Archiv der Kategorie: Reiserouten Madagaskar

Interessante Reiserouten durch Madagaskar mit Hintergrundinformationen zu Orten und Landschaften. Geschrieben von unseren PRIORI-MitarbeiterInnen in Antananarivo und redigiert von Peter Elliker

Nationalpark von Montagne d‘Ambre

1850 – Nationalpark von Montagne d‘Ambre

Der Nationalpark Montagne d’Ambre gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Region Diana im Norden von Madagaskar.


Dieses Nebelwaldreservat befindet sich 65 km südlich der Hafenstadt Diego Suarez und gilt als das meistbesuchte und am leichtesten zugängliche Naturschutzgebiet im Norden.

Der Nationalpark von Montagne d’Ambre ist ein Höhepunkt auf einer Entdeckungsreise an die Nordspitze der Insel. Die Anfahrt vom Stadtzentrum Diego Suarez dauert rund zwei Stunden. Zuerst geht es über eine asphaltierte Strasse durch eine hügelige und trockene Landschaft, die bis zum grossen Dorf Joffreville (Ambohitra auf madagassisch) führt. Je nach Jahreszeit werden regelmässig leckere und frisch geerntete Früchte am Strassenrand angeboten: dazu gehören die süssen Papayas, die saftigen Litschis, die schmackhaften Bananen oder die leckeren Mangos. Die gelb roten Mangos aus Diego Suarez gehören zu den besten Mangos von ganz Madagaskar. Sie stammen nämlich aus der regenreichen und fruchtbaren Gegend an der Nordküste der Insel und sind besonders saftig und vor allem ohne Fasern. Diese wohlschmeckenden Früchte werden in den Monaten August bis Dezember hier im Norden der Insel geerntet.

Der Erholungsort Joffreville war am Anfang der Kolonialzeit ein Stützpunkt der französischen Fremdlegionäre vor allem wegen der angenehmen kühlen Luft und des Wasserreichtums. Der berühmte General Joffre war auf Befehl des Generalgouverneurs von Madagaskar Joseph Gallieni für die Befestigung der Hafenstadt Diego verantwortlich. Dazu standen ihm rund 2500 Soldaten zur Verfügung. Für seine 2500 Soldaten errichtete Joffre in der nahen Bergregion einen Erholungsort. Mit der kühlen Bergluft eignete sich diese Station als Wochenenderholungsort für die erschöpften Soldaten. Daraus entstand in den 1950er Jahren der Name des hübschen Ferienortes: Joffreville.

Dieses Kleinstädtchen liegt zwischen der trockenen Hitze der Grossstadt Diego Suarez und dem kühlen und feuchten Klima des Regenwaldreservates von Montagne d’Ambre. Hier siedelten sich auch Bauern von der Insel La Réunion an, liessen es sich in diesem schönen und erholsamen Ort mit kühler Bergluft sehr gut gehen und pflanzten in dieser fruchtbaren und regenreichen Region verschiedene Gemüse- und Obstsorten an.

Nachdem die Fremdenlegionäre, die französischen Herrschaften und die Gemüsebauern abgezogen waren, wirkte das Dorf mit kreolischen Holzhäusern und mit Hütten in allen möglichen Stilen seit Mitte der 1990er Jahre verlassen und ungepflegt. Heutzutage sieht man nur Reste dieser einstigen prachtvollen Blumengärten und Gemüseplantagen, die die Franzosen jahrelange gepflegt hatten. Einige der zerfallenen Kolonialhäuser wurden von den Einheimischen renoviert. In Joffreville ist jüngst aus einem umgebauten Kolonialhaus ein schönes Gasthaus mit viel Charme und schönen Zimmern geworden, mit atemberaubendem Blick auf den nahen Wald. Es gibt in Joffreville auch ein paar einfachere Gästezimmer für weniger anspruchsvolle Reisegäste.

Nationalpark von Montagne d‘Ambre
Rund fünf Kilometer nach Joffreville erreicht man das Büro des Madagaskar Nationalparks, dort erhält man einen Überblick über die verschiedenen Wanderwege zu den beeindruckenden landschaftlichen Schönheiten des Parks wie zu den faszinierenden Wasserfällen, den wunderschönen Kraterseen oder dem artenreichen Lehrpfad “Botanischer Weg“.

“Montagne d’Ambre“ bedeutet wörtlich übersetzt Bernsteingebirge. Es geht hier um die Namen der Blüten bestimmter Bäume, die gut in diesen Bergregionen gedeihen und von Weitem bernsteinfarben leuchten. Dank des vulkanischen Ursprungs ist die Gegend des Bernsteingebirges besonders fruchtbar und so beherbergt der Park einige der schönsten Bergnebelwälder Madagaskars. Es wurden lange Pisten durch den grossen Park für Fahrzeuge bis zur “Waldstation von Roussettes“ gebaut, wo sich auch Campingmöglichkeiten und ein Rastplatz befindet.

Der Park wurde im Jahr 1958 eingerichtet und umfasst die Bergregionen eines vulkanischen Gebirges von 800 bis 1’475 m Höhe über dem Meeresspiegel. Der ganze Naturpark erstreckt sich auf etwa 230 km², davon gehören 48 km² zum “Reserve Special de la Forêt d’Ambre“. Der Nationalpark Montagne d’Ambre erstreckt sich über eine Fläche von 182 km² und ist einer der ältesten offiziellen Nationalparks an der Nordspitze der grossen Insel.


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Infolge des vulkanischen Ursprungs liegen in diesem Naturschutzgebiet insgesamt sechs Kraterseen. Der Park selbst ist sehr bekannt für seinen Wasserreichtum, über 30 Quellen der umliegenden Region entspringen hier. Der schöne Park liefert Trinkwasser für die Bewohner des Umlands. Wasserfälle und kleine Kaskaden zählen zu den Naturschönheiten des Parks. Einige davon gelten für die Einheimischen als Tabus und sollten nicht von Touristen betreten werden.

Nationalpark von Montagne d‘Ambre
Die meisten Tageswanderungen starten von der “Waldstation von Rousettes“ aus und führen zur Petite Cascade oder “heilige Kaskade“. Vogelliebhaber sollten unbedingt diese kurze Strecke zu Fuss bewältigen, denn unterwegs besteht die Möglichkeit, Vogelarten wie Paradiesfliegenschnäpper, Gabelschwanzdrongos und weitere endemischen Vöge zu entdecken. An dieser “heiligen Kaskade“ gibt es einen kleinen Opferplatz mit einer spirituellen Bedeutung für die “Antakarana-Volksgruppe“, deswegen ist Baden hier streng verboten. Der kleine Wasserfall mündet in ein Bassin mit einer idyllischen farngesäumten Grotte. Hier ist der beste Ort, die schönen farbigen Malachit-Eisvögel (Kingfisher oder „Corythornis vintsioides“) bei der Jagd auf kleine Fische zu beobachten.

Der Lehrpfad “Sentier Botanique“ ist für die botanisch Interessierten sehr empfehlenswert. Die enorme Vielfalt und Dimensionen der Bäume, sowie die Fülle der Heilpflanzen, machen die Wanderung so faszinierend. Der Nationalpark beherbergt eine enorm artenreiche Vegetation. Im Park werden ca. 1000 fremde und endemische Baumarten registriert. Unmengen Schraubenpalmen, seltene Orchideenarten, zahlreiche Schlingpflanzen und beeindruckenden Farnbäume säumen die Wanderwege in diesem dichten Waldgebiet. Vorbei an der kleinen ruhigen “Kaskade Antakarana“ werden die Besucher auf einer Tageswanderung vom fröhlichen Chor der Vogelstimmen und der Rufe der Lemuren begleitet. Der kompetente, lokale Reiseführer gibt unterwegs detaillierte Auskünfte über die wichtigen Heilpflanzen, den wilden Pfeffer, die saftig grünen Moose und Flechten, die schönen Lianen und Schlingpflanzen und die endemischen Baumarten und wertvollen Edelhölzer wie Palisander.

Besonders beliebt ist die Wanderung zum “Lac Vert oder Petit Lac“, denn im Vergleich zu den anderen Wanderwegen ist er leicht zu erreichen. Dieser flaschengrüne See liegt einsam im Wald nicht weit von der Petite Cascade entfernt. Der grüne See spielt eine wichtige Rolle für das Leben der Stadtbewohner von Diego Suarez, denn er dient als Wasserreservoir für die ganze Stadt. Nach dem langen Marsch kann man sich an diesem hübschen Ort das Picknick-Mittagessen gönnen.

Der Nationalpark von Montagne d’Ambre ist ein wahres Paradies für Tierfreunde. Entlang des Lehrpfades zeigt der Lokalguide die winzigen Erdchamäleons wie die Brookesia tuberculata, die auf einem Daumennagel Platz nehmen könnten, die grossen und endemischen „Calumma ambreense“, die bizarren Blattschwanzgeckos (Uroplatus), von denen einige Arten nur in diesem Park vorkommen. Andere farbenfrohe Arten von Chamäleons sind hier sehr gut zu fotografieren, dazu gehören die furcifer petteri, furcifer timoni und die brookesia antakarana.

Nationalpark von Montagne d‘Ambre
Zweifellos gehört “La grande Cascade“ oder die “Grosse Kaskade“ beim Sommet d’Ambre (1475 m) zur beliebtesten Attraktion im Bernsteingebirge. Die Wanderwege hierher verlangen eine gute körperliche Konstitution, denn wegen der ständigen Regenfälle ist der steile Pfad besonders rutschig. Belohnt wird man mit einem bezaubernden Blick vom Aussichtspunkt aus: das Wasser stürzt fast 80 m in die Tiefe. Öfter trifft man einige Schlangen wie die riesigen Madagaskar-Hakennasennatter (Liotherodon madagascariensis) oder auf madagassisch “menarana“ (die sich tagsüber auf den Wegen sonnen). Diese grossen Schlangen erreichen eine Länge von bis zu 1,80 m und haben dann die Dicke eines menschlichen Unterarms. Sie ernähren sich von Reptilien z.B. kleine Frösche oder von den Baby-Lemuren, besonders die igelartigen Tenreks zählen zu ihrer häufigsten Beute. Obwohl diese Schlangen ungiftig sind, sind sie bei den Einheimischen unbeliebt, denn neben dem Unterholz und den Höhlen in den Regenwäldern gehören die Gärten und selbst die Hüttendörfer der Einheimischen zu ihrem Lebensraum. Insgesamt sind die Amphibien und die Reptilien überaus artenreich und sehr häufig durch endemische Formen vertreten.

Vom höchsten Punkt des Nationalparks hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Naturschönheit dieser dichten Wälder mit ihren zahlreichen kleinen Kaskaden und natürlich auf die Umgebung der nahegelegenen Stadt Diego Suarez oder Antsiranana.

Der Park beherbergt noch andere Lemuren, darunter die tagaktiven Braunen Sandford-Makis und die Kronenmakis. Die Männchen des Braunen Sanford Makis haben auffallend weiss-beige Ohrbüschel und einen Backenbart gleicher Farbe, der ihre schwarzen Gesichter umrahmt. Die Weibchen haben keinen Backenbart aber ein graues Gesicht.
Die gekrönten Lemuren (Eulemur Coronatus) erhielten diese Bezeichnung nach dem schwarzen Dreieck auf der Stirn (wie eine kleine Krone). Die Männchen haben ein rötlichbraunes Fell mit einem weissen Bauch, dagegen haben die Weibchen graue Rücken und graue Schwänze und eine kleine rote Tiara auf der Stirn. Diese tagaktiven Lemuren ernährten sich zwischen August und Dezember von den süssen Früchten wie Mangos und Litschis am Rand des Parks.

Nationalpark von Montagne d‘Ambre
Natürlich sind die kleinsten Lemuren Madagaskars, die niedlichen Mausmakis, hier gut zu beobachten. Sie gehören zu den kleinsten Primaten der Welt und mit etwa 50 Gramm haben sie ein Federgewicht. Man kann sie mit Bananenstückchen füttern, die man auf kleine Stöckchen aufspiesst. Sie sind vergleichsweise leicht zu finden, wenn man nachts mit einer Taschenlampe die Waldränder nach ihren gelborangen Augen absucht, die wie Rückstrahler leuchten.

