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SAVA

1600 – SAVA

Im Nordosten von Madagaskar befindet sich die Region SAVA. Diese Bezeichnung ist eine Abkürzung der vier wichtigen Städte der Zone: Sambava, Antalaha, Vohémar und Andapa.

SAVA ist ebenfalls der Name der Region. SAVA war früher Teil der ehemaligen Provinz Diego-Suarez (Antsiranana). Die administrative Aufteilung Madagaskars in sechs Provinzen wurde in den Nuller-Jahren in 22 Regionen umgewandelt. 2021 wurde eine Region in zwei gesplittet: seit August 2021 ist Madagaskar administrativ also in 23 Regionen unterteilt. 

Die Region SAVA ist fruchtbar und verfügt über genügend Niederschläge. Das Klima eignet sich hervorragend für den Anbau von Vanille. Daher wird insbesondere Antalaha als Welthauptstadt der Vanille bezeichnet. Doch auch Sambava und Andapa und in geringerem Mass auch Vohémar pflanzen Vanille an. In Vohémar nimmt die Viehzucht jedoch ein grösseres Gewicht ein. (Der kolonialfranzösische Ortsname Vohémar wurde in den nationalistischen Zeiten der 1980er Jahre in Iharana umgetauft. Dies hat sich aber nicht durchgesetzt.)

SAVA ist etwas über 25’000 km2 gross und wird von knapp zwei Millionen Leuten (2020) bewohnt. Im Süden gehört die Masoala-Halbinsel dazu und im Westen begrenzt das Tsaratanana-Gebirgsmassiv die Region. Im Tsaratanana-Gebirge erhebt sich der Maromokotro auf 2876 m ü. M. und ist damit der höchste Berg von Madagaskar.

SAVA ist mit Fahrzeugen nur über die RN 5a erreichbar. Die RN 5a führt von Ambilobe über 170 km nach Vohémar: eine abenteuerliche Naturpiste.

Schiffstransport spielt eine gewisse Rolle zwischen dem internationalen Hafen von Tamatave (Toamasina) und Antalaha. Doch die Umfahrung der Masoala-Halbinsel ist sehr risikoreich. Sambava hat keinen Hafen. In Vohémar wird Treibstoff angeliefert.

Mananjary

2660 – Mananjary

Nach Mananjary gelangt man von Fianarantsoa aus über Ranomafana und weiter auf der RN25 bis an die Küste des Indischen Ozeans.


Die Stadt liegt am südlichen Ende des noch schiffbaren Teils der langen Wasserstrasse “Kanal von Pangalanes“.

Dieses ruhige Hafenstädtchen, in Luftlinie rund 110 km nördlich der grossen Stadt Manakara, ist das Zentrum des Kaffee-, Vanille-, Nelken- und Pfefferanbaus entlang der Südostküste.

Ursprünglich hiess diese Stadt Masindrano, wörtlich übersetzt bedeutet dies “das Heilige Wasser“. Während der Besetzung durch den Merina-Volksstamm aus Antananarivo bekam die Stadt den Namen Mananjara-ville oder die Stadt, die viel Glück bringt, später wurde sie in Mananjary umbenannt.

Hier lebt die ethnische Volksgruppe der Antambahoaka. Dieser Name kommt von zwei Wörtern: Das erste Wort “Tanana“ heisst das Dorf oder die Stadt und das zweite Wort “Vahoaka“ bedeutet das Volk, wörtlich übersetzt bedeutet dies also “die Stadt, die dem Volk gehört“.
Eine andere Erklärung des Namens entspringt einer Legende des ehemaligen Königs „Ratiambahoaka“ oder “derjenige, der während seiner Regierungszeit von seinem Volk geschätzt wird“. Vom Namen dieses geliebten und respektierten Königs stammt der Name des Volkstamms Antambahoaka.

Die Antambahoaka-Volksgruppe ist eine der kleinsten Ethnien in Madagaskar und siedelt an der Südostküste rund um die Region von Mananjary. Es sind Nachfahren arabischer Herkunft, die zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert von Mekka nach Madagaskar ausgewandert sind. Zeuge davon ist eine Skulptur aus weissem Seifenstein, nicht weit vom Fischerdorf Ambohitsara (wörtlich bedeutet dies “das schöne Dorf“) am Ufer des Süsswasserkanals, rund 50 km von Mananjary entfernt. Der inzwischen grau verwitterte Stein stellt einen kleinen weissen Elefanten dar und sei – so eine der Legenden – von muslimischen Pilgern aus Mekka mitgebracht worden.

Dieses einzigartige Denkmal hat bei den Einheimischen unterschiedliche Namen: “Vato Lambo“ (“steinernes Wildschwein“) oder “Vato masina“ (“heiliger Stein“). Auf alle Fälle verehren die Antambahoaka diesen Stein und betrachten ihn als heilig. Dieser Volkstamm betreibt wie viele andere bis heute einen Ahnenkult: Es werden Opfer gereicht, beispielsweise einen Hahn oder Geschenke für die Vorfahren wie Honig oder Rum. Dieses geschützte Areal mit der heiligen Steinskulptur ist von schönen Drachenbäumen umgeben und der Besuch ist nur in Begleitung eines Lokalguides oder eines Dorfvertreters möglich.

Mananjary
Eine ganz besondere Tradition dieses Antambahoaka-Volkstamms ist das kollektive Beschneidungsfest oder “Sambatra“. Es wurde eingeführt von Zafi Raminia, dem Stammvater der Antambahoaka, der im 12. Jahrhundert aus Mekka nach Madagaskar eingewandert sei. Diese grosse und gemeinsame Beschneidungszeremonie findet in Mananjary alle sieben Jahre statt und kann wochenlang dauern. Es ist ein Freudenfest und ein wichtiges Ereignis, bei dem die seit der letzten Feier geborenen Antambahoaka-Knaben alle beschnitten werden.
“Sambatra“ bedeutet auf madagassisch soviel wie “selig“ oder “glücklich“. Und während dieser kollektiven Knabenbeschneidung, die von traditionellen Tänzen und Gesängen unterbrochen wird, werden viele Zebus geopfert. Das benötigte heilige Wasser wird aus dem breiten Mananjary Fluss geschöpft und zwar dort, wo sich das Süsswasser mit dem Meerwasser mischt. Dieses dient dann der Wundreinigung der Beschnittenen. Nach dieser rituellen Zeremonie sind die Familien froh, dass ihre Söhne jetzt als Erwachsene in der Gesellschaft akzeptiert sind.


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Bei der Antambahoaka-Volksgruppe sind neugeborene Zwillingskinder oder “Zaza kambana“ unerwünscht, ja sie werden abgelehnt, denn sie gelten als Tabu oder “fady“. Die Eltern glauben, sie seien Unheilbringer oder Unglücksboten. Viele dieser unschuldigen Babys wurden früher kurz nach der Geburt einfach ausgesetzt oder gleich getötet.
Heute ist es möglich, diese Zwillinge Adoptionsstellen oder Sozialprojekten in Mananjary zu übergeben. Viele werden dann von Familien aus europäischen Ländern adoptiert. Inzwischen behalten die meisten Familien ein Baby und das andere wird von einem Projekt aufgenommen und betreut. Einige Familie wagen es inzwischen sogar, diese Taburegeln zu brechen und behalten beide Zwillinge.

Mananjary
Der Kanal von Pangalanes wurde während der Kolonialzeit erbaut. Ende der 1940erJahre hatten die französischen Kolonialherren Flussläufe, Binnenseen und Lagunen in eine schiffbare Wasserstrasse verwandelt. Heute sind hier viele malerische Fischerdörfchen angesiedelt. Eine Bootstour auf diesem Kanal von Pangalanes, der Hauptverkehrsader zwischen den kleinen Dörfern an der Ostküste, ist ein aussergewöhnliches Erlebnis. Hier entfaltet sich die madagassische Landidylle und während der Bootsfahrt kann man das bescheidene Landleben der Küstenbewohner kennen lernen: die Kinder planschen und spielen gern im Süsswasser der Seen, ihre Mütter waschen ihre Kleider oder bereiten das Essen am Ufer, gesäumt von Elefantenohren (Typhonodorum lindleyanum) und Seerosen. Die Fischer versuchen ihr Glück mit Netzen und Reusen in den fischreichen Seen und Flüssen, denn der Fischfang ist eine wichtige Nahrungsgrundlage entlang dem Kanal, der sich rund 650 km der Küste entlang zieht.

Die fruchtbare Region rund um Mananjary mit ihrem feucht warmen Klima, ist bis heute ein wichtiges Anbaugebiet für die verschiedenen Exportprodukte Madagaskars. Im Laufe der Jahre hat die Stadt leider an wirtschaftlicher Bedeutung verloren, da der Hafen ausser Betrieb gesetzt wurde und die Gewürze von dort nicht mehr verschifft werden können. So bringt die lokale Bevölkerung ihre Anbauprodukte wie Gewürze, Kaffee, Litschis (zwischen Dezember und Januar), Brennholz und Baumaterialien mit ihren Einbäumen zu jenen Dorfmärkten entlang der Ostküste, von wo sie dann auf dem Landweg weitertransportiert werden.

Mananjary
Von der Stadt Mananjary aus ist es möglich, eine achtstündige Bootstour bis zum 120 km entfernten idyllischen Fischerdorf Nosy Varika zu unternehmen. Bei den vielen Zwischenstopps unterwegs besteht die Möglichkeit, Dörfer und lokale Märkte der Antambahoaka-, Antaimoro- und Betsimisaraka-Volksgruppen zu besuchen und mehr über die Kultur, die Sitten und Bräuche dieser Ethnien zu erfahren. Das Leben in den kleinen Dörfern ist beschaulich, die Landbewohner sind freundlich, auch neugierig, denn in diesen abgelegenen Regionen kommen selten “Vazaha“ (Fremde) vorbei und dies stellt für die Einheimischen eine willkommene Abwechslung dar.

Dezember 2020, geschrieben von Michaël, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Manakara

2640 – Manakara und seine Umgebung

Die kleine Stadt Manakara an der Südostküste liegt 590 km von der Hauptstadt Antananarivo entfernt, am Ende der Eisenbahnstrecke, die das Hochland mit der Küstenstadt verbindet.


Manakara ist auch gut erreichbar über die RN12 oder auch über die berühmte Wasserstrasse des “Pangalanes-Kanals“. Die üppige Blütenpracht und die vielen exotischen Früchte im Überfluss sind eine Folge des feuchtwarmen Klimas an der Südostküste und machen die Stadt zu einem reizvollen Ziel für jeden Madagaskar Reisenden.

Die Stadt Manakara ist eine grosszügig angelegte Stadt, mit breiten Strassen und Villen in ausgedehnten Gärten. Manakara ist der Hauptort der heutigen Region Fitovinany. Vor der Fertigstellung der Eisenbahnlinie war Manakara bis im Jahre 1936 eine unbedeutende Fischersiedlung an der Südostküste. Nach der Inbetriebnahme der Zugstrecke Fianarantsoa Côte-Est entwickelte sie sich rasant zu einem grossen Handelszentrum. Die Eisenbahnlinie ab Fianarantsoa nach Manakara oder in umgekehrter Richtung mit der Meterspurbahn gilt als eine unvergessliche Zugreise auf der Insel.

