treffen wir immer häufiger auf ausgedehnte Zuckerrohr-, Kaffee-, und Orangenfelder. Die letzten sieben Kilometer bis zu See Rasoabe ist dann eine holprige Piste. Manambato ist ein idealer Rückzugsort mit feinem, weissem Sandstrand, um ein paar Tage fernab der Welt zu entspannen. Diese Ortschaft ist auch der Ausgangspunkt für eine Bootsfahrt auf dem Kanal von Pangalanes, ein wunderbares Erlebnis und eine einmalige Gelegenheit, die Ostküste Madagaskars und die gastfreundlichen Betsimisaraka Volkstämme mit ihren Sitten und Gebräuchen besser kennen zu lernen.

 Der Pangalanes-Kanal eignet sich für unvergessliche Bootstouren, ein abwechslungsreiches Erlebnis entlang schmaler Kanäle und zahlreicher Seen und abseits der Touristenströme. Die Schönheit der Natur der östlichen Küstenregion lässt sich am einfachsten auf dieser Wasserstrasse erleben, die oft nur durch eine Sanddüne vom Indischen Ozean getrennt ist.

Sie führt oft durch natürliche Seen und Nebenarme der Flüsse und verläuft auf einer Länge von ca. 600 km von Foulpointe im Norden bis Farafangana im Süden entlang der Küste des Indischen Ozeans. Er gehört somit zu den längsten Wasserstrassen der Welt. Während der Kolonialzeit veranlasste Generalgouverneur Joseph Gallieni zwischen 1896 und 1904, diese natürlich entstandenen Lagunen und Flussläufe entlang der Ostküste zu einem Kanal zu verbinden. Dieser schiffbare Kanal diente dann während der restlichen Kolonialzeit als Transportweg für die landwirtschaftlichen Exportprodukte wie Pfeffer, Vanille, Kaffee bis zum Seehafen Tamatave.

Andasibe – Pangalanes
Nach wie vor spielt der Kanal heutzutage als Lebensader der Einheimischen eine kaum zu unterschätzende Rolle und zwar um ihre Erzeugnisse auf den nächsten Markt zu bringen. Besonders die Bauern und die Fischer transportieren Lebensmittel sowie Marktgüter wie Holzkohle, Bambus, Baumaterial auf ihren Einbäumen zu den nächsten Dörfern oder sogar bis zur weiten Grossstadt.

Ab der RN2 erreicht man das heutige Ziel mit dem bemerkenswerten und berechtigten Namen Akanin’ny Nofy (das Nest der Träume) nach rund einer halben Stunde. Dort befinden sich mehrere Hotels: herzlich willkommen oder “Tonga Soa“ auf madagassisch! Den Besuchern begegnen die Leute mit gewinnender Herzlichkeit und laden ein, ihr traditionelles dörfliche Leben kennen zu lernen.

Die Hotels von Akanin’ny Nofy liegen in Sichtweite am Westufer des bekannten Sees Farihy Ampitabe. Die Bungalows gebaut mit lokalem Baumaterial und mit schönem Blick über den ruhigen See sind wirklich einladend. Sie passen sehr gut zum feuchtwarmen Klima des Landes.

Andasibe – Pangalanes
Ein einzigartig privat angelegtes Naturparadies verbirgt sich auf einer bewaldeten paradiesisch kleinen Halbinsel. Hier findet man endemische Tiere und Pflanzen, Palmen, Orchideen, Sukkulenten, sowie die verschiedenen, für diese Region typischen Gewürze, wie die Vanille, Pfeffer, Gewürznelken oder Zimt.

Der Besuch dieses privaten Reservates zählt zu den grössten Attraktionen in der Gegend. Auf einer geführten Rundwanderung durch den Sekundärwald trifft man die geschützten Lemuren wie die Larvensifakas, die Varis (Varecia) und die braunen Rotstirmakis, die sich auf diesem ca. 50 ha grossen Gebiet im Freien tummeln. Sie sind nicht mehr menschenscheu, so kann man sie problemlos von sehr nahe fotografieren.