Der nachtaktive Aye-Aye, der unter anderem von Insektenlarven im Holz lebt, ist in diesem Park ebenfalls beheimatet. Das Fingertier, wie es auf Deutsch heisst, hat einen gedrungenen Leib, kurze Beine, ein struppiges Fell und fledermausartige Ohren. Hinzu kommen starke Nagezähne und ein extrem langer Mittelfinger, mit dem er Insekten und Larven aus Gängen im Holz der Bäume kratzt. Dieses Fingertier gilt als eines der seltsamsten Tiere auf unserem Planeten. Über 100 Jahre gab es auch den Wissenschaftlern Rätsel auf, welcher Tierfamilie dieses harmlose Ungeheuer zuzurechnen sei.

Nach einer anstrengenden Autofahrt durch den Norden Madagaskars kann man sich hier am Montagne d’Ambre einen erfrischenden und erholsamen Aufenthalt gönnen. Das Klima im Park ist im Gegensatz zu Diego Suarez kühl und angenehm, daher ist er ein geeigneter und schöner Ort, um Energie zu tanken!

November 2020, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Antsohihy-Ambanja

1820 – Antsohihy-Ambanja und Umgebung

Rings um Ambanja liegt ein fruchtbares Anbaugebiet mit grossen Kakao-, Ylang Ylang-Plantagen und vielen Gewürzfeldern. Quasi im Windschatten des höchsten Gebirges von Madagaskar.


Wir verlassen die Stadt Antsohihy und setzen die Reise entlang dem nordwestlichen Küstenverlauf auf der Nationalstrasse Nummer 6 fort. Die Vegetation wird immer üppiger und das Klima feuchtwarm, wenn wir uns der Region nicht weit des Tsaratanàna Bergmassivs nähern. “Maromokotro“ heisst der Gipfel dieses höchsten Berges von Madagaskar mit 2’876 m über dem Meeresspiegel. Die Berge sind oft durch vulkanische Tätigkeit entstanden, teilweise bestehen sie aber auch aus Granitformationen und die Tier- und Pflanzenwelt ist deswegen in dieser Region sehr vielfältig.

Antsohihy-Ambanja
Die Sakalava-Bevölkerungsgruppe oder „diejenigen der langen Täler“ leben in der Region zwischen Antsohihy und Ambanja und ihr Königreich erstreckt sich entlang der gesamten Westküste am Kanal von Mozambik. Die Sakalava zählen zu den grössten Ethnien in Madagaskar.

Entlang dieser westlichen Küstenebenen wachsen die Mangroven. Mangrovenwälder gelten als die kohlenstoffreichsten in den Tropen und wachsen in schlammigen Flussdeltas, Buchten, Lagunen, häufig auch in Brack- und Salzwasser. Entlang der Westküste Madagaskar befinden sich eine der längsten Mangrovenwälder des Indischen Ozeans.

Die Küstenbewohner benutzen diese hartholzigen Sträucher/Bäume mit luftatmenden Stelzwurzeln als Brennstoff. Die jungen Bäume werden von den Fischern zu Pirogen (Einbäume) ausgehöhlt. Das ältere Mangrovenholz wird für den Hausbau oder für Zäune verwendet. Der Mangrovenwald gehört auch zum Lebensraum mehrerer Meerestiere wie Fische, Krabben, Krevetten. Also spielen die Mangroven eine grosse Rolle für die Küstenbewohner.

Wichtige Wirkstoffe in den Mangrovenblättern sind der lokalen Bevölkerung seit alters her bekannt. Diese zählen zu den wichtigen Heilpflanzen gegen Magen- und Bauchschmerzen, Gelbfieber, ja sogar gegen Müdigkeit in Madagaskar. Auf allen Märkten auf der Insel, ob in der Stadt oder auf dem Land, werden diese Medizinpflanzen verkauft, denn viele Leute können sich die teuren Medikamente in den Apotheken nicht leisten.

Antsohihy-Ambanja 
Die Bootsfahrt ab Antsohihy auf dem langen Fluss Loza führt nach rund 75 km zum Dorf Analalava, dann Weiterfahrt mit dem Boot zum Sahamalaza-Reservat. Dieses Naturschutzgebiet wurde am 19. März 2007 errichtet und besteht aus drei verschiedenen Biotopen: Landschaften mit dichten, trockenen Wäldern, Küstenlandschaften mit Mangroven und die Sahamalaza-Bucht. Dieser Meeresnationalpark bedeckt fast 12’000 Hektar mit feinen Sandinseln und verschiedenen Korallenformationen.

Der Nationalpark Sahamalaza-Radama Insel liegt zwischen den Buchten Narinda und Mahajamba im Süden und wird begrenzt von den Buchten Ampasindava und Nosy Be im Norden. Es beherbergt bemerkenswerte und endemische Vogelarten wie der heilige Ibis (Therskiornis bernieri), den Madagaskaradler (Haliaeetus vociferoides) und den Flughund (Pteropus rufus). In diesem Nationalpark befindet sich das Projekt von AEECL, eine Vereinigung von 32 europäischen zoologischen Gärten und Universitäten zur Erforschung und Erhaltung von Madagaskars bedrohten Lemurenarten.


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Der Ankarafa-Wald liegt auch im Sahamalaza-Schutzgebiet und diesen Park erreicht man nach mehrstündiger Bootsfahrt vom Dorf Analalava aus. Nach einem zweistündigen Fussmarsch ins Innere der Halbinsel erreicht man das Refugium der verschiedenen Lemurenarten, die nur in dieser Region vorkommen.
Dieses Reservat ist ein Schutzgebiet für die vom Aussterben bedrohten “Blauäugigen Mohrenmakis“ oder auf Englisch “Sclater’s Makis“ (Eulemur macaco flavifrons) oder “Akomba Manga Maso“ auf madagassisch, der “Sahamalaza-Wieselmakis“ (Lepilemur sahamalazensis) und der “Mauslemuren von Sambirano” (Micricrocebus sambiranensis). Die grünen Schildkröten und die Rifffische gehören zur seltenen Meeresfauna rund um den Radama-Archipel.

Das Städtchen Maromandia liegt auf halbem Weg zwischen Antsohihy und Ambanja.
Es liegt günstig an einer Flussmündung und ist umgeben von fruchtbaren Feldern mit Nutzpflanzen wie Kaffee, Kakao, Reis und Gemüse. An der Meeresbucht westlich der Stadt Ambanja liegt die bekannte Bucht von Ampasindava oder die “Bucht der Russen“, ein Versteck von russischen Kriegsschiffen, die während des russisch-japanischen Kriegs zwischen 1904 und 1905 auf dem Weg in den Kampf mit Japan waren. Ein Grossteil der Mannschaft verstarb damals an Typhus, nicht an der Pest, wie das berühmte deutsche Lied „wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“ von dieser Tragödie erzählt.

Schon im 12. Jahrhundert sind in diese westlichen Buchten arabische Händler eingewandert.
Eine Ruine der ältesten Moschee zeugt davon, dass viele Moslems sich einst hier angesiedelten. Die Sakalava hier im Hinterland leben von der Landwirtschaft oder sind Zebuhirten und die Küstenbewohner leben vom Fischfang. Mehrere vorgelagerte Inseln wie “Nosy Valiha“, “Nosy Berafia“ oder “Nosy Antanimora“ liegen vor dieser gut geschützten “Russische Bucht“.

Antsohihy-Ambanja 
Nach rund zwei Stunden Autofahrt erreichen wir die hübsche Stadt Ambanja. Der ursprüngliche Name dieser Stadt hiess „Ambodimanga“, wörtlich bedeutet dies „wo viele Mangobäume wachsen“. Während der Kolonialzeit entdeckten die Franzosen eine Ablagerung in der Region um Sambirano, die zur Herstellung von Schiesspulver brauchbar war (Schiesspulver heisst “Vanja“ auf madagassisch). Von nun an nannten die Einheimischen die Stadt Ambanja, was so viel heisst wie “der Ort mit viel Schiesspulver“.

Ambanja liegt in flachem Gelände und ist ideal für Fahrräder. Der breite Fluss Sambirano bietet viele Fotomotive. Sambirano ist auch die Lebensader und eine grosse Attraktion in diesem fruchtbaren Gebiet.

Rund um Ambanja liegt das grösste Anbaugebiet an der Mündung des Fluss Sambirano. Französische Siedler erkannten die Qualität des speziellen Bodens rund um diese Stadt und bewirtschafteten viele Jahre weitläufige Plantagen mit Kakaobäumen. Die Kakaobohnen waren von ausgezeichneter Qualität und zählen noch heute zu den Besten der Welt. Jedes Jahr wird tonnenweise Kakao ins Ausland, besonders nach Frankreich, exportiert. Schokolade ist ein Kolonialprodukt und hat in Madagaskar keine alte Verankerung in der lokalen Gastronomie. Doch die neue Tendenz der „Nouvelle Cuisine“ in den teuren Restaurants in der Hauptstadt hat auch Anhänger gewonnen. Die Köche erfinden immer neue Kombinationen mit anderen Gewürzen für ihre verschiedenen Gerichte und Desserts.

Madagaskar hat auch seine eigene Schokoladenproduktion: Die Firma «Chocolaterie Robert S.A.» in Antananarivo produziert seit 1940 hochwertige Schokolade. Dazu gibt es noch ein paar wenige kleine Schokoladenmanufakturen.

In dieser Region mit üppiger Vegetation gedeihen die verschiedensten Gewürze wie Pfeffer, Ingwer, Vanille, Kaffee und auch die Parfümpflanze Ylang Ylang. Die Ylang Ylang-Pflanze oder “cananga odorata“ ist ein tropische Duftpflanze und gehört zur Familie der Annonaceae. Die Pflanze stammt aus den Philippinen und wird wegen ihrer essenzhaltigen Blüten in der Region von Ambanja und Nosy Be kultiviert.

Aus den frisch geernteten gelben Blüten wird das Ylang-Öl mit seinem intensiven Duft extrahiert. Dieses ist weltweit ein unentbehrlicher Grundstoff in der Parfümindustrie.

Antsohihy-Ambanja 
Rund 18 Kilometer westlich von Ambanja liegt am Kanal von Mosambik das Kleinstädtchen Ankify. Eine geteerte Strasse führt zum Hafen von Ankify, dem Ausganspunkt und der Anlegestelle für die Bootsfahrt auf die Parfüminsel Nosy Be. Dieser schöne und erholsame Badeort gilt als die bekannteste und touristisch am besten erschlossene Insel Madagaskars, sowohl für die Gäste aus dem Ausland wie auch für die Madagassen selbst.

November 2020, geschrieben von Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Kalambatritra Naturreservat

Kalambatritra Naturreservat

Der kleine Naturwald  von  Kalambatritra liegt im tiefen Süden Madagaskars in der Nähe der Stadt  Betroka.

Betroka durchfährt man auf der RN13, die von Ihosy als staubige Piste nach Ambovombe führt. Von dort gelangt man nach Fort Dauphin.

Die erste Stadt rund 200 km südlich von Ihosy ist Betroka: eine Kleinstadt mit ländlichem Charme.  Der Ort hat, gerade wegen seiner unaufdringlichen Natürlichkeit, für schnelle Augen nicht viel mehr zu bieten und die meisten Autoreisenden trinken allenfalls einen Kaffee während einer kurzen Fahrpause. Kaum ein Reisender verbringt eine Nacht im Hotel Ombilahy, obwohl die soliden Bungalows tolerabel ok sind. Das Logo des Hotels zeigt zwei kämpfende Zebu (Ombilahy bedeutet Stier).

Die Zone ist bevölkert von der Ethnie der Bara, die weitgehend Viehzüchter sind. Vieh bedeutet in Madagaskar auch Viehdiebe (Dahalo genannt) und daher haben die Gendarmerie und das kleine Spital immer mal unerwartete Arbeit. Es gibt in Betroka auch eine Missionsstation und ebenso Freikirchen von Sekten aller Art. Ansonsten ist Betroka ein ruhiger Ort.