Manakara
Manakara besitzt nach Tamatave den zweitgrössten Ostküstenhafen am Indischen Ozean, vom dem aus Kaffee, Vanille, Pfeffer, Nelken und andere wichtigste Exportwaren in andere Landesteile verschifft werden. Das feucht warme Gebiet rund um Manakara ist sehr fruchtbar und reiche Chinesen und Einheimische betreiben grosse Plantagen mit Nelken, Pfeffer, Litschis und Kaffee. Auch die Importwaren und die Konsumgüter für die Verwaltungshauptstadt Fianarantsoa werden hier angelandet und mit dem Zug oder mit Lastwagen ins Hochland transportiert.

Die Stadt teilt sich in zwei grosse Quartiere auf. Der erste und westliche Teil heisst “Tanambao“, wörtlich übersetzt “die neue Stadt“ und liegt auf dem Festland, wo sich das Verwaltungszentrum, der Bahnhof, die Taxi Brousse Haltestelle, der grosse Markt, die meisten Hotels und einige Kirchen befinden.

Zum östlichen Teil auf der langgestreckten Insel “Manakara be“ oder “grosses Manakara“ gelangt man mit der bunten Rikscha, das häufigste öffentliche Verkehrsmittel in dieser flachen Küstenstadt. Diese zweite Stadt liegt am Nordende einer langgestreckten Insel, die schön zwischen dem Kanal von Pangalanes im Westen und dem Indischen Ozean im Osten liegt und durch eine – jetzt kaputte – Eisenbrücke mit dem Festland verbunden war. Eine neue Brücke ist im Bau. Bis sie fertiggestellt ist, benutzen die Fussgänger eine Fähren-Piroge und die Autos machen einen Umweg über eine schmale Notbrücke beim ehemaligen Hafen. Während der Kolonialzeit bauten die Franzosen ihre schönen Villen hier. Die reichen chinesischen Grund- und Plantagenbesitzer bevorzugen auch heute noch diesen angenehmen Stadtteil am Meer. Heute haben sich verschiedene Banken, staatliche Verwaltungen und andere Büros hier niedergelassen. Entlang der Allee mit den hohen Filaos-Bäumen liegen zahlreiche Hotels und Restaurants mit Meeresblick. Leider werden die palmengesäumten Alleen regelmässig von den Wirbelstürmen zwischen Januar und März zerstört. Besonders geschätzt wird die schöne Landschaft entlang des Kanals von Pangalanes mit seinen reizvollen Fischerdörfern.

Manakara
Der Antaimoro-Volkstamm (wörtlich: “die Volksgruppe, die an der Küste lebt“) stammt aus einem arabischen Land und ist etwa im 12. – 14. Jahrhundert hier nach Madagaskar eingewandert. Nach den mündlichen Überlieferungen war zu jener Zeit der berühmte Ramakararo, ein Sultan aus Mekka, der Gründer dieser Volksgruppe. Seitdem findet die arabische Kultur an diesem Küstenabschnitt Madagaskars grosses Interesse. Diese Ethnie hat ihren islamischen Glauben beibehalten und hat sich in der Zwischenzeit mit der einheimischen Bevölkerung vermischt. So sind die Leute Moslem und glauben gleichzeitig an die Macht der Ahnen, was sie entscheidend von den anderen Bevölkerungsgruppen auf der ganzen Insel unterscheidet. Sie gelten als ganz besonders gebildete Leute, denn sie sind fähig, den Dialekt der madagassischen Sprache in arabischen Schriftzeichen, dem “Sorabe“ (die “alte Sprache“) niederzuschreiben. Sie sind auch bekannt als respektierte Sterndeuter und Wahrsager, die bis heute immer noch von der Familie bei wichtigen Angelegenheiten konsultiert werden. Sie bestimmen die geeigneten Tage und den richtigen Zeitpunkt nach dem Mondkalender für die wichtigen Ereignisse wie die Grundsteinlegung des Hauses oder für Familienfeste wie Hochzeit, Beschneidung oder Totenumbettung. Sie gelten auch als fähige Heiler, da sie viele Kenntnisse über die zahlreichen Medizin- und Heilpflanzen in Madagaskar besitzen. Sie sind auch berühmt für die Herstellung des Papiers Antaimoro. Auf diesem speziellen und handgeschöpften Papier aus Maulbeerbaumrinde werden die „Sorabe“ niedergeschrieben. Diese teilweise sehr alten Schriftstücke gehören zu den wertvollsten Kulturgütern der Insel.


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Heutzutage haben sie immer noch ihren eigenen König in der Kleinstadt Vohipeno, ca. 30 km südlich von Manakara. Das Dorf Vohipeno gilt als das bedeutende Zentrum der Antaimoro-Volksgruppe. Dieses malerische Dorf ist interessant wegen seines hübschen und lebhaften Marktes und ist besonders bekannt für die viele Flechtarbeiten wie bunte Körbe, Matten, Taschen, Hüte aus Binsen, aus den Blättern des Baums der Reisenden oder des Raphia-Bastes.

Manakara
Der Kanal von Pangalanes ist vom Indischen Ozean nur ein paar Hundert Meter entfernt, er verläuft auf einer Länge von rund 700 km immer parallel zur Ostenküstenlinie Madagaskars und verbindet die natürlichen Flüsse, Seen und Lagunen in diesen Regionen zu einem Kanal. Von der ursprünglichen Strecke sind derzeit leider nur noch 430 km schiffbar, weil Schlingpflanzen, Wasserhyazinthen und andere Pflanzen den Wasserweg stellenweise praktisch unpassierbar machen. Neben der Bahnlinie FCE ist diese Wasserstrasse ein zweiter wichtiger Transportweg an der Ostküste.

Der Kanal war während der Kolonialzeit ein beliebter Schmugglerweg, er beginnt in der Nähe der wichtigen Hafenstadt Tamatave und führt bis nach Farafangana weit im Süden. Er spielt auch eine grosse Rolle für die Bewässerung der Felder, versorgt die Küstenbewohner mit Trinkwasser und dient natürlich als Süsswasserfischlieferant. Verschiedene Waren und Baumaterialien von Manakara aus, aber auch Produkte wie Reis, Kaffee, Bananen und Gewürze werden entlang dieser langen Wasserstrasse zu den nächsten Dörfern und Märkten transportiert, die nicht über Strassen erreichbar sind.

Eine gemächliche Bootstour ab Manakara bis Mananjary oder eine Pirogenfahrt auf dieser Wasserstrasse zählt zu den erlebnisreichen Unternehmungen in der Küstenstadt Manakara. Bei einem solchen Ausflug erzählt der Lokalguide über die Sitten und Bräuche der Antaimoro- und Antaisaka-Küstenbewohner, über die Legenden der heiligen Krokodile, die in diesem Kanal wohnen und die von den Einheimischen besonders respektiert werden.

An den Rand des Kanals von Pangalanes schmiegen sich kleine malerische Fischerdörfer. Unterwegs kann man das Alltagsleben der gastfreundlichen Küstenbewohner kennen lernen. Früh am Morgen versuchen die Männer ihr Glück mit ihren selbstgebauten Kanus oder Einbäumen entlang des Kanals von Pangalanes. Nachmittags bringen die Frauen den Fang in die verschiedenen Hotels und Restaurants oder in die Stadt zum Verkauf. Der Besuch des lebhaften Fischmarktes in Manakara ist eine der Hauptattraktionen in der Stadt.

Entlang des Kanals an dieser Südostküste befinden sich grosse Kaffeeplantagen und Kaffee gilt als ein wichtiges Exportprodukt der grossen Insel. Die Kaffeepflanze wurde vor rund 200 Jahren von der Nachbarinsel La Réunion (damals Bourbon genannt) eingeführt. Das Klima und die Bodenbeschaffenheit an der Ostküste sind geradezu ideal für den Kaffeestrauch, der aber die direkte Sonneneinstrahlung wenig schätzt. So wachsen die Kaffeesträucher auf den Plantagen meist unter Schattenbäumen. Der aromatische Kaffee Arabica von Madagaskar hat eine sehr gute Qualität und schmeckt hervorragend. Die Tasse Kaffee gehört für die Dorfbewohner am Morgen zum täglichen Ritual, er wird meist schwarz und stark gezuckert getrunken.

Der Strand von Manakara mit seinen schattenspendenden Bäumen ist seit der Kolonialzeit bis heute ein beliebter Badeort für die Europäer und die Einheimischen. Trotz der Brandung sind die endlosen Sandstrände erholsam und fantastisch. Der schöne Badeort “Trou du commissaire“, etwa acht Kilometer südlich der Stadt, ist ein beliebter Badestopp auf einer erholsamen Pirogenfahrt auf dem Kanal des Pangalanes. An dieser schönen Bucht, von einem Korallenriff geschützt, ist das Baden im Indischen Ozean ohne Risiko möglich.

Dezember 2020, geschrieben von Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Nationalpark von Ranomafana

2620 – Nationalpark von Ranomafana

Der Nationalpark von Ranomafana liegt am Namorona Fluss und ist ein weltweiter Anziehungspunkt von Naturfreunden.

Im Kerngebiet dieses Nationalparks ist der Primärwald noch mehr oder weniger intakt. Der Park gehört wegen seiner guten Erreichbarkeit zu den meist besuchten Nationalparks Madagaskars.

Über ganz Madagaskar verstreut gibt es viele Orte mit dem Namen Ranomafana, auf Deutsch bedeutet dies “heisses Wasser“ bzw. “Thermalquelle“. Dieser Name taucht überall auf, wo eine heisse Naturquelle gefunden wurde.

Das hübsche und malerische Dorf Ranomafana nordöstlich der Verwaltungsstadt Fianarantsoa liegt idyllisch im Tal des langen, rauschenden Namorona-Flusses. Das Dorf war ursprünglich bekannt für sein Thermalbad. Im Jahr 1880 wurden die Thermalquellen entdeckt und so wurde Ranomafana mit seinem Heilwasser ab dem Ende des 19. Jahrhunderts zu einem beliebten Ausflugs- und Kurort für die Europäer. Die Franzosen bauten das Kurhaus und das Thermalbad mit Schwimmbad nicht weit von der Brücke über den Namorona Fluss. Viele Einheimische und Europäer, die an verschiedenen Krankheiten, wie Rheumatismus, Asthma, Gicht, Diabetes und Fettleibigkeit litten, liessen sich hier behandeln. Auch verschiedene Massagen konnten in Anspruch genommen werden.

Der Bergnebelwald erlangte Berühmtheit, als im Jahre 1986 der Biologe und deutsche Forscher Bernhard Meier mit seinen Fachleuten bei ihrer Expedition in den Regenwald zufällig auf den Goldenen Bambuslemur (Hapalemur Aureus) stiessen. Die Wissenschaftler hatten befürchtet, dass diese Lemurenart längst ausgestorben sei. Seit dieser sensationellen Entdeckung steht diese unberührte Bergregion unter Naturschutz und wurde am 27. Mai 1991 mit Hilfe internationaler Naturschutzverbände und Forschungsinstitute zum Nationalpark deklariert. Seit 2010 ist die Zone Teil der Naturschutzgebiete der Regenwälder von Antsinanana oder der Ostküstengebiete Madagaskars.

Nationalpark von Ranomafana
Dieser Nebelregenwald umfasst 40’000 Hektar und liegt auf einer Höhe zwischen 600 und 1400 m über dem Meeresspiegel. Insgesamt entspringen hier rund 30 Flüsse und der jährliche Regenniederschlag von ca. 3000 mm ist beachtlich.

