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Antananarivo – Ampefy

Lac Itasy Ampefy
Lac Itasy Ampefy

1100 – Antananarivo – Ampefy

Statt von Tana direkt nach Süden zu fahren lohnt sich ein Abstecher nach Ampefy im Westen der Hauptstadt. Unterwegs kann man in einem Park bereits die ersten Lemuren sehen und viele Alltagssituationen der Madagassen erleben.

Wir verlassen die geschäftige Millionenstadt Antananarivo (was wörtlich übersetzt Stadt der Tausend heisst) und reisen heute Richtung Westen in die vulkanische Region von Itasy.

Kleine Epicerieen und Verkaufsstände säumen unseren Weg auf der geteerten Nationalstrasse RN1 bis Ampefy. Sie stehen immer direkt an der Strasse und gern können wir dort kurz halten um Mineralwasser oder Cola zu kaufen, so haben wir gleich einen Überblick über das Angebot in diesen Krämerläden: Zwieback, Bonbons, Zigaretten, Petroleum, Speiseöl, aber auch getrockneten Fisch, Reis, Tomaten, Zwiebeln u.s.w. werden hier angeboten, kurzum alles was eine Familie für Ihren Alltag braucht. Auch selbstge­machte Backwaren wie Reisfladen, kleine Beignets oder Bananenkuchen werden verkauft, denn die Bauern halten gerne bei diesen Läden, machen eine kurze Pause, trinken gelegentlich einen warmen aromatischen Kaffee und fragen nach den letzten Neuigkeiten und Tratsch, denn es ist auch ein beliebter Treffpunkt der Dorfbewohner.

Antananarivo – Ampefy
Wir fahren weiter durch die typische Landschaft des Hochlandes mit seinen grünen und z.T. recht grossen Reisfeldern, denn Reis ist das Hauptnahrungsmittel der madagassischen Bevölkerung. Wenn wir Glück haben, können wir einen Teil dieser anstrengenden Feldarbeit mitverfolgen, wie mühsam der Ablauf der Tätigkeiten ist, bis der Reis nach ca. 6 Monate auf den Teller kommt: das Pflügen, das Umpflanzen der Reispflänzchen, das Entfernen des Unkrauts, das Ernten und Dreschen… Kollektive Arbeit ist üblich im ganzen Land und mit dem Gemeinschaftssinn der Bauern geht alles schneller und leichter.

Nach etwa 22 km bzw. nach ca. 1 Stunde Fahrzeit gelangen wir zum Dorf Ambatomirahavavy (das heisst wörtlich übersetzt die 2 Schwestersteine). Pflanzen- und Tierliebhaber machen hier im Lemur’s-Park immer einen Zwischenstopp. Diese private Naturanlage mit ca. 5 ha Grösse liegt am Fluss Katsaoka und gehört zu den beliebten Ausflugsorten ausserhalb der Stadt, sowohl für Reisende als auch für Madagassen. Die Lemuren sind die bekanntesten Vertreter der madagassischen Tierwelt. Einige Arten wie die tagesaktiven Varis (Varecia), Bambuslemuren, Larvensifakas und andere werden hier gezüchtet. Sie tummeln sich im Freien auf dem grossen Gelände. Besonders während der Fütterungszeiten sind diese Halbaffen sehr aktiv, sie kommen dann ganz in die Nähe, also eine hervorragende Möglichkeit, die Tiere von ganz nah zu fotografieren. In diesem privaten Reservat hat man auch einen Überblick über die Vielfalt der Pflanzenwelt im Hochland und im Süden der Insel. Unter anderem sieht man Euphorbien oder Wolfsmilchgewächse und zahlreiche Aloen, Kakteen und Dickfussgewächse. Der Park engagiert sich auch in pädagogischer Hinsicht, die lokalen Führer geben den Schülern in der Grund- und Realschule Naturkundeunterricht.

Folgende Lemuren leben im Park

Nom scientifique  deutscher
Name
English Name Nom français  Nom Malagasy 
Lemur Catta Ringschwanzlemuren Ring tailed Lemur Maki Maki ou Hira
Eulemur Mongoz Lemur Mongoz Mangoose Lemur Lemur Mongoz Dredika
Eulemur Fulvus Fulvus brauner Lemur Common brown lemur Lemur brun akomba ou Varikandana
Varecia Variegata Variegata Varis Varecia Varecia Varika
Hapalemur griseus griseus grauer Bambuslemur Small Hapalemur Lémurien bambou gris Bokombolo
Propithecus gekröntes Sifaka Crowned Lemur propithéque Couronné Sifaka satro-boninahitra
Propithecus Coquereli Sifaka / Larvensifaka Coquerel’s Sifaka propithèque de Coquerel Sifaka / Tsibahaka

Über weite Strecken bewundern wir die typischen madagassischen Hochlandhäuser links und rechts der Strasse. Wir lernen die Architektur der Hochlandhäuser auf dieser Westroute kennen. Farben und Stil verändern sich je nach Region. Hier im Hochland sehen wir meistens die typischen Lehmbauten in allen Farbtönen von braun über ocker, gelb und rot. Sie fügen sich perfekt in diese Landschaft ein und bilden einen starken Kontrast zum Blau des Himmels.

Antananarivo – Ampefy
Die Strasse schlängelt sich weiter durch ein weites Tal und bald taucht die nächste Stadt auf dieser Strecke auf, sie heisst Imerintsiatosika und ist bekannt für die Werkstatt der Zebukarren an dieser Nationalstrasse. Die Zebukarren gehören zu den üblichen Verkehrsmitteln auf dem Land und transportieren die Produkte zu den umliegenden Dörfern während der Erntezeit.

Imeritsiatosika ist auch Ausgangspunkt für eine Wandertour durch die malerischen Merina-Dörfer bis nach Antongona. Der Ort liegt gleich neben einer 200 m hohen und schönen Granitkuppe. Ganz oben befindet sich die Rova. Es handelt sich hier um einen ehemaligen Königssitz der Merina Volkstämme im 15. Jahrhundert. Das hölzerne Königshaus und das Grab gehören zu den schönen Sehenswürdigkeiten in dieser Gegend. In einem kleinen Museum können wir auch die ehemaligen traditionellen Werkzeuge bewundern. Der Aufstieg zum 1500 m über dem Meeresspiegel hohen Gipfel des heiligen Hügels dauert etwa 30 Minuten, ist zwar etwas anstrengend, aber der fantastische Blick auf die Hauptstadt in der Ferne und auf die umliegenden Felder und Dörfer wird später in Erinnerung bleiben!

Nach diesem erlebnisreichen Ausflug setzen wir die Reise fort und halten schon bald in einem Ortsteil von Imeritsiatosika, der spezialisiert ist für die Herstellung von Miniaturspielzeugen wie kleine Fahrräder, Autos, Rikschas aus Weissblech von Spray- und Getränkedosen: ein schönes Andenken oder Mitbringsel für die Lieben zu Hause. Die Modelle sind billig, denn das Rohmaterial kommt kostenlos aus dem Müll.

Antananarivo – Ampefy
Etwa 17 km nach Imeritsiatosika kommen wir in die nächste grosse Stadt, sie heisst Arivonimamo und gilt als das geografische Zentrum Madagaskars. Am Rand der Nationalstrasse sehen wir den ersten internationalen Flughafen von Antananarivo, erbaut 1960. Arivonimamo (wo die Armee von Tausend Soldaten betrunken wurde) ist auch bekannt für die Seidenverarbeitung westlich Antananarivo. Rund um die Stadt dehnen sich die unendlichen Weideflächen mit den Tapia-Bäumen aus. Auf diesen Bäumen leben die heimischen Seidenraupen (Borocera canini) und ernähren sich von den Blättern. Von den Seidenraupenkokons gewinnt man das Rohmaterial für die kostenbaren Seidentücher oder auch Lamba landy in Madagaskar. Diese kostbare Seide ist sehr fein und mit Naturfarben eingefärbt. Sie ist auch eine sehr beliebte Tracht auf dem Land und wird von den madagassischen Frauen und Männern bei Familienzeremonien als Überwurf getragen. Traditionell werden hier im Hochland die Verstorbenen in diese Lamba gehüllt.

Die Früchte des Tapia Baumes sind etwa im Monat Oktober reif. Sie sind bekömmlich und vor allem gut gegen Karies. Die Kinder mögen diese süss schmeckenden Früchte, auch wenn sie etwas trocken sind. Sie sollen aber auf die Erde gefallen sein, bevor sie verzehrt werden, dann haben sie den richtigen Reifegrad.

Miarinarivo (wo die Armee von tausend Soldaten wieder wach war) ist die nächste Kleinstadt, die wir durchfahren. Am Stadtrand sehen wir schon die grossen Ananasfelder, ein beliebter Zwischenstopp für die Passagiere der Buschtaxis. Die Fliegenden Händler eilen sofort zu den Taxi Brousse und verkaufen die geschälten Ananas, ein Genuss für den Gaumen.