Kalambatritra Naturreservat
Betroka ist jedoch der Ausgangspunkt zum Réserve spéciale de Kalambatritra. Das Naturreservat findet sich knappe 60 km östlich von Betroka und ist nur streckenweise mit geländegängigen Fahrzeugen erreichbar. Der Rest ist zu Fuss zu machen. Vor Ort gibt es keinerlei Infrastruktur, dafür ungestörte Natur.

Der fast 300 km2 grosse Park von der Grösse des Schweizer Kantons Schaffhausen bietet eine fotogene Hügelwelt, aber nur zu Fuss zu erkunden ist. Kalambatritra liegt entlang der Wasserscheide zwischen Indischem Ozean im Osten und dem Kanal von Mozambique im Westen. Die Hügel liegen zwischen 1300 und 1500 m.ü. M, dazwischen mäandrieren kleine Wasserläufe mit Mikrobiotopen, die wohl noch einige biologische Entdeckungen erwarten lassen.

Doch im Nationapark finden sich sechs Lemuranarten ( microcebus,  lepilemur mustelinus, eulemur collaris, hapalemur griseus,  avahi laniger und cheirogaleus). Überhaupt sind im Naturpark Kalambatitra  fast 700 Tierarten erfasst, wovon 29 endemisch sind. Darunter findet sich die Madagaskarente (anas melleri). 72 Vogelarten wurden gezählt, wovon  fast Zweidrittel endemisch sind. 

Kalambatritra Naturreservat
Touristen  gelangen kaum je nach Kalambatritra: es sind keine zehn pro Jahr. Wilddiebe eher. Sie suchen nach seltenen Schildkröten, denn dafür gibt es im Export nach China einen unersättlichen Markt. Das kaum zugängliche und wenig besiedelte Gebiet ist auch ideal für den Anbau von Cannabis. Die Hanfsträucher ergeben eine gute Ernte, die die Märkte in Madagaskar beliefern bis hin nach Nosy Be. Dies verursacht immer mal wieder den Einsatz von Gendarmerie und Militär.


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Eine Abhandlung über die Amphibien von Kalambatritra findet sich auf  https://www.academia.edu/22454063/The_amphibians_and_reptiles_of_Kalambatritra_a_little_known_rainforest_of_south_eastern_Madagascar

Réserve Spéciale d‘Ankarana

1840 – Ankarana Reservat

Das Réserve Spéciale d‘Ankarana liegt etwa in der Mitte der beiden wichtigen Städte im Norden, Antsiranana und Ambanja.

 

Der Nationalpark Ankarana erstreckt sich zwischen dem Regenwaldreservat von Montagne d’Ambre und dem etwas südlicher gelegenen imposanten Tsaratanana-Gebirgsmassiv, mit 2876 Meter der höchste Berg Madagaskars.

Der Name “Ankarana“ heisst übersetzt „wo es spitze Steine und Felsennadeln gibt “ und dieser Name passt sehr gut zu diesem bizarren Naturphänomen in diesem Naturschutzgebiet. Ursprünglich war das heutige Gebirge eine riesige Korallenbank, die später aus dem Meer herausgehoben wurde. Wind und Regen haben hier über die Zeit ein Meer aus bis zu 50 m hohen Kalksteinnadeln geformt.

Réserve Spéciale d‘Ankarana
 “Tsingy“ heisst wörtlich auf madagassisch “auf Zehenspitzen laufen“, denn die barfüssigen Ureinwohner mussten damals durch dieses Kalksteingebiet mit nadelscharfen Felsenspitzen sehr vorsichtig marschieren. Diese scharfen Kalksteinnadeln gehören zu den Hauptattraktionen dieses Naturreservates, das das ganze Jahr besucht werden kann.

Die Antakarana-Volksgruppe oder “das Volk vom Ankarana Felsen“ sind Nachfahren arabischer Einwanderer, die mit den Sakalava-Ethnien vermischt sind. Sie sind Moslems und im Gegensatz zu den anderen madagassischen Stämmen glauben sie an die Wiedergeburt der Menschen, aber nicht in Menschengestalt, sondern häufig als Krokodil oder als Lemur, je nachdem, wie sie ihr irdisches Leben gelebt haben.

Das Ankarana-Massiv ist das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Antakarana und für diesen Volkstamm hat dieses Reservat bis heute eine religiöse Bedeutung. Seit Jahrhunderten feiern sie alle fünf Jahre etwas ausserhalb des kleinen Dorfes Ambatoharanana die sogenannten “Tsangatsaigny-Zeremonien“. Es geht hier um die Errichtung eines königlichen Pfahlmonuments aus einem riesigen Edelholzstamm und dieser Ahnenkult symbolisiert den Fortbestand der Dynastie im Antakarana Reich. Er erinnert auch daran, dass dieses Dorf das Zentrum und der ursprüngliche Heimatort der Antakarana-Königsfamilie war, die in den heiligen Grotten Zuflucht vor den Truppen des Merinas-Königs Radama I. gefunden hatten. Einige Höhlen sind heilig und werden bis heute als Bestattungsort der damaligen Könige und Heimat der Ahnen und Totengeister verehrt.

Wie in allen Naturreservaten ist der Besuch der heiligen Grotten nur in ortskundiger Begleitung möglich und Vertreter anderer Ethnien dürfen bestimmte Grotten (ehemalige Grabstätte ihrer verehrten Könige) nicht betreten, dies ist Tabu oder “Fady“, deswegen sollte man sich diesem karstigen Ort im Norden mit grossem Respekt nähern.

Réserve Spéciale d‘Ankarana
Die Fahrt zum Ankarana-Reservat erfolgt über die Nationalstrasse 6, wenige Kilometer südlich von Anivorano liegt der Osteingang gleich am Rand der Nationalstrasse 6. gegenüber dem Empfangsbüro von Madagaskar Nationalparks befinden sich die verschiedenen Hotels und viele der interessanten Ausflugsziele sind von hier aus leicht erreichbar.

Die Piste, die zum Westeingang führt, ist schwieriger zu erreichen im Vergleich zum Osteingang. Hier gibt es keine Unterkünfte, sondern nur Campingmöglichkeiten inmitten der eindrucksvollen Tsingy und die geografisch- oder höhleninteressierten Naturfreunde kommen wirklich auf ihre Kosten, denn auf dieser Westseite findet man die grössten und bekanntesten Grotten mit unterirdischen Wasserläufen, unter anderem die berühmte Grotte von Andrafiabe mit ihren breiten Gängen.

In der Nähe dieser Nationalparkgrenze beginnt die Wanderung zur Krokodil- und Taubenhöhle. Die Krokodile leben in einigen Grotten, die offenbar durch unterirdische Wasserläufe in Verbindung stehen. Diese Panzerechsen sind in diesem Naturschutzgebiet heilig, denn für die Antakarana symbolisieren diese Tiere die Wiedergeburt ihrer Ahnen.

Réserve Spéciale d‘Ankarana
Dieses etwa 18’220 ha grosse und geschützte Ankarana-Reservat liegt auf etwa 300 m über dem Meeresspiegel und wurde schon im Jahr 1956 zum “Spezialreservat“ deklariert. Von den vielen Aussichtspunkten hat man einen fantastischen Überblick über die geologischen Besonderheiten dieses Reservates: die messerscharf erodierten Kalksteinnadeln, die unterirdischen Höhlensysteme, die tiefen Schluchten und die zahlreichen Canyons.

Die Wanderer können die atemberaubende Landschaft mit den verschiedenen Felsenformation von den vielen Aussichtspunkten aus geniessen, man sieht aber auch bis zur nächsten grossen Stadt Ambilobe. Im Westen sieht man am Horizont den Kanal von Mosambik mit den vielen kleinen Inseln des “Mitsio Archipels“. Vom höchsten Punkt des Plateaus aus kann man auch den gesamten nördlichen Teil des Ankarana-Nationalparks sehen, der von der Silhouette des grünen Regenwaldreservats von Montagne d’Ambre überragt wird.


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In den bewaldeten Schluchten des Ankarana-Reservates tummeln sich mehrere Lemurenarten unter anderen die tagaktiven Kronenmakis (Eulemur Coronatus). Das Männchen hat ein dunkelbraunes Fell und einen schwarzen Farbfleck wie eine Krone auf der Stirn, darum der Name Kronenmaki. Sie leben in grossen Gruppen und sind nur im Nordgebiet im Ankarana Reservat und im Nationalpark von Montagne d’Ambre zu finden. Sie ernähren sich von Früchten und Blättern und sind frühmorgens leicht zu finden, wenn sie auf Nahrungssuche sind. Hier leben auch die braunen Sanford Makis, die gerne die reifen wilden Früchte im Wald fressen. Sie leben in sehr viel grösseren Gruppen in diesem Trockenwaldgebiet. Man findet auch die nachtaktiven Wieselmakis (oder Lepilemur), die den Tag schlafend in Baumhöhlen verbringen und sich gerne am Eingang ihrer Baumhöhle sonnen und die schwarzen Diadem Sifakas (Propithecus Diadema), die in kleinen Familiengruppen leben und sich von den Blättern der Trocken- und Tropenwälder ernähren.

Bei einer Morgenwanderung können die Vogelkundler in diesem Kalksteingebiet die zahlreichen Vögel beobachten, darunter den pastellfarbenen und endemischen Helm-Coua, die Madagaskar Rote Eule, den Madagaskar Teichreiher, den Fischadler, den Wanderfalken. Wenn man Glück hat, trifft man in diesem Trockenwald auch die scheue Schleichkatze Mungo (Galidia elegans) mit tief rotbraunem Fell und mit dem langen, gestreiften Schwanz.

 Neben den spektakulären “Tsingy“ ist dieses Naturschutzgebiet bekannt für seine vielen Grotten und Schluchten – über 100 km davon sind kartiert und schmale Flüsse schlängeln sich durch die Kalksteinformationen. Im Laufe der Jahrhunderte sind zahlreiche Höhlen in diesem Kalksteingebiet entstanden, die heute diversen Tierarten einen Lebensraum bieten.

Réserve Spéciale d‘Ankarana
Eine besondere Attraktion im Ostteil ist die beeindruckende “Grotte der Fledermäuse“. Die zahlreichen Säugetiere hangen im Inneren der grossen Höhlen an der Decke und “zwitschern“ laut, wenn man sie mit einer starken Taschenlampe anstrahlt.

Zwischen den Schluchten und Spalten dieser Karstformationen hat sich eine eigenständige typische Trockenwald-Vegetation gebildet, die sich ausschliesslich in dieser abgelegenen ökologischen Nische entwickeln konnte. Hier wachsen die Schraubenpalmen, das Elefantenfussgewächs (Pachypodien baroni), die schönen Baobabs (Adansonia perrieri), die sukkulenten Euphorbien und viele Lianen und grosse Feigenbäume.

Nicht nur die einzigartige Wanderung durch die Felsenlandschaft ist faszinierend, sondern auch das Kalkmassiv auf einer basaltischen Ebene, die 50 m über dem Meeresspiegel liegt. Flüsse und Bäche durchziehen die Höhlen von ca. 120 km Länge, die Täler und fliessen im unterirdisch geformtem Höhlensystem bis zum “verschwundenen Wasser“ oder “La Perte d’eau“. Der Weg führt durch einen Trockenwald mit Baobabs und der Rundweg endet an einem grossen Loch, auch genannt “die verlorenen Flüsse“, wo sich die drei Ankarana-Flüsse schliesslich verlieren. Besonders spektakulär ist dieses Naturschauspiel während der Regenzeit.

Eine angemessene Ausrüstung ist bei der Wanderung durch dieses spektakuläre und faszinierende Naturreservat erforderlich: festes Schuhwerk mit Profilsohlen, Insekten- und Sonnenschutz und ausreichend Trinkwasser.

November 2020, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ambanja – Diego Suarez

1830 – Ambanja – Diego Suarez

Schweren Herzens verlassen wir das Kleinstädtchen Ambanja und fahren auf der Nationalstrasse 6 bis zur Hafenstadt Antsiranana (Diego Suarez) an der Nordspitze Madagaskars.


Diese Reiseroute ist besonders abwechslungsreich, denn die Insel zeigt viele ihrer Gesichter auf engem Raum: dazu zählen das Sonderreservat von Ankarana mit seinen spektakulären, grauen Karstformationen, die rotgefärbten Tsingy Rouge und der grüne Bergnebelwald von Montagne d’Ambre mit seinen Kaskaden und Kraterseen.