Neben den neuentdeckten Goldenen Bambuslemuren, die sich von den anderen Lemuren wegen ihrer auffälligen Fellfarbe unterscheiden, beherbergt der interessante Park weitere Bambuslemurenarten, wie der Grossbambuslemur (Hapalemur simus) oder der kleine graue Bambusmaki (Hapalemur Griseus). Diese tagaktiven Lemuren leben in Gruppen und ernähren sich fast ausschliesslich von verschiedenen Bambusarten. Während sich der graue Bambuslemur von jungen Blättern und Sprossen des Bambus und von Gräsern ernährt, kann der Grosse Bambuslemur auch genannt “Breitschnauz Halbmaki“ dank des starken Gebisses die ganz dicken und harten Bambusröhren problemlos zerbeissen. Der Goldene Bambuslemur bevorzugt die eiweissreichen Schösslinge der Bambusse. So leben alle drei Lemurenarten in demselben Bambuswald von Ranomafana und machen sich kaum Konkurrenz.


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Viele Säugetiere, unter anderem der Diadem Sifaka, der Rotbauchlemur, die Rotstirnlemuren, und viele Vogelarten, Reptilien und Amphibien leben in diesem grossen tropischen Regenwald. Die nachtaktive Schleichkatze Fossa Fossana „Cryptoprocta ferox“ gilt als ein gefährliches Raubtier und ist der Feind aller Lemuren.

Dieser Park ist ebenfalls Lebensraum der seltenen Giraffenhalskäfer und anderer Insekten und Schmetterlinge, wie zum Beispiel der faszinierende und im Regenwald gut angepasste Kometenfalter. Welke Blätter imitierend und voll auf seine Tarnung vertrauend leben die „Brookesia“, die Erdchamäleons mit nur rund 10 mm Körperlänge auf dem Boden des Waldes. Mit etwas Glück kann man sie am Boden und im Unterholz des feuchten Regenwaldes finden. An den Stämmen der grossen Bäume fallen die giftgrünen Taggeckos der Gattung Phelsuma auf.

Die kompetenten Führer mit guten Fachkenntnissen haben ungewöhnlich gute Augen und Ohren und können auch bei einer Abendwanderung am Rand des Waldes die nachtaktiven Mausmakis oder ein paar schlafende Chamäleons entdecken. Gegend Abend ist die Luft erfüllt vom Konzert der quakenden Frösche.

Nationalpark von Ranomafana
Verschiedene Wanderwege beginnen am Parkeingang und führen zunächst auf die andere Seite des Flusses. Die obligatorischen, lokalen Führer empfehlen den Besuchern die Pfade je nach ihrer Kondition und ihrem Interesse. Wer baden will, kann den Pfad zum Sakoroa-Wasserfall wählen. Er liegt ca. 3 km von Vohiparara entfernt. Von hier hat man einen grandiosen Rundblick über den Park. Soweit das Auge reicht, blickt man über den grossen und faszinierenden Regenwald.

Auf den Rundwegen erhalten die Besucher Einblicke in die üppige Pflanzenwelt des Regenwaldes. Das gesamte Schutzgebiet ist mit verschiedenen Pflanzen und Palmenarten, zahlreichen Orchideen, Farnen im Überfluss und endemischen Heilpflanzen bedeckt. Baumfarne finden sich allerorts in grosser Zahl. Man stösst auch auf ausgedehnte Haine des Riesenbambus, das beliebte Habitat der drei Bambuslemuren. In der Nähe der Gebüsche mit wilden Guaven tummeln sich die meisten Lemuren, denn diese Primaten fressen sehr gerne diese kleinen und saftigen, roten Früchte zwischen März und Juni.

Der Ranomafana Nationalpark liegt an der Grenze der Siedlungsgebiete der Betsileo- und Tanala-Ethnien. Der Tanala-Volkstamm, wörtlich übersetzt “die aus dem Regenwald“, leben hauptsächlich vom Wald. Sie sind Holzfäller und sammeln wilden Honig, kurzum sie “verdienen ihr Brot“ mit dem, was der Wald ihnen an natürlichen Produkten bietet. Natürlich leben sie auch vom Kaffee- und Reisanbau. Sie gelten auch als Medizinmänner und Naturheilkundler und kennen sich sehr gut mit den Heilpflanzen und der Herstellung von Naturmedizin aus.

Die grösste Gefahr besteht darin, dass die hier lebenden Tanala-Volkstämme ihren traditionell nomadischen Wanderfeldbau und die Brandrodung auch an der Grenze des Nationalparks, also an der „Zone périphérique“ praktizieren. Dank eines Aktionsplans der amerikanischen Entwicklungshilfe (USAID) werden die Dorfbewohner über die verschiedenen Gründe der Schutzbemühungen aufgeklärt und sie erhalten 50% der Eintrittsgelder, um wichtige Sozialprojekte wie Reisbewässerung, Schulhausbau oder Projekte der Gesundheitsversorgung in den Dörfern zu finanzieren.

Nationalpark von Ranomafana
Nicht weit vom Parkeingang liegt das amerikanische Forschungs- und Ausbildungszentrum. Die moderne Infrastruktur mit eigenem Laboratorium ist bestimmt für wissenschaftliche Forschung der Ornithologen und Biologen aus der ganzen Welt. Dieses Zentrum Valbio wurde im Jahr 2003 von der Forscherin Patricia Wright, eine der Weltspezialisten für Lemuren und Primaten in Madagaskar, gegründet. Auch die sachkundigen Naturführer im Ranomafana Park werden hier von den Zoologen und Biologen ausgebildet.

Der Besuch des privaten Arboretums mit rund 2 ha Fläche liegt nur etwa drei Kilometer von Ranomafana entfernt an der Nationalstrasse Richtung Manakara und ist für Botaniker und Pflanzenliebhaber empfehlenswert. Das Arboretum existiert seit 2007 und beherbergt ca.150 endemische Baum- und Pflanzenarten.

Die Wanderwege durch den Nationalpark sind durch mehrere gekennzeichnete Wege gut erschlossen und die Besucher können die überwältigende Fülle der Natur ohne grosse Mühe beobachten. Die Vogelbeobachter dürfen natürlich ihr Fernglas nicht vergessen. Die verschiedenartigen Geräusche des Waldes, der rauschende Wasserfall, das Spiel der Sonne mit den Grüntönen des Regenwaldes verleiht diesem Park etwas Heiliges.

Dezember 2020; geschrieben von Kolonia PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress

2600 – Zugfahrt ab Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress

Eine nostalgische Reise in die Vergangenheit. Die altersschwache Lokomotive der FCE fährt die etwa 163 km lange Zugstrecke auf den rostigen Meterspurgleisen vom Hochland bis zur regenfeuchten Ostküste Madagaskars am Indischen Ozean.


Einen Fotoapparat mit genügend Speicherplatz und vollem Akku muss man unbedingt mitnehmen, um die schöne und abwechslungsreiche Landschaft, all die Szenen an den Stationen und die verschiedenen Volksgruppen entlang dieser Zugstrecke zu fotografieren! Hier erleben Sie die Seele Madagaskars mit seinen Bewohnern im Sinne des Wortes “hautnah“.

Die Eisenbahnlinie FCE (Fianarantsoa-Côte Est) verbindet zweimal in der Woche die Verwaltungsstadt Fianarantsoa mit der Küstenstadt Manakara an der Südostküste der Insel und entsprechend zweimal zurück. Sie spielt eine unverzichtbare Rolle für die Land- sowie für die Stadtbewohner zwischen diesen beiden Regionen. Diese 163 km lange Bahnlinie mit 57 Tunneln und 67 Brücken wurde während der Kolonialzeit von 1926 bis 1936 gebaut.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress
Der langwierige und gefährliche Bau dauerte insgesamt 10 Jahre. Praktisch während der ganzen Bauzeit waren rund 5000 Männer, meist Zwangsarbeiter, beschäftigt. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen, der unvermeidlichen Malaria-Krankheit und der mangelnden Versorgung starben leider mehrere tausend Arbeiter. Der ursprüngliche Zweck für die Franzosen beim Bau dieser Bahnlinie lag darin, die lokalen Produkte wie Kaffee, Kakao, Vanille, Pfeffer und die wertvollen Edelhölzer möglichst rasch zur Küstenstadt Manakara zu transportieren. Von dort aus wurden diese Exportwaren mit Schiffen zur florierenden Hafenstadt Tamatave weitertransportiert. Seit jener Zeit ist der sogenannte “Zug des Lebens“ in Betrieb und transportiert auch Kranke oder schwangere Frauen in die nächst grössere Ortschaft mit Krankenhaus und Entbindungsstation.

Die einzige alte Diesellok, die noch verkehrt, ist sehr reparaturbedürftig. Einige grün gestrichene Waggons kommen aus der Schweiz und die meisten rostigen Schwellen und Schienen sind Spenden aus der Schweiz oder sind Kriegsabgaben von Deutschland an Frankreich nach dem 1. Weltkrieg. Der Zug spielt noch immer eine grosse Rolle für die Bauern in dieser weitläufigen Region, denn die Zugstrecke ist die einzige Verkehrsverbindung für die von der Aussenwelt abgeschiedenen Dörfer. Die hier lebenden Merina-, Betsileo-, Tanala-, Betsimisaraka- und Antaimoro-Bauern sind von dieser Zugverbindung abhängig, denn dies ist die einzige Möglichkeit, ihre Waren in die nächsten grösseren Orte zu transportieren und zu verkaufen. Bemerkenswert ist der grosse Andrang der Landbewohner bei den Stopps an allen kleinen Bahnhofstationen. Dies beansprucht einen grossen Zeitaufwand für das Ein- und Aussteigen der Passagiere, das Umladen von Warenkartons und grossen Mengen an Produkten in Säcken, Kisten oder Körben. So wird die planmässige 10 Stunden Zugfahrt nicht immer eingehalten, aber hier hat es niemand wirklich eilig und auch die Reisegäste haben inzwischen das Motto “moramora in Madagaskar“ gut gelernt.


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Um die lange Schlange am Ticketschalter – besonders in der Hochsaison – zu vermeiden, ist es immer empfehlenswert, die Plätze und die Tickets im Voraus zu buchen. Für die erlebnisreiche Zugfahrt ab dem Hochland bucht man am besten einen Sitzplatz auf der linken Seite wegen der atemberaubenden Aussicht auf der Bergstrecke im Regenwald.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress
Mit lautem Hupen und Pfeifsignal setzt sich die alte Diesellok im Bahnhof von Fianarantsoa auf 1100 m Meereshöhe in Bewegung und fährt durch die dichten, frühmorgendlichen Nebelschwaden von Fianarantsoa. Die 2. Klasse-Waggons sind mit Passagieren und ihren riesigen Gepäckstücken bereits gut gefüllt. Der Zug schlängelt sich im Schneckentempo durch das weite Hochland mit den Reisfeldern in verschiedenen Grüntönen und durch die einzige Teeplantage Madagaskars. Der sehr begehrte Sahambavy Tee wird hier seit den 1970er-Jahren angebaut. Jährlich werden in der nahegelegenen Teefabrik rund 500 Tonnen Tee produziert und 80% davon werden ins Ausland exportiert.

