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Andasibe – Tamatave

1300 – Andasibe – Tamatave

Die Fahrt von Andasibe führt zunächst noch ein kurzes Stück durch den Regenwald. Bald schon ist links und rechts der Strasse nur noch Sekundärwald mit Ravinala oder Bambus zu sehen.


Nach dem erlebnisreichen und eindrucksvollen Aufenthalt im schönen Bergregenwald von Andasibe verlassen wir schweren Herzens die wuchernde tropische Landschaft. Entlang der Küstenebene fahren wir zunächst durch Brickaville und gelangen schliesslich zur Hafenstadt Tamatave. Es sei denn wir legen einen Zwischenhalt in einem der Küstenorte ein. 

Von Andasibe – dem alten Périnet – aus startend, legen wir unterwegs eine kurze Pause im kleinen Dorf Antsampanana ein. Diese Ortschaft ist für ihren üppigen Obstverkauf bekannt. Die verschiedenen exotischen Früchte wie die gut riechenden Wassermelonen, die süssen Stachelannonen (Korossol), die fleischsaftigen Zimtäpfel (Cherimoya), die köstlichen roten Rambutan (chinesische Litschis), die duftenden Jackfrüchte…. werden an reichhaltigen Ständen in Hülle und Fülle angeboten. Hier werden sie frisch gepflückt verkauft, sie sehen wirklich frischer und appetitlicher aus, denn schliesslich kommen sie direkt von den Bauern aus den umliegenden Dörfern. Diese kleine Stadt liegt recht verkehrsgünstig an der Verzweigung der Nationalstrasse 2 nach Tamatave und der Nationalstrasse 11a nach Vatomandry und Mahanoro. Dies sind malerische Küstenorte am langen Kanal von Pangalanes. Richtung Tamatave gelangt man zum beliebten und erholsamen Ausflugsort Akanin’ny Nofy (Nest der Träume).

Andasibe – Tamatave
Nach paar Kilometern erreichen wir die Stadt Brickaville, auf madagassisch heisst diese schöne Ortschaft Ampasimanolotra oder Vohibinany. Von dort geht es auf einer holprigen Piste rund 22 km bis zum sehr bekannten Badeort Ambila Lemaitso. Er liegt ideal auf einer Landzunge zwischen Meer und dem Pangalanes-Kanal, ein idyllischer Rückzugsort abseits der grossen Strasse und der lärmenden Stadt.

Das Kleinstädtchen Brickaville liegt am Fluss Rianala und ist ein grosses Obstanbaugebiet. Bei der Durchfahrt links und rechts der Nationalstrasse sehen wir die riesigen Zuckerrohrfelder und rund um die malerischen Dörfer wachsen üppig die Kaffeesträucher, die grossen Citrus- und Litschibäume und die tropischen Brotfruchtbäume. Weitherum bekannt sind auch die Bananen von Brickaville. Der Name Brickaville geht zurück auf den Franzosen Charles Bricka, der während der Kolonialzeit in der Gegend als Verwalter für die Exportprodukte tätig war. Die Waren wurden damals am schnellsten mit dem Güterzug in die Hafenstadt Tamatave verschifft.

Wir fahren weiter bis zur Küste und begegnen immer öfter den vielen Lastwagen und Tanklastwagen. Viele Produkte werden in Richtung Ostküste oder in der Gegenrichtung aufs Hochland transportiert. Unterwegs geniessen wir die schöne wuchernde tropische Landschaftsküste Madagaskars. Die luftigen Palmenhütten bestehen aus einem einzigen Raum und sind auf Pfählen aus der Ravinala Palmen oder “Baum der Reisenden“ gebaut, die den feuchtwarmen Klimabedingungen gut angepasst sind. Auch die Dächer bestehen aus den Blättern des Ravinala.

Andasibe – Tamatave
Wir bemerken sofort, dass die hiesigen Betsimisaraka Volkstämme (“die Vielen, die sich nicht trennen lassen“) einen ausgeprägten Gemeinschaftssinn haben. Die betagten Personen sitzen meistens vor ihrer Türschwelle mit ihren Enkelkindern und sie geniessen wie überall hohes Ansehen. Sie tragen gern das bunt bemalte traditionelle Tuch oder “Lamba Oany“ bei Familienzeremonien, aber auch im Alltag und wickeln dies geschickt rund um ihre Hüften. Im Winter oder wenn es kühl wird, legen die Frauen ein weiteres Tuch um die Schultern. Eine schöne Tracht für alle Küstenbewohner Madagaskar!

Der Betsimisaraka Stamm kennt sich mit vielen Heilpflanzen und deren Wirkstoffen sehr gut aus. Die alten Rezepte haben sie von ihren Vorfahren geerbt. Die verschiedenen Kräuter werden meist vor Sonnenaufgang gepflückt und gegen die üblichen Krankheiten wie Bauch- oder Kopfschmerzen oder für die Wundheilung angewendet. Es werden auch Salben gemischt mit Asche und bestimmten Blättern hergestellt.

Madagaskar ist auch sehr reich an unerforschten Heilpflanzen. Die Inhaltstoffe der Artemisia gegen Malaria werden zum Beispiel in letzter Zeit nach Europa und China exportiert. Die Medizinmänner oder Ombiasy haben ein umfangreiches Wissen über die Heilkraft von Pflanzen. Von den 18 Ethnien auf der ganzen Insel nutzen die Betsimisaraka und die Tanala Volkstämme (die Volksgruppe aus dem Wald) die Pflanzen des Urwalds in vielfältiger Form zur Herstellung von Naturmedizin: aus Wurzeln, Rinde, Blättern oder Samen werden Heilgetränke gekocht.

Die Malaria oder „Tazo“ gehört leider zu Madagaskars Volkskrankheit Nr. 1. Besonders die Küstengebiete an der Ostküste zwischen Mananara und Toamasina sind betroffen, aber natürlich auch das Hochland. Diese Krankheit wird durch den Stich der weiblichen Anopheles-Mücke auf den Menschen übertragen. Die Symptome sind Grippegefühl, Nacken- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost, auch Schweissausbrüche. Kinder unter fünf Jahren sind während der Regenzeit am meisten von dieser Krankheit betroffen. Ein grosser Teil der Landbewohner lebt sehr bescheiden, sie können sich die nötigsten billigen Medikamente nicht leisten. Sie setzen darum auf eine Behandlung mit den heimischen Kräutern. Gegen die Malaria werden zum Beispiel häufig Eukalyptus-, Orangen- und Papaya-Blätter inhaliert und auch als Tee getrunken.

Andasibe – Tamatave
Schliesslich erreichen wir die bedeutendste Hafenstadt Madagaskars. Sie ist auch als “die Stadt der Rikschas“ an der Ostküste bekannt. Die bunt bemalten Pousse Pousse fallen sofort in die Augen. Auffällig sind auch die breiten palmengesäumten Boulevards mit den schönen Villen aus der Kolonialzeit, der lebhafte Markt mit den verschiedenen Gemüse- und Obstsorten. Die kilometerlange, belebte Strandpromenade verleiht dieser Stadt zusätzlich eine angenehme Atmosphäre. Toamasina oder Tamatave wird wegen ihrem Import und Exporthafen als die “Lunge Madagaskars“ betrachtet. Willkommen in der Stadt mit den vollen, betörenden Gerüchen aus Vanille und Nelken!

August 2020, geschrieben von: Koloina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

 

Andasibe Parks

1230 – Andasibe Parks

Andasibe ist das am meisten besuchte Naturreservat, denn es liegt nur rund drei Autostunden von der Hauptstadt entfernt.

 

Es hat hier viele Hotels – für jedes Budget. Es lohnt sich, einen Aufenthalt von zwei bis drei Tagen einzuplanen, denn es gibt zwei grosse offizielle Parks, aber auch drei kleine, die von Vereinen oder der Dorfbevölkerung geführt werden. Auch das Dorf Andasibe selbst ist ein Besuch wert.

Am frühen Morgen hört man die singenden Lemuren bzw. die Indri Indri. In jedem Winkel des Regenwaldes ist dieser melodiöse morgendliche Territorialgesang mit fast mystischem Klang zu vernehmen und es ist höchste Zeit, das Regenwaldreservat, bedeckt mit tropischer Vegetation, zu erkunden. Es lohnt sich, 2 oder 3 Tage in Andasibe zu verweilen, denn die Wanderungen durch den Wald gehören zu den nachhaltigsten Eindrücken auf einer Reise an die Ostküste.

Bei der heutigen Wanderung durch den Park steht dieser grösste Lemur von ganz Madagaskar im Fokus. Nicht weit vom Dorf Andasibe entfernt liegt das Spezialreservat Analamazaotra. Dieses Schutzgebiet umfasst ca. 800 ha und besonders bei schönem Wetter ist der Gesang der Indri Indri ein sensationelles Erlebnis, er hallt 1 bis 3 km durch den Wald, denn bei Tagesanbruch oder kurz vor der Dämmerung markiert die Gruppe damit ihr Territorium oder auch um mit anderen Gruppen zu kommunizieren. Aber es ist nicht nur ihre Stimme, die Tiere zu etwas ganz Besonderem macht, sondern auch ihr Aussehen und ihre Kräfte!

Dieser Riesenlemur von ca. 90 cm Grösse hat ein schwarzweisses Plüschfell und ist der einzige Lemur auf ganz Madagaskars, der nur einen Stummelschwanz besitzt, was ihm das Aussehen eines kleinen Bärchens verleiht. Seine langen Hinterbeine sind enorm und kräftig, und damit kann er bis 9 m weit springen. Sie können sich dabei sogar in der Luft umdrehen! Ein grossartiges Schauspiel, das die Besucher nicht verpassen dürfen!

Der Indri Indri lebt in einer Einehe und in einem engen Familienverbund von 2 bis 5 Lemuren pro Gruppe. Sie ernähren sich von einer Mischung aus etwa 60 frischen Blättern, wilden Nüssen und Früchten, darum ist es den Forschern noch nie gelungen, diese Spezies in Gefangenschaft zu halten.

Die Madagassen bezeichnen die Indri Indri als Babakoto, wörtlich bedeutet dies “der Vater von Koto“ und die Legende erzählt von einem Bauern namens Koto, der im Wald einen Baum bestieg, um wilden Honig zu sammeln. Er wurde von den Bienen arg zerstochen, verlor dabei den Halt und wurde glücklicherweise von einem Indri aufgefangen. Von nun an betrachtete er diesen Lemuren als sein Lebensretter, bzw. als seinen Vater. Viele Legenden über diese Lemurenart erklären die Wertschätzung, die die Einheimischen ihrem “Vorfahren“ entgegenbringen, denn beide stammen ja aus der gleichen Evolutionslinie.