Wegen seiner schönen Lage in einem fruchtbaren Agrargebiet mit vielen Ausflugsmöglichkeiten und wegen seines milden Klimas an der Nordwestküste ist das interessante Kleinstädtchen Ambanja (wörtlich bedeutet dies “die Stadt mit Kanonenpulver“) ein paar Tage Aufenthalt wert. Heute verlassen wir dieses Zentrum des Kakaoanbaus und fahren auf der Nationalstrasse bis zur Nordspitze der Insel weiter. Wer seinen Badeurlaub auf der berühmten Parfüminsel Nosy Be verbringen will, fährt 25 km westlich von Ambanja bis Ankify weiter. Dieses grosse Dorf ist der Ausgangspunkt der Bootsfahrt zu den beliebten Urlaubsorten auf Nosy Be. Die Abfahrtszeit des Motorbootes oder der Fähre in diesem kleinen Hafen hängt hauptsächlich von den Gezeiten ab.

Nach ca. 100 km ab Ambanja Richtung Norden erreichen wir die nächste geschäftige Stadt in dieser Nordwestregion. Durch die intensive Bewässerung am Delta des Mahavavy Flusses gehört Ambilobe zu einem fruchtbaren Anbaugebiet mit riesigen Plantagen: die Parfümpflanze Ylang Ylang, verschiedene Obst- und viele Gemüsesorten gedeihen hier sehr gut, ausserdem stammt der Grossteil der Zuckerproduktion Madagaskars aus dieser Region. Die madagassische Zuckerfirma SIRAMA war lange Zeit der wichtigste Arbeitgeber.

Die Stadt Ambilobe bedeutet wortwörtlich “wo man häufig den „Bilo“ tanzt“. Bilo ist ein typischer Freudentanz der Antakarana-Volksgruppe, die an die Wiedergeburt und die Reinkarnationen der Ahnen in Form verschiedener Lebewesen glaubt, egal ob Pflanzen oder Tiere, wie Krokodile oder Lemuren. Hier siedelt eine grosse muslimische Gemeinde, Nachfahren von arabischen Einwanderern. Deswegen gilt dieses hübsche Städtchen als das kulturelle Zentrum der Ethnie der Antakarana und gleichzeitig der Sitz der Nachfahren der Antakarana-Könige. Der 2017 verstorbene ehemalige Staatspräsident Dr. Zafy Albert stammte aus einer angesehenen Antakarana-Familie aus der Stadt Ambilobe.

Ambanja – Diego Suarez
Von hier zweigt auch die schlammige Piste RN 5a in Richtung Ostküste bis Vohemar ab und für die Reisenden gilt der Ort als ein wichtiger Zwischenstopp auf der Strecke nach Antsiranana. Ambilobe ist auch Ausgangspunkt für die interessanten Ausflugsziele zum Ankarana-Reservat oder zum Bergregenwald von Montagne d’Ambre.


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Etwa 20 km von Ambilobe entfernt befindet sich der Eingang zum Ankarana Naturreservat am Rand der Nationalstrasse 6. In diesem faszinierenden Trockenwald wächst die seltene und endemische „Euphorbia ankarensis“, ein Wolfsmilchgewächs mit stacheligem Stamm und rosa Blüten. Auch viele Schraubenpalmen, Feigenbäume und viele Sukkulentenpflanzen wie Pachypodien, Baobabs, usw. gedeihen sehr gut in dieser abgelegenen ökologischen Nische zwischen den Tälern, Schluchten und Canyons der Karstformationen. Hier kann man mehrtägigen Wanderungen durch die einmalige Felsenlandschaft mit erodierten Kalknadeln (Tsingy) unternehmen.

Antakarana bedeutet wörtlich das Volk aus dem “Gebiet mit spitzen Kalksteinnadeln“. Ihr Siedlungsgebiet erstreckt sich zwischen Antsiranana und der Region um das Tsaratanana-Gebirge. Sie sind mit Ihren Nachbarn, der Sakalava-Ethnie eng verwandt. Die Antakarana-Küstenbewohner leben als Fischer und jene im Binnenland sind Viehzüchter oder Bauern.

Ambanja – Diego Suarez
Nach einem erlebnisreichen Aufenthalt im Ankarana Schutzgebiet setzen wir die Autofahrt fort und nach einer Stunde erreichen wir das grosse Dorf Anivorano. Es liegt am Fusse des Nationalparks von Montagne d’Ambre und etwa 75 km südlich von Antsiranana. Anivorano bedeutet wörtlich übersetzt „in der Mitte des Gewässers“. Jeden Dienstag findet in diesem Dorf der lebhafte und reichhaltige Wochenmarkt statt.

Etwa 4 km östlich der RN 6 liegt eine besondere Attraktion dieses Dorfes, und zwar der heilige See “Antanavo“, dessen Entstehung in ähnlicher Form auch über andere Seen auf der Insel Sainte Marie oder in Vohemar an der Nordostküste Madagaskars erzählt wird. Mündlich wird eine Geschichte eines durstigen und erschöpften Zauberers überliefert, der vor langer Zeit zum Dorf kam. Da er fremd war und unheimlich wirkte, weigerten sich die Dorfbewohner, ihm Wasser zu geben. Eine alte Frau am Rand des Dorfes hatte jedoch Mitleid mit ihm und gab ihm Trinkwasser. Überrascht von dieser gastfreundlichen Geste, gab er seiner Retterin und ihrer Familie den Rat, das Dorf sofort zu verlassen. Weil es die unhöflichen Leute abgelehnt hatten, ihm einen Schluck Wasser zu geben, würde er ihnen mehr davon geben. Es begann also in der folgenden Nacht heftig zu regnen und wo das Dorf lag, senkte sich die Erde, und das ganze Regenwasser sammelte sich dort. Das ganze Dorf mit allen Bewohnern versank im See und diese verwandelten sich in Krokodile. Die Frau siedelte später mit ihrer Familie nahe am See im heutigen Dorf Anivorano und glaubte, dass die Krokodile die Reinkarnationen ihren Ahnen seien, so opferte sie den Raubtieren von nun an Zebus. Als Beweis für die Blutverwandtschaft zwischen Menschen und Krokodilen gilt, dass die Fischer an diesem heiligen See nie von diesen Tieren angefallen wurden. Gegen eine geringe Gebühr und in Begleitung eines Lokalführers ist es möglich, diesen See Antanavo zu besuchen.

Ambanja – Diego Suarez
Die nächste Sehenswürdigkeit liegt 23 km nördlich von Anivorano. Vom Dorf Sadjoavato zweigt eine schlechte Piste (nur befahrbar in der trockenen Zeit) ab, sie führt zum nächsten Dorf Ankarongana. Hier beginnen die Fusspfade, die z.T. durch Flussläufe führen, bis zum Spezialreservat von Analamerana, deswegen ist dieses Naturschutzgebiet nur sehr schwer zugänglich. Landschaftlich ist es aber sehr interessant, da es in der Übergangszone zwischen der feuchtwarmen Regenwaldlandschaft und der Trockenwaldvegetation an der Küste liegt. Dieses abenteuerliche Ausflugsziel hat aber viel zu bieten: Seen, Höhlen und ein höher liegendes bewaldetes Gebiet, sehr reich an Tier- und Pflanzenarten und mit einem fantastischen Panoramablick auf den Indischen Ozean. Das Reservat ist auch sehr bekannt wegen der hier lebenden und sehr bedrohten Perrieri-Sifakas (Propithecus Perrieri). Daneben haben hier auch andere Lemurenarten und zahlreiche Vögel, sowie Reptilien und Amphibien ein Refugium gefunden.

Ein sehenswertes Highlight auf dieser Nordroute sind auch die „Tsingy Rouge“, die rot gefärbten Gesteinsformationen. Rund 16 km ab der RN 6 führt eine schwierige Piste (nur mit Allradfahrzeug befahrbar) bis zu dieser weiteren geologischen Attraktion in der Nähe des Fischerdorfs Irodo. Anders als die anderen Tsingy unterscheiden sie sich in den Farben der Steinnadeln. Sie bestehen aus feinem Sandstein mit rotgefärbtem Laterit und sind erst spät am Anfang des 20. Jahrhundert entdeckt worden, da diese geologische Formation durch die allgegenwärtige Brandrodung oder “Tavy“ entstanden ist. Sie sind durch die ständige Erosion in dieser Gegend bedroht.

Zurück auf der Nationalstrasse fahren wir Richtung Norden und nehmen die Abzweigung zum Dorf Joffreville (Ambohitra auf madagassisch). Joffreville wurde im Jahr 1902 von den Franzosen errichtet . Das Dorf liegt auf rund 1200 m ü. M. und war ein begehrter Erholungsort für die französischen Militärs und Administratoren im brütend-heissen Diego Suarez. Joffreville wurde bald auch zum Erholungsort der französischen Legionäre. In den herrschaftlichen Villen liessen es sich die Franzosen während der Kolonialzeit gut gehen und eingewanderte Bauern aus der Nachbarinsel La Réunion siedelten hier gern an und pflanzten verschiedene Gemüsesorten und tropisches Obst an.

Ambanja – Diego Suarez
Wenige Kilometer südlich von diesem kleinen Dorf liegt die Grenze des Bergnebelwaldes von Montagne d’Ambre oder “die Bernsteinberge“. Der ca. 18’200 ha grosse Park umfasst das Gebiet eines vulkanisch entstandenen Gebirges in einer Höhe zwischen 800 m bis 1’475 m. Die beeindruckenden Wasserfälle, die kreisrunden Kraterseen, der vielfältige “Botanische Weg“ durch das dichte und artenreiche Waldgebiet zählen zu den faszinierenden landschaftlichen Schönheiten des Naturparks, deshalb gehört es auch zu den am meisten besuchten und beliebtesten Attraktionen in dieser Region.

Nach diesem erlebnisreichen Aufenthalt mit den vielen anderen interessanten Ausflugszielen entlang der Nationalstrasse 6 erreichen wir endlich die Hafenstadt Antsiranana, wörtlich bedeutet dies “der grosse Hafen“. Die Franzosen nannten diese schöne Hafenstadt mit internationalem Flair “Diego Suarez“, zu Ehren des Portugiesen Diego Diaz, der am 10. August 1500 offiziell die Insel Madagaskar an dieser Nordspitze der Insel betrat. Die Stadt wird heutzutage noch immer kurz Diego genannt. Die verschiedenen madagassischen Bevölkerungsgruppen, die Einwanderer aus Europa, aus Indien und den Nachbarinseln tragen zur schönen Atmosphäre in dieser Hafenstadt mit buntem Völkergemisch bei. Dazu tragen auch die Nachkommen der ehemaligen senegalesischen Schützen der Kolonialarmee bei und jene der somalischen Hafenarbeiter.

November 2020, geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Nosy Lava Gefängnisinsel

1810 – Analalava und die Insel Nosy Lava

Das idyllische Fischerdorf Analalava befindet sich 75 km westlich des Städtchens Antsohihy. Analalava war vor hundert Jahren ein wichtiger und bekannter Ort.

 

Analalava kann man entweder per Geländewagen über eine schlechte Piste ab Befotaka oder mit dem Motorboot entlang der Flussmündung Loza erreichen. Diese zweite Möglichkeit ist für abenteuerlustige Reisegäste wegen der entspannenden und erlebnisreichen Bootsfahrt ein einmaliges Erlebnis!

Das sympathische Städtchen Antsohihy ist der Ausgangspunkt für eine erlebnisreiche Bootsfahrt an der Nordwestküste Madagaskars. Diese abwechslungsreiche Fahrt dauert etwa 3 Stunden bis zum Küstenort Analalava.

Das Fischerdorf Analalava (was wörtlich bedeutet: “wo die Bäume gross wachsen“) liegt abseits des grossen Trubels und ist ein abgeschiedener Ort für Ruhesuchende, also sehr geeignet zum Entspannen und zum Faulenzen. Wegen seiner herrlichen Lage am Indischen Ozean und am Mündungsdelta des Loza, sollte es eigentlich ein beliebtes Ausflugsziel sein. Doch seine Abgeschiedenheit wird dem geschichtsträchtigen Küstenort erneut zum Verhängnis.