Nach gut 25 Kilometern verlässt der Zug das Hochland und gleitet in gemächlichem Tempo hinab Richtung Ostküste. An jedem der Bahnhöfe warten die vielen Dorfbewohner sehnsüchtig auf den Zug, die Kinder schauen neugierig die Passagiere an und die fliegenden Händler bieten den Passagieren die verschiedenen Produkte der Region während der Zwischenstopps an: die süssen Mais- oder Bananenkuchen, eingewickelt in Bananenblätter, die knallroten Flusskrebse aus dem nahen Regenwald, die gebratenen Maniokstücke und Süsskartoffeln, die gegrillten Würstchen, die fritierten Hähnchen und die verschiedenen Saisonfrüchte, wie die diversen Bananensorten (ganzjährig), Mangos (Oktober-November), Litschees (November- Dezember), Avocados (Februar- April), Mandarinen und Orangen (Juni – August), Jackfrucht und wilde Goyaven (kurz nach der Regenzeit ab Februar bis Mai). Diese zahlreichen tropischen Früchte gedeihen sehr gut in dieser fruchtbaren und feuchtwarmen Region an Madagaskars Ostküste.

Ab dem Bahnhof Ranomena fängt der lange, steile Abstieg durch die abwechslungsreiche grüne Landschaft an. Der Zug fährt durch den dichten Bergregenwald und die Hügel, bedeckt mit den dekorativen Ravinala (Bäume der Reisenden). Die Aussicht auf die Berglandschaft, die beeindruckenden Wasserfälle, die zahlreichen Flüsse und kleinen Seen sind sehr spektakulär. Auf der weiteren Fahrt durchfährt die Bahn den längsten Tunnel mit 1072 Metern.

Nach ein paar Kilometern durchfahren wir das Siedlungsgebiet der “Tanala-Volksgruppe“, wörtlich bedeutet dies “der Volkstamm aus dem Regenwald“. Früher galten sie als die kleinste Bevölkerungsgruppe Madagaskars und waren bekannt, von den Produkten aus dem Wald zu leben, denn hier fanden sie alles, was sie im Alltag brauchten. Sie leben noch heute vom Honigsammeln, vom Holzfällen, vom Kaffee- und Reisanbau und vom Fischfang in den klaren Gebirgsflüssen. Dank des Artenreichtums im Urwald und seiner vielen medizinisch wirksamen Pflanzen haben die Tanala-Volksgruppen ein sehr grosses Wissen in Naturheilkunde gesammelt.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress
Nicht weit vom Bahnof in Andrambovato Bahnhof (auf Deutsch “am Fuss der Felsen“) liegt eine hohen Granitkuppe, von der der Name dieses malerischen Dorfes stammt. Dieses kleine Bergbauerndorf ist auch der Ausgangspunkt von Trekkingtouren durch den Primärwald mit schönen Kaskaden und durch idyllische Tanala-Dörfer. Das Donnern des spektakulären Wasserfalls von Mandriampotsy hören wir schon vom Weiten.

Langsam nähert sich der Zug dem grossen Bananenanbaugebiet auf dieser Bahnstrecke. Dieses Gebiet versorgt das ganze Jahr über die Region rund um die Stadt Fianarantsoa mit diesen leckeren Früchten. Viele Tonnen der grünen Bananenstauden liegen auf den Bahnsteigen und warten auf die nächste Transportgelegenheit. Diese Gegend ist auch bekannt für seinen Ingweranbau. Zwischen den Monaten Mai bis August wird dieses Gewürz geerntet und in vielen Gegenden rund um Fianarantsoa oder Manakara preiswert verkauft.

Meistens hält der Zug wegen der Mittagspause am Bahnhof Manampatrana wesentlich länger. Es ist ein grösserer Ort und hier werden auch viele Produkte ein- und ausgeladen. So ergibt sich für die Gäste die interessante Möglichkeit, den Bahnhof mit dem umliegenden Dorf zu erkunden und zu fotografieren. Dieser Ort liegt günstig im Zentrum der Kaffeeproduktion an der Südostküste der Insel, so muss man einfach die Gelegenheit nutzen und den starken und aromatischen Kaffee dieser Region probieren. Dies ist ein “Muss“ für passionierten Kaffeetrinker, denn er schmeckt wirklich köstlich. Bei dieser Gelegenheit kann man sich auch die Beine vertreten und das Mittagsessen in einem kleinen “Hotely“ oder in einer typischen madagassischen Garküche am Rand des Bahnhofs geniessen und sich natürlich mit den Einheimischen unterhalten. Dabei lernt man viel über ihren Alltag, ihre Sitten und Bräuche. Die Fotografen kommen voll auf ihre Kosten.

In den nächsten Bahnhöfen von Ionilahy, Mahabako und Fenomby dauern die Zwischenstopps wegen des Umladens auch etwas länger. Das Landschaftsbild in der Gegend ist von bunten, kleinen Obstplantagen geprägt und diese fruchtbare Gegend gilt als eine der grössten “Obstkammern“ Madagaskars. Die Bahnstrecke folgt dem Lauf des langen Faraony-Flusses und bietet wunderbare Panoramablicke Richtung Küstenebene. Viele Landbewohner nutzen den Fluss, um ihre Waren mit der Piroge zum nächstgelegenen Dorf zu transportieren. Er bewässert auch die Reiskulturen und die verschiedenen Obst- und Gemüsefelder in dieser Gegend.

Fianarantsoa bis Manakara mit dem Dschungelexpress
Ab dem Bahnhof Sahasinaka ändert sich die Landschaft schlagartig, das Klima hat sich verändert, wir merken schon die salzige Meeresluft, es ist warm und schwül geworden. Diese kleine Bahnstation hat ihr eigener Charme wegen des auffälligen bunten Marktes und den vielen Essbuden am Strassenrand. Jeden Donnerstag findet hier der grosse Markttag statt. Die zahlreichen Verkaufsstände sind voll mit tropischen Früchten, vor allem die Litschis, die süss und rot am Ende des Jahres in dieser Gegend geerntet werden. Auch Süsswasserfische vom Fluss Faraony werden reichlich auf dem Fischmarkt angeboten.

Kurz nach dem Einbruch der Dunkelheit erreichen wir die letzte Bahnstation von Antsaka, wo die Küstenebene beginnt. Die Bahnlinie durchfährt jetzt die letzten paar Kilometer geradlinig und die Asphaltstrasse RN12 verläuft parallel zur Bahnstrecke. Das Bahngleis kreuzt die Piste des Flugplatzes von Manakara und die ersten Kokospalmen verkünden den Passagieren, dass sie bald in der Küstenstadt Manakara eintreffen, hier ist das Land der Antaimoro- und Antesaka-Volksgruppen. Wir spüren endlich die angenehme und frische Meeresluft des nahen Indischen Ozeans. Am Endbahnhof Manakara warten ungeduldig die Rikschafahrer und die Autochauffeure auf die müden Fahrgäste.

Diese eindrucksvolle Bahnfahrt mit dem Dschungelexpress ist ein Highlight jeder Madagaskarreise, zwar fährt er “moramora“, bzw. “langsam“ oder “immer mit der Ruhe“, aber diese erlebnisreiche Zugfahrt verspricht jedem eine authentische Begegnung mit den Einheimischen.

Dezember 2020, geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Saint Augustin und Sarodrano

2330 – Saint Augustin und Sarodrano

Die Schotterpiste nach Saint Augustin zweigt von der RN7 Richtung Arboretum ab. Der Weg führt vorbei an weissen Sandbuchten gesäumt von ein paar Baobabs und der typischen Trockenvegetation mit Dornengestrüpp.


Nach 20 km erreicht man das friedliche und abgeschiedene Fischerdorf mit einer schönen weiten Bucht am Wendekreis des Steinbocks.

Im Vezo-Dialekt bedeutet Sarodrano, die Region, “wo Trinkwasser schwierig zu finden“ ist und der Name dieses Dorfs trifft die Wirklichkeit in dieser trockenen Gegend. Die Dorfbewohner bekommen nur mühsam ihre Frischwasservorräte, das leicht salzige Wasser müssen sie täglich weit weg aus einem Brunnen schöpfen, der die unterirdischen Zuflüsse der Onilahy-Flussmündung anzapft. Wörtlich bedeutet der Flussname Onilahy der “männliche Fluss“. Dieser Fluss gehört zu den grössten Flüssen des Südens und diese Bezeichnung entspricht den Kräften und der Tapferkeit der hiesigen kriegerischen Volkstämme.

Die Vezo-Ethnien sind die sogenannten “Herrscher des Meeres“ und bewohnen das extrem weitläufige Siedlungsgebiet zwischen Tulear, Morombe und Morondava.
Sie sind halbnomadische Fischer und fahren weit herum auf dem Kanal von Mosambik mit ihren Segel-Auslegerbooten. Dieser Volkstamm mit afrikanischen Zügen hat seine eigenen Sitten und Bräuche. Ihre Grabstätten auf den Sanddünen sind mit erotischen Holzskulpturen dekoriert. Diese Statuen und Grabskulpturen symbolisieren die Brücke zwischen dem irdischen Leben und dem Leben im Jenseits. Auf dem Weg zum Fischerdorf Saint Augustin stösst man auf diese Grabmäler. Merkwürdigerweise sind diese aus aufgeschichteten Korallensteinen gebaut und sollten mit besonderem Respekt betrachtet werden, also nur in Begleitung von lokalen Führern.

Saint Augustin und Sarodrano
Die Bucht von Saint Augustin hiess vor der Ankunft der Ausländer “Anantsono“ oder “Ianantsony“, dies bedeutet auf Deutsch “wo das Boot oder die Piroge ankert, bzw. am Strand bleibt“. Bereits im 15. Jahrhundert war diese schöne Bucht ein Schlupfwinkel der Seeräuber. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde sie von den portugiesischen Einwanderern in Saint Augustin umbenannt, als die Seeleute gezielt auf Madagaskar landeten oder von der Strömung angespült wurden. Die “Vazaha“ oder die Fremden und die Seeräuber begannen sich zunehmend für die Gewürzinsel zu interessieren und wählten diese schöne und grosse Bucht südlich der grossen Stadt Tulear als bevorzugten und praktischen Landeplatz. Zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert wurde sie zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt des Schiffshandels für Gewürze und Sklaven am Kanal von Mozambik. Heute ist Saint Augustin als beliebter Badeort mit verschiedenen Wassersportaktivitäten oder für Bootstouren zu den langen Korallenriffen oder zu den vorgelagerten Inseln bekannt.


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Das Naturschutzgebiet Tsinjoriake wurde im Jahre 2009 mit Hilfe der Deutschen Internationalen Zusammenarbeit (GIZ) errichtet. Es liegt ca. 15 km von Tulear entfernt und wird als “das Tor“ zum Fischerdorf Saint Augustin betrachtet. Vom Tafelberg Andatabo aus hat man einen fantastischen Panoramablick über das umliegende Hinterland und die südwestliche Küste.

Tsinjoriake bedeutet wörtlich “mit Meeresblick“ und bei den verschiedenen Wandertouren über den Tafelberg hat man einen Überblick über die seltenen Sukkulenten in diesem Dornenland, darunter die Xerophyten, also die Pflanzen, die an trockene und regenarme Standorte gut angepasst sind. Das Naturschutzgebiet umfasst auch Mangroven- und Korallengebiete.