Antananarivo – Ampefy
Wenn wir uns der Stadt Analavory (umgeben vom Wald) nähern, liegt die Stadt Miarinarivo ca. 23 km hinter uns. Dienstags ist der Hauptmarkttag in Analavory und weil die Stadt an der Verbindungsstrasse nach Tsiroanomandidy und Soavinadriana liegt, kommen die Bauern vom Land mit dem Taxi Brousse hierher, um ihre Waren zu verkaufen: ein richtiges Gewirr von Ständen mit landwirtschaftlichen Produkten wie Reis, Mais, weisse Lima Bohnen, Soja… Es ist kaum möglich sich zwischen den Ständen und Händlern durchzudrängen.

In Analavory biegen wir nach Süden ab und kommen an unserem Ziel Ampefy an. Die Stadt liegt am Kratersee Itasy und ist etwa 130 km von Antananarivo entfernt. Sie ist ein beliebtes Ausflugsziel für die erholungssuchenden Stadtbewohner, aber auch für die Reisenden, die die Wasserfälle und Geysire in dieser Gegend erkundigen wollen.

Antananarivo – Ampefy
Juli 2020; geschrieben von Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar

Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar
Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar

Institut Pasteur Antananarivo Madagascar

(7. Juli 2020) Das Institut Pasteur in Antananarivo ist eine alte Institution. Zu Kolonialzeiten gegründet ist das Institut heutzutage das Referenzzentrum für Gesundheitsfragen in Madagaskar.

Mit dem Einmarsch der Franzosen in Madagaskar 1896 wurde die Insel im Indischen Ozean französische Kolonie. Der eingesetzte Generalgouverneur, Joseph Gallieni (1849 – 1916), ging in seiner Verwaltung mit eiserner Hand vor. Er initiierte die erste Eisenbahn, strukturierte das Schulwesen und bekämpfte drastisch alle aufflammenden Aufstände. Auf seine Initiative hin wurde schon 1897 eine Medizinschule in Antananarivo gebaut und 1898 auch das erste Tropeninstitut in Madagaskar gegründet. Es sollte gegen die beiden vorherrschenden Seuchen Pocken und Tollwut vorgehen. Das ‘Institut vaccinogène et antirabique à Tananarive’ sollte Impfstoff herstellen, denn der lange Seetransport machte die Impfstoffe aus Frankreich unbrauchbar.

Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar
Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar

Gemeinhin ’Institut Pasteur de Tananarive’ genannt, lieferte das junge Institut schon 1900 die ersten Impfungen aus.  1917 war Madagaskar das erste Land der Welt, in dem die Pocken ausgerottet worden waren.

Institut Pasteur Antananarivo Madagascar
Das bisherige Staatsinstitut in Madagaskar wurde 1927 dem Pariser Mutterhaus ‘Institut Pasteur in Paris’ angegliedert und offiziell in ‘Institut Pasteur de Madagascar’ umbenannt. Der Name stammt vom Medizinalforscher Louis Pasteur (1822- 1895), der einen Impfstoff gegen die Tollwut entwickelte. (Das im deutschen Sprachraum benutzte Wort pasteurisieren geht ebenfalls auf Pasteur zurück: aufwärmen von flüssigen Substanzen wie beispielsweise Milch, um sie keimfrei und somit haltbarer zu machen).

Eine erneute Pestepidemie in den 1920er Jahren setzte das Institut vor neue Heruasforderungen. Zwar war der Erreger der Pest bereits 1890 in der französischen Kolonie Algerien identifiziert worden, doch ein effizienter Impfstoff dagegen wurde 1932 in Madagaskar im Institut Pasteur von den Forschern Georges Girard et Jean Robic entwickelt.

Ihnen zu Ehren wurde in Tananarive, wie Antananarivo damals genannt wurde, ein Spital benannt. Das Kolonialspital ist als Girard-Robic oder auch als Militätspital heute noch bekannt. Seit 1977 heisst es offiziell Centre Hospitalier de Soavinandriana.

Mit der Unabhängigkeit Madagaskars 1960 wurde die Position des Instituts Pasteur schwierig, besonders zu Zeiten der fundamental-nationalistischen Tendenzen des Diktator-Präsidenten Ratsiraka. Doch das Institut überlebte und blieb das einzige französische Wissenschaftsinstitut, das in Madagaskar toleriert wurde.

Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar
Institut Pasteur Antananarivo Madagaskar

Heute ist das Institut Pasteur das anerkannte Referenzinstitut für medizinische Analysen Madagaskars und betreibt ebenso das einzige Hygienelabor des Landes.

Institut Pasteur Antananarivo Madagascar
Doch Corona liess 2020 auch dies schwanken. Die madagassische Regierung propagierte ein Kräutergetränk auf Basis der Artemisia-Pflanze als Wundermittel gegen Covid-19. Der Wirkstoff auf Basis des Beifusses wird seit April 2020 als CVO Tambavy vermarktet und ist obligatorisch in den Schulen zu konsumieren.

Das Institut Pasteur setzte eher auf Testaktivitäten und wurde nach Bekanntgabe seiner Testergebnisse in Tamatave arg gerügt: es entwickelte sich ein Kampf der Wissenschaft gegen die Politik. Fortan aber konnte die Regierung die Existenz einer Corona-Ausbreitung nicht mehr leugnen.

Natürlich führt das Institut Pasteur weiterhin Corona-Analysen durch. Sie sind mit 156’000 Ar (rund 40 Euro) für die Bevölkerung allerdings zu teuer. Der Staat hat inzwischen (seit Juli 2020) unter Mithilfe des OMS rund ein Dutzend kostenlose Testzentren eingerichtet, auch in den Provinzen/Regionen.

Wer sich im Institut Pasteur untersuchen lässt, findet eine Einrichtung, die sich nach europäischen Massstäben richtet. Seit über 120 Jahren dienst das Institut Pasteur in Madagaskar der Forschung und Wissenschaft, aber ebenso der Bevölkerung und ihrer Gesundheit. Die Bekämpfung der Pest ist eines der Hauptthemen geblieben.

 

Dampflokomotive in Madagaskar

Dampflokomotive in Madagaskar
Madagaskar Namakia Decauville Dampflokomotive

Die einsame Decauville Dampflokomotive in Madagaskar

Idyllisch unter Palmen geparkt, rostet eine alte Dampflokomotive im Westen von Madagaskar vor sich hin. Ihre Waggons hat sie verloren und Arbeit gibt es für sie keine mehr. Die Dampflok von Namakia ist ein historisches Zeugnis aus der goldenen Zeit der Zuckerrohrplantagen in den französischen Kolonien.

Das Kleinstädtchen Namakia liegt in einer flachen Ebene im Nordwesten von Madagaskar, rund 70 km westlich der Hafenstadt Mahajanga. In Namakia wird seit 90 Jahren Zuckerrohr in grossem Stil angebaut und verarbeitet. Heute noch.

Die Fabrik wurde in den 1930er Jahren rund 10 Kilometer von einem Meeresarm erbaut, der per Schiff erreichbar ist. Daher müssen die Fertigprodukte auch heute noch dorthin transportiert werden. Das geschieht heutzutage per Lastwagen, vor zwei Generation noch per Eisenbahn.

Dampflokomotive in Madagaskar

An diese Eisenbahnzeit erinnert heute eine Dampflok der Marke Decauville. Das Zeugnis industrieller Kultur steht auf einem rohen Steinsockel unter freiem Himmel. Sie würde als Zeugnis der Industriegeschichte Madagaskars allerdings etwas mehr Aufmerksamkeit verdienen.

Ansonsten sind in Namakia nur wenige Spuren der Eisenbahnzeit erhalten. Im Fabrikgelände stehen zwei, drei Waggons vergessen herum. Ein paar Meter Schienen zeugen von ehemaligen Gleisen.

Wann die Dreiachslok nach Namakia kam, ist unbekannt. An ihrem Kesseldeckel ist der Hersteller vermerkt: Sté Decauville Aîné Corbeil. Es ist keine Seriennummer erhalten.

Es könnte aber sein, dass es sich um die Nummer 1864 handelt, die 1933 laut erhaltenen Lieferlisten des Herstellers an die ‘Sucrerie de Madagascar’ geliefert wurde. Ein Indiz dazu ist auch das Aussehen der Kabine, die den Stil der späteren Produktionen in dieser Bauweise spiegelt.

Fotos zu dieser Decauville Dampflok in Namakia

Decauville produzierte rund 5100 Lokomotiven.

Nicht alle wurden in der Fabrik von Corbeil in der Nähe von Paris gebaut. So fertigten Lizenzunternehmen auch in Belgien Loks und Fahrmaterial an. Das System der zwei Fuss breiten Feldbahn war einfach: die Schienen liessen sich wie Leitern leicht transportieren und auslegen. Also ideal für Plantagen.

Paul Decauville war ursprünglich Rübenproduzent und erfand sein System aus Not: um seine Rüben in morastigen Felder abzutransportieren, fertigte er 1875 eiserne Rollbahnen aus Flacheisen an, Ochsen zogen die beladenen Karren aus den Feldern. Die Weiterentwicklung waren dann Schmalspurlinien und Tramwaggons, gezogen von Pferdegespannen. Der Unternehmer Decauville begann dann auch Lokomotiven zu bauen. Schon 1877 baute er die Liliput: eine Eintonnenlok, die Waggons mit 60 Personen zog und sogar in Rotterdam eingesetzt wurde. Das System auf 50 cm Spurweite hatte Erfolg. Inzwischen baute Decauville bereits grössere Loks und auf 60 cm Spurweiten. Das Eisenbahnsystem von Decauville  war bald weltweit im Einsatz, so in Australien, China und in Afghanistan. Dorthin gelangten seine Schmalspurloks und Zubehör 1885 auf dem Rücken von Arbeitselefanten. Sogar beim ersten Versuch 1883, den Ärmelkanal zu untergraben, wurde das mobile Schienensystem eingesetzt. Das Projekt scheiterte zwar nach 2 Kilometern.

1889 wurde die Firma ‘Etablissement Decauville Aîné’ gegründet: 1000 Arbeiter verarbeiteten Eisen zu Schienen, Schwellen und Gefährten. Dabei waren die Schienen und Schwellen fest miteinander verschweisst. Die vormontierten Gleiseinheiten waren 5 Meter lang und die Gleisstücke wurden mit einem einfachen System miteinander verbunden.

Der Durchbruch kam mit der französischen Armee: sie entschied sich für die Spur von 60 cm und baute hunderte von Kilometern Bahnstrecken für Verteidigungszwecke.

An der Weltausstellung von 1889 transportierten zehn Decauville-Lokomotiven über 6 Mio. Besucher auf den knapp drei Kilometern zwischen Concorde und dem Eiffelturm. Es war das Zeitalter des Eisens: Eiffel baute den Turm, Brücken und gar Eisenhäuser. Decauville das Transportsystem.

Nach keinem Dutzend Jahren Bahnbau lesen sich die Einsatzorte der Decauville wie eine imperiale Weltkarte. Das System fand weltweit Einsatz, auch in der Schweiz, in Norwegen, in Chile und in Madagaskar. Die 60 cm Spur war Standard geworden, aber es wurden inzwischen auch Meterspuren gebaut. Decauville lieferte das komplette System: Schienen, Weichen, Transportwaggons und Lokomotiven, nun auch elektrisch.

Um 1900 war die Welt im Aufbruch und der Glaube an Technik und Industrie ungebrochen. So entstanden in den Fabriken von Decauville auch Fahrräder, sogar Autos.

Die wenigen erhaltenen Autos des Marke Decauville sind heutzutage begehrte Sammlerstücke und Schmuckstücke von Automobilmuseen, doch den durchschlagenden Erfolg hatte Decauville mit seinen Eisenbahnen. Die Armee nutzte sein System für schnell dislozierbare Bahnlinien und in den Kolonien waren die Bahnen beliebt. Auf den Plantagen liessen sich die Linien problemlos und je nach Bedarf verlegen.

Weltkriege kamen und gingen. Das Unternehmen Decauville überlebte sie und war nach dem Zweiten Weltkrieg eines der grossen Industriekonglomerate Frankreichs mit drei Fabriken in Frankreich und Niederlassungen und Vertretungen in der ganzen Welt.

Decauville könnte heutzutage das sein, was Renault in Frankreich ist: ein Industriemagnet. Doch wie so oft in Firmengeschichten fand der Niedergang florierender Unternehmen auf dem Parkett des Aktienhandels statt. Decauville kam in andere Hände, die umstrukturierten und ihrerseits in andere Hände gerieten. Heute ist der Markenname zwar noch existent und produziert weiterhin in der Metallbranche. Aber Decauville ist nur noch ein Schatten seiner selbst.

In Madagaskar kam das System in der Nordstadt Diego Suarez zum Einsatz.

Dort wurde in den 1890er Jahren eine Feldbahn installiert, die auf 60 cm breiten Gleisen als Allzweckbahn Güter und Personen vom Hafen ins Hinterland transportierte. Auf der Feldbahn waren 1900 zwei Decauville-Dampflokomotiven im Einsatz.  26 km Schienenmaterial standen zur Verfügung.

In Namakia begann 1936 die ‘Sucrerie Marseillaise de Madagascar’ mit der Produktion von Zucker. Dazu waren 2800 ha mit Zuckerrohr angepflanzt worden. Das Unternehmen nutzte die Feldbahn, um die geernteten drei, vier Meter langen Zuckerrohstengel zur Fabrik zu transportieren und dann die Fertigprodukte zum Hafen zu bringen. Die im Delta des Mahavavy gelegenen Plantagen sind topfeben und während der Regenzeit morastig. Auch heute noch erschliessen nur Pisten Ortschaften wie Namakia, Mitsinjo, Soalala. Sie sind in der Regenzeit nur schwerlich erreichbar und oft wochenlang nicht.

Die Firma wurde – wie alle fünf Zuckerfabriken in Madagaskar – 1977 verstaatlicht und zur SIRAMA vereint. Keine zwanzig Jahre später war die SIRAMA bankrott und die Anlagen verlottert. Ab 2007 stieg die chinesische ‘Sucrerie Coplant de Madagascar’ (SUCOMA) mit einem Joint-Venture bis 2028 ein und fuhr die stillgelegte Produktion wieder hoch. Derzeit werden um die 30’000 Tonnen Zucker hergestellt und über 10’000 Hektoliter Rohalkohol. Die Firma arbeitet mit den alten Maschinen und scheint nur gerade in die allernötigsten Reparaturen zu investieren. So richtig rentabel ist die Industrieanlage aus dem letzten Jahrhundert nicht.

Namakia ist zur Schnapsbrennerei geworden: derzeit werden pro Jahr 20’000 Liter Alkohol produziert und nur noch 400 Tonnen Zucker. In der Fabrik und auf den Feldern sind 300 Angestellte permanent beschäftigt. Während der Erntesaison von August bis Oktober finden über 1000 Leute Temporärjobs – meist als Zuckerrohrschneider. Im Betrieb arbeiten 35 Chinesen.

Trotzdem ist die SUCOMA heutzutage nebst der viel grösseren Fabrik von Ambilobe (auch in chinesischer Hand) die einzige noch funktionierende industrielle Zucker- und Alkoholindustrie Madagaskars.

Der 95% starke und nicht konsumierbare Rohalkohol wird in kubikmetergrossen Containern transportiert. Der Zucker wird in Säcke abgefüllt. Die Produktion wird zum Hafen gefahren, mit chinesischen Lastwagen. Dann per Schiff nach Mahajanga. Es stehen zwei Motorschiffe und vier Leichter zur Verfügung. Pro Fahrt können 400 Tonnen transportiert werden. Vom Hafen nach Mahajanga dauert die Fahrt 18 Stunden und leer zurück 12 Stunden.

Der Alkohol wird in Mahajanga an Destillerien und Alkoholveredler weiterverkauft, die den Rohalkohol dann zu geniessbarem Rum und mit allerlei Gewürzen zu weiteren Spirituosen verfeinern.

In Madagaskar werden unzählige Rumsorten angeboten. Eine der beliebtesten Marken heisst Namaki und erinnert an die jahrzehntelange Tradition den Alkoholbrennens in Namakia.

Derweil ruht die alte Dame auf ihrem Sockel in Namakia: ein Nationalmonument. Doch als industrielles Kulturgut wird die gute alte Decauville Dampflokomotive in Madagaskar nicht wahrgenommen.

Weiterführende Links:

Decauville:
https://de.wikipedia.org/wiki/Decauville

Eisenbahn in Diégo-Suarez:
https://latribune.cyber-diego.com/histoire/426-histoire-de-madagascar-les-rues-de-diego-suarez-le-quartier-militaire.html

https://latribune.cyber-diego.com/histoire/692-histoire-a-toute-vapeur-dans-la-campagne-les-locos-de-diego-suarez-1.html

Madagaskar und Corona

Und dann kam Corona: aus China griff das Virus hinaus in die Welt und änderte ganz massiv das Leben von Millionen. März, April, Mai 2020 werden wohl tief in Erinnerung bleiben.

In Madagaskar wurde Corona ebenfalls zum Thema.

Daher sind die Daten unserer Reiseplanungen zerschmolzen wie die Gletscher unserer Berge. Eines Tages werden Reisen nach und in Madagaskar wieder möglich sein. Wann das sein wird, wissen wir ganz einfach nicht. Auf unserer Internetseite Madagaskarhaus informieren wir regelmässig über den Stand der Dinge.

Yamswurzel in Madagaskar

Yamswurzel Madagaskar

Die Knollenfrucht Yams wächst wild in Waldgebieten Madagaskars. Sie wird generell als «ovi ala» bezeichnet, obwohl es mehrere Dutzend Sorten gibt. Man findet sie nur selten auf Märkten. Die Yamswurzel in Madagaskar, weil saftig, ist eine gern gegessene Alternative zu Maniok, hat aber nirgendwo in Madagaskar den hohen Stellenwert von Reis.