Schon auf der Bootsfahrt hat man einen Einblick in den Alltag der Sakalava-Volksgruppe („das Volk des langen Tales“). Diese Ethnie der Zebuzüchter war einst der grösste und mächtigste Stamm im Westen und Norden. Der Reichtum eines Mannes wird nach der Stückzahl der Zebus, die er besitzt, berechnet. Bemerkenswert ist, dass die Sakalava-Frauen in der Gesellschaft eine deutlich wichtigere Stellung haben als jene der anderen Küstenbewohner.

Das Siedlungsgebiet der Sakalava umfasst die gesamte Westküste am Kanal von Mosambik zwischen Tulear und Majunga und weiter gegen Norden bis zur Insel Nosy Be. An der Küste lebt die Mehrheit der Sakalava von der Fischerei. In der Region Ambanja findet man aber auch grosse Kaffee- und Kakaoplantagen.


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Nosy Lava Gefängnisinsel
Der Fluss Loza
(wörtlich bedeutet dies „der gefährliche Fluss“) dessen Ufer von Mangrovenbäumen gesäumt ist, dient in erster Linie als wichtige Wasserstrasse für den Warentransport der Einheimischen. Das Fischerdorf Analalava liegt nämlich abseits der grossen Stadt und die Dorfbewohner müssen die Lebensmittel und alles, was sie im Alltag brauchen, im Städtchen Antsohihy kaufen. Speiseöl, Petroleum, Reissäcke, Bierkisten aber auch Matratzen, Möbelstücke, sogar Hühner usw. liegen immer auf dem Deck der “Wasser-Taxis“.

Reisende können auch eine bequemere Bootsfahrt mit einem privaten Boot machen. Zu Beginn der Reise ist der Fluss kaum 10 m breit, doch schon nach ein paar Minuten Fahrt weitet er sich dann nach und nach auf 200 m. Ab und zu sind Einbuchtungen im dichten Mangrovenwald auszumachen, in denen die Einbäume oder Pirogen an Land gerudert wurden. Dörfer sind aber vom Fluss aus kaum zu sehen!

Nach etwa 60 km nimmt der Fluss nochmals massiv an Breite zu. Das Flusswasser wird immer bewegter, denn der Fluss Loza nähert sich dem Kanal von Mozambik und dem kleinen Hafen von Analalava.

Nosy Lava Gefängnisinsel
Früher, während der Kolonialzeit, war Analalava ein wichtiger Hafen zwischen Mahajanga und Antsahampano im Norden von Madagaskar. Analalava war damals als ein grosses Verwaltungszentrum an der Nordwestküste. Spuren der Kolonialzeit sind bis heute zu sehen: Ruinen der Kolonialgebäude und der alte Leuchtturm. Auch die Strassen des Ortes lassen auf koloniale Planung schliessen. Auf alten Fotos sieht man gepflegte Strassen und Gehsteige, sogar Strassenleuchten. Dies alles ist heute verschwunden. Durch die alte Stadt führen jetzt staubige Sandpisten.

Natürlich möchte man nach der langen Bootsfahrt wieder festen Boden unter den Füssen haben und das Fischerdorf erkunden. In Begleitung eines ortskundigen Führers erfährt man mehr über die historischen Gegebenheiten von Analalava und seiner Umgebung. Der schöne Spaziergang durch den Wald ist eine willkommene Abwechslung und Erfrischung und führt zu einem Trampelpfad, der entlang eines kleinen Rinnsals verläuft.

Nach einer halben Stunde Marsch erreicht man einen herrlichen Wasserfall von etwa 2 m Höhe. In dem kleinen natürlichen Wasserbecken kann man sich erfrischen.

Der Küstenort Analalava liegt am südlichen Ufer entlang der Mündung des Fluss Loza auf einer Halbinsel und ist ein guter Ausgangspunkt für Tagesausflüge ins Umland und zu den vielen vorgelagerten Inseln, von den die berühmte Insel Nosy Lava am interessanten ist.

Das Eiland Nosy Lava (wörtlich bedeutet dies „die lange Insel“) ist acht Kilometer breit und 12 km lang. Die Insel liegt mit ein paar Dörfern gegenüber der Stadt Analalava und die Bootsfahrt dauert zwei Stunden. Mit dem türkisfarbenen Wasser, den schattenspendenden Kokospalmen, dem feinen Sandstrand und den weissen Kalksteinfelsen hat sie alles, was ein kleines Naturparadies anzubieten hat.

Die Insel war seit dem 17. Jahrhundert ein Fischfanggebiet, ein Handelsposten und ein Zwischenstopp für ausländische Boote. Sie war auch ein Zufluchtsort für die Sakalava-Krieger, als sie einen Krieg gegen eine andere ethnische Gruppe in der nordwestlichen Region Madagaskars führten.

Im dem 18. Jahrhundert war die Insel ein Refugium für Piraten und Aufständische.

Nosy Lava Gefängnisinsel
Von 1911 bis 2000 diente die Insel als Gefängnisstandort der Kolonialmacht. Gesetzlose und Schwerverbrecher, aber auch politische Gefangene aus der Hauptstadt wurden hierher gebracht. Beim grossen Aufstand gegen die Kolonialmacht im Jahre 1947 wurden auch die Antikolonialisten nach Nosy Lava versetzt.

Bis 700 Inhaftierte lebten auf Nosy Lava. Heute leben auf dieser einsamen Insel noch immer ein paar Gefangene, die mehr und mehr sich selbst überlassen wurden. Einige leben jetzt frei, zusammen mit den Sakalava-Einwohnern. Wegen Geldmangels können sie leider die Insel nicht mehr verlassen, so führen sie ein normales Leben und einige haben sogar Familien gegründet. Sie leben vom Fischfang oder arbeiten als Guides für die Besucher und führen die Gäste durch die Ruinen des Gefängnisses, zeigen die Sehenswürdigkeit der Insel oder führen sie zum Leuchtturm, auf dessen Spitze sich ein grandioser Panoramablick auf die gesamte Insel bietet.

Der Besuch dieser geschichtsträchtigen Gefängnisinsel lässt die Besucher in die Vergangenheit schweifen und in die schwere Zeit mit den damaligen Lebensbedingungen der Insassen eintauchen. Die Haftanstalt liegt heute in Trümmern, nur die zerfallenden Kolonialgebäude aus besseren Zeiten stehen noch. Auch die herrliche Lage im Mündungsgebiet des Loza und die unendliche Ruhe sind bis heute geblieben.


Frankreich unterhielt mehrere Straflager. Das bekannteste war wohl in Guyana. ein Roman und die Verfilmung davon machten die Strafinsel weltberühmt. Mehr dazu Papillon


Nosy Lava Gefängnisinsel
Heute ist die Insel Nosy Lava am Eingang der Narinda-Bucht, südlich der Insel Nosy Saba ein wunderbarer Ort, um die Seele baumeln zu lassen, auch zum Sonnen, zum Baden und zum Entspannen.

Ihre Nachbarinsel Nosy Saba ist von einem Korallenriff umgeben und liegt etwa 30 km nördlich des Fischerdorfes Analalava, ein Paradies für Taucher und Schnorchler mit endlosen, weitläufigen Sandstränden. Zelten unter den tropischen Bäumen ist auf dieser erholsamen Insel möglich, aber Proviant muss man von Analalava mitnehmen. Auf der Insel liegt auch das teure Luxushotel Nosy Saba mit allen Annehmlichkeiten für anspruchsvolle Reisegäste.

November 2020, geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Majunga – Antsohihy

1800 – Mahajanga – Antsohihy

Die 450 km lange Autofahrt von Mahajanga nach Antsohihy pendelt zwischen Mangroven und Savannen mit weiten Horizonten.
 

Um zur Nordspitze von Madagaskar zu gelangen, müssen wir von Mahajanga aus 160 km nach Osten bis zum Kleinstädtchen Ambondromamy fahren. Dieser Ort ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt, hierher strömen die Bewohner der Umgebung, um ihre Produkte aller Art zu verkaufen oder auch Lebensmittel für den Alltag einzukaufen. Der Markttag ist immer auch ein grosses Sozialereignis während der Woche in diesen abgelegenen Gegenden, wo sich die Familien mit den Bekannten oder mit den Nachbarn über die Tagesaktualitäten unterhalten. Von hier aus führt die Nationalstrasse 6 Richtung Norden weiter. (Die RN4 hingegen führt von hier aus zurück aufs Hochland nach Antananarivo.)

Bei der Fahrt auf der Nationalstrasse Nr. 6 zeigt sich dieses Nordgebiet in seiner ganzen Vielfältigkeit mitweitläufigen Savannen,  einigen Bäumen oder auch mit den Reis- und Maniokfeldern.

Majunga – Antsohihy
Nach 85 Kilometern erreichen wir die Stadt Mampikony, eine Stadt inmitten eines feuchten, grünen und fruchtbaren Tals, sehr bekannt als die Stadt des Zwiebelanbaus im Norden. Während der Erntezeit werden die Zwiebeln überall auf Dächern, am Rand der Strasse oder vor den Häusern in der Sonne getrocknet.

Zwiebel heisst „tongolo“, dieses Wort stammt wahrscheinlich aus dem Swahili-Wort „Kitunguu“. Zwiebeln wurden in Madagaskar im 15. Jahrhundert von den arabischen Händlern eingeführt und nehmen seither eine wichtige Rolle in der madagassischen Küche ein.

Es sind vor allem die Sorten “Noflaye-“ und “Menakely-Zwiebeln“ (oder Rote Zwiebeln), die hier angebaut werden. Diese beiden Sorten werden seit den 1930er Jahren in dieser Region angebaut, sie schmecken gut und sind bei den Einheimischen sehr beliebt.

In Madagaskar gibt es noch weitere Sorten. Die grosse rote Zwiebel wird „tongolon i Egypta“ genannt, in Anlehnung an die Geschichte in der Bibel, wo die Sklavenarbeiter während der Pharaonen-Zeit bei der schweren Arbeit viele Zwiebeln gegessen haben sollen.

Knoblauch bedeutet auf madagassisch „Tongolo gasy“, wörtlich bedeutet dies “madagassische Zwiebel“.

Zwiebeln werden neben den frischen Tomaten überall auf den vielen Märkten verkauft und sind die beliebteste Zutat für eine madagassische Sauce.

In fast allen Garküchen und Essenständen in Madagaskar (Hotely gasy auf madagassisch) werden die Zebu-, Schwein- und Hühnergerichte oder der Fisch immer mit Zwiebeln und Tomatensauce zubereitet und serviert. Beide Zutaten kosten nicht viel, werden überall verkauft und sind einfach und schnell zubereitet. Zwiebeln werden auch roh gegessen und sind eine wichtige Zutat für den Salat, gemischt mit Ingwer und grünen Kräutern.

Die Zwiebel hat auch viele therapeutische Eigenschaften: Sie ist das wichtigste Heilmittel gegen Grippe und Husten (gemischt mit Honig) und sehr wirksam gegen Insekten- und Mückenstiche. Sie wird auch in der Schönheitspflege eingesetzt und wirkt gegen Haarausfall.


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Majunga – Antsohihy
Von Mampikony geht die Fahrt weiter durch eine weite und fruchtbare Ebene und nach 82 km erreichen wir die Stadt mit dem Doppelnamen Port Bergé auf französisch und Boriziny auf madagassisch. Beide Namen sind noch immer gebräuchlich. Für die Betsimisaraka-Männer ist das “boriziny“ ein kurzstieliges und langes Messer, das sie bei der Feldarbeit und beim Holzfällen häufig benutzen.

Rund um die Stadt Port Bergé liegen grosse Reis-, Mais-, Baumwoll- und Tabakfelder. Diese Produkte gedeihen sehr gut in diesem trockenwarmen Klima.

Tabak wurde im 17. Jahrhundert von den portugiesischen Seefahrern nach Madagaskar eingeführt. Die grossen Tabakfarmen (meist Familienbetriebe) im Nordwesten der Insel befinden sich hier in der Region Mampikony. Man findet sie aber auch im mittleren Westen rund um Miandrivazo.