Auf einer ruhigen und eindrucksvollen Pirogenfahrt bis zur Bucht von Sarodrano kann man die Fischerdörfer besuchen und mehr über den Alltag der Vezo-Fischer erfahren oder entlang der Mangroven wandern oder die Vogelwelt beobachten.
Dieses Reservat ist ein Refugium der seltenen Rosa Flamingos, von zahlreichen Silberreihern, Graureihern, Mangrovenreihern…. ein wahres Naturparadies für Ornithologen.

Saint Augustin und Sarodrano
Die Grotte von Sarodrano liegt an einem landschaftlich reizvollen Ort und ist die Hauptattraktion von Saint Augustin. Unter einem steilen Abhang liegt ein Becken mit türkisblauem, klarem Wasser, nicht weit vom Meer entfernt. Baden in der Nähe dieser heiligen Quelle sowie im natürlichen Pool ist “Fady“ (tabu).

Dieses Vezo-Fischerdorf sollte im Rahmen eines Entwicklungshilfeprojekts zu einem Solardorf in diesem abgelegenen südlichen Gebiet werden.

Die Vezo-Ethnien praktizieren seit langem die “Fitampoha“ oder die sogenannte “Reliquienwaschung“. Ähnlich wie bei den Famadihana-Totenfesten im Hochland (wörtlich bedeutet diese Sitte “Wendung der Knochen“) wird diese Zeremonie der Reinigung “Königlicher Reliquien“ in regelmässigen Abständen von ca. 10 Jahren gefeiert. Die sterblichen Überreste der Könige oder “Jiny“ im Vezo-Dialekt werden also in neue rote Tücher eingewickelt und in heiligen Behältnissen verwahrt. Rot ist die königliche Farbe und bedeutet Adel, Herrschaft und Kraft. Der genaue Termin dieser grossen Feierlichkeiten wird immer von Astrologen aus dem Stand der Sterne abgeleitet. Rum als Geschenk für die Geister und für die Vorfahren darf nicht fehlen. Vor und während dieser Festtage sind auch viele „Fady“ oder Tabus zu beachten. Nur die Männer dürfen den Innenhof betreten und müssen barfuss gehen Sie dürfen keine Hosen, sondern müssen das traditionelle „Lambaoany“ („Sarong“ oder „Pareo“) tragen. Am Ende der Zeremonie werden die in rotem Tuch eingewickelten Reliquien an der Onilahy-Flussmündung gewaschen und wieder ins Grab gebracht.

Lambaoany sind bunte Baumwolltücher, die die Frauen sowie die Männer um die Hüften wickeln. Sie gelten als Kleidungsstücke für die Küstenbewohner. Das Tuch hat schöne bunte Muster, sogar ein Spruch über die Lebensfreude oder über eine Volksweisheit steht drauf. Einer dieser Sprüche der Vezo-Fischer ist sehr bekannt: „Lakana tsara voatra, mahafaka onja“ wörtlich übersetzt bedeutet dies „ein gut gebauter Einbaum kann die grossen Wellen überwältigen“.

Saint Augustin und Sarodrano
Die Halbinsel von Sarodrano war während der Kolonialzeit ein beliebter Ferienort und Erholungsgebiet. Bei einem Badeaufenthalt an der Bucht von Sarodrano zwischen Juli und September sollte man die Gelegenheit nicht versäumen, das faszinierende Naturschauspiel der Buckelwale zu beobachten, die hier vorbeiziehen. An dieser Südwestküste und besonders in den abgelegenen Orten ist der Nachthimmel besonders klar, so kann man den phantastischen Sternenhimmel der südlichen Halbkugel und besonders auch das “Kreuz des Südens“ bewundern, weitab der Zivilisation ist es ein unvergessliches und ein erhabenes Gefühl.

Dezember 2020; geschrieben von Michael, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Anakao

2320 – Anakao

Die herrlichen Badestrände von Anakao südlich von Tuléar sind in vielen Teilen noch in ihrer Ursprünglichkeit bewahrt.


Die beiden vorgelagerten Insel Nosy Ve und Nosy Satrana sind ein Paradies für Taucher und Schnorchler, auch für Liebhaber von weissem Sand, türkisblauem Wasser und von vielfältigen farbenfrohen Fischen.

Aufgrund der schlechten Strassenverhältnisse an der Südwestküste ist der Zugang zu den weit entfernen Dörfern ziemlich schwierig. Man erreicht sie ausschliesslich per Pirogen, Segel- oder Motorboot ab den grossen Ortschaften wie Tulear oder Saint Augustin (Anatsogno auf madagassisch). Über den Landweg muss man gute 240 km über sandige Piste ab Tulear bis Sarodrano und weiter zum Dorf Anakao zurücklegen, also ein riesiger Umweg.

Nach einstündigem Bootstransfer ab dem Hafen von Tulear zeichnet sich nach und nach das Dorf Anakao ab, draussen auf dem Meer sehen wir die schönen bunten Auslegerboote der Vezo-Fischer und schon bald taucht auch der Strand mit dem weissen Sand unter stahlblauem Himmel auf.

Anakao
Der schöne Badeort Anakao mit seinem menschenleeren und feinen Sandstrand verfügt über eine ganze Palette Unterkünfte der verschiedenen Kategorien. Die Reisenden finden hier vielfältige Freizeitmöglichkeiten wie Schnorcheln, Tauchen, Fischen, Bootstouren zu den Nachbarinseln Nosy Ve oder Nosy Satrana, sogar Buckelwalbeobachtung ist zwischen Juli bis September möglich, denn die riesigen Meeressäuger tummeln sich gern hier. Zum guten Service der meisten Strandhotels gehört der Verleih von Taucherbrillen und Schnorchel. Hier ist das Wasser ruhig und von Mai bis September ist die ideale Reisezeit, da die Westküste um diese Jahreszeit im Windschatten liegt und wegen der geringen Niederschläge das Wasser kristallklar ohne Trübungen bleibt. Zwischen den schönen Korallen wimmelt es von zahlreichen bunten Falter-, Clown-, Drücker- und Feuerfischen. Ein echtes Paradies für Taucher und Schnorchler und eine willkommene Kombination für einen erlebnisreichen Madagaskaraufenthalt.


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Früh am Morgen treffen wir die geschickten Vezo auf ihren Auslegerbooten mit dem weissen rechteckigen Segel. Ihre Pirogen haben sie aus ausgehöhlten Baumstämmen gebaut. Im Vergleich zu ihren Nachbarn, die Mahafaly- und die Bara-Stämme im Binnenland haben sie einen besonderen Hang zum Meer und fahren tagelang sehr weit hinaus bis Toliary und Ifaty oder südwärts bis Beheloka. Das Meer betrachten sie als ihre Heimat, ihre Nahrungs- und Einkommensquelle, denn sie ernähren sich ausschliesslich von ihrem Fischfang in der Lagune zwischen Korallenriff und Strand. Die Mehrheit der Fischer lebt nomadisch auf ihren grossen Auslegerbooten, diese werden nachts zu Zelten umgebaut, da sie tagelange weit weg von ihrer Familie ihr Brot verdienen müssen.

Anakao
Die Vezo sind ein sehr einfallsreicher Volkstamm. Sie nutzen auch den Baobab. Er dient traditionell vielen Zwecken in diesen abgelegenen Regionen. Fasern aus dem Stamm werden verwendet, um Seile herzustellen, auch Gegenstände für den Alltag werden damit gebastelt. Sie flechten damit Körbe und Schlingen, fertigen Sonnenhüte und stellen Saiten für Musikinstrumente her. Ihre bescheidenen Hütten werden mit der aufgeschnittenen und wasserdichten Baobabrinde abgedeckt. Ein Charakteristikum des Baobabs ist, dass das Abziehen der Borke den Baum nicht tötet. Solange lediglich die Rinde abgeschält wird, ist das nicht weiter schlimm, denn sie regeneriert sich innerhalb einiger Jahre.

Mit den biegsamen Fasern der Baobabs stellen die Vezo-Fischer auch ihre Angelschnüre her. Die gefangenen Fische müssen sie aufschneiden und in der Sonne trocknen lassen. Abends werden die grossen Fische zuerst gesalzen und am Lagerfeuer auf Holzgestellen geräuchert. Auf den Dorfmärkten im Landesinneren gibt es gute Gelegenheiten für diese Küstenbewohner, die getrockneten Fische zu verkaufen oder gegen andere Produkte oder Lebensmittel einzutauschen, in den abgelegenen Dörfern ist Tauschhandel noch immer üblich.

Anakao
Wer ein paar Tage in Anakao weilt, muss unbedingt die paradiesische Insel Nosy Ve, etwa 5 km gegenüber der Bucht besuchen. Sie sieht wie ein winziges Eiland aus, doch ihr Riff ist ungefähr 4,5 Kilometer lang und 1,8 Kilometer breit. Dieses Naturschutzgebiet mit kristallklarem und grünblauem Wasser ist einmalig und das vorgelagerte Korallenriff ist unvergleichlich schön und fischreich, deswegen ein echtes Naturparadies zum Tauchen und Schnorcheln.

Besonders interessant ist diese unbewohnte Insel für Ornithologen, weil dort eine Kolonie des endemischen Rotschwanz Tropikvogel (Phaethon rubricauda) ungestört lebt und die Insel Nosy Ve die einzige Brutstätte für diese seltene Art ist. Diese Vogelart wird allgemein auch als „Strohschwanz“ bezeichnet, denn ihr schöner, auffälliger Schwanz besteht aus zwei dünnen roten Strängen. Die jungen Tropikvögel sehen versteckt unter den Büschen aus wie kleine, weisse Daunenbälle. Diese Kolonie ist den Wissenschaftlern seit Ende der 1970er Jahre bekannt. Auch die Strahlenschildkröten, die leider heute vom Aussterben bedroht sind, haben ihr Refugium und Brutplatz auf dieser schönen Insel gefunden.

Die Insel Nosy Ve ist vom Dorf Anakao aus mit kleinen Auslegerpirogen der Fischer leicht zu erreichen. Einst war die Insel ein berüchtigter Ort für den Sklavenhandel und auch als Lagerplatz für wichtige Importprodukte, die europäische Schiffe nach Madagaskar brachten.

Im Gegensatz zur grösseren Insel Nosy Ve wächst auf dieser zweiten vorgelagerten Insel Nosy Satrana mehr Vegetationen und die wenigen Bäume spenden wohltuenden Schatten und Kühle. Sie liegt etwa 6 km südlich von Anakao und ist auch mit türkisfarbenem Wasser umgeben, bei Ebbe kann man diese Insel sogar zu Fuss erreichen, also auch ein guter Tipp für passionierte Schnorchler und Taucher. Diese heilige Insel dient der Sakalava-Volksgruppe als geschützte Grabstätte. Als Besonderheit findet man hier Schalenstücke des ausgestorbenen Riesenvogel Aepyornis, auch Madagaskar-Strauss genannt. Diese 500 kg schweren Laufvögel sind vor rund 500 Jahren ausgestorben.

Anakao
Nach herrlichen und erholsamen Badetagen verlässt man Anakao mit schwerem Herzen und fährt mit dem Motorboot nach Tulear zurück und je nach Stand der Gezeiten müssen die Besucher samt Gepäckstücken mit Zebukarren durch die Schlammebene bis zum Anlegerplatz transportiert werden. Auch dies ist ein schönes, unvergessliches Erlebnis auf der Madagaskarreise!