Neben Lemuren kann man hier auch zahlreiche Insekten, Chamäleons und andere Reptilien und Frösche finden. Sehenswert sind auch der Sukkulentengarten, die artenreichen und endemischen Palmen, seltene Pflanzen in den Küstenwäldern und typisch für diese feuchtwarme Region.

Am Abend besteht die Möglichkeit, mit dem Boot zur Lemureninsel Aye Aye zu fahren. Hier bekommt man das einzigartige und seltene nachtaktive Fingertier zu Gesicht. Ein schwarzer Geist in tiefschwarzer Nacht…

Besonders bei der Fütterungszeit bietet sich eine gute Möglichkeit zum Fotografieren. Dieser merkwürdige Lemur verdeutlicht noch einmal die Einzigartigkeit der madagassischen Fauna: den extrem langen und dünnen Mittelfinger benutzt er, um Larven aus Bäumen zu holen oder das Fleisch der Kokosnüsse heraus zu kratzen.

Den Halbtagsausflug zu den kleinen Gewässern im Hinterland darf man auch nicht versäumen. Die Ufer der kleinen Teiche sind mit den endemischen „Nepenthes madagascariensis“ überwuchert.

Diese Pflanzen mit kannenförmigen Blattkelchen, in denen sich eine Flüssigkeit befindet, warten darauf, dass Insekten in die duftende Kanne fallen. Daher kommt der merkwürdige deutsche Name: fleischfressende Kannenpflanzen.

An den warmen Nachmittagen ist es auch Zeit, eine kurze Pirogenfahrt oder eine Wandertour zum nächst gelegenen Fischerdorf zu unternehmen. Dies ist eine einmalige Gelegenheit, den Alltag des heimischen Betsimisaraka Volkstamms (die vielen, die sich nie trennen), besser kennen zu lernen.

Nach dem eindrucksvollen Aufenthalt in diesem Naturparadies begeben wir uns wieder aufs Wasser, begrüsst diesmal von den schönen dekorativen “Bäumen der Reisenden“ (Ravenala) am Ufersaum.

Man kann den madagassischen Alltag auf dieser Bootstour miterleben. Entlang des Kanals liegen zahlreiche malerische Fischerdörfer.

Man trifft häufig die Fischer auf ihren Einbäumen, sie versuchen ihr Glück mit Angeln, Netzen oder Reusen, denn Fisch und Flusskrebse zählen zu den beliebten Delikatessen auf der ganzen Insel. Die Frauen waschen lachend die Wäsche am Flussufer, wo auch häufig die schönen typischen “Elefantenohren“ (Xanthosoma sagittifolium) stehen. Die Kinder plantschen im Wasser und winken den Reisenden freundlich zu.

Die Wasserstrasse bis zur Hafenstadt Tamatave verläuft zwischen den Lagunen des Pangalanes-Kanals links und den Sandbänken und Buchten des Indischen Ozeans rechts.

Andasibe – Pangalanes
Die Bootsfahrt dauert etwa 2h30 und unterwegs trifft man oft auf Lastkähne, Flösse oder Einbäume, die Güter und Waren wie Obst, Holzkohle, Brennstoffe, Baumaterial und Produkte aus dem Hinterland wie Kaffee, Gewürznelken, Zimt zur Verschiffung in die Hafenstadt transportieren.

Einen Besuch des Gewürzmarktes in Tamatave sollte man sich nicht entgehen lassen, denn Madagaskar ist die Insel der Gewürze und der tropischen Früchte. Das Essen gehört auch zur Kultur der Madagassen. Sie mischen ihre eigenen Menus mit den eingeführten Gewürzen. Kosmopolitisch wie die Bevölkerung, so ist auch die madagassische Küche. Die Spezialitäten in den Restaurants richten sich nach dem europäischen Geschmack: Zebufleischspeisen mit Sosse aus roten Chili-Schoten oder „Pilipili“, Fisch mit Vanille-Sosse, Hühnchen mit Knoblauch und Ingwer, Schweinefleisch mit Bambara-Erdnüssen gemischt mit Curry Sosse … die Liste ist lang!