Vor der Kolonialzeit rauchten die Sakalava und die Tsimihety nicht, da sie die Zigaretten noch nicht kannten. Sie kauten damals einen speziellen lokalen Tabak gemischt mit Holzasche und somit reich an Pottasche.

Der Bezirk Boriziny ist von einem sanften grünen Tal umgeben. Diese Ebene wird von drei langen Flüssen bewässert und zwar vom Sofia mit 456 km, dem Anjombony mit 320 km und letztendlich dem Bemarivo mit 280 km. Dank des reichlichen Wassers werden Reis, Maniok, Mais, Kartoffeln, Erdnüsse, Bohnen angebaut, vor allem für den Eigenbedarf.

Rund um der Region Port Bergé ist der Tsimihety-Volkstamm angesiedelt. Tsimihety bedeutet wörtlich “jene, die sich die Haare nicht schneiden“. Zum Schutz gegen die Merina hatten sie im 19. Jahrhundert eine enge Verbindung mit der französischen Kolonialmacht geschlossen. Trotzdem haben sie ihren festen Glauben an die Naturgötter bewahrt. Während der Königszeit wollte sich diese Volksgruppe von den Merina-Truppen nicht unterwerfen lassen, als diese Armee des Königs Radama I. vom Hochland aus das Gebiet an der Nordwestküste erobern wollte. Es war damals Sitte, dass die Männer ihr Haar schneiden, wenn das Volk um den König trauerte. Doch als der herrschsüchtige Merina-König Radama I starb, weigerten sie sich, diese alte Sitte zu befolgen. Sie liessen ihr Haar wachsen, um ihren Widerstand und ihre Eigenmächtigkeit gegenüber der dominanten Merina-Ethnie zu zeigen.

Man sagt, dass die Tsimihety Nachkommen seien von europäischen Piraten, die an den Küsten Madagaskars landeten. Sie galten immer schon als ein besonders selbständiger Stamm, der sich auch nicht von den anderen ethnischen Gruppen wie den “Sakalava“ im Norden und den “Betsimisaraka“ im Osten vereinnahmen lassen wollte. Die Tsimihety zählen zu den grössten Reisbauern und Viehzüchter, da ihr Siedlungsgebiet im nördlichen Binnenland sehr fruchtbar ist.

Majunga – Antsohihy
Erwähnenswert ist, dass der madagassische Staatspräsident der ersten Republik zwischen 1970 bis 1972 der Sozialdemokrat Philibert Tsiranana ein Tsimihety war. Madagaskar orientierte sich im Jahre 1960 nach der Unabhängigkeit immer noch stark an der Kolonialmacht Frankreich, da viele Franzosen das Land noch nicht verlassen hatten und noch Ansprüche auf Macht und Besitz auf der Insel stellten.

Das Umland von Port-Bergé wie Mandritsara, Antsohihy, Befandriana und Bealanana begrenzen das Territorium dieser Volksgruppe. Im Vergleich zu anderen Volksgruppen sind die Tsimihety-Hirten sehr bekannt für ihre nomadischen Wanderbewegungen.

Die Landschaft ist von einer relativ trockenen Vegetation mit den typischen Bismarck-Palmen (Bismarckia Nobilis und auf madagassisch Satrana) geprägt. Ihre Blätter werden, so wie bei den Ravinala (Baum der Reisenden), zum Hausbau und für Dächer benutzt.

Grosse Kapok- und Mangobäume säumen den Weg entlang der Nationalstrasse Nr. 6.

Die schönen und dekorativen “Raphiapalmen“ (Raphia farifinera), auch Bastpalmen genannt, wachsen auch in dieser nördlichen Region. Raphia ist eigentlich eines der madagassischen Wörter, die Eingang in die deutsche Sprache gefunden hat. Von den jungen noch nicht entfalteten Blättern dieser riesigen Palmen gewinnt man den Bast. Die Bastfasern werden von den Frauen an der Küste gesammelt und dann versponnen, geflochten oder verwoben, ein wichtiges Material für die üblichen Flechtarbeiten wie Strohhüte, Körbe oder Untersetzer, die später auch mit Naturfarben gefärbt werden.

Bei der Weiterfahrt auf der Nationalstrasse 6 Richtung Nordosten überqueren wir die lange Brücke über den Sofia-Fluss und nach rund zwei Stunden erreichen wir das Kleinstädtchen Antsohihy, 122 km von Boriziny entfernt.

Der Stadtname Antsohihy heisst wörtlich wo viele “Sohihy Bäume“ wachsen. Die Baumart „Sohihy“ (Adina microcephala-Rubiacées) wuchs früher sehr häufig in dieser Gegend und die Tsimihety und Sakalava Fischer stellten damit schöne Boote her.

Majunga – Antsohihy
Die Namen der verschiedenen Ortschaften in Madagaskar beschreiben die Eigenschaften oder die Einzigartigkeit der Orte. In der Stadt Antsohihy heisst zum Beispiel ein Viertel Ambalakida. Im Tsimihety- Dialekt heisst “Kida“ Banane, denn in dieser Wohngegend wachsen viele Bananenstauden.

Ein anderer Stadtteil heisst “Ankiririky“, dieser Name kommt vom Wort „mikiririky“, dieses madagassische Verb bedeutet „fliessen“ denn ein langer Fluss durchquert dieses kleine Dorf.

Von Antsohihy gelangt man auch an die Nordwestküste bis Analalava, ein schöner und abgeschiedener Ort zum Entspannen fernab allen Trubels. Das ruhige Dorf liegt 75 km westlich von Antsohihy, sehr idyllisch an der Loza-Flussmündung.

Die schlechte Piste ist nur mit Geländewagen während der Trockenzeit befahrbar. Die Reisenden können auch eine zweite Reisevariante wählen, indem sie die schöne und entspannende Bootsfahrt auf dem Fluss “Loza“ und entlang von photogenen Mangrovensümpfen bis zum Dorf Analalava nehmen.
Analalava war vor hundert Jahren eine sehr wichtige Stadt und wurde in einem Zug mit Mahajanga oder Diégo-Suarez genannt. Heute weht eine melancholische Nostalgie durch den abseits gelegenen Ort. Er wurde Opfer von verschobenen Verkehrswegen.

Dieses Ausflugziel führt zu neuen Abenteuern auf die vorgelagerten Inseln, von denen die berühmte Insel Nosy Lava (ein ehemaliger Gefängnisstandort) am interessantesten ist.

November 2020, geschrieben von Michael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Grotten von Anjohibe und Tsingy von Namoroka

1750 – Grotten von Anjohibe und die Tsingy von Namoroka

Die Wandertouren durch die geheimnisvollen Höhlen von Anjohibe nordöstlich der Stadt Mahajanga und die abenteuerliche Autofahrt zu den “Tsingy von Namoroka“ gehören zu den schönsten Ausflugzielen ausserhalb der Hafenstadt Mahajanga an der Nordwestküste der Insel.


Die Grotten von Anjohibe gehören zu den beliebtesten und abenteuerlichen Hauptattraktionen ca. 80 km nordöstlich der Blumenstadt, zwei Tage muss man dort mindestens verbringen, um die vielen Sehenswürdigkeiten in der Region anzuschauen: Wandertouren durch die Höhlen, Pirogenfahrt durch die Mangroven, Fischerdorfbesichtigungen.

Von Mahajanga nimmt man die Nationalstrasse 4 Richtung Antananarivo, dann Weiterfahrt durch eine Savannenlandschaft mit den grossen Bäumen mit Cashewnüssen, nach 20 km biegt man wieder nach links ab und nimmt die Richtung zur Mahajamba Bay. Die ganze Anfahrt dauert insgesamt vier bis sechs Stunden. Die schlechte Piste ist nur mit einem Geländewagen in der Trockenzeit zwischen März und Oktober befahrbar und immer in Begleitung eines ortskundigen Führers aus der Stadt.

Die Anjohibe Höhlen mit über 30 Metern Höhe beeindrucken mit ihren Formen und Farben. Das ganze Höhlensystem ist bislang kaum erforscht, bildet aber ein Netzwerk von miteinander verbundenen Gängen von bislang bekannten 27 km, eine grosse Vielfalt an Versteinerungen mit schweren Säulen und feinen Nadeln, schönen Tropfsteinen mit Stalaktiten und Stalagmiten, sowie mit vielen unterirdischen Flussläufen, die in mysteriösen Tiefen verschwinden. Verschiedene Fledermäuse, seltene Amphibien und zahlreiche Insekten haben ein Refugium in den Seitenräumen dieser Grotte gefunden. Als Krönung des Tages kann man sich nach dieser eindrucksvollen Exkursion im sauberem Naturpool in der Nähe der Grotte erfrischen. Dieser befindet sich nämlich oberhalb des 25 Meter hohen Wasserfalls Mahafanina, ein idealer Platz zum Picknicken.

Diese imposanten Grotten und Höhlen sind die einzigen hier am Indischen Ozean, die sich auf mehreren Ebenen befinden. Die Bucht ist das Mündungsgebiet vieler Flüsse. Am Ufer liegen verstreut Fischdörfer und es besteht die Möglichkeit, eine Pirogenfahrt durch die Mangroven zu unternehmen, um das Leben in den Fischerdörfern an diesem abgelegenen Ort kennen zu lernen. Die Bewohner in der Nähe dieser Mangrovenwälder leben hauptsächlich vom Fisch-, Krebs- und Krabbenfang. Die einfache Ecolodge in der Nähe der Grotte ist die einzige Übernachtungsmöglichkeit in dieser erholsamen Gegend. Proviant und Trinkwasser muss man unbedingt aus der Stadt mitnehmen.

Südwestlich der warmen und weitläufigen Stadt Mahajanga liegt das dritte Karstgebiet Madagaskars: das ausgedehnte Schutzgebiet Tsingy von Namoroka. Ausgangspunkt zu dieser langen und abenteuerlichen Reise ist das schöne Fischerdorf Katsepy. Von der Hafenstadt lässt man sich mit der Fähre früh am Morgen zum westlichen Ufer der Bucht von Bombetoka übersetzen, um die interessante Gegend südwestlich von Mahajanga zu erkunden.


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Grotten von Anjohibe und Tsingy von Namoroka
Ab Katsepy beginnt die abenteuerliche Sandpiste bis zum nächsten Kleinstädtchen Mitsinjo. Wir durchqueren die ausgedehnte Savannenlandschaft, die mit vielen schönen Satrana-Palmen (Bismarckia nobilis) bestückt ist. Die Mehrheit der Dorfbewohner in Mitsinjo lebt von der Landwirtschaft. Besonders Zuckerrohr, aber auch Reis, Bananen und Maniok wird in dieser fruchtbaren Region angebaut. Nicht weit von diesem Kleinstädtchen befinden sich die Zuckerrohrplantagen. Das Zuckerrohr wird in der Fabrik von Namakia zu Zucker verarbeitet und zu Rum destilliert. “Dzama“ heisst der berühmte madagassische Rum auf der ganzen Insel.

Wir fahren mit der Piroge oder mit dem Motorboot zum interessanten “Schutzgebiet Mahavavy Kinkony“ („Site d’Intérêt Biologique du Lac Kinkony“). Das von Asity Madagascar verwaltete Naturschutzgebiet „Mahavavy Kinkony Complex“ geniesst schon seit mehreren Jahren den Ruf eines einzigartigen Lebensraumes für seltene Vogelarten und liegt zwischen dem Bezirk Mitsinjo in der Region Boeny. Hier liegt der zweitgrösste See Madagaskars, auch Heimat von vielen seltenen Wasservögeln wie rosa Flamingos, Ibissen, Adlern und ist als Ramsar-Gebiet eingestuft. Ein wahres Naturparadies für die Vogelkundler. Das Schutzgebiet hat verschiedene Landschaftsformen und umfasst eine Fläche von fast 270’000 ha, dazu zählen die Meeresbuchten von Boeny und Marambitsy, die Mündung des Mahavavy Flusses und die zahlreichen Seen, deren grösster der Lac Kinkony ist.