Dezember 2020; geschrieben von Bodo, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Ifaty

2310 – Ifaty

Wer auf der Suche nach seinem Traumstrand ist, sollte unbedingt den kleinen Küstenort Ifaty an der Südwestküste Madagaskars aufsuchen.


Dieses kleine Fischerdorf liegt entlang der Küste rund 25 km nördlich der Stadt Tulear und ist gut erreichbar über die ausgebaute Nationalstrasse RN9. Ifaty bietet verschiedene Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Bootsausflüge, aber auch verschiedene Wandertouren durch die Dornenlandschaft des tiefen Südens.

Die gut ausgebaute Küstenstrasse ab Tulear nach Ifaty verläuft meistens entlang der Küste zum Kanal von Mozambik, teilweise auch durch den artenreichen Dornenwald. Ein Teil dieser gut asphaltierten RN9 wurde seit 2016 von den Chinesen ausgebaut. Zahlreiche Hotels und Restaurants haben sich im Laufe der Jahre hier auf einem längeren Strandabschnitt angesiedelt.

Ifaty
Ifaty war früher ein kleines und unbedeutendes Fischerdorf nördlich der Stadt Tulear, wegen seiner günstigen Lage, geschützt durch ein Korallenriff. Wegen seines sanft abfallenden Strandes entwickelte es sich zu einem beliebten Erholungsgebiet. Für die botanisch interessierten Reisenden ist der Besuch des Dornenwaldes etwas im Landesinnern ein schönes Erlebnis. Man findet verschiedene Pflanzen, typisch in diesem ariden Gebiet, wie z.B. die Pachypodien, die dicken Baobabs, die Aloen und die dornigen Gebüsche und Sträucher. Die einzigartigen Didieraceen sind kakteenähnlich wirkende Bäume mit wasserspeichernden “Stämmen“, sie dienen den Einheimischen in dieser Region als Kompassbäume. Der Wind kommt nämlich hauptsächlich von Nordwesten aus dem Kanal von Mozambik und die Spitzen dieser dornigen Stämme zeigen immer in Südostrichtung. Die Euphorbien haben holzig dicke Stämme und speichern mehr Wasser als andere Sukkulenten. Wenn man ihre Äste ritzt, quillt eine weisse Flüssigkeit heraus, die bei manchen Arten giftig ist, deswegen gehören diese Sukkulenten zur Gattung der Wolfsmilchgewächse.

Ein holpriges Abenteuer ist eine Tour im Zebukarren durch das Trockengebiet hinter der Küstenpiste. Sukkulenten sind Pflanzen, die die Fähigkeit besitzen, in ihren Blättern und Stämmen über lange Zeit Feuchtigkeit zu speichern. Aufgrund dieser Eigenschaft sind sie für die ethnische Gruppe des Trockenlandes sehr wertvoll, zum Beispiel graben durstige Rinderhirten die Wurzeln einer „Dilochos Fangitsy“ aus und löschen Ihren Durst mit dem darin gespeicherten Wasser. Der Dornenwald bietet eine ganze Reihe von Medizinalpflanzen. Seit Generationen verwenden die Madagassen verschiedene Heilpflanzen in Form von Kräutern, Rinden, Samen, Wurzeln und Blüten für den Eigenbedarf. Diese traditionelle Medizin ist auf der ganzen Insel sehr bekannt und spielt bis heute eine bedeutende Rolle. Sie ist oft die beste und einzige Hilfe bei Krankheiten in den abgelegenen Dörfern, denn die staatlichen Kliniken, Ärzte und Krankenstationen sind für die Landbewohner einfach zu teuer oder schlichtweg aus ihren weit entfernten Dörfern nicht erreichbar.

Ifaty
Auf den Marktständen finden sich immer Heilpflanzen aller Art: diese werden frisch, getrocknet, zermahlen oder eingelegt angeboten. Die verschiedenen Pflanzen haben alle ihre eigene Heilkraft. Sie geben der örtlichen Bevölkerung die Möglichkeit, die verschiedenen Krankheiten zu lindern, Wunden zu heilen, oder Blut zu stillen. Zu diesen wichtigen Heilpflanzen gehören die Aloenarten. Die endemische Aloe in Madagaskar gedeiht besonders im trockenen Süden. Sie ist international bekannt als Heilpflanze und wurde bereits von der Pharmaindustrie entdeckt. Sie gehört zur Familie der Liliengewächse und trägt nach der Regenzeit eine schöne, feuerrote Blüte. Schon lange haben die Einheimischen die wohltuende Heilkraft dieser Medizinalpflanze entdeckt. Sie verwenden das kühle, beruhigende Gel ihrer Blätter zur Behandlung von Verbrennungen und Wunden, es ist auch ein gutes Pflegemittel für die Haut und für die Haare.


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Der Besuch des Dornenwaldes ist besonders eindrucksvoll kurz nach der Regenzeit zwischen April und Juni. Da erlebt der Besucher das Wunder der Natur, eine wahre Explosion an grünen Blättern und vielen verschiedenen Blüten. Leider ist dieses botanische Paradies an vielen Stellen durch die wachsende Bevölkerung schwer bedroht. So ist vor Ort ein privates Reservat entstanden, um den letzten Flecken der Primärwälder mit ihrer einzigartigen Fauna und Flora zu schützen. Wer ein paar Tage an den schönen Stränden von Ifaty weilt, wird sich über einen beeindruckenden Besuch des Reniala Naturreservates freuen. Wörtlich übersetzt bedeutet der Name “Reniala“ “Mutter des Waldes“, gemeint ist der Baobab oder Affenbrotbaum, denn dieser Riesenbaum ragt aus den anderen Bäumen empor in den Himmel und ist besonders eindrucksvoll.

Dieses rund 60 ha grosse private Schutzgebiet schützt die letzten Areale der Primärwälder im Süden und liegt nicht weit des Mangily Fischerdorfes entfernt. Es wurde im Jahr 2000 als botanischer Garten und gleichzeitig als ornithologischer Park errichtet und beherbergt ein paar typische Baobabarten in dieser Region, darunter ein riesengrosses Exemplar mit rund 13 Metern Umfang. Auch die faszinierende südliche Trockenvegetation mit den artenreichen Sukkulentenpflanzen und Dornengestrüpp sind hier zu entdecken. Es gibt sogar eine spezielle ornithologische Tour im Reniala Park. Wegen der ständigen brütenden Hitze ist es für Vogelkundler sinnvoll, früh am Morgen gegen 5:30 Uhr der Madagaskarhöhlenweihe einen Besuch abzustatten. Ebenso den endemischen Vögeln wie den Sichelschnabelvangas, den Weisskopfvangas oder den Paradiesvögeln.

Ifaty
Die Auffang- und Zuchtstation für die endemischen Strahlenschildkröten (Astrochelys radiata) und die Spinnenschildkröten (Pyxis arachnoides) sind ebenfalls eine Attraktion in diesem Vezo-Fischerdorf, in direkter Nachbarschaft zum Reniala Reservat. “Le village des Tortues“ oder “das Schildkrötendorf“ wurde von nationalen und internationalen Institutionen wegen der Zerstörung ihrer Lebensräume, aber besonders wegen der illegalen Ausfuhr dieser geschützten Reptilien errichtet. Nach dem Aufenthalt in einer Quarantänestation werden die Tiere je nach Alter in Gehegen gepflegt, um später wieder in die freie Natur ausgewildert zu werden.

In der gleichen Richtung auf der RN9 etwa 12 km nördlich von Tulear führt der Weg zu einem “Mangrovenreservat“ oder der “Honko“ im Vezo-Dialekt. In Madagaskar werden leider die Mangroven von den Einheimischen abgeholzt, um Landwirtschaftsfläche und Baumaterial für ihre Hütten zu gewinnen oder das Holz für Zaunpfähle und auch für Brennholz zu verwenden. So wird dieses wichtige und ökologische Hilfsprojekt in enger Zusammenarbeit mit einer belgischen Organisation seit 2008 verwaltet, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Die Luftwurzeln der Mangroven bieten Schutz und Nahrung für zahlreiche Lebewesen wie Wasservögel, Krebse und Garnelen. Etwa 600 ha des Areals wurden von der Bevölkerung wieder aufgeforstet und man kann auf einem etwa zwei Kilometer langen Steg zu Fuss durch die Mangrovenfläche und das Feuchtgebiet gehen. Die Mangrovenwälder spielen eine wichtige Rolle bei der Befestigung der Küsten Madagaskars. Sie wachsen in schlammigen Flussdeltas und im Brack- oder Salzwasser in Lagunen. Auf einer Pirogenfahrt durch die Mangrovengürtel kann man verschiedene Wasservögel wie der jagende kleine Eisvogel, der orange- und blaufarbene Malachiteisvogel (Kingfischer oder auf madagassisch „Vintsy“) oder der Grau- und Mangrovenreiher aus der Nähe sehen.

Ifaty
Interessant sind auch Bootsausflüge zu den umliegenden Vezo-Fischerdörfern. Die Vezo-Ethnien sind halbnomadische Fischer und stammen ursprünglich von den Sakalava- und Antanosy-Volksgruppen in der Region zwischen Tulear und Morondava ab. Die Madagassen sagen: „Der Vezo lebt mit dem Rücken zum Land und dem Gesicht zum Meer“, denn er hat einen ausgesprochenen Hang zum Ozean, seinem Arbeitsplatz und seinem Lebensraum. Sein Boot heisst „Lakana“ auf madagassisch und wird traditionell aus hartem Mangrovenholz ausgehöhlt. Diese mutige Volksgruppe segelt wochenlang mit Auslegerbooten aufs Meer hinaus und campiert auf den unbewohnten Inseln oder in der Nähe der fremden Dörfer. Diese Meeresnomaden fischen tagsüber mit Netzen, Speeren und Reusen und lassen ihren Fang an der Sonne trocknen. Nach ein paar Tagen kehren sie in ihr Heimatdorf oder zum nächsten grossen Markt zurück, verkaufen die getrockneten Fische oder tauschen diese gegen andere Lebensmittel ein.

Der weisse Sandstrand von Ifaty ist ein beliebtes Erholungsgebiet, auch wegen des ganzjährig sonnigen Klimas. Dieser Badeort ist auch eine bedeutende Zwischenstation für die Ruhesuchenden auf der RN9. Viele Strandhotels laden zum Erholen und zum Wassersport ein und das weit draussen liegende Korallenriff und die guten Tauchreviere sind mit dem Motorboot erreichbar. Tauchausrüstungen werden von den vielen Wassersportzentren ausgeliehen, auch Tauchkurse werden angeboten.

In Ifaty kann man auch faszinierende Buckelwalbeobachtungen auf Bootsausflügen erleben. Jedes Jahr zwischen Juli und September ziehen hunderte Buckelwale durch den Indischen Ozean, um nach Partnern zu suchen und um ihre Jungen zu gebären, bevor sie dann wieder in die Antarktis zurückschwimmen. Die Gegend liegt auf ihrer Migrationsroute zu planktonreichen Meeresgründen weiter im Norden. Das faszinierende Schauspiel dieser Meeressäugetiere in dieser Region zu bewundern ist ein Erlebnis des Lebens.

Dezember 2020; geschrieben von Fanasina PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Tulear-Toliara

2300 – Tulear Stadt

Tulear ist die wichtigste Hafenstadt und Verwaltungshauptstadt der Region an der Südwestküste. Sie liegt am Kanal von Mozambik zwischen dem Fiherenana Fluss und der breiten Flussmündung Onilahy.