Der Yamswurzelanbau spielt im Zusammenhang mit der Ernährungssicherheit in Madagaskar eine wichtige Rolle. Yamswurzeln sind eine Nahrungsergänzung vor allem für die arme Bevölkerung während schwierigen Zeiten, abwechselnd mit Maniok und Süsskartoffeln, aber sie nehmen auch einen wichtigen Platz in der Kultur und in der traditionellen Medizin ein.  Ihr Verkauf sichert der Bevölkerung ein nicht zu vernachlässigendes Einkommen. In der Vergangenheit bauten die ersten Bewohner der Insel Yamswurzeln an, aber der Anbau wurde zugunsten anderer Knollen oder zugunsten bestimmter wilder Yamswurzelarten aufgegeben. Das übermässige Sammeln dieser Knolle in freier Wildbahn scheint jedoch die Umwelt zu gefährden und bedroht andere Pflanzenarten in den Wäldern Madagaskars.

Der Name Yam oder Iname auf Spanisch, nyami auf Afrikanisch oder in den portugiesischen Kolonien inhame genannt, kommt vom Volk der Mandingues (Elfenbeinküste, Guinea-Bissau, Senegal) und wurde dort Niam genannt, in Amerika dann in Yam umgewandelt wurde. Die Yamswurzeln wurden von Christoph Kolumbus entdeckt und verbreiteten sich schliesslich in ganz Afrika.

Die Yamswurzel wurde von den ersten Bewohnern Madagaskars zu Beginn des 2. Jahrtausends zur gleichen Zeit wie die Banane (ovy aus dem indonesischen „ubi“ oder „uwi“) nach Madagaskar eingeführt. Damals wurden diese Knollen auf richtigen Feldern angebaut und stellten sogar die Grundnahrung der Bevölkerung dar.  Im Westen des Landes wurde die Yamswurzel dann als „Pflanze der Vorfahren“ bezeichnet. Der Yamswurzelanbau wurde später zugunsten von Reis oder anderen Feldfrüchten wie Maniok oder Süsskartoffeln aufgegeben und man beschränkte sich auf das Sammeln von wilden Yamswurzeln im Wald.

Die Yamswurzel, deren lateinischer Name Dioscorea lautet, ist eine kletternde und üppige Pflanze, einkeimblättrig und zweihäusig. Sie hat unterirdische Knollen, die reich an Stärke sind.  Diese Yamswurzelknollen haben je nach Art verschiedene Formen, und in Madagaskar zählt man mehr als 40 Yamswurzelarten, darunter 32 Wildarten und 27 endemische Arten, die als „Mascaro-dioscorea“ bezeichnet werden.  Im südlichen Teil von Madagaskar wurden die meisten Arten aufgelistet (24), darunter 20 endemische Arten. Im einzigen Überrest eines dichten Trockenwaldes im Westen, Ankarafantsika, findet man 6 dieser endemischen Arten, während an der Ostküste nur einige wenige Arten vorkommen. Im zentralen Hochland, insbesondere in der Betsileo-Region, wurden 7 endemische Arten gezählt, von denen zwei noch nicht beschrieben sind. Jede Art hat ihre jeweils ihre beste Erntezeit und günstiges Anbaugebiet.

Wilde Yamswurzeln sind in Madagaskar unter dem generischen Begriff „ovi ala“ (wörtlich: Kartoffel des Waldes) bekannt, unabhängig von ihrer Art oder geografischen Verbreitung.

An der Ostküste Madagaskars sind Yamswurzeln das bevorzugte Grundnahrungsmittel in der madagassischen Landschaft rund um die Wälder und stellen eine Alternative zum Reis dar, wenn dieser knapp ist. Die Yamswurzeln gehören der Allgemeinheit, und jeder darf sie auf Gemeindeland ernten, aber der Brauch verlangt vom Yamswurzelsammler, den Kopf der Knolle an der Stelle wieder einzupflanzen, an der er sie ausgegraben hat, und so ist die Yamswurzel zu einer halbwilden Pflanze geworden. Aber im Laufe der Jahre haben die Menschen, um das Nahrungsmittelproblem zu lindern, die Ernte dieser Yamswurzeln intensiviert, um ihr Nahrungsmitteldefizit auszugleichen. Und der Zustrom von Migranten in die Region hat den Druck weiter erhöht und zu einem starken Rückgang der Menge halbwilder Yamswurzeln in der Region geführt. Ab dem Jahr 2000 entwickelte sich der Yamshandel entlang der Nationalstrasse, und die Bauern begannen, Yamswurzeln auf ihrem Land wieder anzubauen.

So wurde die Yamswurzel zu einem Privateigentum entlang der Nationalstrasse, sie gehört dem Eigentümer des Grundstücks, auf dem sie wächst, und sie auf fremdem Land zu ernten, wird als Diebstahl bezeichnet. In den entlegensten Dörfern behält die Yamswurzel jedoch ihren Gemeinschaftsstatus.

In den westlichen und östlichen Teilen Madagaskars, von Antsiranana im Norden bis Amboasary im Süden, ist die Yamswurzel stark verbreitet. Yams sind besonders reichlich am Rande von dichten Trockenwäldern oder auf den Schwemmböden (Baiboho) entlang der Flüsse vorhanden. So sind die Knollen das ganze Jahr über verfügbar. Einige Yamswurzeln scheinen die Abholzung zu überleben, und Buschbrände sollen sogar ihre Vermehrung fördern. Ursprünglich waren es die Sakalava-Ethnien, die Yamswurzeln sammelten, aber später taten es alle an den Wald angrenzenden Ethnien. Für die ländliche Bevölkerung sind die wilden Yamswurzeln „ein Geschenk Gottes, das niemand kultivieren kann“. Keine Yamswurzelart wurde domestiziert, einige Arten und ihr Anbau auf dem Feld werden von mehreren Volksgruppen, wie z.B. der ethnischen Gruppe der Bara, als tabu angesehen. Für letztere ist das Ausgraben von Yamswurzelknollen armen Familien vorbehalten, die in der Nähe der Wälder leben, da es sich um eine Tätigkeit handelt, die nicht als edel, sondern eher als unehrenhaft gilt. Für die Bara ist es entwürdigend, die Yams das ganze Jahr über zu ernten, ausser im Falle einer schweren Hungersnot.

Für die Betsileo-Bevölkerung im südlichen Hochland von Madagaskar sind Yamswurzeln nur Produkte, die als Ergänzungs- oder Extra-Nahrung verwendet werden. In den Städten werden die Yamswurzeln nur selten gegessen oder sogar ignoriert, weil ihre Vermarktung auf die Nischenmärkte in ruralen Gebieten beschränkt ist.

Für die Bewohner, die in der Nähe der Wälder, wie die Bara oder die Masikoro, sind wilde Yamswurzeln ein Geschenk Gottes, deshalb ist es nicht notwendig, sie zu kultivieren. Ausserdem bedeutet die Verwendung von Yams als Nahrungsmittel für einige Bevölkerungsgruppen, sich in einem Zustand der Hungersnot zu befinden und wilde Yamswurzeln zu züchten würde eine Hungersnot oder eine andere Krise provozieren. Doch der Geldwert durch den Verkauf von wilden Yamswurzeln lassen diese kulturellen Barrieren zusehends fallen.

Für die ethnische Gruppe der Bara werden bestimmte Yamswurzelarten in traditionellen Urteilen im Zusammenhang mit Zebu-Diebstählen verwendet. Fasern aus den Rückständen der alten Knollen von D. fandra werden zu Pulver gemahlen und mit weissem Ton vermischt, um das Ergebnis eines Urteils vorherzusagen. Die Diebe benutzen D. Fandra, um „die Strafen zu mildern, indem sie die Richter blenden“, und D. Antaly wird von den Bauern benutzt, um die Strafen der Diebe zu erhöhen und sie in Ketten zu legen.

Das Sammeln wilder Yamswurzeln und deren Verkauf in der Stadt sind lukrative Aktivitäten für alle Gemeinden. Das Sammeln von wilden Yamswurzeln ist jedoch keine leichte Aufgabe, da man dutzende Kilometer zurücklegen muss, um welche zu finden, und manche Knollen sind schwer auszugraben. Yamswurzeln kosten mehr als andere Knollen auf dem Markt.  Die ethnischen Gruppen der Mahafaly und Masikoro vermarkten während der mageren Zeiten hauptsächlich zwei Arten: Dioscorea maciba und D. bemandry, was ihnen ein beträchtliches Einkommen verschafft. Die auf den südwestlichen Märkten gefundenen Yamswurzeln sind in der Reihenfolge ihrer Bedeutung: D. maciba, D. soso, D. bemandry (Babo), D. alatipes – Balo und D. ovinala. D. maciba werden den Verbrauchern auch gekocht oder geröstet angeboten.

Nur die Bevölkerung der Südwest-Region verarbeitet getrocknete Yamswurzeln. Vor der Regenzeit sammeln sie viele der Wildknollen und zerschneiden sie je nach Grösse der Länge nach ein oder zweimal, um das Trocknen zu erleichtern, was länger als eine Woche dauert.

Da es sich um die giftigen Yamswurzeln handelt, werden sie normalerweise getrocknet, um daraus dann Mehl herzustellen. D. Antaly oder D. Sansibarensis eignen sich für diesen Zweck am besten. D. Antaly ergibt dabei die grösste Trockenmasse.

Andere Möglichkeiten, Yamswurzeln zu konservieren, bestehen darin, die gesunden, sauberen Knollen in einem Loch einzugraben und sie ein bis zwei Wochen lang mit Erde zu bedecken, um sie so zu schützen, oder man legt sie auf Holzgestelle.