Andasibe Parks
Welch eine Schatzkiste der Natur! Neben diesen Indri lassen sich auch andere Lemurenarten in ihrer natürlichen Umgebung beobachten: Dazu gehören die grauen Baumbuslemuren mit ihrem starken Gebiss. Wie der Name verrät, ernähren sie sich von Bambussprossen und den jungen Blättern. Die Braunen Lemuren leben in viel grösseren Gruppen in den Waldgebieten und fressen verschiedene Früchte, u.a. die wilden Goyaven.

Die vielen Wanderwege laden zu ausgiebigen Erkundungstouren ein und die Ornithologen kommen natürlich auf Ihre Kosten, denn begleitet vom fröhlichen Gesang der vielen einheimischen Vögel, wie des seltenen Rotstirn-Couas, der schillernden Blauen Madagaskartaube, des flickenden Paradiesschnäppers oder des lauten schwarzen Vasa-Papageis… geht man die zahlreichen Wanderwege entlang.

Die ortskundigen lokalen Führer sind auch in der Lage, die urtümlichen Chamäleons, die gut getarnten Geckos oder die winzigen Frösche… in der üppigen Vegetation zu zeigen, wo unsereiner nie ein Lebewesen vermuten würde.
Bei den Madagassen haben die Chamäleons einen hohen Stellenwert und sie sind besonders gefürchtet. Faszinierend ist die Vielfalt der über 50 Chamäleonarten, mal mit kantigem Kopf, mit Nasenlappen oder mit Hörnern auf der Nase!

Andasibe Parks
Auch wenn die Besucher am Tag schon vielen Vertretern der heimischen Fauna begegnet sind, beobachtet man sie mit ganz anderen Augen bei einer Nachtwanderung.
Gross leuchten die Pupillen des winzigen Mausmakis, hat man sie erst einmal im Schein der Taschenlampe entdeckt. Hoch oben in den Baumkronen blinzeln einem weitere nachtaktive Lemuren wie der Wollmaki beim Fressen von Blättern und Früchten entgegen. Die Fettschwanzmakis halten eine Art Winterschlaf, sind meistens in der Sommerzeit zu finden. Manchmal genügt es schon mit einer starken Lampe das Geäst der Bäume in der Nähe des Hotels oder auch entlang der Strasse anzustrahlen. Die reflektierenden Augen verraten den Aufenthaltsort der Nachtlemuren.

Wenn man über die erdige Piste ca. 20 km bis zur Südgrenze des Regenwaldreservates (nur mit Geländewagen befahrbar wegen des schlechten Zustandes der Piste) fährt, gelangt man zum schönen und ursprünglichen Mantadia Nationalpark, wo man mit etwas Glück, den schwarzen Diadem-Sifaka sehen kann. Hier hat diese Art ihr Refugium gefunden, sie sind nicht so schwer wie die Indris, haben aber mit ihrem schönen Fell einen beeindruckenden Anblick und finden in diesem östlichen tropischen Bergregenwald die richtige Blattnahrung. Anscheinend gibt es in den verschiedenen Parks auf Madagaskar insgesamt neun Arten dieser Sifakas. Diese entdeckt man nur im Trockenwald des Westens und hier im Regenwald des Ostens.

Ebenfalls einen Besuch wert ist die private Naturanlage des Hotels Vakona Lodge. Auf einer Halbinsel tummeln sich die halbzahmen Bambuslemuren und die Varika im Freien. In diesem Park von ca. 200 ha sind auch die ungiftigen Schlangen, mit dem herzförmigen Kopf, die sogenannten Hundskopfboas zu finden.

Der Park ist besonders bekannt für die Zucht der rar gewordenen Nilkrokodile, auch das grösste Landraubtier, der Fossa, der auf Madagaskar im Trocken- und sowie im Regenwald zu finden ist, kann man hier zu Gesicht bekommen.

Bei den Wanderungen durch den Wald, der in seinem ursprünglichen Zustand belassen ist, findet man detaillierte Beschreibungen über die fremden oder endemischen Baumsorten im Park. Dabei hat man einen Überblick über die grossen Bastpalmen, die einzigartigen “Bäume der Reisenden“, die schönen Schlingpflanzen, die nur auf der Insel heimischen Kakteen, die wertvollen Heilpflanzen, die schönen dekorativen Baum-, Geweih- und Nestfarne und noch viele mehr… denn schliesslich ist doch der tropische Bergregenwald für die Reichhaltigkeit der tropischen Pflanzen sehr bekannt.

Andasibe Parks
Madagaskar ist auch berühmt als das Traumland der Orchideen, auf der Insel gibt es eine Rekordzahl von mehr als 1’000 Arten. In den dichten und feuchten Regenwäldern von Andasibe erkennt man sofort die Aeranthus an ihren herabhängenden Sprossen oder die Kometenorchideen mit den schneeweissen Blüten. Sie leben hauptsächlich als Epiphyten (Aufsitzer) auf den Stämmen der Bäume oder auf einer Palmenart und in der Blütezeit von Oktober bis Dezember präsentieren sie ihre ganze Pracht in allen Farben und Formen.

Andasibe Parks   
Zu den verschiedenen Schutzgebieten in diesem tropischen Bergnebelwald von Andasibe zählen:

Das Spezialreservat von Analamazaotra:
Mit 810 ha und auf ca. 1’000 m über dem Meeresspiegel ist es ein leicht erreichbares Schutzgebiet, das nicht weit von der Nationalstrasse 2 entfernt liegt, deswegen lockt es alljährlich zahlreiche Reisende an.
Die Wege in diesem Park sind gut ausgebaut und die wenigen Steigungen nicht besonders schwierig, also empfehlenswert auch für Besucher ohne gute Kondition.
Dieses erste Waldschutzgebiet Madagaskars wurde im Jahre 1908 gegründet und bekam 1970 den Status eines “Spezial-Reservates“, wegen der hier lebenden seltenen Lemuren den Indri Indri. Nicht umsonst hat es den Namen “Indri-Spezialreservat“ bekommen.

Nicht nur Lemuren machen die Wandertouren in diesem Reservat so reizvoll, sondern auch die vielfältige Flora. Die Ufer des Lac Vert und Lac Rouge und die Wasserläufe und Teiche beherbergen eine Vielzahl von Wasser und Sumpfpflanzen, sowie eine reichenhaltige Insektenfauna.

Der Nationalpark von Mantadia:
Dieser Nationalpark besteht seit 1989, er liegt ca. 1’500 m über dem Meeresspiegel. Er umfasst ca. 10’000 ha Primärwald und beheimatet eine noch reichere Fauna und Flora als das nahe gelegenen Analamazaotra Reservat.
Da die Piste dorthin auch bei Trockenzeit schlammig und matschig und in der Regenzeit mit dem Geländewagen überhaupt nicht befahrbar ist, empfängt dieser Nationalpark nicht so viele Besucher. Die angelegten Wanderwege sind leider nicht befestigt, das macht zwar den Marsch etwas beschwerlich, aber es ergibt sich die Möglichkeit andere Lemuren- sowie zahlreiche Vogelarten zu beobachten.
Einer der 5 empfehlenswerten Wanderwege namens Rianasoa führt zu einem schönen Wasserfall mit Bademöglichkeit, also eine willkommene und erfrischende Abkühlung nach den eindrucksvollen Wandertouren.

Reserve Experimentale de Vohimana:
Dieses Ökotourismusprojekt liegt einige Kilometer von Andasibe Richtung Tamatave
Es handelt sich hier um ein grosses tropisches Waldgebiet, Lebensraum von vielen Lemurenarten und Vögeln.

Park Mitsinjo:
Der Park wird verwaltet von den lokalen Guides der Association Mitsinjo, die sich für den Umweltschutz und Ökotourismus engagieren.
Bemerkenswert ist die Nachzucht von endemischen Setzlingen für die Wiederaufforstung des Waldes. Auch Abendwanderungen in diesem Schutzgebiet sind möglich.

Das Reserve Voimma (Parc villageois):
ist ein kommunales Waldgebiet nicht weit vom alten Bahnhof entfernt und steht unter lokaler Selbstverwaltung, so dass ein Teil der Einnahme direkt für die Dorfbewohner eingesetzt wird.
Es ist also kein Nationalpark. Die ausgebildeten Lokalführer organisieren auch Abendwanderungen mit Pirsch nach dem kleinsten Mausmaki oder anderen nachtaktiven Tiere.

Nachmittags hat man natürlich Gelegenheit, durch das grosse Dorf von Andasibe zu schlendern, um einen Eindruck über das ruhige Alltagsleben der Dorfbewohner zu erhalten.
Am Rande dieses Bretterbubendorfs befindet sich eine Eisenbahnstation, denn die alte Bahnlinie verbindet seit Anfang des 20. Jahrhunderts die Hauptstadt mit der Hafenstadt. In letzter Zeit fahren leider nur noch Güterzüge zwischen den beiden Städten Moramanga und Toamasina (Tamatave).
Die neugierigen Kinder grüssen freundlich die Vazaha (die Fremden) und gern kann man ihnen mit einem netten “Salama“ antworten, so wird man mit diesem Grusswort überall freudig-erstaunte Reaktionen ernten. Beim Spaziergang durch das malerische Dorf ist auch der geeignete Moment, die frisch geernteten Früchte wie Wassermelonen, Jackfrüchte, Litschis, Annonen (Cherimoya), sowie die verschiedenen schmackhaften Bananen zu probieren. Ein einzigartiges Erlebnis für die Gaumen!

Oktober 2020; geschrieben von Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra

1220 – Ambatondrazaka und der Alaotra-See

Die Stadt Ambatondrazaka ist ab Moramanga sowohl mit der Eisenbahn als auch mit dem Geländewagen zu erreichen.


In Ambatondrazaka werden wir wieder andere Volkstämme der Nordostküste der Insel mit ihren interessanten Sitten und Bräuche kennenlernen. Die Landbevölkerung setzt sich hauptsächlich aus den Stämmen der Sihanaka und Bezanozano zusammen.


Der Alaotra-See liegt etwa 320 km nordöstlich von Antananarivo. Um diese interessante Region zu erreichen, fährt man auf der asphaltierten Nationalstrasse Nummer 2 (RN2) nach Osten bis Moramanga. Ab hier nimmt man die Nationalstrasse 44, die bald zu einer holprigen Piste wird. Eine gute Alternative wäre die 122 km lange Zugstrecke mit 12 Bahnhöfen, natürlich unter der Bedingung, dass der Zug fährt. Auf dieser abwechslungsreichen Fahrt wechselt die karge Hügellandschaft mit den grünen Ausläufern des Regenwaldreservates ab.