Tulear ist auch ein sehr guter Ausgangspunkt zu einigen Badeorten oder auch zu den abenteuerlichen Reiserouten zum „Land der Baobabs“. 

Der Stadtname Toliara sei durch ein sprachliches Missverständnis entstanden. Als ein Seefahrer im 19. Jahrhundert zum ersten Mal an die Südwestküste der Insel kam und nach dem Namen der Bucht und des Fischerdorfs fragte, hatte der Einheimische seine Sprache nicht verstanden und dachte, der Fremde wollte wissen, wo er sein Boot ankern dürfte. So hat der Fischer ihm in seinem Mahafaly-Dialekt geantwortet: „Toly eroa“, was wörtlich bedeutet „Mach es da unten fest“, daraus entstand dann der Name “Toliary“. Die Franzosen nannten die Stadt während der Kolonialzeit in “Tulear“ um. Eine andere Version für die Herkunft des Stadtnames Tulear findet man in der Dialektsprache „Tolya ara“, was auf deutsch bedeutet „durch Riffe geschützt“, denn die südlichen und die nördlichen Küstenabschnitte sind tatsächlich von ausgedehnten Korallenriffen umgeben.

Tulear-Toliara
Tulear gehört auch zur geheimnisvollen Region des “Dornenwaldes“, wo die grünen Kakteen sich wie stachelige Finger in den stahlblauen Himmeln erheben und wo die tapferen und kriegerischen Ethnien ihre kunstvollen „Aloalo“ Holzfiguren und Holzstelen auf den Gräbern errichten. Tulears damalige Geschichte ist mit der Ankunft der ersten Piraten in der südlichen Region eng verbunden, die die Bucht Saint Augustin als beliebter Zufluchtsort ausgewählt hatten. Die Piraten trieben dort Sklavenhandel und Silber und Perlen wurden gegen Fleisch und Obst ausgetauscht. Im 16. und im 17. Jahrhundert, als sie sich zunehmend für Gewürze interessierten, wurde die Saint Augustin-Bucht, südlich der heutigen Stadt Tulear, ein bevorzugter und praktischer Landeplatz, um Vorräte und Exportprodukte zu laden.

Heute gilt die Stadt Tulear ebenfalls als die wichtigste Hafenstadt an der Westküste Madagaskars. Im weitläufigen Stadtzentrum befinden sich die Verwaltungsgebäude, Banken, das Postamt, das Büro von Air Madagaskar und verschiedene Läden. Unter dem grossen schattenspendenden Tamarindenbaum sitzen die Fischverkäufer und auf dem Handwerksmarkt werden die hölzernen Kunsthandwerksprodukte angeboten, dabei sind die Baobabs, die Zebus, die Aloalo Stelen und die Chamäleons sehr beliebte Motive. Das wichtigste Handelszentrum des Südens ist auch ein Ort für den Import und Export verschiedener Produkte wie Baumwolle, Mais, Erdnüsse, Fisch und Meersalz.

Tulear-Toliara
Tulear liegt am Wendekreis des Steinbocks in der trockenen Klimazone der Südwestküste mit sehr geringen Niederschlägen. Bei der kurzen Regenzeit zwischen Januar und März beträgt die mittlere Niederschlagsmenge nicht einmal 344 mm, die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen zwischen 25 und 35° C und wegen des andauernden strahlenden Sonnenscheins bekam Tulear den schönen Spitznamen “die Stadt der Sonne“. Daraus kommt auch der Ausdruck des Mahafaly-Stammes: „Toliary tsy miroro“ wörtlich übersetzt „Toliara schläft nicht“. Bei nur 3 Monaten Regenzeit sind leider die Flüsse und Bäche in der Gegend monatelang ausgetrocknet und die Dorfbewohner haben ständig Schwierigkeiten, sauberes Trinkwasser zu finden, so müssen sie Wasser aus weit entfernten Gegenden holen, wo sich auch ihre Zebuherden und die anderen Tiere aufhalten.


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Die Vezo-, Mahafaly-, Sakalava- und Antandroy-Volksgruppen sind die Küstenbewohner an dieser Südwestküste. Die Vezo leben vorwiegend vom Fischfang und im Vergleich zu den anderen Volksgruppen haben sie einen besonderen Hang zum Meer und fahren sehr gern weit hinaus. Sie sind viel unterwegs auf ihren Pirogen aus ausgehöhlten Baumstämmen, die mit einem Ausleger und einem rechteckigen Segel ausgestattet sind. Sie sind auch Nomaden und tauschen oft mit den anderen Ethnien Fische oder Meeresfrüchte gegen andere Lebensmittel wie Mais, Maniok oder Süsskartoffeln.

Die alten und riesigen Bäume in Madagaskar haben immer eine kulturelle Bedeutung für die Madagassen. Die heiligen Banyan-Bäume von Miary, 17 km nordöstlich von Toliara, gehören in die Mythen- und Legendenwelt in der Umgebung von Tulear. Diese beeindruckenden Feigenbäume mit zahlreichen langen Luftwurzeln werden seit Jahrhunderten von den Einheimischen verehrt und sollen heilende Kräfte haben, so dass die Kranken hierher kommen, um sich Linderung vom Übel zu erbitten. Das Areal um diese Bäume darf nur barfuss und in Begleitung des Lokalguides betreten werden und eine Flasche Rum ist ein willkommenes Geschenk für die Vorfahren und die Geister.

Tulear-Toliara
Das Arboretum von Antsokay rund 14 km südlich von Tulear an der RN7 gehört zu den Hauptattraktionen am Stadtrand und erweist sich als ein interessantes Ausflugziel für die Besucher. Das Schutzgebiet umfasst etwa 50 ha, rund 7 ha davon sind für Botaniker besonders interessant. Der Erdboden in dieser Gegend besteht aus Kalk und Sand, daraus stammt der Name der Region “Antsokay“, was wörtlich übersetzt bedeutet “die Gegend mit Kalkboden“. Ein Teil des Kalksteins stammt aus der Kreidezeit, ist also 100 Millionen Jahre alt, so wurden zahlreiche Fossilien und Knochen des legendären ausgestorbenen Riesenvogel „Aepyornis“ in dieser südlichen Region entdeckt.

Diese wertvollen Funde, auch schöne Exemplare von Mineralien und kulturelle Gegenstände (zum Beispiel Musikinstrumente, Tracht oder Waffen) der hier lebenden Ethnien Vezo, Mahafaly und Antandroy sind im sehenswerten Museum ausgestellt.

Der verstorbene Schweizer Hermann Petignat hat dieses Areal im Jahre 1980 gegründet und die Flora des trockenen Südens erforscht, kultiviert und vermehrt, da viele der über 900 endemischen Pflanzenarten wegen der ständigen Buschfeuer leider vom Aussterben bedroht sind. In diesem regenarmen Klima gedeihen die Dornensträucher, die Didieraceen, die Aloen, die Pachypodien und Gattungen der Wolfsmilchgewächse wie die Euphorbien. Das merkwürdigste Phänomen sind jedoch die klimaangepassten Umwandlungen von kleinen Blättern zu Dornen, was zu einem fast undurchdringlichen Dornendickicht führt.

Sein Sohn Andry Petignat hat das Werk seines Vaters fortgeführt und somit ist der Besuch des Parks ein Muss für jeden botanisch interessierten Reisenden.

All diese Wunderwerke klimatischer Anpassung sind im Arboretum zu finden, so dass Wissenschaftler und Biologen, sowie Tierfreunde und Vogelkundler von diesem Park sehr begeistert sind. Das Gelände verfügt auch über mehrere, sehr schöne Bungalows und eine Übernachtung in den geschmackvoll eingerichteten Zimmern der „Auberge de la Table“ kann man wärmstens empfehlen.

Kurz vor dem Abendessen, wenn es dunkel wird, kann man den kleinsten Primaten der Welt, den niedlichen Mausmaki mit nur etwa 50 Gramm Gewicht, in einer Astgabel der Dornengebüsche mit einer guten Taschenlampe leicht finden. Auch die Tageswandertouren kurz nach Sonnenaufgang erweisen sich wegen der Vogel- Reptilien- und anderen Tierbeobachtungen als interessant.

Tulear-Toliara
Der Besuch des ozeanografischen Museums “Musée de la Mer“ oder „Station Marine“ ist ebenfalls zu empfehlen. Hier hat man einen Überblick über die faszinierende Meereswelt und das Marineleben im Kanal von Mozambik. Auch findet man einen Bericht über den vor Tulear gefangenen Quastenflosser, der bis zu diesem Fund nur als Fossil von den Küsten der Nachbarländer Komoren und Südafrika bekannt war. Das ausgestopfte Tier ist in diesem Meeresmuseum zu bestaunen.

Das ethnologische Museum über die Volksgruppen Mahafaly, Sakalava und Vezo befindet sich nicht weit vom Tourismusbüro am Marktplatz. Die Studenten der Universität von Tulear hatten die gute Idee, einen Bericht über die einzigartigen Kunstwerke, wie die kunstvoll geschnitzten Statuen, Schnitzereien, Musikinstrumente und Masken zu machen. Sie haben auch die Kultur und die Lebensweise der hier lebenden Volksgruppen erforscht. Die traditionelle Musik und der Tanz spielen immer eine grosse Rolle bei jeder Familienzeremonie, wie bei Hochzeiten, Begräbnissen oder bei einer einfachen Dorfversammlung. Die beherrschenden Instrumente im Süden der Insel sind die kastenförmigen Mandolinen oder „Kabosy“ auf madagassisch, die selbst gebastelten Bambusflöten oder „Sodina“ und vor allem die Trommeln oder „Amponga oder auch „Djembe“, sie erklingen fast überall zur rhythmischen Begleitung von Gesang und Melodieinstrumenten.

Diese afrikanischen Einflüsse findet man vor allem in den Küstenregionen bei den Mahafaly-, Bara-, Sakalava-, Vezo- und Antandroy-Ethnien. Diese Südmadagassen sind zähe dunkelhäutige Menschen mit afrikanischen Gesichtszügen, gewohnt an die Härten des Lebens in einer Region, wo nur selten Regen fällt und wo es eine ständige Herausforderung ist, gegen Zebudiebe zu kämpfen und natürlich Wasser und Weideland für die grossen Zebuherden zu finden.

Tulear-Toliara
Tulear ist ein guter Ausgangspunkt für einen Badeurlaub in Ifaty mit den herrlichen Sandstränden und den vielen Wassersportmöglichkeiten oder zum abgeschiedenen und erholsamen Badeort Anakao, ebenfalls ein Paradies für die Taucher und Schnorchler. Von Tulear aus ist auch ein Binnenflug möglich, so gelangt man aus diesem tiefen Süden sehr rasch zurück in die Hauptstadt.

November 2020; geschrieben von Koloina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker www.madagaskarhaus.ch

Isalo – Tulear

2240 – Isalo – Tulear

Heute verabschieden wir uns von der Isalo-Wunderwelt und fahren Richtung Südwestküste bis zum Kanal von Mozambique. Unser heutiges Etappenziel ist die Küstenstadt Tulear, die am Ende der Nationalstrasse RN7 liegt.