In den letzten zwei Jahrzehnten haben mehrere Entwicklungsorganisationen die Domestizierung der Yamswurzel in Madagaskar in Angriff genommen. Ziel ist es, die Hungersnöte zu bekämpfen und allgemein die madagassische Nahrungsmittelbasis zu verbessern und zu erweitern. Im Jahr 2005 zeigten Studien, dass Yamswurzeln 3% der Wurzeln und Knollen, die in Madagaskar verzehrt werden, ausmachten.

Yamswurzel in Madagaskar, Bodoa mena
Bodoa mena (mena=rot)

Die am meisten kultivierte Art, „D. alata“, kommt in allen Regionen Madagaskars vor.  Ihr Name ist ebenso zahlreich wie ihre Form, und sie ist sehr weit verbreitet. Zum Beispiel ist die D. alata in mehreren Regionen der Insel, im Osten wie im Westen, unter dem Namen „Ovy“ bekannt, manchmal folgt auf den Namen ein Zusatz nach der Farbe ihres Fleisches „ovy mena“ (rot) – „ovy ble“ (blau) oder ihrer Herkunft „ovy vazaha“, ihrer Form „ovy lava“ (lang) oder der Anzahl ihrer Knollen „ovy toko“ (in Haufen).  Im Norden des Landes wird sie auch als „Mâjola“ (grosses Blatt), im Südosten als „Bodoa“ (Knolle, die viel Stuhlgang verursacht) und im Südwesten als „Bemako“ bezeichnet.  Die grosse „Ovibe“-Knolle ist in fast allen Regionen zu finden. Es ist die am meisten kultivierte Yamswurzel und die grösste, aber wegen ihres Geschmacks die am wenigsten geschätzte.  Im Osten bauen die Bauern die Sorte D. esculenta an. Sie ist an der gesamten Ostküste unter zwei Namen bekannt ist: „Mavondro“, die an der Ostküste am weitesten verbreitet ist, und „Oviampasika oder Ovi-Pasy“, die sandige Yamswurzel im Südosten Madagaskars.

Der Geschmack der Yamswurzelknollen variiert natürlich von einer Art zur anderen, und die Vorlieben hängen von der Kultur jedes Stammes und seinen Lebensbedingungen ab. Zum Beispiel ist die Knolle D. ovinala im Hochland süss, während sie im Menabe bitter ist. Bauern klassifizieren Yamswurzeln nach ihrem Standort, aber auch nach ihren morpho-physiologischen, ökologischen und geschmacklichen Eigenschaften. Die Bewohner der östlichen Gebiete bevorzugen Mavondro (D. esculenta), wegen ihres leicht süsslichen Geschmacks. Die D. seriflora gilt in der Betsileo-Region als prestigeträchtiges Nahrungsmittel, da sie zu besonderen Anlässen gegessen wird. D. maciba und ‚bako‘ sind an der Westküste sehr beliebt. Die kultivierten Yamswurzeln, die D. alata mit violettem oder rötlichem Fleisch (ovy lalaina, ovy ble, ovy mena) und die Yamswurzeln mit weissem Fleisch und dünner Haut (ovy lava, ovy fotsy) werden von den Bauern besonders geschätzt.

Einige Arten der Yamswurzeln können roh verzehrt werden, da Yamswurzeln einen hohen Wassergehalt haben. Die Knollen von D. soso und D. bemandry sind so wassergesättigt, dass sie roh als Durstlöscher verzehrt werden. Ihr Saft wird sogar zum Kochen anderer Lebensmittel verwendet.

Im nördlichen Teil von Sakaraha, in den Bara-Ländern, ist die Yamswurzel eine Nahrungsergänzung zu Maniok in Zeiten des Mangels.

Die Knollen werden entweder so zwischendurch oder anstelle von Reis gegessen.

Die Menschen finden, dass Yamswurzeln besser schmecken als Maniok und sättigender sind als diese. Darum essen die Bara bevor sie aufs Feld zur Arbeit gehen noch etwas Yams, um Kraft zu sammeln.

Im Allgemeinen aber werden Yamswurzeln gekocht oder gebraten gegessen. Die Yamswurzeln müssen vor dem Verzehr von Verunreinigungen und dem weissen Saft befreit werden. D. maciba wird nicht roh verzehrt, sondern muss gekocht werden und wird zusammen mit Zucker oder Honig gegessen. Die kultivierten Yamswurzeln müssen zunächst geschält und dann in mehr oder weniger grosse Stücke geschnitten werden (die „kadaka“ 2-3 cm, die „batabata“ sogar noch grösser), bevor sie in Wasser gekocht werden. So können sie dann allein oder mit Beilagen wie Fisch, Fleisch, Honig, Kokosnusssaft oder Zucker gegessen werden.

Die kleinen Zwiebeln in den Blattachseln, die in Ankarafantsika sehr wenig Verwendung finden, werden auf die gleiche Weise wie die Knollen zubereitet. Ebenso können die jungen Blätter der Ovibe, die purpurrot oder braun gefärbt sind, wie Gemüse gegessen werden, aber das Fehlen der Blätter an den Pflanzen beeinträchtigt die Entwicklung der Knollen.

In Zeiten von Nahrungsmittelknappheit werden sogar die bitteren (D. antaly, D. ovinala) oder giftigen (D. sansibarensis und D. bulbifera) Yamswurzeln verzehrt. Die Bevölkerung kennt Techniken zur Eliminierung toxischer Substanzen aus diesen Pflanzen. Nach einem langdauernden Prozess des Einweichens, Waschens und Trocknens ist das erhaltene Produkt süss und von angenehmem Geschmack und kann ohne jede Gefahr verzehrt werden. Diese Knollen werden zu Mehl für verschiedene kulinarische Zubereitungen verarbeitet: lokaler Kuchen, Brei.

Studien zufolge haben sich Yamswurzeln als wirksame Heilmittel erwiesen. In den Regionen Ambositra/Ambohimahasoa und Brickaville heilen rohe Knollen Magenschmerzen, Verbrennungen, Furunkel usw… In anderen Gebieten würde D. sansibarensis oder der Saft von D. seriflora oder D. sosa Magenschmerzen heilen. Die Blätter und der Stängel der letzteren werden in Wasser gekocht und zur Behandlung von Geschlechtskrankheiten beim Mann verwendet. Die jungen Blätter von D. Alata werden zerrieben und auf der Haut ausgebreitet, um Verbrennungen zu behandeln. Auch zur Behandlung von Furunkeln werden die gleichen zerstossenen Blätter verwendet. Die trockenen Blätter, die auf natürliche Weise von der Basis der Pflanze abfallen, werden als Sud zur Behandlung von Fieber und Malaria verwendet. Im Südosten Madagaskars wird der aus den Blättern gewonnene Saft zur Behandlung einer Geflügelkrankheit (Barika) verwendet. Die Knolle von D. antaly wird bei Husten eingesetzt und die von D. seriflora soll Würmer eliminieren.  Bei den Sakalava wird die Knolle von D. Sansibarensis auch zur Vergiftung von Nagetieren verwendet.

Die Ernte von wilden Yamswurzeln belastet die Umwelt stark. Einerseits laufen die beliebtesten Yamswurzelarten Gefahr, für immer zu verschwinden. Andererseits können die riesigen Löcher, die nach der Ernte zurückbleiben, Erosion verursachen und die Flora und Fauna der Umgebung stören.

Yamswurzel in Madagaskar
Wochenmarkt

Als Reisende findet man Yamswurzel in Madagaskar nie auf die Speisekarte in den Restaurants, da die meisten denken, dass die Gäste dies nicht essen möchten. Aber wenn Sie diese Köstlichkeit gleichwohl probieren möchten und wenn Sie ein paar Tage in einem kleineren Hotel wohnen, danach zu fragen. Die Angestellten werden vielleicht erst staunen und nachfragen, warum Sie etwas so einfaches essen möchten? Wenn Sie dann erklären, dass dies für Sie etwas sehr Exotisches ist, sind sie meistens bereit, diese Yamsköstlichkeit für Sie zuzubereiten. Wenn Sie gerne Süsses mögen, lohnt sich die Variante mit Kokosmilch auszuwählen!

Wenn Sie Madagaskar mit PRIORI Reisen entdecken möchten, bringen wir sie sehr gerne an Orte, wo Sie auch das traditionelle Essen ausprobieren können. Und wenn Sie gerne mitkochen möchten, können Sie an einem von unserer Kochkurse teilnehmen und lernen, wie in Yams in Madagaskar zubereitet wird.

Welttag des Tanzes

Welttag des Tanzes Madagaskar
Tanzen Hochland Madagaskar

Der 29. April ist der Welttag des Tanzes.

Der Welttanztag wurde vom Internationalen Komitee des Tanzes des Internationalen Theaterinstitutes (ITI) der UNESCO angeregt und im Jahr 1982 erstmals ausgerufen, um den Tanz als universelle Sprache in der Welt zu würdigen.

Jeder, der gerne die Welt durch Reisen entdeckt, trifft hier und dort auf Tänze, die es in den verschiedenen Kulturen gibt. Gemeinsam ist allen, dass sie uns berühren und sogar als universelles Kommunikationsmittel funktionieren. Brücken werden über die Sprachbarrieren hinweg gebaut und ermöglichen denjenigen, die offen dafür sind, Begegnungen einer anderen Art mit den einheimischen Menschen, gefüllt mit gegenseitiger Neugier und Respekt.

Beim Zurückblicken an eigene Reiseerlebnisse kommen uns zu diesem Thema viele Momente in den Sinn. Vielleicht erinnern Sie sich an die singenden und tanzenden Kinder, die Sie im Hochland von Madagaskar angetroffen haben. Wer weiss, vielleicht haben Sie den Kindern ein europäisches Kinderlied beigebracht mit Tanzübungen dazu (unser Geheimtipp ist RAMSAMSAM).  Oder vielleicht hatten Sie das Glück und wurden zu einem traditionellen Fest eingeladen. Auch wenn Sie die anderen Gäste nicht verstanden haben, konnten Sie gleichwohl mittanzen und Ihr inneres Reisetagebuch mit ganz schönen Erinnerungen füllen, die sich schwer im Worte fassen lassen.

Vielleicht haben Sie auch spontan mitgemacht, wenn Sie eines der Dorforiginale auf der Strasse zum Singen und Mittanzen aufgefordert hat. Wenn Sie dieses Angebot angenommen haben, dann reden vielleicht die Dorfbewohner noch heute von der tanzenden Vazaha (Fremde).

Zusätzlich zu spontanen Tanzbegegnungen gibt es in Madagaskar auch die Möglichkeit, traditionelle Hira Gasy (Tanztheater) anzuschauen. Auch wenn man die Sprache nicht versteht, ist es nicht schwer, die Botschaft zu verstehen. Früher wurde dies für Aufklärung, zum Beispiel im Gesundheitswesen, benutzt und die Theatergruppen reisten von Dorf zu Dorf, um die Menschen zu unterhalten und aufzuklären. Im ruralen Umfeld gibt es immer noch Orte, wo man Hira Gasy sehen kann und man ist anschliessend beim Austausch in der Reisegruppe überrascht, welche Botschaften bei den verschiedenen Zuschauern angekommen sind.

Dass man nicht hören muss, um tanzen zu können, zeigt dieser kleine Film.

Hier tanzt eine Gruppe gehörloser Menschen und wer denkt, man müsse hören, um zu tanzen, muss umdenken. Diese Tänzer haben den Rhythmus im Blut und sie tanzen besser als viele Hörende. Wenn Sie Madagaskar mit uns bereisen möchten, können Sie gerne einen Besuch bei diesen Kindern einbauen. Sie werden sich freuen, Ihnen ihren Tanz und auch Theaterkünste vorzuführen.

Was sind Ihre Erinnerungen zu diesem Thema?

Haben Sie in Madagaskar schon einmal richtig losgetanzt? Schreiben Sie uns auf info@priori.ch und teilen Sie am heutigen Welttag des Tanzes (oder auch später) Ihre Erlebnisse mit uns!

Und wenn Sie beim Reisen immer noch nicht mit den Einheimischen getanzt haben, dann ist es jetzt vielleicht an der Zeit, eine Reise mit uns zu planen!

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Bahnhof Antsirabe Madagaskar / Gare Antsirabe Madagascar / Railway station Antsirabe Madagascar

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

1968 war Madagaskar eben (1960) unabhängig geworden. Der französische Einfluss war noch allerorts sichtbar. Was hat sich seither geändert?
Ein Reiseführer beschreibt die Route von Tananarive (wie Antananarivo damals genannt wurde) nach Antsirabe.

Quelle: Madagascar: Les guides bleus, 1968 (pages 163 – 172)

VON TANANARIVE NACH ANTSIRABE

Eisenbahn: 159 km nur von Tananarive nach Antsirabé, Linie beschrieben auf S. 115: – Transud-Busse bieten täglich ausser sonntags zu jeder Schienenbus-Ankunft (Micheline)  in Antsirabé Anschlussverbindungen nach Fianarantsoa (Gesamtfahrzeit in 13 h: 3 h 25 von Tananarive nach Antsirabé und 9 h 15 von Antsirabé nach Fianarantsoa).

Strasse: 416 km über die R.I.G. Nr. 7, geteert auf der gesamten Strecke, d.h. 170 km bis Antsirabe, 245 km bis Ambositra, 357 km bis Ambohimahasoa.

Diese Strecke wird auf ihrer gesamten Länge von Pullman-Betsileo-Bussen (in 13 bis 14 Stunden, 4 Kurse pro Woche in jede Richtung) und von Nord-Süd-Taxis (in 10 bis 11 Stunden) bedient.

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Fahrt mit dem Auto

Man verlässt Tananarive durch den Hubert-Garbit-Tunnel (S. 137) und nimmt an der Kreuzung von Befelatanana (vor dem Deich des Kriegerdenkmals) die Strasse, die durch den Vorort Soanierana führt („gute Antwort“, in Erinnerung an die Antwort des Volkes, als Radama es bat, den dort abgehaltenen Freitagsmarkt seit der Regentschaft Andrianampoinimerinas nach Ambohitsorohitra, „dem Dorf der Lerchen“, zu verlegen). Man folgt der Bahnlinie und kurz nach dem Bahnhof Soanierana (ursprüngliche  Endstation der Bahnlinie Tananarive-Côte E) überquert man diese, dann den Ikopa, einen Nebenfluss des Betsiboka-Flusses (der bei Majunga in den Kanal von Mosambik mündet) auf einer Stahlbetonbrücke von der aus man die Eisenbahnbrücke sehen kann.

Km 3: Tanjombato, ein kleines und lebhaftes Dorf, wo viele Händler ihre Stände auf beiden Seiten der Strasse aufgebaut haben; die Strasse steigt jetzt etwas an und durchquert ein Tal. Beim Km 8 hat man eine schöne Aussicht auf Tananarive, dann verläuft die Strasse durch eine kahle Region.

Km 11,5: Die Strasse durchschneidet einen Hügel (man beachte die rote Farbe der Erde = Laterit), hinter dem eine ziemlich scharfe Kurve verläuft; die Landschaft ist mit vielen roten strohgedeckten Häusern übersät.

Km 14,5: Auf einem Hügel das Grab einer Adelsfamilie, umgeben von einer Palisade.

RN7_Madagaskar
RN7_Madagaskar

Km 16: Man fährt unter der Eisenbahnlinie durch in der Nähe des kleinen Bahnhofs von Anjomakely, und fährt einen Hügel hoch, den die Eisenbahnlinie in einem Tunnel unterfährt, so dass man sie links von der Strasse bald wiederfindet. Jetzt steigt man ins Tal des Sisaony hinab, ein Nebenfluss des I’lkopa, den man in der Nähe des Dorfes Ambatofotsy (22 km) überquert; hier befindet sich auch die Kreuzung der Strassen, die links nach Andramasina und rechts nach Fenoarivo führen (S. 159) Diese Strasse führt dann weiter nach Arivonimamo und nach lmerintsiatosika (S. 159).

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Variante von Ambatofotsy nach Beheniy, über Andramasina (dieser Umweg verlängert die Reise um etwa zehn Kilometer auf einer unbefestigten Nebenstrasse; er wird dem langsam Reisenden empfohlen, da er so die Wasserfälle von Sisaony sehen kann).

Von Ambatofotsy (heute wohl Tsiafahy) führt die Strasse das Tal des Sisaony hinauf und durchquert das kleine Dorf Ankorona (9 km von Ambatofotsy entfernt);

Km 17: Andramasina (Unterkunftsmöglichkeit, Post, Krankenhaus mit Arzt) S.P. Die Fälle des Sisaony sind ganz in der Nähe. Ein kleiner Wald, in dem mehrere Picknick-Kioske aufgestellt sind, beherrscht das Tal, der Fluss an dessen Ufer man feine Sandstrände findet breitet sich hier aus; auf einem  Hügels liegt ein grosses Grab der ehemaligen Adligen des Dorfes im Schatten von heiligen Platanen und anderer dichter Vegetation. Von Andramasina nach Behenjy führt die Strasse (etwa 15 km) durch das Dorf Antsorindrana und überquert die Eisenbahnlinie und den Fluss Andromba, bevor sie wieder auf die Hauptstrasse trifft.

Der Hauptstrasse entlang finden wir unweit von Ambatofotsy auf der rechten Seite einen Sumpf, der von einem Berg überragt wird. Hier kann man alte Gräber sehen.

Hochland_Madagaskar
Hochland_Madagaskar

Km 23,5: Rechts führt ein Weg zu einer Waldstation; unmittelbar danach sieht man einen Hügel vor sich, dann links einen Steinbruch. Etwa 1 km weiter lässt man ein kleines  Bambusdickicht links liegen, die Strasse steigt an und erreicht das kleine Dorf (26 km) Ambalavao; die Strasse steigt weiter an.

Bald darauf entdeckt man in der Ferne das Ankaratra-Massiv (S. 174) und durchquert junge Eukalyptuswälder.