Auf der Südseite des Alaotra Sees, umgeben von sanften Anhöhen, liegt der Hauptort Ambatondrazaka. Vom “Erben des Hörens“ erfährt man, dass der einstige Sihanaka König Andriambololona mit dem ursprünglichen hier lebenden Stamm der Vazimba gekämpft hatte. Sein Sohn Razaka war kinderlos und entschied, die Kinder seiner Schwester zu adoptieren. Vor seinen Verwandten und allen Stadtbewohnern hielt er einen Eid, dass er sich um das Wohl dieser Adoptivkinder kümmern würde.

Zum Andenken liess er einen grossen Gedenkstein “Vato“ im Dorf errichten und so heisst die Stadt noch heute Ambatondrazaka (was wörtlich “Gedenkstein von Razaka“ bedeutet).

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Der Bau der Eisenbahnlinie in diese Region begann im Jahre 1914 und seit 1923 pendelt regelmässig eine altersschwache Lokomotive zwischen Moramanga und Ambatondrazaka. Hier erlebt man pure Landschaft und echte Leute. Die Dorfbewohner an allen Bahnhöfen versorgen die Fahrgäste mit frisch zubereiteten Beignets und Obst und der Kontakt mit den einheimischen Mitreisenden ist im wahrsten Sinn des Wortes “hautnah“.

Ambatondrazaka liegt günstig am Endpunkt der Bahnlinie MLA (Moramanga – Lac Alaotra), es ist auch das Verwaltungszentrum der ganzen Region am See Alaotra.

Die grossen Reisfelder rund um die Stadt liegen an der Westseite des Sees. Nicht umsonst ist dieses wohlhabende Städtchen die wichtigste Reiskammer der ganzen Insel.

Die Häuser am Rand der Hauptstrasse aus der Kolonialzeit, der bunte Markt mit den reichhaltigen Ständen und die eindrucksvolle Kathedrale stechen sofort ins Auge und verleihen der Stadt eine gemütliche Ausstrahlung.

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Die ethnische Gruppe Sihanaka bewohnt die fruchtbare Region rund um den See. Sie hat mit dem Volkstamm der Merina viel gemeinsam. Die Sümpfe wurden in grosse Reisfelder umgewandelt. Deswegen ist ihr Name die Sihanaka (wörtlich übersetzt heisst es “die aus dem Sumpf“ oder „diejenigen, die durch die Sümpfe wandern“). Sie leben in der Nähe des Quellgebiets des Mangoro Flusses und leben vom Reisanbau, vom Fischfang und der Geflügelzucht.

Die Bezanozano Volksstämme sind mit der Sihanaka Volksgruppe eng verwandt und besiedeln auch die Region rund um die Alaotra See. Der Name bedeutet wörtlich übersetzt “viele kleine Zöpfe“ und er beschreibt die Frisur der Frauen, die sich das Haar zu kleinen Knoten rund um den Kopf flechten.

Beide Volkstämme sind bekannt für das Tanztheater Milaloa und das Kabary (Redekunst). Sie können sich stundenlang in einer sehr blumigen Sprache, ausgeschmückt mit vielen Redewendungen unterhalten. Dieses Kabary ist bis heute eine wichtige kommunikative Funktion im Alltag der Einheimischen und bei jeder Familienzeremonie.

Sie werden auch als brandrodende Bauern bezeichnet und pflanzen gern Trockenreis an den Berghängen und Hanglagen. Sein Wasser erhält der Reis nur vom Regen. Mais und Yamswurzeln gehören auch zu den Nutzpflanzen in dieser regenreichen Region.

Während die traditionell hier lebenden Bezanozano und Sihanaka die riesige Senke des Alaotra-Grabens in natürlich verträglichem Masse mit Sumpfreisanbau, Viehhaltung und Fischfang nutzten, führten die französischen Kolonialherren den Nassreisanbau ein und begannen etwa um 1922 mit der extensiven Kultivierung. Auch Tabak, Maniok und Erdnüsse wurden angebaut.

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Wegen ca. 80.000 ha Reiskulturen rund um den Alaotra See gehört die Region zum bedeutendsten Reisanbaugebiet von ganz Madagaskar. Reis ist auf der ganzen Insel das Grundnahrungsmittel der Madagassen, sie konsumieren durchschnittlich 135 kg pro Jahr pro Person. Sie fühlen sich erst gesättigt, wenn sie Reis gegessen haben. Unerwartete Gäste sind immer willkommen und es heisst dann: „manasa hihinam-bary“, was wörtlich heisst „komm rein und iss Reis mit uns“.

Es gibt sehr viele Reissorten auf der ganzen Insel. Meistens werden die weissen Reissorten in den Regionen bevorzugt gepflanzt, der braunrote Reis wird jedoch als Reissuppe früh am Morgen sehr geschätzt, der ovale Duftreis riecht und schmeckt sehr gut. Zu jeder Mahlzeit werden verschiedene Beilagen wie Spinat, Eintöpfe mit Gemüse oder Fleisch serviert.

Ein wesentlicher Reiz der Gegend um den Lac Alaotra ist die Abgeschiedenheit.

Der See ist ein Naturdenkmal und birgt eine Unzahl kaum erforschter Lebensformen, auch wenn er unter den Folgen von Erosionsschäden (Lavaka), Überdüngung, Wasserentnahme und Waldverlust leidet. Darum ist er aufgrund der dort lebenden Wasservögel und Lemuren zum Ramsar-Schutzgebiet erklärt worden.

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Zu den Hauptattraktionen in dieser Gegend gehört das Camp Bandro, 30 km nördlich von Ambatondrazaka, gegründet von „Madagascar Wildlife Conservation“ (MWC). Hier ist die beste Option, um die dämmerungsaktiven Bambuslemuren ganz aus der Nähe zu beobachten. Da sie vor Sonnenaufgang, so gegen vier Uhr auf Futtersuche sind, bekommt man diese endemischen Tiere am besten auf einer Pirogenfahrt durch die Schilfinseln zu Gesicht.

Der Alaotra-Bambuslemur oder „Hapalemur Alaotrensis“ oder “Bandro“ auf madagassisch ist eine mittelgroße Lemurenart mit graubraunem Fell, die ihr Refugium am Ufer des Lac Alaotra gefunden hat. Sie verbringen ihr Leben in den Sümpfen mit Papyrus und ernähren sich hauptsächlich vom endemischen Schilf oder “Zetra“. Dieser possierliche Primat lebt zwischen den Schilfinseln und kann nicht schwimmen, so haben die Parkwächter kleine Brücken zwischen den Verbreitungsgebieten dieser Bambuslemuren gebaut, um der drohenden Inzucht vorzubeugen.

Nordöstlich des Camps Bandro befindet sich der Nationalpark von Zahamena rund 70 km im Nordosten von Ambatondrazaka. Er liegt 400 bis 1600 m über dem Meeresspiegel entlang des Ostufers des Lac Alaotra.

Der 66’400 ha grosse Nationalpark steht seit 1927 unter Schutz und gehört zum Ostenregenwald mit Orchideen, Palmen, Pandanus und vielen Baumarten.

Dieser Park ist auch ein Naturlebensraum für Lemuren, darunter der grösste Lemur von Madagaskar, der Indri Indri. Auch der Diademsifaka hat hier sein Refugium gefunden. Zahlreiche endemische Vögel wie die Rote Eule und der seltene Schlangenadler, aber auch viele Amphibienarten sind hier anzutreffen.

Ambatrondrazaka – Lac Alaotra
Die Nationalstrasse Nr 44 von Ambatondrazaka bis Imerimandroso ist eine 53 km lange, staubige Piste. Diese rund eineinhalbstündige Autofahrt bietet einen Blick auf die einstöckigen Hochlandhäuser mit den schön verzierten Balkonen.

Nach der Stadt Imerimandroso gelangt man zum Dorf Antanandava, das am Ausgangspunkt des berühmten Schmugglerpfades zum Indischen Ozean liegt. Vor dem Strassenbau und der Eisenbahnverbindung war dies die übliche Route für die Schmuggelprodukte aus den Nachbarinseln La Réunion und Mauritius, die ins Hochland gebracht werden sollten.

Eine 6-tägige Trekkingtour mit vielen Flussdurchquerungen auf dem Schmugglerpfad ist für Abenteurergäste sehr interessant, um die natürliche Schönheit der Region von Alaotra kombiniert mit der Ostküste zu entdecken. Die Strecke vom Hochland bis zur Ostküste ist ca. 85 km lang und schliesst den Besuch des Zahamena-Nationalparks ein, um damit die Vielfältigkeit des Regenwaldreservates mit seiner Fauna und Flora kennen zu lernen.

Der Ausgangspunkt dieses Fussmarsches ist das kleine Dorf Antanandava, rund 70 km von Ambatondrazaka entfernt. Auf der Trekkingtour kommt man zu einer Anhöhe mit schönem Panoramablick, von dem man den weiten Blick über den grossen See hat. Schwerpunkte dieser Trekkingtour sind auch die verschiedenen Landschaftsformen und die Entdeckung der aromatischen Gewürze wie Nelken und die wertvollen Heilpflanzen unterwegs. Dazu wird man die Gastfreundschaft der Einheimischen abseits der ausgetretenen Pfade kennenlernen. Endpunkt dieser erlebnisreichen Trekkingtour ist das Dorf Vavatenina auf der Höhe von Mahambo an der Nordküste, ein schöner Badeplatz mit vorgelagertem Riff und auch ein beliebter Ort für die Wellenreiter. Von Mahambo kann man die Reise mit einer Bootsfahrt bis zur nahen, grünen Tropeninsel Sainte Marie fortsetzten. Badeurlaub und Inselfeeling pur erwartet dort die Reisegäste!

August 2020
Geschrieben von: Michaël PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Antananarivo – Ankarafantsika

1700 – Antananarivo – Ankarafantsika

Diese facettenreiche Entdeckungsreise führt uns vom Hochland über die Hügelketten bis zum Nationalpark von Ankarafantsika. Eine interessante Tour zu den Highlights in Madagaskars Westen mit vielen spannenden Erlebnissen erwartet uns.

Der Norden von Madagaskar lässt sich gut mit dem Auto bereisen. Zwischen Antananarivo und dem Nationalpark von Ankarafantsika ist die Landschaft sehr vielfältig. Auf der gut ausgebauten Nationalstrasse RN4 ist diese ca. 450 km lange Strecke in etwa acht Stunden machbar, aber wir werden diese lange Strecke natürlich auf verschiedene Etappen verteilen. Am Anfang dieser Entdeckungsreise ist die bergige Landschaft von Weideflächen geprägt und in den seltenen Tälern befinden sich Reis- und Gemüsefelder. Je weiter man nach Nordwesten gelangt, desto seltener werden die Felder.