Neben der Saphirgräberstadt Ilakaka sind auch die bunt bemalten Mahafaly-Gräber unterwegs zu bestaunen. Die Wandertouren durch den Zombitse-Nationalpark und durch das Arboretum zählen zu den besonderen Ausflügen entlang dieses Streckenabschnitts. Unterwegs erfahren wir viel über die Kulturen, über das Leben und über die Sitten und Bräuche der Bara-, Mahafaly- und Vezo-Volkstämme.

Nach der erlebnisreichen Wandertour durch die trockene Berglandschaft des Isalo Gebirges verlassen wir das kleine Städtchen Ranohira der Bara-Volkstämme und fahren schnurgerade Richtung Südwesten über die gut ausgebaute RN7. Die Luft wird merklich wärmer und feuchter. Nach ein paar Kilometern verändert sich die Landschaft schlagartig: Hinter Ranohira werden die zerklüfteten Berge von Wiesen mit abgeflachten Bergen abgelöst und in den weiten Grassavannen und der Steppenlandschaft wachsen die hohen Büsch- und Kaktuswälder, die in der Regenzeit mit einem kräftigen Grün überzogen sind.

Die endemischen Satrana-Palmen (Bismarkia nobilis) sind sehr widerstandfähig gegen die ständigen Buschbrände in dieser wasserarmen Region. Am Rande der Nationalstrasse gedeihen die schönen, dekorativen Vakaka-Palmen (Pandanus pulcheri) und entlang der wenigen Bachläufe, die das trockene Gebiet durchziehen, wachsen die heimischen Schraubenpalmen.

Isalo – Tulear
Nach 30 km erreichen wir die berühmt-berüchtigte Saphirstadt Ilakaka. Nachdem Zebuhirten im Jahre 1990 bei diesem kleinen Dorf zufälligerweise einen wertvollen “Blauen Stein“ gefunden hatten, brach hier der grosse Saphirrausch aus. Aus der ganzen Region kamen alle, um hier ihr Glück bei der Suche nach diesen teuren Edelsteinen zu machen. Seitdem wuchs das unbedeutende Dorf in rasantem Tempo, sogar fremde Aufkäufer aus Europa, aus Asien und vor allem aus Sri Lanka haben sich in der Saphirstadt angesiedelt. Sehr rasch verbreitete sich die Kunde über die Edelsteinfunde, so dass die Einwohnerzahl seitdem fast jedes Jahr um ca. 10’000 anstieg. Heute leben hier mehr als 60’000 Einwohner. Ilakaka selbst gilt als das wichtigste Saphir-Abbaugebiet von ganz Madagaskar. Schliesslich sind Saphire sehr kostbare Steine, ihr Wert liegt auf Rang 2, gleich nach den Diamanten. Viele Verkaufsbuden, Lehmhütten, Garküchen und einfache Unterkünfte reihen sich beidseits der Nationalstrasse und wenn man einen Blick ins Hinterland wirft, entdeckt man eine Mondlandschaft von Erdhaufen und Löchern, gegraben von tausenden von Schürfern.

Auf dem weiteren Weg immer Richtung Südwestküste, rund 80 km vom Dorf Ilakaka entfernt, erreichen wir den grünen Zombitse Vohibasia Nationalpark. Dieser Trockenwald ist ein sehr interessanter Zwischenstopp für Naturfreunde. Das Schutzgebiet umfasst ein etwa 363 km² grosses Gebiet. Es leidet leider unter der fortschreitenden Entwaldung wegen der traditionellen Bandrodung und auch wegen des Saphirabbaus. Der Nationalpark besteht insgesamt aus drei voneinander isolierten Schutzzonen, die bereits seit 1997 bestehen: das Trockenwaldgebiet von “Zombitse“, was wörtlich “dichter Wald“ bedeutet, das Savannengebiet von “Vohibasia“ (“Hügel der Pistolen“) und schliesslich der Bereich “Isoky Vohimena“. Der WWF setzt auf Ökotourismus und bemüht sich, diesen ursprünglichen Trockenwald vor der Abholzung zu bewahren. Erst im Jahre 2002 wurden die beiden Gebiete Zombitse und Vohibasia gemeinsam als Nationalpark deklariert.

Der Vogelbeobachtung ist eine der Hauptattraktion in diesem Schutzgebiet. Fast 47% aller endemischen Vogelarten Madagaskars, mehr als 80 Arten, lassen sich im Park beobachten: darunter die Appertbülbül (Phyllastrephus apperti), der Madagaskarkauz (Ninox superciliaris), der Riesenseidenkuckuck (Coua Gigas), der Hirtenregenpfeiffer (Charadrius pecuarius) und das Madagaskar-Flughuhn. Bei den Wandertouren während der Tagesdämmerung begleitet uns das fröhliche und vielstimmige Gezwitscher der verschiedenen Vögel und mit Hilfe des ortskundigen Führers sind auch die weissen Larvensifaka oder die Braunen Lemuren anzutreffen. Ein Besuch in diesem abgelegenen Nationalpark ist ein unvergessliches und einzigartiges Naturerlebnis. Die Landschaft des Zombitse-Vohibasia Nationalparks zeichnet sich nicht nur durch ihre Fauna und Flora, sondern auch durch ihre geologische Besonderheit aus. Der Park steht an der geologischen Grenze zwischen dem Kalksteingebirge und dem Massiv aus kieselartigem Sandstein, der aus der Isalo-Formation stammt.

Im Park kommen auch Pflanzenliebhaber auf ihre Kosten. Neben den seltenen Madagaskar-Palmen, den zahlreichen Sukkulenten und der Heilpflanze Aloe Vera lassen sich auch unterschiedliche Orchideen bestaunen. Die riesigen und dickstämmigen Baobabs sieht man schon vom weiten und wegen ihrer eindrucksvollen Erscheinung werden diese Riesenbäume auch die “Verkehrtherum-Bäume“ genannt. Sie sind Wahrzeichen von Madagaskar und an der Südwestküste werden sie in der Nähe der Mahafaly-Gräber gepflanzt und gelten als besonders heilig. Im Schatten dieser “Reniala“ (“Mutter des Waldes“) breitet sich immer eine angenehme Kühle aus und so können wir hier am Mittag unser Picknick geniessen.


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Auf der Insel Madagaskar findet man sechs endemische Baobabarten. Ihre gigantischen Stämme können Unmengen Wasser speichern, sodass die Baobabs bei extremer Trockenheit bis zu drei Jahre ohne Wasser überleben können. Die Einheimischen in den abgelegenen Dörfern benutzen dann diese sogenannten “Flaschenbäume“ als Wasserreservoir und verzehren die schmackhaften und nussartigen Früchte, die sehr reich an Vitamin C sind. Viele Baobabarten sind vielseitig verwendbar: Sie dienen als Rohmaterial für die Herstellung von Seilen, Körben, Hüten und Saiten für Musikinstrumente. Aus den frischen Blättern erhält man schmackhaftes Gemüse und aus den Samen werden wertvolles Öl und herrlich erfrischende Getränke hergestellt.

Isalo – Tulear
Die bunt bemalten Mahafaly-Gräber am Rand der Nationalstrasse stechen sofort in die Augen und unser Fahrer weiss genau Bescheid, welche Grabstätten am Rand der Strasse fotografiert werden dürfen. Die Mahafaly-Volkstämme bedeuten wörtlich “die glücklich Machenden“ oder “die Tabus machen“ oder “aus der verbotenen Gegend“. Die meisten sind Bauern und während der kurzen Regenperiode pflanzen sie hautsächlich Mais, Maniok und Süsskartoffeln in dieser trockenen Gegend an. Wegen des Wassermangels sind sie noch heute Nomaden und bewegen sich von Zeit zu Zeit, je nach der Erntezeit und je nach dem ersten Einsetzen des Regens. Im Gegensatz zu ihren Nachbaren, den Bara-Volkstämmen, ist die Aufzucht von Zebus für die Mahafaly weniger von Bedeutung.

Die Mahafaly-Ethnien sind besonders bekannt für ihre individuellen, bunt bemalten Grabmäler, so dass ihre eindrucksvollen Gräber am Rand der Nationalstrasse immer reges Interesse bei den Reisenden wecken. Es handelt sich um rechteckige grosse Grabstätten, die mit kunstvoll geschnitzten Grabstelen und Holzfiguren oder “Aloalo“ und mit vielen Zebuhörnern geschmückt sind. Die aufwendigen Malereien geben häufig Auskunft über das Leben oder über die Vorlieben des dort Bestatteten, vielleicht auch über seine Träume, denn auf den Grabstätten sind manchmal Bilder von Flugzeugen, Hubschraubern und Schiffen dargestellt.

Im irdischen Leben wohnt der Mahafaly-Volkstamm erstaunlicherweise in ärmlichen und windschiefen Hütten, nach dem Tod errichtet die Familie für den Verstorbenen ein aufwendiges Grabmal, denn das irdische, materielle Leben als Mensch ist für ihn unbedeutend, wichtig ist, dass wenn er stirbt, er auf dem Weg zu einem “gottähnlichen Geisteswesen“ wird, das seine lebenden Nachfahren vor Unglück bewahrt. Bei der Beerdigungsfeier gibt es ein richtig üppiges Festmahl, so dass viele Zebus für die ganze Familie, sogar für das ganze Dorf geschlachtet werden. Die vielen Zebuhörner, die später die Grabstatt des Verstorbenen schmücken, zeigen seinen Rang, sein Ansehen und vor allem seinen Reichtum.

Nach einer grossen Linkskurve taucht endlich am Horizont das Blau des Ozeans auf. Die modernen und fest gebauten Häuser erscheinen nun auch beidseits der Strasse. Rund 17 km nordöstlich von Tulear begrüsst uns vom Weiten ein auffälliger Tafelberg am Eingang der Stadt. Das interessante Arboretum, ein kleines Naturparadies für Botaniker, hat der Schweizer Naturfreund Hermann Petignat im Jahre 1980 gegründet, hier kann man sich einen Einblick auf die artenreichen Sukkulenten, Aloen, Dornensträucher, Didieraeceen und Euphorbien verschaffen, die dem dürren und trockenen Klima im Südwesten Madagaskars ausgesetzt ist.

Es ist nicht mehr weit bis zur Hafenstadt Tulear, ein bedeutendes Handelszentrum am Kanal von Mozambique. Der Stadtname Toliary bedeutet im madagassischen Dialekt: “wo man ankern kann“ oder “wo man das Boot festmachen kann“. In der Kolonialzeit haben die Kolonisten diesen Namen später als Tulear ins Französische übersetzt.

Isalo – Tulear
Tulear selbst hat leider keinen Strand, nur Mangrovensümpfe und Schlick. Nördlich der Stadt befindet sich der berühmte Strand von Ifaty und in rund einer Stunde Bootsfahrt Richtung Süden der Hafenstadt erreicht man die erholsame und wunderschöne Bucht von Sarodrano und Anakao. Beide Badeorte haben feine weisse Sandstrände und sind durch ein ausgedehntes Korallenriff geschützt. Diese Orte sind natürlich auch gute Orte für abwechslungsreiche Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln, Baden, Surfen. Buckelwalbeobachtungen zwischen Juli bis September sind an dieser Südwestküste ebenfalls möglich. An diesen palmengesäumten Stränden am Kanal von Mozambique erleben wir die glühenden Sonnenuntergänge und geniessen endlich die Ruhe nach einer wochenlangen, erlebnisreichen Tour!

November 2020; geschrieben von  Fanasina, PRIORI Antananarivo
Redigiert von Peter Elliker PRIORI Madagaskarhaus Basel