Die abenteuerliche Fahrt geht weiter zur abgelegenen Kleinstadt Soalala. Sie liegt an der ausgedehnten Bucht von Baly und wurde im 17. Jahrhundert von einer Prinzessin aus der Nachbarinsel Mayotte gegründet, als sie nach Madagaskar ausgewandert ist. In früherer Zeit war hier ein Ankerplatz von swahilisch – arabischen Seefahrern und in der Gegend stehen viele Ruinen alter Moscheen. Dies bedeutet, dass seit Jahrhunderten Handel sowie kultureller Austausch zwischen der Nordwestküste Madagaskars, den vielen Nachbarinseln und den fernen Ländern Arabien und Indien stattfand. Heute ist die Bucht von Baly bekannt für ein Schutzprogramm für Schildkröten in der Bucht von Baly.

Die nächste Sehenswürdigkeit, der Nationalpark “Baie de Baly“ liegt westlich von Soalala. Er wurde im Jahr 1997 gegründet und umfasst eine Fläche von ca. 57’142 ha mit Trockenwald, Bambusdickicht, Mangroven, Seen und Flüssen, Dünen und beeindruckenden Korallenriffen. Dieser Park ist das einzige Refugium der vom Aussterben bedrohten Schnabelbrustschildkröte „Angonoka“ und anderen Landschildkröten.

Dieses Naturschutzgebiet ist auch die Heimat des extrem seltenen Madagaskarseeadlers (Haliaeetus vociferoides), des Fischadlers „Ankoay“ und verschiedener Reiherarten, heiligen Ibissen, Regenpfeifern und Flamingos. Auch Säugetiere wie Lemuren, Bambusmakis und Reptilien teilen ihren Lebensraum mit ca. 120 Vogelarten.

An der Grenze des Schutzgebietes befindet sich die halbintensive Garnelenaquakultur. Dieses “rosafarbene Gold“ ist hier eine wichtige Einnahmequelle und wird hauptsächlich nach Europa und Japan exportiert. Die Sakalava-Ethnien sind die Küstenbewohner in den kleinen Fischerdörfern. Das Klima ist das ganze Jahr über zwischen 23 und 28 °C, von April bis November regnet es überhaupt nicht und trotz der Nähe zum Meer ist die Luft ziemlich trocken. Von Mahajanga kann man auch ein Boot oder eine Segelpiroge mieten, die die Reisegäste direkt zum Parkeingang bringt.

Von Soalala durchquert man südwärts eine ca. 40 km lange, wilde Piste durch eine Hügellandschaft, bebuscht und weiträumig. Nur ganz wenige Dörfer säumen diesen Karrenweg. Es wird wohl kein anderes Auto unterwegs sein. Die Leute leben von der mageren Landwirtschaft, etwas Viehhaltung und allein das Trocknen von Raphiafasern ermöglicht etwas Einkommen. Nach stundenlanger Pistenfahrt erreicht man den Eingang des Nationalparks von Namoroka.

Das Schutzgebiet Tsingy de Namoroka liegt abgelegen und nach den beiden bekannten “Bemaraha Tsingy“ an der Südwestküste und den “Ankarana Tsingy“ an der Nordspitze der Insel ist es das dritte Tsingy-Gebiet. Es ist schwer zu erreichen.

Mit einer Fläche von ca. 22’227 ha sind die Tsingy von Namoroka der grösste Nationalpark in dieser Region (seit 2002). Ein langes Höhlensystem erstreckt sich unter diesen Felsenformationen und charakteristisch bei den Namoroka Tsingy ist der Gebirgsstock mit bis zu 30 m hohen Kalkmauern, die kleine Seen umschliessen. Zwischen den scharfkantigen Karstfelsen wächst im Norden des Parks die typische Trockenwaldvegetation mit Euphorbien, Pachypodien, Flammenbaum, Malvengewächse, aber auch viele Sukkulentenpflanzen und Baobabs. Entlang der Flussläufe und an den Seen gedeihen die Schraubenpalmen (Pandanus).

Die Wanderungen durch die Schluchten und die Höhlenwelt der “Tsingy“ oder Kalksteinnadeln sind beeindruckend. Mit auf dieser Expedition ist immer ein lokaler Guide, der sich auskennt. Es gibt viele fotografischen Möglichkeiten in diesem Naturwunder der Steinwelt zwischen Licht und Schatten. Die Tierwelt ist auch hier reichhaltig. In diesem abgeschiedenen Trockenwald leben viele endemische Vogelarten, dazu gehören der Madagaskarhabicht (Accipiter henstii), der Schopfibis (Lophotibis cristata) und der Gelbbauchjala (Philepitta schlegeli). Auch ein paar Lemurenarten haben hier ihr Refugium gefunden wie z.B. der braune Lemur. Der Park wird von 31 Reptilienarten bevölkert, darunter das endemische Chamäleon Brookesia bonsi und von mehreren Fledermausarten.

Trotz dieser faszinierenden Felsenformationen kommen nur wenige Dutzend Besucher pro Jahr in diesen abgelegenen Naturpark.

In diesem Schutzgebiet liegen auch heilige Stätten (Doany) der Sakalava-Volksgruppe, Orte ritueller Zeremonien (Joro) insbesondere entlang des Mandevy-Flusses.

Dieses Schutzgebiet im Nordwesten Madagaskars hat keinerlei Infrastruktur. Es gibt weder Versorgungseinrichtungen noch Campingplätze, so dass die Reisenden die gesamte Ausrüstung wie Proviant und Zelte mitführen und auf Pfadfinderart leben müssen.

November 2020, geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ankarafantsika – Mahajanga

1730 – Nationalpark von Ankarafantsika – Mahajanga

Vom Ankarafantsika Nationalpark bis zur lebendigen Hafenstadt Mahajanga an den Kanal von Mozambik.

Das sind 115 km auf der gut asphaltierten Nationalstrasse Nummer 4. Die quirlige Stadt Mahajanga liegt schön an der breiten Mündung des 525 km langen Betsiboka Flusses, eine sehr kosmopolitische Stadt, und es lohnt sich hier ein paar Tage länger zu verweilen und den madagassischen Nordwesten zu erkunden.

 Die nordwestliche Landschaft zwischen dem Nationalpark von Ankarafantsika und Mahajanga ist sehr vielfältig und abwechslungsreich. Die wichtige Bezirkshauptstadt Marovoay liegt ca. 83 km südöstlich von Mahajanga und dieser Ortsname bedeutet wörtlich “wo es viele Krokodile gibt“. Sie liegt im Betsiboka-Mündungsgebiet, wo tatsächlich heute noch viele Nilkrokodile leben.
Dieses Kleinstädtchen ist die ehemalige Hauptstadt des Sakalava-Königreichs oder das Reich der Sakalava Boina von 1690 bis 1745.

Ankarafantsika – Mahajanga
Bis 1800 war Mahajanga dank des geschützten Hafens ein günstiger Ladeplatz im Nordwesten, deswegen ein günstiges und ein grosses Handelszentrum mit den Komoren, den afrikanischen und den arabischen Ländern. Im 18. Jahrhundert kämpfte auch das Sakalava-Volk gegen den Expansionsdrang der Merina-Volksgruppe.

Während der Kolonialzeit war Mahajanga eine gepflegte Kleinstadt mit Palmenalleen und Gärten. Sie war auch damals eine bedeutende Hafenstadt, wo Import- und Exportprodukte auf dem Wasserweg zu den nahegelegenen kleinen Städten weitertransportiert wurden. Auch heute noch transportieren einzelne Frachter oder grosse Boote die Landwirtschaftsprodukte wie Tabak, Reis, Erdnüsse und auch Meeresprodukte wie frische oder getrockneten Fische, Krabben, Garnelen oder auch Salz auf dem Betsiboka oder übers Meer.

In den Schwemmland- und Mündungsebenen in der Umgebung von Marovoay und Mahajunga wird Reis angebaut und auf den fruchtbaren Böden in der Nähe der grossen Flüsse werden Tabak, Baumwolle, Erd- oder Cashew-Nüsse angepflanzt. Zudem Zuckerrohr und Früchte für den Eigenbedarf. Der lange Betsiboka-Fluss durchfliesst auf weiten Strecken die Gegend an der Nordwestküste und weitet sich dann zur riesigen Bombetoka-Bay am Kanal von Mozambik. Der Fluss Betsibokabedeutet wörtlich: “viele, die nicht an der Leprakrankheit leiden“, im übertragenen Sinn bedeutet dies: wer zusammen schwimmt bzw. wer zusammensteht, dem kann nichts passieren, ein Ausspruch, der auf die Solidarität und den Zusammenhalt der Madagassen hinweist, wenn sie mit Schwierigkeiten konfrontiert sind.

Ankarafantsika – Mahajanga
Der Betsiboka-Fluss ist sehr bekannt wegen seiner rotbraunen Farbe, die durch den Erosionsschlick verursacht wird. Dieser Schlick landet schliesslich als Sediment im Kanal von Mozambik. In den letzten 50 Jahren hat die Erosion des Betsiboka stark zugenommen. Besonders während Zyklonen, aber auch während der Regenzeit reisst der Fluss immer mehr Erde (Laterit) mit. Bei einem Flug über das Mündungsgebiet kann man das rot gefärbte Wasser bis weit ins Meer hinaus sehen. Durch die riesigen Anschwemmungen des Betsiboka ist der Hafen von Mahajanga leider ernstlich bedroht. Anfang des 20. Jahrhundert entwickelte sich das fruchtbare Mündungsgebiet am Betsiboka Fluss zu einem riesigen Reisanbaugebiet, so dass die Stadt Marovoay zu jener Zeit mit Hilfe der deutschen Entwicklungshilfe zu einem Zentrum des Reisanbaus an der Nordwestküste wurde.

Sakalava“ bedeutet auf Deutsch “die aus den langen Tälern“ und ihr weitläufiges Siedlungsgebiet liegt in einem grossen Gebiet im westlichen Teil Madagaskars zwischen den beiden Grossstädten Mahajanga und Morondava. Die Sakalava besitzen grosse Rinderherden, die sie tagsüber in den weiten Tälern weiden lassen und abends in Koppeln in der Nähe des Dorfes treiben. In der Nähe dieser Zebukoppel gibt es grosse Bäume, wo sich die weissen Kuhreiher aufhalten und nisten, daher kommt der ursprüngliche Name des Dorfes “Ankazomboromalandy“: wörtlich bedeutet dies “der Baum mit den weissen Vögeln“.

Das grosse Dorf Ankazomborona liegt ca. 6 km westlich der Nationalstrasse NR 4 auf dem Weg nach Mahajanga und die Dorfbewohner leben hauptsächlich von der Landwirtschaft, von der Rinderzucht und auch vom Fischfang.

Zusammen mit dem anderen Volkstamm der Bara haben die Sakalava viel Ähnlichkeit mit der Kultur der Afrikaner, einschliesslich des sogenannten Tromba-Rituals oder “des Besessenheitskults“, bei dem eine Person (insbesondere Frauen) als Medium bzw. in Trance Kontakt zu den Ahnen aufnimmt und die Wünsche der Verstorbenen den Nachfahren und allen Anwesenden übermittelt.

Auch das Ritual der “Blutsbrüderschaft“ wird bei den Sakalava bis heute noch praktiziert, bei dem zwei Männer an der Brust geritzt werden. Das austretende Blut wird miteinander gemischt und von den beiden getrunken. Von nun an haben die beiden eine sehr enge Beziehung zueinander, die noch stärker als die Bruderliebe sein soll. Sie sind bis zum Lebensende verpflichtet, einander beizustehen.


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Ankarafantsika – Mahajanga
Unweit der Stadt Mahajanga liegt die Grabstätte des ehemaligen Sakalava-Königs Andriamisara, dem Gründer der ethnischen Volksgruppe der Sakalava im 17. Jahrhundert. Für seine Nachfahren ist er noch immer der Vermittler zwischen Gott und den Lebenden. “Doany“ heisst auf madagassisch “die Königsgräber“. Hier betreiben die Nachfahren, aber auch viele Sakalava, einen Ahnenkult. Diese heiligen Königsgräber sind heute noch wichtige und beliebte Wallfahrtsorte. Die königlichen Reliquien wie Haare, Fingernägel und Zähne werden mit einer Mischung aus Wasser und Honig gereinigt und seit Jahren als Kultobjekte verehrt. Diese sogenannte Badezeremonie oder “Fanompoambe“ der Könige dauert ca. 8 Tage und ist mit einem grossen Fest verbunden. Sie zieht viele Leute aller Religionen an, und stärkt die Zusammengehörigkeit der Sakalava-Ethnien untereinander, aber auch die Solidarität mit anderen Volksgruppen.