Oktober 2020, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ampefy und Umgebung

1110 – Ampefy und Umgebung

Die Stadt Ampefy liegt am Itasy-See und ist ein lokales Zentrum. Sie liegt etwa 130 km westlich der Hauptstadt Antananarivo und die Fahrzeit auf der im Jahre 1980 gut ausgebauten RN1 dauert ca. 3 bis 4 Stunden, je nach den Fotopausen die man unterwegs einlegt.

 

Ampefy liegt malerisch gelegen am Ufer des Kavitaha-Sees (ein Teil des Itasy-Sees) mitten in einer Hügellandschaft vulkanischen Ursprungs.

Am Eingang der Stadt sieht man von der Brücke aus, wie der Verbindungs-Fluss in mehreren Kaskaden über die Basaltfelsen fällt. Von diesen Felsen kommt nämlich der Stadtname Ampefy, wörtlich heisst es auf madagassisch “in der Nähe des Staudamms“. Diesen langen und breiten Damm hat der König Radama I. im 19. Jahrhundert errichtet und dieser breite Wall spielt jetzt eine grosse Rolle für die Landwirtschaft und für die Fischzucht in dieser Region. Er bewässert die Wasserkulturen (z.B. die Wasserkresse) der lokalen Bevölkerung und besonders die Reisfelder in der Gegend.

Ampefy und Umgebung
ist ein netter Hochlandort mit typischen roten Backsteinhäusern und das Land rund um den Itasy-See ist sehr fruchtbar. Zeugen davon sind die vielen verschiedenen Obstbaum­gärten.

Am Rand der Strasse sitzen die Bauern und verkaufen das ganze Jahr die zahlreichen Früchte je nach der Saison: die grüngelben Papayas, die duftenden Mangos, die saftigen Ananas, die süss schmeckenden Avocados oder die leckeren Litschis …, die regelmässig zu den grösseren Städten und besonders nach Antananarivo geliefert werden.

Auf einem Spaziergang entlang der Hauptstrasse bis zum Markt bekommen wir einen Eindruck vom Alltagsleben der Bevölkerung. Die Verkaufsstände sind schön bunt mit den zahlreichen Gemüsesorten. Die Frische der angebotenen Ware sticht sofort in die Augen und ist sehr preisgünstig, ja sie wird zu einem Spottpreis feilgeboten, da die Produkte direkt von den Bauern stammen.

Ampefy und Umgebung
Wer 1 oder 2 Tage in Ampefy weilt, wird sich bestimmt nicht langweilen, da diese Ortschaft lohnenswerte Wandermöglichkeiten rund um den erschlossenen Vulkankegel anbietet. Empfehlenswert sind auch die Ausflüge zum „Geysir“, zur „Ilôt de la Vierge“ oder zu den „kleinen und grossen Wasserfällen“.

Vom Ortszentrum Ampefy führt eine Piste ca. 9 km in westlicher Richtung, an sanften Vulkankegeln und schöner Landschaft vorbei zum Wasserfall Lily.

Der Parkplatz in der Nähe des Dorfes Antofofo ist der Ausgangspunkt einer kurzen Wandertouren. Von dort hört man bereits das Rauschen des Wasserfalls, der über eine Höhe von 23 m über eine Felskante in die Tiefe stürzt. Das Getöse der Kaskade ist gut und beruhigend für die Seele.

Laut der Legende soll damals während der Kolonialzeit die Tochter eines französischen Generals in diesem Wasserfall ertrunken sein. Als die Dorfbewohner ihren Körper nach paar Tage nicht gefunden haben, wurde dieser “Lily Wasserfall“ genannt.

Ampefy und Umgebung
Eine weitere schöne Wandertour führt auch zum Vulkansee Itasy. Unterwegs kann man die wunderschöne Landschaft mit vielen Obstbäumen bewundern. Der auf einer Höhe von fast 1‘800 m liegende See ist 9 km lang und hat eine durchschnittliche Tiefe von 7 m. Der See hat eine Fläche von ca. 3‘500 ha und gehört zu den drei grössten Binnenseen Madagaskars, er ist durch einen vulkanischen Ausbruch entstanden ist. Er wird von zwei Flüssen gespeist und der Fluss Lily entwässert ihn. In der Umgebung stehen Fischerhütten und am Seeufer suchen Wasservögeln ihr Futter. Je nach Lust und Laune kann man eine Pirogenfahrt unternehmen und die nahegelegenen Fischerdörfer besuchen.