Km 28,5: Ein Pfad führt rechts hinunter ins Andromba-Tal, wo sich ein kleiner Sandstrand befindet. Die Strasse führt wieder abwärts, und der Fluss ist bald auf der rechten Seite zu sehen.

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Km 30: Tsinjony, ein kleiner Weiler, nach dem man unter einer Stahlbetonbrücke der Antsirabé-Eisenbahn hindurchfährt. Die Strasse führt wieder hinauf in ein kahles Gebiet, wo man hier und da einige Eukalyptuswäldchen und Steinhaufen sehen kann, die an riesige Kieselsteine erinnern. Bald sieht man im Tal wieder die Eisenbahnlinie, die man auf einer Brücke überquert; dann nähern wir uns grossen Felsen und überqueren bei (ca. 33 km) Amboasary das “lächelnde“ Tal von Andromba, dem man ein Stück weit folgt: Wasserfälle, auf der linken Seite. Wir steigen wieder hinauf, um (39 km) einen Pass zu erreichen. Drüben überqueret man nochmals den Fluss. Nachdem man ein Tälchen mit schönen Farben überquert hat, geht es hinunter nach (43 km) Behenjy (Eisenbahn, S. 116; Postamt), ein malerisches Dorf und gut bewässerter Ort. Nach Osten führt eine Strasse nach (ca. 15 km) Andramasina, nach Westen eine (ca. 40 km) nach Imerintsiatosika (S. 159) und Arivonimamo. Nicht weit von Behenjy, auf dem Berg Iharanandriana, findet man Ruinen von Hova-Militäranlagen.

Die Strasse verlässt das Andromba-Tal und man erreicht eine Hochebene, die mit einigen Eukalyptuswäldern bepflanzt ist. Im Hintergrund erkennt man wiederum das Ankaratra-Gebirge.

Km 23: Ein Bach wird überquert und bald fährt man wieder unter einer Eisenbahnbrücke hindurch, die Strasse führt wieder ins Amdromba-Tal hinunter, das in der Nähe des Bahnhofs von (55 km) Andriambilany überquert wird: langsamer werden. Eine Nebenstrasse führt rechts nach (5 km) Manjakatompo (S. 173). Das Tal ist mit Reisfeldern bebaut, und der Flusslauf, mit einigen Stromschnellen (68 km), verläuft in einer sehr schönen Landschaft.

Km 68: Die Strasse führt bergan und durch wunderschöne Eukalyptuswälder, bevor sie hinunter nach Ambatolampy führt.

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Ambatolampy (Eisenbahn, S. 116; Hotel/Restaurant: Au Rendez-vous des Pêcheurs, Tel. 4; Le Marseillais, Tel. 5), 10.000 Einwohner, S.P. wichtiges Fremdenverkehrszentrum (Beschreibung von Ambatolampy und Umgebung siehe S. 173).

Tsinjoarivo Madagaskar MadagascarEin Umweg auf der linken Seite ermöglicht es eiligen Reisenden, die Stadt zu umfahren. Auf diesem Umweg zweigt links eine Nebenstrasse ab, die nach (46 km) Tsinjoarivo (S. 174) führt.

Wenn wir Ambatolampy verlassen, fahren wir rechts am Musterbauernhof der kanadischen Brüder vorbei, und dann steigt die Strasse etwa 5 km lang leicht an in einer hügeligen Landschaft, in den Mulden liegen Reisfelder. Dann erreichen wir ein riesiges Plateau, das gerade wieder aufgeforstet wird.

Km 88: Ambohimandroso (Eisenbahn, S. 116), ein Dorf, ein Eisenbahndorf und wo samstags ein wichtiger Markt abgehalten wird; auf der rechten Strassenseite sind einige Stelzenhäuser zu sehen. Fährt man auf der weiten Hochebene weiter, hat man von Zeit zu Zeit schöne Ausblicke auf das Ankaratra-Massiv. Auf der linken Seite schlängelt sich der Fluss Onive durch die Landschaft.

Km 110: Sehr gefährliche Kurve, in deren Mitte sich eine schmale Brücke über die Eisenbahn befindet.

Km 111: Ilempona, Kreuzung, von der aus eine Strasse ostwärts nach (3 km) Antanifosty abzweigt. (Übernachtungsmöglichkeit, Post, Krankenhaus mit Arzt, S.P.; zwischen diesen beiden Dörfern liegt der Zusammenfluss von Ilempona und Onive).

Diese beiden Flüsse münden in den Mangoro, ein Fluss, der zwischen Mahanoro und Nosy-Varika in den Indischen Ozean mündet: Die Strasse folgt also mehr oder weniger der Wasserscheide, denn der Sisaony und der Andromba, die kurz vor Ambatolampy angetroffen wurden, sind im Gegenteil Teil des Ikopa-Betsiboka-Systems, das nach Majunga entwässert wird.

Unterwegs in der Region Ambatolampy
Unterwegs Ambatolampy – Tsinjoarivo

Km 112: Die Strasse führt durch einen Mimosenwald, der Ende Juni blüht; kurz darauf trifft man auf eine weitere gefährliche Brücke. Reisfelder und Mimosenwälder wechseln sich ab, dann verengt sich die Hochebene zum immer engeren Ilempona-Tal, durch das man hinauffährt.

Km 121: Das Tal wird tiefer und die Strasse folgt dem mit Stromschnellen durchsetzten Fluss; einige Plattaus sind mit Reisfeldern besetzt. Wir überqueren den Ilempona bei (122 km) Andavabato, einem Weiler, von dem aus sich die Strasse in zahlreichen Kurven auf die Sambaina-Hochebene hinaufschlängelt. Über zwei unbewachte Bahnübergänge wird ab Kilometer 133,9 die Bahn nacheinander überquert; nach dem zweiten zweigt eine Strasse auf der rechten Seite nach (47 km) Faratsiho, S. 174, ab.

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

Km 135: Sambaina (Eisenbahn, S. 117; Übernachtungsmöglichkeit, Post, Spital mit Arzt); etwa 5 km von Sambaina entfernt trifft man auf die ersten weissen Häuser des Betsileo-Landes: Es handelt sich in der Tat um eine Übergangsregion zwischen Imerina- und Betsileo-Land, da letzteres erst jenseits von Antsirabé beginnt.

Km 157: Andranomanelatra, ein sehr malerisches Dorf mit weissen Häusern: die Strasse ist von Indochina-Kiefern gesäumt, die dem Ganzen viel Charakter verleihen.

Km 164: Bahnübergang, Flugplatz, zuerst links, dann rechts, die Abzweigungen nach (53 km) Faratsiho und nach (36 km) Zarazafy.

Km 166: Strasse zum Andranobe-See (S. 180); die erste Quelle von Antsirabé ist in einer Mulde zu sehen (kleiner Kiosk, links), dann verläuft die Strasse entlang einem von Indochina-Kiefern gesäumten Reitweg: Dies ist die Grenze des Ost-Parks, wo man nach Antsirabé einfährt.

Km 170: Antsirabé (Eisenbahn, S. 117), 27.000 Einwohner, Hauptort der Präfektur Vakinankaratra, Kurort und Haupttouristenzentrum des Hochlandes. (Siehe S. 176 für eine Beschreibung der Stadt und ihrer Umgebung).

1968: auf der RN7 von Antananarivo nach Antsirabe

PRIORI, die Reiseorganisation für Madagaskar www.madagaskarhaus.ch

Mozea Akiba Museum Mahajanga

Mozea Akiba Museum in Mahajanga, Madagaskar

Das Mozea Akiba Museum der Universität in Mahajanga an der Nordwestküste von Madagaskar greift Regionalgeschichte auf und vermittelt zudem erdgeschichtliche Fakten

Madagaskar hat nur wenige Museen und kaum welche, die ihren Namen wirklich verdienen. In der Küstenstadt Mahajanga, die auch Majunga oder Mahajunga geschrieben wird, unterhält die dortige Universität ein kleines Museum, das bestimmt einen Besuch lohnt.

Das Museum blickt weit zurück in die Urgeschichte, als Dinosaurier in der Region lebten und eine der gefundenen Arten wurde sogar in Ehrung der Stadt mit Majungasaurus atops benannt. Nicht weit von Mahajanga entfernt befindet sich im Ort Berivotra in einer Sedimentschicht eine grosse Ansammlung an gut erhaltenen Dinosaurierknochen. Versteinerte Knochen sind im Museum zu finden, wie auch versteinertes Holz.

Madagaskar ist eine geologische Perle mit vielfältigem Vorkommen an Edelsteinen und Halbedelsteinen. Nicht nur Geologen fasziniert der alte Teil von Gondwanaland, sondern auch Händler aus aller Welt. In der Gegend um Mahajanga finden sich begehrte Abbaustellen. Das Museum berichtet davon und macht die Besucher aufmerksam auf die verborgenen Schätze des Bodens. Auch das bei Weitem noch nicht erforschte Höhlensystem von Anjohibe, ein weitverzweigtes Netz an unterirdischen Schluchten, Kathedralen und Ablagerungen, findet im Museum Erwähnung.

Über die Geologie führt das Museum in die Geschichte der Region und in ihre kulturelle Dimension. Mahajanga stand immer im Focus des transmaritimen Handels im westlichen Indischen Ozean. Daraus entstanden Handelsposten und gar Städte mit swahilisch-arabischem Flair. So erinnert die Altstadt von Mahajanga mit ihren schweren Holztüren, verziert mit Schnitzereien und Metallknöpfen an Zanzibar. Diese Episode von ein paar hundert Jahren ist noch nicht aufgearbeitet.

Das Mozea Akiba Museum gibt ethnologische Einblicke in die Volksgruppe der Sakalava, der vorherrschenden Ethnie der Region. Diese musste sich aber vor 200 Jahren dem Volk der Merina aus dem Hochland unterwerfen. Das Museum zeigt historische Fotos von Merina-Festungen entlang der Westküste.

Dieses Universitätsmuseum ist das einzige Museum in Mahajanga und versucht daher, die Region ganz breit zu betrachten. Museumsdidaktik ist in Madagaskar noch ein kleines Wort. Zudem ist das Budget schmal und daher muss der Anspruch an Unterhalt und Präsentation tiefer geschraubt werden. Doch der Ort auf dem Gelände der Universität wird gern von Schulklassen besucht. Für viele Schüler und Schülerinnen öffnet das Museum ein neues Fenster zu Ihrer Umwelt.

Während Ihres Besuchs der Küstenstadt Mahajanga können sie gerne das Mozea Akiba Museum besuchen. Die Infotexte sind in französischer Sprache geschrieben.

Schuhmanufaktur in Madagaskar

Schuhmanufaktur in Madagaskar

Erfahrene Schuhmacher fertigen Schuhe in der Schuhmanufaktur in Madagaskar an

In Madagaskar fand ein junger Unternehmer nicht jene Schuhe für sich, die er sich wünschte. Nun stellt er sie selber her. Seine Schuhfabrik mitten in der Hauptstadt Antananarivo ist ein Zimmer gross, beschäftigt aber vier Leute. Alles erfahrene Schuhmacher.

Madagaskar hat eine lange Tradition in der Herstellung von Schuhen. Es gab sogar noch bis in die 1980er-Jahre eine Schuhfabrik des tschechischen Herstellers Bata. Nur ein einziger etwas grösserer Betrieb hat überlebt und ein paar einzelne Schuhmacher, die auf Bestellung Schuhe anfertigen. Oft Luxusmodelle aus Krokodilleder in der Höhe eines Jahresgehalts eines Lehrers. Derweil wird der Markt überschwemmt mit billigem Schuhwerk aus China, oft Plastikware.

Zu sagen ist, dass auch heute noch die Mehrheit der Landbevölkerung barfuss geht. Falls auf dem Land jemand Schuhe trägt, dann sind es meist Plastiksandalen ‘made in China’ oder selbstgefertigte Sandalen aus Autoreifen. Dabei verfügt Madagaskar mit seinem Reichtum an Rindern über ausgesprochen gutes Leder. Das madagassische Zebuleder ist auf dem Weltmarkt gefragt und wird exportiert, so auch nach Italien, um Schuhe herzustellen.

Gegen den Trend der Importware produziert Mparany Ratsimbazafy mit einem kleinen Team zwar auch Schuhe nach Mass und dies mit Maschinen des letzten Jahrhunderts. Doch seine Preise sind erschwinglich.

‘Ich produziere meine Schuhe so, wie ich es für mich selbst wünsche. Qualität und Handwerk sind mir wichtig’, sagt er stolz und hat daher seine Marke ‘Liberty’ genannt.

Der Betriebsökonom arbeitete nach seinem Studium in verschiedenen Branchen und traf dann – Zufall – einen ehemaligen Schuhmacher der alten Bata-Fabrik. Mit einer Minimalinvestition begannen sie 2015, Schuhe herzustellen: viel Handarbeit, betagte Maschinen, aber mit der Qualität von hochwertigem Leder und Meisterhänden. Ein paar Schuhe anzufertigen dauert normalerweise etwa eine Woche bis zur Lieferung. Potentielle Kunden finden das Atelier kaum im Gewirr der innerstädtischen Gassen von Antananarivo. Natürlich wäre ein richtiger Showroom an einem frequentierten Ort ein gravierender Vorteil. Doch derweil begnügt sich der Schuhfabrikant mit einer Holzwand, die das Atelier von der Schuhausstellung trennt.

Der Firmenchef Mparany agiert als Unternehmer, Arbeitgeber, Webmaster, Verkäufer. Multitasking gehört für den 30-Jährigen zum Alltag. Mparany Ratsimbazafy wurde als junger Start-up-Unternehmer bereits ausgezeichnet – in Konkurrenz zu 34 anderen Kandidaten.

Im Rahmen eines Aufenthalts mit PRIORI können Sie die Schuhmanufaktur in Madagaskar zu Beginn Ihrer Reise besuchen. Auf Wunsch fertigt das Mikrounternehmen auch Schuhe nach Mass für Sie an. Am Ende Ihrer Reise sind die Schuhe fertig: ‘vita gasy’ (in Madagaskar hergestellt).

Wäsche waschen in Madagaskar

Wäsche waschen in Madagaskar

Wie wäscht man eigentlich Wäsche in Madagaskar?

Eine Reise durch Madagaskar verursacht Schweiss und Staub. Also Wäsche. In so gut wie allen Hotels kann man seine Wäsche zur Reinigung geben. Allerdings sind dazu meist zwei Nächte Aufenthalt nötig. Am Abend ankommen und morgens seine gewaschenen Kleider entgegennehmen geht nicht.

Zwei Tipps sind wichtig:

Nehmen Sie Waschmittel in Tubenform mit für Ihre Handwäsche. Die Kleider sind ja meist einfach verschwitzt und nur etwas staubig. Am Abend handgewaschen sind sie morgens trocken. Im Hotelzimmer. Ein mitgebrachter (aufblasbarer) Kleiderbügel erleichtert den Trocknungsvorgang. Auf dem Hochland wird im Juli ein Hemd über Nacht kaum trocken, im Oktober hingegen schon.

Bei einem Aufenthalt von zwei Nächten im gleichen Hotel ist es so gut wie immer möglich, seine Wäsche abzugeben und vor der Weiterreise wieder in Empfang zu nehmen. Draussen im Land hat so gut wie keines der Hotels eine Waschmaschine oder gar einen Tumbler. Gewaschen wird von Hand und getrocknet wird die Wäsche an der Sonne und im Wind.

Das Waschen der Kleider ist in den Hotels relativ teuer und die Wäscherinnen kriegen nur einen mageren Anteil davon. Daher mag es sein, dass die Waschfrau Ihnen die Wäsche direkt übergeben will und das Geld gleich einkassieren möchte. In Umgehung der Hotelverwaltung ergibt dies auch die Möglichkeit einer Preisreduktion. Seien Sie hier gnädig mit der Waschfrau und bezahlen Sie, was sie verlangt.

Bedenken Sie auch, dass an vielen Orten Wasser ein kostbares Gut und Seife teuer ist.

Gehen Sie davon aus, dass Sie sowieso zuviel Kleider für Ihre Tour durch Madagaskar mitnehmen. Für einen Mann reichen zwei oder drei Hemden, die unterwegs gewaschen werden. Eine Frau mag zwar etwas mehr Kleidung veranschlagen, aber tatsächlich mit etwas Waschplanung auch mit weniger Kleidervolumen auskommen. Gut zu wissen ist, dass in Madagaskar die Kleidungsvorschriften sehr locker sind.

Die Kleiderwahl hängt natürlich von der Jahreszeit und der Reiseroute ab.

Die Jahreszeiten sind gegenläufig zu den europäischen. Im Juli ist es kalt und im Januar sehr heiss.

In Madagaskar sind drei Höhenlagen zu beachten:

Meereshöhe, Hochland und alpine Zonen. Im Juli ist es auf Meereshöhe tagsüber um die 20 Grad warm, auf dem Hochland (Antananarivo – Fianarantsoa) um die 10-15 Grad und in alpinen Regionen (Pic Boby) auf Nullgradniveau. Nachts jeweils 10 bis 15 Grad kälter. Im Januar hingegen bewegen sich die Temperaturen überall 10 und mehr Grad höher. Im Januar ist auf Meereshöhe mit 35 Grad und mehr zu rechnen. Die Temperaturschwankungen tagsüber werden von Reisenden oft übersehen und führen zu Erkrankungen. Ein typischer Tag im August in Antananarivo beginnt morgens um 7 Uhr mit 18 Grad, mittags mit 24 Grad und um 17 Uhr mit 25 Grad. Sobald aber die Sonne um 17 Uhr 30 untergeht, fällt die Temperatur schnell auf 15 Grad. Um 20 Uhr mag es dann empfindlich kalt sein — und man ist noch im T-Shirt. Entscheidend ist immer, ob und wie stark es windet.

Was krank macht ist meist nicht die Tagestemperatur, sondern der Wind, respektive der Durchzug. Die Häuser sind meist nicht „windgeschützt“ gebaut. Im Auto neigt man zu Frischluft = Durchzug.

Typischerweise erkälten sich viele Reisende auf dem Rückflug: sie steigen mit leichter Kleidung ins Flugzeug und während des zehnstündigen Fluges führt die Dauerventilation zur Erkältung.


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