Antananarivo – Ankarafantsika
Nach 10 km erreichen wir unweit der Hauptstadt das Städtchen Ambohidratrimo mit einem der 12 heiligen Hügel um Antananarivo. Wörtlich bedeutet es “der Hügel des Adligen Ratrimo“. In einem hölzernen Palast auf diesem heiligen Hügel residierte damals die erste Frau des berühmten Merina-Königs Andrianampoinimerina. Sie hiess Rambolamasoandro, und war ist die Mutter des Königs Radama I., der ab 1810 König des Merina-Volkstammes war. Nach ein paar weiteren Kilometern durchqueren wir das grosse Dorf Andranovelona, wo das Quellwasser des bekannten Flaschenwassers “Eau Vive“ sprudelt. Der Ortsname bedeutet wörtlich “wo lebendiges Wasser sprudelt“, anders gesagt “das belebende und erfrischende Wasser“. Wasser heisst auf madagassisch “Rano“ und die Marke “Eau Vive“ ist sehr beliebt und gehört zu den am meisten konsumierten Mineralwassern auf der ganzen Insel. Nicht weit von diesem Quellort liegt die Bezirkshauptstadt Ankazobe, wörtlich übersetzt “wo grosse Bäume wachsen“. Dieser Name entspricht leider nicht mehr der Wirklichkeit, denn sie stammt aus der Zeit, wo das ganze Gebiet mit Trockenwald bedeckt war. Etwa 40 km nördlich von Ankazobe befindet sich die Forststation Manankazo, die sich mit der Aufforstung der kahlen Flächen in diesem Teil des Hochlandes befasst.

Antananarivo – Ankarafantsika
“Hazo“ bedeutet auf madagassisch “Baum“ oder “Holz“ und dieses Gebiet wurde mit Eukalyptus, Pinien, Zypressen und anderen, fremden, aber raschwüchsigen Baumarten bepflanzt. Viele madagassische Familien leben von der Herstellung und dem Verkauf von Holzkohle, denn 80% der Haushalte benutzen Holzkohle, auch in den übervölkerten grossen Städten.

Entlang der Nationalstrasse wird die Holzkohle von Eukalyptusbäumen in grossen weissen Säcken angeboten, denn dies ist das einzige Brennmaterial, das sich die Madagassen leisten können. Strom und Solarenergie ist leider zu teuer. Einige Organisationen und Projekte versuchen die Holzkohle durch Kuhdung zu ersetzen, sehr praktisch, billig und vor allem umweltfreundlich. Er fehlt dann aber als Dünger in der Landwirtschaft.

Antananarivo – Ankarafantsika
140 km nordwestlich der Hauptstadt Antananarivo, eingebettet in die Hügellandschaft, liegt das Spezialreservat von Ambohitantely. Es besteht aus einem Rest von Trockenwald und dazwischen befinden sich Steppen und Savannen. Dieses Waldgebiet beherbergt einige Lemurenarten, zahlreiche Reptilien wie Chamäleons, Geckos und Schlangen, aber auch verschiedene Vogelarten.

Nach ein paar Kilometern verändert sich die Landschaft schlagartig. Hier beginnt der Aufstieg zum grossen Tampoketsa, ein riesiges kahles Plateau, durchsetzt von ein paar Sträuchern und Gebüschen. Das angenehme Klima des Hochlandes ist jetzt der trockenen Hitze gewichen, dies ist auch der Beweis, dass wir in einer der wärmsten Regionen von Madagaskar eingetroffen sind. Dieses warme Gebiet ist dünn besiedelt und an den Berghängen werden Tabak, Baumwolle und Erdnüsse angebaut, die grasbewachsenen Hänge bieten den fetten und langhornigen Zebus Nahrung.

Antananarivo – Ankarafantsika
Ab dem Städtchen Mahatsinjo, das nur noch 800m über dem Meeresspiegel liegt, geht es jetzt hinab in die Tiefebene und von Weitem sieht man schon die Wasserfläche des langen Ikopa-Flusses, der weiter nördlich in den Betsiboka-Fluss und schliesslich in den Kanal von Mozambik mündet.

Dieser lange Fluss mit einem beeindruckenden Wasserfall unterscheidet sich von den anderen Flüssen auf Madagaskar wegen seiner rotbraunen Farbe: Erosionsmaterial, das er aus dem Lateritboden des Hochlandes abschwemmt und zum Meer hin mitträgt.

Maevatanana heisst die nächste grosse Stadt, wörtlich bedeutet dies “die hübsche Stadt“, aber besonders einladend kann man diese Zwischenstation entlang der Nationalstrasse RN4 nicht bezeichnen. Trotzdem ist die Stadt eine willkommene Rast für diejenigen, die weiter zum Nationalpark von Ankarafantsika oder nach Majunga am Kanal von Mozambik weiterreisen wollen.

Antananarivo – Ankarafantsika
In der Umgebung von Maevatanana, der Hauptstadt der Region Betsiboka, leben viele Goldwäscher. Die Region gilt als ein wichtiges Zentrum der Goldhändler. In den weiten Tiefebenen, der roten Flüsse von Ikopa und Betsiboka, werden hauptsächlich Reis und Tabak angebaut. Die grüne Vegetation und die intensive Landwirtschaft in dieser fruchtbaren Region fallen sofort auf in diesem Trockengebiet. Die Überquerung des Betsiboka-Flusses erweist sich als ein imposantes Erlebnis und ist eine willkommene Abwechslung auf dieser langen Route. Auf der langen Stahlbrücke kann man sich gut vorstellen, wie der sprudelnde, kleine, rotbraune Fluss während der Regenzeit zu einem gewaltigen und reissenden Strom wird. Dieses Naturschauspiel ist ein schönes Fotomotiv auf dieser Nordwestroute!

Nach 110 km treffen wir im nächsten grossen Dorf Ambondromamy ein. Von hier aus führt die RN4 weiter Richtung Nordwestküste zur schönen Blumenstadt Majunga und die RN6 nach Norden bis Antsohihy und weiter bis an die Nordspitze der Insel, nach Antsiranana.

Antananarivo – Ankarafantsika
Wir folgen der RN4 weiter und erreichen nach ca. einer Stunde Autofahrt den Nationalpark von Ankarafantsika, eine ganz besondere Attraktion die dieser Region. Von Weitem schon sehen wir den schönen grossen Trockenwald. Schon seit 1927 ist dieser Wald geschützt und zählt daher zu den ältesten Naturschutzgebieten im Norden der Insel. Im Besucher- und Informationszentrum am Eingang des Naturreservates haben wir einen Überblick über die einzelnen Wanderwege mit verschiedenen Schwerpunkten: der Rundweg für die Lemuren- und Tierfreunde, auch für die Vogelliebhaber, oder die Tour für die botanisch Interessierten zur artenreichen Flora bis zu den spektakulären Baobabs. Die Auswahl ist gross, in diesem Trockenwald kann man mit Sicherheit kurz nach der Abenddämmerung die nachtaktiven Tiere wie die Mausmakis, Chamäleons, Nachtvögel nahe an den Wanderwegen zu Gesicht bekommen.

Dieses Naturschutzgebiet hat auch den Vorteil, dass die Besucher 2 oder 3 Nächte hier verbringen können, denn im Dorf von Ampijoroa befinden sich gute Mitteklasse-Bungalows und Campingmöglichkeiten

September 2020, geschrieben von: Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Andasibe-Antananarivo

1240 – Andasibe – Antananarivo

Nach dem erlebnisreichen und eindrucksvollen Aufenthalt im schönen Bergregenwald von Andasibe verlässt man schweren Herzens die wuchernde tropische Landschaft, um nach ca. drei Stunden Autofahrt wieder einzutauchen in die wuselnde Hauptstadt Antananariovo.


Auf der sich windenden Strasse reist man durch die üppig bewachsenen Berge zurück ins madagassische Hochland. Man fährt zuerst durch das Land des Volksstammes der Betsimisaraka. Sie gehören zur grössten Bevölkerungsgruppe an der Ostküste der Insel und der Name bedeutet wörtlich “die Vielen, die sich nicht trennen lassen“ oder “die vielen Unzertrennlichen“.

Im 17. Jahrhundert gelang es einem König, die verschiedenen Gruppen und Clans unter seiner Herrschaft und Obhut zu vereinigen.

Diese Ethnie lebt hauptsächlich als sesshafte Bauern in diesem tropischen Grüngürtel, diejenigen die am Rand des Waldes wohnen, ernten wilden Honig im Regenwald und die Küstenbewohner am Rand des Indischen Ozeans leben vom Fischfang oder sie sind Seefahrer.

Wie alle Ethnien in Madagaskar trägt auch der Betsimisaraka Stamm bei jeder Gelegenheit die “Lamba“, die bunten Umschlagtücher oder “Pareo“. Diese dienen auf Madagaskar Männern und Frauen gleichermassen als Kleidungsstück. Die Mütter benutzen sie auf verschiedene Art, zum Beispiel, um ihre Babys zu tragen, als Halstuch, wenn es ihnen bei der Winterzeit kalt ist oder einfach als Kopftuch, wenn es regnet oder wenn die Sonne brennt, also ganz einfach als “Tuch für alles“.

Andasibe – Antananarivo
Bei der Fahrt entlang der verlassenen Felder sieht man die Methode der Brandrodung oder auf madagassisch die “Tavy“, mit der die Bauern ihre Reisfelder im sogenannten Wanderfeldbau urbar machen und wo die “Bäume der Reisenden“, auf madagassisch Ravinala oder “die Blätter des Waldes“ häufig wachsen.

Es handelt sich hier um eine endemische Baumart, die als wild wuchernde Sekundärpflanze auf den gerodeten Waldflächen oder in Lichtungen des Regenwaldes wächst. Der Ravinala ist ein Wahrzeichen Madagaskars und gilt auch als Symbol der feuchtwarmen Ostküste.


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Die Wedel dieser prächtigen Pflanze wachsen fächerartig aus dem Stamm heraus und zwischen Stamm und Blattansatz befindet sich ein Hohlraum, in der sich das Regenwasser sammelt und für lange Zeit kühl und trinkbar bleibt. Im Notfall bekommt man ca. 1,5 Liter Wasser durch Anstechen des Blattgrundes, daher dieser merkwürdige Name “Baum der Reisenden“. Es war ein willkommener Wasservorrat für die Einheimischen, die einst tagelange unterwegs waren.
Die Samen werden gemahlen und gern verzehrt. Bemerkenswert sind auch die langstieligen, riesigen Blätter, die dem Dachdecken dienen oder die schmalen Äste und die dicken Stämme, die als wertvolles Baumaterial für die Palmhütten der Küstenbewohner nützlich sind. Ausserdem gilt diese “Fächerpalme“ als eine sehr beliebte Zierpflanze in den exotischen Gärten.

Andasibe – Antananarivo
Wir nähern uns allmählich den Vororten von Antananarivo und links und rechts der Nationalstrasse sieht man die grossen Reisfelder. Reisterrassen prägen meistens das Bild des Hochlandes, aber in Rodungsgebieten wird auch “Bergreis“ ohne Bewässerung angebaut.

Schliesslich gilt der Reis auf der ganzen Insel als Hauptnahrungsmittel der Madagassen und nimmt eine herausragende Stellung in der madagassischen Kultur ein. Die Ersteinwanderer Madagaskars brachten vor 1500 Jahren die Kultur des Reisanbaus mit sich und aufgrund der indonesischen Wurzeln gilt der Reis natürlich als die Basis der madagassischen Küche.

Die Madagassen essen dreimal Reis am Tag: beim Frühstück, beim Mittag- und beim Abendessen. Ihr Lebensgefühl hängt vollständig vom Reis ab: satt oder „voky“ fühlt sich nur, wer einen vollen Teller Reis gegessen hat. Die anderen Nutzpflanzen wie Kartoffeln, Maniok, Mais oder Taro-Knollen werden nur als Nahrungsersatz für den Alltag betrachtet. Traditionell wird auch zu jeder madagassischen Mahlzeit im Reistopf abgekochtes Wasser (“Ranovola“) gereicht. Dieses schmeckt gut und löscht den Durst, besonders wenn die Beilage – wie Zebu- oder Schweinefleisch – etwas fettig ist.

Andasibe – Antananarivo
Mit ungeheurem Arbeitsaufwand und Fleiss haben die Hochlandbewohner über mehrere Jahrhunderte mit Bewässerungssystemen ihre terrassierten Reisfelder angelegt. Den schlammigen Boden lockern die Bauern zuerst mit dem Spaten, selten mit Ochsengespann und einem Pflug. Besitzt die Familie eine ganze Zebuherde, kommen die Tiere zum Stampfen des Erdreichs zum Einsatz. Letztendlich pflanzen die Frauen und Kinder die kleinen Reispflanzen in den kleinen Parzellen im Tal oder an den Berghängen. Nach ein paar Monaten muss das Unkraut entfernt werden und schliesslich ist das Ernten und Dreschen an der Reihe.

Kurzum, es ist eine mühsame Arbeit, bis der Reis oder der “Vary“ auf den Teller kommt. Diese harte Feldarbeit beschäftigt die Landbevölkerung während ungefähr sechs Monaten, aber mit dem Gemeinschaftssinn und der Kollektivarbeit der Dorfbewohner oder der Verwandten wird diese Arbeit leichter.

Nach paar Stunden kommt man in die brodelnde madagassische Hauptstadt mit ihren vielen Hügeln, Treppen und den Kolonialhäusern. Je nach Lust und Laune kann man noch diese „Stadt der Tausend“ erkunden oder sich nach dieser eindrucksvollen Entdeckungsreise einfach im Hotel entspannen.

August 2020; geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Mantasoa

1210 – Mantasoa

Mantasoa ist eine Oase der Erholung, aber auch der Anfang der madagassischen Industrialisierung.

 

In Mantasoa gibt hier einige Hotels, die zum Verweilen einladen und der weitverzweigte See lädt ein zu vielen Freizeitbeschäftigungen.

Viele Reisende, aber auch betuchte Städter aus Tana möchten der lärmenden Stadt entfliehen, einige ruhige Tage in einem Vorort von Antananarivo verbringen und die Kulissen von Madagaskar sehen. Mantasoa gehört zu einem dieser idyllischen Orte. Die viel befahrene RN2 führt in östlicher Richtung. Sie ist die Hauptverbindungstrasse nach Tamatave, der grössten Hafenstadt Madagaskars.
Heute fahren wir aber nur rund 70 km auf dieser Nationalstrasse und zweigen beim grossen Dorf Manjakandriana nach Süden ab auf eine holprige Piste bis zum verzweigten Stausee (ca. 15 km).

Bis zur Ortschaft Mantasoa mit ca. 15’000 Einwohnern fahren wir durch malerische Dörfer, über Hügel und durch Täler und gelangen zum Mantasoa-See. In den Tälern befinden sich Reis- und Gemüsefelder und die grasbewachsenen Hänge bieten den Zebus Nahrung. Die Erhabenheit der Landschaft an sich macht diese Region mit Aufforstungsflächen mit Eukalypten und Kiefern zu einem beliebten Ausflugsziel im Hochland sowohl für die Touristen wie auch für die Stadtbewohner.

Mantasoa
Die Legende erzählt, dass der Name „Mantasoa“ von dem madagassischen Spruch „ny manta no mahasoa an’ireto sakafo ireto” stammt. “Manta“ heisst auf madagassisch roh, ungekocht und “soa“ bedeutet gut und schmackhaft, insgesamt bedeutet dieser lange Ausdruck “das Essen sollte man besser roh verzehren“. Die Geschichte erzählt nämlich von den schlechten Arbeitsbedingungen der Madagassen während der Kolonialzeit. Die Zwangsarbeiter hatten nicht einmal die Gelegenheit oder auch die Möglichkeit, das Essen richtig vorzubereiten, und mussten die Nahrung roh essen.

Die zweite mündliche Überlieferung berichtet, dass der Name „Mantasoa“ aus der Königszeit stammt. Die starken Männer im Dorf mussten grosse und hohe Mauer rund um den Hügel Andohariana errichten, um die Adligen vor den Feinden oder den Plünderern zu schützen. Diese mächtige Mauer heisst auf madagassisch “Manda soa“ oder auf Deutsch “schöne Festung“ und im Laufe der Zeit hat sich die Phonetik / die Aussprache in „Mantasoa“ verwandelt.

Mantasoa
Die interessante Geschichte dieser Ortschaft beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts während der Königszeit der Königin Ranavalona I. Sie beauftragte den Franzosen Jean Laborde, der in ihrer Gunst stand, einen grossen Industriekomplex zu errichten. Dieser 27-jährige Franzose war ursprünglich auf Schatzsuche in Mozambique unterwegs und im Jahre 1832 als Schiffbrüchiger an die Küste Madagaskars gespült worden.


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Ca. 20’000 Sklaven und Zwangsarbeiter mussten am Bau dieser ersten Industriestadt in Madagaskar ab dem Jahre 1837 teilnehmen, um dann hier Schwerter und andere Waffen wie Gewehre oder Kanonen, aber auch Schiesspulver herzustellen. Dieser geniale Ingenieur entwickelte in dieser Zeit auch Wasserleitungen, Blitzableiter… praktisch alles, was ein blühendes Land im 19. Jahrhundert benötigte. Seine Initiative und sein Erfinderreichtum waren äusserst erstaunlich, so lag dort um diese Zeit eine grosse Industrieanlage mit eisenverarbeitenden Betrieben wie Schmieden und Sägewerke und vieles andere mehr…

Nach fast einem Vierteljahrhundert musste dieser geniale Konstrukteur nach einem Komplott gegen die Königin Ranavalona I. im Jahre 1857 aus Mantasoa flüchten und das Land verlassen. So wurden die Teile des Industriekomplexes in den Fluten versenkt. Die erste Industrialisierung Madagaskars war dann abrupt beendet. Von der gigantischen Industrieanlage zeugen zurzeit nur noch wenige verfallene Steinbauten.

Heute kann man aber immer noch auf den Spuren von Jean Laborde wandeln. Einige historische Relikte wie zum Beispiel die Ruine des Hochofens und das ehemalige Wohnhaus von Jean Laborde (jetzt Informationszentrum und Museum) gehören zu den Hauptattraktionen des grossen Dorfes Mantasoa.

Auch die noch in heutiger Zeit in Madagaskar gebräuchlichen Zebu-Karren mit ihren wuchtigen Holzrädern, entstammen wohl den Konstruktionsplänen von Laborde.

Mantasoa
Der Mantasoa-See wurde im Jahre 1936 wieder neu aufgestaut, um den Ikopa-Flusse zu regulieren und die Betsimitatatra- Ebene, den Reisspeicher der Stadt Antananarivo zu bewässern. Ebenso wurde die Wasserkraft für die Stromgewinnung in Mandraka genutzt. Mit einer Fläche von ca. 2’000 ha und mit einer durchschnittlichen Tiefe von 8 bis 12 m hat der See die Form einer Hand mit ihren Fingern und ist von einem riesigen Wald hauptsächlich mit Eukalypten und Pinien umgeben.

Ganz besonders besuchenswert ist die kleine Kirche Santa Lucia, die etwas versteckt und bescheiden im Wald liegt. Ein idyllischer Ort für eine Hochzeit! Oder einfach eine besinnliche Stelle in romatischer Natur. Ein Spaziergang zu diesem Kirchlein lohnt sich bestimmt.

Zurzeit gilt der Ort Mantasoa nicht nur als historisch interessant, sondern ist auch sehr beliebt als idyllisches Naherholungsgebiet und Wochenendresort mit vielfältigen Wassersportmöglichkeiten.

Der See verleiht der Region ein neues Image, hat einen unvergesslichen Charme und ist ein Treffpunkt für Wassersportler, denn Tretboote, Wasserski, Bootsfahrten werden auf diesem weitverzweigten See ausgeübt. Eine Radtour oder eine Wanderung ins umliegende Gebirge lädt zum Verweilen ein und man schätzt die Schönheit der Region.

August 2020; Geschrieben von  Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel
Modifié Februar 2024 / FST

Ampefy-Soavinandriana-Faratsiho-Antsirabe

1120 – Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe

Will man von Ampefy weiter Richtung Süden fahren, kehrt man besser nicht nach Tana zurück, sondern nimmt den direkten Weg über die RN43.

 

Damit sichert man sich eine abwechslungsreiche Fahrt mit wenig Verkehr und kaum Touristen. Die 153 km lange Strecke zwischen Ampefy und Antsirabe ist teilweise asphaltiert, teilweise eine staubige Piste und gehört zu den abenteuerlichen aber auch eindrucksvollen Routen auf der westlichen Seite des Hochlandes von Madagaskar.

Die Landschaft ist spektakulär und sehr vielfältig, denn man findet eine ganze Reihe von Reisebenen, Gemüse- und Obstfelder und Reste von Eukalyptuswäldern…

Die Strecke ist als “Strasse der Ochsenkarren“ bekannt und darum sehr wenig befahren. Lange Zeit war dieser Abschnitt zwischen diesen beiden wichtigen Städten unbefahrbar, da der Zustand der Piste sehr schlecht und mit vielen Schlaglöchern durchsetzt war. In den letzten Jahren wurde glücklicherweise die kurze Strecke zwischen Soavinandriana und Faratsiho (etwa 56 km) erneuert, so dass die zahlreichen, abgelegenen Dörfer nicht mehr vom Rest der Welt abgeschlossen sind.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Die Nationalstrasse 43 führt über weite Hügellandschaften und zeigt viele interessante Facetten des Landlebens: Reisfelder, Zebus und eben auch die vielen selbstgebauten Holzkarren in allerlei Ausführungen begegnen den Reisenden auf dieser ruhigen und erlebnisreichen Fahrt. Die Zebukarren sind besonders während der Reisernte unterwegs und sind Wahrzeichen der Insel. Sie sind die üblichen Transportmittel für Waren zwischen den vielen weit auseinander liegenden Dörfern. Für die Bauern der Region sind die Ochsenkarren noch immer wichtige Arbeitsinstrumente. Die harten Pisten beschädigen aber die robusten Gefährte immer wieder.

Unterwegs sieht man oft Werkstätten für die Herstellung oder für die Reparatur dieser Karren und am Strassenrand stehen oft Hütten von Schmieden, welche die Reifen der Karren, die Ackergeräte oder die vielen Fahrräder reparieren.

In diesen abgelegenen Orten entlang der Strasse der Ochsenkarre sind natürlich viele auf den Beinen: die Schüler, die den Reisenden freundlich zuwinken, die korbbepackten Frauen auf dem Weg zur Feldarbeit, oder auch die spielenden Kinder beim Zebu-Hüten … viele Fotomotive sind garantiert!

Die Stadt Soavinandriana erreicht man nach ein paar Kilometern. Die ländliche Stadt hat mehr als 120 Ortsteile, jedes Viertel hat zwischen 100 und 600 Menschen und insgesamt leben im Kleinstädtchen mehr als 50’000 Einwohner.

Während der Königszeit mussten sich die Jungen ab 18 Jahren der Armee anschliessen.

Das Motto des Königs in dieser Region war “Hunger ist mein Feind“, so hat der König den Jungen damals befohlen, an den Bewässerungsarbeiten der weit verstreuten Reisfelder mitzuarbeiten. Er war von dieser Idee sehr begeistert, weil er die Reisproduktion steigern konnte und so bekam die Stadt den Namen “Soavinandriana“, was wörtlich bedeutet “die Stadt, die vom König bzw. von den Adligen begnadigt ist“.

Der Markttag findet hier jeden Montag statt, hier gönnt man sich dann auch eine kurz Fotopause gönnen: Auf dem Marktplatz sieht man viele Produkte aus den umliegenden Dörfern: das frische Gemüse wie Karotten, Kartoffeln, Kürbis, Bohnen, Soja usw. Es wird auch verschiedener Spinat, Chinakohl und Kresse auf den bunten Markständen angeboten.


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Ausser diesen vielen Gemüsearten wird hier auch der „Coffea Arabica Elita“ angepflanzt. Dieser Kaffeestrauch wächst auf etwa 1’800 m über dem Meeresspiegel. Er stammt aus Afrika und gilt als einer der besten und aromatischsten Kaffees Madagaskars.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Der 56 km lange Streckenabschnitt zwischen Soavinandriana und Faratsiho ist asphaltiert und gut zu befahren, ab dem Kleinstädtchen Faratsiho fängt leider die staubige und holprige Piste bis zur Einmündung in die RN7 an, sie ist darum nur mit dem Geländewagen zu bewältigen.

Nassreisanbau dominiert die Landschaft in der Region von Ambohibary Sambaina. Ambohibary bedeutet “das Dorf mit viel Reis“ und der Name trifft zu, denn dieses grosse Dorf ist von weiten Reisfeldern umgeben. Die Madagassen sind ja schliesslich die Meister im Anbau dieses Grundnahrungsmittels und der Reis hat eine grosse kulturelle Bedeutung auf der ganzen Insel. Man merkt auch auf der gesamten Strecke, dass die typischen Hochlandhäuser eine identische Architektur haben: meistens ein einstöckiges Haus aus Lehm oder Backsteinen, gedeckt mit Blech oder Ziegeln. Auf der Frontseite liegt die bunte Veranda, die sofort in die Augen sticht. Traditionell werden die Häuser immer in Nord-Süd-Richtung gebaut.

Die schönen Häuser in den kleinen Weilern sind im Nachmittagslicht so dekorativ, dass auch Nichtprofis gute Fotos schiessen können. Vielleicht spricht der Fahrer spontan mit einer Familie, so dass die Reisenden ein Haus betreten können und einen Einblick erhalten in die recht bescheidenen Räume mit gestampftem Lehmboden und mit selbstgeflochtenen Reisstrohmatten.

Ampefy – Soavinandriana – Faratsiho – Antsirabe
Endlich sieht man vom weitem die Stadt Antsirabe, wortwörtlich heisst das “wo es viel Salz gibt“. Antsirabe wurde einst von norwegischen Missionaren gegründet. Die Stadt ist bekannt als die kühlste Stadt auf der ganzen Insel, eine willkommene Abwechslung für die Reisenden, nach der beeindruckenden Entdeckungsreise durch die heisse Vulkanlandschaft.

Die “Stadt des heissen Wassers“ ist auch bekannt als “die Stadt der Rikschas“. Bei einem Sparziergang durch die breite Avenue werden die Besucher von einem Heer von Pousse Pousse-Fahrern angesprochen, die voller Enthusiasmus versuchen, sie für eine Stadtrundfahrt mit einem dieser Gefährte zu überreden. Antsirabe liegt im Herzen einer der produktivsten Regionen im Hochland und die Atmosphäre der Stadt hat wirklich eine entspannende Wirkung auf die Seele.

August 2020; geschrieben von Michaël
PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Ampefy und Umgebung

1110 – Ampefy und Umgebung

Die Stadt Ampefy liegt am Itasy-See und ist ein lokales Zentrum. Sie liegt etwa 130 km westlich der Hauptstadt Antananarivo und die Fahrzeit auf der im Jahre 1980 gut ausgebauten RN1 dauert ca. 3 bis 4 Stunden, je nach den Fotopausen die man unterwegs einlegt.

 

Ampefy liegt malerisch gelegen am Ufer des Kavitaha-Sees (ein Teil des Itasy-Sees) mitten in einer Hügellandschaft vulkanischen Ursprungs.

Am Eingang der Stadt sieht man von der Brücke aus, wie der Verbindungs-Fluss in mehreren Kaskaden über die Basaltfelsen fällt. Von diesen Felsen kommt nämlich der Stadtname Ampefy, wörtlich heisst es auf madagassisch “in der Nähe des Staudamms“. Diesen langen und breiten Damm hat der König Radama I. im 19. Jahrhundert errichtet und dieser breite Wall spielt jetzt eine grosse Rolle für die Landwirtschaft und für die Fischzucht in dieser Region. Er bewässert die Wasserkulturen (z.B. die Wasserkresse) der lokalen Bevölkerung und besonders die Reisfelder in der Gegend.

Ampefy und Umgebung
ist ein netter Hochlandort mit typischen roten Backsteinhäusern und das Land rund um den Itasy-See ist sehr fruchtbar. Zeugen davon sind die vielen verschiedenen Obstbaum­gärten.

Am Rand der Strasse sitzen die Bauern und verkaufen das ganze Jahr die zahlreichen Früchte je nach der Saison: die grüngelben Papayas, die duftenden Mangos, die saftigen Ananas, die süss schmeckenden Avocados oder die leckeren Litschis …, die regelmässig zu den grösseren Städten und besonders nach Antananarivo geliefert werden.

Auf einem Spaziergang entlang der Hauptstrasse bis zum Markt bekommen wir einen Eindruck vom Alltagsleben der Bevölkerung. Die Verkaufsstände sind schön bunt mit den zahlreichen Gemüsesorten. Die Frische der angebotenen Ware sticht sofort in die Augen und ist sehr preisgünstig, ja sie wird zu einem Spottpreis feilgeboten, da die Produkte direkt von den Bauern stammen.

Ampefy und Umgebung
Wer 1 oder 2 Tage in Ampefy weilt, wird sich bestimmt nicht langweilen, da diese Ortschaft lohnenswerte Wandermöglichkeiten rund um den erschlossenen Vulkankegel anbietet. Empfehlenswert sind auch die Ausflüge zum „Geysir“, zur „Ilôt de la Vierge“ oder zu den „kleinen und grossen Wasserfällen“.

Vom Ortszentrum Ampefy führt eine Piste ca. 9 km in westlicher Richtung, an sanften Vulkankegeln und schöner Landschaft vorbei zum Wasserfall Lily.

Der Parkplatz in der Nähe des Dorfes Antofofo ist der Ausgangspunkt einer kurzen Wandertouren. Von dort hört man bereits das Rauschen des Wasserfalls, der über eine Höhe von 23 m über eine Felskante in die Tiefe stürzt. Das Getöse der Kaskade ist gut und beruhigend für die Seele.

Laut der Legende soll damals während der Kolonialzeit die Tochter eines französischen Generals in diesem Wasserfall ertrunken sein. Als die Dorfbewohner ihren Körper nach paar Tage nicht gefunden haben, wurde dieser “Lily Wasserfall“ genannt.

Ampefy und Umgebung
Eine weitere schöne Wandertour führt auch zum Vulkansee Itasy. Unterwegs kann man die wunderschöne Landschaft mit vielen Obstbäumen bewundern. Der auf einer Höhe von fast 1‘800 m liegende See ist 9 km lang und hat eine durchschnittliche Tiefe von 7 m. Der See hat eine Fläche von ca. 3‘500 ha und gehört zu den drei grössten Binnenseen Madagaskars, er ist durch einen vulkanischen Ausbruch entstanden ist. Er wird von zwei Flüssen gespeist und der Fluss Lily entwässert ihn. In der Umgebung stehen Fischerhütten und am Seeufer suchen Wasservögeln ihr Futter. Je nach Lust und Laune kann man eine Pirogenfahrt unternehmen und die nahegelegenen Fischerdörfer besuchen.


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Das Alltagsleben sieht man überall am Rand des Itasy Sees: Die Fischer sitzen auf Ihren Pirogen und man sieht, wie sie ihre traditionellen Netze auswerfen und so die vielen Tilapia oder Karpfen fangen. Später werden diese auf den Fischmarkt verkauft oder als Beilage für die Familie nach Hause gebracht. Auf den Speisekarten der vielen Restaurants der Stadt können die Gäste die grosse Auswahl an leckeren Spezialität der Region auswählen: wie wäre es mit einem gebratenen Fisch an grüner Pfeffer-Sosse oder mit einem gegrillten Fisch zubereitet mit Knoblauch und Ingwer und dazu frisches hausgemachtes Gemüse?

Die Frauen bringen am See auch die Kleider zum Waschen und erzählen lachend die letzten Neuigkeiten und den Tratsch im Dorf. Überall sieht man auch die Kinder schreiend spielen oder auch schwimmen im sauberen Wasser.

Der Besuch der Marienstatue gehört zu der grössten Attraktion in dieser Region. Auf einem Hügel wie eine Halbinsel steht sie auf einen hohen runden Sockel. Sie soll die absolute Mitte Madagaskars markieren. Von dort aus hat man einen wunderbaren Panoramablick über den umliegenden See.

Ampefy und Umgebung
Um zu den aktiven Geysiren von Andranomandraotra (wörtlich, wo das Wasser blubbert) zu gelangen, fährt man mit dem Geländewagen (wegen der holprigen Piste) wieder nach Analavory zurück. Die heissen Quellen sind wirklich ein spektakuläres Phänomen: Aus mehreren Öffnungen spritzt in Abständen von ein paar Minuten das kalk- und mineralhaltige Wasser aus den vulkanischen Steinen. Die umliegenden Becken eignen sich gut zum Baden und sind mit einer Wassertemperatur von ca. 40°C so warm wie in einem Thermalbad. Die Umgebung mit dem schwefelgelb und rot aufragenden Geysir ist wirklich spektakulär. Auf dem schönen, schattigen Platz kann man auch das Picknick-Mittagessen geniessen.

Ampefy und Umgebung
Wer noch Interesse hat, den Zebumarkt in der Region zu besuchen, kann auch nach Tsiroanomandidy (das bedeutet „wo nur einer regiert“) weiterfahren. Diese Stadt ist der wichtigste Viehmarkt im Westen Madagaskars, denn schliesslich spielt das Zebu eine grosse Rolle in der madagassischen Kultur: für die Arbeit auf dem Feld, als Opfertier für das damit verbundene Gemeinschaftsmahl und auf der ganzen Insel auch als Symbol des Wohlstandes. Die Hirten aus dem tiefen Süden und von den weit abgelegenen Dörfern gehen zu Fuss und treiben ihre Zebuherde hierher.
Das Vieh wird dann von den Zwischenhändlern aufgekauft und später in die Schlachthöfe nach Antananarivo oder nach Mahajunga gebracht.

Juli 2020; Geschrieben von: Bodo PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Antananarivo

1010 – Antananarivo

Tonga Soa (willkommen) in Antananarivo, der Hauptstadt von Madagaskar. Sie liegt mitten im Hochland und dient als Ein- und Ausgangspunkt für fast alle Entdeckungs­reisen auf der Insel.

 

Antananarivo, kurz “Tana“ genannt, ist die Hauptstadt der grossen Insel. Der erste Merina-König Andrianjaka hat zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine Festung auf der höchsten Erhebung gebaut, um  sie mit 1000 Männern gegen Angriffe der Vazimba, der ersten Bevölkerung in Madagaskar, zu verteidigen. Aufgrund dieser riesigen Armee des Königs wird die Stadt Antananarivo genannt, wörtlich bedeutet das “Stadt der Tausend“.

Die Stadt zählt zurzeit etwa 5 Millionen Einwohner und liegt im Land des Volksstammes der Merina, der grössten Volksgruppe Madagaskars. Sie nennen ihre Stadt kurz ‚Tana‘.

Der gute Eindruck der Stadt wird unterstützt durch das Klima. In der Trockenzeit scheint die Sonne heiss, die Luft ist aber doch angenehm kühl wegen der Höhenlage. Tana liegt zwischen 1’250 m und 1’470 m über Meer.

Obwohl das Stadtgebiet zur Volksgruppe der Merina gehört, leben hier alle madagassischen Ethnien und Ausländer wie Chinesen und die Karana (Inder, Pakistaner). Und Europäer. Tana ist die unumstrittene Hauptstadt von Politik, Verwaltung und Industrie, obwohl die Regierung durch Dezentralisierung der Universität und durch Verlegung von Verwaltungsbehörden in die Provinzen darum bemüht ist, eine mehr föderale Strukturen zu schaffen.

Antananarivo
Erleichtert wird die Orientierung in der Stadt durch die Unterteilung des Zentrums in “die Untere Stadt“ oder “die Neustadt“ mit dem alten Hauptbahnhof und den vielen Arkaden im Kolonialstil und in die “Obere Stadt“ oder die “Altstadt“ mit dem schönen Königspalast, der von allen Seiten der Stadt sichtbar ist.

Wir beginnen unsere Entdeckungsreise in der Unterstadt.

Die 800 m lange Avenue de l’Indépendance beginnt beim Hauptbahnhof und endet in der Nähe des Hotels “Les Glaciers“. Sie bildet das Zentrum der Millionenstadt, die sich heute weit hinaus in die Landschaft frisst.

Das Stadtzentrum mit der Avenue der Unabhängigkeit heisst Analakely, das bedeutet “kleiner Wald“. Früher gab es an diesem Ort Sümpfe und einen kleinen Wald, später wurde das Gebiet gerodet. Dort, wo seit Urzeiten frisches Quellwasser sprudelte, wurde der Hauptbahnhof von Antananarivo gebaut. Auch heute wird er Bahnhof „Soarano“ genannt (Bahnhof des Quellwassers).

Die Avenue ist ja eigentlich die Bahnhofstrasse. Doch in Madagaskar wurde sie nie so genannt. 1935 begann der Bau der Arkaden, also einer Fussgängerzone mit vielen Geschäften mit Schaufenstern, überdacht mit Rundbögen. Das war für die damalige Zeit eine topmoderne Architektur – und ist es geblieben. Die Bahnhofstrasse wurde nach 1945 zur Avenue de la Libération umgetauft und erst ab dem 26. Juni 1960 bekam die breite Strasse den Namen Avenue de l’Indépendance. Sie ist gesäumt mit Läden, vielen Büros und Geschäften und mit vielen Marktständen in der Nähe der Treppen.

Antananarivo
In der Mitte der Avenue sieht man drei Gartenareale mit den Palmenarten Bismarkia nobilis und Satrana. Dieser grüne Platz ist für Leute von ausserhalb der Stadt ein Ort, um sich zu erholen oder das Mittagessen einzunehmen.

Der Marktplatz unter freiem Himmel in der Nähe der Pavillons gehört zur malerischsten Attraktion der Hauptstadt, ein Gewirr von Ständen mit frischem Obst und Gemüse, Gewürzen und Kräutern, Fisch und Fleisch und alles, was man im alltäglichen Leben braucht.

Jahrzehntelang fand der Wochenmarkt jeden Freitag in Analakely statt. Dieser Markt war als “Tsena Zoma“ bekannt (Freitagsmarkt). Angeblich war er der grösste offene Markt der Welt. Jeden Freitag kamen also tausende und zehntausende von Menschen, sei es als Verkäufer und als Käufer. Auch die Bauern vom Land kamen hierher, um ihre frische Ernte anzubieten.

Doch dieser Freitagsmarkt mit seinen weissen Sonnenschirmen war zwar ein beliebtes Fotosujet, doch für die Bewohner wurde er unlebbar. Er dehnte sich vom Bahnhof  in mehreren Zeilen die ganze Avenue entlang aus, die Marktstände dicht an dicht.  Der ganze Innenstadtverkehr war blockiert und die Leute konnten nur noch in schmalen Gassen zwischen den Marktständen hindurchgehen.

Zu Beginn der 1990er Jahre wurde dieser Freitagsmarkt dann abgeschafft und auf viele kleine Marktareale in verschiedenen Stadtteilen aufgeteilt. Seither findet der tägliche Markt in Analakely und in einigen Orten innerhalb der Stadt statt. Heute werden frische Lebensmittel wie Gemüse, Obst, verschiedene Meeresfrüchte, Fische und Fleisch auch in den Pavillons von Analakely angeboten.

Antananarivo
Das grosse Rathaus oder “Hotel de Ville“ liegt auf halber Strecke der breiten Avenue: Das Gebäude wurde während den politischen Unruhen in Madagaskar am 13. Mai 1972 bei Studentenunruhen abgebrannt; 36 Jahre später wurde das Rathaus vom Staatspräsidenten neu gebaut.

Spuren der ehemaligen Seeräuber finden sich im interessanten Piratenmuseum im PRIORI Büro an der Rue Liège im Stadtteil Tsaralalàna. Dieses erste und einzige Piratenmuseum Madagaskars wurde von Franz Stadelmann, dem Chef und Gründer von PRIORI Reisen eingerichtet und im Dezember 2008 eingeweiht. Madagaskar, besonders die Insel Sainte Marie, war früher der beste Unterschlupf für Piraten. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Seeräuber in der Karibik von den europäischen Staaten gejagt, denn die Piraten richteten zu jener Zeit auf den Ozeanen erheblichen Schaden an. Die abgebrühtesten Piraten, die ihren Lebensstil nicht ändern wollten, flohen aus der Karibik und fanden hier im Indischen Ozean auf der Insel Madagaskar Unterschlupf.

Die Führerin im Museum berichtet über die Geschichte “der goldenen Zeit“ der abenteuerlichen Freibeuter von der Karibik bis zum Indischen Ozean, nicht zu vergessen ist auch der Bericht über die geheimnisvolle Piratenrepublik an der Nordspitze Madagaskars, die Republik “Libertalia“. Deren Idee war: Freiheit und Gleichheit, Vertrauen und Verständigung aller Menschen. Geschildert wird auch die Lebensgeschichte des berühmten Benyowski. Dieser Abenteurer wurde am 11. Mai 1771 von der Bevölkerung an der Nordostküste von Madagaskar zum “König“ gewählt.

Alle Geschichten werden durch mehrere Tafeln mit Bildern und umfangreichen Texten beleuchtet. Gleich neben dem Piratenmuseum ist auch die beste Gelegenheit, alle PRIORI-MitarbeiterInnen von Tana “live“ kennen zu lernen.

Antananarivo
Das Musée de l’Art et de l’Archéologie in Isoraka mit Schwerpunkt Kunst und Archäologie besteht seit 1973 und berichtet in wechselnden Ausstellungen über Volkskunst und von archäologischen Relikten. Dieses interessante Museum arbeitet mit der Universität von Tana zusammen.

Wir setzen unseren Stadtrundgang fort und gelangen zu einem der zwei Tunnels am Ende der Avenue de l’Indépendance und weiter zum Verwaltungszentrum der Hauptstadt.

Der künstliche Stausee Anosy entstand durch die Entwässerung des Umlandes in der Unteren Stadt. Auf einer Halbinsel erhebt sich ein Denkmal mit dem vergoldeten Friedensengel, errichtet zur Erinnerung an die gefallenen Madagassen, die während der Weltkriege an der Seite der Franzosen kämpften. Rund um den See wachsen die schönen Jakaranda-Bäume, deren lilafarbene Blüten sich im September/Oktober im Wasser spiegeln und diesem Stadtteil einen herrlichen Anblick verleihen.

Der Zoologische und Botanische Park von Tsimbazaza liegt vier Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, aber nur ein paar Minuten vom See Anosy, entfernt. Wörtlich heisst Tsimbazaza “Ort nicht für Kinder“, dieser Name entstand in der Kolonialzeit, als die französischen Soldaten dort stationiert waren und die madagassischen Kinder diese Gegend meiden sollten.

Der ca. 20 ha grosse Park mit zwei kleinen Seen wurde vom Forscher und Wissenschaftler Pierre Boiteau im Jahre 1935 gegründet. Verschiedene Reptilien wie Krokodile, Chamäleons und Schildkröten und einige Vogelarten, sogar der extrem seltene Seeadler Madagaskars sind hier zu finden. Zahlreiche Lemurenarten aus den verschiedenen Schutzgebieten Madagaskars werden in Gehegen gehalten. Eine Gruppe von fotogenen Katta-Lemuren mit dem schwarz-weiss geringelten Schwanz leben auf einer Halbinsel.


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Der Botanische Garten ist grosszügig gestaltet und gut angelegt. Bei einem Spaziergang im weitläufigen Park hat man auch einen Eindruck über die seltenen Sukkulenten-Pflanzen und die endemische Flora Madagaskars.

Auch Kulturdenkmäler wie eine Sakalava-Grabstätte mit geschnitzter Holzfigur und ein Exemplar einer Palmhütte, gebaut aus dem „Baum der Reisenden“ (typisch an den Küsten Madagaskars), gehören zu den Sehenswürdigkeiten in diesem grossen Park.

Seit 1969 ist ein Zoologisches und Ethnografisches Museum der Akademie Malgache im Park integriert.

Antananarivo
Die Weiterfahrt zur Oberstadt mit all ihren verwinkelten Strassen, den schönen Kirchen, den kleinen Gässchen, den geschäftigen Märkten, den alten Treppen und den vielen alten Häusern im Kolonialstil erweist sich als sehr spektakulär. Auf dem Weg zur höchsten Erhebung der Oberstadt kommt man zum Garten „Jardin d’Andohalo“ mit dem Kiosk für Touristen­information.

Das Fotomuseum ist auch sehr interessant, sowohl für Fotografen als auch für historisch Interessierte. In dem ehemaligen Bürgermeisterhaus werden die Geschichte und die Kultur der Merina und anderer Volksgruppen anhand von zahlreichen Fotos in schwarz/weiss und mit Texten dem Besucher nähergebracht.

Wenn wir weiter hochfahren, kommen wir zum eindrucksvollen Palast des Premierministers, errichtet von einem englischen Architekten im Jahre 1872. Der ehemalige Premierminister Rainilaiarivony residierte dort während der Königszeit. Der Palast liegt nördlich der „Rova“ und zählt zu den markantesten Gebäuden in der Oberstadt. In diesem Museum Andafiavaratra erhalten wir einen Überblick über die madagassische Kultur und die Kunst des Landes. Einige wertvolle Gegenstände aus der Königszeit werden dort ausgestellt.

Ganz zuoberst kommen wir zur “Rova Manjakamiadana“, wörtlich heisst das auf Deutsch “der Palast der Königin, wo es sich gut regieren lässt“. Dieser steinerne Bau mit seinen vier Türmen, gebaut von Jean Laborde im Jahre 1838/39, wurde im Auftrag der Königin Ranavalona I. errichtet. Seit Andrianamponimerina, einem Zeitgenossen von Napoleon, herrschten hier die Könige und Königinnen des Merina Reiches des 19. Jahrhunderts.

Rovas gibt es in vielen grösseren Orten des madagassischen Hochlandes. Diese waren die befestigten Wohnsitze königlicher bzw. adliger Familien, meist leicht erhöht gebaut und von einer Mauer, manchmal auch von einem Graben umgeben.

Der Königspalast von Tana thront auf dem mit 1’468 m höchsten Hügel der Stadt, der hölzerne Innenpalast fiel im Jahre 1995 einem Feuer zum Opfer. Die Rova von Tana ist noch immer das grösste Symbol der Merina Monarchie. Das Monument Madagaskars überragt nach wie vor die Silhouette des Stadtzentrums und kann von allen Seiten der Stadt bewundert werden. Eine Plattform am Fusse der Rova ist ein hervorragender Aussichtspunkt über die Stadt und die Landschaft.

Zwischen 1810 und 1828, als der König Radama II. an der Macht war, unterwarf er in Eroberungsfeldzügen fast alle Volksstämme auf der ganzen Insel, er wollte einen Staat nach europäischen Vorbild führen, seine Armee bzw. seine Elitetruppe wurde durch einen Adler symbolisiert und nannte sich „Voromahery“, wörtlich “mächtiger Vogel“ oder auch “Adler“. Heute steht noch immer der Bronzeadler als Symbol für Kraft und Ausdauer am Eingangstor des Königspalastes.

Antananarivo
Die Stadt Antananarivo ist umgeben von 12 Königshügeln des Merina Volkstammes. Die Rova von Ambohimanga, die ehemalige Sommerresidenz der Könige, liegt 21 km nordöstlich vom Stadtzentrum und steht inzwischen auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Schon allein der Ausblick von dort auf die Ebene von Antananarivo lohnt sich für einen Abstecher.

Das Königreich war damals mit dichtem Urwald und üppiger Vegetation bedeckt, darum der Name Ambohimanga oder “der Blaue Hügel“. Blau gilt bei den Madagassen auch als Farbe der Schönheit.

Markenzeichen der Rova von Ambohimanga ist das Stadttor mit der alten und schweren Steinscheibe, die jeden Abend von vielen kräftigen Wächtern vor das Tor gerollt wurde. Zwei der sieben glatt geschliffenen Steinplatten sind noch zu besichtigen und gehören zurzeit immer noch zu den Sehenswürdigkeiten dieses heiligen Ortes.

Die dicke und hohe Festungsmauer gebaut aus Lehm und Eiern rund um den Palast ist wirklich beeindruckend, das Wohnhaus des Königs, das Sommerschloss der Königinnen, der Opferplatz und die Badebecken sind gut erhalten bzw. ordentlich restauriert.

Wenn wir über die imposante Treppe emporsteigen, kommen wir an einem majestätischen Feigenbaum vor dem Eingang der Rova vorbei, er ist stummer Zeuge der grandiosen Festlichkeiten auf dem Versammlungsplatz.

Dieser Ort gilt noch heute als heilig und hat immer noch eine sehr starke spirituelle Bedeutung für die Madagassen. Reste von Tierblut, Honig, Rum und Wachs, die für animistische Opferriten verwendet wurden, sind noch zu sehen und es ist „fady“ (tabu), Schweinfleisch, Zwiebeln oder Salz mitzubringen.

Vom Aussichtspunkt aus geniesst man eine wunderschöne und grandiose Aussicht auf die umliegende Landschaft mit den Lehmziegelbauten und den typischen Hochlandhäuser, so kann man nachvollziehen, warum die Könige im 16. Jahrhundert diesen herrlichen Platz als Zentrum Ihres Reiches ausgewählt hatten.

Juli 2020; geschrieben von Bodo, Fanasina, Koloina
PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel

Vanille aus Madagaskar

Blüte Vanille Madagaskar
Vanille kennt jeder
…aber wer von uns weiss denn, was genau diese Gewürzpflanze eigentlich ist und woher sie ursprünglich stammt?

Es gibt mehr als 100 Arten von Vanilleorchideen und ca. 15 davon tragen aromatische Früchte. Die bekannteste davon ist die Gewürzvanille, auch «echte Vanille» (Vanille planifolia) genannt. Aus diesen fermentierten Vanilleschoten wird das Gewürz Vanille gewonnen.

Von Mexiko nach Madagaskar
…schon vor den spanischen Seefahrern wurde die Vanillepflanze in Mexiko angebaut. Über Europa kam sie vor gut 100 Jahren nach Madagaskar.

Doch da es in Madagaskar keine Bienen oder Kolibris gibt, die die Bestäubung der Orchidee übernehmen können, wird dies von den lokalen Frauen (und manchmal auch von Männern) entlang der Nordostküste von Hand übernommen.

Die Pflanzen haben, wie Sie oben sehen können, grün-gelbliche Blüten.

Da jede Blüte nur einen Tag blüht, ist es sehr wichtig die Pflanzen rechtzeitig zu bestäuben.

Madagaskar Samenkapseln Vanille

Aus diesen grünen Samenkapseln wird Vanille gewonnen.

Im ersten Schritt werden die Samenkapseln/Vanilleschoten kurz über dem Feuer in ca. 70 Grad heissem Wasser blanchiert und anschliessend jeden Tag draussen zum Fermentieren in die Sonne gelegt.

Madagaskar Verarbeitung von VanilleFermentieren Vanille Madagaskar

Ziehen Regenwolken auf…
…werden die Schoten schnell eingesammelt und wie auch sonst an jedem Abend in Wärmekisten gelagert. Dort warten sie dann auf die nächsten Sonnenstrahlen.

Wertvoll
Im Norden von Madagaskar wächst rund 80% der gesamten Weltproduktion von Vanille.

Dies ist eine sehr wichtige Einnahmequelle für die Einwohner. Daher wacht immer ein Aufpasser über das «schwarze Gold», um es vor Dieben und vor schlechten Wetter zu schützen.

Die Vanille wird meist in kleinbäuerlichen Familienplantagen angebaut und als grüne Schote an Ankäufer vor Ort verkauft. Spezialisierte Vanilleaufbereiter organisieren den langen Fermentierungsprozess.

Der Vanillebauer verdient, trotz der vielen Arbeit, sehr wenig an seinem Produkt. Das grosse Geld machen die Exporteure und die westlichen Verkaufsstellen, die die Vanille weiterverkaufen.

Hier in Europa wird die echte Vanille auch «Bourbon-Vanille» genannt. Dieser Name stammt von einem der ersten und langjährigen Hauptlieferanten der Vanille und kommt aus La Réunion und Madagaskar.

Wegen verschiedener Zyklone im Indischen Ozean (die Saison ist von Januar – März) und der Zerstörung, die sie hinterlassen, ändert sich der Preis der Vanille in jedem Jahr. Im Herbst 2018 erreichte der Preis Rekordhöhe, denn so kostete ein Kilo Vanille stolze 600 USD und kam dem Preis für Gold sehr nahe.

Wenn auch Sie Madagaskar bereisen möchten und vielleicht auch einen der vielen kleinen Vanilleplantagen besuchen möchten, nehmen Sie mit uns Kontakt auf. Denn PRIORI Reisen bringt Sie dahin, wo Sie auf keine weiteren Touristen treffen, abseits des Massentourismus und mitten im alltäglichen Leben der Madagassen!