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Das Alltagsleben sieht man überall am Rand des Itasy Sees: Die Fischer sitzen auf Ihren Pirogen und man sieht, wie sie ihre traditionellen Netze auswerfen und so die vielen Tilapia oder Karpfen fangen. Später werden diese auf den Fischmarkt verkauft oder als Beilage für die Familie nach Hause gebracht. Auf den Speisekarten der vielen Restaurants der Stadt können die Gäste die grosse Auswahl an leckeren Spezialität der Region auswählen: wie wäre es mit einem gebratenen Fisch an grüner Pfeffer-Sosse oder mit einem gegrillten Fisch zubereitet mit Knoblauch und Ingwer und dazu frisches hausgemachtes Gemüse?

Die Frauen bringen am See auch die Kleider zum Waschen und erzählen lachend die letzten Neuigkeiten und den Tratsch im Dorf. Überall sieht man auch die Kinder schreiend spielen oder auch schwimmen im sauberen Wasser.

Der Besuch der Marienstatue gehört zu der grössten Attraktion in dieser Region. Auf einem Hügel wie eine Halbinsel steht sie auf einen hohen runden Sockel. Sie soll die absolute Mitte Madagaskars markieren. Von dort aus hat man einen wunderbaren Panoramablick über den umliegenden See.

Ampefy und Umgebung
Um zu den aktiven Geysiren von Andranomandraotra (wörtlich, wo das Wasser blubbert) zu gelangen, fährt man mit dem Geländewagen (wegen der holprigen Piste) wieder nach Analavory zurück. Die heissen Quellen sind wirklich ein spektakuläres Phänomen: Aus mehreren Öffnungen spritzt in Abständen von ein paar Minuten das kalk- und mineralhaltige Wasser aus den vulkanischen Steinen. Die umliegenden Becken eignen sich gut zum Baden und sind mit einer Wassertemperatur von ca. 40°C so warm wie in einem Thermalbad. Die Umgebung mit dem schwefelgelb und rot aufragenden Geysir ist wirklich spektakulär. Auf dem schönen, schattigen Platz kann man auch das Picknick-Mittagessen geniessen.

Ampefy und Umgebung
Wer noch Interesse hat, den Zebumarkt in der Region zu besuchen, kann auch nach Tsiroanomandidy (das bedeutet „wo nur einer regiert“) weiterfahren. Diese Stadt ist der wichtigste Viehmarkt im Westen Madagaskars, denn schliesslich spielt das Zebu eine grosse Rolle in der madagassischen Kultur: für die Arbeit auf dem Feld, als Opfertier für das damit verbundene Gemeinschaftsmahl und auf der ganzen Insel auch als Symbol des Wohlstandes. Die Hirten aus dem tiefen Süden und von den weit abgelegenen Dörfern gehen zu Fuss und treiben ihre Zebuherde hierher.
Das Vieh wird dann von den Zwischenhändlern aufgekauft und später in die Schlachthöfe nach Antananarivo oder nach Mahajunga gebracht.

Juli 2020; Geschrieben von: Bodo PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar

Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar
Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar

Institut Pasteur Antananarivo Madagascar

(7. Juli 2020) Das Institut Pasteur in Antananarivo ist eine alte Institution. Zu Kolonialzeiten gegründet ist das Institut heutzutage das Referenzzentrum für Gesundheitsfragen in Madagaskar.

Mit dem Einmarsch der Franzosen in Madagaskar 1896 wurde die Insel im Indischen Ozean französische Kolonie. Der eingesetzte Generalgouverneur, Joseph Gallieni (1849 – 1916), ging in seiner Verwaltung mit eiserner Hand vor. Er initiierte die erste Eisenbahn, strukturierte das Schulwesen und bekämpfte drastisch alle aufflammenden Aufstände. Auf seine Initiative hin wurde schon 1897 eine Medizinschule in Antananarivo gebaut und 1898 auch das erste Tropeninstitut in Madagaskar gegründet. Es sollte gegen die beiden vorherrschenden Seuchen Pocken und Tollwut vorgehen. Das ‘Institut vaccinogène et antirabique à Tananarive’ sollte Impfstoff herstellen, denn der lange Seetransport machte die Impfstoffe aus Frankreich unbrauchbar.

Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar
Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar

Gemeinhin ’Institut Pasteur de Tananarive’ genannt, lieferte das junge Institut schon 1900 die ersten Impfungen aus.  1917 war Madagaskar das erste Land der Welt, in dem die Pocken ausgerottet worden waren.

Institut Pasteur Antananarivo Madagascar
Das bisherige Staatsinstitut in Madagaskar wurde 1927 dem Pariser Mutterhaus ‘Institut Pasteur in Paris’ angegliedert und offiziell in ‘Institut Pasteur de Madagascar’ umbenannt. Der Name stammt vom Medizinalforscher Louis Pasteur (1822- 1895), der einen Impfstoff gegen die Tollwut entwickelte. (Das im deutschen Sprachraum benutzte Wort pasteurisieren geht ebenfalls auf Pasteur zurück: aufwärmen von flüssigen Substanzen wie beispielsweise Milch, um sie keimfrei und somit haltbarer zu machen).

Eine erneute Pestepidemie in den 1920er Jahren setzte das Institut vor neue Heruasforderungen. Zwar war der Erreger der Pest bereits 1890 in der französischen Kolonie Algerien identifiziert worden, doch ein effizienter Impfstoff dagegen wurde 1932 in Madagaskar im Institut Pasteur von den Forschern Georges Girard et Jean Robic entwickelt.

Ihnen zu Ehren wurde in Tananarive, wie Antananarivo damals genannt wurde, ein Spital benannt. Das Kolonialspital ist als Girard-Robic oder auch als Militätspital heute noch bekannt. Seit 1977 heisst es offiziell Centre Hospitalier de Soavinandriana.

Mit der Unabhängigkeit Madagaskars 1960 wurde die Position des Instituts Pasteur schwierig, besonders zu Zeiten der fundamental-nationalistischen Tendenzen des Diktator-Präsidenten Ratsiraka. Doch das Institut überlebte und blieb das einzige französische Wissenschaftsinstitut, das in Madagaskar toleriert wurde.

Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar
Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar

Heute ist das Institut Pasteur das anerkannte Referenzinstitut für medizinische Analysen Madagaskars und betreibt ebenso das einzige Hygienelabor des Landes.

Institut Pasteur Antananarivo Madagascar
Doch Corona liess 2020 auch dies schwanken. Die madagassische Regierung propagierte ein Kräutergetränk auf Basis der Artemisia-Pflanze als Wundermittel gegen Covid-19. Der Wirkstoff auf Basis des Beifusses wird seit April 2020 als CVO Tambavy vermarktet und ist obligatorisch in den Schulen zu konsumieren.

Das Institut Pasteur setzte eher auf Testaktivitäten und wurde nach Bekanntgabe seiner Testergebnisse in Tamatave arg gerügt: es entwickelte sich ein Kampf der Wissenschaft gegen die Politik. Fortan aber konnte die Regierung die Existenz einer Corona-Ausbreitung nicht mehr leugnen.

Natürlich führt das Institut Pasteur weiterhin Corona-Analysen durch. Sie sind mit 156’000 Ar (rund 40 Euro) für die Bevölkerung allerdings zu teuer. Der Staat hat inzwischen (seit Juli 2020) unter Mithilfe des OMS rund ein Dutzend kostenlose Testzentren eingerichtet, auch in den Provinzen/Regionen.

Wer sich im Institut Pasteur untersuchen lässt, findet eine Einrichtung, die sich nach europäischen Massstäben richtet. Seit über 120 Jahren dienst das Institut Pasteur in Madagaskar der Forschung und Wissenschaft, aber ebenso der Bevölkerung und ihrer Gesundheit. Die Bekämpfung der Pest ist eines der Hauptthemen geblieben.