Nach ein paar Stunden erreichen wir die Hafenstadt Mahajanga, dessen Name aus dem arabischen Dialekt stammt: “Mji angaia“ wörtlich übersetzt bedeutet dies “die Stadt der Blumen“. Die zweite Bedeutung von Mahajanga heisst “Das, was gesund macht“.

Die Franzosen haben die Stadt später in “Majunga“ umbenannt, heute gelten noch beide Namen. Manchmal wird auch Mahajunga geschrieben. So klar ist der Ortsname letztendlich nicht. Auch vor Ort existieren mehrere Schreibweisen für diese Stadt: Majunga, Mahajanga, Mahajunga.

Ankarafantsika – Mahajanga
Diese nördliche Region weist heute ein bemerkenswert kosmopolitisches Bevölkerungsgemisch auf: Viele “Antakarana“ (der Stamm aus dem Ankarana-Gebiet im Norden) und die „Tsimihety“ (der Stamm “die sich die Haare nicht schneiden“, auch ein Volkstamm aus der Nordregion) haben sich in der Umgebung von Mahajanga niedergelassen. Neben den Madagassen leben hier auch viele Komorer, ebenso Nachfahren von indischen Händlern oder arabischen Seefahrern. Viele Franzosen, die hier einst in der Fremdenlegion stationiert waren, wohnen – jetzt als Rentner – in der Stadt Mahajanga.

Mahajanga ist ein bedeutender Handelsplatz und bleibt immer noch ein wichtiger Handelsknotenpunkt an der Nordwestküste. Der bunte und lebendige Hafen ist Ausgangspunkt von verschiedenen Schiffs- und Fährlinien zu den Nachbarinseln Nosy Be, Komoren oder Mayotte.

Oktober 2020; geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Nationalpark von Ankarafantsika

1720 – Nationalpark von Ankarafantsika

Dieser Nationalpark befindet sich 420 km nordwestlich der Hauptstadt Antananarivo und 115 km östlich der Hafenstadt Majunga (Mahajanga) in der Region Boeny.


Der Park gehört zu den ältesten Naturschutzgebieten Madagaskars und ist erreichbar über die gut ausgebaute Nationalstrasse RN 4. Um dieses interessante Naturreservat besser zu erkunden, sollte man hier mindestens zwei Tage einplanen.

Die Anreise aus Antananarivo zur Westküstenstadt Mahajanga oder zum Nationalpark Ankarafantsika ist gut über die Strasse zu bewältigen, am besten mit einem Stopp im Dorf Maevatanana um die brütende Hitze bei dieser langen Autofahrt zu meiden. Es gibt auch eine Flugverbindung zwischen der Hauptstadt und der Hafenstadt Mahajanga, was die Anreise zum Naturreservat etwas angenehmer macht.

Der Ankarafantsika Nationalpark (was wörtlich übersetzt “die Berge mit Dornen“ heisst) liegt auf etwa 75-390 m über dem Meeresspiegel. Das Naturschutzgebiet wurde bereits im Jahre 1927 eingerichtet. Erst 2002 bekam es den offiziellen Status eines Nationalparks. Ankarafantsika gehört zu den am meisten besuchten Naturschutzgebieten an der Nordwestküste.

Der Park liegt zwischen den beiden Flüssen Betsiboka an der Westseite und Mahajamba an die Ostseite. Das ca. 135’000 ha grosse Trockenwaldgebiet wird durch die Nationalstrasse 4 in zwei Gebiete geteilt. Er besteht aus ausgedehnten Trockenwäldern, Schluchten, Seen, Savannenlandschaften mit heissem Klima und beherbergt einen enormen Artenreichtum. Bemerkenswert sind die Flüsse, die aus dem Hochland kommen und sich während der Regenzeit zwischen Dezember und März zu reissenden Strömen wandeln.

Nationalpark von Ankarafantsika
Mehrere Wanderwege mit unterschiedlichen Schwerpunkten und verschiedenen Schwierigkeitsstufen, je nach Interesse und Kondition der Besucher, zeigen den Park in seiner ganzen Vielfalt und seiner beeindruckenden Schönheit.

Dieses Schutzgebiet ist besonders bekannt wegen der hier ansässigen Zuchtstation für bedrohte Landschildkröten.

In der Forststation Ampijoroa am Parkeingang des Ankarafantsika Parks gibt es das Projekt „Angonoka“ (Astrochelys yniphora), auf Deutsch Schnabelbrustschildkröte wegen ihres auffällig langen Vorsatzes am unteren Brustpanzer. Dieses Zucht- und Forschungszentrum kümmert sich um diese vom Aussterben bedrohten, endemischen Reptilien, die nur in diesem kleinen geschützten Gebiet im Nordwesten vorkommen.

Die Gründe des rasanten Rückgangs dieser seltenen Tiere sind einerseits die massive Brandrodung und die Abholzung der Trockenwälder, andererseits werden die Schildkröteneier von den wilden Buschschweinen aufgespürt und gefressen, ausserdem sehen einige Madagassen die Schildkröten traditionell als Delikatesse an. Das grösste Problem ist aber, dass einige Schildkrötenarten, vor allem die sehr seltenen „Angonoka“, für sehr hohe Preise auf dem Schwarzmarkt verkauft werden. Dieses Projekt wird glücklicherweise vom WWF und vom Wildlife Preservation Trust seit 1986 unterstützt.

Nach der Aufzucht werden die geschützten Tiere in den weit entfernt gelegen Nationalpark Baie de Baly am Kanal von Mosambik, 150 km südwestlich von Mahajanga, in ihren natürlichen Lebensraum gebracht. Vermutlich tummeln sich dort nur noch geschätzte hundert dieser Exemplare in freier Wildbahn. Auch die seltenen Flachrückenschildkröten (Pyxis planicauda) und die Madagaskar-Schienenschildröte (Erymnochelys madagascariensis) werden hier in Ampijoroa vom Aussterben bewahrt.


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Nationalpark von Ankarafantsika
Die hier lebenden Sakalava-Volksgruppen werden in die Naturschutzarbeit aktiv eingebunden. Schüler der umliegenden Schulen pflanzen während der Regenzeit Bäume. Die Erwachsenen legen am Rande des Parks Feuerschutzschneisen an oder sie werden durch die Naturführer bei verschiedenen Ausbildungen des Madagaskar Nationalparks für den Naturschutz sensibilisiert.

In der Forststation Ampijoroa befindet sich der “See Ravelobe“, benannt nach einem berühmten Räuber. Ein Rundgang zum See ist besonders bei Vogelkundlern beliebt, er führt zu einem Aussichtspunkt mit eindrucksvollem Rundblick. Dieser kleine See wird nämlich von zahlreichen endemischen Watvögeln, Reihern und vor allem vom Madagaskar-Fischadler (Haliaeetus vociferoides) auf madagassisch “Ankoay“ aufgesucht.

Die Ankoay sind die grössten Raubvögel in Madagaskar und dieser See ist für ihn einer der wichtigsten Lebensräume. Süsswasserfische sind ihre Hauptnahrung. Weit oben über dem See thronend beobachten sie die „Tilapia Fische“ unter der Wasseroberfläche, stürzen sich hinunter und fangen sie mit ihren langen und scharfen Krallen. Ein einmaliges Naturschauspiel! Als Raubtiere fangen sie auch Krabben und kleine Vögel, wenn die Fische nicht genügen.

Nationalpark von Ankarafantsika
Der Lac Ravelobe ist auch bekannt wegen der hier lebenden Nilkrokodile (Crocodylus niloticus madagascariensis). Diese endemischen Riesenkrokodile mit bis zu neun Metern Länge gelten als heilig für die Sakalava-Volkstämme. Es ist Fady oder Tabu diese Reptilien zu jagen, so können sie in diesem Schutzgebiet ungestört leben und sich vermehren. Im sicheren Boot und in Begleitung eines ortskundigen Führers kann man den am Ufer in der Sonne dösenden Echsen ziemlich nahekommen! Auch Chamäleons sowie Erdchamäleons (Brookesia), Skinke, Tagesgeckos, Schlangen etc. sind weitere Bewohner dieses Naturparks. Wegen der starken kulturellen und spirituellen Bedeutung des Sees gelten in diesem Naturpark viele Tabus.

Auf den zahlreichen Rundwegen im Nationalpark von Ankarafantsika lernt man auch die interessante Vogelwelt dieses Naturschutzgebiets kennen. Für die Ornithologen ist der Park ein reiches Revier für Vogelbeobachtungen. Rund 130 Vogelarten sind hier im Park vertreten. Darunter findet man Bienenfresser, Drongos und Paradiesschnäpper, die in diesem Naturschutzgebiet ungestört leben. Die blattlose Vegetationsperiode des Trockenwaldes von Mai bis Oktober eignet sich besonders für die Vogelbeobachtung, um die versteckt lebenden Couas, die schönen Seidenkuckucke oder die endemischen Rotvangas (Schetba rufa) zu entdecken.

Nationalpark von Ankarafantsika
Die madagassische Erzählkunst oder die Märchen berichten auf besondere Art über viele Tiere. Die Lokalführer an der Nordwestküste erzählen den Besuchern gerne die spannende Geschichte des schwarzen Vogels, dem auffälligen Trauerdrongo, genannt auch der Gabelschwanzdrongo. Unverwechselbar ist das Aussehen dieses Vogels mit dem schönen Haarschopf und dem gegabelten Schwanz, wie sein Name andeutet.

Dieser Vogel kommt überall im Trocken-, sowie auch im Regenwald vor. Er ist nicht scheu, aber vor allem ist er ein ausgezeichneter Stimmennachahmer. Vor vielen Jahrhunderten kamen die Seeräuber in die Nähe des Dorfes Maroantsetra an der Nordostküste Madagaskars, um die Dörfer zu plündern und um Gefangene zu machen. Als die Dorfbewohner hörten, dass sich die Piratentrupps näherten, flohen sie sofort in den Dschungel. Doch eine Frau mit ihrem kleinen Kind konnte nicht mithalten und versteckte sich im nächsten Dickicht. Gerade als die Piraten an ihnen vorbeieilten, weinte das Baby. Die Seeräuber drehten sich zum Geräusch um, sahen aber nur einen Drongo auf einer Baumkrone, der gerade das weinende Baby nachahmte. So dachten die Seefahrer, dass sie in die Irre geführt wurden. Sie gaben ihr Unternehmen auf und kehrten zu ihren Booten zurück. Seither wird der Drongo in diesem Dorf verehrt und es ist in der Region tabu oder Fady, diesen schönen Vogel zu töten.

Eine Wandertour durch das Trockenwaldgebiet ist aufgrund seiner biologischen Vielfalt und wegen seiner leichten Begehbarkeit sehr zu empfehlen. Im Schutzgebiet gibt es gut ausgeschilderte Lehrpfade und die ausgebildeten Führer sprechen französisch und/oder englisch.

Zahlreiche Lemurenarten, wie die roten Coquereli-Sifakas (auch tanzenden Lemuren genannt) siedeln am Parkeingang und begrüssen die Besucher. Die heimischen nachtaktiven goldbraunen Mausmaki (Microcebus ravelobensis) und der seltene Mongozmakis (Eulemur mongoz) sind im Park auch gut zu beobachten.

Nationalpark von Ankarafantsika
Dieses nordwestliche Gebiet wird wegen seiner lang andauernden Trockenperiode Trockenwaldzone genannt, da die meisten Bäume ihre Blätter abwerfen und einige Lemuren wie die Fettschwanzmakis für einige Monate ihren sogenannten Trockenschlaf halten. Bei der Tageswanderung durch den Park entdecken die Naturfreunde und die botanisch Interessierten neben Lemuren, Reptilien und Vögel auch schöne Lianen, riesige Baobabs und zahlreiche Palmen und endemische Sukkulentenpflanzen.

Leider ist das Hotelangebot besonders in der Hochsaison sehr beschränkt. Der Nationalpark bietet einfache Bungalows und Campingmöglichkeiten mit befestigten und überdachten Zeltplätzen an.

Oktober 2020, gschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch